Strand in Sicht! - S. Fischer Verlage

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Unverkäufliche Leseprobe des Fischer Taschenbuch Verlages
Kirsten Khaschei
Strand in Sicht!
Der ultimative Guide für den perfekten Familienurlaub
Preis € 8,95 SFR 16,50
256 Seiten, Broschur
ISBN 978-3-596-17559-8
Fischer Taschenbuch Verlag
Gattung: Sachbuch
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Verwendung in elektronischen Systemen.
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2007
Am Meer – Wellen, Brandung
und gute Laune
Endlich am Meer! Da funkelt es einladend in der Sonne,
breitet sich aus bis zum Horizont und noch viel weiter. Zeit haben, durchatmen. Vorsichtig einen Fuß
ins Wasser stecken. Ist es noch zu kalt zum Baden?
Egal. Einander an den Händen fassen und sich in die blauen
Fluten stürzen. Jauchzen, Luft holen, untertauchen, durchs klare
Wasser gleiten … Oder am Flutsaum spazieren gehen, zuhören, wie die
Brandung rauscht, Muscheln suchen … Zwischen Felsen oder Dünen
herumklettern. Mit einem Schiff über das Meer fahren. In tropischen
Gewässern die faszinierende Welt unter Wasser erkunden …
Seit Millionen von Jahren gibt es Ozeane auf unserem Planeten; die
Weltmeere bedecken siebzig Prozent unserer Erde. Von der Wasseroberfläche bis in Tausende von Metern Tiefe, von den Küstengewässern
bis zur Hochsee gibt es eine unglaubliche Vielfalt an Lebensräumen
und Meerestieren. Die Menschen und das Meer verbindet eine ganz
besondere Beziehung: Immerhin bestehen auch wir aus siebzig Prozent
Wasser. Und unsere »Vorfahren« – einzellige Organismen, die schon
vor über drei Milliarden Jahren lebten – kamen einst ebenfalls aus dem
Meer.
Doch obwohl die großen Meere mehr als zwei Drittel der Erdoberfläche bedecken, bestehen nur zweieinhalb Prozent des Wassers weltweit aus trinkbarem Süßwasser. Davon geht allerdings – dank eines
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einzigartigen Wasserkreislaufes – kein Tröpfchen verloren: Die Sonne
lässt das Wasser zu Wolken verdunsten, es fällt als Regen wieder auf
den Boden oder gefriert zu Eis. Wasser ist also das einzige Element auf
der Erde, das flüssig, gasförmig oder fest vorkommt. Sogar wenn ein
Mensch atmet, bildet er dabei Wasserdampf. Das kann man ausprobieren, indem man einfach gegen eine Fensterscheibe haucht. Schaut
man genauer hin, wird man feststellen, dass der Atem aus winzigen
Wassertröpfchen besteht …
Auch die tief blauen Ozeane bestehen aus Millionen und Abermillionen von Wassertropfen, ebenso wie die Nordsee, die oftmals eher grünblau schimmert. Oder die Südsee mit ihrem traumhaft türkisblauen
Wasser. Doch wie kommt es eigentlich, dass die Meere so verschiedenfarbig aussehen können, obwohl sie doch alle aus Wasser bestehen?
Das liegt daran, dass sich die Farbe der sichtbaren Wasseroberfläche aus zwei »Teilen« zusammensetzt: der Farbe der Schwebstoffe im
Wasser sowie der reflektierten Farbe des Himmels. Das Meerwasser
der tropischen Ozeane ist zum Beispiel fast frei von Schwebstoffen und
Plankton, sodass es das reine Himmelsblau widerspiegelt. Zudem steht
die Sonne sehr hoch am Himmel, sodass ihr Licht tief in das Wasser
eindringen und dabei in blaues Licht »umgewandelt« werden kann.
In der nährstoffreichen Nordsee gibt es dagegen viel Plankton, und oft
wirbeln Stürme noch zusätzliche Schwebstoffe aus den Küstengewässern auf, die das Nordseewasser trüben. Spiegelt sich nun der blaue
Himmel darin, so entsteht eine Farbmischung aus Planktongrün und
Himmelblau.
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Wissenswertes
Woher kommen eigentlich die Wellen?
Wellen plätschern ruhig und stetig an den Strand. Sind
sie etwas höher, kann man herrlich in die Brandung
hüpfen und über jede neue Welle springen. Das Meer
ohne sein ewiges An- und Abrollen? Undenkbar! Damit
Wellen entstehen, muss eine Energieübertragung stattfinden. Dabei wirken verschiedene Kräfte auf das Wasser ein wie die Energie des
Windes oder die Anziehungskraft des Mondes. Wer schon einmal einen
Stein in einen See geworfen hat, kennt dieses Phänomen. Die Krafteinwirkung des Steins schiebt das Wasser in die Höhe, die Erdanziehungskraft zieht es wieder zurück – so entsteht die Wellenbewegung. Den
höchsten Punkt einer Welle nennt man Wellenkamm, den niedrigsten
das Wellental.
Im Meer gibt es unterschiedliche Wellentypen. Für die Gezeitenwellen ist erstens die Anziehungskraft des Mondes verantwortlich und
zweitens die Fliehkraft, die entsteht, wenn sich Erde und Mond um
ihren gemeinsamen Schwerpunkt drehen. Für die Rossbywellen ist der
Wind die treibende Kraft; »zurückgezogen« werden sie durch die Erddrehung. Diese Rückziehungskraft ist je nach Breitengrad und Wassertiefe unterschiedlich stark und dadurch entstehen Meeresströmungen,
die ihre Richtung immer wieder wechseln.
Wellen können haushoch werden; selbst auf der Ostsee haben Besatzungen von Rettungskreuzern schon zehn bis fünfzehn Meter hohe
Wellen gesichtet. Sie entstehen durch das Überlagern verschiedener
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Wellensysteme. Seeleute nennen diese übergroßen Wellen Kaventsmänner. Die Wellenhöhe wird übrigens in mehreren Schritten ausgerechnet: Zunächst wird die Höhe aller Wellen mit so genannten Seegangsbojen gemessen, dann werden die Daten nach Höhe sortiert. Aus
dem höchsten Drittel wird ein Durchschnitt errechnet. Windgeschwindigkeit und -richtung, Wassertiefe sowie Dauer und Strecke, die der
Wind ungehindert über das Meer streichen kann, bestimmen letztlich
die Wellenhöhe.
Die »maximalen Wellenhöhen« sind in den Seegangstabellen der
ozeanographischen Handbücher festgehalten. Danach sind 32 Meter
hohe Wellen möglich, wenn sich ein Sturm mit Windstärke 10 Beaufort
mindestens drei volle Tage lang über einer freien Seestrecke von 1570
Seemeilen (etwa 2900 Kilometer) Länge austoben kann und sich einzelne
Wogen vereinigen. Den Tabellen zufolge könnte es sogar Monsterwellen
von mehr als 45 Metern geben – Seebeben können ebenfalls Wellen von
mehr als 30 Metern Höhe verursachen; man nennt sie Tsunamis.
Wer am Meer schon einmal rund um eine Insel spaziert ist, dem ist
vielleicht das »Inselphänomen« aufgefallen: Egal, auf welcher Seite der
Insel man gerade steht – immer meint man, die Wellen würden vom
Meer aus direkt und geradewegs an den Strand plätschern. Steht man
am Westende der Insel, dann kommen die Wellen von Westen. Steht
man dagegen am östlichen Ufer, rollen sie von Osten an. Der Wind bläst
stetig aus einer Richtung und trotzdem rollen die Wellen – wie von
einer unsichtbaren Kraft ausgerichtet – immer fast senkrecht ans Ufer.
Kann das überhaupt sein? Auf dem offenen Meer verhalten sich die
Wellen anders: Da passen sie sich der jeweiligen Windrichtung an. Erst
wenn sie auf ein flaches Ufer zurollen, kommt ein neuer Effekt dazu:
Die Wasserteilchen treffen zwar schräg auf den ansteigenden Meeresboden, werden aber beim Anstieg des Untergrundes »umgelenkt« und
laufen dann tatsächlich senkrecht auf das Ufer zu.
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Warum schmeckt das Meer so salzig?
Weil das Meer voller Salz ist! An flachen Küsten wie in Südfrankreich
haben die Menschen sogar extra »Salzgärten« angelegt, um das Meersalz zu »ernten«. Wie das funktioniert? Durch Winde und Sonne verdunstet das flache Wasser und zurück bleibt eine Salzkruste, die mit
großen Holzschiebern zusammengeschoben, gereinigt und getrocknet
wird.
Aber wie kommt das Salz überhaupt ins Meer? Es stammt aus den
Gesteinen der Erdkruste; die Flüsse haben es im Lauf von Jahrmillionen
ausgewaschen und in die Meere gespült. Ein unendlicher Prozess: Auch
heute noch tragen die Flüsse jedes Jahr eine gigantische Salzfracht in
die Ozeane, jährlich etwa 2,75 Milliarden Tonnen! Dadurch bleibt der
Salzgehalt der Meere weitgehend konstant – durchschnittlich enthält
Meerwasser 3,5 Prozent Salz (= 35 g pro Liter), das entspricht ungefähr
drei Esslöffeln. Schluckt man aus Versehen Meerwasser, so schmeckt
das ziemlich unangenehm und es kann in den Augen brennen. Im Sommer steigen übrigens in Nord- und Ostsee die Salzgehalte durch die Verdunstung von Meerwasser an, Herbstregen und die Schneeschmelze
senken dagegen den Salzgehalt.
Wo schlafen die Fische?
Süßwasserfische »ruhen« meist am Boden oder auf den Blättern verschiedener Wasserpflanzen, dabei wechseln sie ihre Körperfarbe und
werden gräulich. Die meisten Bewohner der Korallenriffe ziehen sich in
Höhlen oder Spalten zurück. Manche Fische sind während ihrer Ruhephase so entspannt, dass Taucher sie sogar anfassen können. Fische, die
im offenen Meer leben, schwimmen beim »Schlafen« langsam weiter,
um genügend Sauerstoff aufzunehmen, aber eine Hälfte ihres Gehirns
schalten sie dabei ab.
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Wie entsteht das Meeresrauschen?
Der Klang und Rhythmus der Wellen ist so schön und beruhigend, dass
man das unendliche Rauschen sogar auf CD kaufen kann. Was man
dort vor allem hört, ist das Brechen der Wellen beziehungsweise die
Brandung. Durch den Überschlag der Wasserwand werden Milliarden
winziger Luftbläschen unter Wasser gedrückt und zum Schwingen gebracht – dabei hat jedes »seine« eigene Frequenz. Platzen die Bläschen
an der Wasseroberfläche, so macht das ebenfalls Geräusche. Zusammen
mit Sand und Kieseln, die sich im Rhythmus der Brandung aneinander
reiben, einsteht ein wunderbar maritimer Klangteppich.
Warum sind die meisten großen Schiffe weiß?
Zugegeben: Viele kleine Fischerboote, die man im Hafen liegen sieht,
sind bunt gestrichen. Und ganz große Kreuzfahrtschiffe wie die »Queen
Mary 2« oder die »Queen Elizabeth 2« sind schlicht schwarz – dennoch
sind die meisten Segelboote, Passagierschiffe und Fähren, die weltweit
übers Meer fahren, weiß. Psychologisch gesehen verbinden wir nämlich mit der Farbe Weiß positive Dinge wie Freude, Licht, Sauberkeit
oder Glück. Außerdem reflektiert Weiß das Licht effektiv und trägt in
tropisch warmen Gewässern dazu bei, dass sich die Schiffe nicht allzu
sehr aufheizen.
Wer ist der Herr der sieben Meere?
Nach der griechischen Sage ist Poseidon der Herrscher der Meere, die
Römer nannten ihren Meeresgott Neptun. In den meisten Gemälden
oder auch Skulpturen haben sich die Menschen Poseidon beziehungsweise Neptun schon immer als stattlichen Mann mit beeindruckendem
Bart vorgestellt – oft von Delfinen begleitet und mit einem Dreizack
oder einer Harpune in der Hand. Die alten Griechen beteten zu Poseidon, um bei ihren Fahrten über das Meer unter seinem Schutz zu
stehen. Sie opferten ihm sogar wertvolle Pferde, die sie im Meer ver39
senkten. Man glaubte damals, wenn der Meeresgott gut gelaunt sei,
würde er neue Inseln entstehen lassen und für ein ruhiges, friedliches
Meer sorgen. War Poseidon dagegen erzürnt, so stach er mit seinem
Dreizack wütend in die Erde und konnte damit schreckliche Erdbeben und Überschwemmungen auslösen oder Schiffe dazu bringen, mit
Mann und Ladung im Meer zu versinken.
Heutzutage kann man »Neptun« eigentlich nur noch auf dem einen
oder anderen Kreuzfahrtschiff antreffen, nämlich immer dann, wenn
ein Passagier zum ersten Mal den Äquator überquert. Dann kommt ein
als Meeresgott verkleidetes Besatzungsmitglied, um die »Äquatortaufe«
vorzunehmen. Dazu wird der Täufling von ihm persönlich gereinigt
und bekommt einen see- oder wetterbezogenen Spitznamen sowie eine
Urkunde verliehen.
Ein lustiges und unterhaltsames Ritual, aber ihren Ursprung haben
die »Äquatortaufen« in der christlichen Seefahrt. Damals, während der
ersten Entdeckungsreisen der Portugiesen, hatten die Seefahrer noch
Angst, sich so weit in die ihnen völlig unbekannten südlichen Gefilde
vorzuwagen. Deshalb wurden Mut und Gläubigkeit der Matrosen beim
Überschreiten des gefürchteten Äquators noch einmal durch eine Taufe
bekräftigt. Schließlich dachten die Menschen damals, die Äquatorregion sei viel zu heiß, um sie zu durchqueren, und eine Reise dorthin
müsse unweigerlich tödlich verlaufen. Auch deshalb galten zu Zeiten
der Segelschifffahrt nur solche Kapitäne und Matrosen als »echte« Seemänner, die alle sieben Weltmeere befahren hatten: Nord- und Südatlantik, Nord- und Südpazifik, Nord- und Südpolarmeer sowie den
Indischen Ozean.
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