P-Seminars im Fach Geschichte Lehrkraft: StR’in Monika Göbel Leitfach: Geschichte 1. Allgemeine Studien- und Berufsorientierung 2. Projektthema: Politische Bild-Plakate – eine Ausstellung im Stadtmuseum Weißenhorn Begründung und Zielsetzung des Projekts (u. a. Beschreibung besonderer Kompetenzen, die bei den Seminarmitgliedern erreicht werden sollen): Untersuchungen über politische Bild-Plakate in Deutschland legen den Beginn dieses Mediums in der Regel auf das Jahr 1919 fest, mit den Wahlen zur Nationalversammlung. Das politische Plakat gelangte erst in der Weimarer Republik als Teil der politischen Auseinandersetzung in der neuen Demokratie zur vollen Blüte. In einer Zeit, in der weder Rundfunk noch Fernse hen die Aufmerksamkeit des Publikums absorbierten, entwickelte es sich, begünstigt durch die Aufhebung der Zensur, den Meinungs- und Konkurrenzkampf der zahlreichen politischen Parteien und die turbulenten Ereignisse der 20er Jahre mit ihren riesigen Wahlschlachten zu einem der bedeutendsten Propagandamedien und schlagkräftigsten Agitationsmittel der Zeit. Die Geschichte des Plakats als Spiegel der politischen Geschichte der Weimarer Republik kann in drei Phasen unterteilt werden: In der Revolution erlebte das politische Plakat einen künstlerischen Höhepunkt, als namhafte Werbekünstler eine expressive Ausdruckskunst verwendeten, um eine Revolution darzustellen, die nach ihrer Meinung nicht nur ein politischer, sondern auch ein ästhetischer und moralischer Neubeginn sein sollte. In der Stabilisierungsphase der Weimarer Republik wurden die Inhalte mit mehr Sachlichkeit dargestellt. Anstelle der ekstatisch-pathetischen Formensprache der revolutionären Plakate findet man eher eine ruhige Bildfläche. Auch die Motivwahl spiegelt die Aufrechterhaltung der sozialen und politischen Ordnung als zentrale politische Botschaft wider. Am Ende der Weimarer Republik steht das Plakat im Mittelpunkt der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Der Stil, obwohl immer noch eher sachlich als expressionistisch, wird pathetischer, grobschlächtiger. Die gewählten Bildmotive entsprechen der Aggressivität der Auseinandersetzungen in dieser Zeit. Auch im Geschichtsunterricht begegnen den SchülerInnen diese Plakate immer wieder. Das Weißenhorner Heimatmuseum verfügt in seinem Archiv über einen reichen Fundus an Plakaten, v.a. aus der Zeit der 1920er Jahre. Dies soll Anlass für eine Ausstellung im Heimatmuseum Weißenhorn sein, die die unterschiedlichsten Aspekte dieses Mediums beleuchtet: die Gestaltungselemente, der Künstler, der zeitliche Hintergrund, der konkrete Anlass usw. Das Plakat ist ein besonders attraktives Medium, das mehr als andere Medien das Interesse der SchülerInnen auf sich zieht. Plakate sind Teil der Lebenswelt der Lernenden; die Anleitung zum ei genständigen Umgang mit dem Plakat ist ein Beitrag zur Medienerziehung. Das Plakat reflektiert die politischen und gesellschaftlichen Aussagen seiner Entstehungszeit und damit Ereignisse und Probleme der Vergangenheit. Es verdichtet und pointiert politische Aussagen, Ideologien, zeitgenössische Werturteile, Perspektiven und Bedürfnisse, die sich hier einfacher und eindrücklicher untersuchen lassen. Dazu gehört, dass sich die jeweiligen Wirkungsabsichten anhand des Plakats als einer „intentionalen Quellengattung“ gut herausarbeiten lassen, was wiederum durch die verhältnismäßig einfachen „gestalterischen Mittel“ erleichtert wird. Dies setzt die Untersuchung von Form und Inhalt voraus. Hierbei bleibt das grundsätzliche Problem zu berücksichtigen, dass sich die Sehweisen des heutigen Betrachters eines historischen Plakats von denen der Zeitgenossen unterscheiden. Seine spezifischen Erfahrungen, seine Art des Umgangs mit der ihn umgebenden Medienvielfalt, seine Sicht auf die aktuelle politische und gesellschaftliche Situation lassen ihn ein historisches Plakat mit völlig anderen Augen betrachten als dies der ursprünglich angesprochene Zeitgenosse mit seiner eigenen Vorprägung tat. Somit unterscheidet sich auch die mögliche Wirkung des Plakats auf seinen jeweiligen Betrachter je nach dessen zeitlicher Nähe oder Ferne zum Entstehungsdatum des betreffenden Plakats. Es gilt deshalb, die eingesetzten Plakate möglichst differenziert in ihr historisches Umfeld einzuordnen. Das Plakat leistet dem Prinzip der Empathie Vorschub, indem es zum Beispiel die Möglichkeit zum Nacherleben aufregender Wahlkämpfe und zur Auseinandersetzung mit kon- P-Seminars im Fach Geschichte trastierenden Aussagen gibt. Der Vergleich unterschiedlicher Plakate zu einer bestimmten Kontroverse eignet sich besonders zum Herausarbeiten der jeweiligen dahinter stehenden Denkweisen. Plakate zur kommerziellen Werbung oder aus den Bereichen Kultur und Unterhaltung erlauben Einblicke in die Alltags- und Mentalitätsgeschichte. Für die Ausstellung soll geeignetes Archivmaterial ausgewählt und bearbeitet werden. Durch den Besuch verschiedener Ausstellungen mit ähnlicher Thematik sollen Anregungen gegeben werden zur eigenen Erarbeitung eines Konzepts. Darüber hinaus sollen die SchülerInnen einen Katalog und eine geeignete Führung durch die Ausstellung (u.a. für Schulklassen) entwerfen. Hierzu ist auch der Gebrauch von Audio-Guides denkbar. Das am Gymnasium vermittelte differenzierte Geschichtsverständnis umgreift laut Fachprofil die regional- bzw. landesgeschichtliche Entwicklungen ebenso wie die deutsche Geschichte und gesamteuropäische bzw. weltgeschichtliche Aspekte. Zudem soll das Fach Geschichte zu einer Wertschätzung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung führen und so politischen Extremismus vorbeugen. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit fördert die Bereitschaft, sich mit dem zeitlich und räumlich Fernen sowie dem Fremden und Ungewohnten auseinanderzusetzen und ihm mit Offenheit zu begegnen. Gleichzeitig erleichtert die Beschäftigung mit Zusammenhängen zwischen Vergangenheit und Gegenwart die Orientierung der Schüler in ihrer eigenen Lebenswelt. Halbjahre Monate Tätigkeit der Schülerinnen/Schüler und der Lehrkraft Studien- und Berufsorientierung: o Schülerselbsteinschätzung Persönliche Recherchen über Studiengänge und Berufsbilder o Entwickeln einer eigenen, möglichst realistischen beruflichen Perspektive und eines Alternativplans o Durchführung eines Tests zur persönlichen Orientierung Auseinandersetzung mit dem Thema „Politische Bild-Plakate“ anhand von einigen ausgewählten Beispielen aus dem Archiv des Heimatmuseums Weißenhorn Festlegung und Verteilung der notwendigen Arbeitsschritte und Arbeitsbereiche Arbeit im Stadtmuseum und im Archiv der Stadt Weißenhorn Sichtung der Quellenlage Sichtung und Exkursion zu gelungenen Ausstellungen Ausstellungskataloge: Inhalte, Möglichkeiten der Gestaltung und Produktion o 11/1 Sept. Feb. 11/2 März Juli Kontaktaufnahme zu Druckereien, Graphikdesignern,… Ausstellungskonzept entwickeln Erarbeitung der Ausstellungstexte Ausstellungskatalog erarbeiten geplante Formen der Leistungserhebung (mit Bewertungskriterien) und Beobachtungen für das Zertifikat Beobachtungen in den gemeinsamen Sitzungen (Einbringung von eigenen Ideen, Beteiligung an Gesprächen, Besonderheiten, die das Projekt voranbringen, z. B. Ideen zum Projektmanagement, Kontakte nach außen, Fähigkeit, auf andere einzugehen) Vorlage eines Zeit- und Arbeitsplans Vorbereitung und Durchführung der Exkursionen Referat über Studiengang oder Berufsbild Bewertung der Ausstellungsund Katalogtexte Bewertung der Audio-GuidesTexte Bewertung der Führung für P-Seminars im Fach Geschichte 12/1 Sept. Feb. Katalog fertigstellen (Druck) Ausstellung aufbauen und eröffnen Schulklassen Vermittlungsmöglichkeiten der Ausstellungsinhalte für Schulklassen erarbeiten Führungen durch die Ausstellung Texte für Audio-Guides entwerfen Audio-Guides-Texte produzieren Portfolio und Abschlussgespräch Bewertung der Ausstellung (inhaltliche und technische Umsetzung) Bewertung der Führung durch die Ausstellung Bewertung des Portfolios und des Abschlussgesprächs Externe Partner, die voraussichtlich beteiligt sind: Museumsverein Weißenhorn – Herr Dr. Kunze Stadt Weißenhorn Graphikdesigner, Druckereien Weitere Bemerkungen zum geplanten Verlauf des Seminars: Die Erarbeitungsphase des Projekts soll in den in den Halbjahren 11/1 und 11/2 geschehen, so dass die SchülerInnen sich in 12/1 ganz der Präsentation ihrer Ergebnisse widmen können. Die Studien- und Berufsorientierung verläuft parallel dazu in 11/1. Dies ist durchaus möglich, da die SchülerInnen sich zunächst eine theoretische Basis zum Thema aufbauen müssen, um dann eigenständig geeignete Materialien zu bearbeiten. _________________________________________________________________________________ Datum und Unterschrift der Lehrkraft ___________________________________________________________________ Datum und Unterschrift der Schulleitung