Regionalzentrale Stuttgart Vom Wetter zu Klima und Klimawandel: Welche Auswirkungen können wir erwarten? Mona Vetter Deutscher Wetterdienst Regionalzentrale Stuttgart Plieninger Str, 70 70794 Filderstadt-Bernhausen Tel. 0711-9552-0 www.dwd.de DWD 2010 Regionalzentrale Stuttgart Gliederung: • • • • Was ist Wetter? Was ist Klima? Grundlagen Klima und Klimawandel in BadenWürttemberg DWD 2010 DWD 2010 Was ist Wetter Das Wetter ist der augenblickliche Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort, zum Beispiel jetzt in Weissach. DWD 2010 Regionalzentrale Stuttgart Klima – mehr als nur ein Durchschnitt Klima = mittlerer Zustand der Erdatmosphäre an einem bestimmtem Ort – Mittelwerte meteorologischer Größen (Lufttemperatur, Niederschlag, Sonnenscheindauer) – andere interessante statistische Eigenschaften: Extremwerte, Variabilität, Trends Voraussetzung für eine gute Klimastatistik = angemessener Zeitraum Æ WMO: Klimaperiode von 30 Jahren definiert (1961-1990) Aussagen über Klimaerwärmung anhand von Klimamittel = Mittel der Lufttemperatur Æ gewichtetes Mittel der gemessenen Lufttemperatur an 3 Klimaterminen Was ist Klima? DWD 2010 Regionalzentrale Stuttgart Was macht das Klima aus – wodurch wird das Klima bestimmt? Klimaantrieb: • eingestrahlte Energie Sonnenenergie • Strahlungsbilanz abhängig von Jahreszeit und Ort • Wetter/Klima Ausgleich von Energieüberschuss und –defizit zwischen Pol und Äquator Klima ist natürlichen Schwankungen unterworfen Æ Ursache für Eiszeiten in Klimageschichte Grundlagen DWD 2010 Regionalzentrale Stuttgart Natürliche Klimaschwankungen: – astronomische Faktoren durch den Einfluss der Gravitation anderer Körper des Planetensystems – Änderung der Erdbahnparameter Æ nennenswerte Verschiebung in solarer Einstrahlung Æ Eiszeit – verantwortlich für große Abkühlung noch weitere Faktoren Æ entscheidende Rolle = Absenkung der CO2-Konzentration Weitere natürliche Klimaeinflüsse: – tektonische Prozesse (langsame Konvektionsbewegungen im Erdmantel) – Vulkanität (gas- und partikelförmige Spurenstoffe Æ Einfluss auf atmosphärischen Strahlungshaushalt) Grundlagen DWD 2010 Regionalzentrale Stuttgart Der Treibhauseffekt: • Natürlicher Effekt (Primär): – Tagsüber Sonneneinstrahlung, die in Erdboden und Atmosphäre als Wärme gespeichert wird. – Nachts langwellige Wärmeausstrahlung ins Weltall. – Teil der Spurengase sind durchlässig für sichtbares Licht, aber schwer durchlässig für Wärmestrahlung. – Natürlicher Treibhauseffekt beträgt 33 Kelvin (Erdmitteltemperatur: 15 ° Celsius). • Anthropogener Treibhauseffekt (sekundär): – Zunahme natürlicher Treibhausgase (CO2, Methan, etc. ) durch anthropogene Einflüsse oder Emissionen von neuen zusätzlichen Stoffen (FCKW) -> Verstärkung des natürlichen Treibhauseffektes Grundlagen DWD 2010 Regionalzentrale Stuttgart Beiträge zum anthropogenen Treibhauseffekt: • CO2: zu 60 % am anthropogenen Treibhauseffekt beteiligt – Quellen: Verbrennung fossiler Brennstoffe, Brandrodung/Waldbrände • CH4: zu 20 % am anthropogenen Treibhauseffekt beteiligt – Quellen: Sümpfe, Reisfelder, Mülldeponien, Erdgasgewinnung/-transport – FCKW: zu 14 % am anthropogenen Treibhauseffekt beteiligt + Ozon-Zerstörung in Stratosphäre – ausschließlich anthropogene Quellen – nach Verbot stark zurückgegangen, Konzentration der noch geringen Ersatzstoffe steigt (H-FCKW, Propan, Butan, Pentan, CO2) Grundlagen DWD 2010 Regionalzentrale Stuttgart Klimaerwärmung und Klimaänderung : anthropogener Treibhauseffekt führt zu langfristiger Erwärmung der unteren Atmosphäre und Erdoberfläche Æ Klimaerwärmung hat Auswirkungen auf: • Bewölkung • Niederschlag • Meereis, Gletscher, Schneebedeckung • Meeresspiegel • Wetterextreme • Vegetation und Ökologie Klimaerwärmung unstrittig, aber Vorhersage über regionales und jahreszeitliches Ausmaß und zu erwartende Klimaänderung extrem schwierig Æ Grund = Vielzahl von positiven und negativen Wechselwirkungen Grundlagen DWD 2010 Regionalzentrale Stuttgart Wechselwirkungen der Treibhausgase mit dem Klimasystem: • positive + negative Wechselwirkungen • Ursache für Schwierigkeiten bei der Modellierung • einer der wichtigsten Rückkopplungsmechanismen = Zunahme des atmosphärischen Wasserdampfes – Wasserdampf = Treibhausgas und wesentlicher Bestandteil für Wolkenbildung Grundlagen DWD 2010 Regionalzentrale Stuttgart Rückkopplungen zwischen Treibhausgasen und Klima: Grundlagen DWD 2010 Regionalzentrale Stuttgart Global: 11 der letzten 12 Jahre (1995-2006) gehören zu den wärmsten 12 Jahren seit der Messung der globalen Oberflächentemperatur (seit 1850) Grundlagen DWD 2010 Regionalzentrale Stuttgart Anstieg der atmosphärischen CO2 Konzentration von 1957 bis 2005 Grundlagen DWD 2010 Klima- und Umweltberatung Grundlagen DWD 2010 Klima- und Umweltberatung Grundlagen DWD 2010 Regionalzentrale Stuttgart Welche Auswirkungen können wir schon beobachten? • • • • • • • • Hitzewelle in Europa, Juli 2006 (Dürre Ù Starkregenereignisse) Hurrikansaison 2005 (27 tropische Stürme, davon 15 mit Hurrikanstärke; im Mittel 10 Stürme, davon 6 Hurrikans) Rekordsommer 2003 Flutkatastrophe 2002 Rückgang von Meereis- und Gletscherflächen Winter 2007/2008 neuer Sonnenscheinstunden Rekord in BadenWürttemberg Unwetter Killertal 2.6.2008 Hagelsturm 26.5.2009 Süden BWs Was ist Klimawandel? DWD 2010 Regionalzentrale Stuttgart Was ist Klimawandel? DWD 2010 Regionalzentrale Stuttgart Trient-Gletscher im Schweizer Wallis – Vergleich 1922 und 2006 Was ist Klimawandel? DWD 2010 Regionalzentrale Stuttgart • Bis vor kurzem nur Indizien, jedoch bestätigt der 4. IPCC-Report (Februar 2007), dass ein Wandel schon eingesetzt hat • Das Wetter ist aktueller Zustand der Atmosphäre • Klima=Wetterstatistik (Mittel+Variabilität) • Klimawandel = Veränderung der Wetterstatistik • deshalb kein Schluss von einzelnem Wetterereignis auf Wandel Æ Häufung extremer Ereignisse deshalb stärkstes Indiz! Was ist Klimawandel? DWD 2010 Regionalzentrale Stuttgart Klimamodelle und Szenarien • Klimamodelle = wichtigstes wissenschaftliches Instrument, um Reaktion des Klimasystems auf Änderungen verschiedener Antriebe zu testen • mögliche Entwicklung künftiger Emissionen Æ Szenarien erarbeitet Æ berücksichtigen mögliche Entwicklungen in den Bereichen Bevölkerungswachstum, ökonomische und soziale Entwicklung (Lebensstandard), technologische Veränderungen, RessourcenVerbrauch und Umweltmanagement (Energieverbrauch) • 40 Szenarien in vier Hauptgruppen A1, A2, B1 und B2 unterteilt Was ist Klimawandel? DWD 2010 Regionalzentrale Stuttgart Neueste Klimarechnungen für IPCC • IPCC-Berechnungen (2007) zeigen mittlere, wahrscheinliche Erwärmung von 1,8 bis 4,0 °C bis zum Jahr 2100 (mit entsprechenden Unsicherheiten) in Abhängigkeit von Treibhausgaskonzentration Was ist Klimawandel? DWD 2010 Regionalzentrale Stuttgart A1B-Szenario Meeresspiegelanstieg = 2 Hauptgründe: thermische Ausdehnung + Verlust von Kontinentaleis durch verstärktes Schmelzen Meeresspiegelanstieg um 0,21-0,48 m Was ist Klimawandel? DWD 2010 Regionalzentrale Stuttgart Entwicklung von Meereis = wichtiger Klimaindikator (Verringerung der Eisbedeckung Æ mehr Sonnenstrahlung an der Meeresfläche in Wärme umgewandelt Æ weiteres Abschmelzen begünstigt) Was ist Klimawandel? DWD 2010 Regionalzentrale Stuttgart Winter Sommer Winter Sommer Winter Sommer Winter Sommer Prognose der mittleren Meereiskonzentration (%) für Arktis & Antarktis, Szenario A1B Was ist Klimawandel? DWD 2010 Regionales Klima und Klimawandel klimatologische Wirkungsfaktoren: • Breitengrad • Höhenlage über dem Meer • vorherrschende Windrichtung • Entfernung zum Meer • Lage von Gebirgen in der Nähe • chemische Zusammensetzung der Atmosphäre Was ist Klimawandel? DWD 2010 Klimaänderung: Sommertemperaturen in Baden-Württemberg seit 1900 Mitteltemperatur Sommer Baden-Württemberg 1900 - 2009 21,00 20,00 Grad C 19,00 18,00 17,00 16,00 15,00 2005 2000 1995 1990 1985 1980 1975 1970 1965 1960 1955 1950 1945 1940 1935 1930 1925 1920 1915 1910 1905 1900 14,00 Jahr Baden-Württemberg Was ist Klimawandel? Linear (Baden-Württemberg) 10 Per. Gleitender Durchschnitt (Baden-Württemberg) DWD 2010 Änderung der mittleren Lufttemperatur im Sommer Mitteltemperatur Sommer 2021-2050 Mitteltemperatur Sommer 2071-2100 Mögliche größte Zunahme: + 1,7 K Mögliche mittlere Änderung: + 1,2 K Mögliche kleinste Zunahme: + 0,7 K Mögliche größte Zunahme: + 8,9 K Mögliche mittlere Änderung: + 4,7 K Mögliche kleinste Zunahme: + 2,7 K Quelle: www.regionaler-klimaatlas.de Was ist Klimawandel? DWD 2010 Klimaänderung: Niederschläge im Sommer in Baden-Württemberg seit 1900 Gebietsmittel des Niederschlags im Sommer Baden-Württemberg 1900 - 2009 500 450 400 350 mm 300 250 200 150 100 50 2005 2000 1995 1990 1985 1980 1975 1970 1965 1960 1955 1950 1945 1940 1935 1930 1925 1920 1915 1910 1905 1900 0 Jahr Baden-Württemberg Was ist Klimawandel? Linear (Baden-Württemberg) DWD 2010 Änderung der mittleren Niederschlagshöhen im Sommer Mittlerer Gebietsniederschlag Sommer 2021-2050 Mögliche größte Zunahme: + 3 % Mögliche mittlere Änderung: - 3 % Mögliche größte Abnahme: - 10% Was ist Klimawandel? Mittlerer Gebietsniederschlag Sommer 2071-2100 Mögliche größte Abnahme: - 54 % Mögliche mittlere Änderung: - 28 % Mögliche kleinste Abnahme: - 18 % Quelle: www.regionaler-klimaatlas.de DWD 2010 Klimaänderung: Wintertemperaturen in Baden-Württemberg seit 1890 Mitteltemperatur Winter Baden-Württemberg 1892 - 2010 6,00 4,00 Grad C 2,00 0,00 -2,00 -4,00 2010 2005 2000 1995 1990 1985 1980 1975 1970 1965 1960 1955 1950 1945 1940 1935 1930 1925 1920 1915 1910 1905 1900 1895 1890 -6,00 Jahr Baden-Württemberg Was ist Klimawandel? Linear (Baden-Württemberg) 10 Per. Gleitender Durchschnitt (Baden-Württemberg) DWD 2010 Änderung der mittleren Lufttemperatur im Winter Mitteltemperatur Winter 2021-2050 Mitteltemperatur Winter 2071-2100 Mögliche größte Zunahme: + 1,6 K Mögliche mittlere Änderung: + 1,2 K Mögliche kleinste Zunahme: + 0,9 K Mögliche größte Zunahme: + 5,1 K Mögliche mittlere Änderung: + 3,2 K Mögliche kleinste Zunahme: + 1,8 K Quelle: www.regionaler-klimaatlas.de Was ist Klimawandel? DWD 2010 Klimaänderung: Niederschläge im Winter in Baden-Württemberg seit 1900 Gebietsmittel des Niederschlags im Winter Baden-Württemberg 1892 - 2010 400,00 350,00 300,00 mm 250,00 200,00 150,00 100,00 50,00 2010 2005 2000 1995 1990 1985 1980 1975 1970 1965 1960 1955 1950 1945 1940 1935 1930 1925 1920 1915 1910 1905 1900 1895 1890 0,00 Jahr Was ist Klimawandel? DWD 2010 Änderung der mittleren Niederschlagshöhen im Winter Mittlerer Gebietsniederschlag Winter 2021-2050 Mögliche größte Zunahme: + 28 % Mögliche mittlere Änderung: + 13 % Mögliche größte Abnahme: - 1 % Was ist Klimawandel? Mittlerer Gebietsniederschlag Winter 2071-2100 Mögliche größte Zunahme: + 50 % Mögliche mittlere Änderung: + 28 % Mögliche kleinste Zunahme: + 10 % Quelle: www.regionaler-klimaatlas.de DWD 2010 Regionalzentrale Stuttgart Zusammenfassung: • Klima = komplexes System mit vielen Wechselwirkungen • es gibt natürliche, aber auch vom Menschen verursachte Änderungen, insbesondere Einfluss auf Treibhausgaskonzentrationen • Erwärmung in Deutschland durchschnittlich 1 °C in den letzten 100 Jahren • weitere Erwärmung in der Zukunft sehr wahrscheinlich, und mit Klimaänderung und regional sehr unterschiedlichen Auswirkungen verbunden • Bis Ende 2100 in BW: Erhöhung der mittleren Sommertemperatur von ~ 5K (3K – 9K) Abnahme des Gebietsniederschlags im Sommer von ~ 30% (-20% - -50%) Erhöhung der mittleren Wintertemperatur von ~ 3K (2K – 5K) Erhöhung des Gebietsniederschlags im Winter ~ -30% (10% - 50%) • Anpassung an zu erwartende Veränderungen notwendig! Zusammenfassung DWD 2008 Regionalzentrale Stuttgart Quellen: • Walch, D., Frater, H. (Hrsg.): Wetter und Klima, Springer-Verlag Berlin Heidelberg, 2004 • Lozán, J.L., Graßl, H., Hupfer, P.: Warnsignal Klima, Wissenschaftliche Auswertungen, Hamburg, 1998 • Klimastatusbericht 2005 des Deutschen Wetterdienstes • „Wie funktioniert das? – Wetter und Klima“ www.kliwa.de • • www.naturgewalten.de • www.top-wetter.de • Website des Deutschen Klimarechenzentrums: www.dkrz.de/dkrz/science/IPCC_AR4/scenarios_AR4_Intro • www.co2-handel.de • http://www.umweltbundesamt.de/klimaschutz/ • Grundsatzrede zur Klimasicherheit der britischen Außenministerin Margaret Beckett in der britischen Botschaft in Berlin am 24.10.2006 • Schneider von Deimling, T., Held, H., Ganopolski, A. and Rahmstorf, S.: Climate sensitivity estimated from ensemble simulations of glacial climate, Climate Dynamics (2006), Vol. 27, 149-163 • Dipl.-Met. Jonas, M., Dr. Staeger, T., Prof. Dr. Schönwiese, Ch.-D.: Berechnung der Wahrscheinlichkeiten für das Eintreten von Extremereignissen durch Klimaänderung – Schwerpunkt Deutschland - , Institut für Atmosphäre und Umwelt der Universität Frankfurt/Main, 2005 • Hamburger Bildungsserver: http://hamburger-bildungsserver.de/welcome.phtml?unten=/klima/ipcc2001/ & http://lbs.hh.schule.de/welcome.phtml?unten=/klima/klimafolgen/landw/index.htm • www.ipcc.ch • Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Das Nationale Klimaschutzprogramm 2005 • Bundesministerium für Bildung und Forschung: Herausforderung Klimawandel, 2003 • Umweltbundesamt: Die Zukunft in unseren Händen – 21 Thesen zur Klimaschutzpolitik des 21. Jahrhunderts und ihre Begründungen, 2005 • Greenpeace e.V., Alarm für die Gletscher, 2006 • Allianz Umweltstiftung, Informationen zum Thema „Klima“: Grundlagen, Geschichte und Projektionen, München, 1. Auflage, Februar 2007 • http://de.wikipedia.org/wiki/UN-Klimakonferenz • http://www.tagesschau.de/inland/klimaschutzkabinett6.html • www.bmu.de Quellen DWD 2008