Ressort Brennpunkte Erschienen am 13.12.2007 18:59 Kampagne gegen dürre Models in Mode und Werbung 5 10 Berlin (dpa) - Die Bundesregierung will gemeinsam mit prominenten Unterstützern die weit verbreiteten Essstörungen bei Mädchen und jungen Frauen eindämmen. Extrem dürre Models sollen aus Werbung und Modeschauen verbannt werden. Aufklärung und die Erforschung von Magersucht und Bulimie würden gestärkt, sagten Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD), Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Forschungsministerin Annette Schavan (CDU) zum Auftakt der Initiative «Leben hat Gewicht - gemeinsam gegen den Schlankheitswahn» am Donnerstag in Berlin. 20 «Magermodels gehören weder auf den Laufsteg noch in die Werbung», sagte Schmidt. Das erste Ziel der Initiative sei eine entsprechende Selbstverpflichtung der Mode- und Werbebranche. «Wir wollen andere Vorbilder», so die Ministerin. «Dürrsein darf nicht länger als chic gelten, sondern muss ein Schock sein», verlangte «Emma»-Herausgeberin Alice Schwarzer, die die Initiative angestoßen hatte. «Wenn falsche Bilder und Vorbilder wirken, dann kann es auch gelingen, dass Bilder des Authentischen wirken», sagte Schavan. Designerin Jette Joop nannte eine Selbstverpflichtung ihrer Branche «eine gute Idee». Auch Gesundheitsatteste für Models könnten ein Schritt sein. 25 Schmidt verwies auf die «erschreckenden Zahlen» der ersten Bild: dpa umfassenden deutschen Studie zu Essstörungen mit 17 600 Jugendlichen. Rund 22 Prozent der 11- bis 17-Jährigen zeigen nach der vom Robert Koch-Institut durchgeführten Untersuchung Symptome einer Essstörung. Bei Mädchen mit 17 Jahren steigt der Anteil auf 30 Prozent an. Das Problem habe in den vergangenen Jahre zugenommen, sagte Schmidt. 30 «Magersucht ist überwiegend weiblich, und sie ist sehr jung», sagte von der Leyen. Neun von zehn Betroffenen seien weiblich, jede zehnte Kranke sterbe daran. Bereits Familie und Kindertagesstätte müssten auf natürliche Ernährung abzielen. «Essen ist nicht Belohnung, ist nicht Bestrafung», mahnte die Ministerin. Internetforen, in denen falsche Schlankheitsideale gefeiert würden, müssten vom Betreiber freiwillig geschlossen werden. Verbote müssten durchgesetzt werden, wenn Nutzer gefährdet seien. 15 Vereint im Kampf gegen dürre Models: Bildungsministerin Schavan, Emma-Herausgeberin Schwarzer, Gesundheitsministerin Schmidt und Familienministerin von der Leyen. (v.l.n.r.) Schwarzer rief dazu auf, Essstörungen endlich als zentrale «Massenpsychose der westlichen Welt» und vorherrschende Sucht bei Frauen in den Blick zu nehmen. Länder wie Großbritannien, Spanien oder Italien seien weiter. Teil der deutschen Kampagne sollen unter anderem auch mit Millionensummen geförderte Modellprojekte hin zu verbesserten Therapien sein. 35 40 Der Sprecher des Zentralverbandes der Deutschen Werbewirtschaft und des Deutschen Werberates, Volker Nickel, warf der Bundesregierung im Saarländischen Rundfunk «populistische Verlogenheit» vor: «Der Werbung wird mal wieder alles in die Schuhe geschoben.» Die Düsseldorfer ModemesseGesellschaft Idedo Company signalisierte hingegen Unterstützung. «Die Mode, die wir auf den Laufstegen präsentieren, ist für Durchschnittsfrauen und Männer, die sich nicht nur von Gurken und Salat ernähren», sagte der Sprecher der Gesellschaft, die zweimal jährlich die weltgrößten Modemessen veranstaltet, der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die frauenpolitische Fraktionssprecherin der Grünen, Irmingard ScheweGerigk, mahnte, die Kampagne dürfe «keine Eintagsfliege sein». Aufgabe: Wie kann man gegen die zunehmende Verbreitung von Essstörungen vorgehen? Schreibe eine vollständige Erörterung mit Gliederung. Zeige unter Einbeziehung des Textes fünf Möglichkeiten auf (= fünf Argumente). Belege drei Argumente davon ausführlich (d.h. zwei Begründungen + Beispiel/e). Hinweis: Lege zunächst eine Stoffsammlung und einen Schreibplan an. Musterlösung Gliederung: A. Einleitung: aktuelle Studie zur Verbreitung von Essstörungen B. Hauptteil: Maßnahmen gegen die zunehmende Verbreitung von Essstörungen I. Hilfe für Betroffene o Erschreckende Sterberate Verbesserung der Therapien II. Verbot von bestimmten Internet-Foren o Austausch über Essstörungen Gegenseitige Anstachelung zur Gewichtskontrolle III. Aufklärung über die Gefahren von Essstörungen o Verantwortung von Familien und Kindertagesstätten Erziehung zu „normalem“ Essverhalten o Aufklärungskampagnen des Staates Initiative „Leben hat Gewicht“ IV. Verantwortung der Mode-Branche o Dürre Models Dürrsein als Schönheitsideal o Verkauf kleiner Größen in Modegeschäften H&M oder Pimkie V. Problematik der Werbung o Werbespots mit superschlanken Frauen Schlanksein als chic und cool o Werbung für kalorienarme Produkte Diät-Joghurt C. Schluss: gemeinsame Verantwortung der Gesellschaft Das Problem von Essstörungen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Nach einer aktuellen Studie des Robert-Koch-Instituts sind in Deutschland unter den 11- bis 17-Jährigen rund 22 Prozent von Essstörungen betroffen, bei Mädchen mit 17 Jahren steigt der Anteil sogar auf 30 Prozent an. Angesichts dieser erschreckenden Zahlen stellt sich die Frage, wie man gegen die zunehmende Verbreitung von Essstörungen vorgehen kann. Zunächst einmal ist es wichtig, den Betroffenen zu helfen und diese in ein normales Leben zurückzuführen. Momentan stirbt jede zehnte Magersüchtige an den Folgen ihrer Essstörung. Um die Heilungschancen zu erhöhen, müssen Therapien verbessert werden. Wichtiger als Heilung ist jedoch die Prävention. Diese kann an verschiedenen Stellen ansetzen: Zunächst einmal sollten bestimmte Internet-Foren, in denen falsche Schlankheitsideale gefeiert werden, verboten werden. In solchen Internet-Foren tauschen sich Jugendliche über ihre Gewichtskontrolle aus und stacheln sich zu immer neuen Höchstleistungen an. Dadurch verschlimmert sich einerseits bei vielen Jugendlichen die Sucht, andererseits werden gesunde Jugendliche in eine Essstörung hineingezogen. Ein Verbot solcher Foren könnte Jugendliche davor bewahren. Wichtig erscheint es auch, Jugendliche besser über die Gefahren von Essstörungen aufzuklären. Schon Familie und Kindertagesstätten müssten den Kindern eine natürliche und gesunde Ernährung beibringen. Beispielsweise sollte Essen weder als Belohnung noch als Bestrafung eingesetzt werden. Denn durch solche falsche Denkweisen können Essstörungen früh angelegt werden. Auch sollten der Staat und die Medien stärker über die Problematik der Essstörungen informieren. Ein Schritt in die richtige Richtung ist beispielsweise die neue Initiative der Bundesregierung „Leben hat Gewicht – gemeinsam gegen den Schlankheitswahn“. Durch solche Kampagnen kann man bei den Jugendlichen ein Bewusstsein dafür wecken, dass der Schlankheitswahn unserer Gesellschaft kritisch betrachtet werden muss. Eine große Verantwortung kommt auch der Modebranche zu: Auf den Laufstegen sieht man weitgehend dürre Models, die ganz offensichtlich magersüchtig sind. Solche Models gelten für Jugendliche als nachahmenswerte Vorbilder, da sie in unserer Gesellschaft als Stars gefeiert werden. Problematisch ist auch, dass in den Geschäften zunehmen kleine und kleinste Größen als „normal“ präsentiert und verkauft werden. In Geschäften wie H&M oder Pimkie hat ein Großteil der Kleidung die Größen 34 oder 36. 40 oder größer sind kaum noch zu finden und natürlich tragen auch die Schaufensterpuppen die kleinsten Größen. Die Modebranche sollte dieses Problem aufgreifen und zunehmend wieder sowohl auf dem Laufsteg als auch in den Geschäften angemessene Größen als „normal“ präsentieren. Ähnliches gilt für die Werbebranche: In den Werbespots sieht man fast durchgängig superschlanke, schöne Frauen, die als attraktiv und begehrenswert dargestellt werden. Dürrsein gilt als chic und cool und wird den Jugendlichen als Schönheitsideal verkauft. Auch werden zunehmend Produkte beworben, die Schlankheit garantieren sollen. Dies kann man beispielsweise an der zunehmenden Beliebtheit kalorienarmer Produkte beobachten (z.B. Diät-Joghurt). Natürlich werden Jugendliche, die vergleichsweise viel fernsehen und damit Werbung konsumieren, durch diese Werbebotschaften beeinflusst. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Gesellschaft eine große Verantwortung für die Jugend trägt: Der Staat, die Erziehungsberechtigten, Bildungseinrichtungen, aber auch die Medien und die Modebranche müssen zusammenarbeiten, um dem zunehmendem Problem der Essstörungen zu begegnen. Es darf nicht sein, dass Gewinnmaximierung wichtiger als die Gesundheit unserer Kinder ist.