Vertiefungskurs Deutsch Modul D Individuelle Förderung von Schreibkompetenzen Dr. Gerd Brenner 1 Modul D Individuelle Förderung von Schreibkompetenzen Inhaltsverzeichnis 1. Übersicht über sämtliche Module – Trainingsfelder, Kompetenzen, Methoden S. 3 2. Inhalte der Module und ihre Materialien S. 5 3. Erprobungsstandorte Krupp-Gymnasium, Duisburg S. 7 Gymnasium St. Wolfhelm, Schwalmtal 4. Hinweise zu Modul D 5. Vorstellung des Moduls D: Individuelle Förderung von Schreibkompetenzen (1) (2) (3) (4) (5) Stundenvolumen Kompetenzerwartung Inhaltliche Schwerpunkte Arbeitsschritte und Arbeitsformen Transparenz des Lernprozesses/ Reflexion der Zielerreichung (6) Kommunikation der Ergebnisse (7) Kursevaluation S. 8 S. 10 S. 10 S. 16 S. 17 S. 23 S. 24 S. 24 2 1. Übersicht über sämtliche Module im Fach Deutsch – Trainingsfelder, Kompetenzen, Methoden Das Angebot für Vertiefungskurse im Fach Deutsch umfasst vier Module (A-D). Mit diesen Modulen werden unterschiedliche Umsetzungsmöglichkeiten eines Vertiefungskurses vorgestellt. Dabei werden verschiedene inhaltliche Schwerpunkte und verschiedene methodische Herangehensweisen vorgeschlagen, die sich einerseits an einem klassischen Kursunterricht orientieren (Module A-C) und andererseits die offene Unterrichtsform der Freiarbeit nutzen (Modul D). Die unterschiedlichen Herangehensweisen berücksichtigen jeweils spezifische Kompetenzdefizite der Schüler/innen, z.B. eine eher gering ausgeprägte Fähigkeit zur Bildung von lokaler und globaler Textkohärenz. 3 Im Folgenden eine einführende Übersicht über die vier angebotenen Module: Deutsch: Module A-D LESEN/ SCHREIBEN TEXTERSCHLIESSUNG Relevanz für andere Fächer Inhalte A. Lesetechniken/ Texterschließungskompetenzen D. Breites Kompetenzspektrum im Bereich der sprachlichen Darstellung: B. Textverstehenskompetenz entwickeln (am Beispiel der Bildhaftigkeit poetischer Sprache) a. Rechtschreibung C. Erschließung dramatischer Texte (Verstehende Rekonstruktion eines Wirklichkeitsmodells im Drama) c. Grammatik b. Zeichensetzung d. Zitiertechnik e. Stil/Ausdruck f. Textkohärenz g. Fachbegriffliche Fundierung von Texten Methoden Angeleiteter Unterricht Individualisiertes Arbeiten: gemeinsame Erarbeitung von Aufgaben nach Impulssetzung durch den Kurslehrer Selbstdiagnostik (ergänzt durch „Augenöffner“ und Schreibberatung) angeleitetes Erarbeiten in Form von Gruppen- oder Einzelarbeit selbstgesteuertes Training in Form von Freiarbeit und Schreibberatung 4 2. Inhalte der Module und ihre Materialien Modul Modul A: Grundlagen: Lesetechniken Texterschließungskompetenz Modul B: Schwerpunkt Metaphorik Inhalte Abbau von Negativerfahrungen Stärkung von Lesekompetenz dramatische Texte gattungsspezifische Verstehenskompetenz S. 17-27 der Modulfassung A 8 Materialien Bilden von lokaler Kohärenz im Verstehen von Metaphorik Bildlichkeit und Metaphorik bei Texten von v. Hofmannsthal und Lyrik von Britting, bildhafte Sprache Lyrik/Textverstehenskompetenz Schinagl, Eichendorff, Heilbut sowie bei parabolischen Texten am Beispiel von bibl. Gleichnissen Modul C: Schwerpunkt Drama Materialien Bilden von lokaler und globaler Kohärenz bei dramatischen Texten Verstehende Rekonstruktion eines Wirklichkeitsmodells am Beispiel eines Dramenauszugs von v. Hofmannsthal S. 15-24 der Modulfassung B 8 Materialien S. 15-25 der Modulfassung C 5 Materialien 5 Modul D: Individuelle Förderung von Schreibkompetenzen - Selbstdiagnose in den Bereichen Rechtschreibung, Zeichensetzung, Grammatik, Stil/Ausdruck und Textkohärenz Teil 2 der Modulfassung D 73 Materialien (Arbeitsblätter für - Spezifische Bereiche der Rechtschreibung selbstgesteuerte wie Zusammen- und Getrennt-, Groß- und Lernprozesse in Kleinschreibung, Desubstantivierungen mit Form von Freiarbeit Kleinschreibung für Schüler/innen und - Spezifische Bereiche der Zeichensetzung Organisationshilfen wie Komma in und zwischen Sätzen und für Lehrkräfte) Komma beim erweiterten Infinitiv - Strategien der Fehlervermeidung - Spezifische Bereiche der Grammatik wie Kongruenz im Satz, Relativpronomen „das“ und „was“, schwierige Präteritumformen, Konjunktiv der indirekten Rede, Verben mit Genitivobjekt, Substantive und Adjektive mit zugeordneten Präpositionen, Fugen-s, schwierige Fremdwortplurale etc. - Zitiertechnik - Spezifische Aspekte von Stil und Ausdruck wie die Beachtung von Stilebenen, umgangssprachliche Wendungen und schriftsprachliche Alternativen, Nominalismus, überdehnte Verbklammern, leicht verwechselbare Wörter wie „hinein“ und „herein“, „anscheinend“ und „scheinbar“, „rational“ und „rationell“ usw. - Begriff der Textkohärenz und Gestaltungsmittel der Textkohärenz wie satzverknüpfende sprachliche Bindemittel, Textaufbausignale und Möglichkeiten der sprachlichen Unterstützung eines gedanklichen Zusammenhangs - Fachsprachliche Fundierung von Texten (u.a. Kontrolllisten) 6 3. Erprobungsstandorte Krupp-Gymnasium, Duisburg Modul A: Lesetechniken/Texterschließungskompetenz Modul B: Bildhafte Sprache/Lyrik/Textverstehenskompetenz Kursunterricht Modul C: Verstehende Rekonstruktion eines Wirklichkeitsmodells im Drama Gymnasium St. Wolfhelm, Schwalmtal offene Unterrichtsformen Modul D: Individuelle Förderung von Schreibkompetenzen Freiarbeitsmodul 7 4. Hinweise zu Modul D Name der Schule: Gymnasium St. Wolfhelm Turmstr. 2 41366 Schwalmtal Name der Lehrkraft: Dr. Gerd Brenner Fach: Deutsch Gruppengröße: 14 bzw. 15 regelmäßig teilnehmende Schülerinnen und Schüler und einige periodisch Teilnehmende mit speziellem, begrenztem Übungsbedarf Stundenvolumen: zwei Wochenstunden für ein Halbjahr im zweiten Halbjahr 2008/09 bzw. im ersten Halbjahr 2009/10 Ziele: individuelle (Selbst-)Diagnose des Entwicklungsstands von Schreibkompetenzen und deren gezielte Weiterentwicklung Methoden: Freiarbeit, produktive Irritationen, individuelle Beratung Theoretischer Bezug: konstruktivistische Lerntheorie, Empowerment-Konzepte Lehrerrolle: Organisieren und Beraten als Schwerpunkte Ergebnissicherung: regelmäßige Arbeitsdokumentation im Rahmen der Freiarbeit, Portfolio, Evaluationsbogen (strukturierter Fragebogen). 8 Kompetenzen: Angenommene Stärken der Schülerinnen und Schüler: - kommunikative Sicherheit und Bereitschaft, sich konstruktiv und ergebnisorientiert an einem Gespräch zu beteiligen, sich durch gezielte Fragen notwendige Informationen beschaffen, Informationsquellen (z.B. einen Freiarbeitsordner) sinnvoll nutzen, nach Anleitung Arbeitsblätter selbstständig bearbeiten und die Ergebnisse (in Tandems) auf ihre Richtigkeit hin überprüfen, ein Portfolio anlegen und sinnvoll aufbauen. Angenommene Leistungsdefizite der Schülerinnen und Schüler: - geringe/ fehlende Fähigkeit, individuelle Fehlerschwerpunkte im Bereich des normgerechten Schreibens zu erkennen und diese gezielt zu bearbeiten, - mangelnde Fähigkeit, Texte nach den Normen der Sprachrichtigkeit zu verfassen und dabei Standards der Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung zu beachten, - geringe/ fehlende Fähigkeit, grammatische Kategorien und ihre Leistungen sowie Ausdrucks- und Stilvarianten in funktionalen Zusammenhängen angemessen zu nutzen, - Defizite beim Schreiben sprachlich variabler Texte und mangelnde Fähigkeit, Formulierungsentscheidungen zu begründen, - mangelnde Fähigkeit, Textbelege korrekt zu zitieren, - Probleme beim Schreiben strukturierter Texte, - geringe/ fehlende Fähigkeit, sprachliche Mittel zur Sicherung des gedanklichen Zusammenhangs (Kohärenz) auf Satz- und Textebene gezielt einzusetzen, - mangelnde Kenntnisse fachsprachlicher Begrifflichkeit zur Fundierung schriftlicher Darstellungen im Fach Deutsch. 9 5. Vorstellung des Moduls D: Individuelle Förderung von Schreibkompetenzen (1) Stundenvolumen: Zwei Wochenstunden für ein Halbjahr. (2) Kompetenzerwartung: Mit dem Modul konzentrieren sich Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 10 auf zentrale Problemfelder, die sie bei ihren schulischen Schreibtätigkeiten in letzter Zeit wahrgenommen haben. In der Sek. I haben viele von ihnen die Erfahrung machen müssen, dass die umfangreichen stofflichen und textsortenspezifischen Bindungen des Deutschunterrichts sowie die Konzentration auf Aufsatzformen und umfassende Schreibplanungen oft zu wenig Zeit ließen für die Auseinandersetzung mit basalen Teilfähigkeiten des Schreibens, die in Klassenarbeiten und Klausuren immer wieder komplex verknüpft und umgesetzt werden müssen. Solche Basiskompetenzen können in stofflich gebundenen Unterrichtsreihen oft nicht intensiv trainiert werden, zumal sich die schreibkompetenzbezogenen Übungsbedarfe in der Sek. I immer mehr ausdifferenzieren und nur in Form eines individualisierten Lernens aufgegriffen werden könnten. Oft fehlt im Unterricht dazu der nötige zeitliche Spielraum. Daher sollen solche Basiskompetenzen des Schreibens, angefangen von orthographischen, grammatischen und stilistischen Konventionen bis hin zu Standards des Zitierens oder der analytischen Terminologie, nach dem Abschluss der Sek. I nun noch einmal im Mittelpunkt eines Lernmoduls stehen. Zentrales Ziel des Kurses ist es, die Fähigkeit zur individuellen (Selbst-)Diagnose des Entwicklungsstands von Schreibkompetenzen zu stärken und diese Schreibkompetenzen gezielt weiterzuentwickeln. Die folgenden Kompetenzen sollen in diesem Modul schwerpunktmäßig entwickelt werden: Selbstdiagnose von Schreibkompetenzen Strategien der Fehlervermeidung reflektierte Planung individueller Lernprojekte im Bereich des Schreibens Besonderheiten der Rechtschreibung (Groß- und Kleinschreibung, Getrennt- und Zusammen-, fehleranfällige Fremdwörter und sonstige Fehlerschwerpunkte in der Sek. II) Zeichensetzung (u.a. beim erweiterten Infinitiv) 10 grammatische Korrektheit (Kongruenzfehler, dass/das, das/was, trotzdem/obwohl, denn/weil, Konjunktiv der indirekten Rede, Präpositionen mit nachfolgenden Genitiv/Dativ, Fugen-s, FremdwortPlurale usw.) Zitiertechnik Stil und Ausdruck (u.a. selbstdiagnostische Fähigkeiten im Ausdrucksbereich, Stilebenen, schriftsprachliche Alternativen zu umgangssprachlichem Ausdruck, Vermeidung von Nominalismus und überdehnten Verbklammern, Unterscheidung sinnverwandter Wörter wie rational/rationell, anscheinend/scheinbar usw.) Textkohärenz (u.a. Begriff der Kohärenz, textverknüpfende sprachliche Bindemittel, Textaufbausignale und Möglichkeiten der sprachlichen Unterstützung eines gedanklichen Zusammenhangs) sinnvolle Verwendung von Fachbegriffen aus den Bereichen Grammatik, Lexik, Sprache, Kommunikation, Textanalyse usw. in analytischen Texten Verwendung eines angemessenen Beschreibungsvokabulars im Hinblick auf Lyrik, Epik und Dramatik Problemwahrnehmungen der Schülerinnen und Schüler Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf Angaben der Schülerinnen und Schüler während der Entwicklungsphase des Moduls. Die Schülerinnen und Schüler hatten während des Trainingsmoduls die Gelegenheit, ihre Teilkompetenzen im Bereich des Schreibens differenziert wahrzunehmen und zu beurteilen. Zu Beginn des Prozesses ergaben sich bei ihnen in der Selbstdiagnose die folgenden, breit gestreuten Schwerpunkte: Nennungen für Klärungs- und Übungsbedarf: I. Diagnostik und Strategien der Fehlervermeidung a. Über welche (Selbst-)Diagnosefähigkeiten im Bereich der Schreibkompetenzen verfüge ich? 2 b. Gibt es Strategien der Fehlervermeidung, die ich nicht 7 11 kenne? c. Beherrsche ich die Rechtschreibung? (Test) 7 d. Kann ich stilistische Mängel feststellen? (Test) 9 II. Rechtschreibung a. Welche Rechtschreibfehler treten in der Oberstufe häufig auf? 2 b. Welche Fallen der Zusammen- und Getrenntschreibung gibt es? 7 c. Welche Fallen der Groß- und Kleinschreibung gibt es? 4 d. Wann schreibt man „ß“ und wann „ss“? 4 e. Welche Fremdwörter sind fehleranfällig („anulieren“ oder „annullieren“, „Balett“ oder „Ballett“? 9 f. Wann schreibt man „end-„ und wann „ent-„? 4 g. Wann schreibt man „wider-“ und wann „wieder-„? 8 h. Wann schreibt man „fer-“ und wann „ver-„? 4 i. Wann schreibt man „tod“ und wann „tot“? 3 j. Wann schreibt man „seit“ und wann „seid“? 6 k. Wann schreibt man „Stiel“ und wann „Stil“? 1 l. Wann schreibt man „Miene“ und wann „Mine“? 2 m. Schreibt man „der selbe“ oder „derselbe“? 11 n. Schreibt man „zu Hause“ oder „zuhause“? 8 o. Schreibt man „eMail“ oder „E-Mail“, „CDs“ oder „CD´s“? 8 p. Schreibt man „100prozentig“ oder „100-prozentig“? 9 q. Welche Desubstantivierungen mit Kleinschreibung („dank“) gibt es? 7 12 III. Zeichensetzung a. Wann steht innerhalb von Sätzen ein Komma? 2 b. Wann steht zwischen Sätzen ein Komma? 2 c. Wie ist die Kommaregelung beim erweiterten Infinitiv? 5 IV. Grammatik a. Den Überblick über den Satz verloren? - Was sind Kongruenzfehler und wie vermeide ich sie? 4 b. Wann schreibt man „dass“ und wann „das“? 3 c. Wann verwendet man als Relativpronomen „das“ und wann 4 „was“? d. Wann verwendet man „trotzdem“ und wann „obwohl“, wann „denn“ und wann „weil“? 5 e. Wann verwendet man „so viel“ und wann „soviel“, wann „so weit“ und wann „soweit“? 10 f. Wann verwendet man „darauf hin“ und wann „daraufhin“? 6 g. „weil wenn wir gehen“ - Wie kann man doppelte Konjunktionen vermeiden? 5 h. „schliff“ oder „schleifte“? - Beherrsche ich schwierige Präteritumformen? 7 i. Wie bildet man Konjunktiv I und II? 8 j. Wann verwendet man Konjunktiv I und II in der indirekten Rede? 9 k. Heißt es „Konflikt um“ oder „Konflikt über“? – Substantive und Adjektive mit festen Präpositionen 8 l. Nach vielen Präpositionen folgt ein Dativ, nach anderen ein Genitiv („dank dieses Hinweises“/ „dank diesem Hinweis“). Was ist richtig? 10 m. „Am 1.1 diesen/dieses Jahres“ – Was ist richtig? 5 13 n. Heißt es „Schadenersatz“ oder „Schadensersatz“ – Wann verwendet man das Fugen-s? 5 o. Fehler mit „wo“ – Wie kann ich sie vermeiden? 1 p. Welche schwierigen Fremdwort-Plurale gibt es? 8 q. Schreibt man „Babies“ oder „Babys“? - Regeln der englischen oder der deutschen Grammatik? 9 r. Wann verwendet man ein Apostroph? 10 s. „Er bezichtigte sie des Meineids.“ – Nach welchen Verben steht ein Genitivobjekt? Anm.: Die Zeile IV.s wurde nachträglich eingefügt. V. Zitieren a. Nach welchen Regeln zitiert man? Welche Fehler treten beim Zitieren häufig auf? 11 b. Darf man den Wortlaut eines Zitats verändern? 5 c. Wie zitiert man Lyrik-Verse? 7 d. Wie zitiert man ein Zitat im Zitat? 10 e. Was passiert mit dem Punkt bzw. Fragezeichen eines zitierten Satzes? 7 f. Wie zitiert man Zeitungs- oder Buchtitel? 5 VI. Stil/ Ausdruck a. Welche Ausdrucksmängel treten in der Oberstufe häufig auf? 8 b. Was verstehen Experten unter schlechtem Stil? 9 c. Welche Stilebenen gibt es? 5 d. Welche Wörter sind umgangssprachlich und wie finde ich schriftsprachliche Alternativen? 11 14 e. Welche Stilvarianten zu „sagen“ usw. gibt es? 6 f. Was versteht man unter Nominalismus und wie kann man ihn vermeiden? 8 g. Was sind überdehnte Verbklammern und wie kann man sie vermeiden? 7 h. Wann verwendet man „hinein“ und wann „herein? 6 i. Wann schreibt man „anscheinend“ und wann „scheinbar“, wann „verschieden und wann „anders“? 6 j. Welche anderen Wörter kann man leicht verwechseln und wie kann man sie auseinanderhalten? - „lesbar“ oder „leserlich“, „rational“ oder „rationell“? 10 VII. Textkohärenz (gedanklicher Zusammenhang der Einzelaussagen) Anm.: Der Bereich VII wurde nachträglich in die Materialien 1 und 2 eingefügt. Daher gibt es zu dazu an dieser Stelle keine Aussagen. VIII. Fachbegriffe a. Welche Fachbegriffe der Grammatik und Lexik sollte man am Ende der Klasse 9 beherrschen? 10 b. Welche Fachbegriffe in den Bereichen Sprache, Kommunikation, Stil und Rhetorik sollte man am Ende der Klasse 9 beherrschen? 9 c. Welche Fachbegriffe der Zeichensetzung sollte man am Ende der Klasse 9 beherrschen? 1 d. Welche Fachbegriffe der Textanalyse sollte man am Ende der Klasse 9 beherrschen? 11 e. Welche literaturwissenschaftlichen Fachbegriffe sollte man 8 am Ende der Klasse 9 beherrschen? f. Welche Fachbegriffe des Schreibens sollte man am Ende der Klasse 9 beherrschen? 5 g. Welche Fachbegriffe aus dem Bereich „Sprechen und 5 15 Zuhören“ sollte man am Ende der Klasse 9 beherrschen? h. Welche Fachbegriffe aus dem Bereich „Arbeitsmethodik“ sollte man am Ende der Klasse 9 beherrschen? 4 i. Beherrsche ich textartengerechtes Beschreibungsvokabular für Lyrik, Epik und Dramatik? 11 Auffällig ist die breite Streuung der von den Schülerinnen und Schülern festgestellten Übungsdesiderate. Keines der angebotenen Übungsfelder ist für die gesamte Lerngruppe verzichtbar, wobei es individuell sehr unterschiedliche Schwerpunktsetzungen gibt. Bemerkenswert ist, dass die in der Qualifikationsphase anstehende Facharbeit in der Kompetenzwahrnehmung der Schülerinnen und Schüler bereits eine große Rolle spielt. (3) Inhaltliche Schwerpunkte: Didaktisch im Zentrum steht der Aspekt der Textkohärenz. Als schreibdidaktischer Kurs verfolgt das Modul das zentrale Ziel, mit Schülerinnen und Schülern die Kompetenz des Schreibens kohärenter, gedanklich und sprachlich schlüssiger Texte weiterzuentwickeln. Die übrigen Bereiche (Rechtschreibung, Zeichensetzung, Grammatik, Ausdruck/Stil, Zitiertechnik und Fachterminologie) haben in diesem Rahmen dienende Funktion. Zugleich können sie jedoch als Basiskompetenzen des Schreibens gelten (wie z.B. Grammatik) oder sie fundieren Texte fachlich (Fachterminologie). 16 (4) Arbeitsschritte und Arbeitsformen: Im Sinne einer Progression erhalten die Schülerinnen und Schüler zu Beginn die Möglichkeit, mit dem Stand ihrer Kompetenzentwicklung im Bereich des Schreibens selbstdiagnostisch umzugehen: Selbstdiagnose (durch Lernende) Diagnose (durch Lehrende) Klasse 5 Klasse 10 Methodische Beispiele: Diagnosebögen Entwicklungsgespräch Selbstdiagnosebögen Klassenarbeiten/Klausuren standardtransparenter Lernportfolio Unterricht Logbuch Das Modul geht davon aus, dass Schülerinnen und Schüler sich die Diagnosekompetenzen, die in den ersten Jahren der Sek. I hauptsächlich bei der Lehrperson angesiedelt waren, bis zum Beginn der Sek. II großenteils selbst angeeignet haben. Das betrifft insbesondere den diagnostischen Umgang mit überschaubaren Teilkompetenzen des Schreibens, während komplexere Schreibkompetenzen auch zu Beginn der Sek. II von Lernenden oft noch nicht hinreichend überblickt werden können; in diesem Bereich besteht in der Regel daher weiterhin persönlicher und individueller Beratungsbedarf (s.u.). Das Modul setzt hauptsächlich auf Kompetenzentwicklungen, die von Schülerinnen und Schülern mit Hilfe von Selbstdiagnosebögen und Selbsttests in einer heterogen zusammengesetzten Lerngruppe eigenständig fortentwickelt werden können; hinzu kommen Beratungsangebote (s.u.). Eine zentrale methodische Entscheidung, die ein solches Konzept möglich macht, ist die für eine altersadäquate Form der Freiarbeit: Die Lehrperson stellt dazu umfangreiche Materialien zum Selbstlernen bereit und gibt Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, ihre persönlichen Bedarfe 17 der Kompetenzentwicklung individuell zu definieren und gezielt in ausgewählten Kompetenzfeldern zu arbeiten. Dieses subjektnahe Lernverfahren stärkt die Arbeitsmotivation, beteiligt die Schülerinnen und Schüler an der Herstellung von Transparenz im Lernprozess und verstärkt Fähigkeiten der fachlichen Selbsteinschätzung. Es ermöglicht zudem ein konsequent binnendifferenziertes Vorgehen. In der Freiarbeit (vgl. Brenner 2005, S. 31f.) ist das Lernen also an die Entscheidungen der Schülerinnen und Schüler gebunden. Voraussetzung ist, dass eine didaktisch anregende Lernumgebung arrangiert wird (vgl. Materialtheke und Appetizer, s.u.). Die Arbeitsprinzipien der Unterrichtsform sollten eingangs gründlich geklärt werden ( Mat. 73). Um Schülerinnen und Schülern, die ihre Kompetenzentwicklungen nicht vielschichtig genug steuern, weitere fachliche Horizonte zu erschließen, sind zu Beginn der Unterrichtsstunden Appetizer in Form kurzer Texte oder Fragen vorgesehen (Beispiel: „Was meinte ein Schüler wohl mit der Formulierung >ein vierstöckiger Hausbesitzer< und was ist hier schiefgegangen?“); diese weisen die Lernenden in konstruktiv irritierender Weise auf Problembereiche des Schreibens hin. Da die Schülerinnen und Schüler in der Freiarbeit Arbeitsblätter selbstständig bearbeiten und diese auch selbstständig mit Hilfe von Lösungen kontrollieren, bleibt den Lehrenden genügend Zeit für die in diesem Modul unabdingbare Beratungstätigkeit; denn Kompetenzen, die beim Schreiben komplexer Texte benötigt werden, können nicht vollständig modularisiert und in standardisierte Übungseinheiten heruntergebrochen werden. Es ist daher immer wieder erforderlich, komplexe Texte von Schülerinnen und Schülern einzeln als gedankliche und sprachliche Gesamtkonstrukte in den Blick zu nehmen. Das ist nur in Form einer Einzelberatung effektiv und sinnvoll möglich, denn Schreibberatung ist an kompetente Personen gebunden und in wesentlichen Teilen nicht als Selbstlernprozess von Schülerinnen und Schülern organisierbar. Für diese Beratungstätigkeit können die Phasen der Freiarbeit genutzt werden, in denen die Lehrperson als Organisator/in des Lernprozesses weitgehend aus dem Spiel ist und sich auf einen Sonderfall konzentrieren kann. Evtl. können im Sinne eines Peer-Coachings (Schülermentoren) auch teilnehmende Schülerinnen und Schüler in die Beratungstätigkeit eingebunden werden. Insgesamt folgt das didaktische Konzept des Moduls „Individuelle Förderung von Schreibkompetenzen“ neueren Einsichten der konstruktivistischen Lerntheorie. Die Lernenden zeigen ein hohes Maß an Selbststeuerung und eignen sich etwas an, indem sie es mit ihren bisherigen Denkmustern bearbeiten. Neue Einsichten kommen mit diesen persönlichen Denkmustern produktiv in Kontakt. Lernen ist so nicht mehr nur ein Transport neuer Informationen von außen nach innen, sondern auch ein Prozess der Nutzung und Restrukturierung vorhandener Denkmuster und damit eine eigenständige Konstruktionsleistung des Lernenden. Neben die in Schulen vorherrschende Vermittlungsdidaktik tritt so eine Ermöglichungsdidaktik, die Selbstlernkompetenzen der Schülerinnen und Schüler stärkt. Diese folgt den folgenden Prinzipien: Offenheit von Lernsituationen im Hinblick auf Lerntypenvarianzen („Jeder Mensch lernt anders!“), Betonung der Eigentätigkeit des lernenden Subjekts, 18 Ermutigung („Vertrauen in die eigenen Lernpotenziale stärken!“), Verknüpfungshilfen („Brücken hin zu verschiedenen Denkmustern bauen!“), Förderung der Kooperationsbereitschaft, moderierende Begleitung von Selbstlernprozessen. Die Selbststeuerung der Schülerinnen und Schüler wird allerdings ergänzt durch emanzipatorische Irritationen („Zum Weiterdenken anregen!“) und durch individuelle Beratung. In dem Modul ergibt sich so eine doppelte Form des individuellen Lernens: in der kollektiven Lernform der Freiarbeit (unter Beachtung der konstruktivistischen Lerntheorie) individuelles Lernen in der individualisierten Lernform der Einzelberatung Aufgrund der bisherigen didaktischen Vorüberlegungen ergeben sich folgende Planungsschritte: Vorbereitung: Zur Vorbereitung des Moduls werden zusammengestellt und in entsprechender Anzahl vervielfältigt: - ein selbstdiagnostischer Abfragebogen für Schülerinnen und Schüler, - Ordner mit Freiarbeitsmaterialen (nach sachstrukturellen Gesichtspunkten durchnummerierte Übungsblätter mit zugeordneten Lösungsblättern), - eine Materialtheke (Selbstlernmaterialien der Verlage zur Einsichtnahme und eventuellen privaten Anschaffung, die in der Schule eingeführten Lehrwerke, zusätzliche einschlägige Titel mit schülernahen Schreib- und Textrevisionshilfen/ Mat. 11 sowie ein Arbeitsblatt mit entsprechenden Arbeitsanregungen/ Mat. 12). 19 Die Zusammensetzung der Lerngruppe erfolgt - aufgrund von Förderempfehlungen aus der Jahrgangsstufe 9 bzw. erster diagnostischer Befunde der Lehrkräfte in der Jahrgangsstufe 10; dabei sollten Lehrkräfte anderer Fächer bewusst eingebunden werden, da Schreibkompetenzen Voraussetzung für einen Erfolg in allen schriftlichen Fächern sind; - auf freiwilliger Basis aufgrund einer Projektvorstellung in allen Deutschkursen der Jahrgangsstufe 10, wenn der Kurs aufgefüllt werden kann. Strukturen und Verfahren einer verlässlichen Diagnostik mit einer differenzierten Kompetenzdokumentation in der Jahrgangsstufe 9 müssen in vielen Schulen noch entwickelt werden. Angesichts des anfänglichen Aufwandes für die Herrichtung der Materialtheke ist für dieses Modul die Einrichtung einer Doppelstunde sinnvoll, die in die individuellen Stundenpläne der Schülerinnen und Schüler eingeplant ist. Durchführung: Nach einer Warming-up-Phase und einer Vorstellung des Halbjahresprojekts erhalten die Schülerinnen und Schüler zunächst eine differenzierte selbstdiagnostische Liste ( Mat. 1), mit deren Hilfe sie – auf der Basis persönlicher Erfahrungen mit Schreibaufgaben – Desiderate für einen weiteren Kompetenzaufbau im Einzelnen markieren. Die Auflistung von Teilkompetenzen ist teilweise mit Beispielen versehen, damit die Schülerinnen und Schüler die aufgeführten Kompetenzen des Schreibens treffsicher erfassen können. Anschließend werden die Schülerinnen und Schüler noch einmal ausführlich in das Verfahren der Freiarbeit eingeführt ( Mat. 73), da sie dieses Lernverfahren – nach in der Regel intensiven Anfangserfahrungen in der Grundschule und der Orientierungsstufe – in der Sek. I z.T. schon wieder „verlernt” haben dürften. Dabei werden auch die Angebote der Materialtheke vorgestellt und ihre Nutzbarkeit wird erklärt. In den folgenden Unterrichtstunden gibt es zwei institutionalisierte Arbeitsbereiche und eine Zusatzoption: - Zu Beginn jeder Stunde werden die Schülerinnen und Schüler mit einem Appetizer (s.o.; Mat. 13-16) auf einen Übungsbereich hingewiesen, der erfahrungsgemäß nicht unbedingt in ihrem Wahrnehmungshorizont liegt (z.B. Ausdrucksprobleme und stilistische Sachverhalte). - Darauf folgt bis zum Ende der Unterrichtsstunde eine längere selbstgesteuerte Übungsphase im Rahmen der Freiarbeit. 20 - Die Schülerinnen und Schüler werden regelmäßig darauf hingewiesen, dass die Lehrperson (oder im Fall eines Zusatzengagements eines Referendars/einer Referendarin: die Lehrpersonen) für Einzelberatungen zur Verfügung steht/stehen. Die Schülerinnen und Schüler werden gebeten, dazu eigene Texte mitzubringen, bei denen sie selbst Beratungsbedarf sehen. In den anfangs ausgeteilten selbstdiagnostischen Listen dokumentieren die Schülerinnen und Schüler ihre Aktivitäten laufend per Datumseintragung. Am Ende ergibt sich eine Übersicht über den anfänglich von jedem festgestellten Übungsbedarf und das bis zum Ende tatsächlich geleistete Übungspensum. Das Übungsangebot ist so dimensioniert, dass die Schülerinnen und Schüler die angebotenen Materialien nicht komplett in der Unterrichtszeit durcharbeiten können, sondern – ihren eigenen Kompetenzwahrnehmungen und den Beratungsimpulsen der Lehrperson entsprechend – auswählen müssen. Einige gehen daher bald dazu über, über die im Unterricht bearbeiteten Materialien hinaus weitere Übungsblätter mit nach Hause zu nehmen, um dort einzelne Übungsbereiche komplett durchzuarbeiten. Eine solche Ausweitung der Aktivitäten ist erwünscht. Am Ende beurteilen die Schülerinnen und Schüler die Sinnhaftigkeit und Effektivität ihres Lernprozesses mit Hilfe eines strukturierten Fragebogens ( Mat. 72). Zur Rolle der Lehrperson: Die durchführende Lehrperson sollte für dieses Modul über vertiefte Kenntnisse auf dem Gebiet der Schreibdidaktik/ Schreibberatung und der Organisation von eigenverantwortlichem Lernen verfügen. Als Schreibberater (vgl. Brenner 2007, S.225f.) sollte sie methodische Tools wie Rückfragekarten/diagnostische Schreibkarten (ebd., S. 235f.), Proben/Textlupe (ebd., S. 221f.), das „Haus der Stile“ (ebd., S. 231f.), das „Rad der Gelenkwörter“ (ebd., S. 233f.) oder „Stil-In/Out“ (ebd., S. 277) in ihr Repertoire aufnehmen. Im Sinne eines Peer-Tutoring können solche methodischen Optionen auch an dafür geeignete Schülerinnen und Schüler im Kurs weitergegeben werden. Die Übertragung von Steuerungskompetenzen auf die Schülerinnen und Schüler erfordert in der Vorbereitungsphase, in der diagnostische Instrumente auszuwählen und Übungsmaterialien samt Lösungen zusammenzustellen sind, einigen zeitlichen und logistischen Aufwand. Dafür ist im Verlauf der Unterrichtssequenz ein entspannteres Arbeiten möglich als in einem stärker lehrerzentrierten Unterricht. Das Verfahren der Freiarbeit bietet außerdem den Vorteil, dass die in der Jahrgangsstufe 10 oft zu beobachtende Schulmüdigkeit bzw. Motivationsschwäche von Schülerinnen und Schülern, die bei 21 Lehrerinnen/Lehrern immer wieder zu Überlastungserfahrungen führt, nicht so stark in Erscheinung tritt. Einer Erosion der Motivationsbasis der Lernenden kann mit herkömmlichen „motivationspädagogischen“ Gegenoffensiven oft kaum begegnet werden. Vielfach finden Lehrende für ihre gut gemeinten Motivierungsversuche kaum Abnehmer, weil den Schülerinnen und Schülern die nötige Selbststeuerung und insbesondere die selbstdiagnostische Basis für Lernanstrengungen fehlt. Dagegen stärkt die prinzipielle Selbststeuerung in der Freiarbeit die Motivationsbasis für eine aktive Arbeit in den Übungsstunden. Die Diagnosekompetenz ist nicht mehr beim Lehrenden monopolisiert; vielmehr werden die Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzt, ihren Lernstand immer wieder selbst zu überblicken und einzuschätzen. Auf dieser Basis übernehmen sie weitgehend die Verantwortung für ihre eigene motivationale Steuerung. Literaturhinweise: Eigenverantwortliches Lernen: Brenner, Gerd: In der Schule motivieren. In: Deutsch Extra. Das Magazin für den Deutschunterricht, 2/2009, S. 3-5. Herriger, Norbert: Empowerment in der Sozialen Arbeit, Kohlhammer, Stuttgart/Berlin/Köln 22002. Klippert, Heinz: Eigenverantwortliches Arbeiten und Lernen. Bausteine für den Fachunterricht, Beltz, Weinheim und Basel 2001. Schräder-Naef, Regula: Lerntraining in der Schule, Beltz, Weinheim und Basel 2002. Schreibdidaktik/ Schreibberatung: Becker-Mrotzek, Michael/ Böttcher, Ingrid: Schreibkompetenz entwickeln und beurteilen. Praxishandbuch für die Sekundarstufe I und II, Cornelsen Scriptor, Berlin 2006. Bräuer, Gerd (Hrsg.): Schreiben(d) lernen. Ideen und Projekte für die Schule, edition KörberStiftung, Hamburg 2004. Brenner, Gerd: Fundgrube Methoden II. Für Deutsch und Fremdsprachen, Cornelsen Scriptor, Berlin 2007. Feist, Jürgen: Schreibberatung am Gymnasium. In: Gerd Bräuer, op. cit., S. 133-143. Rapp, Rune: Ausbildung von Pädagogikstudenten zu Schreibberatern. In: Gerd Bräuer, op. cit., S. 171-181. 22 Sonstige Hinweise: Arnold, Karl-Heinz/ Graumann, Olga/ Rakhkochkine, Anatoli: Handbuch Förderung. Grundlagen, Bereiche und Methoden der individuellen Förderung von Schülern, Weinheim und Basel 2008. Claussen, Claus (Hrsg.): Handbuch Freie Arbeit – Konzepte und Erfahrungen, Beltz, Weinheim und Basel 1995. Brenner, Gerd/ Brenner, Kira: Fundgrube Methoden I. Für alle Fächer, Cornelsen Scriptor, 2Berlin 2008. Lindemann, Holger: Konstruktivismus und Pädagogik. Grundlagen, Modelle, Wege zur Praxis, München 2006. Paradies, Liane/ Linser, Hans Jürgen/ Greving, Johannes: Diagnostizieren, Fordern und Fördern, Berlin 2007. Reich, Kersten: Konstruktivistische Didaktik. Lehr- und Studienbuch mit Methodenpool, 4Weinheim und Basel 2008. Seel, Norbert M.: Psychologie des Lernens. Lehrbuch für Pädagogen und Psychologen, München 2000. (5) Transparenz des Lernprozesses/Reflexion der Zielerreichung: Vertiefungskurse verzichten auf Benotungen; dieses Modul regt Schülerinnen und Schüler jedoch an, in der Verknüpfung von Selbstdiagnose und Übung Lernfortschritte selbst wahrzunehmen. Dazu müssen sich die Schülerinnen und Schüler ihre Lernwege immer wieder vergegenwärtigen und ihren Arbeitsprozess dokumentieren. Als Form der Dokumentation individualisierter Lernprozesse hat sich das Portfolio etabliert (vgl. Brenner/ Brenner 2008, S. 155f.). Es kann auch als Gelegenheit für Selbstvergewisserungen der Schülerinnen und Schüler genutzt werden. Hinzu kommt eine abschließende Evaluation in Form eines kurzen strukturierten Fragebogens (s.u.). Die Schülerinnen und Schüler können ihren Lernfortschritt auch mit Hilfe eines Logbuches (Brenner 2007, S. 292f.) dokumentieren. 23 (6) Kommunikation der Ergebnisse: Die Kolleginnen und Kollegen im Fach Deutsch, die in der Jahrgangsstufe 10 unterrichten, erhalten zum Halbjahreswechsel einen Bericht zu den von den Schülerinnen und Schülern bearbeiteten Kompetenzbereichen. Dazu werden die von den Schülern ausgefüllten Selbstdiagnose- und Dokumentationsbögen ( Mat. 1) zugänglich gemacht. Zugleich erhalten die in der Jahrgangsstufe 10 unterrichtenden Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit, Rückmeldungen zur Kompetenzentwicklung einzelner Schülerinnen und Schüler zu geben und aus ihrer Perspektive weitere Übungsdesiderate zu formulieren. Auf diese Weise wird der Kurs zum Halbjahreswechsel mit dem regulären Deutschunterricht verzahnt. In Einzelfällen sprechen der Lehrer/die Lehrerin des Vertiefungskurses und im Fach Deutsch Unterrichtende während des laufenden Kurses miteinander, um besondere Übungsbedarfe einzelner Schüler/innen zu klären. Nach Beendigung des Kurses erhält die Fachkonferenz Deutsch zum nächstmöglichen Termin eine Übersicht über die von den Schülerinnen und Schülern selbstdiagnostisch festgestellten Übungsbedarfe. Die Konferenz prüft, ob besondere Häufungen des Übungsbedarfs in einzelnen Kompetenzbereichen in den folgenden Jahren mit Akzentverschiebungen im vorgelagerten Unterricht der Jahrgangsstufen 8 und 9 beantwortet werden können. (7) Kursevaluation: Die Auswertung einer schriftlichen Evaluation in der Entwicklungsphase des Moduls ergab, dass die Schülerinnen und Schüler zu Beginn unterschiedliche Erwartungen und Ziele mitbrachten und die o.g. differenzierten Bedarfsnennungen in verschiedener Weise fokussierten: Persönliche Zielsetzungen der Schülerinnen und Schüler zu Beginn des Kurses Die häufigsten Nennungen in den Fragebögen beziehen sich auf den sprachlichen Ausdruck: „Meinen Horizont im Fach Deutsch, vor allem im Ausdruck, zu erweitern“ (17/w) „Mit Hilfe des Kurses wollte ich meinen Ausdruck verbessern und den Aufbau von Texten lernen (Facharbeit)“ (17/m). „Meine Erwartung bezog sich darauf, meine schriftlichen Kompetenzen, insbesondere in der Rechtschreibung und im Ausdruck, zu verbessern“ (17/w). 24 „Besonders im Bezug auf Zitiertechnik wurde ich in den Klausuren kritisiert. Dies wollte ich verbessern“ (17/m). „Ich hatte die Erwartung, meine Schwächen im Fach Deutsch zu erkennen und bestmöglich in Stärken umzubauen“ (17/w). „Viele Grammatik- und Übungsblätter, da meistens im Unterricht die Zeit fehlt, diese Themen zu bearbeiten“ (17/w). „Tipps zum besseren Schreiben in Klausuren“ (17/w). „Ich habe erwartet, dass ich einzelne Probleme in diesem Kurs gezielt beheben kann und Unsicherheiten ausgeräumt werden“ (17/w). „Sicherheit, um evtl. einen LK zu wählen“ (17/w). Erste Erfahrungen mit dem Modul zeigen, dass gerade auch solche Schülerinnen und Schüler, die bereits über weit entwickelte Schreibkompetenzen verfügen, ein großes Interesse an der Behebung restlicher Defizite haben, so dass sie Übungen aus dem angebotenen Spektrum gezielt auswählen und intensiv durcharbeiten. Freiarbeit Die Schülerinnen und Schüler beurteilen die für dieses Modul gewählte Methode der Freiarbeit durchweg positiv. Typische Äußerungen im abschließend ausgefüllten Evaluationsbogen lauten: „Ich finde diese Methode sehr gut, weil jeder sich individuell Schwerpunkte setzen kann und so [...] zu einem optimalen Lernerfolg kommen kann“ (17/w). „Insgesamt sehr gut. Außerdem konnte man ja auch Hilfe bekommen, wenn man etwas nicht verstanden hat“ (17/w). „Ich finde die Methode Freiarbeit für diese Art von Kurs richtig. Meiner Meinung nach wäre es sinnlos gewesen, für alle Schüler das Gleiche zu machen. Es wären manche Schüler bei einzelnen Themen unterfordert worden“ (17/m) „Die Methode Freiarbeit finde ich gut, weil sie jeder individuell nutzen kann. So kann jeder das nacharbeiten, was er will und braucht“ (17/m). „Ich finde Freiarbeit gut, da der Schüler die Möglichkeit bekommt, aus eigener Motivation seine Fähigkeiten zu verbessern. Allerdings sollte immer Hilfestellung von Seiten der Lehrer oder Schüler vorhanden sein“ (17/w). 25 „Ich finde, dass die Methode Freiarbeit angenehmer für die Schüler ist. Man muss keine Themen behandeln, die man kann. Man kann sich seine Aufgaben selbst zusammenstellen“ (17/w). „Ich fand die Methode gut, da jeder sich seine Arbeit selbst einteilt, wann er was bearbeitet. Dennoch ist es hilfreich, einen Ansprechpartner zu haben“ (17/w). Die Arbeitsweise in Form von Freiarbeit bietet auch den Vorteil, dass in Klausurphasen, in denen wechselnde Anteile der Schülerinnen und Schüler nicht anwesend sind, flexibel weitergearbeitet werden kann. Erfüllung der Erwartungen Eine weitere Frage des Fragebogens lautete: „Inwieweit haben sich deine Erwartungen erfüllt?“ Die Antworten fallen durchweg positiv aus; es gibt allerdings einige Desiderate, den Umfang der Übungsangebote weiter zu steigern. „Meine Erwartungen haben sich erfüllt, da ich durch die Arbeitsblätter meine Texte im Gesamteindruck deutlich verbessern konnte“ (17/w). „Meine Erwartungen haben sich erfüllt. Ich hatte viel Material zur Auswahl“ (17/w). „Meine Erwartungen haben sich insofern erfüllt, dass die Zitattechnik mir nicht mehr vorgeworfen wurde. Außerdem war das Arbeitsklima gut. Ich konnte die Dinge, die mir Probleme bereiteten, verbessern, was sich auch in der Klausur zeigte“ (17/m). „Ich konnte einiges nachholen und habe etwas dazugelernt. Also wurden meine Erwartungen erfüllt. Da ein großes Feld von Aufgaben zur Verfügung stand, konnte man viele verschiedene Sachen aufarbeiten“ (17/m). „Einige Themen, bei denen ich Probleme hatte, konnte ich mithilfe von Übungsblättern erarbeiten und meine Probleme beseitigen. Bei anderen Themen gab es leider nur Infoblätter und keine konkreten Übungen, was mir nicht so viel gebracht hat“ (17/w). „Große Auswahl, alle Bereiche gut vertreten; gut erklärt, mit anschließender Übung und Kontrolle“ (17/w). „Dadurch, dass ich meine Themen selbst auswählen konnte und auch die Reihenfolge nicht bestimmt war, habe ich die Themen bearbeiten können, die ich wollte“ (17/w). „Durch die Selbstdiagnose war gewährleistet, dass ich nur die Themen bearbeite, von denen ich weiß, dass ich dort Mängel habe. Allerdings könnten Probleme entstehen, wenn man seine Kompetenzen falsch einschätzt“ (17/w). 26 „Einige Unsicherheiten konnten beseitigt und Fragen sicherlich beantwortet werden, aber ein Halbjahr reicht nicht, um große Fortschritte zu erzielen“ (17/w). Die Frage der zeitlichen Dimensionierung des Moduls stellt sich für die Schülerinnen und Schüler unterschiedlich. Für die meisten erschien der Zeitraum eines Halbjahres angemessen. Schülerinnen und Schüler, die weitere Hilfen benötigen, sollten evtl. – in der Schulbibliothek oder an einem anderen Ort – weiteren Zugriff auf das Material haben können. Bemerkenswert ist die selbstkritische Einschätzung einer Schülerin, dass die Selbstdiagnose in einigen Teilbereichen des Schreibens daran scheitern kann, dass entsprechende analytische Kompetenzen nicht zur Verfügung stehen. Daher ist es auf jeden Fall sinnvoll, dass in dem Modul neben gänzlich selbstgesteuerten Lernprozessen in den Appetizer-Phasen zu Beginn der Unterrichtsstunden von Lehrerseite aus Impulse gesetzt werden und dass dann Lehrende als Berater/innen laufend zur Verfügung stehen, um mit Schülerinnen und Schülern Problemdimensionen ihrer Texte zu erschließen, die zunächst nicht in ihrem Horizont gelegen haben. 27