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Ganzheitliche Betrachtungsweise
Rückenschmerz ist mehr als Schmerz am Rücken
Eigentlich wissen die meisten Menschen, wie die richtige Körperhaltung aussieht und das eine
aufrechte Körperposition zur Vermeidung von Rückenschmerzen beiträgt. Physiologisch betrachtet ist eine „gute Haltung“ die vom Organismus selbst gehaltene Stellung, in der die
Muskeln so aktiviert sind, dass der Körper aufrecht gegen die Erdanziehungskraft gehalten
werden kann. Das Wissen über die korrekte Körperhaltung reicht bei der Vielzahl von äußeren
und inneren Einflüssen leider nicht aus. Probleme mit dem Rücken betreffen immer den
gesamten Menschen und müssen auch ganzheitlich betrachtet bewältigt werden. Denn die
Körperhaltung ist nicht nur ein Ausdruck physiologisch wirkender Kraftverhältnisse, sondern
auch der Spiegel der seelischen Verfassung. Abweichungen zur „normalen“ Haltung können
durchaus auf die jeweilige Situation einer Person schließen lassen. Deutlich wird dies anhand
von Beobachtungen anderer Personen im Alltag, deren Körperhaltungen sich situationsabhängig verändern: Zum Beispiel, wenn sie unter Zeitdruck gehen, frohgelaunt, ängstlich, traurig
oder nachdenklich sind (Anlage 37).
Redewendungen wie „Vor Kummer gebeugt“, „Lass den Kopf nicht hängen“ oder „Jemanden
wieder aufrichten“ kommen nicht von ungefähr. Die geduckte Haltung des Ängstlichen, die
eingesunkene Haltung des Traurigen oder die aufrechte Haltung eines erfolgreichen Menschen,
der sich gut fühlt – die Wechselwirkung zwischen Körper und Seele zeigen sich deutlich in der
Haltung wieder. Wer ständig mit dem Blick nach unten durchs Leben geht, baut durch seine
Körperhaltung eine Schutzposition auf, mit der die Statik und Dynamik der Knochen und
Muskulatur im Verlauf der Zeit beeinflusst wird. Stress, mangelndes Selbstbewusstsein oder ein
seelisches Ungleichgewicht finden sich nicht selten in einer schlechten Körperhaltung wieder.
Die Muskulatur reagiert auf die psychosomatischen Belastungen mit Verspannungen. Der
fehlende Wechsel zwischen An- und Entspannung der Muskulatur in diesem Bereich führt zur
Verhärtung, wo eigentlich Flexibilität gefordert ist und zur Erschlaffung auf der anderen Seite,
wo Spannkraft notwendig wäre. Viele Rückenschmerzen, so zeigen es Untersuchungen,
resultieren eher aus einem verkrampften oder verspannten Muskelkorsett und beruhen weniger
auf einem pathologischen Befund.
Neben dem Verlust an Ästhetik und Beweglichkeit, wirkt sich eine falsche Körperhaltung auf das
gesamte Wohlbefinden des Menschen aus. Ein Körper, der nicht mehr vertikal aufeinander
abgestimmt ist, muss mehr Energie im Kampf gegen die Schwerkraft aufbringen und lässt diese
Energie in anderen Bereichen fehlen (Ganzheitlichkeit!).
Ein Skelettmuskel kann nicht „locker“ sein, wenn der Mensch psychisch belastet ist. Das heißt,
bei Wirbelsäulenproblemen ist es neben dem Erlernen der richtigen Bewegungen und
Körperhaltungen wichtig, das Wohlbefinden des Menschen durch die Bewegung positiv zu
beeinflussen. Viele Methoden zur Entspannung oder Körperwahrnehmung setzen zwar an der
Muskulatur an, aber das langfristige und eigentliche Ziel ist es, das Gemüt zu erreichen. Nur
dann kann eine Entspannungsübung bei geistigen und körperlichen Belastungen eine ausgleichende Wirkung haben. Ein Sporttreibender lernt, dass er wieder selber Einfluss auf sein Be-
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finden nehmen kann und das ist im Sinne der WHO Definition von Gesundheit von entscheidender Bedeutung: Zum einen wird hier Gesundheit „als ein Zustand des vollständigen, körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur als das frei sein von Krankheit
und Gebrechen“ beschrieben. Zum anderen kann ein Mensch sein Gesundheitspotential nur
entfalten, wenn er auf die Faktoren, welche seine Gesundheit beeinflussen, selber Einfluss
nehmen kann. Sport bringt den Menschen zum Handeln. Gleichzeitig wird dem Sport auch in
sozialer Hinsicht eine bedeutende Rolle zur Schaffung von Kontaktmöglichkeiten und einer
gemeinsamen Problembewältigung zu gesprochen. Die langfristige Entlastung der Wirbelsäule
und Wiedererlangung des Wohlbefindens ist also ein ganzheitlicher Prozess, in dem Sport in
Anlehnung an die WHO Definition von Gesundheit einen wichtigen Beitrag zur Veränderung
körperlicher, geistiger und sozialer Faktoren leisten kann.
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