Neue Arzneimittel für Kleintiere 2009

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© Schattauer 2010
Übersichtsartikel
Neue Arzneimittel für Kleintiere 2009
I. U. Emmerich
Institut für Pharmakologie, Pharmazie und Toxikologie, Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig
Schlüsselwörter
Key words
Arzneimittel, Zulassung, Buprenorphin, Masitinib, Mavacoxib, Phenobarbital, Robenacoxib, Hund, Katze
Drugs, registration, Buprenorphine, Masitinib, Mavacoxib, Phenobarbital, Robenacoxib, dog, cat
Zusammenfassung
Summary
Im Jahr 2009 kamen für Kleintiere fünf neue Wirkstoffe auf den deutschen Markt: das Analgetikum Buprenorphin (Buprenovet®), das Zytostatikum Masitinib (Masivet®), das Antiepileptikum Phenobarbital
(Phenoleptil®) sowie die Cyclooxygenase-2-Hemmer Mavacoxib (Trocoxil®) und Robenacoxib (Onsior®). Sechs weitere Wirkstoffe erhielten
eine Zulassungserweiterung hinsichtlich der Tierarten. So wurde Benazepril, Cefalexin, Ivermectin und Ramipril auch für Katzen, Emodepsid
in Kombination mit Praziquantel ebenfalls für Hunde und die Kombination Imidaclopird + Moxidectin zusätzlich für Frettchen zugelassen. Des
Weiteren kamen für Kleintiere zwei Präparate mit einer interessanten
neuen Darreichungsform auf den Markt. Vorgestellt werden ferner sieben im Jahr 2009 neu zugelassene Wirkstoffe für die Humanmedizin,
die für die Tiermedizin interessant sein könnten (das Antiepileptikum
Eslicarbazepinacetat, das Antihämorrhagikum Romiplostim, das Antikoagulantium Prasugrel, den Vasopessin-Antagonisten Tolvaptan sowie die Zytostatika Azacitidin, Plerixafor und Vinflunin).
In 2009, five active pharmaceutical ingredients were released on the
German market for small animals. Those are the analgesic Buprenorphin (Buprenovet®), the cytostatic Masitinib (Masivet®), the antiepileptic Phenobarbital (Phenoleptil®) and the cyclooxygenase-2-inhibitors
Mavacoxib (Trocoxil®) and Robenacoxib (Onsior®). Six additional substances were authorized for additional species. Benazepril, Cefalexin,
Ivermectin und Ramipril are now available for cats, Emodepsid in combination with Praziquantel is likewise authorized for dogs and the combination Imidaclopird + Moxidectin is now also available for ferrets.
Furthermore, two new preparations with an interesting new pharmaceutical form were added to the market for small animals. In addition seven active pharmaceutical ingredients with approval for use in
human medicine which are of potential interest for veterinary medicine,
entered the market in 2009. Those are the antiepileptic Eslicarbazepinacetat, the antihemorrhagic Romiplostim, the anticoagulant Prasugrel,
the vasopressin-antagonist Tolvaptan as well as the cytostatics Azacitidin, Plerixafor and Vinflunin.
Korrespondenzadresse
Dr. Ilka Ute Emmerich
Institut für Pharmakologie, Pharmazie und Toxikologie
Veterinärmedizinische Fakultät
der Universität Leipzig
An den Tierkliniken 15
04103 Leipzig
E-Mail: [email protected]
New drugs for small animals in 2009
Tierärztl Prax 2010; 38 (K): 300–312
Eingegangen: 23. August 2010
Akzeptiert: 30. August 2010
Einleitung
Mit diesem Artikel soll wie bereits in vorangegangenen Jahren ein
Überblick über interessante Neuzulassungen auf dem Arzneimittelmarkt für Kleintiere gegeben werden. Für die Auswahl der
Präparate waren folgende Kriterien entscheidend:
1. Präparate mit Wirkstoffen, die erstmals für die Veterinärmedizin zugelassen wurden:
– Buprenovet® 0,3 mg/ml Injektionslösung für Hunde und
Katzen (Buprenorphin)
– Masivet® 50 mg, 150 mg Filmtabletten für Hunde (Masitinib)
– Onsior® 6 mg Tabletten für Katzen, 10 mg, 20 mg, 40 mg Tabletten für Hunde, 20 mg/ml Injektionslösung für Katzen
und Hunde (Robenacoxib)
– Trocoxil® 6 mg, 20 mg, 30 mg, 75 mg, 95 mg Kautabletten für
Hunde (Mavacoxib)
– Phenoleptil® 12,5 mg, 50 mg Tabletten für Hunde (Phenobarbital)
2. Präparate mit Wirkstoffen, die für weitere Tierarten zugelassen
wurden:
– Advocate® Lösung zum Auftropfen für kleine Katzen und
Frettchen (Imidacloprid + Moxidectin, Zulassung für Frettchen, bislang in dieser Kombination nur für Hunde und Katzen zugelassen)
– Benazecare® flavour 5 mg, Filmtabletten für Hunde und Katzen (Benazepril, Zulassung für Katzen, bislang nur für Hunde zugelassen)
– Cephacare® Flavour 50 mg Tabletten für Katzen und Hunde
(Cefalexin, Zulassung für Katzen, bislang nur für Hunde und
Rinder zugelassen)
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– Otimectin vet. 1 mg/g Ohrengel für Katzen (Ivermectin, Zulassung für Katzen, bislang nur für Pferde, Rinder, Rotwild,
Schafe und Schweine zugelassen)
– Profender® für kleine, mittelgroße und große Hunde (Emodepsid in Kombination mit Praziquantel, Zulassung für
Hunde, bislang nur für Katzen zugelassen)
– Vasotop® P 0,625 mg, 1,25 mg, 2,5 mg Tabletten für Hunde
und Katzen (Ramipril, Zulassung für Katzen, bislang nur für
Hunde zugelassen)
3. Präparate, die aufgrund ihrer neuen Darreichungsform, ihrer
erweiterten Indikation oder anderer Kriterien interessant sind:
– Baytril® flavour 250 mg Tablette für große Hunde (Enrofloxacin, neue Tablettenstärke: 250 mg, bislang nur als 15 mg,
50 mg und 150 mg Tabletten verfügbar)
– Felimazole® 2,5 mg überzogene Tabletten für Katzen (Thiamazol, neue Tablettenstärke: 2,5 mg, bislang nur 5 mg Tabletten, die nicht zerteilt werden dürfen)
Tab. 1
Übersicht über die im Artikel besprochenen veterinärmedizinischen Arzneimittel. Die interessanten Neuerungen, die zur Aufnahme der Arzneimittel in den Artikel geführt haben, sind rot hervorgehoben.
Table 1 Overview on the drugs for veterinary use presented in the article. Interesting innovations which led to inclusion of the drugs in the article are highlighted in red letters.
Wirkstoffgruppe
Wirkstoff
Präparat (geschützter
Warenname)
Wirkstoffkonzentration
Darreichungsform und
Art der Anwendung
Tierart
Vertreiber
Buprenovet®
0,3 mg/ml
Injektionslösung zur intramuskulären Anwendung
Hunde
Katzen
Bayer Vital
Cefalexin
Cephacare® Flavour
50 mg
Tablette zum Eingeben
Hunde, Katzen
aniMedica
Enrofloxacin
Baytril® flavour
250 mg
Tablette zum Eingeben
Hunde
Bayer Vital
Phenoleptil®
12,5 mg, 50 mg
Tabletten zum Eingeben
Hunde
CP-Pharma
Emodepsid mit Praziquantel
Profender®
3 mg + 15 mg
10 mg + 50 mg
30 mg + 150 mg
Tabletten zum Eingeben
Hunde, Katzen
Bayer Vital
Ivermectin
Otimectin vet.
1 mg/g
Ohrengel
Katzen
aniMedica
40 mg + 4 mg
Lösung zum Auftropfen
Frettchen,
Katzen
Bayer Animal
Health
5 mg
Filmtablette zum Eingeben
Hunde, Katzen
Wdt
0,625 mg, 1,25 mg,
2,5 mg
Tabletten zum Eingeben
Hunde, Katzen
Intervet
Analgetika, Morphintyp
Buprenorphin
Antibiotika
Antiepileptika
Phenobarbital
Antiparasitika
Imidacloprid + Moxidectin
®
Advocate
Kreislaufwirksame Pharmaka
Benazepril
Ramipril
Benazecare®
®
Vasotop P
Nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID)
Mavacoxib
Trocoxil®
6 mg, 20 mg, 30 mg,
75 mg, 95 mg
Kautabletten zum Eingeben
Hunde
Pfizer
Robenacoxib
Onsior®
6 mg
Tablette zum Eingeben
Katzen
Novartis
10 mg, 20 mg, 40 mg Tabletten zum Eingeben
Hunde
Novartis
20 mg/ml
Injektionslösung zur subkutanen Anwendung
Hunde, Katzen
Novartis
Felimazol®
2,5 mg
überzogene Tablette zum Eingeben
Katzen
Selectavet
Masivet®
50 mg, 150 mg
Filmtabletten zum Eingeben
Hunde
AB Science
Thyreostatika
Thiamazol
Zytostatika
Masitinib
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4. Neu zugelassene humanmedizinische Präparate.
Wirkstoffe, die nicht für Tiere zugelassen sind, dürfen nur im
Therapienotstand für Kleintiere umgewidmet werden. Aufgrund fehlender Erfahrung in der Veterinärmedizin sind jedoch
sowohl toxische als auch therapeutische Effekte nur schwer einschätzbar (12). Da aber Entwicklungen auf dem Humanarzneimittelmarkt mittelfristig Eingang in die Veterinärmedizin
finden können, sollen auch interessante neue Humanarzneimittel vorgestellt werden:
– Antiepileptika: Eslicarbazepinacetat (Zebinix® Tabletten):
neues Dibenzazepin
– Antihämorrhagika: Romiplostim (Nplate® Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung): neues Orphan Drug zur
Behandlung der Immunthrombozytopenie
– Antikoagulantia: Prasugrel (Efient™ Filmtablette): neuer
Thrombozytenaggregationshemmer
– Vasopressin-Antagonisten: Tolvaptan (Samsca™ Tabletten): erster oraler selektiver V2-Vasopressin-Rezeptor-Antagonist
– Zytostatika, andere antineoplasmatisches Mittel und Protektiva: Azacitidin (Vidaza® Pulver zur Herstellung einer Injektionssuspension): neues Pyrimidin-Analogon; Plerixafor
(Mozobil® Injektionslösung): neues Orphan Drug zur Mobilisierung von Stammzellen; Vinflunin (Javlor® Konzentrat
zur Herstellung einer Infusionslösung): neues Vinca-Alkaloid
Tabelle 1 bietet eine Übersicht zu den neuen veterinärmedizinischen Präparaten, Tabelle 2 listet die interessanten neuen humanmedizinischen Arzneimittel.
Präparate mit Erstzulassung
in der Tiermedizin
Buprenovet® Injektionslösung für Hunde und Katzen
(Buprenorphin)
Der halbsynthetische Morphinabkömmling Buprenorphin wurde
erstmalig in Deutschland als Tierarzneimittel zur postoperativen
Analgesie bei Katzen und Hunden sowie zur Verstärkung der sedativen Effekte zentral wirkender Arzneimittel bei Hunden als Buprenovet® 0,3 mg/ml Injektionslösung zugelassen. Somit stehen
für Hunde bzw. Katzen jetzt drei Analgetika vom Morphintyp als
Injektionslösung zur Verfügung: die vollsynthetischen Morphinanaloga Butorphanol und Levomethadon (nur in Kombination
mit Fenpipramid und nur für Hunde zugelassen) und das halbsynthetische Morphinanalogon Buprenorphin. Letztgenanntes unterliegt trotz seiner geringeren Suchtpotenz genau wie Levomethadon dem Betäubungsmittelgesetz.
Das starke und lang wirkende Analgetikum Buprenorphin bindet im zentralen Nervensystem hochaffin an μ-Opioidrezeptoren
und wirkt dort als Partialagonist. Am κ-Opioidrezeptor wirkt Bu-
prenorphin als partieller Agonist und sehr wirksamer Antagonist.
Buprenorphin besitzt wie andere Opioide eine analgetische und
antitussive, aber auch atemdepressive, emetische und obstipierende Wirkung. Allerdings konnte beim Menschen ein Sättigungseffekt für die atemdepressive Wirkung nachgewiesen werden. Daher gilt es in der Humanmedizin bei Überdosierung im Vergleich
zu anderen Opioiden als sicherer. Beim Menschen ist die schmerzstillende Potenz von Buprenorphin etwa 25- bis 50-mal höher als
die des Morphins. Es wird vermutet, dass die im Vergleich zu Morphin längere Wirkungsdauer von Buprenorphin durch seine in Invitro-Studien beobachtete langsame Dissoziation von der Rezeptorbindungsstelle bedingt ist. Buprenorphin verdrängt andere bereits fest an Opiatrezeptoren gebundene Opiatagonisten aufgrund
seiner hohen Affinität und hebt deren narkotische Wirkung auf.
So wurde die antagonistische Wirkung auf Morphin, die der von
Naloxon entspricht, für Buprenorphin nachgewiesen (3).
Das stark lipophile Buprenorphin erreicht bei Katzen nach intramuskulärer Injektion maximale Plasmawirkspiegel nach ca.
1–1,5 Stunden, pharmakologische Wirkungen können sich binnen
30 Minuten zeigen. Die Halbwertszeit beträgt nach intramuskulärer Verabreichung durchschnittlich 6,3 Stunden. Für Hunde liegen
keine relevanten pharmakokinetischen Daten vor. Buprenorphin
wird in Darmwand und Leber über N-Dealkylierung und Glukuronidierung metabolisiert, biliär sezerniert und über die Fäzes ausgeschieden.
Als Nebenwirkungen wurden bei Hunden Salivation, Bradykardie, Hypothermie, Agitation, Dehydratation und Miosis und in
seltenen Fällen Hypertension und Tachykardie beobachtet. Bei
Katzen kommt es häufig zu Mydriasis und Anzeichen von Euphorie, die jedoch in der Regel binnen 24 Stunden post applicationem
verschwinden. Aufgrund der atemdepressiven Eigenschaft von Buprenorphin ist wie bei allen Opiaten Vorsicht bei der Behandlung
von Tieren mit Atemfunktionsstörungen oder gleichzeitiger Anwendung anderer atemdepressiver Medikamente geboten. Bei Tieren, die jünger als 7 Wochen sind, sollte Buprenorphin aufgrund
fehlender Sicherheitsstudien nur nach Nutzen-Risiko-Bewertung
angewendet werden. Buprenorphin sollte nicht in Verbindung mit
Morphin oder anderen Opioidanalgetika wie z. B. Etorphin, Fentanyl oder Butorphanol verabreicht werden. Bei der kombinierten
Anwendung mit Acepromazin, Alphaxalon/Alphadalon, Atropin,
Halothan, Isofluran, Ketamin, Medetomidin, Propofol, Sevofluran, Thiopenton und Xylazin konnten keine unerwünschten Wirkungen beobachtet wurden (3).
Embryo- und Reproduktionstoxizitätsstudien an Ratten ergaben keine Hinweise auf eine teratogene Wirkung, doch zeigten sich
Postimplantationsverluste und eine frühe Fetensterblichkeit. Bei
laktierenden Ratten wurden in der Muttermilch Buprenorphinkonzentrationen gemessen, die genauso hoch oder höher waren als
im Blutplasma. Da auch ein Übertritt von Buprenorphin in die
Muttermilch wahrscheinlich ist und keine Untersuchungen zur
Fortpflanzungstoxizität an den Zieltierarten vorliegen, sollte Buprenovet® nicht während der Trächtigkeit und Laktation angewendet werden (3).
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Bei Hunden wurde nach Buprenorphinüberdosierung Lethargie und nach sehr hohen Dosen Bradykardie und Miosis beobachtet. Nach einjähriger oraler Verabreichung von Buprenorphin weit
oberhalb der therapeutischen Dosen kam es bei Hunden zu einer
Gallengangshyperplasie. Bei Überdosierung können neben unterstützenden Maßnahmen Naloxon oder Atemstimulanzien wie
Doxapram angewendet werden. Da Buprenorphin vergleichsweise
länger wirkt, müssen diese Arzneimittel gegebenenfalls mehrmals
oder als Dauerinfusion verabreicht werden (3).
Buprenorphin wird intramuskulär zur postoperativen Analgesie an Hunde und Katzen und zur Sedation an Hunde in einer
Dosierung von 10–20 μg/kg KM verabreicht. Bei Bedarf kann die
postoperative Analgesie bei Hunden mit 10 μg/kg KM nach
3–4 Stunden oder mit 20 μg/kg KM nach 5–6 Stunden und bei Katzen mit 10–20 μg/kg KM nach 2 Stunden aufrechterhalten werden.
Um eine Analgesie sofort bei Erwachen der Tiere sicherzustellen,
kann die Applikation präoperativ erfolgen. Bei gleichzeitiger Verabreichung von Buprenorphin mit einer anderen Prämedikation,
z. B. Acepromazin oder Medetomidin, lässt sich die Prämedikationsdosis und auch die Menge des inhalierten Anästhetikums
möglicherweise senken. Wird durch mehrfache Gabe von Buprenorphin keine zusätzliche Analgesie erreicht, sollte ein Analgetikum aus einer anderen Substanzklasse angewendet werden (3).
Buprenovet® 0,3 mg/ml Injektionslösung wird in Packungen
mit 5 Ampullen zu je 1 ml von der Firma Bayer Vital GmbH vertrieben.
Masivet® Filmtabletten für Hunde (Masitinib)
Das Zytostatikum Masitinib wurde erstmalig in Europa als Masivet® 50 mg und 150 mg Filmtabletten für Hunde zur Behandlung
nicht resezierbarer Mastzelltumoren (Grad 2 oder 3) mit bestätigter Mutation des c-Kit-Tyrosinkinase-Rezeptors zugelassen.
Der Protein-Tyrosinkinase-Inhibitor Masitinib hemmt in vitro
die mutierte Form des c-Kit- Tyrosinkinase-Rezeptors wirksam
und selektiv. Ferner inhibiert Masitinib den Plättchenwachstumsfaktor- sowie den Fibroblastenwachstumsfaktor-Rezeptor. Hunde
verschiedener Rassen im Alter von 2–17 Jahren mit nicht resezierbaren Mastzelltumoren des Grades 2 oder 3, die einen mutierten
c-Kit-Tyrosinkinase-Rezeptor exprimierten, wurden in einer klinischen Feldstudie randomisiert entweder mit Masivet® (12,5 mg/
kg KM Masitinib) oder mit Plazebo behandelt. Bei Hunden unter
Masivet®-Behandlung ergab sich eine signifikant längere Zeit bis
zur Tumorprogression (Median: 241 Tage vs. 83 Tage).
Masitinib wird nach oraler Verabreichung von 11,2 mg/kg KM
an Hunde rasch resorbiert mit maximalen Plasmakonzentrationen
nach 2 Stunden. Der Wirkstoff wird stark an Plasmaproteine gebunden (ca. 93%). Die Eliminationshalbwertszeit (t½) beträgt bei
Hunden etwa 3–6 Stunden. Masitinib wird überwiegend durch
N-Dealkylierung metabolisiert und biliär ausgeschieden (16).
Masivet® darf nicht bei trächtigen oder laktierenden Hündinnen, bei Hunden, die jünger als 6 Monate sind oder weniger als
4 kg wiegen, bei Hunden mit Leberfunktionsstörung (AST oder
ALT > 3× obere Referenzbereichsgrenze), Nierenfunktionsstörung
(Urin/Protein-Kreatinin-Quotient > 2 oder Albumin unterhalb
des Referenzbereichs), Anämie (Hämoglobin < 10 g/dl), Neutropenie (absolute Neutrophilenzahl < 2000/μl) und bei bekannter
Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff angewendet werden (16).
Masitinib sollte nur bei Hunden mit einem nicht resezierbaren
Mastzelltumor, der den mutierten c-Kit-Tyrosinkinase-Rezeptor
exprimiert, angewendet werden (16).
Als Nebenwirkungen wurden sehr häufig leichte bis mittelschwere gastrointestinale Reaktionen wie Durchfall und Erbrechen (mittlere Dauer [∅] 21 bzw. 9 Tage) und eine leichte bis mittelschwere Alopezie (∅ 26 Tage) beobachtet. Häufig kam es unter
der Therapie zu schwerer Nierentoxizität bei Tieren, die bereits zu
Beginn der Behandlung an einer Nierenerkrankung litten, zu mittelschwerer bis schwerer Anämie (∅ 7 Tage), zum Proteinverlustsyndrom, zu leichter oder mittelschwerer Neutropenie (∅ 24 Tage)
und zum Aktivitätsanstieg der Transaminasen (∅ 29 Tage). Des
Weiteren traten häufig Lethargie (∅ 8 d), Asthenie (∅ 40 d), verminderter Appetit (∅ 45 d), Anorexie (∅ 8 d), Husten (∅ 23 d),
Lymphadenopathie (∅ 47 d), Ödeme (∅ 7 d) und Lipome
(∅ 53 d) in leichter bis mittelschwerer Form auf (16).
Da Masitinib bei wiederholtem Hautkontakt die weibliche Fertilität und die Fetalentwicklung beeinträchtigen, eine Hautsensibilisierung hervorrufen und schwere Augenschädigungen verursachen kann, ist der Haut- bzw. Augenkontakt mit zerbrochenen
Tabletten, Kot, Urin und Erbrochenen behandelter Hunde zu vermeiden. Studien zur Embryo- und Reproduktionstoxizität an Ratten ergaben Hinweise auf eine schädigende Wirkung auf die weibliche Fertilität bei einer Dosis von 100 mg/kg KM/d sowie auf
den Embryo und die fetale Entwicklung bei Dosen über 30 mg/
kg KM/d. Beim Kaninchen konnten keine Anzeichen einer schädigenden Wirkung auf den Embryo bzw. die Entwicklung der Feten
beobachtet werden (16).
Da bei In-vitro-Tests mit menschlichen Mikrosomen Masitinib Cytochrom-P450-abhängige Wechselwirkungen zeigte und für
die Zieltierart Hund entsprechende Informationen fehlen, ist bei
gleichzeitiger Anwendung von Masitinib und anderen Substanzen
Vorsicht geboten. Die gleichzeitige Verabreichung mit anderen
stark plasmaproteinbindenden Wirkstoffen, wie Furosemid, Ketoconazol oder nichtsteroidalen Antiphlogistika, kann zur kompetitiven Verdrängung eines der Wirkstoffe führen. Informationen
über mögliche Kreuzresistenzen mit anderen zytostatischen Arzneimitteln liegen nicht vor (16).
Masitinib-Überdosierungen mit dem 2-Fachen der empfohlenen Dosis (25 mg) über 39 Wochen, dem etwa 3-Fachen der empfohlenen Dosis (41,7 mg) über 13 Wochen und dem 10-Fachen der
empfohlenen Dosis (125 mg Masitinib) über 4 Wochen zeigten bei
Hunden Toxizitätsanzeichen an den Hauptzielorganen MagenDarm-Trakt, blutbildendes System, Nieren und Leber. Bei Anzeichen einer Überdosierung sollte die Therapie unterbrochen werden. Nach Abklingen der Symptome kann sie in der empfohlenen
therapeutischen Dosis fortgesetzt werden (16).
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Die empfohlene Tagesdosis von Masitinib beträgt bei Hunden
12,5 mg/kg KM (Dosierungsbereich: 11–14 mg/kg KM) und entspricht der maximal tolerierten Dosis, die aus Toxizitätsstudien
mit wiederholter Gabe an gesunden Beagle-Hunden abgeleitet
wurde. Die Tabletten müssen ganz verabreicht werden, sodass bei
Hunden mit einer Körpermasse unter 15 kg eine genaue Dosierung nicht immer möglich ist. Nur wenn der Hund die Tablette innerhalb von 10 Minuten post applicationem regurgitiert, ist die
Behandlung zu wiederholen. Der Behandlungserfolg kann nach
4–6 Wochen überprüft werden (16). Bei wesentlichen Nebenwirkungen kann eine Dosisreduktion auf 9 mg/kg KM (Dosierungsbereich: 7,5–10,5 mg/kg KM) oder 6 mg/kg KM (Dosierungsbereich: 4,5–7,5 mg/kg KM) erforderlich sein.
Masivet® ist in Form von Filmtabletten von 50 mg bzw. 150 mg
zum Eingeben für Hunde in Packungen zu jeweils 30 Tabletten bei
der Firma AB Science S.A. erhältlich.
Neue Coxibe: Mavacoxib und Robenacoxib
Mavacoxib und Robenacoxib hemmen wie alle Coxibe selektiv die
Cyclooxygenase (COX)-2-vermittelte Prostaglandinsynthese im
Entzündungsgebiet, sodass bei therapeutischen Dosen die konstitutive COX 1 nicht inhibiert wird. Dadurch ist das ulzerogene Potenzial und damit das relative Risiko gastrointestinaler Nebenwirkungen im Vergleich zu nichtselektiven COX-Hemmern geringer.
Zu beachten ist allerdings, dass die COX 2 auch als konstitutives
Enzym z. B. in Niere, ZNS oder Uterus für Organfunktionen sowie
bei der Heilung von Magen-Darm-Ulzera Bedeutung hat. Eine
COX-Hemmung kann so zur Beeinträchtigung der Nierenfunktion und verzögerter Abheilung von Magen-Darm-Ulzera führen.
Coxibe können aufgrund ihrer Lipophilie die Blut-Hirn-Schranke
überwinden und im Rückenmark die COX-2-abhängige Synthese
von Prostaglandin E2 unterdrücken. Dadurch besteht eine analgetische Wirkung auch bei chronischen neuropathischen und bei
postoperativen Schmerzen. Coxibe verschieben durch selektive
Hemmung des über COX 2 gebildeten antiaggregatorischen Prostacyclins das Gleichgewicht zugunsten des aggregationsfördernden Thromboxan A2, woraus bei langfristiger Anwendung thrombotische kardiovaskuläre Nebenwirkungen (Herzinfarkt, Schlaganfall) resultieren können. Diese führten im Jahr 2004 zur Marktrücknahme des in der Humanmedizin eingesetzten Wirkstoffs
Rofecoxib [Vioxx® (H.M.)]. Wegen der Vorfälle beim Menschen
bewertete die EMEA 2005 die Zieltiersicherheit von Coxiben und
hielt als Resultat keine weiteren Maßnahmen zur Arzneimittelsicherheit von Coxiben bei Tieren für erforderlich (28).
Mit Robenacoxib (Tablette, Injektionslösung [s.c.]) wurde für
Katzen der erste selektive COX-2-Hemmer zugelassen. Für Hunde
kamen zum bereits seit einigen Jahren verfügbaren Firocoxib
(Kautablette) (5) die zwei weiteren Coxibe Mavacoxib (Kautablette) und Robenacoxib (Tablette, Injektionslösung [s.c.]) auf den
Markt.
Onsior® Tabletten und Injektionslösung für Katzen und
Hunde (Robenacoxib)
Der hochselektive COX-2-Hemmer Robenacoxib aus der Gruppe
der nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAID) wurde erstmalig für
Hunde und Katzen unter dem Namen Onsior® zugelassen. Onsior®
gibt es als Tablette für Katzen (Behandlung akuter Schmerzen und
Entzündungen in Zusammenhang mit muskuloskelettalen Störungen) und Hunde (Behandlung von Schmerzen und Entzündungen in Zusammenhang mit der chronischen Osteoarthritis)
sowie als Injektionslösung für Katzen (Behandlung von Schmerzen und Entzündungen in Zusammenhang mit Weichteiloperationen) und Hunde (Behandlung von Schmerzen und Entzündungen
in Zusammenhang mit orthopädischen oder Weichteiloperationen).
Robenacoxib wirkt bei Katzen etwa 500-fach und bei Hunden
140-fach selektiver auf die COX 2 im Vergleich zur COX 1 (25).
Robenacoxib wird nach oraler Gabe von 2 mg/kg KM an Katzen
und 1 mg/kg KM an Hunde schnell resorbiert, sodass Spitzenspiegel im Blut von 1,15 μg/ml bei Katzen und 1,12 μg/ml bei Hunden
innerhalb von 30 Minuten erreicht werden. Nach subkutaner Injektion von 2 mg/kg KM ergeben sich maximale Blutkonzentrationen von 1,46 μg/ml (Katzen) bzw. 0,62 μg/ml (Hunde) nach
1 Stunde. Die orale Bioverfügbarkeit beträgt bei nüchternen Hunden 84%, bei Katzen 49%. Wird Robenacoxib mit dem Futter verabreicht, sinkt seine Bioverfügbarkeit. Nach subkutaner Anwendung von 1 mg/kg KM betrug die Bioverfügbarkeit bei Hunden
88%, bei Katzen 69%. Die Proteinbindung übersteigt bei beiden
Tierarten 99%. Robenacoxib wird schnell eliminiert (t1/2 0,7 Stunden beim Hund, 1,1 Stunden bei der Katze), wobei es hauptsächlich in der Leber metabolisiert und zu 65% (Hund) bzw. 70% (Katze) biliär und der Rest renal ausgeschieden wird (24).
Als Nebenwirkungen wurden häufig Inappetenz, Erbrechen
und weiche Fäzes, gelegentlich Durchfall mit Blutbeimengungen
und blutiges Erbrechen, bei Langzeitbehandlung Anorexie und
Apathie und nach subkutaner Anwendung Schmerzen an der Injektionsstelle beobachtet. Onsior® darf nicht bei Magen-DarmUlzera und Lebererkrankungen sowie bei Tieren unter 2,5 kg KM
oder jünger als 4 Monate und bei trächtigen und säugenden Tieren
angewendet werden. Vorsicht ist bei der Anwendung bei dehydrierten und herzinsuffizienten Tieren sowie Patienten mit eingeschränkter Leber- und Nierenfunktion geboten. Robenacoxib darf
wie alle Coxibe nicht gleichzeitig mit anderen nichtsteroidalen
Antiphlogistika und Glukokortikoiden sowie potenziell nephrotoxischen Arzneimittel (z. B. Aminoglykosidantibiotika) verabreicht
werden. Bei gleichzeitiger Gabe von Diuretika und ACE-Hemmern sind die Tiere zu überwachen. Hochschwangere Frauen sollen den Hautkontakt mit dem Arzneimittel meiden (erhöhtes Risiko für vorzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus beim Fetus)
(24).
Aus Untersuchungen zu hoher Überdosierung bei oraler und
subkutaner Applikation kann bei gesunden jungen Tieren eine
therapeutische Breite von > 5 abgeleitet werden (24).
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Robenacoxib wird subkutan in einer Dosierung von 2 mg/kg
KM ca. 60 Minuten vor der Operation verabreicht. Die tägliche
orale Dosis von Robenacoxib beträgt bei Katzen 1–2,4 mg/kg KM
einmal täglich über bis zu 6 Tage und bei Hunden 1–2 mg/kg KM
einmal täglich. Onsior® sollte nicht zusammen mit dem Futter verabreicht werden (24).
Onsior® 6 mg Tabletten für Katzen wird in Packungen zu
30 Stück, Onsior® 10 mg, 20 mg und 40 mg Tabletten für Hunde in
Packungen zu 28 Stück sowie als 2%ige Injektionslösung in Durchstechflaschen zu 20 ml für Katzen und Hunde von der Firma Novartis Tiergesundheit GmbH vertrieben.
Trocoxil®
Kautabletten für Hunde (Mavacoxib)
Der lang wirksame COX-2-Hemmstoff Mavacoxib aus der Gruppe
der nichtsteroidalen Antiphlogistika wurde als Trocoxil® Kautabletten für Hunde zur Behandlung von Schmerz und Entzündung
in Zusammenhang mit degenerativen Gelenkerkrankungen zugelassen, wenn eine durchgehende Behandlung über mehr als einen
Monat angezeigt ist (17).
Mavacoxib besitzt eine 21,2-fach höhere Selektivität für COX 2
als für COX 1. Damit liegt die COX-2-Selektivität von Mavacoxib
mit 0,047 unter der von Robenacoxib mit 0,005 und Firocoxib mit
0,0028 bei Hunden (5, 25). Mavacoxib wird bei Hunden nach oraler Gabe zusammen mit dem Futter nahezu vollständig resorbiert
(Bioverfügbarkeit 87%). Bei nüchternen Hunden betrug die Bioverfügbarkeit nur 46%. Der Wirkstoff wird zu 98% an Plasmaproteine gebunden und langsam mit einer mittleren Halbwertszeit
von 17 Tagen eliminiert, wobei die Ausscheidung zu >80% biliär
in vorwiegend unveränderter Form erfolgt (17).
Als Nebenwirkungen wurden gelegentlich die für NSAID typischen unerwünschten Wirkungen wie Inappetenz, Erbrechen,
Durchfall, Apathie und Veränderung von Nierenfunktionsparametern beobachtet. Mavacoxib darf nicht bei gastrointestinalen
Läsionen, eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion, Herzinsuffizienz, Vorliegen von Blutgerinnungsstörungen, Überempfindlichkeit gegenüber Sulfonamiden, bei dehydrierten, hypovolämischen oder hypotonischen Tieren, bei Tieren unter 12 Monaten
oder mit einem Körpergewicht unter 5 kg sowie bei Zuchttieren,
trächtigen und laktierenden Hündinnen angewendet werden. Des
Weiteren darf Mavacoxib wie andere NSAID nicht gleichzeitig mit
anderen nichtsteroidalen Antiphlogistika und Glukokortikoiden
angewendet werden. Eine gleichzeitige Gabe von Antikoagulanzien erfordert eine sorgfältige Überwachung der Tiere (17).
Erst nach Verabreichung des 7,5-Fachen der therapeutischen
Dosis traten bei Hunden Erbrechen und weicher/schleimiger Kot
sowie ein Anstieg klinisch-chemischer Nierenfunktionsparameter
auf. Hinweise auf gastrointestinale Ulzeration waren bei Hunden
beim 12,5-fachen der empfohlenen Dosis (25 mg/kg KM) zu verzeichnen (17). Aus diesen Daten kann eine therapeutische Breite
von Mavacoxib bei gesunden Hunden von > 2,5, für schwere Nebenwirkungen von > 7 abgeleitet werden.
Die Dosierung von Mavacoxib bei Hunden beträgt 2 mg/kg KM
und sollte zusammen mit dem Futter verabreicht werden. Die
zweite Gabe erfolgt im Abstand von 14 Tagen, weitere Gaben einmal monatlich bis zu fünfmal, womit die Behandlungsdauer maximal 6,5 Monate beträgt.
Trocoxil® Kautabletten für Hunde wird in den fünf Stärken
6 mg, 20 mg, 30 mg, 75 mg, 95 mg in Packungen zu je 2 Tabletten
von der Firma Pfizer GmbH vertrieben.
Phenoleptil® Tabletten für Hunde (Phenobarbital)
Das sowohl als Hypnotikum als auch als Antiepileptikum verwendete Phenobarbital erhielt für Hunde zur Prävention von Krämpfen
aufgrund von generalisierter Epilepsie als Phenoleptil® Tabletten
eine Zulassung. Nach § 56a Arzneimittelgesetz dürfen somit die
humanmedizinischen phenobarbitalhaltigen Tabletten Luminal®
(100 mg) und Luminaletten® (15 mg) nicht mehr für Tiere umgewidmet werden. Dies gilt nicht für stabilisierte epileptische Patienten, da eine Umstellung von anderen Phenobarbital-Darreichungsformen auf Phenoleptil® nicht zu empfehlen ist (20). In der Humanmedizin wird selbst die Substitution (= Umstellung auf ein anderes
Präparat in gleicher Darreichungsform und Wirkstärke) bei Antiepileptika überaus kritisch betrachtet, da diese zu den so genannten
Critical-Dose-Pharmaka zählen. Bei diesen Pharmaka kann ein Präparatwechsel in der erlaubten Bandbreite der Bioverfügbarkeit von
80–120% zu Veränderungen des Blutspiegels führen und so eine
langjährig bestehende Anfallsfreiheit gefährden (13). Phenobarbital
fällt unter das Betäubungsmittelgesetz, ist aber in Form der im Handel befindlichen Präparate eine ausgenommene Zubereitung und
kann als solche normal bezogen und verschrieben werden (15).
Nach oraler Verabreichung von Phenoleptil® an Hunde wird
Phenobarbital rasch resorbiert (maximale Plasmakonzentrationen binnen 4–8 Stunden). Die Bioverfügbarkeit liegt zwischen 86
und 96%, das mittlere Verteilungsvolumen beträgt 0,75 l/kg und
eine Steady-State-Serumkonzentration wird 2–3 Wochen nach
Therapiebeginn erreicht. Phenobarbital ist zu etwa 45% an Plasmaproteine gebunden. Rund 25% des Arzneimittels werden unverändert renal ausgeschieden. Die Eliminationshalbwertszeit variiert interindividuell stark und beträgt ca. 40–90 Stunden (21).
Als Nebenwirkungen werden bei Hunden zu Beginn der Therapie Ataxie, Schläfrigkeit, Schlaffheit, Schwindel sowie Polyurie,
Polydipsie und Polyphagie beobachtet. Gegen die sedativen Wirkungen entwickelt sich relativ schnell eine Toleranz. Manchmal
zeigte sich insbesondere unmittelbar nach Therapiebeginn eine
paradoxe Übererregbarkeit. Hohe Plasmakonzentrationen können mit Hepatotoxizität einhergehen (20), sind jedoch seltener als
bei Primidon (15). Des Weiteren kann Phenobarbital schädliche
Wirkungen auf die Stammzellen des Knochenmarks ausüben,
woraus immunotoxische Panzytopenie und/oder Neutropenie
resultieren, die jedoch reversibel sind. Phenobarbital darf nicht
bei Tieren mit schwerer Leberfunktionsstörung, schweren Nierenoder Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bei Hunden mit weniger
als 5 kg KM angewendet werden (20).
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Phenobarbital verstärkt die Wirkung anderer zentral dämpfender Pharmaka (15). Aufgrund einer erheblichen Plasmaproteininduktion kann es zu Arzneimittelinteraktionen führen. Außerdem
sind die Plasmakonzentrationen von Cyclosporin, Schilddrüsenhormonen und Theophyllin unter Phenobarbital vermindert, was
die Wirksamkeit dieser Substanzen beeinträchtigt. Eine Schilddrüsenhormon-Ersatztherapie sollte allerdings erst bei Auftreten klinischer Symptome begonnen werden. Da Cimetidin und Ketoconazol Leberenzyme inhibieren, kann bei gleichzeitiger Anwendung
mit Phenobarbital die Phenobarbital-Serumkonzentration erhöht
sein. Die gleichzeitige Anwendung mit Kaliumbromid erhöht das
Risiko für eine Pankreatitis. Zentral antidepressiv wirkende Arzneimittel, wie narkotische Analgetika, Morphinderivate, Phenothiazin, Antihistaminika, Clomipramin und Chloramphenicol,
können die Wirkung von Phenobarbital vermindern. Außerdem
kann Phenobarbital die Wirkung von Antiepileptika, Chloramphenicol, Kortikosteroiden, Doxycyclin, Beta-Blockern und Metronidazol durch beschleunigte Metabolisierung beeinträchtigen.
Die Krampfschwelle herabsetzende Arzneimittel wie Chinolone,
hochdosierte Beta-Laktam-Antibiotika, Theophyllin, Aminophyllin, Cyclosporin und Propofol dürfen nur im Bedarfsfall, wenn keine sicherere Alternative verfügbar ist, angewendet werden (20).
Bei trächtigen Hündinnen ist zu beachten, dass Phenobarbital die
Plazentaschranke überwindet, wodurch es in höherer Dosierung zu
Entzugssymptomen bei Neugeborenen kommen kann. Bei Labortieren beeinflusste Phenobarbital das pränatale Wachstum und die
neonatale Blutungsneigung. Vitamin-K-Gaben an das Muttertier
über 10 Tage vor der Geburt können diese Effekte auf den Fetus abmildern. Studien zur Embryo- und Fetotoxizität bei der Zieltierart
liegen nicht vor. Der Nutzen einer Behandlung übersteigt unter Umständen die mit epileptischen Anfällen verbundenen möglichen Risiken für den Fetus durch Hypoxie und Azidose. Deshalb wird die
Beendigung der antiepileptischen Behandlung im Fall einer Trächtigkeit nicht empfohlen, doch sollte die kleinstmögliche Dosis zum
Einsatz kommen. Da Phenobarbital in geringen Mengen in die Muttermilch übergeht, müssen die Saugwelpen sorgfältig auf unerwünschte sedierende Wirkungen überwacht werden und sollten gegebenenfalls künstlich aufgezogen werden (20).
Nach Phenobarbitalüberdosierung kommt es zu Depression
des zentralen Nervensystems, Atemdepression, kardiovaskulären
Problemen, Hypotonie und Schock, die zu Nierenversagen und
zum Tod führen. Das Arzneimittel ist aus dem Magen zu entfernen
und die Atmung zu unterstützen. Das Atemzentrum lässt sich
möglicherweise mithilfe von ZNS-Stimulanzien (z. B. Doxapram)
stimulieren und es sollte Sauerstoff gegeben werden (20).
Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 2,5 mg/kg KM zweimal
täglich, wobei die Tabletten jeden Tag zur selben Zeit verabreicht
werden müssen. Die Dosisanpassung erfolgt auf Grundlage der
klinischen Wirksamkeit, des Blutspiegels und des Auftretens unerwünschter Nebenwirkungen. Die ideale Serumkonzentration beträgt 15–40 μg/ml. Allerdings soll die Serumkonzentration erst
nach Erreichen des Fließgleichgewichts (steady state) bestimmt
werden, was 2–3 Wochen nach Therapiebeginn der Fall ist. Die
endgültigen Dosen schwanken bei Hunden aufgrund interindividueller Unterschiede bezüglich Exkretion und Empfindlichkeit erheblich von 1–15 mg/kg KM zweimal täglich (20).
Phenoleptil® wird in Tabletten mit einer Wirkstärke von
12,5 mg und 50 mg in Packungen zu 100 Stück von der Firma CPPharma vertrieben.
Wirkstoffe, die für eine weitere Tierart
zugelassen wurden
Advocate® Lösung zum Auftropfen für kleine Katzen
und Frettchen (Imidacloprid + Moxidectin)
Das Endektozid Moxidectin aus der Gruppe der Milbemycine
wurde in Kombination mit dem Ektoparasitizid Imidacloprid neben Hunden und Katzen (5) jetzt auch für Frettchen als Advocate®
Lösung zum Auftropfen für kleine Katzen und Frettchen zugelassen. Beanspruchte Anwendungsgebiete bei Frettchen sind die Behandlung und Vorbeugung des Flohbefalls (Ctenocephalides felis)
und zur Vorbeugung von Herzwurmerkrankung (L3- und L4-Larven von Dirofilaria immitis) bei Tieren mit bestehender parasitärer
Mischinfektion oder bei Vorliegen eines entsprechenden Gefährdungspotenzials. Damit stehen für Frettchen die ersten beiden antiparasitischen Wirkstoffe zu Verfügung.
Moxidectin wird im Gegensatz zu Imidacloprid, das sich über
die Haut des Tieres verteilt, transdermal resorbiert. Daten zur
Pharmakokinetik von Moxidectin und Imidacloprid liegen für das
Frettchen nicht vor.
Die Behandlung mit Advocate® von kranken und geschwächten
Tieren bzw. von Frettchen unter 0,8 kg KM sollte nur nach entsprechender Nutzen-Risiko-Analyse erfolgen. Da die Wirksamkeit des
Tierarzneimittels bei Frettchen über 2 kg Körpergewicht nicht geprüft wurde, kann bei diesen Tieren die Wirkungsdauer verkürzt
sein. Vorübergehende neurologische Erscheinungen sowie Speicheln können auftreten, wenn das Tier nach der Behandlung an
der Applikationsstelle leckt. Vor Beginn der Herzwurmprophylaxe
wird empfohlen, den Infektionsstatus bei Frettchen, die älter als
6 Monate sind, mit Herzwürmern abzuklären, auch wenn die diagnostischen Möglichkeiten für den Nachweis einer Herzwurminfektion begrenzt sind. Obwohl bei Studien zur Embryo- und Reproduktionstoxizität an Labortieren (Ratten, Kaninchen) keine teratogenen, fetotoxischen oder maternotoxischen Effekte durch
Moxidectin und Imidacloprid nachweisbar waren, sollte die Anwendung von Advocate® während Trächtigkeit und Laktation nur
mit Vorsicht erfolgen, da keine Studien an der Zielspezies vorliegen. Während der Behandlung mit Advocate® sollten keine
anderen makrozyklischen Laktone verabreicht werden. Frettchen
vertrugen Überdosierungen bis zum 5-Fachen der empfohlenen
Dosis bei 4-maliger Anwendung im Abstand von 2 Wochen ohne
Nebenwirkungen oder unerwünschte klinische Wirkungen (18).
Die Mindestdosierung für Frettchen beträgt für Imidacloprid
20 mg/kg KM und für Moxidectin 2,0 mg/kg KM. Zur Behandlung
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und Vorbeugung von Flohbefall wird Advocate® mindestens alle
3 Wochen und zur Herzwurmprophylaxe in regelmäßigen monatlichen Abständen während der Jahreszeit, in der mit Stechmücken
zu rechnen ist, angewendet. Advocate® wird auch beim Frettchen
im oberen Nackenbereich nahe der Schädelbasis nach Scheiteln
des Fells direkt auf die Haut aufgetragen (18).
Advocate® wird als Lösung zum Auftropfen in einer Stärke für
kleine Katzen und Frettchen in Packungen mit einem Blister zu je
3 Einzeldosispipetten von der Firma Bayer Animal Health GmbH
vertrieben.
Cephacare® Flavour Tabletten für Katzen
und Hunde (Cefalexin)
Das oral anwendbare Cephalosporin Cefalexin, ein Cephalosprin
der 1. Generation, das seit einiger Zeit für Hunde und Rinder verfügbar ist, wurde für Katzen zur Behandlung von bakteriellen Infektionen der Atemwege, der Harn- und Geschlechtsorgane, der
Haut und lokalisierten Infektionen des Weichteilgewebes durch
cefalexinempfindliche Erreger als Cephacare® Flavour 50 mg Tabletten zugelassen. Damit steht neben Cefavecin, einem Cephalosporin der 3. Generation, für Katzen jetzt ein weiteres Cephalosporin zur Verfügung (6).
Cefalexin wird bei Katzen nach oraler Verabreichung rasch und
beinahe vollständig resorbiert (maximale Plasmakonzentrationen
von 14,4 μg/ml innerhalb von ca. 2 Stunden) und wie bei Hunden
in hohen Konzentrationen renal ausgeschieden. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt 2,5–3 Stunden (4).
Als Nebenwirkung wurden bei Katzen vorübergehend Stuhlerweichung und Erbrechen beobachtet. Cefalexin darf nicht bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Cephalosporinen oder
Penicillinen und bei kleinen Pflanzenfressern wie Meerschweinchen oder Kaninchen angewendet werden. Es sollte nur bei bekannter Empfindlichkeit zur Anwendung kommen. Treten nach
Exposition Hautausschlag, Schwellung des Gesichts oder der Lippen sowie Atemschwierigkeiten beim Anwender auf, ist sofort ein
Arzt zu konsultieren. Da keine Studien zur Embryo- und Reproduktionstoxizität an den Zielspezies vorliegen, sollte Cefalexin
nicht während Trächtigkeit und Laktation angewendet werden.
Die Verabreichung des Vielfachen der empfohlenen Cefalexindosis
führte zu keinen schwerwiegenden Nebenwirkungen (4).
Die empfohlene Dosierung von Cefalexin für Katzen beträgt
15 mg/kg KM zweimal täglich für 5 Tage.
Cephacare® Flavour wird als teilbare Tablette mit 50 mg in Packungen zu 100 Stück für Katzen und Hunde von der Firma aniMedica GmbH vertrieben.
Otimectin vet. Ohrengel für Katzen (Ivermectin)
Das makrozyklische Lakton Ivermectin aus der Gruppe der Avermectine wurde für Katzen als Ohrengel Otimectin vet. zur Behandlung des Ohrmilbenbefalls (Otodectes cynotis) zugelassen. Damit
steht für Katzen neben Benzylbenzoat ein weiterer antiparasitärer
Wirkstoff zur lokalen Behandlung des Ohrmilbenbefalls zur Verfügung. Für die systemische Behandlung sind Moxidectin und Selamectin als Spot-on-Formulierung für Katzen zugelassen.
Ivermectin wird nach lokaler Anwendung am Ohr von Katzen
systemisch resorbiert und langsam ausgeschieden, sodass mittlere
Blutplasmakonzentrationen von ca. 20 ng/ml 6,5 Tage nach der
dritten Behandlung erreicht wurden (11).
Otimectin vet. darf nicht bei Perforation des Trommelfells bzw.
nicht vollständig einsehbarem Trommelfell, bei verlegtem äußerem
Gehörgang infolge einer chronischen Entzündung, bei Katzen mit
systemischen Erkrankungen und Tieren, die jünger als 8 Wochen
sind, angewendet werden. Im Fall einer versehentlichen Applikation
bei Jungkatzen oder Katzen mit perforiertem Trommelfell oder verlegtem äußerem Gehörgang können infolge ZNS-Dämpfung Apathie, Anorexie, Mydriasis, Ataxie, Tremor und vermehrter Speichelfluss auftreten. Die gleichzeitige Verabreichung von Arzneimitteln,
die mit P-Glykoproteinen in Wechselwirkung treten (z. B. Selamectin und Piperazin) ist zu vermeiden. Weitere im selben Haushalt
lebende und empfängliche Kontakttiere wie Hunde und Frettchen
sind ebenfalls mit einem geeigneten Tierarzneimittel zu behandeln.
Da keine Studien zur Embryo- und Reproduktionstoxizität an den
Zielspezies vorliegen, sollte Ivermectin nicht während Trächtigkeit
und Laktation angewendet werden. Nach Verabreichung des Fünffachen der empfohlenen Dosis zweimal im Abstand von 7 Tagen
wurden keine Anzeichen einer Überdosierung beobachtet.
Otimectin vet. wird lokal im äußeren Gehörgang von Katzen
dreimal im Abstand von 7 Tagen angewendet. Dazu wird der vorher gegebenenfalls ausgespülte und gereinigte äußere Gehörgang
mit dem Ohrengel gefüllt, was ca. 1 g Gel und 1 mg Ivermectin pro
Ohr entspricht. Zur gleichmäßigen Verteilung wird anschließend
die Ohrmuschel von außen vorsichtig massiert. Es sind stets beide
Ohren zu behandeln (11).
Otimectin vet. 1 mg/g Ohrengel für Katzen wird in Packungen
mit einer 10-g-Tube von der Firma aniMedica vertrieben.
Profender® Tabletten für Hunde (Emodepsid
in Kombination mit Praziquantel)
Das gegen Askariden und Hakenwürmer wirksame Anthelminthikum Emodepsid aus der Gruppe der Depsipeptide wurde für Hunde zugelassen. Analog zum bereits verfügbaren Katzenpräparat
Profender® Lösung (ein Spot-on-Produkt) ist es in den Profender®
Tabletten mit dem Zestozidum Praziquantel kombiniert zur Therapie und Prophylaxe parasitärer Mischinfektion verursacht durch
Nematoden wie Toxocara canis, Toxascaris leonina, Ancylostoma
caninum, Uncinaria stenocephala, Trichuris vulpis und Zestoden
wie Dipylidium caninum, Taenia spp., Echinococcus multilocularis
und Echinococcus granulosus.
Nach oraler Verabreichung von 1,5 mg Emodepsid/kg KM und
7,5 mg Praziquantel/kg KM wurden nach 2 Stunden maximale
Plasmakonzentrationen erreicht. Die durchschnittliche Plasmakonzentration betrug 47 μg Emodepsid/l und 593 μg Praziquantel/l, die Halbwertzeit für beide Substanzen 1,4–1,7 Stunden (8).
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Profender® darf nicht bei Hundewelpen angewendet werden,
die jünger als 12 Wochen oder leichter als 1 kg sind. Die gleichzeitige Verabreichung von Arzneimitteln, die mit P-Glykoproteinen
in Wechselwirkung treten (z. B. makrozyklische Laktone, Erythromycin, Prednisolon und Cyclosporin) ist zu vermeiden. Versuche
an Ratten und Kaninchen ließen vermuten, dass Emodepsid die
embryofetale Entwicklung beeinträchtigt. Da die Unbedenklichkeit von Profender® bei der Zieltierart nicht untersucht wurde,
kann die Anwendung bei trächtigen und laktierenden Hündinnen
nicht empfohlen werden. Bis zu 5-fache Überdosierung führte gelegentlich zu kurzzeitigem Muskelzittern, Koordinationsstörungen und Trägheit. Bei MDR1-defekten (–/–) Hunden (z. B. Collies)
ist die therapeutische Breite reduziert. Bereits nach Gabe der doppelten empfohlenen Dosis traten gelegentlich kurzzeitiges, leichtes
Zittern und/oder Ataxie auf. Eine Fütterung kurz vor oder kurz
nach der Tablettengabe kann die Häufigkeit und Intensität solcher Überdosierungssymptome verstärken und gelegentlich zu
Erbrechen führen. Daher wird empfohlen, Profender® an nüchterne Hunde zu verabreichen und diese frühestens 4 Stunden nach
der Behandlung zu füttern (8). Die Mindestdosierung beträgt bei
Hunden 1 mg Emodepsid/kg KM und 5 mg Praziquantel/kg KM.
Profender® wird in drei Stärken für kleine, mittelgroße und große Hunde in Packungen zu 2, 24 bzw. 102 aromatisierten Tabletten
von der Firma Bayer Vital GmbH vertrieben.
ACE-Hemmer für Katzen
Im Jahr 2009 kamen die ersten zwei ACE-Hemmer für Katzen auf
den Markt. Beide Wirkstoffe gehören zur zweiten Generation der
ACE-Hemmer, die nur als Acetatester ausreichend oral bioverfügbar sind. Diese Ester stellen unwirksame Prodrugs dar, aus denen
erst in der Leber durch Esterasen der wirksame Bestandteil freigesetzt wird (14).
Benazecare® flavour 5 mg, Filmtabletten für Hunde und
Katzen (Benazepril)
Der seit einigen Jahren für Hunde verfügbare ACE-Hemmer Benazepril erhielt eine Zulassung für Katzen zur Behandlung der chronischen Niereninsuffizienz.
Nach oraler Verabreichung wird Benazepril (0,5 mg/kg KM)
von Katzen schnell resorbiert und zu Benazeprilat metabolisiert
(maximale Benzaprilat-Plasmakonzentration von 119,9 ng/ml
nach 1,9 Stunden). Benazepril ist systemisch nur unvollständig
verfügbar, da es bei Katzen (< 30%) ebenso wie bei Hunden (38%)
nur mäßig resorbiert wird und einem First-pass-Effekt unterliegt.
Benazepril und sein pharmakologisch wirksamer Metabolit Benazeprilat werden in hohem Maße an Plasmaproteine gebunden.
Benazeprilat wird bei Katzen zu 85% biliär und zu 15% renal ausgeschieden (2).
Benazepril darf nicht bei Katzen unter 2,5 kg KM angewendet
werden, da die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit für diese Tiere
ist nicht belegt ist. Kontraindiziert ist die Anwendung zudem bei
tragenden oder säugenden Katzen, da bei Ratten unter nichtmaternotoxischen Dosen embryotoxische Wirkungen in Form von
Harnwegsanomalien beobachtet wurden und sich beim Menschen
Hinweise auf teratogene Wirkungen ergaben (2).
Als Nebenwirkung wurde bei Katzen mit chronischer Niereninsuffizienz zu Beginn der Behandlung ein Anstieg der Kreatininkonzentration im Plasma beobachtet, der mit der blutdrucksenkenden Wirkung des Arzneimittels zusammenhängt und keinen
zwingenden Grund für einen Therapieabbruch darstellt. Die Kreatininwerte im Plasma und die Erythrozytenzahl sollten bei chronisch niereninsuffizienten Tieren überwacht werden. Bei Katzen
kann Benazepril zu einer erhöhten Futteraufnahme mit Körpergewichtszunahme führen. In seltenen Fällen kam es bei Katzen zu
Erbrechen, Anorexie, Dehydratation und Lethargie (2). Benazepril
verstärkt wie alle ACE-Hemmer die Hyperkaliämie durch kaliumsparende Diuretika (Amilord, Triamteren, Spironolacton) und
den Blutdruckabfall bei gleichzeitiger Gabe anderer Vasodilatatoren und Diuretika (Dosisanpassung erforderlich) (14). Die gleichzeitige Verabreichung nichtsteroidaler Antiphlogistika kann durch
weitere Einschränkung der Nierendurchblutung ein akutes Nierenversagen zur Folge haben (14).
Die tägliche Gabe einer bis zu 10-fachen Überdosierung über
ein Jahr an gesunde Katzen verlief symptomlos, doch führten hohe
Dosen bei gesunden Katzen zu einer Abnahme der Erythrozytenzahl (2).
Die empfohlene orale Dosierung bei Katzen beträgt 0,5 mg/
kg KM einmal täglich (2).
Benazecare® flavour wird als Filmtablette mit 5 mg Benazepril
für Katzen und Hunde in Packungen zu 28 Tabletten von der Firma
Wdt eG vertrieben.
Vasotop® P Tabletten für Hunde und Katzen (Ramipril)
Der seit langem für Hunde verfügbare ACE-Hemmer Ramipril
wurde für Katzen zur Senkung eines erhöhten systolischen Blutdrucks (zwischen 160 und 230 mmHg) und Kontrolle damit einhergehender klinischer Symptome zugelassen.
Bei Katzen wird Ramipril nach oraler Verabreichung von
0,125 mg/kg KM im Gastrointestinaltrakt schnell resorbiert und in
der Leber zum aktiven Metaboliten Ramiprilat hydrolisiert (maximale Ramiprilat-Plasmakonzentration [Cmax] von 4,7 ng/ml nach
1–2 Stunden). Nach täglich einmaliger Gabe über 9 Tage betrug die
Cmax 12,9 ng/ml (24). Ramipril wird von Katzen hauptsächlich mit
den Fäzes (85–89%) und zu einem geringen Anteil (9–12%) mit
dem Urin ausgeschieden (23).
Ramipril darf nicht bei Katzen mit dekompensierter Niereninsuffizienz und bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff angewendet werden. Die Anwendung von Vasotop® P bei Katzen unter 2,5 kg KM oder mit einem systolischen Blutdruck über
230 mmHg sollte unter Vorbehalt erfolgen, da die Verträglichkeit
und Wirksamkeit des Tierarzneimittels für diese Tiere nicht untersucht wurde. Bei Katzen mit eingeschränkter Nierenfunktion
sollten während der Behandlung die Harnstoff- und Kreatinin-
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werte regelmäßig überwacht werden. Wechselwirkungen zwischen
Ramipril und anderen Wirkstoffen sind die für die Substanzklasse
typischen (siehe Benazepril). Von gesunden jungen Katzen wurden
Überdosierungen des Fünffachen der empfohlenen Initialdosis
(0,625 mg/kg KM) gut vertragen. Die Wirksamkeit von Ramipril
kann bei Katzen vom Ausmaß des Bluthochdrucks beeinflusst werden. So ergaben sich bei mit Vasotop® P behandelten Katzen in Stadium III bessere Ergebnisse als bei Katzen in Stadium IV. Eine Therapieresistenz kann bei Katzen nicht ausgeschlossen werden. Da
unter ACE-Hemmern bei Labortieren embryo- und fetotoxische
Effekte auftraten und entsprechende Studien bei Katzen fehlen, ist
die Behandlung trächtiger und säugender Tiere mit Ramipril nicht
zu empfehlen (23).
Ramipril wird bei Katzen einmal täglich in einer Dosis von
0,125 mg/kg KM oral verabreicht. Dosiserhöhungen bei klinischer
Notwendigkeit sind nach 2 Wochen auf bis zu 0,25 mg/kg KM
möglich (23).
Vasotop® P wird für Katzen in den drei Wirkstärken 0,625 mg,
1,25 mg, 2,5 mg in Packungen zu 28 bzw. 84 Tabletten von der Firma Intervet Deutschland GmbH vertrieben.
Weitere interessante Neuzulassungen
Neue Darreichungsform
Das Fluorchinolon Enrofloxacin, das bislang als Tablette mit
15 mg, 50 mg und 150 mg Wirkstoff zur Verfügung stand, erhielt
jetzt auch als Tablette mit 250 mg Wirkstoff eine Zulassung (Baytril® flavour 250 mg Tablette für große Hunde, vertrieben von der
Firma Bayer Vital GmbH). Enrofloxacin ist zur Therapie von In-
fektionskrankheiten bei Hunden zugelassen, die durch folgende Enrofloxacin-empfindliche Bakterien hervorgerufen werden:
E. coli, Salmonella spp., Pasteurella spp., Haemophilus spp. und Staphylokokken.
Das Thyreostatikum Thiamazol stand bislang nur als nicht teilbare überzogene 5 mg-Tablette zur Stabilisierung der felinen Hyperthyreose vor der chirurgischen Schilddrüsenentfernung und
zur Langzeitbehandlung der felinen Hyperthyreose zur Verfügung
(5). Ab sofort ist Felimazole® auch in der neuen Tablettenstärke
2,5 mg bei der Firma Selectavet erhältlich.
Humanmedizinische Präparate
Antiepileptika
Bei 20–40% aller epileptischen Hunde lässt sich mit den verfügbaren Antiepileptika, selbst in hohen Dosen, keine ausreichende
Anfallsfreiheit erzielen. Deshalb sollen neue Präparate vorgestellt
werden, wenngleich bei den meisten pharmakoresistenten Epileptikern ein Wechsel auf ein anderes Antiepileptikum oder eine
Kombination verschiedener Antiepileptika unwirksam ist und sich
zahlreiche humanmedizinische Antiepileptika bei Hunden und
Katzen für eine Dauertherapie pharmakokinetisch als ungeeignet
erwiesen haben (15). Derzeit ist für Tiere (Hunde) Phenobarbital
als einziges Antiepileptikum zugelassen, sodass bei dessen Unwirksamkeit ein humanmedizinisches Arzeimittel umgewidmet werden muss. Im Jahr 2009 wurde das Antiepileptikum Eslicarbazepinacetat (Zebinix® 400 mg Tabletten) für erwachsene Menschen
zur Zusatzbehandlung fokaler epileptischer Anfälle mit oder ohne
sekundäre Generalisierung zugelassen.
Tab. 2 Übersicht über für die Kleintiermedizin interessante, neu zugelassene humanmedizinische Arzneimittel
Table 2 Overview on new drugs on the market for use in humans which might be interesting for use in small animal medicine
Wirkstoffgruppe/
Wirkstoff
Präparat
Darreichungsform und Art der Anwendung
Vertreiber
Zebinix®
Tablette zum Einnehmen
Eisai Deutschland
Nplate®
Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung zur subkutanen Injektion
Amgen
Efient™
Filmtablette zum Einnehmen
Lilly Deutschland
Samsca™
Tabletten zum Einnehmen
Otsuka Pharma
Antiepileptika
Eslicarbazepinacetat
Antihämorrhagika
Romiplostim
Antikoagulantia
Prasugrel
Vasopressin-Antagonisten
Tolvaptan
Zytostatika, andere antineoplasmatisches Mittel und Protektiva
Azacitidin
Vidaza®
Pulver zur Herstellung einer Injektionssuspension
Celgene
Plerixafor
Mozobil®
Injektionslösung
Genzyme
Vinflunin
Javlor®
Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Pierre Fabre Pharma
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I. U. Emmerich: Neue Arzneimittel für Kleintiere 2009
Das Dibenzazepin Eslicarbazepin bindet an spannungsabhängige
Natriumkanäle wodurch diese in ihrem inaktivierten Zustand stabilisiert und so wiederholte neuronale Entladungen verhindern werden.
Nach oraler Aufnahme werden beim Menschen maximale Plasmakonzentration nach 2–3 Stunden und eine Steady-State-Plasmakonzentration nach 4–5 Tagen bei einmal täglicher Dosierung
erreicht. Die therapeutische Anfangsdosis beträgt beim Menschen
400 mg. Sie sollte innerhalb von 1–2 Wochen auf 800 mg, maximal
bis auf 1200 mg erhöht werden. Eslicarbazepinacetat darf nicht bei
Patienten mit atrioventrikulärem Block zweiten oder dritten Grades angewendet werden, auch wird die Einnahme für Patienten mit
schweren Nieren- oder Lebererkrankungen nicht empfohlen.
In Studien verringerte zusätzlich zur antiepileptischen Basistherapie verabreichtes Eslicarbazepinacetat die Anfallanzahl von
13 Anfällen pro Monat auf 9,8 Anfälle bei 800 mg bzw. 9 Anfälle bei
1200 mg Eslicarbazepinacetat (Placebo 11,7 Anfälle). Eslicarbazepinacetat verursachte bei fast der Hälfte der Patienten vorwiegend
in den ersten Behandlungswochen Nebenwirkungen, am häufigsten Schwindel und Schläfrigkeit (9, 10).
Antihämorrhagika
Das Fc-Peptid-Fusionsprotein Romiplostim (Nplate® 250/500 Mikrogramm Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung) ist ein
neues Orphan Drug zur Behandlung der Immunthrombozytopenie (ITP) bei Erwachsenen, die zuvor bereits Glukokortikoide
oder Immunglobuline erhalten haben und denen die Milz entfernt
wurde, wenn sie auf diese Therapien nicht ansprachen.
Romiplostim bindet wie Thrombopoetin an den Thrombopoetin-Rezeptor, wodurch intrazelluläre Transkriptionsprozesse zur
Steigerung der Thrombozytenproduktion aktiviert werden, und
richtet sich nicht wie Glukokortikoide oder Immunglobuline vor
allem gegen den Abbau der Blutplättchen.
Nach subkutaner Applikation von 3–15 μg/kg KM werden beim
Menschen maximale Serumkonzentrationen nach ca. 14 Stunden
erreicht. Die empfohlene wöchentliche Anfangsdosis beträgt 1 μg/
kg KM und sollte in Schritten von 1 μg/kg KM bis maximal 10 μg/
kg KM erhöht werden, bis mindestens eine Thrombozytenzahl von
50 × 109/l erreicht ist.
In Studien sprachen 38% der splenektomierten Patienten (Plazebo 0%) und 61% der nicht splenektomierten Patienten (Plazebo
5%), die an chronischer ITP litten, langfristig auf die Romiplostimbehandlung an. Als Nebenwirkungen wurden sehr häufig
Kopfschmerzen und häufig gastrointestinale Beschwerden wie
Übelkeit und Erbrechen, Knochen- und Muskelschmerzen, Reaktionen an der Injektionsstelle, Juckreiz sowie Knochenmarkstörungen beobachtet (10, 25).
Antikoagulantia
Der Thrombozytenaggregationshemmer Prasugrel (Efient™ 5 mg
Filmtablette) ist wie Clopidogrel in Kombination mit Acetylsalicylsäure (ASS) zur Vorbeugung atherothrombotischer Ereignisse bei
erwachsenen Menschen mit einem akuten Koronarsyndrom zugelassen, die sich einer perkutanen Koronarintervention unterziehen.
Prasugrel hemmt die Thrombozytenaktivierung und -aggregation durch irreversible Bindung seines aktiven Metaboliten an einen ADP-Rezeptor der Klasse P2Y12 auf der Thrombozytenoberfläche. Wie Clopidogrel ist es ein Prodrug. Die Muttersubstanz
lässt sich nach peroraler Applikation im Plasma nicht nachweisen,
da im Darm schnell eine Umwandlung in den aktiven Metaboliten
erfolgt. Dessen maximale Plasmakonzentration wird bei Hunden
nach weniger als 1 Stunde erreicht (26). Prasugrel konnte in Kombination mit ASS kardiovaskuläre Todesfälle, Herzinfarkte und
Schlaganfälle besser verhindern als Clopidogrel (9,4% vs. 11,5%),
erhöhte allerdings gleichzeitig die Gefahr für tödliche Blutungskomplikationen (2,2% vs. 1,7%).
Beim Menschen beträgt die empfohlene Anfangdosis 60 mg
(Aufsättigungsdosis), die Erhaltungsdosis 10 mg plus 75–325 mg
ASS einmal täglich über 1 Jahr. Bei Hunden konnte nach oraler
Verabreichung von 0,03–0,3 mg/kg KM einmal täglich über 14 Tage eine wirksame, dosisabhängige und kumulative Hemmung der
ADP-induzierten Thrombozytenaggregation beobachtet werden,
die nach 3–5 Tagen ein Plateau erreichte (19).
Häufigste beobachtete Nebenwirkungen beim Menschen waren Anämie, Hämatom, Nasenbluten, gastrointestinale Blutungen,
Ausschlag, Hämaturie sowie Blutungen und Blutergüsse an Injektionsstellen (10, 22).
Vasopressin-Antagonisten
Der erste orale selektive V2-Vasopressin-Rezeptor-Antagonist Tolvaptan (Samsca™ 15 mg, 30 mg Tabletten) wurde beim Menschen
zur Behandlung einer Hyponatriämie beim Syndrom der inadäquaten Sekretion des antidiuretischen Hormons zugelassen.
Tolvaptan, der selektiv und effektiv die durch Vasopressin (antidiuretisches Hormon, ADH) gesteuerte Rückresorption von freiem Wasser über Aquaporine aus dem Sammelrohr der Niere
hemmt, besitzt im Vergleich zu Vasopressin eine 1,8-fach größere
Affinität zum V2-Rezeptor. Die Hemmung des Rezeptors bewirkt
eine gesteigerte Wasserdiurese ohne Beeinflussung der Eletrolytausscheidung, wodurch sich Vasopressin-Rezeptorantagonisten
grundlegend von den konventionellen Diuretika unterscheiden.
Bei Patienten mit uneingeschränkter Flüssigkeitsaufnahme
stieg unter Tolvaptan der Natriumspiegel im Vergleich zu Plazebo
von durchschnittlich 128,5 mmol/l auf 133,9 mmol/l am 4. Tag
und 135,7 mmol/l am 30. Tag hoch signifikant an (Plazebo 128,7;
129,7; 131,0 mmol/l).
Tolvaptan wird nach oraler Einnahme schnell resorbiert (Cmax
nach ca. 2 h). Die absolute Bioverfügbarkeit beträgt beim Menschen ca. 56%, die Eliminationshalbwertszeit ungefähr 8 Stunden.
Tolvaptan wird nach umfangreicher Metabolisierung in der Leber
zu weniger als 1% unverändert renal eliminiert.
Die empfohlene Anfangsdosis beträgt beim Menschen 15 mg/
Tag und kann auf bis zu 60 mg/Tag gesteigert werden, um den gewünschten Natriumspiegel im Serum zu erreichen. Aufgrund von
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Arzneimittelinteraktionen ist bei gleichzeitiger Anwendung von
CYP3A4-Hemmern wie Ketoconazol, Makrolidantibiotika und
Diltiazem und CYP3A4-Induktoren wie Rifampicin und Barbituraten Vorsicht geboten (→ Steigerung bzw. Verringerung der Tolvaptan-Plasmakonzentration). Tolvaptan sollte nicht bei Anurie,
Volumenmangel, hypovolämischer Hyponatriämie, Hypernatriämie und Patienten ohne Durstgefühl angewendet werden. Häufigste Nebenwirkungen waren beim Menschen Mundtrockenheit,
Durst und Übelkeit (10, 28).
Zytostatika, andere antineoplasmatisches Mittel
und Protektiva
Das Pyrimidin-Analogon Azacitidin (Vidaza® 25 mg/ml Pulver zur
Herstellung einer Injektionssuspension) wurde beim Menschen als
Orphan Drug zur Therapie myelodysplastischer Syndrome (MDS)
und bestimmter Leukämieformen zugelassen, wenn die Patienten
keine Knochenmarktransplantation bekommen können.
Azacitidin, genauer 5-Azacytidin, wird als Antimetabolit in die
Erbsubstanz eingebaut und hemmt so die DNA-, RNA- und damit
auch die Proteinsynthese. Somit sind nichtproliferierende Zellen
relativ unempfindlich gegenüber Azacitidin. Der Einbau von
5-Azacytidin in die DNA bewirkt eine Inaktivierung von DNAMethyltransferasen und infolge eine Hypomethylierung der Erbsubstanz. Die DNA-Hypomethylierung irrtümlich methylierter
Gene, die an der normalen Regulation des Zellzyklus, der Zelldifferenzierung und den Apoptose-Pathways beteiligt sind, könnte in
Krebszellen zur Reexpression der Gene und zur Wiederherstellung
krebsunterdrückender Funktionen führen.
In einer klinischen Studie überlebten Patienten mit myelodysplastischem Syndrom, chronischer myelomonozytärer Leukämie oder
akuter myeloischer Leukämie unter Azacitidin-Therapie im Durchschnitt 24,5 Monate, Patienten mit herkömmlicher Therapie 15 Monate. Die Zwei-Jahres-Überlebensraten betrugen 50,8% vs. 26%.
Azacitidin wird beim Menschen in mindestens sechs Wochenzyklen mit jeweils 3-wöchiger Pause in einer Anfangsdosis von
75 mg/m2 Körperoberfläche subkutan angewendet. Fällt die Zahl
der Blutzellen (Thrombozyten, Neutrophile) unter der Therapie
zu stark ab oder treten Nierenprobleme auf, muss die Dosis reduziert und/oder die nächste Behandlungsphase verschoben werden.
Azacitidin ist bei fortgeschrittenem Leberkrebs kontraindiziert.
Am häufigsten traten als Nebenwirkungen Blutreaktionen einschließlich Thrombozytopenie, Neutropenie und Leukopenie,
Magen-Darm-Probleme wie Übelkeit und Erbrechen sowie Reaktionen an der Injektionsstelle auf (1, 10).
Die Anwendung des selektiven CXCR4-Chemokinrezeptors-Antagonisten Plerixafor (Mozobil® 20 mg/ml Injektionslösung) ist indiziert, um die Mobilisierung von hämatopoetischen Stammzellen in
das periphere Blut zur Entnahme und anschließenden autologen
Transplantation bei Patienten mit Lymphom und multiplem Myelom zu verbessern, die nicht ausreichend Stammzellen mobilisieren.
Blutstammzellen sind über die Verbindung des Rezeptors
CXCR4 mit dem Stroma Derived Factor 1 alpha (SDF-1) im Kno-
chenmark verankert und werden normalerweise nur unter Stress
aus dem Knochenmark mobilisiert. Bislang mussten für eine
Transplantation benötigte Stammzellen mit dem indirekt wirkenden Wachstumsfaktor G-CSF aus der Knochenmarknische gelöst
werden, um über das zirkulierende Blut gesammelt werden zu
können. Plerixafor, das direkt die Verbindung zwischen CXCR4
und SDF-1 beeinflusst, löst diese Verbindung schneller und mobilisiert mehr und potentere Stammzellen.
Mit Plerixafor plus G-CSF ergab sich im Vergleich zur alleinigen G-CSF-Gabe die optimale Zelldosis bei zwei Drittel der NonHodgkin-Lymphom-Patienten (vs. ein Viertel) in maximal vier
Apheresetagen und bei drei Viertel der Patienten mit multiplem
Myelom (vs. ein Drittel) in maximal zwei Apheresetagen.
Die empfohlene Dosis, die an sieben aufeinanderfolgenden Tagen verabreicht werden kann und 6–11 Stunden subkutan vor jeder Blutentnahme zur Stammzellengewinnung verabreicht wird,
beträgt beim Menschen 0,24 mg/kg KM/d. Vor der ersten Applikation wird G-CSF 4 Tage lang allein gegeben, bevor Plerixafor hinzugefügt wird. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Durchfall,
Übelkeit und Reaktionen an der Injektionsstelle (10, 21).
Der bifluorinierte Mikrotubulin-Inhibitor Vinflunin (Javlor®
25 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung) aus
der Gruppe der Vinca-Alkaloide wurde zur Monotherapie bei Patienten mit fortgeschrittenem oder metastasiertem Übergangszellkarzinom des Urothels zugelassen, wenn die Patienten auf eine
platinhaltige Therapie nicht mehr ansprechen.
Wie andere Vinca-Alkaloide bindet Vinflunin an das Zellprotein Tubulin, womit es die Polymerisation zu Mikrotubuli verhindert und letztlich die Zellteilung inhibiert, sodass die Apoptose der
Zelle eingeleitet wird.
Vinflunin verlängerte das mediane Gesamtüberleben zur Vergleichsgruppe statistisch nicht signifikant (6,9 Monate vs. 4,6 Monate), das progressionsfreie Überleben verdoppelte sich hingegen
signifikant von 1,5 auf 3,0 Monate.
Vinflunin wird beim Menschen alle 3 Wochen in einer Dosierung von 320 mg/m2 Körperoberfläche als 20-minütige intravenöse Infusion verabreicht. Patienten mit mittlerer bis schwerer Nieren- oder Leberfunktionsstörung erhalten eine reduzierte Dosis.
Häufigste Nebenwirkungen waren Neutro- und Leukopenie, Anämie und Thrombozytopenie, Magen-Darm-Störungen sowie allgemeine Probleme wie Schwäche (Asthenie) und Reaktionen an
der Infusionsstelle. Herzerkrankungen stellen eine relative Kontraindikation für die Anwendung von Vinflunin dar (10, 29).
Interessenskonflikt
Die Autorin bestätigt, dass kein Interessenskonflikt besteht.
Literatur
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des Tierarzneimittels Masivet 50 mg und 150 mg Filmtabletten für Hunde,
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Meldung
VETIDATA
VETIDATA stellt eine Informationsplattform
zu Fragen in Bezug auf Arzneimittelanwendung, Toxikologie und Arzneimittelrecht dar.
Umfassende Informationen wie aktuelle
Rechtsvorschriften, Angaben zu Präparaten,
Impfstoffen, Wirkstoffen und zur Rückstandsproblematik erhalten Sie über den Internetauftritt unter http://www.vetidata.de oder
die bundeseinheitliche Servicerufnummer. Per
Telefon, Fax oder E-Mail können auch individuelle Fragestellungen geklärt werden.
17. Mavacoxib. Fachinformation in Form der Zusammenfassung der Merkmale
des Tierarzneimittels Trocoxil® 6 mg, 20 mg, 30 mg, 75 mg, 95 mg Kautabletten für Hunde, 2010.
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für kleine Katzen und Frettchen, 2009.
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22. Prasugrel. Fachinformation in Form der Zusammenfassung der Merkmale
des Arzneimittels Efient® 5 mg Filmtablette, 2009.
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des Tierarzneimittels Vasotop® P 0,625 mg, 1,25 mg, 2,5 mg Tabletten für
Hunde und Katzen, 2009.
24. Robenacoxib. Fachinformation in Form der Zusammenfassung der Merkmale des Tierarzneimittels Onsior 6 mg Tabletten für Katzen, 10 mg, 20 mg,
40 mg Tabletten für Hunde, 20 mg/ml Injektionslösung für Katzen und
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des Arzneimittels Samsca® 15 mg Tabletten, 2009.
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Haus- und Nutztieren. Löscher W, Ungemach FR, Kroker R, Hrsg. Berlin:
Parey 2006; 364–378.
29. Vinflunin. Fachinformation in Form der Zusammenfassung der Merkmale
des Arzneimittels Javlor® 25 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung, 2009.
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