Die Parteien in der Weimarer Republik – Wahlplakate als politische Botschaft Methode 87 Wahlplakate interpretieren A. Politische Plakate als historische Quellen Politische Plakate sind uns allen insbesondere aus Wahlkampfzeiten bekannt, wo wir sie in Massen an Straßen und öffentlichen Plätzen finden. Alle Parteien bedienen sich des Mediums Plakat, um in prägnanter, kurzer Form für ihre Ziele und Abgeordneten zu werben. Solche Wahlplakate dienen insbesondere der Mobilisierung von Massen. Dabei versuchen sie, mit ihren Botschaften bewusste, aber auch unbewusste Wünsche der Wählerinnen und Wähler anzusprechen. Wer von vielen gewählt werden möchte, greift den politischen Gegner scharf an, greift Hoffnungen, Wünsche, aber auch Ängste der Menschen auf und verspricht eigene bessere Lösungen für politische, soziale und wirtschaftliche Probleme. Deshalb sind Wahlplakate eine wichtige Quelle, um etwas über das Selbstverständnis der Parteien und über das Verhältnis der Parteien zueinander zu erfahren. Der aufmerksame Beobachter erfährt jedoch aus Wahlplakaten noch sehr viel mehr: Als Ausdruck und Spiegel des Zeitgeistes lassen sie Rückschlüsse auf Einstellungen und Mentalitäten der Menschen in ihrer Zeit zu. Dabei lassen sich kontroverse zeitgenössische Denkweisen am besten herausarbeiten, wenn wir mehrere Plakate miteinander vergleichen. B. Schritte der Interpretation von Wahlplakaten 1. Schritt – Leitfrage(n) festlegen: Die Erkenntnisinteressen bestimmen und als Untersuchungsfrage(n) formulieren, die für die Interpretation leitend ist (sind). 2. Schritt – Analyse: – Beschreibung und ● Den Auftraggeber und die Zielgruppe des Plakats vorstellen. Klärung formaler ● Den Inhalt/das Thema des Plakats benennen. äußerer Merkmale – Plakatbeschreibung und -erläuterung ● Systematisch und genau beschreiben, was auf dem Plakat im Einzelnen zu sehen ist, und im Zusammenhang der Beschreibung den historischen Sachverhalt sowie die aktuelle historisch-politische Situation, in der das Plakat entstanden ist und auf die es Bezug nimmt, erläutern. ● Den Plakataufbau und die Gestaltungselemente, die verwendet werden, darstellen. Aspekte, auf die der Blick gerichtet werden sollte: – Schriftelemente – Verwendung von Symbolen – Bildelemente – Komposition, z. B. Staffelung von – Farbwahl Hintergrund, Mitte, Vordergrund; – Perspektive, z. B. Auf- oder Untersicht Verhältnis von Schrift- und Bildelementen 3. Schritt – Interpretation: ● Die Plakataussage im historischen Entstehungskontext sowie in ihrer Darstellungsabsicht unter Berücksichtigung des Zusammenspiels von Inhalt und Form deuten. Mögliche Fragestellungen für eine Interpretation: – Welche „Botschaft“ vermittelt das Plakat? – Welche Zielgruppe wird umworben? – Welche Wirkung dürfte das Plakat auf den zeitgenössischen Betrachter ausgeübt haben? – Ist das Plakat in seinen Formulierungen und seiner grafischen Gestaltung überzeugend gestaltet, sodass es dem Betrachter effektiv auf den ersten Blick einen „Schnelldialog“ mit der Plakataussage ermöglicht? – Wie zeittypisch ist das Plakat in seiner Zielsetzung, seiner inhaltlichen Aussage und seiner Gestaltungsweise? ● Auf der Grundlage der Ergebnisse der Interpretation im engeren Sinne belegbare Schlussfolgerungen mit Blick auf die gestellten Leitfragen ziehen und tragfähige Antworten formulieren. – Ebene 1 Interpretation im engeren Sinne – Ebene 2 Zusammenfassendes Resümee mit Blick auf die Leitfrage(n)