Blick über den Tellerrand – Juni 2015 Bleihaltige Munition kann Verbrauchern schwer im Magen liegen Erlegen Jäger Rot- oder Schwarzwild mittels bleihaltiger Munition, steigt logischerweise der Bleigehalt im Wildbret. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt deshalb, bei der Zerlegung der Tiere ein großzügiges Umschneiden von Ein- und Ausschuss und des Schusskanals. Nicht nur einzelne Bleipartikel sollten dabei entfernt werden, sondern auch Teile der entstehenden „Bleiwolke“. Für erwachsene Durchschnittsverbraucher sieht das Bundesinstitut dennoch kein Gesundheitsrisiko durch den Verzehr von Wildgerichten (meist ein bis zwei Mahlzeiten im Jahr). Selbst „Vielverzehrer“ (bis 10 Portionen/Jahr) sieht das BfR nicht in Gefahr. Gefährdet sind aber Ungeborene und Kinder bis sieben Jahre, bei denen bereits eine geringe Bleiaufnahme zu Gesundheitsschäden führen kann. Kinder, Schwangere und Frauen mit Kinderwunsch sollten deshalb auf den Genuss von mit Bleimunition erlegtem Wild besser verzichten (Lahrssen-Wiederholt M et al.: Minimierung des Bleieintrags bei jagdlich gewonnenem Wildbret. Fleischwirtschaft Juni 2015/95/S.99-102) Kudoa septempunctata lässt Sashimi-Liebhaber nach „Herzhausen“ eilen Seit 1999 erleben in Japan Konsumenten nach dem Genuss von als Sashimi zubereiteten Hirame (Paralichthys olivaceus, japanische Flunder) gelegentlich unangenehme MagenDarm-Episoden mit Erbrechen und Durchfall. Erst 2010 wurde der Verursacher dingfest gemacht: der Parasit Kudoa septempunctata. Die Entdeckung wirft ein neues Licht auf diese Familie tierischer Einzeller, deren Mitglieder bisher nicht als human-pathogen betrachtet wurden. (Sugita-Konishi Y et al.: Novel foodborne disease associated with consumption of raw fish, Olive Flounder (Paralichthys olivaceus). Food Safety 2014. S. 141-150) Schimpansen in der Küche? Kanzi, der berühmte Bonobo-Schimpanse der Primatologin Sue Savage-Rumbaugh ist wahrscheinlich der erste Affe, der zeigt, dass nicht nur Homo sapiens den Kochlöffel schwingen kann: er macht Feuer (mit Hilfe eines Feuerzeugs), brutzelt Eier in einer Pfanne und röstet Marshmellows. Die Frage, wie es um die kulinarischen Fertigkeiten der wildlebenden Verwandtschaft Kanzis bestellt ist, führte die Autoren dieser Studie in das Tchimpounga-Schutzgebiet in der Republik Kongo. Mit Hilfe ausgeklügelter Experimente konnten sie nachweisen, dass die tierischen (freiwilligen) Versuchsteilnehmer durchaus das Zeug zum Küchenchef haben. Die Schimpansen zeigten ein gewisses Verständnis für die sich im Kochtopf abspielenden Vorgänge, die rohe Knollen in die weit schmackhaftere gegarte Variante umwandeln. Auch zum Transfer waren die Primaten in der Lage, sie packten nicht nur Süßkartoffeln in das Kochgerät, sondern auch Karotten, obwohl ihnen dies niemand vorgemacht hatte. Zudem besaßen sie genügend Geduld und Selbstkontrolle zu warten, bis das Essen fertig war. Vor allem zwei Gründe nennen die Autoren, weshalb in freier Wildbahn dennoch nicht gekocht wird: zum einen seien Affen nicht in der Lage, Feuer zu kontrollieren, zum anderen fördere deren soziale Struktur keine Kochexperimente. In den streng hierarchisch organisierten Horden greift sich im Regelfall das Alphatier jeden Leckerbissen als Erster. Lieschen und Otto Normal-Schimpanse tun daher gut daran, keinen Gedanken an eine Verfeinerung ihrer Speisen zu verschwenden, sondern sich gefundenes Fressen möglichst sofort hinter die Beißerchen zu schieben. (Warneken F et al.: Cognitive capacities for cooking in chimpanzees. The Royal Society Proceedings B, 2015. DOI: 10.1098/rspb.2015.0229. Published 3 June 2015) (verantwortlich für den Inhalt: [email protected])