3/2002 PRO SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR TIERSCHUTZ Wir geben Tieren ein Zuhause ProTier 3/02 1 Impressum Inhalt Zeitschrift der Schweizerischen Gesellschaft für Tierschutz/ProTier, Zürich Nr. 3 September 2002 30. Jahrgang Erscheint 4 x jährlich Wir geben Tieren ein Zuhause 4 Okapis und Gorillas sollen überleben 7 Ein Altersasyl für Kühe 8 «Qual-Delfinarium» im Urlaubsparadies 10 Die Leiden eines Schimpansen als Fernsehstar 12 Abonnement Mitglieder erhalten die Zeitschrift kostenlos Jahresbeitrag Fr. 30.– Jugendmitglieder (bis 18 Jahre) Fr. 20.– Einzelnummer Fr. 6.– Jahresabonnement Fr. 20.– Tanzbärin Dorinda gestorben 14 Bedrohte Nasenaffen 15 Grossalarm für Asiens Nashörner 16 Chamäleons: Wenig erforschte Zeugen aus der Saurierzeit 17 Der Dauerkrieg gegen die Elefanten 18 50 Millionen Tiere vor dem Martertod? 19 Redaktion: Rita H. Dubois (rd) Ruedi Suter (rs) Projekte + Kampagnen 20 Buchbesprechungen 21 Kurznachrichten 22 Ständige Mitarbeiter: Nathalie Dubois (nd) Ulrich Karlowski (uk) Ulrike Kirsch (uki) Tiersterben im Treibhaus 25 Polarfuchs Svobo lebt nicht mehr 26 Patenschaften 27 Mitarbeit an dieser Ausgabe: R. A. Attinger Findeltiere Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Weiterverwendung der Artikel und Bilder nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung der Redaktion. «Qual-Delfinarium» Die Beiträge decken sich nicht unbedingt mit der Meinung der Redaktion und des Vorstandes Titelbild: Foto: Martin Siegenthaler 4 Layout: proVista – prepress, publishing, design Urs Widmer, 4123 Allschwil 10 Ein Altersasyl für Kühe Elfenbein beschlagnahmt Druck: Fotorotar AG, 8132 Egg 18 SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR TIERSCHUTZ Alfred Escher-Strasse 76 CH-8002 Zürich Telefon: 01 201 25 03 Telefax: 01 201 26 23 Postcheck: 80-37221-2 E-Mail [email protected] URL www.protier.ch 2 Tiersterben im Treibhaus 8 25 ProTier 3/02 Editorial Bild: Martin Siegenthaler Liebe Tierfreunde I mmer wieder erhielten wir aus Mitgliederkreisen die Anregung, unsere Zeitschrift «ProTier» einer grösseren Leserschaft bekannt zu machen. Das haben wir mit der heutigen Grossauflage getan. Deshalb wende ich mich diesmal nicht nur an unsere treuen und langjährigen Mitglieder und SpenderInnen, sondern ganz speziell auch an alle neuen Leserinnen und Leser, die diese Ausgabe als «Probenummer» erhalten haben. Die Schweizerische Gesellschaft für Tierschutz/ProTier kämpft seit 53 Jahren um ein besseres Verständnis der Menschen für die Leidens- und Empfindungsfähigkeit von Tieren, für das ethische Mindestmass, Tiere in ihrer Mitgeschöpflichkeit zu achten. Für dieses zentrale Anliegen setzen wir uns engagiert und mit viel Herzblut in der Schweiz aber auch im Ausland ein. Vieles haben wir schon erreicht, und doch liegt im Tierschutz immer noch vieles im Argen: Tierversuche, landwirtschaftliche Nutztierhaltung, Jagd, Pelztierhaltung, Umgang mit Heimtieren, Ausrottung bedrohter Tierarten und vieles andere mehr. Zahlreiche Probleme, auf die wir seit Jahren hinweisen, sind noch längst nicht gelöst. Viele Tiere brauchen direkte Hilfe. Die SGT/ProTier gibt auch Hunden oder Katzen ein Zuhause, die anderswo zum Beispiel aufgrund ihres Alters abgewiesen werden. Für den Unterhalt dieser meist nicht ProTier 3/02 mehr vermittelbaren Tiere sorgen unsere Tierpaten: Tierfreunde, die selber kein Tier halten können, sorgen mit ihren monatlichen Beiträgen dafür, dass unsere Tiersenioren einen schönen Lebensabend geniessen können. Aber auch völlig gesunde Tiere, deren Einschläferung ein mitfühlender Tierarzt abgelehnt hat, finden bei uns erstmal Unterkunft – bis wir für sie neue Besitzer gefunden haben. Beim Tierschutz gibt es für uns keine Grenzen. Die SGT/ProTier engagiert sich auch im Ausland. Sei es bei der Befreiung geschundener Tanzbären in Serbien, bei der Rettung von verwaisten Orang-Utans auf Borneo, bei einem Schutzprojekt für hochgradig bedrohte Schildkröten in Nepal, bei der Rettung der letzten Adria-Delfine vor Kroatien oder durch die Unterstützung von Tierschützern in Tschechien bei ihrer wichtigen Aufklärungsund Öffentlichkeitsarbeit und ihrem Kampf gegen die Pelztierfarmen. Leider verursacht unsere Arbeit auch hohe Kosten. Deshalb hoffe ich sehr, unter den neuen Leserinnen und Lesern viele Menschen zu finden, die uns in der für das weitere Schicksal der Tiere so wichtigen Arbeit durch Spenden unterstützen. Nur mit Ihrer Hilfe können wir den Tieren helfen! Herzlich Ihre Rita Dubois Geschäftsführerin Für mehr Informationen über unsere Tätigkeit besuchen Sie uns bitte im Internet unter: www.protier.ch 3 ngsBeziehu me proble et Ausges zt Ramses, 9-jährig. Der Luzerner Laufhund ist einer unserer Patenhunde und ein wenig unser Sorgenkind. Seit bald 6 Jahren ist er im Tierheim, und niemand wollte ihm bislang ein neues Zuhause geben. Gefunden hat man ihn im Kanton Tessin, er wurde ausgesetzt. Ramses ist ein ganz lieber und verschmuster Hund. Das Problem, warum er bis jetzt keinen Platz gefunden hat, ist nicht seine Wasserscheu, sondern sein ausgeprägter Jagdtrieb. Es braucht also einen umzäunten, ausbruchsicheren Garten. Die Einzigen, die sich bis jetzt für Ramses interessierten, waren Hobbyjäger. Zu allem Kummer musste dieses Jahr noch seine blinde Tierheimfreundin, die ihm auf Schritt und Tritt folgte, eingeschläfert werden. ls Alkoho 4 ucht Rony, ca. 4-jährig. Ähnlich ergangen wie Lilly ist es Rüde Rony. Ihm wurde aber nicht eine neue Beziehung zum Verhängnis, sondern Probleme in der bestehenden. Die Besitzer trennten sich – und keiner von beiden konnte Rony behalten. Der Hund ist sehr lebhaft und verspielt. Wir geben Tieren ein Zuhause ben/ o h c s e Abg funden Aufge ehun i z e B e Neu g Lilly, 7-jährig. Die muntere Dackeldame Lilly ist seit einem halben Jahr im Tierheim. Der neue Freund ihrer Besitzerin fand zwar Gefallen an Frauchen, nicht aber an Lilly. Er konnte sich nicht mit ihr anfreunden – und sie sich nicht mit ihm. So musste die Hündin den Platz räumen. Lilly ist sehr lieb und kann auch problemlos zu Katzen platziert werden. Tessa, 4-jährig. Sensibel und eher zurückhaltend ist die schwarz-weisse BordercollieHündin. Sie wurde ihrem Besitzer weggenommen, weil dieser grosse Alkoholprobleme hatte und sich nicht mehr richtig um sein Tier kümmern konnte. Tessa braucht einen Platz mit viel Liebe und Zuneigung, da sie in ihrem Leben diesbezüglich zu kurz gekommen ist. Lisa und Pluto, 21/2-jährig und 3-jährig. Die Malteserhündin wurde ins Tierheim gebracht, weil sie angeblich nicht stubenrein war. Im Tierheim gibt es diesbezüglich aber keine Probleme. Lisa ist ein aufgestellter, verspielter Hund und kommt auch sehr gut mit anderen aus. Einen ganz besonderen Spielgefährten hat sie in Pluto gefunden. Der kleine braune Mischling wurde an einem nasskalten Nachmittag im November mitten in Zürich gefunden. Eine Vermisstenanzeige, die auf Pluto passte, erschien nirgends. Heute sind Lisa und Pluto unzertrennlich. Die beiden suchen, wenn irgendwie möglich, einen gemeinsamen neuen Platz, wo sie zusammenbleiben können. Fotos: Rita + Nathalie Dubois ProTier 3/02 Weg ge en worf Maggie, 3-jährig. An einem Nachmittag im Februar wurde Maggie in einem Transportkörbchen über das geschlossene Tor des Tierheimes Stolzboden geworfen. Beim Aufprall öffnete sich das Türchen und die Kätzin suchte verstört das Weite. Tagelanges Suchen, Locken und Rufen nützte nichts. Fast gab man schon die Hoffnung auf, dass das ausgesetzte Tier doch noch auftaucht. Doch siehe da – nach 5 Tagen fand man das total verängstigte Tier unter einer Holzbeige. Anfangs war die grauweisse Maggie sehr scheu, was nach ihrem Erlebnis auch nicht verwunderlich ist. Inzwischen hat sie aber wieder Vertrauen gefasst und ist recht zutraulich. ProTier 3/02 Glückspilz V Jessi, 11-jährig. Mit knapp 6 Monaten wurde der Schäfer-Appenzeller-Mischling ins Tierheim gebracht, weil angeblich die Wohnung für den Hund zu klein war. Problematisch war wohl eher, dass Jessi bei grosser Freude oder Furcht unkontrolliert Wasser liess und deshalb unerwünscht war. Nach kurzer Zeit holten sie ihre neuen Besitzer aus dem Tierheim. Diese liessen sich von Jessis «Handicap» nicht abschrecken, und nach einiger Zeit verschwand das Problem weitgehend. Jessi ist mittlerweile 11 Jahre alt und immer noch bei bester Gesundheit. Laut ihren glücklichen Besitzern merkt man ihr das Alter kaum an. Und sie tollt noch immer herum wie ein junger Hund. efunde g t s i a erw n Julia. Das kleine Tigerkätzchen wurde uns auf das Sekretariat gebracht. Julia fand man in einem Kellerabteil. Von den Geschwistern und der Mutter fehlte jede Spur. Im Tierheim Stolzboden wurde der erst wenige Tage alte Winzling liebevoll umsorgt und mit der Flasche aufgezogen. Inzwischen hat sie sich zu einer selbstbewussten kleinen Dame entwickelt, die gerne einen Spielgefährten hätte. Unser Spendenkonto PC: 80-37221-2 Schweizerische Gesellschaft für Tierschutz, Alfred-Escher-Strasse 76, 8002 Zürich torben s r e v r e z it s e B Bläzli und Bimba, 12- und 11-jährig. Die beiden dreifarbigen Katzen hatten bis anhin nicht viel Glück. Seit über vier Jahren leben nun Mutter und Tochter schon im Tierheim. Abgegeben wurden sie nach dem Tod ihres Besitzers. Dessen Tochter wollte die beiden bei sich aufnehmen. Ihre eigene Katze jedoch vertrug sich nicht mit ihnen. Schweren Herzens musste sie Bläzli und Bimba ins Heim bringen. Einer der beiden leidet an chronischem Katzenschnupfen. Dieser ist zwar nicht ansteckend, aber er hat bislang eine neue Platzierung verhindert. So bleiben die beiden Unzertrennlichen im Tierheim – als Patentiere. 5 Unsere Findeltiere brauchen Unterstützung s «Verge sen» Belinda, 8-jährig. Die schildpattfarbige Perserkätzin ist äusserst liebenswert und sehr verschmust. Ihre ehemalige Besitzerin, eine fragwürdige Züchterin, brachte sie und ein paar andere Katzen infolge Umzugs ins Heim, hat sie dort aber nie wieder abgeholt. Belinda war in einem sehr schlechten Zustand, abgemagert und von Flöhen befallen. Das völlig verfilzte Fell musste unter Vollnarkose durch eine Totalrasur entfernt werden. Inzwischen geht es ihr aber gesundheitlich bestens. Beinahe hätte sich ihr Traum von einem liebevollen Zuhause erfüllt. Die bereits ansässige Katze duldete den Neuankömmling aber nicht, und Belinda musste wieder zurück ins Tierheim. Menschen können sehr unbarmherzig sein – besonders wenn es um Haustiere geht. Immer wieder werden in unserem Vertragstierheim «Stolzboden» Tiere abgegeben, die ein trauriges Schicksal hinter sich haben: geschundene, misshandelte, abgeschobene oder ihren Besitzern ganz einfach lästig gewordene Hunde und Katzen. Mit unendlicher Mühe, grosser Geduld, viel Liebe und bestmöglicher tiermedizinischer Versorgung gelingt es uns, dass die armen Geschöpfe wieder Lebensmut finden und Vertrauen zu den Menschen fassen. Wir weisen, wenn immer möglich, kein Tier ab. Und so landen bei uns immer wieder Tiere, die niemand mehr haben möchte. Ausgestossene der Konsumgesellschaft. Dem herzlosen Umgang vieler Menschen mit ihren ehemaligen Hausgenossen setzen wir Zeit, Geduld und Zuneigung entgegen. Bei uns wird kein Tier aus Platzmangel eingeschläfert, oder weil es aufgrund seines Alters nicht mehr oder nur noch schwer platzierbar ist. Fotos: Rita + Nathalie Dubois Ausges ehabt g k c ü l G 6 etzt Jeder Hund und jede Katze, die anderswo kein Zuhause mehr finden, sollen bei uns ihren Lebensabend in Ruhe und Frieden verbringen dürfen. Leider ist diese mühevolle und nicht einfache Arbeit für die Tiere auch mit hohen Kosten verbunden. Allein im letzten Jahr mussten wir über 600 000 Franken für die unmittelbare Tierfürsorge aufbringen. Damit ist die Grenze der Belastbarkeit überschritten. Ohne die kontinuierliche, finanzielle Hilfe von Tierfreunden werden wir unsere wichtige Arbeit für die Tiere leider nicht mehr lange in der gewohnten Form fortsetzen können. Obwohl wir immer wieder von der Polizei und den Sozialämtern Tiere übernehmen müssen, erhalten wir dafür keinerlei finanzielle Unterstützung durch die öffentliche Hand. Im Namen unserer Tiere danken wir allen ganz besonders herzlich, die uns freiwillig mit Spenden unterstützen. Damit wir auch in Zukunft möglichst vielen Hunden und Katzen ihr Vertrauen in uns Menschen zurückgeben und ihnen damit auch ihre Treue und Anhänglichkeit Rita Dubois belohnen können. Anja, 10-jährig. Auch sie, eine dreifarbige Perserkatze, ist sehr liebesbedürftig und stark auf Menschen bezogen. Sie wurde in einem schlimmen Zustand auf der Strasse gefunden. Anja war verwahrlost und hatte eine Gebärmuttervereiterung. Möglich, dass ihrem ehemaligen Besitzer die Tierarztkosten zu hoch waren und er sie kurzerhand vor die Tür gesetzt hat. Trotz ihres Alters ist Anja äusserst fit. Zudem versteht sie sich auch prima mit anderen Katzen. Jacky, 1-jährig. Der junge Tigerkater lebte zusammen mit 18 anderen Katzen völlig verwildert bei einem alten Mann. Sie kamen nur zum Fressen in die Küche und konnten kaum angefasst werden. Ein trauriges Beispiel unkontrollierter Vermehrung. Die einzige Lösung war die Kastration aller Tiere. Hierfür übernahm ProTier die Kosten. Die erwachsenen, unplatzierbaren Tiere wurden danach wieder in ihr angestammtes Revier entlassen. Da Jacky und seine vier Geschwister erst ein paar Monate alt waren, war die Chance gross, dass sie sich an Menschen gewöhnen würden. Also suchte ProTier für sie ein neues Zuhause. Eine Frau, die bereits den Kater Maiky in Jackys Alter hatte, nahm ihn schliesslich bei sich auf. Doch bis sich Jacky anfassen liess und sich nicht mehr voller Angst unter die Couch verkroch, vergingen zwei Monate. Inzwischen ist er aber dank der Liebe und Geduld seiner neuen Besitzerin zutraulich und sogar richtig verschmust geworden. Heute toben er und sein Spielgefährte Maiky häufig ausgelassen durch die Wohnung. ProTier 3/02 ProTier hilft Wildhütern im Kongo Okapis und Gorillas sollen überleben Okapis, die wundervollen Waldgiraffen, aber auch Berggorillas und Waldelefanten werden im Kongo trotz Kriegswirren geschützt. ProTier unterstützt Wildhüter bei ihrer schwierigen Aufgabe. VON ULRICH KARLOWSKI S ie war zerstört und ist es teils immer noch: die Infrastruktur der einst wildreichen Nationalparks in der Demokratischen Republik Kongo (Exzaire) im Herzen Afrikas. Während der letzten Kriegswirren im riesigen Lande litten das Wild ebenso wie die Einrichtungen der Nationalparks. Bewaffnete und marodierende Banden raubten den Wildhütern die Ausrüstung. Deshalb engagierte sich im Sommer vergangenen Jahres ProTier (vgl. Heft 2/2001) bei einer internationale Aktion zum Wiederaufbau der Wildschutzgebiete. Als ersten Schritt zurück zur Normalität sollten jene Wildhüter, die den Krieg überlebt hatten, mit neuen Uniformen ausgerüstet werden. 1600 Uniformen für die Wildhüter ProTier finanzierte 10 Wildhüteruniformen im Wert von je 50 USDollar für diese wichtige Initiative des Lukuru Wildlife Research Project (LWRP, Colorado, USA). Erfreulicherweise stiess das Projekt auf grosse internationale Resonanz. Die Aufgabe aber war gewaltig: 1600 Wildhüter sollten mit einer kompletten Uniform (Hemd, Stiefel, Gürtel, Hut, Hosen und Aufnähern mit dem Logo der Nationalparkbehörde ICCN) ausgerüstet werden. Aus Mitteln der Unesco/Unf konnten 400 Uniformen finanziert wer- ProTier 3/02 den, der Rest wurde von Organisationen wie ProTier aufgebracht. «Ich bin hoch erfreut, allen Hilfsorganisationen mitteilen zu können, dass wir unser Ziel erreicht haben», vermeldete Dr. Jo Thompson, Leiterin des LWRP, im Juli dieses Jahres. Die Kampagne ist damit erfolgreich abgeschlossen. Dringend notwendige Unterstützung «Aus eigener Kraft hätte die Nationalparkbehörde das niemals geschafft. Die Uniformen sind enorm wichtig für die Motivation der Ranger, für ihren Zusammenhalt und als Zeichen ihrer Professionalität», schreibt Jo Thompson. In den mehr als 20 Nationalparks und Schutzge- bieten des Landes gibt es jetzt endlich wieder eine einheitlich ausgerüstete Wildhütertruppe, die sich für den Schutz zahlreicher, teils auch sehr seltener Tierarten einsetzt. Durch Verhandlungen mit Rebellengruppen wie der RCD, die immer noch weite Teile des Landes kontrolliert, konnte die Verteilung der Uniformen auch in deren Einflussgebiet gewährleistet werden. Das Projekt half zudem beim Wiederaufbau der lokalen Wirtschaft. Uniformen und Stiefel wurden im Kongo selbst hergestellt. Insgesamt konnten 80 Prozent aller für diese Aktion gesammelten Gelder direkt im Land eingesetzt werden. Einmalige Tierarten geschützt Wir freuen uns sehr, dass wir zu dieser wichtigen und erfolgreichen Aktion beitragen konnten und danken allen Gönnerinnen und Gönnern, die uns dabei unterstützten, ganz herzlich. Die oft riesigen Nationalparkgebiete des Kongos beherbergen ein einmaliges Naturerbe der Menschheit. Dieses muss mit aller Kraft vor der drohenden Vernichtung bewahrt werden. Nur schon deshalb, weil es Berggorillas, Waldelefanten, Grauergorillas, Okapis, Nördliche Breitmaulnashörner, Schimpansen, Bonobos und viele andere Wildtiere beherbergt. Und weil viele dieser Tierarten nur hier leben und sonst nirgendwo mehr auf der Welt vorkommen. ■ 7 Gnadenheu als Alternative zum Schlachthaus Ein Altersasyl für Kühe Idana, 18-jährig – Altersheim als Alternative zum Schlachthof 8 «Viva la Vacca» – «Es lebe die Kuh». So heisst das Projekt, das der Tierschutzverein Bischofszell-Weinfelden und Umgebung ins Leben gerufen hat. Ein Altersheim für Kühe, zu denen Landwirte im Laufe der Jahre eine besonders enge Beziehung aufgebaut haben, sie aber aus wirtschaftlichen Gründen nicht auf dem Hof lassen können. Durch Patenschaften soll nun der Unterhalt der Tiere finanziert werden. ProTier 3/02 D ie Idee stammt von einem Thurgauer Primarlehrer. Bei einem Besuch mit seiner Schulklasse auf einem Bauernhof in der Nähe von Schaffhausen hatte er spontan mit der Kuh Kassja Freundschaft geschlossen. Als er hörte, dass Kassja zum Metzger geführt werden solle, kaufte er kurzentschlossen die lieb gewonnene Kuh. Kassja hatte jeweils zu früh gekalbt. VON NATHALIE DUBOIS Idana besteigt den Transporter nach Berg freiwillig Das ging ins Geld, kostete für sie und ihren kränkelnden Nachwuchs Arztbesuch und Medikamente, die dem Besitzer zuviel wurden. Auf der Suche nach einem geeigneten Altersplatz wandte sich der Primarlehrer an Reinhold Zepf, Präsident des Tierschutzvereins BischofszellWeinfelden und Umgebung. Dieser wurde auch prompt fündig: Robert Custer, Bauer in Berg TG, erklärte sich bereit, die Kuh fürs Gnadenheu vorerst bei sich aufzunehmen. Anfang Juli durfte Kassja umziehen. Ihr Retter übernahm zugleich die monatliche Patenschaft, und ein ortsansässiger Tierarzt behandelt, falls nötig, die 10-jährige Simmentalerin kostenlos. Der Anfang war gemacht: Ein Altersheim für Kühe ist entstanden. den Entscheid, das Tier zum Metzger zu bringen, schweren Herzens vor sich her geschoben. Idana war ein Familienmitglied geworden, und die Familie konnte sich einfach nicht von ihr trennen. Dies, obwohl ihr Platz längst schon dringend für eine «wirtschaftlichere» Kuh gebraucht worden wäre. So entschloss sich ProTier spontan, die Patenschaft für Idana zu übernehmen. Am 25. Juli durfte auch sie ins Kuhaltersheim nach Berg umziehen. Begleitet von der Familie Lüssi, Reinhold Zepf, der Presse und Rita Dubois, Geschäftsführerin der Patin ProTier. Auf Kassja folgt Idana Weitere Paten gesucht Kurz nach Kassjas Stallwechsel erhielt ProTier eine Anfrage von der jungen Bauernfamilie Lüssi aus Turbenthal ZH, die uns um eine Lösung für ihre 18-jährige Lieblingskuh Idana bat. Bis jetzt hatten sie Das Platzangebot auf Bauer Custers Hof ist aber beschränkt. Deshalb sucht Reinhold Zepf geeignete Plätze für ähnliche Fälle. Die Tiere sollen artgerecht gehalten werden. Möglichst auf einem Hof, der sich Rita Dubois, Geschäftsführerin ProTier, heisst die Patenkuh in Berg willkommen durch besonders vorbildliche Tierhaltung auszeichnet. Denkbar wäre dies auch bei einem älteren Bauern, der seinen Betrieb nicht mehr auf Produktion ausrichten möchte. Gesucht werden auch Paten für weitere Kühe, die für die monatlichen Kosten von Fr. 200.– aufkommen. Überdies besteht die Möglichkeit, dass sich mehrere Leute an einer Patenschaft für das Gnadenheu einer betagten Kuh beteiligen. ■ Ein letzter Ritt auf Lieblingskuh Idana ProTier 3/02 Hals- und Rückenschrubben zum Abschied – Idanas «Lieblingsstreicheleinheiten» 9 Geschundene Delfine im Manati-Park Der viel besuchte Manati-Park in der Dominikanischen Republik gilt als das übelste Delfinarium der Welt. Tierschutzorganisationen wie ProTier und Tourismusunternehmen bitten deshalb Ferienreisende, um das Qual-Delfinarium einen grossen Bogen zu machen. I m Billig-Urlaubsparadies Dominikanische Republik locken Sandstrände, Palmen und ewige Sonne jedes Jahr Scharen von Urlaubshungrigen an. Die Region Punta Cana, eine Hochburg des Ressort-Tourismus, wartet allerdings mit etwas auf, das schon so manchem Tierfreund die Ferienstimmung gründlich vermiest hat: das wohl katastrophalste Delfinarium der Welt, den «Manati-ParkBavaro». VON ULRIKE KIRSCH & ULRICH KARLOWSKI Die SGT/ProTier unterstützt eine internationale Kampagne zur Schliessung dieser Delfin-Qualanlage und appelliert an alle «DomRep»-Reisenden, auf keinen Fall den «ManatiPark» zu besuchen. Grund: Die Delfinhaltung im «Manati-Park» ist ein Beispiel von extremer Tierquälerei. In letzter Zeit sind hier mindestens sechs Grosse Tümmler elend gestorben. In winzigen Betonbecken, die nicht einmal die Grös- 10 se eines Schwimmbeckens haben, finden die derzeit drei Grossen Tümmler keine Ruhe vor dem Menschenandrang. Kunststücke mit Zwang Früher waren hier sogar bis zu acht Delfine eingepfercht. Täglich gibt es Shows und Schwimmprogramme für Besucher, die immerhin 70 USDollar hinblättern, um etwa sieben Minuten mit einem echten Delfin zu verbringen. Den wenigsten ist klar, dass die Tiere ihre Kunststücke und vermeintlichen Zuneigungsbekundungen nur machen, weil sie hungrig sind und sich durch Erfüllung ihres Solls so die häppchenweise verabreichte Nahrung sichern müssen. An die 200 Besucher steigen in der Hauptsaison jeden Tag in das stark chlorierte Wasser und bescheren so dem «Manati-Park» Tageseinnahmen bis zu insgesamt 14 000 USDollar. Nur der Besuch der Touristen macht die Weiterführung dieses Delfinelends möglich. Und auf Kosten der scheinbar immer vergnügten Meeressäuger sahnen die Inhaber als skrupellose Geschäftemacher kräftig ab. Sobald ein Delfin aufgrund der fürchterlichen Zustände stirbt, wird sofort ein neuer gefangen – obwohl dies verboten ist. Doch die Behörden der Dominikanischen Republik sehen tatenlos zu. Grund: Die Besitzer des «ManatiParks» verfügen über gut geschmierte Beziehungen bis in höchste Regierungskreise. Einschüchterungen und Drohungen Als ein unbequem gewordener Beamter gegen die Einfuhr neuer Delfine für den «Manati-Park» vorgehen wollte, wurde er kurzerhand entlassen und durch willfährige Erfüllungsgehilfen ersetzt. Ehemalige Delfintrainer aber wagen es nicht auszupacken: Es herrscht ein Klima der Angst, Tierschützer werden bespitzelt, mit der Waffe bedroht oder ProTier 3/02 Foto: Ruedi Suter «Qual-Delfinarium» im Urlaubsparadies durch Drohanrufe eingeschüchtert. Niemand soll erfahren, was wirklich in diesem Park passiert. Das Elend wurde gefilmt Doch einem Filmteam von Stern-TV (RTL) gelang es diesen Sommer, die Zustände im Horrordelfinarium zu dokumentieren. Mit diesem Bericht und gross angelegten Protesten konnte die Münchner Gesellschaft zur Rettung der Delfine (GRD) bereits alle grossen deutschen Touristikunternehmen überzeugen, den Kartenverkauf für den «ManatiPark» einzustellen. Der Verkauf in den meisten Hotels und Ressorts in Punta Cana geht jedoch munter weiter. Lediglich die beiden LTIRessorts und das Hotelpa-Ressort haben den Kartenverkauf eingestellt. Auch die TUI, der weltweit grösste Tourismuskonzern, geht mit einem Totalboykott entschieden gegen die Delfinquälerei im «Manati-Park» vor. Doch die Einnahmen aus den Kartenverkäufen in den übrigen Ressorts ermöglichen die Fortsetzung des Delfinelends. Denn nach wie vor besuchen zahllose Urlauber, worunter auch viele Schweizer, den Park aus Unkenntnis. Bei Redaktionsschluss traf die Meldung ein, die Parkdirektion habe mit abgelaufenen Bewilligungen acht wilde Delfine gefangen, was zu internationalen Protesten führte. Sicher ist: Nur wenn dieser Touristenstrom und damit das Geld versiegt, werden die Betreiber mit ihrer Delfinquälerei aufhören. ■ Helfen Sie mit, dass das Horrordelfinarium geschlossen wird: • Fallen Sie nicht auf die verlockende Werbung des «Manati-Parks» herein und verzichten Sie auf einen Besuch. Abgesehen davon: Es lohnt sich wirklich nicht! • Wenn Sie in einem Hotel/Ressort sind, das Karten für den «ManatiPark» verkauft, beschweren Sie sich bei Ihrer Reiseleitung und beim Hotelmanagement. • Informieren Sie Ihre Mitreisenden und bitten Sie diese ebenfalls, auf einen Besuch zu verzichten. ProTier 3/02 Neue Seehundseuche Die Seehundstaupe wandert: Die seit Mai zunächst in Dänemark, später auch in Schweden, Norwegen und den Niederlanden grassierende Seehundseuche erreichte Ende Juli das deutsche Wattenmeer. Insgesamt waren bis Anfang Juni bereits 2300 Seehunde der Epidemie zum Opfer gefallen. Nach Auffassung der meisten Wissenschafter hat das Auftreten der Seehundepidemie natürliche Ursachen – und ist Teil des Naturgeschehens. Bereits 1988 forderte die Seuche das Leben von mehr als der Hälfte aller Seehunde in der Nordsee (18 000 Tiere). Heute gelten die Lebensbedingungen der auf 20 000 bis 25 000 geschätzten Seehunde im Wattenmeer als deutlich verbessert. Ihr Gesundheits- und Ernährungszustand wird von Experten als «gut» bezeichnet. Vor allem die Schadstoffbelastung der Nordsee, die das Immunsystem der Tiere schwächen könnte, ist im Vergleich zu 1988 deutlich zurückgegangen. Andererseits haben nur noch wenige Seehunde Abwehrkörper gegen das Staupevirus. Der Verlauf der Epidemie ist daher kaum vorhersehbar. Unabhängig davon zeigen aber die Erfahrungen von 1988, dass sich die Population nach Abklingen der Epidemie rasch wieder erholt. Umweltschützer raten aber zu grösstmöglicher Rücksichtnahme bei Ausflugsfahrten zu den Seehundbänken, bei Wattwanderungen und beim Wassersport: Die Seehunde sollen nicht durch Lärm und Störungen zusätzlichen Stressfaktoren ausgesetzt werden. NatureNews Ein Vermächtnis für die Tiere Bitte denken Sie bei der Erstellung Ihres Testaments auch an ProTier. Sie helfen mit, dass wir uns auch in Zukunft effizient für die Tiere einsetzen können. Für Auskünfte und Beratung steht Ihnen unsere Geschäftsführerin, Rita Dubois, gerne zur Verfügung. 11 Hinter der TV-Serie «Unser Charly» steckt Tierquälerei Die Leiden eines Schimpansen als Fernsehstar Gerührt nimmt das Fernsehpublikum wahr, wie «menschlich» und «herzig» sich «Unser Charly», der Schimpanse, verhält. Dass hinter solchen TV-Shows auch pure Tierquälerei steckt, wird vor lauter Rührung übersehen. VON ULRICH KARLOWKSI L assen Sie sich nicht von «Charly» zum Besten halten. Seine Possen in der Sendung «Unser Charly» (ZDF, samstags von 19.25 bis 20.15 Uhr, Gemeinschaftsproduktion von ZDF, ORF und SF DRS) mögen zwar Zuschauerinnen und Zuschauer zum Lachen bringen, aber ein Blick hinter die Kulissen zeigt: Das Leben dieses Schimpansen ist eher qualvoll als lustig. Warum? So genannte «Studio- Schimpansen» werden ihren Müttern weggenommen, oft noch bevor sie entwöhnt sind. Dann zieht man ihnen die Eckzähne, pfercht sie häufig in kleine Käfige und zwingt sie zu erniedrigenden Kunststückchen – unter Androhung von Schlägen, Elektroschocks oder Futterentzug. Heute knuddelig, morgen zu stark Heute mag «Charly» ja noch knuddelig wie ein Teddybär sein. Doch was passiert, wenn er in die Pubertät kommt? Mit der mehrfachen Stärke eines erwachsenen Mannes wird es unmöglich werden, «Charly» zu handhaben. Deshalb tauscht man ihn regelmässig, etwa im Alter von 5 Jahren, aus. Doch die «ausgedienten» Menschenaffen er- Krankspritzen von 6 Schimpansen Dank einer europaweiten Kampagne, an der sich ProTier beteiligte, erklärte sich die niederländische Regierung bereit, einen grossen Teil der Schimpansen aus dem höchst umstrittenen Primatenlabor BPRC (Biomedical Primate Research Center) an Auffangstationen abzugeben [vgl. ProTier 2/2002]). Ausserdem sollen Versuche mit Schimpansen in den Niederlanden verboten werden. Doch das Schicksal von sechs Schimpansen aus dem BPRC ist immer noch ungewiss: Für den Herbst 2002 ist ein neuer Tierversuch geplant, bei dem sechs Tiere mit Hepatitis C infiziert werden sollen. Dabei könnten die noch kerngesunden Schimpansen zusammen mit ihren Artgenossen in die Auffangstation nach Spanien gebracht werden. Sind sie jedoch erst einmal infiziert, werden sie den Rest ihres Lebens im BPRC verbringen müssen! Helfen Sie mit Machen Sie mit bei der Unterschriftenaktion des Bundesverbandes der Tierversuchsgegner: Fordern Sie die niederländische Regierung auf, die geplante Infizierung der Schimpansen zu stoppen. Eine Unterschriftenliste können Sie im Internet herunterladen: http://www.tierrechte.de/themen/primaten/bprc.shtml 12 ProTier 3/02 Foto: Steve Bloom by Könemann Verlagsgesellschaft mbH Schim pansenkind zum «Affen» gemacht! Unbeschwerte Schimpansenkindheit in Freiheit. wartet dann nicht etwa ein Leben unter Artgenossen in natürlicher Umgebung. In der Regel sind diese Tiere kaum oder gar nicht mit Schimpansen sozialisiert und daher in Zoos nicht willkommen. So bleibt den einst putzigen «Studio-Schimpansen» manchmal nur noch die Fahrt ohne Rückfahrkarte ins Labor oder in zwielichtige «Unterhaltungsunternehmen». Da werden sie dann zum Ausstellungsstück degradiert und zu lebenslangem Leid verurteilt. Die Unterhaltungsindustrie aber verlangt immer wieder nach Affenbabys und hält damit den Missbrauch dieser Tiere aufrecht. Doch wer liefert den ständigen Nachschub an «studiofähigen» Affenbabys? «Charly» wurde in den USA geboren und aufgezogen, wo das Schachern mit Schimpansen ein lukratives Geschäft ist. Die in den USA ansässige Steve Martin’s Working Wildlife, ein Tieraussteller, war einst «Charly’s» trautes oder besser nicht so trautes Heim, bevor die Serie «Unser Charly» ihn für die Hauptrolle mietete. Abschalten und protestieren Bei Steve Martin’s Working Wildlife dürfen Tiere in den meisten Gehegen keine oder nur wenige Gegenstände zur Bereicherung ihrer physischen Umgebung ihr Eigen nennen, wie aus einem jüngsten Regierungsbericht hervorgeht. Und obwohl der Tierhändler fleissig Minuspunkte aufgrund seiner Verstösse gegen das US-Tierschutzgesetz sammelt, das auch den Schutz von Tieren in der Unterhaltungsbranche ProTier 3/02 vorsieht, ist er noch immer im Geschäft. Und seine Geschäfte laufen gut – zu gut. Selbst ein Appell der weltbekannten Primatenforscherin Dr. Jane Goodall an mehrere USFirmen blieb bislang folgenlos. Fazit: Solange rücksichtslose Fern- sehshows wie «Unser Charly» weiterhin in Anzügen gekleidete Schimpansen zeigen, die dümmliche Tricks vorführen, wird die Öffentlichkeit weiterhin denken, die Tiere seien vor allem zu unserer Unterhaltung da. Helfen Sie «Charly» und seinen Leidensgenossen, indem Sie den Stopp solcher TV-Serien fordern. Quelle: PETA ■ ProTier-Aktion: Schreiben Sie an das ZDF und fordern Sie es auf, die Sendung «Unser Charly» unverzüglich abzusetzen. Wenden Sie sich an: ZDF – Programmleitung Postfach 40 40, DE-55100 Mainz T 06131-701, F 06131-702-788 www.zdf.de Spendenaufruf Hilfe für Flutopfer Unter den Folgen der Jahrhundertflut in Tschechien und Deutschland leiden auch unzählige Tierheimtiere. Eingestürzte Dächer, überschwemmte Hundezwinger und Katzenhäuser, zerstörte Aussenanlagen und Vorräte bis hin zur totalen Überflutung der Gebäude haben bei zahlreichen Tierheimen Katastrophenalarm ausgelöst. Die meisten Tiere mussten evakuiert und in provisorische Pflegestellen gebracht werden. Besonders betroffen vom Hochwasser sind Tierheime in Bayern, Sachsen, Niedersachsen und Thüringen. Mit einer Spendenaktion will jetzt die Schweizerische Gesellschaft für Tierschutz/ProTier (SGT/ProTier) Mittel zum Wiederaufbau der verwüsteten Tierherbergen bereitstellen. Die SGT/ProTier koordiniert ihre Hilfe mit dem Deutschen Tierschutzbund. Dieser erklärte: «Tierschützer müssen jetzt zusammenstehen und solidarisch sein. Finanzielle Unterstützung wird dringend benötigt. Deshalb hoffen wir auf viele Spenden aus der Schweiz, die wir dann den am schlimmsten von der Flut betroffenen Tierheimen zur Verfügung stellen werden.» Bitte helfen auch Sie mit! Spenden auf PC-80-37221-2 oder Online unter www.protier.ch/onlinespende. Vermerk: «Hochwasser». Vielen Dank. 13 Tanzbärin Dorinda gestorben Gottesdienst für Tiere zana an ein Leben ohne Angst, Nasenring und Alkohol, mit denen die Tiere zum «Tanzen» gezwungen wurden. Dorinda wird nun jene Zukunft nicht mehr erleben können, für die sich im letzten Herbst eine ProTier-Delegation bei den Behörden in Belgrad und Novi Sad stark machte: Die Auswilderung der geretteten Petze in ein grosses, umzäuntes Gelände mit Wald im Nationalpark Fruska Gora. ■ (Spenden für die serbischen Tanzbären: PC-Konto 8037221-2 mit Vermerk «Bärenhilfe».) ✂ D orinda ist tot. Die mit Hilfe von ProTier aus der Gefangenschaft befreite Tanzbärin ist in der Bärenauffangstation der Tierschutzorganisation ARKA im serbischen Banostor bei Novi Sad Ende Juli «gut umsorgt und ohne Zeichen eines Schmerzes sanft entschlafen». Dies berichteten via E-Mail die Projektleiter Pavel und Branka Pasco der ProTier-Geschäftsstelle in Zürich. Die Schweizer Tierschutzorganisation setzt sich in Zusammenarbeit mit der Internationalen Bärenstiftung (IBF) und ARKA für die Befreiung der (illegal gehaltenen) Tanzbären und deren Beherbergung in einer neu gebauten Auffangstation im Dorf Banostor ein. Dort gewöhnen sich zurzeit die befreiten Tanzbären Mlcko, Kasandra, Uske, Marija und Bo- Am 4. Oktober ist Welt-Tierschutz-Tag. Wie schon in den Jahren zuvor wird aus diesem Anlass in der Kirche St. Jakob am Stauffacher in Zürich ein Gottesdienst durchgeführt. Dieser findet am Sonntag, 6. Oktober, statt. Dazu sind Tierfreundinnen und Tierfreunde aller Konfessionen und Religionen herzlich eingeladen. Der Gottesdienst beginnt um 10 Uhr. Beim anschliessenden Apéro bietet sich die Gelegenheit zum Gedankenaustausch mit anderen Tierfreunden. Das Zürcher Tierspital – es feierte dieses Jahr sein 100-Jahr-Jubiläum – wird den Gottesdienst aktiv mitgestalten. Neben einem Überblick über die Entwicklung der Tiermedizin sollen auch alternative Heilmethoden zur Sprache kommen. Das Tierspital hatte seinen ersten Standort unweit der Kirche St. Jakob in Selnau und ist auch fast so alt wie die Kirche. 1901 hatten nämlich die Stimmbürger des Kantons (damals waren das nur die Männer!) dafür gestimmt, die bereits 1820 gegründete «Tierarznei-Schule» als eigenständige Fakultät an die Zürcher Universität anzuschliessen. mgt ProTier-Kalender • Bestelltalon Ich bestelle Ex. Kalender 2003 à Fr. 21.50 + Porto und Verpackung Fr.5.– (Bitte in Blockschrift) Name/Vorname Strasse PLZ/Ort Datum Unterschrift (Bei Minderjährigen Unterschrift der gesetlichen Vertreter) 14 ProTier 3/02 Foto: National Geographic D Bedrohte Nasenaffen D ie Zerstörung der Regenwälder durch die Holzkonzerne für die Bedürfnisse der Konsumgesellschaften kosten immer mehr Wildtieren die Existenz. So sind nun wie die Orang-Utans auch die auf Borneo lebenden Nasenaffen vom Aussterben bedroht. Holzfäller, Siedler, Wilderer und Waldbrände gefährden ihre Existenz. Wie die Zeitschrift National Geographic Deutschland in ihrer August-Ausgabe berichtete, leben nur noch rund 8000 Tiere an den Küsten Borneos. Diese Entwicklung ist Besorgnis er- ProTier 3/02 regend, da die Affen mit dem ausgeprägten Riechorgan ausschliesslich auf der von Indonesien, Malaysia und Brunei beanspruchten Insel Borneo leben. Zum Überleben benötigen die Nasenaffen grosse zusammenhängende Waldflächen. Doch diese werden vorzu für den Holzkonsum, die Landwirtschaft, die Trockenlegung von Sümpfen, den Bergbau und die Shrimpsfarmen an der Küste geopfert. Dadurch schrumpft unaufhaltsam der Lebensraum der Tiere. Mitverantwortlich sind auch wir Konsumenten in Europa. Regelmässig weisen Umwelt- und Wildtierschutzorganisationen nach, dass in Gartenzentren und Möbelhäusern Tropenhölzer wie Teak, Ramin, Meranti oder Yellow Balau angeboten werden. Noch zehn Jahre, schätzen Wissenschafter, und die letzten bestenfalls noch 15 000 Orang-Utans auf Borneo sind ausgerottet. So wird ihr Schutz und jener der Nasenaffen zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Denn mit jedem Baum, der in ihrem Biotop gefällt wird, sinkt ihre Chance zu über■ leben. rs/ng 15 Bald gibt es keine asiatischen Nashörner mehr Grossalarm für Asiens Nashörner Wilderern getötet worden. Indien büsste in zwei Jahren 35 Tiere durch Wilderei ein. «Um das Sumatra-Nashorn vor dem Aussterben zu retten, brauchen wir mindestens doppelt so viele Antiwilderer-Brigaden wie jetzt. Und wir erwarten auch eine klare Verpflichtung von Malaysia und Indonesien zur Rettung der Nashörner», so Roland Melisch. «Wir dürfen nicht zulassen, dass die majestätischen Nashörner weiterhin der Profitgier zum Opfer fallen!» Foto: WWF Die asiatischen Nashörner sind fast ausgestorben. Ihr Schutz muss massiv verstärkt werden. D ie Lage der asiatischen Nashörner ist äusserst dramatisch, warnt der WWF aufgrund einer neuen Studie. So seien zwei der drei dort heimischen Nashornarten vom Aussterben bedroht. Speziell gefährdet ist das Sumatra-Nashorn: In Malaysia und Indonesien haben sich seine Bestände in nur acht Jahren von geschätzten 600 auf nur noch 300 Tiere halbiert. Vom seltensten Grosssäugetier der Welt, dem Java-Nashorn, leben noch knapp 60 Tiere im äussersten Westen der Insel Java und weniger als acht Tiere in Südvietnam. Für die prekäre Situation sind vor allem der Raubbau an den Wäldern und die kontinuierliche Wilderei verantwortlich. Beides habe das Sumatra-Nashorn «an den Rand des Aussterbens gebracht». WWF-Artenschutzexperte Roland Melisch: «Das Horn des Nashorns ist sein Untergang.» Erst kürzlich seien in Nepal 15 Panzernashörner in nur fünf Monaten von 16 Schutzerfolge möglich Drei der insgesamt fünf Nashornarten leben in Asien, und alle sind durch den Menschen bedroht. Sie werden erschossen, vergiftet, aufgespiesst oder in Fallen gefangen. Die Wilderer sind auf der Jagd nach dem begehrten Horn und nach anderen Körperteilen der Tiere, die in der traditionellen asiatischen Medizin zu fiebersenkenden Zwecken eingesetzt werden. Dass aber auch Schutzerfolge möglich sind, zeigt der Kaziranga Nationalpark in Nordostindien. Dort konnte die Nashornpopulation innerhalb von hundert Jahren von einem Dutzend Panzernashörnern auf 1500 Tiere gesteigert werden. Ebenso in Nepal: Im Chitwan-Tal gab es nach intensiver Wilderei vor 34 Jahren nur noch etwa 100 Nashörner. Seit das Tal 1973 zum Nationalpark erklärt wurde, hat sich der Bestand versechsfacht. pt Mit Verstand füttern! Wer ein Heimtier hält, ist mit diesem zumeist emotional eng verbunden. «In unserer Studie gaben 99 Prozent aller Heimtierbesitzer an, dass sie ihr Tier als Teil der Familie empfinden», weiss Karen Allen von der State University New York, Buffalo, USA, zu berichten. Dabei wird besonders das gegenseitige Geben und Nehmen als wohltuend empfunden. Verständlich also, dass viele Tierhalter ihren Gefährten kulinarisch verwöhnen – denn bekanntlich geht Liebe durch den Magen. Die Tatsache, dass sich Heimtierhalter intensiv mit der Ernährung ihrer Schützlinge beschäftigen und bei der Wahl des Futters sehr bewusst vorgehen, ist nur zu begrüssen. Denn eine artgerechte, hochwertige Ernährung trägt massgeblich zur Lebensqualität und Gesundheit der Heimtiere bei. Ergänzend zu den Hauptmahlzeiten füttern viele Tier- haltende zwischendurch gern einen Extra-Leckerbissen, zum Beispiel im Rahmen der Erziehung oder auch nur so, zum Verwöhnen. Grundsätzlich ist dagegen nichts einzuwenden – vorausgesetzt der Snack ist artgerecht und gesund. Im Zoofachhandel steht eine grosse Auswahl an gesunden Snacks zur Verfügung. Viele davon unterstützen sogar zusätzlich die Gesundheit des Heimtieres, zum Beispiel die Zahnpflege, die Gefieder- oder Fellbeschaffenheit. Wer sein Heimtier aber zu reichhaltig füttert und Übergewicht heraufbeschwört, schadet nicht nur der Lebensqualität seines Schützlings, sondern verkürzt sogar dessen Lebenserwartung! Besser ist es, seinen tierischen Freund auch mal mit einer liebevollen Fellpflege, einem ausgelassenen Spiel oder einer Streicheleinheit extra zu verwöhnen. ivh ProTier 3/02 Chamäleon: Wenig erforschte Zeugen aus der Saurierzeit Bradypodion uthmoelleri (Müller 1938) I Jungtier ProTier 3/02 Männchen Bradypodion uthmoelleri Fotos und Zeichnung: R. A. Attinger n den frühen 90er-Jahren besuchte in Tansania ein Tourist den berühmten NgorongoroKrater. Am Eingangstor im Wald fiel ihm ein Chamäleon auf. Ein Einheimischer hielt es auf einem Stöckchen, um es gegen Bezahlung fotografieren zulassen. Der Reisende kannte die Verwandlungskünstler in der Ebene – es waren meistens Vertreter des Chamaeleo dilepsis (Lappenchamäleon). In den Bergen und bis zum Kraterrand (über 2000 m ü. M.) findet man vor allem das Chamaeleo Männchen rudis. Dieses Tier am Stecken unterschied sich aber deutlich von den beiden Arten. Der Besucher fotografierte das Chamäleon und schickte die Bilder an Prof. Dr. Wolfgang Böhme ins Museum Alexander König in Bonn, BRD. Auch er als ausgezeichneter Reptilienkenner hatte jedoch grösste Mühe, das Exemplar einzuordnen. Bradypodion uthmoelleri passte zwar exakt zu den Fotos, war aber den vorliegenden Forschungsschriften nach auf Madagaskar daheim, was falsch ist. Vermutlich sind in Deutschland im Zweiten Welt- und braun herrschen vor. Ein markantes, helles Seitenband, belegt mit grossen Schuppen, zieht sich von den Vorder- bis zu den Hinterbeinen. Der Helm ist klein, Rückenund Bauchkamm fehlen. Einzig das Männchen trägt an der Schnauzenspitze ein feines Krönchen aus Kegelschuppen. Bradypodion uthmoelleri lebt relativ hoch oben in Bäumen und Büschen und ist deshalb sehr schwer zu finden. Von über 30 Chamäleons, die ich 1996 auf dem Ngorongoro gesehen habe, krieg Schriften verloren gegangen. Des Rätsels Lösung fand sich schliess-lich durch Zufall im Staatsmuseum Bangui der Bradypodion uthmoelleri Zentralafrikanischen Repu(Müller 1938) blik. Dort liegt ein ChamaoGattung: Chamaeleo leo uthmoelleri in Spiritus, Untergattung: – und dort existieren noch DoArt: Bradypodion uthmoelleri kumente, welche die HerUnterarten: keine kunft des rätselhaften Chamäleons beweisen: Der richtige Fundort des Holotypus ist am war nur ein einziges ein BradypoMount Hanan in Tansania. (Existiert dion uthmoelleri. Vielleicht haben nur ein eindeutiger Typus für eine Sie ja mehr Glück, sollten Sie einArt, so bezeichnet man diesen als mal in Tansania Ferien verbringen. «Holotypus», jenes Exemplar also, Bis zum nächsten Mal das der Erstbeschreibung einer neu Ihr Rolf A. Attinger entdeckten Art zu Grunde lag.) So entdeckte die Wissenschaft ein Tier wieder, das seit dem Zweiten Weltkrieg «verschollen» war. Heute weiss man, Korrigenda: Im letzten Heft das Bradypodion uthmoelleri am Mt. wurden leider die Fotos vom Hanang, Mt. Southpare, Oldeani und Männchen und Weibchen der am Ngorongoro-Krater lebt. roten Variante des PantherDie Tiere sind klein (ca. 20 cm) chamäleons vertauscht. und farblich eher unscheinbar. Grün 17 Foto: Ruedi Suter Tonnenweise Elfenbein beschlagnahmt Dauerkrieg gegen die Elefanten Beunruhigender Fund: Sechs Tonnen afrikanisches Elfenbein wurden letzten Juli in Singapur sichergestellt. D ie illegale Ware stammt wahrscheinlich aus Sambia und war auf dem Weg nach Japan. Die Schmuggelaktion wurde von der Lusaka Task Force (LATF) aufgedeckt, in Zusammenarbeit mit Interpol. Diese konnten den Weg des weissen Goldes von Sambia aus über Malawi und Südafrika nachverfolgen. Von Singapur aus sollte das Elfenbein dann weiter nach Japan transportiert werden. Ein Hauptverdächtiger mit britischem Pass wurde festgenommen. «Dank der Unterstützung der Behör- 18 den in Singapur und von Interpol war ein schneller Zugriff möglich», erklärt Musa Lyimo, Leiter der LATF. Sechs afrikanische Staaten hatten 1999 diese regierungsübergreifende Ermittlungsbehörde gebildet, um die Wilderei auf Elefanten und den illegalen Handel mit Elfenbein in Afrika einzudämmen. Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES, das den grenzüberschreitenden Handel mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten regelt, verbietet den Handel mit Elfenbein seit 1989. Für die nächste Vertragsstaatenkonferenz im November 2002 in Chile hat Sambia einen Antrag zur Freigabe des Handels mit 17 Tonnen Elfenbein aus Regierungsbeständen beantragt. Südafrika, Simbabwe, Botswana und Namibia haben ähnliche Anträge gestellt. Dagegen wehren sich aber ostafrikanische Staaten wie Kenia und Tansania. Jeder legalisierte Elfenbeinhandel führe sofort zu neuen Elefantentötungen, begründen sie. In Kenia sind 2002 bereits mindestens 25 Elefanten ihrer Stosszähne wegen gewildert worden. Allein die Spekulation über eine teilweise Legalisierung des Elfenbeinhandels fördert nach Ansicht von Experten die Wilderei. Zudem lassen neueste Erkenntnisse befürchten, dass es in Afrika wesentlich weniger Elefanten gibt, als bisher angenommen wurde. Nach Ansicht vieler Naturschützer und Nationalparkbehörden haben Elefanten nur mit einem absoluten Handelsverbot eine Zukunft. NatureNews ■ ProTier 3/02 Grausames Chemikalien-Testprogramm geplant 50 Millionen Tiere vor dem Martertod? Mindestens 50 Millionen Tiere sollen für ein geplantes Chemikalien-Testprogramm der EU sterben. Es wäre der grösste und schlimmste Tierversuch Europas. N ur schon die Zahl schockiert: Um die 50 Millionen Tiere sollen zu Tode «getestet» werden. Dies jedenfalls enthüllte eine vom britischen Umweltministerium in Auftrag gegebene Studie. Der deutsche «Bundesverband der Tierversuchsgegner – Menschen für Tierrechte e.V.» (BTG) prangert dieses «umfangreichste Tierversuchsvorhaben in der Geschichte Europas als Skandal ohnegleichen» an: Tierversuche könnten nicht zur Risikoabschätzung dieser Stoffe beitragen, und effektive tierversuchsfreie Methoden würden ignoriert. Die EU will 30 000 Chemikalien, die seit über 20 Jahren auf dem Markt sind, in Tierversuchen auf ihre Giftigkeit hin testen lassen. Eine Studie zur Durchführbarkeit gehe von mindestens 12,8 Millionen benötigter Tiere aus. Farben in die Augen geschmiert Hinzu kämen die Nachkommen von Reproduktionsversuchen, so dass sich die Gesamtzahl auf rund 50 Millionen erhöhe. Die Studie errechnet zudem einen Kostenrahmen von 8,68 Milliarden Euro, womit die von der EU-Kommission kalkulierten 2,1 Milliarden Euro um das Vierfache überschritten würden. Bei den geplanten Tierversuchen werden Substanzen des täglichen Bedarfs, wie Holzschutzmittel, ProTier 3/02 Wandfarbe oder Schmierstoffe den Affen, Hunden, Meerschweinchen, Kaninchen, Ratten und Mäusen in den Magen gepumpt, in die Augen oder auf die geschorene Haut gerieben. «Die Tiere sterben einen qualvollen Gifttod oder werden nach Ablauf einer Frist getötet. In weiteren Versuchen werden die Stoffe trächtigen Tieren verabreicht. Ihre Jungen werden ebenfalls getötet und auf Missbildungen hin untersucht», berichtet der BTG. «Für das geplante ChemikalienProgramm der EU sollen Millionen fühlender, leidensfähiger Mitgeschöpfe geopfert und Milliarden Steuergelder verschwendet werden», empört sich Dr. Corina Gericke, Fachreferentin beim BTG. Tierversuche seien zudem völlig ungeeignet, die Sicherheit der Verbraucher vor schädlichen Chemikalien zu gewährleisten. Unterschriftensammlung gegen die Tierversuche Grund: Die Ergebnisse aus solchen Experimenten seien nicht auf den Menschen übertragbar. «Die Giftigkeit von Chemikalien kann mit Hilfe tierversuchsfreier Methoden wesentlich besser, schneller, billiger und mit für den Menschen relevanten Ergebnissen festgestellt werden», sagt Gericke. Unterdessen läuft eine Unterschriften-Kampagne gegen die geplanten Massenterversuche. pt/btg ■ Fauna-Verfälschung «Fremdlinge» machen sich breit Fälle, dass sich exotische Tiere, wie z.B. Gelbkopfamazonen, draussen halten und vermehren, sind Dr. Marc Rosset, Kurator des Berner Tierparks, für Deutschland, aber nicht für die Schweiz bekannt: «Was nicht heisst, dass es sie nicht gibt!» Hingegen gibt es in der Tier- wie in der Pflanzenwelt sehr viele Beispiele, wie sich «Fremdlinge» mit mehr oder weniger gravierenden Folgen hierzulande breitmachen. «Fauna- und Floraverfälschung» heisst dies. Rosset sieht im wesentlichen vier Ursachen für tierische und pflanzliche «Neuzuzüger» in der Schweiz: 1. Die Klimaveränderung (siehe auch Ausgabe vom 12. Februar). Gewisse Arten, denen es zuvor hier zu kalt war, werden nun plötzlich «heimisch». 2. «Fremdlinge» entweichen «ungewollt» aus Gefangenschaft. So breiten sich etwa aus Pelzfarmen entwichene Bisamratten und Waschbären in Mitteleuropa aus, einfach weil sie ein raues Klima gut überleben. 3. «Fremdlinge» – seien es Tiere oder Pflanzen –, die das hiesige Klima vertragen, werden bewusst eingeführt. Dies ist bei sehr vielen Kultur- und Anbaupflanzen der Fall (siehe auch oben). Bei den Tieren bereiten heute die Regenbogenforelle und der nordamerikanische Flusskrebs grosse Probleme, weil sie die einheimischen Artgenossen verdrängen und keine natürlichen Feinde haben. 4. Seltener können sich auch besonders zähe «Exoten», die ansonsten ganz andere klimatische Bedingungen gewohnt sind, bei uns halten – und sogar vermehren und ausbreiten. hpr 19 Projekte + Kampagnen So können Sie helfen: Tiere im Osten Findeltiere Hilfe für das Riska-Tierheim in Serbien. Finanzielle Unterstützung von Aufklärungskampagnen der Organisation Svoboda Zvirat in Pilsen (CZ). Aufnahme und Vermittlung von Hunden und Katzen. Tanzbären Abgabe von Kastrationsgutscheinen zur Unterbindung sinnloser Katzenvermehrung, speziell auf Bauernhöfen. Affenkampagne Finanzielle Unterstützung einer Auffangstation für Orang-Utans auf Borneo. Arco Nepal Finanzielle Unterstützung eines Artenschutzprojektes für Schildkröten, Amphibien und Reptilien in Nepal. 20 Sie wollen eines oder mehrere dieser Projekte und Kampagnen finanziell unterstützen? Verwenden Sie bitte beiliegenden Einzahlungsschein mit dem Vermerk der entsprechenden Aktion. Sie können natürlich auch online spenden unter: www.protier.ch ProTier 3/02 Foto: Ruedi Suter Zusammen mit dem IBF (International Bear Foundation) unterstützen wir die serbische Tierschutzorganisation ARKA bei der Befreiung und Betreuung der Tanzbären in Serbien. Katzenkastrationen Buchbesprechungen «Der Nächste bitte …» Fragen und Antworten rund um den Hund Hundebesitzer sind oft verunsichert, was für ihren Liebling das Beste ist. Im vorliegenden Buch kommen Hundebesitzer direkt zu Wort. Rolf Spangenberg gibt praxisorientierte Antworten auf wichtige Fragen rund um die Hundehaltung – von Ernährung, Pflege, Schutzimpfungen und Gesundheit bis hin zu Verhaltensproblemen und Alterserscheinungen. Tipps aus dem Alltag und Besonderheiten im Umgang mit dem Hund sind anschaulich in einzelne Kapitel gegliedert. Zu jedem Kapitel und den Fragen der Hundebesitzer gibt es eine kurze Einführung mit grundlegenden Hinweisen zum Thema. Die Kurzzusammenfassungen sind als Merksätze gestaltet und mit Cartoons illustriert. Als besonderer Service sind die Reiseländer mit den jeweiligen Einreise- und Impfbestimmungen für Hunde aufgelistet. Der Tierarzt Dr. Rolf Spangenberg ist seit vielen Jahren als Heimtierexperte in den Medien präsent: Man kann ihn in Rundfunksendungen zum Thema hören und immer wieder im Fernsehen erleben. Er schreibt für bekannte Zeitschriften und verfasste viele Ratgeber. Dr. Rolf Spangenberg «Aus Dr. Spangenbergs Tiersprechstunde: Fragen und Antworten rund um den Hund» 159 Seiten, 63 Farbgrafiken, SFR. 19.50 ISBN 3-405-16135-5 BLV Verlagsgesellschaft mbH München Lothstrasse 29, D-80797 München Tel. ++49 89 127 05 401, Fax ++49 89 127 05 545 Entdeckungen am Wegrand Mit dem BLV-Naturführer wird ein Waldspaziergang ganz leicht zu einer ereignisreichen Entdeckungstour. Er ermöglicht ein besonders einfaches Bestimmen der charakteristischen Pflanzen und Tiere unserer Wälder. Der Biologe und Autor Eckart Pott beschreibt in seinem Buch die häufigsten Arten im Lebensraum Wald: Bäume, Blumen, Insekten, Vögel und Säugetiere werden ebenso beschrieben wie Sträucher, Reptilien und Pilze. Detaillierte, übersichtliche Beschreibungen erläutern Kennzeichen, Standort und Biologie der Pflanzen bzw. Merkmale und Lebensweise der Tiere. Das Porträt zu jeder Art setzt sich zusammen aus Text, Foto und ProTier 3/02 Grafik. Jedes Tier und jede Pflanze lässt sich somit problemlos bestimmen. Darüber hinaus erklärt der Autor verständlich die Ökologie unserer heutigen Wälder und deren Entstehung. 97 ergänzende Zeichnungen zeigen wichtige Bestimmungsmerkmale, besondere Fortpflanzungsstadien (z. B. Larven), Verhaltensweisen oder verwandte Arten. Eckart Pott «Pflanzen und Tiere des Waldes – Die häufigsten Arten erkennen und bestimmen» 95 Seiten, 121 Farbfotos, 95 Zeichnungen, SFR. 14.90 Broschur, ISBN 3-405-16324-2 BLV Verlagsgesellschaft mbH München Lothstrasse 29, D-80797 München Tel. ++49 89 127 05 401, Fax ++49 89 127 05 545 Warum spinnt unsere Katze!? Katzen sind eigenwillig und bisweilen reichlich dickköpfig – welcher Katzenbesitzer weiss das nicht? Wächst sich diese hinreissend-bezaubernde Individualität aber zu einer störenden Macke aus, sind wir mit unserem Latein schnell am Ende. Verunsicherung und Frustration auf beiden Seiten sind unvermeidlich, der Hausfrieden gerät ins Wanken. Tatsache ist: Auch Katzen kennen Frust. Auf ihre Art versuchen sie uns dies mitzuteilen – durch Beissen, Kratzen oder Pinkeln aufs Bett. Der Möglichkeiten gibt es viele, und wir verstehen die Welt nicht mehr: «Das hat sie doch noch nie gemacht!» In diesem Ratgeber findet sich eine Fülle leicht nachvollziehbarer Lösungsmöglichkeiten, die jeder umsetzen kann. Er hilft verstehen lernen, was die Mieze uns durch ihr Verhalten sagen will. Christine Klinka ist seit vielen Jahren Katzenzüchterin und hat sich auf das Verhalten von Katzen, deren Gesundheit und das richtige «Miteinander» spezialisiert. Christine Klinka «Unsere Katze spinnt – Verhaltensstörungen richtig erkennen und behandeln» 96 Seiten, 35 Farbfotos, SFR. 14.80 ISBN 3-275-01416-1 Müller Rüschlikon Verlags AG, CH-6330 Cham Tel. 041/ 740 30 40, Fax 041/741 71 15 21 Kurznachrichten «Seltenste Schlange» Die womöglich «seltenste Schlange der Welt» ist die Antiguan Racer auf der Insel Antigua. Dort galt sie bereits im 19. Jahrhundert als ausgerottet. Den Tod brachten Ratten und Mungos, die von den Menschen eingeführt worden waren. Doch vor sieben Jahren wurde die bräunliche Alsophis antiguae wieder gesichtet – auf dem Nachbarinselchen Great Bird Island, wo noch andere Tierund Pflanzenarten leben, die auf Antigua ausgestorben sind. Dem Überleben des harmlosen Reptils nahm sich die britische Umweltorganisation «Flora & Fauna International» (http://www.faunaflora.org) an. Sie initiierte das von zahlreichen weiteren Naturschutzorganisationen mitgetragene «Antiguan Racer Conservation Project», welches die kleine Insel zunächst von Ratten befreite. Durch deren Verschwinden stieg nicht nur die Zahl der Schlangen sprunghaft an, auch der Bestand der inzwischen seltenen Westindischen Ente (Dendrocygna Für den Wolf clypeatus) begann sich zu erholen. Das Schlangen-Rettungsprojekt wurde durch massive erzieherische Massnahmen an den Schulen Antiguas ergänzt. Daneben hat sich Great Bird Island zu einem Öko-Touristenziel entwickelt. Rund 20 000 Besucher kommen jährlich auf die Insel. Doch auch auf anderen Nebeninseln werden Ratten und Mungos gezielt gejagt, um den indigenen Vogelarten wieder Nistplätze zu geben und anderen heimischen Arten das Leben zu erleichtern. Zur Überprüfung der Tierbestände arbeitet die «Antiguan Forestry Unit» mit Hightech. Einigen Schlangen wurden Sender eingebaut, die die Bewegungen der Tiere beobachten. Da sich die Schlangen von Eidechsen ernähren, ist im Schutzprogramm auch eine genaue Untersuchung der Echsenpopulation enthalten. Der Effekt aller Massnahmen: Die Population der Antiguan Racer ist von 60 auf 100 Tiere angewachsen. Eine gefährdete Spezies bleibt dieses Reptil aber weiterhin. pt/ww Der Wolf soll leben: In zwei Monaten haben der WWF Schweiz und die Pro Natura 68 467 Unterschriften für den Wolf gesammelt. Menschen aus allen Landesteilen haben mit ihrer Unterschrift bekräftigt, dass ihnen der Schutz des Wolfes und der Schafe in der Schweiz nicht gleichgültig ist. Die Umweltund Naturschutzorganisationen fordern die Mitglieder des Nationalrates auf, in der Herbstsession den wolfsfeindlichen Entscheid des Ständerats rückgängig zu machen. Wie ProTier sind der WWF Schweiz und Pro Natura strikt gegen die Ausrottung des Wolfes mit dem Segen der Behörden. Der Wolf müsse geschützt bleiben, und die Behörden hätten bei der Wilderei hart durchzugreifen, wird gefordert. Zudem sollten die Massnahmen zum Schutz der Nutztiere vorangetrieben werden – etwa die Behirtung mit Schutzhunden und Elektrozäune. pt/wwf/pn Kleinste Fledermaus entdeckt Foto: F & F Antiguan Racer 22 Noch sind lange nicht alle Tierarten entdeckt, auch in der Schweiz nicht. Dies beweist die kürzliche Entdeckung der kleinsten Fledermausart der Schweiz: die Mückenfledermaus. Nach Angaben der «Stiftung zum Schutze unserer Fledermäuse in der Schweiz» (SSF) galt bislang unter den 27 hier bekannten Fledermausarten die (nicht bedrohte) Zwergfledermaus als die Rekordhalterin in Sachen Minigrösse. Doch nun konnte an der Uni Bern erstmals die Fort- pflanzung einer noch kleineren Fledermausart, eben der Mückenfledermaus, nachgewiesen werden. Die gefundenen Kolonien liegen in Luzern und Kreuzlingen. Die Mückenfledermaus jagt Mücken und andere winzige Insekten – und sie ist leichter als ein Würfelzucker. Unterdessen hat man die jagenden Winzlinge in den Kantonen Tessin, Graubünden, Luzern und Thurgau orten können. Da die Flugtierchen ganz offensichtlich nicht besonders zahlreich sind, sind sie laut Einschätzung der SSF nun «besonders schutzwürdig». pt/wbö Das Alpenlangohr Was man kaum noch für möglich hielt, ist geschehen: In Europa wurde eine neue Fledermausart entdeckt. So haben Mainzer Biologen eine neue europäische Fledermausart beschrieben: Das so genannte Alpenlangohr (Plecotus alpines sp. nov.) kann gemäss den Wissenschaftern «zweifelsfrei» von anderen verwandten Langohrfledermäusen unterschieden werden, schreiben Andreas Kiefer und Michael Feit in der Fachzeitschrift «Myotis». Die neue Fledermaus teilt einige charakteristische Merkmale mit dem Braunen Langohr (Plecotus auritus) und andere mit dem Grauen Langohr (Plecotus Ausstrichs) – liegt also durch diese Kombination von Eigenschaften zwischen den beiden bekannten Arten. Und das, vermuten die Biologen, könnte auch der Grund dafür sein, dass das Alpenlangohr bisher unentdeckt geblieben ist. BdV/NN ProTier 3/02 Foto: Ruedi Suter Hauskatze Katzen als Raucheropfer Auch Haustiere sind durch Zigarettenkonsum gefährdet: Nach Forschungsergebnissen amerikanischer Wissenschafter erkranken mehr als doppelt so viel Katzen aus Raucherhaushalten an Krebs wie jene, die in Nichtraucherwohnungen leben. Die Tierärztin Elizabeth Bertone von der Uni Massachusetts hat Daten von 180 Katzen untersucht, die in einer Tierklinik wegen eines Lymphoms – einer Krebserkrankung des Lymphgewebes – oder wegen Nierenversagens behandelt worden waren. Das Ergebnis: Ein stärkerer Tabakkonsum der Menschen in der Umgebung der Tiere führt zu einem wesentlich höheren Krebsrisiko bei Katzen. Auch wurde festgestellt, dass die Krebsgefahr nicht nur durch das direkte Einat- ProTier 3/02 men des Rauchs, sondern auch durch das Ablecken des Fells steigt. w Tödlicher Katzenkot? Krankheitskeime aus Katzenkot gefährden möglicherweise die Seeotter in Kalifornien. Die Erreger der Toxoplasmose grassieren unter den vom Aussterben bedrohten Säugern. Der ansonsten für Menschen ungefährliche Erreger kann auch bei Kindern im Mutterleib schwere Schäden verursachen. Melissa Miller und ihre Kollegen von der Universität Kalifornien in Davis entdeckten den Parasiten erstmals bei der Autopsie von Seeottern, die an einer Hirninfektion verendet waren. Bei weiteren Untersuchungen fanden sie, dass Seeotter, die an der Meeresküste nahe bei Flussmün- dungen leben, den Erreger besonders häufig tragen. Vermutlich wasche der Regen verseuchten Katzendreck von Rasenflächen und Feldern in die Gewässer, meinen die Forscher. Bereits 1938 galt der Seeotter in Kalifornien als ausgestorben. Jäger hatten die Tiere beinahe ausgerottet. Die Population erholte sich jedoch – und heute leben an der kalifornischen Küste wieder rund 2000 Exemplare. ddp/bdw/NN Hunde-Einmaleins Hunde können so gut zählen wie fünf Monate alte Babys. Jedenfalls lassen sie sich nicht beschummeln, wenn es um ihre tägliche Portion Hundekuchen geht: Sie können zählen. Das hat ein brasilianischer Verhaltensforscher bei Mischlingen beobachtet. Mit einer Methode, dank der Wissenschafter schon erwiesen haben, dass fünf Monate alte Babys zählen können, testeten Robert Young und seine Kollegen die «mathematischen» Fähigkeiten von elf Mischlingshunden. Dazu zeigten die Forscher den Tieren einige Hundeleckereien und deckten diese anschliessend mit einem Schirm ab. Sie legten einzelne Happen dazu oder nahmen welche weg. Schliesslich entfernten die Wissenschafter den Schirm wieder und zeigten den Hunden erneut die Leckereien. Hatten die Forscher dabei heimlich einen Happen dazugelegt oder entfernt, waren die Tiere sichtlich verwirrt: Die Hunde starrten viel länger auf die Nahrung, wenn die Summe nicht aufging. Hunde stammen von Wölfen ab, die in grossen sozialen Rudeln leben. Für die Tiere in der Wildnis könnten diese einfachen mathematischen Fähigkeiten eine entscheidende Rolle spielen, erklärt Young die Ergebnisse seiner Versuche. So kann ein Wolf etwa erkennen, wie viele Verbündete und wie viele Konkurrenten er in seinem Rudel hat. ddp/bdw «Agent Heuschrecke» Verraten mit Sendern bestückte Heuschrecken den Weg ihrer Artgenossen? Amerikanische Forscher wollen Heuschrecken als unfreiwillige Undercoveragenten einsetzen. Um die Wanderbewegungen der gefrässigen Insekten quer durch die Wüste von Utah zu verfolgen, wollen sie einigen Exemplaren einen Funksen- 23 Kurznachrichten der verpassen. Ein kleiner Rucksack, der etwa die Hälfte des Körpergewichts der Tiere wiegt, enthält den winzigen Sender. Die Wissenschafter wollen verstehen, welche Umstände die Richtung beeinflussen, die ein Heuschreckenschwarm auf seinem verwüstenden Flug einschlägt. Mit den Funksignalen erhofft man sich Aufschluss über Gelände, Vegetation und Wetterbedingungen zu erhalten, die die Insekten bevorzugen oder meiden. Die Informationen könnten helfen, zukünftige Heuschreckenplagen vorherzusagen. Der Südwesten der USA könnte kurz vor einer der schlimmsten Invasionen durch die von den Amerikanern Mormonen-Heuschrecke (Anabrus simplex) genannte Art stehen, befürchten die Wissenschafter. «10 000 bis 50 000 der Insekten, von denen ein einzelnes nur ein paar Gramm wiegt und die sich etwa eine Meile am Tag bewegen, können eine echte Bedrohung werden», warnt Greg Sword vom US Department of Agriculture’s Northern Plains Laboratory. Bisher weiss man, dass Heuschrecken über das Land schwärmen und an jeder Futterquelle anhalten, die sich ihnen bietet. Da sich die Tiere auch problemlos über überfahrene Artgenossen hermachen, gefährden die folgenden Massen auf den Strassen sogar den Verkehr. Schwärme von MormonenHeuschrecken sind gefürchtet, seit sie 1848 fast die gesamte Ernte von Mormonensiedlern in Utah zerstörten. Normalerweise erreichen die Insekten ungefähr alle sieben Jahre eine erhebliche 24 Anzahl. Wirklich grosse Ausbrüche passieren nur einmal in fünfzig bis siebzig Jahren. Die befürchtete aktuelle Massenvermehrung führen die Forscher auf die momentanen trockenen Bedingungen zurück, die das Ausschlüpfen der Tiere fördern sollen. bdw Neue Versuchsopfer Das grösste und von ProTier regelmässig kritisierte Affenversuchslabor BPRC in Holland kommt zunehmend unter Druck. Dank einer europaweiten Kampagne hat sich die niederländische Regierung bereit erklärt, einen grossen Teil der Schimpansen aus dem umstrittenen Primatenlabor BPRC (Biomedical Primate Research Center) in Auffangstationen abzugeben. Ausserdem sol- len Versuche mit Schimpansen in den Niederlanden verboten werden. Doch im Herbst 2002 beginnt ein neuer Tierversuch, bei dem sechs Schimpansen mit Hepatitis C infiziert werden sollen. Die sechs Tiere sind im Moment noch vollkommen gesund und könnten zusammen mit ihren Artgenossen in eine Auffangstation nach Spanien gehen. Sind sie aber erst einmal infiziert, werden sie den Rest ihres Lebens im BRC verbringen müssen, befürchten die Kritiker des Labors. trd Schwarzes Meer zu schwarz Der Zustand des Schwarzen Meeres hat sich aufgrund von Überfischung, hochgradiger Verschmutzung und der negativen Auswirkungen artfremder Spezies zusehends verschlechtert. Vor dem Verfall warnt nun eine Initiative des UN-Umweltprogrammes (UNEP), das Global International Waters Assesment (GIWA). Nicht nur das Schwarze Meer, sondern auch Umwelt, Bevölkerung sowie Tier- und Pflanzenwelt im Umfeld sind durch die Entladung unverarbeiteter Abwässer, Erosion und abgeladenen Schlamm und Schmutz der Häfen bedroht. Aufgrund der zunehmenden Verschmutzung, die auch regionale Wassersysteme von Fabriken und Städten in Ungarn, Tschechien, Deutschland, Polen und Slowenien betreffen, wurden mehrere Initiativen gestartet. So sollen Überfischung und destruktive Fischereipraktiken, wie die Schleppnetzfischerei, eingedämmt wer■ den. uk Die Migros stellt sich taub Fragwürdige Werbung mit Wolf und Luchs Im Mai warb der Grossverteiler Migros mit einer neuen Plakatkampagne für sein Frischfleisch: «Manch einer geht meilenweit für gutes Schweizer Fleisch» stand da in grossen Lettern. Als Werbeträger mussten unter anderem ein Wolf und ein Luchs herhalten. Die Diskussion um eine Wiederansiedlung dieser Wildtiere in der Schweiz erhitzt immer wieder die Gemüter. Pro und Contra werden mit Vehemenz vertreten. Wiederholt liest man Meldungen über legale und illegale Abschüsse. Wolf und Luchs sind in der Schweiz längst nicht überall willkommen. Man fürchtet um die Schafherden, welche gerissen werden könnten. Auf diesen Umstand der natürlichen Nahrungsbeschaffung spielt die Werbung der Migros aber gerade an. Deshalb findet ProTier die Werbeplakate mit den Fotos der Wildtiere in Verbindung mit dem Slogan «Manch einer geht meilenweit für gutes Schweizer Fleisch» sehr unglücklich gewählt. Anfang Juni bat ProTier die Marketingleitung der Migros in einem Brief um ihre Stellungnahme. ProTier interessiert insbesondere, wie denn das Unternehmen zum Thema der Wiederansiedlung von Wolf und Luchs steht. Und ob die Migros allenfalls bereit wäre, solche Projekte zur Erhaltung bedrohter Tierarten in irgendeiner Form zu unterstützen. Doch die ProTier-Geschäftsstelle wartete bislang vergebens auf eine Rückmeldung. Auch ein zweites Schreiben von Ende Juli blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Schade – wir hätten etwas mehr Anstand erwartet. ProTier wird sich natürlich nicht zufrieden geben – und weiterhin auf einer Antwort bestehen. nd ProTier 3/02 Foto: Ruedi Suter Klimaerwärmung bedroht artenreiche Regionen Tiersterben im Treibhaus Das Klima wird immer wärmer. Damit wird die biologische Vielfalt zerstört – vor allem in den artenreichsten Gebieten. D er Klimawandel schlägt in den artenreichsten Gebieten der Erde besonders hart zu. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des WWF. Sie untersuchte die Auswirkungen des Klimawandels in 113 ökologisch besonders wertvollen Regionen. Berücksichtigt wurden Gegenden, die sich durch eine hohe biologische Vielfalt auszeichnen oder in denen Tiere und Pflanzen leben, die weltweit nur an einem einzigen Ort vorkommen. Viele Tierarten betroffen Die Studie kommt zum Schluss, dass in rund 20 Prozent dieser «biologischen Schatzkammern» mit einem massiven Artensterben gerechnet werden müsse: «Der Klimawandel gefährdet das Überleben vieler Tier- und Pflanzenarten, weil sie sich nicht rechtzeitig an die veränderten Lebensbedingungen anpassen können», warnt die Umweltorganisation. Viele Zugvögel würden Probleme bekommen, wenn ihre Rast- und Brutplätze in ProTier 3/02 küstennahen Feuchtgebieten überschwemmt werden. Bleibe das Packeis weg, müssten Eisbären hungern, da ihnen der Weg zu ihren Jagdgebieten abgeschnitten ist. «Klimaschutz dringend» Auch in den Tropen werde der Lebensraum für viele Arten knapp. Dazu erklären die Forscher: «Durch zunehmende Trockenheit steigt die Gefahr von Wald- und Buschbränden, wodurch sich die Lage für ohnehin gefährdete Arten wie den Orang-Utan weiter verschärft.» Die betroffenen Gebiete verteilten sich rund um den Globus, schreibt der WWF. Sie reichen von den Tropen bis zu den Polen. «Die kanadische Tundra hat ebenso unter dem Klimawandel zu leiden wie beispielsweise das Anden-Hochland in Chile und Argentinien oder die Taiga im Uralgebirge.» «Die Studie zeigt einmal mehr die Dringlichkeit, den Klimaschutz weltweit voranzutreiben», betont eindringlich Marcel Odermatt, der Leiter des Bereichs Klima und Energie Auch Busch- und Waldbrände heizen das Klima auf beim WWF Schweiz in Zürich. Der WWF International – sein Sitz ist im schweizerischen Gland – hatte sich zum Ziel gesetzt, dass das KyotoProtokoll bis zum (unterdessen im August abgehaltenen) Weltgipfel in Johannesburg ratifiziert wird. Damit solle «10 Jahre nach Rio ein markantes Zeichen gesetzt werden, weltweit den Klimaschutz endlich umzusetzen – zugunsten von Natur und Mensch». Doch auch die Schweiz hat das Protokoll noch nicht unterzeichnet. Schweiz machte einen ersten Schritt Das Protokoll tritt erst in Kraft, wenn 55 Staaten, die zugleich für mindestens 55 Prozent des CO2-Ausstosses verantwortlich sind, das KyotoProtokoll ratifiziert haben. Die Schweiz habe mit der Einführung des CO2-Gesetzes einen ersten wesentlichen Schritt gemacht. Doch erst die Umsetzung werde zeigen, «wie ernst es Wirtschaft und Gesellschaft wirklich mit dem Klimaschutz ist», erklärt der WWF. kal/pt ■ 25 Svobo ist tot 26 TV-Besuch aus Korea bei ProTier Foto: Nathalie Dubois vobo, der junge Polarfuchs, ist tot. Pelztierzüchter auf einer verlotterten «Fuchsfarm» im tschechischen Milevsko haben den mit Hunderten Leidensgenossen zusammengepferchten Fuchs gepackt, ihm an Maul und After Elektroden angesetzt, einen Stromstoss durch den Körper gejagt und so das Tier umgebracht. Dann haben sie Svobo gehäutet und seinen Pelz verarbeitet. Jetzt ziert Svobos Fell mit hoher Wahrscheinlichkeit die Bordüre eines Kleidungsstücks. Damit die wie Konzentrationslager geführten Pelzfarmen mit den Abertausenden von hilflosen Füchsen, Nerzen, Kaninchen, Chinchillas und Nutrias (Sumpfbiber) in Tschechien für immer geschlossen werden, unterstützt ProTier die tschechische Tierschutzorganisation «Svoboda zvirat» (Freiheit für Tiere). Ihr Direktor Tomas Popp und Mitarbeiter Romain Krejci führten vor einem Jahr ProTier-Geschäftsleiterin Rita Dubois auf Schleichwegen in die stinkende Pelztierfarm mit Svobo (Bild). Dieser fiel unter den rund 1000 verängstigten, schlecht versorgten und in Gitterkäfigen eingesperrten Polar- und Silberfüchsen sofort durch seine Zutraulichkeit auf. Svobo und die anderen Tiere ihrem Schicksal zu überlassen, fiel der Delegation schwer. Eine Freilassung hätte aber den Tod der Tiere bedeutet. So kämpft man nun auf Gesetzesebene und mit Aufklärung für die Schliessung der tschechischen Zuchtfarmen, die vorab für den westeuropäischen Markt produzieren. Im Oktober wird sich ProTier im tschechischen Brun bei einem internationalen Symposium zur Abschaffung der Pelztierfarmen engagieren. Denn Svobo war, wie Millionen anderer Pelztiere, ein Gefangener in Folterhaft. Das Leiden dieser Tiere für die Eitelkeit der Menschen will ProTier stoppen helfen. Überall und ausnahmslos. rpt Foto: Ruedi Suter S Asiatischer Medienbesuch bei der ProTier-Geschäftsstelle in Zürich: Im Juni empfing die Tierschutzorganisation Mitarbeiter des koreanischen TV-Senders CBS. Das Filmteam informierte sich bei uns über die tierschützerischen Probleme in unserem Land und die schweizerische Gesetzgebung im Bereich Tierschutz. Mit grossem Interesse folgten die Koreaner den Ausführungen von Geschäftsführerin Rita Dubois und Vizepräsident Felix Reinhold. Schwerpunkt der anschliessenden Diskussion bildete die Handhabung und der Stellenwert des Tierschutzes in der Schweiz. Zur Sprache kam aber auch das Thema «Verzehr von Hundefleisch» in Korea. Dank Professor Jong Lae Lee, der als Übersetzer fungierte, gab es zum Glück keinerlei Verständigungsprobleme. nd Foto v.l.n.r.: Jung Deuk Cha, Rita Dubois, Geschäftsführerin, Prof. Jong Lae Lee, Felix Reinhold, Vizepräsident. ProTier 3/02 Patenschaften Die Schweizerische Gesellschaft für Tierschutz/ProTier schläfert keine gesunden Tiere ein. Wir nehmen deshalb auch ältere Tiere auf, die anderswo abgewiesen würden. Wir sind der Meinung, solange ein Hund oder eine Katze zeigt, wie gern er oder sie noch am Leben ist, haben wir kein Recht, ihnen dieses zu nehmen. Erfreulicherweise finden wir immer wieder Menschen, oft auch jüngere Leute, die einem unserer «Senioren» ein neues Zuhause geben. Mitunter aber bleiben ältere Tiere recht lange im Tierheim und verursachen hohe Kosten. PRO Deshalb bitten wir Sie: Werden Sie Patin/Pate eines Findeltieres! Mit Ihrem monatlich wiederkehrenden Betrag geben Sie uns die Möglichkeit, uns weiterhin optimal für unsere Schützlinge einzusetzen. 쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏴 Ich übernehme die Patenschaft für ein Findeltier und werde monatlich folgenden Betrag überweisen (12 Einzahlungsscheine werden mir nach Eingang dieses Talons zugeschickt). 첸 Fr. 20.– 첸 Fr. 100.– 첸 Fr. 40.– 첸 Fr. 첸 Fr. 50.– 첸 Ich überweise einen einmaligen Betrag von 첸 Ich werde Mitglied bei der SGT (Jahresbeitrag Fr. 30.–) Fr. (Bitte Gewünschtes ankreuzen) Name: Vorname: Strasse: PLZ/Ort: Datum: Unterschrift: Bitte ausschneiden und einsenden an: Schweizerische Gesellschaft für Tierschutz, Alfred-Escher-Strasse 76, 8002 Zürich ProTier 3/02 27 Werden Sie Mitglied? Bild: Martin Siegenthaler 쏴쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿쏿 Beitrittserklärung zur Schweizerischen Gesellschaft für Tierschutz Alfred-Escher-Strasse 76 8002 Zürich, Telefon 01 201 25 03 첸 Minimalmitgliederbeitrag pro Jahr Fr. 30.– 첸 Minimalmitgliederbeitrag auf Lebenszeit Fr. 1000.– 첸 Minimalmitgliederbeitrag für Jugendliche unter 18 Jahren Fr. 20.– 첸 Für Kollektivmitglieder Fr. 200.– 첸 Für Paarmitglieder Fr. 50.– Ich wünsche, in die Schweizerische Gesellschaft für Tierschutz/ProTier aufgenommen zu werden. Herr 첸 Frau 첸 Bitte in Blockschrift ausfüllen Name Jahrgang Vorname Postleitzahl Strasse Ort Ort, Datum Unterschrift 28 Bei Minderjährigen Unterschrift des gesetzlichen Vertreters ProTier 3/02 3/02