Geschichte Seda Demir "Eine gefährliche Lüge" - Die Folgen und Auswirkungen des atomaren Unfalls von Tschernobyl Studienarbeit Universität Bielefeld Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie Abteilung: Geschichte Seminar: Umweltkonflikte, Ökologiebewegungen und Gewalt: Historische Fallstudien Sommersemester 2006 „Eine gefährliche Lüge“ - Die Folgen und Auswirkungen des atomaren Unfalls von Tschernobyl Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung................................................................................................................ 3 2. Kurzer geschichtlicher Abriss über die Atomenergie .............................................. 4 3. Das Kernkraftwerk Tschernobyl.............................................................................. 6 3.1. Die Städte Pripjat und Tschernobyl.................................................................. 7 3.2. Der Aufbau und die Lage des Kernkraftwerkes Tschernobyl ........................... 8 3.3. Der Reaktortyp von Tschernobyl...................................................................... 9 3.4. Mängel der Konstruktion des RBMK-1000-Reaktors ..................................... 10 4. Der Unfall von Tschernobyl .................................................................................. 12 4.1. Der Unfallhergang .......................................................................................... 12 4.2. Die Reaktorkatastrophe ................................................................................. 14 4.3 Die Unfallschuldzuweisung ............................................................................. 16 5. Reaktionen und Notfallmaßnahmen nach der Katastrophe .................................. 18 5.1 Die ersten Stunden bzw. Tage nach der Katastrophe.................................... 18 5.2. Die Nachrichten ............................................................................................. 21 5.2.1. Eine stichpunktartige Zusammenfassung der Bericht-erstattungen durch die Medien in der UdSSR .................................................................................. 22 6. Die Folgen und Auswirkungen der Katastrophe ................................................... 28 6.1. Die gesundheitlichen Folgen in der Ukraine, Weißrussland und Russland .... 29 6.2. Die ökologischen Auswirkungen .................................................................... 32 6.3. Die Folgen für die Landwirtschaft................................................................... 33 6.4. Die globalen Auswirkungen............................................................................ 35 7. Zusammenfassung ............................................................................................... 37 8. Literatur- und Quellenverzeichnis ......................................................................... 40 2 1. Einleitung Das Wachstum der Industriegesellschaft stützt sich an ein ständig anwachsendes Produktionsniveau und dem Verbrauch von unterschiedlichen Energien. Durch die Bodenschätze, in Form von Sauerstoff, Wasser u. a., soll die benötigte Energie gewonnen werden. Das Problem besteht darin, dass der Verbrauch ständig ansteigt und der natürliche Ressourcenvorrat stets schwindet. In der Geschichte der Menschheit gibt es keine Entdeckungen, deren Folgen und Auswirkungen so hervortraten, wie die Entdeckung der Kernleitung des Urans und die Ergreifung bzw. Annahme der Atomenergie. Die Begründung des Atomskerns im 19. Jahrhundert, welche den Menschen zur Verfügung stand, bietet eine neue, mächtige und mit nichts zu vergleichende Energiequelle. Durch den Verbrauch der natürlichen Energien kommt es zu massiven Umweltverschmutzungen, der Unterstützung des Treibgaseffekts und der globalen Erwärmung. Hinzu kommt der Rüstungskampf der Giganten (Weltmächte), die in der atomaren Aufrüstung Milliarden in das „freundliche Atom“ 1 investierten, um so die Nummer eins zu bleiben bzw. zu werden. Da kommt jemandem die Kernenergie naturfreundlicher und ungefährlicher vor, bis zu der Katastrophe von Tschernobyl. Ernüchternde Einschätzungen und das Ausmaß der atomaren Kraft, die es in der fünfunddreißigjährigen Geschichte der Nutzung der Kernenergie noch nie gegeben hat, zwingt die Politik weltweit zu überdenken. 2 Am 8. August 1986 sagte der damalige Generalsekretär der Sowjetunion, Michail Sergejevitsch Gorbatschow, in einer Fernsehansprache an die Nation: „Der Tod der Besatzung der Challenger und die Havarie im Kernkraftwerk Tschernobyl haben die Ängste verstärkt, erinnern diese Ereignisse doch auf grausame Weise daran, daß die Menschheit die gewaltigen Kräfte, die sie selbst ins Leben rief, noch nicht beherrscht, daß der Mensch erst lernt, sie in den Dienst des Fortschritts zu stellen“ 3 In dieser Arbeit soll untersucht werden, in wie weit die mangelnde Kooperationsbereitschaft der Sowjetunion, die Verheerung der 1 Unfallfolgen Vgl. Medwedew, Grigori: Verbrannte Seelen : Die Katastrophe von Tschernobyl., übers. von Bendzko, Ralf, München, Wien 1991, S. 11. (Medwedew, Grigori) 2 Vgl. ebd. 3 Medwedew, Grigori, S. 11. 3