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MEDIENINFORMATION
Leibniz-Institut für Nutztierbiologie
Dummerstorf, 25. Juni 2010
Gene: „Werkmeister der Zukunft“ oder„Sklaven der Vergangenheit“ Können zu Lebzeiten erworbene Eigenschaften doch vererbt werden?
Einladung zum Vortragsabend
Einen spannenden Vortragabend rund um die alte Frage nach dem Ausmaß und die Vorbestimmung
von Lebewesen durch Gene verspricht eine Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung. Am kommenden
Mittwoch, 30. Juni 2010, um 19. 00 Uhr (siehe TERMIN) wird Prof. Norbert Reinsch, Leiter des
Forschungsbereiches „Genetik und Biometrie“ am Leibniz-Institut für Nutztierbiologie in Dummerstorf
(FBN), der Frage nachgehen, ob der französische Gelehrte Jean Baptiste Lamarck (1744-1829) mit
seiner Theorie möglicherweise doch Recht hat. Er vertrat die Ansicht, dass Eigenschaften, die sich ein
Individuum zu Lebzeiten aneignet, auch an seine Nachkommen vererbt werden können. Die
Lamarcksche Idee galt lange Zeit als wissenschaftlich unhaltbar und wurde damit verworfen.
Prof. Norbert Reinsch arbeitet gegenwärtig an einem Projekt zur Bedeutung der „genomischen
Prägung“ bei Nutztieren.
Alle Interessenten sind zu der kostenfreien Veranstaltung mit anschließender Diskussion
im InterCityhotel Rostock recht herzlich eingeladen.
Genau ein halbes Jahrhundert, bevor der englische Naturforscher Charles Darwin (1809-1882) sein
Hauptwerk „Über die Entstehung der Arten“ (1859) veröffentlichte, hatte sich bereits der französische
Gelehrte Jean Baptiste Lamarck mit seinem berühmten Buch „Zoologische Philosophie“ (1909) zu Wort
gemeldet.
In den 20er bis in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts tobte ein teilweise erbitterter Streit zwischen
“Darwinisten” und “Lamarckisten”. Es ging dabei um die Frage, ob sich erworbene Eigenschaften
vererben können bis hin zum politischen Anspruch, Natur und Gesellschaft nach Belieben formen zu
können. Zu den bekanntesten Vertretern der Lamarckisten gehörten der Wiener Biologe Paul
Kammerer (1880-1926) und der sowjetische Agronom Trofim Denissowitsch Lyssenko (1898-1976).
Durch Protektion durch Stalin persönlich gelang es Lyssenko, Kritiker mundtot zu machen und sich
erhebliche Ressourcen für die Forschung zu verschaffen. Der Begriff „Lyssenkoismus“ wurde fortan als
Schlagwort für die Unterordnung wissenschaftlicher Erkenntnisse unter die Wunschvorstellungen der
Politik gebraucht.
Paul Kammerer, der später nach Fälschungsvorwürfen Selbstmord beging, verband die Lamarckschen
Ideen mit der Möglichkeit des Menschen, die Zukunft aktiv zu gestalten - als „Werkmeister der Zukunft“
– statt als „Sklaven der Vergangenheit“ dem Schicksal der Gene ausgeliefert zu sein.
Im Zusammenhang mit der modernen Erforschung so genannter epigenetischer Phänomene
taucht der Begriff von der „Vererbung erworbener Eigenschaften“ wieder in öffentlichen und
wissenschaftlichen Diskussion auf. Bei diesen Phänomenen handelt es sich um
Aktivitätsveränderungen der Erbsubstanz, die durch Umwelteffekte ausgelöst werden, ohne dabei den
Bestand der Gene zu verändern. Mögliche generationenübergreifende Effekte - etwa die Beeinflussung
der Enkel durch die Ernährung der Großväter - werfen die Frage auf, ob wir nicht stärker als gedacht
„Sklaven der Vergangenheit“ sind, statt „Werkmeister der Zukunft“ zu sein.
TERMIN
Mittwoch, 30. Juni 2010, 19.00 Uhr
Rostock, InterCityhotel, Herweghstraße 51, 18055 Rostock (am Hauptbahnhof)
EPIGENETIK - Hatte Lamarck doch recht?
Prof. Norbert Reinsch, Leiter des Forschungsbereiches Genetik und Biometrie des Leibniz-Instituts für
Nutztierbiologie (FBN), Dummerstorf
Vortrag mit anschließender Diskussion
Das Leibniz-Institut für Nutztierbiologie wurde 1993 als eine Stiftung öffentlichen Rechts gegründet
und ist eine Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft. Zur ihr gehören zurzeit 86 Forschungsinstitute und
wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung sowie drei assoziierte Mitglieder. Die
Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die
Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute
arbeiten strategisch und themenorientiert an Fragestellungen von gesamtgesellschaftlicher
Bedeutung. Bund und Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam. Die
Leibniz-Institute beschäftigen etwa 16.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon sind ca. 7.100
Wissenschaftler, davon wiederum 2.800 Nachwuchswissenschaftler.
Näheres unter www.leibniz-gemeinschaft.de
Ansprechpartner
Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN)
Wilhelm-Stahl-Allee 2, 18196 Dummerstorf
Leiter Forschungsbereich „Genetik und Biometrie“
Prof. Dr. Norbert Reinsch
T +49 38208 68 900
F +49 38208 68 902
E [email protected]
Wissenschaftsmanagement und Dokumentation
Dr. Norbert K. Borowy
T +49 38208 68 605
E [email protected]
www.fbn-dummerstorf.de
www.leibniz-gemeinschaft.de
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