HOCKENHEIMER WOCHE · 18. Februar 2015 · Nr. 08 Schule / Verein | 17 Hockenheimer Schüler fahren in das Jüdische Museum nach Speyer Ein emotionaler Tag: Auf den Spuren der jüdischen Mitbürger „Für ihr Engagement bei der Stolpersteinverlegung in Hockenheim wurden die Klassen 6d, 7c und 10c der Realschule Hockenheim und die Klasse 9 der Gustav-Lesemann-Schule von der Stadt Hockenheim und der Landeszentrale für politische Bildung, Außenstelle Heidelberg, zu einer Führung durch das jüdische Museum und die Synagoge nach Speyer eingeladen. Pünktlich um 9.15 Uhr startete der Bus vom Aquadrom-Parkplatz. Auf dem Domplatz angekommen, liefen wir gemeinsam zum Judenhof. Dort begrüßte uns der ehemalige Geschichtsund Religionslehrer und gebürtiger Italiener Johannes Bruno. Er begleitete uns die ganze Zeit über und brachte die Informationen mit seiner netten, italienischen Art sehr interessant rüber. Zuerst führte er uns in die Ruine der alten Synagoge, die im 12. Jahrhundert entstand. Er berichtete uns, dass die Juden erst ab dem 11. Jahrhundert nach Speyer kamen und sich dort ansiedelten. Die Juden durften kein Handwerk ausüben. Herr Bruno teilte uns auch etwas über den Thoraschrein mit. Dieser steht immer Die Schüler besuchten das Jüdische Museum in Speyer in Richtung Osten. In dieser Himmelsrichtung liegt Jerusalem, die Stadt der Propheten und Könige. Die Synagoge in Speyer wurde um 1689 von den Franzosen teilweise zerstört. Daher wurde sie eine Zeit lang als Waffenlager benutzt. Danach wurden drei Wohnhäuser an die Synagoge gebaut. Unser nächster Halt war das unterirdische Judenbad. Das Judenbad ist ganz erhalten geblieben. Die Franzosen hatten es bei Foto: leh ihrem Angriff übersehen. Dieses Bad wird heute immer noch von Juden genutzt. Die Juden siedelten ca. 400 Jahre in Speyer. Im Jahre 1600 mussten sie die Stadt räumen. Die Franzosen verkündeten jedoch den Spruch: „Freiheit für alle Menschen“. Darauf kehrten die Juden wieder zurück. Danach liefen wir gemeinsam zur neuen Synagoge. Dort mussten die Jungen vor dem Eintreten eine Kopfbedeckung (Kippa) tragen. Der Architekt, der diese Synagoge entwarf, kam aus Dessau und errichtete es im Bauhausstil. In der Mitte stehen zwei Ehrenplätze, die nur für Rabbiner und Kantor (Vorsänger) gedacht sind. Anschließend besuchten wir noch im Untergeschoss eine Ausstellung über Juden im 3. Reich. Das Hauptthema beruhte auf der Diskriminierung von Künstlern und Musikern in der damaligen NSZeit. Mit dieser Ausstellung wollte der Darsteller bewirken, dass nie wieder eine solche Verachtung und Vernichtung von Menschen in der Geschichte der Menschheit stattfindet. Am Ende hielten wir diesen emotionalen Tag noch mit einem Foto fest. Dann brachte uns der Bus wieder zurück nach Hockenheim. Die Schüler stärkten sich noch mit einer leckeren Pizza. Als Reiseleiter fungierten Wolfgang Berger von der Landeszentrale für politische Bildung und Klaus Brandenburger vom Arbeitskreis jüdische Geschichte. Bericht von Claus Lennart, Klasse 7c der Theodor-Heuss-Realschule Hockenheim Verein für Heimatgeschichte Hockenheim besucht die Ägypten-Ausstellung in Mannheim Über 500 Exponate stellen die altägyptische Kultur vor (asr). Der Verein für Heimatgeschichte Hockenheim hatte zu einer Besichtigung der Ausstellung „Ägypten - Land der Unsterblichkeit“ in die ReissEngelhorn-Museen in Mannheim eingeladen. Die altägyptische Kultur wird hier den Besuchern mit über 500 Exponaten vor Augen geführt. Sie führt in das Reich der Pharaonen, deren Hochkultur am Nil vor mehr als 4000 Jahren entstand mit dem Auftreten der ersten Dynastie. Neben dem Alltagsleben am Nil wird der Pharao mit seinem Beamtenstaat ausführlich dargestellt. Mit der Statue des Ramaat, eines Beamten mit der typischen Perücke und der statischen Haltung, werden die Besucher begrüßt. Ein großflächiges Panoramabild mit Blick auf den Nil und die Berge des Tals der Könige lässt erah- nen, warum sich am Nil diese Hochkultur entwickeln konnte. Die ägyptische Götterwelt, die sehr vielfältig ist, kommt bei der Ausstellung nicht zu kurz. So finden wir u. a die Darstellungen der Götter Horus, Anubis, Osiris, aber auch des Sonnengottes Aton und ihre besonderen Verehrungsorte entlang des Nils. Der Glaube an ein Leben nach dem Tod hatte im Alten Ägypten einen besonderen Stellenwert. Die Ägypter lebten quasi mit dem Tod. Ihr Glaube an die Unsterblichkeit führte zu einem sehr aufwändigen Totenkult. Da nur ein unversehrter Körper im Totenreich eingehen konnte, wurde das Verfahren der Mumifizierung entwickelt. Die Wegzehrung und die kostbaren Grabbeilagen in den Gräbern, die kunstvoll verziert waren, dienten dazu, dass dem Verstorbenen im Jenseits nichts fehlen sollte. Reich verzierte Särge mit Anch- Kreuz und dem die Sonne tragenden Skarabäus sowie Mumienmasken sind Symbole für das Weiterleben nach dem Tode. Die originalgetreue Rekonstruktion der Sargkammer des Sennefer, des Bürgermeisters von Theben, ein 2400 Jahre altes Felsgrab illustriert dieses spannende Kapitel. Sie besticht durch die farbenprächtigen Wandmalereien. Eine besondere Bedeutung kommt bei diesen Malereien der Lotusblüte zu, die bei Nacht geschlossen ist und bei Sonnenaufgang öffnet, ein Symbol für die Unsterblichkeit. Die Grabmalereien geben sowohl Aufschluss über den Weg des Sennefer nach dem Tod, als auch über den Götterglauben der Ägypter. Ein Höhepunkt der Ausstellung ist sicher das Totenbuch des Amenemhat von vor rund 3500 Jahren. Das Totenbuch ist eine neun Meter lange Papyrusrolle, die erst 2010 von Kölner Wis- senschaftlern entrollt worden war. Das Totenbuch sollte dem Verstorbenen auf seinem Weg ins Totenreich Schutz und Hilfe gewähren. So sollen 200 Sprüche dem Verstorbenen auf seinem Weg ins Jenseits helfen. Um die Götter gnädig zu stimmen, wurden von den Priestern auch Tiermumien verkauft, die dann geopfert wurden. Mit der Eroberung Ägyptens durch Alexander den Großen begann die griechische Phase der Pharaonen. Die Ptolemäer waren die Nachfolger Alexanders. In die Reihe der griechischen Pharaonen gehört auch Kleopatra VII., für die sich Cäsar begeistert hatte. Am Ende der Ausstellung findet man Darstellungen, die auf das Urchristentum hinführen. Vor allem hat sich hier die monastische Kultur ausgebildet, die später Benedikt von Nursia zum Vorbild genommen hat.