Forschen mit GrafStat Methodenarbeitsblatt www.bpb.de/grafstat Z 05.01 – Wahlplakate analysieren Die Bundestagswahl steht unmittelbar bevor: Am 22. September 2013 öffnen die Wahllokale ihre Türen und die Wahlberechtigten geben ihre Stimmen ab. Um die Wählerinnen und Wähler zu informieren, zu beeinflussen und zu einer bestimmten Handlung – das Wählen ihrer Partei bzw. ihrer Kandidatin oder ihres Kandidaten und das Nicht-Wählen der Kontrahentinnen und Kontrahenten – zu bewegen, werden die Parteien insbesondere in den letzten Wochen vor der Wahl in einem Wahlkampf aktiv. Dabei sind die Wahlplakate der Parteien "das deutlichste Zeichen dafür, dass Wahlkampf ist und demnächst ein Gang an die Urnen ansteht. Sie sind ein 'aufdringliches' Kampagneninstrument, dem kaum zu entkommen ist, weil in den letzten Wochen vor dem Wahltermin die Plakatwände, Laternenpfähle und Alleebäume übersät sind mit den Plakaten der Parteien" (HoltzBacha/Lessinger, 2006, S. 82); wodurch die Parteien eine enorme Präsenz im öffentlichen Raum zeigen. Das Plakat ist zwar ein vergleichsweise altes Werbemittel, doch im Wahlkampf kein minder wirksames: Ein innovatives Plakat erweckt Aufmerksamkeit und regt zu Gedanken und Diskussionen über die jeweilige Partei an. Auch mit provozierenden Plakaten oder "missglückten" Gestaltungselementen wie Farben, Slogans oder Bilder rückt eine Partei ins öffentliche Bewusstsein. Durch eine geschickte – meist mit Bildern, kurzen Texten und Farben gestützte – Darstellung von bestimmten Parteimitgliedern und Themen sollen die Bürgerinnen und Bürger beeinflusst und zur Wahl aufgefordert werden. Arbeitsaufträge: 1 Sicherlich erinnerst du dich an ein Wahlplakat aus dem aktuellen Wahlkampf. Woran erinnerst du dich genau? Was war auf dem Plakat zu sehen? Welche Botschaft sollte vermittelt werden? Wo war das Plakat angebracht? 2 Bildet mindestens sechs Kleingruppen und sucht euch jeweils eines der offiziellen Wahlplakate zur Bundestagswahl 2013 aus (die Links zur Synopse der Wahlplakate findet ihr in Z 05.02). Bitte beachtet bei der Auswahl: Die Plakate sollten unter den Gruppen so aufgeteilt werden, dass mindestens ein Plakat jeder im Bundestag vertretenen Partei bearbeitet wird. Analysiert das gewählte Plakat, indem ihr euch Stichpunkte zu den folgenden Kategorien und Leitfragen macht. Ihr könnt hierbei auch arbeitsteilig vorgehen, indem ihr die Kategorien A bis C innerhalb eurer Gruppe aufteilt und Kategorie D abschließend gemeinsam bearbeitet. A Botschaft und Wirkung Botschaft Welches zentrale Thema spricht das Wahlplakat an? Ist eine eindeutige Botschaft erkennbar? Welche politischen Aussagen werden mit welchen Argumenten getroffen? Adressatinnen und Adressaten An wen richtet sich das Plakat (junge oder ältere, Stamm- oder Neu-Wählerinnen und -Wähler)? Woran ist das erkennbar? Wirkung Was vermutet ihr, soll das Plakat bei den (potenziellen) Wählerinnen und Wählern bewirken (Information, Emotion, Provokation, Sensibilisierung, Appell)? Wie wirkt das Plakat auf euch? Erregt es eure Aufmerksamkeit? Fühlt ihr euch angesprochen? Warum bzw. warum nicht? © Bundeszentrale für politische Bildung Seite 1 Forschen mit GrafStat Methodenarbeitsblatt B www.bpb.de/grafstat Kontext Betrachtungsbedingungen Sind die zentralen Aspekte des Plakats schon von Weitem und beim Vorbeifahren erkennbar oder ist eine nähere und längere Betrachtung notwendig? Wahlkampfkontext C Wird eine bestimmte Kandidatin bzw. ein bestimmter Kandidat der Partei vorgestellt? Soll für ein bestimmtes Thema sensibilisiert werden? Wie und wodurch ruft das Plakat zur Wahl auf? Lassen sich bestimmte Themen und Merkmale der Partei auf dem Plakat wiedererkennen? Wie und wodurch wirbt die Partei für sich? Nimmt das Plakat Bezug zu aktuellen gesellschaftspolitischen Ereignissen? Ist ein Verweis auf Gegenpositionen und -parteien erkennbar? Layout Gestaltungselemente Welche verschiedenen Gestaltungselemente sind auf dem Plakat erkennbar? Gibt es einen "Eyecatcher"? Welche Farben werden – mit welcher Wirkung – verwendet? Werden Bilder und/oder Fotos benutzt? Wie sieht die sprachliche Gestaltung des Plakats aus? Werden nur einzelne Wörter oder ganze Sätze verwendet? Wie wirken Schrift und Sprache (Schriftart, einfache oder komplizierte Sätze, Jugendsprache etc.)? Gesamteindruck D Ist das Plakat übersichtlich gestaltet? Wie schätzt ihr den künstlerischen Gesamteindruck ein? Wird hierdurch die Botschaft des Plakats gestützt? Bewertung Verständlichkeit Ist die Botschaft – auch für Nicht-Parteianhängerinnen und NichtParteianhänger – verständlich? Überzeugungskraft 3 Ist das Plakat in seiner Gesamtgestaltung (Inhalt, Layout) überzeugend? Könnte euch das Plakat zum Wählen dieser Partei bewegen? Warum bzw. warum nicht? Verfasst nun pro Gruppe einen Text mit den Ergebnissen eurer Plakatanalyse von ca. ½ bis 1 Seite (ein Beispiel findet ihr in Z 05.03). © Bundeszentrale für politische Bildung Seite 2 Forschen mit GrafStat Methodenarbeitsblatt 4 www.bpb.de/grafstat Lest euch eure Texte der Reihe nach im Klassenverband vor. Stellt nun fest, ob und was die Wahlplakate gemeinsam haben. Gibt es Themen und Merkmale, die von mehr als einer Partei vertreten werden? Worin unterscheiden sich die Plakate? Extra: Veröffentlicht eure Analysen in der Tageszeitung eurer Region oder in der Schülerzeitung bzw. auf der Homepage eurer Schule – so erreicht ihr mehr Leserinnen und Leser, denen eure Analysen bei der Meinungsbildung helfen könnten. Literatur: Holtz-Bacha, Christina/Lessinger, Eva-Maria: Politische Farbenlehre: Plakatwahlkampf 2005, in: Holtz-Bacha, Christina (Hrsg.): Die Massenmedien im Wahlkampf. Die Bundestagswahl 2005, Wiesbaden 2006, VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 80-125. Multrus, Fritz: Analyse von Wahlplakaten. Bundestagswahl 2005, http://www.digitale-schulebayern.de/dsdaten/116/58.pdf (26.06.2013). Schule der Rhetorik: Anregungen zur Analyse von Wahlplakaten, http://www.schule-der-rhetorik.de/analysewahlplakat.htm (26.06.2013). © Bundeszentrale für politische Bildung Seite 3