WW 1 Polen

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Geographie und Wirtschaftskunde
Europa wird größer (1): Polen
Stand: Mai 2004
Steckbrief:
Fläche: 312 685 km2 (83 871 km2)*
Einwohner: 38,65 Mio. (8,132 Mio.)
Bevölkerungsdichte: 127 EW/km2 (97 EW/km2)
Hauptstadt: Warschau, 1,62 Mio. Einwohner
BIP 2002 pro Kopf: 5 190 ¶/Jahr (27 110 ¶/Jahr)
Erwerbstätigkeit: Landwirtsch.: 20 %, Industrie: 28 %,
Dienstleistungen: 52 % (L: 5 %, I: 30 %, D: 65 %)
Polen
*In Klammern: Österreich
M1 Geographie
M3 Politik
Polen ist ein Land, dessen Oberfläche zum größten Teil in der
Eiszeit geformt wurde. 91,5 % der Landesfläche liegen unter
300 m ü. M. Von Norden nach Süden gliedert sich Polen in folgende Landschaften: 1. Küstenebenen, 2. Pommersche und
Masurische Seenplatte, 3. zentrale Hochflächen und Mittelgebirge sowie 4. Gebirgsregionen der Karpaten und Sudeten.
Die Hauptflüsse Polens sind Weichsel und Oder, sie fließen
von Süden nach Norden und münden in die Ostsee.
Klimatisch liegt Polen in der gemäßigten Zone mit ganzjährig
ausreichend Niederschlägen (Ozeanisch-kontinentales Übergangsklima).
Polen ist seit 1918 Republik. Staatspräsident (= Staatsoberhaupt) ist seit 1995 Alexander Kwasniewski, der Nachfolger
von Lech Walesa. Das polnische Parlament (Sejm) hat 460
Sitze, sieben Parteien sind im Sejm vertreten. Stärkste Parteien sind die SLD (Bündnis der Demokratischen Linken) und
die AWS (Partei, die aus der Gewerkschaft Solidarnosc entstanden ist). Ministerpräsident (= Regierungschef) war seit
2001 Leszek Miller (SLD). Im Mai 2004 benennt Staatspräsident Kwasniewski den Nachfolger von Leszek Miller, der seinen Rücktritt bekannt gegeben hat.
M4 Polen zwischen Ost und West
M2 Wirtschaft
1938 lebten noch 68 % der Bevölkerung in Polen von der
Landwirtschaft. Auch heute noch arbeiten überdurchschnittlich viele Menschen im primären Sektor (= Land- und
Forstwirtschaft, Fischerei, Energie- und Rohstofferzeugung).
Der hohe Anteil an Kleinbauern (rund 3 Millionen Kleinbetriebe) gilt als das Hauptproblem Polens auf dem Weg in die EU.
80 % der Höfe sind kleiner als 10 ha und der Mechanisierungsgrad ist gering. Viele Bauern arbeiten noch mit
Pferdefuhrwerken.
Andererseits hat die polnische Wirtschaft seit 1990 überdurchschnittlich hohe Wachstumsraten zu verzeichnen. Auch
in Zukunft rechnen viele mit einem starken Wirtschaftswachstum (bis 8 % pro Jahr). Industrielle Unternehmen finden
in Polen günstige Produktionsbedingungen: Niedrige Löhne,
gut ausgebildete Arbeitskräfte und steigende Produktivität.
In der Geschichte Polens gibt es viele Perioden der
Unterdrückung. Polen lag in der Vergangenheit immer zwischen mächtigen Nachbarn. Die drei polnischen Teilungen
(1772, 1793 und 1795), bei denen Polen unter Preußen,
Russland und Österreich aufgeteilt wurde, belegen dies ebenso wie der Überfall Hitler-Deutschlands im Jahre 1939. Nach
dem zweiten Weltkrieg blieb Polen im Einflussbereich der
Sowjetunion, die eine kommunistische Regierung errichtete.
Der demokratische Weg Polens, das eine Vorreiterrolle für die
anderen Ostblockstaaten einnahm, begann 1980 mit der
Gründung der Gewerkschaft Solidarnosc und fand 1990 mit
der Wahl des Gewerkschafters Lech Walesa zum
Staatsoberhaupt einen Höhepunkt. 1991 fanden die ersten
freien Wahlen seit 1928 statt. 1999 trat Polen der Nato bei und
der Beitritt zur EU am 1. Mai 2004 war ein weiterer Schritt
Richtung Westen.
© 2004 Westermann Wien
Arbeitsaufgaben:
1. Was weißt du über Polen? Stelle deine Ergebnisse in einer Mind-Map vor.
2. Erstelle mithilfe deines Atlas eine Skizze zu Polen und zeichne die verschienenen Landschaften ein (M1). Benenne
auch die Nachbarländer.
3. Aus welche Gründen siedeln sich vermutlich westliche Unternehmen in Polen an (M2)?
4. Welche Bevölkerungsgruppen werden im Polen am stärksten von der EU-Mitgliedschaft profitieren,
welche werden dadurch eher Nachteile haben (M2)?
5. In Polen gibt es Bedenken, Mitglied in einer von Deutschland, Frankreich und Großbritannien dominierten EU zu sein.
Wo könnten die Ursachen für diese Bedenken liegen (M4)?
In Zusammenarbeit mit
Weitere Arbeitsblätter finden Sie unter
www.schroedel.de/schroedel_aktuell
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Geographie und Wirtschaftskunde
Stand: Mai 2004
Europa wird größer (1): Polen
Allgemeine Hinweise
Polen, Ungarn, Tschechien, die Slowakei, Slowenien, Estland,
Lettland, Litauen, Zypern und Malta wurden am 1. Mai 2004
als neue Mitglieder in die Europäische Union aufgenommen.
Aus der Union der 15 mit etwa 375 Millionen Menschen ist
nach dem größten Beitritt der Gemeinschaft ein Staatenbund
mit 25 Mitgliedsländern geworden, in dem etwa 450 Millionen
Menschen leben. Polen ist das größte unter den Beitrittsländern.
Die große Mehrheit der polnischen Wähler hat sich im Juni
2003 für Europa entschieden: 77,4 Prozent der Wähler votierten in dem zweitägigen Referendum für den EU-Beitritt. Nur
22,5 Prozent lehnten ihn ab. Auch die für eine Gültigkeit der
Abstimmung notwendige Mindestbeteiligung von 50 Prozent
wurde klar erreicht: 58,8 Prozent der knapp 30 Millionen
Berechtigten gaben damals ihre Stimme ab.
Didaktische und methodische Hinweise
Das Arbeitsblatt ist Teil einer Serie, die alle neuen EU-Länder
vorstellt. Das Arbeitsblatt ist ab der 4. Klasse einsetzbar.
Denkbar ist eine Partner- bzw. Gruppenarbeit mit je zwei bis
drei Schülern, wenn mehrere Teile der Serie vorliegen. Nach
Beendigung der jeweiligen Arbeitsaufträge könnte sich eine
Präsentation anschließen, bei der jede Gruppe „ihr“ Land vorstellt.
Lösungshinweise zum Arbeitsblatt
Aufgabe 1: Hier können die Schülerinnen und Schüler
Schlüsselbegriffe zu Polen zusammentragen, die sie beispielsweise nach den Bereichen Gesellschaft, Geschichte,
Landschaft gliedern können.
© 2004 Westermann Wien
Aufgabe 2: Weiterführende Arbeitsaufträge können hier im
Bereich der einzelnen Landschaften liegen, wie z. B. die
Küstenformen der Ostsee (Steil- und Haffküste) der glazialen
(= eiszeitlichen) Prägung der Oberflächenform im Bereich
Pommern und Masuren mit den Grundmoränenseen und der
im Süden folgenden hügeligen Stirnmoränenlandschaft. Die
Gebirgsketten im Süden Polens bieten Raum für weitere
Aufträge: Die höchsten Erhebungen können im Atlas gesucht
werden (Rysysspitze in der hohen Tatra, 2 499 m,
In Zusammenarbeit mit
Schneekoppe im Riesengebirge, 1 603 m. Polens längster
Fluss ist die Weichsel (1 059 km), die im Jablunka-Gebirge
entspringt und in die Danziger Bucht (Ostsee) mündet.
Die Lage Polens in den mittleren geographischen Breiten, die
geringe Höhenlage und die ziemlich gleichmäßige Verteilung
der Niederschläge schaffen für die Landwirtschaft günstige
Voraussetzungen. Für Warschau ergibt sich ein Jahresmittel
von 7 °C bei einer Niederschlagsmenge von 498 mm.
Aufgabe 3: Die wirtschaftliche Entwicklung Polens ist eng mit
der Veränderung der Wirtschaftsstrukturen verbunden.
Westliche Unternehmen investieren vor allem aus zwei
Gründen in Polen: 1. Günstige Produktionskosten, vor allem
das im Vergleich zu Deutschland niedrigere Lohnniveau und 2.
werden die Märkte in allen Beitrittsländern deutlich schneller
wachsen als in den meisten EU-15-Ländern. Der Aufholprozess, die sog. Konvergenz, sorgt gerade in Polen seit 1990 für
hohe Wachstumsraten.
Aufgabe 4: Verlierer des EU-Beitritts werden in erster Linie die
Bauern sein, deren Hauptprobleme die geringe Produktivität
und kleine Hofgrößen sind. Die Liberalisierung des Marktes
mit der verbundenen Einfuhr von EU-Agrarerzeugnissen dürfte das Ende vieler Betriebe bedeuten. Ein weiterer Wirtschaftszweig, der bedroht ist, ist der Bergbau, vor allem der
Kohlebergbau. Gewinnen dürfte vor allem die jüngere
Generation, die mit den Umwälzungen der postkommunistischen Ära weniger Probleme hatte als die Älteren und in
einem marktwirtschaftlichen System aufgewachsen ist.
Aufgabe 5: Polen war bis in die jüngste Vergangenheit dem
Interessensbereich seiner mächtigen Nachbarn ausgesetzt.
Die drei polnischen Teilungen, bei denen Polen unter seinen
Nachbarn aufgeteilt wurde, um damit den Einflussbereich
nach Westen bzw. Osten auszuweiten, der Überfall
Deutschlands 1939, die Westverschiebung Polens nach dem
Zweiten Weltkrieg sowie die Rolle als Satellitenstaat unter der
Herrschaft der UdSSR belegen, dass die jeweiligen Nachbarn
Interesse an der strategischen Lage Polens nach Westen bzw.
Osten hatten. Das mag auch mit ein Grund für die Bedenken
Polens sein, Mitglied in einer von Deutschland, Frankreich und
Großbritannien dominierten EU zu sein.
(Die Aussage „Polen ist der Westen des Ostens und der Osten
des Westens“ kann die Schülerinnen und Schüler zu weiteren
Stellungnahmen/Diskussionen anregen).
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