5. Akustik Autoren: Jens Fruhauf und Stephan Trumm Version: 14.11.1997 26.11.1997 (AK) Dieser Versuch beschaftigt sich mit der Ausbreitung von Schall, der Analyse von Schall und der Psychoakustik. Sie werden dabei ein Schallpegelmegerat und ein Audiometer als spezische Megerate kennenlernen. Ferner wird ein PC mit \Soundkarte" zur Schallerfassung und Auswertung Verwendung nden. 5.1 Physikalische Grundlagen Die Akustik behandelt die Entstehung, die U bertragung und den Empfang von Schall. Als Schall bezeichnet man mechanische Schwingungs{ und Wellenvorgange in elastischen Medien (Gasen, Flussigkeiten, Festkorpern). Die Erkenntnis, da es sich bei Schall um ein Wellenphanomen handelt, ist bereits 2000 Jahre alt. Ein romischer Architekt, der mit dem Bau von Amphitheatern beschaftigt war, verglich den Schall mit Wellen im Wasser. Tabelle 5.1 zeigt eine grobe Frequenzeinteilung der verschiedenen Schallbereiche. Tabelle 5.1: Frequenzeinteilung der verschiedenen Schallbereiche Schallbereich Frequenz Infraschall < 16 Hz horbarer Schall 16 Hz < < 16 kHz Ultraschall 16 kHz < < 10 MHz Hyperschall 10 MHz < Interessant fur die Technik ist vor allem der Ultraschall. Die meisten Anwendungen des Ultraschalls beruhen auf den hohen Beschleunigungen, die im Schallfeld auch bei relativ geringer Leistung auftreten, da diese proportional 2 sind. Einige Anwendungen sind : Herstellung oder Verbesserung von Emulsionen, Reinigung von Werkstucken, Einleitung oder Beschleunigung von chemischen Reaktionen, 57 58 5. Akustik Entgasen von Flussigkeiten, Erwarmung und Trocknung von schallabsorbierenden Stoen, Bohren, Frasen und Schneiden, Aunden von Fehlern im Innern von Werkstoen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Schallschutz am Arbeitsplatz. Sie werden deshalb in diesem Versuch auch etwas uber dB Werte und Psychoakustik lernen. 5.1.1 Megroen des Schallfeldes Schall ist ein Wellenphanomen. Die Molekule des ubertragenden Mediums (z.B. Luft) schwingen dabei parallel zur Ausbreitungsrichtung des Schalls vor und zuruck, wobei sie im Medium Bereiche hoheren und niedrigeren Drucks erzeugen. Schallgeschwindigkeit Wir betrachten Schall naherungsweise als ebene Welle, die sich langs der positiven x{ Richtung fortpanzt. Dabei gehorcht die Auslenkung der Teilchen aus der Ruhelage der Wellengleichung = 0 cos (!t , kx); 0 ist die Schwingungsamplitude. Die Schallgeschwindigkeit ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit der fortschreitenden Welle im Medium und ist durch die Beziehung cs = ! k = 2k = gegeben. Dabei ist die Wellenlange , die Frequenz der Schallwelle. Die Schallausbreitung erfolgt sehr schnell, da das ubertragende Medium nicht mittransportiert werden mu. cs hangt im wesentlichen von den Stoeigenschaften des Ausbreitungsmediums ab. Da die Dichte eines Gases von der Temperatur abhangt, andert sich die Schallgeschwindigkeit mit der Temperatur. Ein Experiment zur Bestimmung der Schallgeschwindigkeit wird in Versuch 1.2 vorgestellt. Um ein Gefuhl fur typische Schallgeschwindigkeiten in den verschiedenen Medien zu bekommen, sind einige Werte in Tabelle 5.2 zusammengestellt. Schallschnelle Nicht zu verwechseln mit der Schallgeschwindigkeit ist die Schallschnelle u, die angibt, mit welcher Geschwindigkeit sich die einzelnen Teilchen des Mediums bewegen. u= @ @t = ,! 0 sin (!t , kx) 5.1 Physikalische Grundlagen Tabelle 5.2: 59 Typische Schallgeschwindigkeiten (In Festkorpern und Flussigkeiten bei 200 C, in Gasen bei 00 C und Normaldruck). Festkorper Aluminium Blei Eisen [m/s] Flussigkeiten cs [m/s] 6420 Wasser 1464 1960 Alkohol 1170 5950 cs Gase Luft Sauersto Wassersto Helium Kohlendioxid [m/s] 331,6 316 1284 965 259 cs Schalldruck Analog zur obigen Formel fur die Auslenkung der Teilchen erhalt man fur den Druck im Schallfeld die Gleichung pges = p0 + p sin (!t , kx) mit dem Ruhedruck p0 (Atmospharendruck) und der durch die Schallwelle verursachten Druckamplitude p = cs ! 0 : Bild 5.1: Schallwelle in Luft: Oben eine schematische Darstellung der Dichte der Gasmolekule, unten der lokale Luftdruck im Vergleich zum Ruhedruck p0 . Schallintensitat Eine Schallquelle strahlt eine bestimmte Leistung (=Energie pro Zeit) ab. Um berechnen zu konnen, welcher Anteil dieser Leistung bei einem Mikrophon (oder Ohr) ankommt, benotigen wir die Leistung pro Flache, die sog. Schallintensitat I . Die Energiedichte e einer Welle ist aus der Mechanik bekannt (e = 12 !202); damit erhalt man fur die Intensitat der Schallwelle die Beziehung 1 1 p2 / p2: I = cs 02 ! 2 = 2 2 cs 60 5. Akustik Die Schallintensitat hangt also quadratisch vom Schalldruck ab. Um die Abhangigkeit der Schallintensitat vom Abstand von der Schallquelle zu bestimmen, betrachtet man eine isotrope (in alle Richtungen gleiche) Abstrahlung einer punktformigen Schallquelle in den Raum. Da die Intensitat von der durchstrahlten Flache abhangt und diese wie r2 (Kugelache) wachst, kann man leicht einsehen, da die Schallintensitat mit dem Quadrat des Abstandes zur Schallquelle abnimmt: I (r ) = I0 : r2 Diese Abstandsabhangigkeit soll im Versuch 1.1 uberpruft werden. Schallpegel In der Akustik sind Drucke uber viele Groenordnungen relevant. Deshalb benutzt man in der Praxis den sog. Schalldruckpegel oder kurz Schallpegel L, der eine Umrechnung des Schalldrucks bzw. der Schallintensitat in ein logarithmisches Ma darstellt: L = 20 dB log p p0 ! = 10 dB log II 0 mit p0 = 20 Pa bzw. I0 = 10,12 W/m2 (Horschwelle bei 1 kHz). Dieses logarithmische Ma hilft, Schall mit stark unterschiedlichen Intensitaten gleichzeitig auf einer Skala darstellen zu konnen. Es ist das Verhaltnis zweier Schallfeldgroen. Die Groe im Nenner ist eine festgelegte Bezugsgroe. Naturlich bezieht sich L immer auf eine Frequenz bzw. einen Frequenzbereich. Rechnen mit Schallpegeln Da der Schallpegel L eine logarithmische Groe ist, durfen beispielsweise zur Berechnung des Gesamtschallpegels bei der U berlagerung von zwei Schallquellen nicht einfach die Pegel L1 und L2 addiert werden. Vielmehr ist hier mit den physikalischen Groen p bzw. I zu rechnen. Sind bei den zu berechnenden Schallfeldern die exakten Wellengleichungen bekannt, so ist die zu betrachtende Groe der Schalldruck p. Es konnen Interferenzen auftreten, die speziell beachtet werden mussen. Im taglichen Leben (und in diesem Praktikum) werden Sie nur inkoharente Schallwellen (d.h. solche ohne exakt bestimmte Phasenlage) antreen. In diesem Fall ist die Intensitat I / p2 die Groe, mit der gerechnet werden mu. Um beispielsweise den gemeinsamen Pegel zweier gleicher Schallquellen L1 = L2 bzw. I1 = I2 zu berechnen, addiert man die Intensitaten: Iges = I1 + I2 = 2I1. Damit folgt: Lges I I 1 = 10 dB log I = 10 dB log 2 I = 0 0I = 10 dB log I1 + log(2) = L1 + 3; 01 dB 0 Eine Verdopplung der Intensitat I entspricht also einer Zunahme des Schallpegels L um etwa 3 dB; eine Erhohung um 10 dB oder 20 dB bedeutet eine Verzehn- bzw. Verhundertfachung der Intensitat. 5.1 Physikalische Grundlagen Bild 5.2: 61 Querschnitt durch das menschliche Ohr. (aus testo, Schallbel) 5.1.2 Psychoakustik Das menschliche Ohr Abbildung 5.2 zeigt den Aufbau des menschlichen Ohres. Die Ohrmuschel sammelt die Luftschallwellen und leitet sie uber den aueren Gehorgang an das Trommelfell weiter. Diese Teile bilden das Auenohr . Im Mittelohrbereich benden sich in der Paukenhohle Hammer , Ambo und Steigbugel , die durch das Trommelfell in mechanische Schwingungen versetzt werden. Sie verstarken die Schallwellen (Auslenkungen im nm-Bereich!). Auch die Resonanzwirkung des Gehorganges und das ovale Fenster beim U bergang zum Innenohr wirken verstarkend. Die Eustachische Rohre ist die Verbindung vom Mittelohr zum Nasen{Rachen Raum (Druckausgleich). Im Innenohr bendet sich das Hororgan, die Schnecke , Diese ist mit Flussigkeit gefullt und setzt die empfangenen Horimpulse in elektrische Nervenimpulse um, die dann zum Gehirn weitergeleitet werden. Das eigentliche Transformationsorgan ist das Cortische Organ dessen Haarzellen die Fourieranalyse durchfuhren. Im Innenohr bendet sich auch der Vestibularapparat , der dem Gleichgewichtssinn zugeordnet ist. Der Horbereich Die beim Horschall auftretenden Druckschwankungen sind meist sehr gering. Bei einem Normaldruck von 1013 mbar genugen schon A nderungen im Nanobar-Bereich, um eine Reizung des menschlichen Ohres herbeizufuhren. Das menschliche Ohr kann Drucke zwischen 10,5 Pa (untere Horgrenze) und 102 Pa (Schmerzgrenze) wahrnehmen. Kein Megerat kann ohne Umschaltvorrichtung einen derartig groen Bereich (7 Groenordnungen!) darstellen. Fur I0 = 10,12 W/m2 ndet man auch die Bezeichnung Horschwelle. Sie ist die vom menschlichen Ohr gerade noch wahrnehmbare Schallintensitat bei 1 kHz. Der zugehorige Druck ist 20 Pa. Das entspricht einer Bewegung der Luftteilchen von nur 10,9 cm (zum Vergleich: Der Durchmesser des Wasserstoatoms betragt 10,8 cm.). 62 5. Akustik Bild 5.3: Kurven gleicher Lautstarke Ls . (aus VDI, Physik fur Ingenieure) Lautstarkeempnden Die dB{Skala gibt jedoch nicht die genaue Horempndung wieder, da das menschliche Horvermogen frequenzabhangig ist. Bei niedrigen und hohen Frequenzen ist die Empndlichkeit des Ohres geringer, wahrend sie bei etwa 1 kHz maximal ist. Der Schallpegel mu also bei tiefen und hohen Frequenzen sehr viel hoher sein als am Empndlichkeitsmaximum, wenn in allen Fallen eine gleich starke Empndung hervorgerufen werden soll. Der Mastab fur das Lautstarkempnden des Gehors ist die Lautstarke Ls (Einheit phon). Sie ist so gewahlt, da bei einer Schallfrequenz = 1 kHz der Wert der Lautstarke (in phon) gleich dem Schalldruckpegel (in dB) ist. Die Ermittlung der Lautstarke ist somit immer eine Vergleichsmessung. Fuhrt man solche Vergleichsmessungen im gesamten Horbereich durch, so erhalt man Kurven gleicher Lautstarke (siehe Abbildung 5.3). Dabei gibt jede Kurve an, welcher Schallpegel L in Abhangigkeit von der Frequenz notig ist, damit das Ohr eine bestimmte Lautstarke Ls empndet. In diesem Diagramm ist zu sehen, da bei 1 kHz ein Pegel von 70 dB ausreicht, um die gleiche Lautstarke (70 phon) hervorzurufen, wie sie ein Pegel von 80 dB bei 63 Hz erzeugt. Das menschliche Gehor nimmt Lautstarkeunterschiede von Ls = 1 phon gerade noch wahr. Die Horschwelle liegt (fur alle Frequenzen) bei etwa 0 phon. Das subjektive Lautstarkeempnden ist dabei keineswegs linear von der Schallintensitat abhangig. Im Bereich ab 40 phon entspricht eine Verdoppelung der gehorten Lautstarke einer Zunahme von Ls um etwa 10 phon { also einer um den Faktor 10 hoheren Intensitat. Unterhalb 40 phon ist das Ohr empndlicher. Die A-Bewertung Weil das Ohr unterschiedlich empndlich auf verschiedene Frequenzen reagiert, ware die ideale Angabe der Lautstarke eines Gerausches der Wert in phon. Da dessen Bestimmung jedoch relativ kompliziert ist, wird allgemein die Lautstarke in der sog. A-Bewertung angegeben. Dazu wird zu dem gemessenen Schallpegel (dem sog. unbe- 5.1 Physikalische Grundlagen Tabelle 5.3: 63 Beispiele fur Lautstarken leises Flustern 10 Phon deutliche Sprache 50 Phon Dusenugzeug 120 Phon (100 m Entfernung) Diskothek 100{130 Phon Prelufthammer 130 Phon (1 m Entfernung) werteten Schallpegel) eine bestimmte Konstante addiert bzw. davon subtrahiert; Abbildung 5.4 zeigt diese in Abhangigkeit von der Frequenz. Die Angabe des Schallpegels erfolgt dann in der Einheit dB(A). Ein 1 kHz-Ton mit 70 dB entspricht demnach auch 70 dB(A), ein 100 Hz-Ton der gleichen Intensitat jedoch nur etwa 53 dB(A) { weil er entsprechend leiser gehort wird. Aufgrund dieser recht einfachen Umrechnung gelten fur die A-bewerteten Mewerte die gleichen Rechenregeln wie fur die unbewerteten Groen. Neben der A- wurden auch noch B-, C- und D-Bewertungskurven international standardisiert; allerdings entspricht die A-Bewertung bei Lautstarken unter 90 phon (also in dem Bereich, mit dem man meistens zu tun hat) dem Lautstarkeempnden des Menschen am besten. Sie ist deshalb die bei Schallpegelmessungen am haugsten gebrauchte Bewertungskurve; auch in diesem Praktikum werden Sie nur un- und Abewertet messen. 10 Frequenz (Hz) 6300 10000 4000 1600 2500 1000 400 630 160 -10 250 100 63 25 40 Korrekturterme (dB) 0 -20 -30 -40 -50 Bild 5.4: Bewertungskurven fur die A-bewertete Messung 5.1.3 Frequenzanalyse In der Natur treten selten rein harmonische (sinusformige) Schwingungen auf. Musikinstrumente erzeugen zwar in erster Linie einen Sinuston (den Grundton), zusatzlich aber auch Sinusschwingungen, deren Frequenzen ganzzahlige Vielfache der Grundtonfrequenz sind. Diese nennt man die Obertone; ihre Zusammensetzung hangt von der Bauform des Klangkorpers ab und ist charakteristisch fur jedes einzelne Instrument. 64 5. Akustik Tabelle 5.4: Klassikation von Schallwellen nach Frequenz und Amplitude Ton sinusformige Schwingung mit konstanter Amplitude. Die Tonhohe wird durch die Frequenz, die Tonstarke durch das Quadrat der Schwingungsamplitude bestimmt. (vgl. Abb. 5.5, oben links) Klang periodische, nicht rein sinusformige Schwingung, die durch die U berlagerung des Grundtons mit verschiedenen Obertonen zustande kommt. Gerausch vollkommen unperiodischer Schwingungsvorgang. (vgl. Abb. 5.5, mitte rechts) Knall kurzer Schallimpuls, der Schwingungen eines weiten Frequenzbereiches enthalt. Die Amplitude fallt rasch ab. Gerausche und gesprochene Sprache sind U berlagerungen einer groen Anzahl von Frequenzen, deren Zusammensetzung sich im zeitlichen Verlauf standig andert. Die vom Ohr wahrgenommenen Schallwellen klassiziert man nach ihrem Frequenzspektrum und dem zeitlichen Verlauf ihrer Amplitude (siehe Tabelle 5.4). Grundlagen der Fourier-Analyse Mathematisch lat sich beweisen, da man jedes beliebige, auch nicht periodische Signal aus (unendlich vielen) harmonischen Schwingungen zusammensetzen kann. Dies nennt man die Fourier-Synthese . Die Fourier-Analyse ist die Umkehrung der Fourier-Synthese: Mit ihr kann man aus der per Mikrofon aufgezeichneten Schwingung die enthaltenen Frequenzanteile errechnen. Ist das Signal selbst periodisch, so enthalt es neben der Grundschwingung, die dieselbe Frequenz wie das Signal besitzt, nur Oberschwingungen, deren Frequenzen ganzahlige Vielfache der Grundfrequenz sind. In diesem Fall spricht man von einer Fourier-Reihe. In Abbildung 5.5 sind verschiedene periodische Signale und ihre zugehorigen Frequenzspektren (Fourier-Spektren) abgebildet. Im Versuch 2 werden Sie die Fourier-Spektren von verschiedenen Gerauschen und Klangen und ihre Veranderung mit der Zeit untersuchen. Verwendet wird die sog. Fast-Fourier-Transformation (FFT), die auf einem Computer in sehr kurzer Rechenzeit brauchbare Ergebnisse liefert. Ein optisches Analogon der Fourier-Analyse ist das Prisma, mit dem sich das weie Sonnenlicht in seine Spektralanteile zerlegen lat. Die Schwebung Die einfachste Form von U berlagerungen ist die Schwebung. In Versuch 2.2 werden Sie mit Stimmgabeln zwei harmonische Wellen erzeugen und ihre U berlagerung untersuchen. Abbildung 5.6 zeigt qualitativ die beiden (gleichlauten) Schwingungen mit den 5.1 Physikalische Grundlagen Bild 5.5: 65 Zeitlicher Verlauf einiger akustischer Signale sowie die zugehorigen FourierSpektren 66 5. Akustik Frequenzen 1 = T1,1, 2 = T2,1, deren Summe eine Welle mit der Frequenz 0 = (T 0),1 ergibt. Diese schwillt mit der Schwebungsfrequenz s = (Ts),1 an und ab. Es gilt: + 2 0 = 1 s = 1 , 2 2 Bild 5.6: Schwebung. Im oberen Bild sind zwei harmonische Schwingungen mit leicht unterschiedlicher Frequenz aufgetragen, unten ihre Summe. Beachten Sie, da Ts keine echte Schwingungsdauer, sondern nur die Zeit zwischen zwei Minima der Schwebung darstellt! Die Summe der beiden Wellen lat sich dann schreiben als: f (t) = f1(t) + f2(t) = cos(21t) + cos(22t) = 2 cos(2 0t) cos(2 2s t): Im letzten Ausdruck der rechten Seite stellt der erste Kosinus die Schwingung dar, der zweite die Modulation mit der Schwebungsfrequenz. 5.2 Metechnik 5.2.1 Schalldetektion Im Rahmen des Versuchs werden Sie zwei Gerate zur Detektion von Schall benutzen. Das Mikrophon gehort zu den elektroakustischen Wandlern, d.h. es wandelt den Schalldruck in elektrische Spannung um. Im Versuch wird als Memikrophon ein Kondensatormikrophon verwendet. Eine hauchdunne metallische Membran bildet mit dem Mikrofongehause einen Kondensator, dessen Kapazitat sich je nach Auslenkung der Membran andert. Die Spannung am Kondensator wird konstant gehalten, so da je nach Membranbewegung ein Be{ bzw. Entladestrom iet, der mittels eines Widerstandes in eine mebare Spannung umgewandelt wird. Diese ist dann in erster Naherung proportional zur Geschwindigkeit der Membran und somit zur Geschwindigkeit der Luftteilchen. Zur quantitativen Messung von Schallpegeln verwendet man das Schallpegelmegerat. Es besteht im wesentlichen aus einem Mikrophon und einem Eektivwertdetektor, der 5.2 Metechnik 67 die Signale des Mikrophons in Schallpegel umrechnet. Fur bewertete Messungen kann ein Bewertungslter vor den Detektor geschaltet werden. Eine schematische Darstellung der Komponenten eines Schallpegelmegerates zeigt Abbildung 5.7. U bersteuerungsdetektor Mikrofon j Vorverstarker Bewertungslter Halteschaltung Verstarker Eektivwertdetektor Anzeige 93.7 Zeitkonstanten \F"/\S" Bild 5.7: Schematischer Aufbau eines Schallpegelmegerates (nach testo, Schallbel) 5.2.2 Meprobleme Schall hat die Eigenschaft, sich an Wanden, Decken und am Korper des MegeratBenutzers zu reektieren. Dadurch konnen Mefehler auftreten. Folgende Regeln sind zu beachten: Das Mikrophon des Megerates mit sehr gerichtet und mu daher immer auf die Schallquelle zeigen. Das Mikrophon soll mindestens 30 cm vom Korper gehalten werden, um Reexionen am Korper zu vermeiden. Ideal ware ein in Richtung der Schallquelle ausgestreckter Arm. Wesentlich von Vorteil ist deswegen ein abnehmbares Mikrophon. Schallpegel{Megerate sind zur Messung im Freifeld konzipiert. Von einem Freifeld spricht man, wenn sich keine storenden Gegenstande im Schallfeld benden und somit eine freie Schallausbreitung gewahrleistet ist. In der Praxis spricht man auch dann von einem Freifeld, wenn die Reexionen so schwach sind, da sie gegenuber dem direkten Feld der Schallquelle nicht mehr ins Gewicht fallen. In einem geschlossenen Raum kann es zu Reexionen an den Wanden, der Decke und den Einrichtungsgegenstanden kommen. Das dadurch entstehende Feld nennt man Nachhallfeld. Beispiel: Buroraum mit Teppichboden, Vorhangen und Stellwanden ! Freifeld 68 5. Akustik Kellerraum mit Betonwanden, ohne Moblierung, sehr stark hallend ! Nachhallfeld In den Raumen des Praktikums werden Sie ein Mittel zwischen diesen beiden Extremen vornden. In geringem Abstand zur Schallquelle werden Sie ein gutes Freifeld messen konnen. Da die Intensitat des direkten Schalls mit der Entfernung von der Schallquelle abnimmt, wahrend das Nachhallfeld im gesamten Raum etwa konstant ist, wird letzteres ab einem gewissen Abstand von der Schallquelle uberwiegen. Diesen Abstand nennt man Hallradius. Auerhalb des Hallradius hangt dann der gemessene Schallpegel nicht mehr vom Abstand zur Schallquelle ab. 5.3 Einfuhrung und Demonstrationen Bevor Sie mit den Experimenten beginnen, wird der Betreuer Ihnen einige Fragen zum Inhalt des Praktikums stellen, Ihnen einiges erklaren, und mit Ihnen eine einfuhrende Messung durchfuhren. 5.3.1 Das Kundtsche Rohr Das Kundtsche Rohr dient zum Nachweis stehender Wellen in Luft und anderen Gasen. Es eignet sich auch dazu, Wellenlangen zu bestimmen. Das Rohr wird mit wenig Korkpulver befullt, und an einem Ende mit einem Schieber verschlossen. In das andere Ende blast man mit einer Pfeife hinein, um eine stehende Welle zu erzeugen. Mit dem Schieber wird wahrend des Versuches die schwingende Lange des Rohres auf ein Vielfaches der halben Wellenlange eingestellt. (Warum?) Wegen der Reexion der Schallwelle am Schieber bildet sich dabei im Rohr eine stehende Welle aus. An ihren Bauchen bewegt sich die Luft besonders stark, an den Knoten dagegen kaum. Deshalb sammeln sich die Korkteilchen an den Knoten der Welle. Neben diesem Eekt werden Sie noch kleinere Wellen sehen. Diese kann man auf Wirbelbildungen im Rohr zuruckfuhren. Vermessen Sie nun die Wellenlange im Rohr und bestimmen Sie mit Hilfe des Computers und des Programms Analyse die Frequenz der Pfeife. Dabei wird Ihnen der Betreuer die Bedienung des Systems demonstrieren. Schatzen Sie aus diesen Daten die Schallgeschwindigkeit in Luft ab. 5.3.2 Das menschliche Ohr An einem Modell des menschlichen Ohres wird Ihnen Ihr Betreuer den Horvorgang erklaren. Siehe hierzu auch Abschnitt 5.1.2. 5.4 Versuchsdurchfuhrung Hier sind die Experimente beschrieben, die Sie wahrend des Praktikums durchfuhren sollen. 5.4 Versuchsdurchfuhrung 69 Tragen Sie alle Meergebnisse und Rechnungen in Ihr Protokollbuch ein und beantworten Sie auch die gestellten Fragen dort. 5.4.1 Ausbreitung von Schall In diesem Teil sollen Sie sich mit den grundlegenden Eigenschaften der Ausbreitung des Schallfeldes einer punktformigen Quelle beschaftigen. Abstandsabhangigkeit der Intensitat In diesem ersten Versuch sollen Sie bestimmen, wie die Intensitat des Schallfeldes einer punktformigen Schallquelle vom Abstand von dieser Quelle abhangt. 1. Verwenden Sie den Kassettenrekorder als Schallquelle, als Signal dient das Terzpegelrauschen am Anfang der Praktikumskassette. Stellen Sie den Kassettenrekorder auf die Seite, so da der Lautsprecher oben steht. Drehen Sie den Lautstarkeregler auf Maximum. 2. Zum Messen der Schallintensitat dient das Schallpegelmegerat mit dem dazugehorigen Mikrophon. Montieren Sie das Mikrophon so auf einen Reiter der Dreikantschiene, da es genau so hoch wie der Lautsprecher steht (Ziehen Sie dazu die Gewindestange mehr oder weniger weit aus dem Schaft.) 3. Messen Sie die Schallintensitat I in verschiedenen Abstanden x von der Schallquelle. Beginnen Sie bei x = 4cm und fahren Sie in 1cm-Schritten fort. Ab 10cm genugt es, wenn Sie in 2cm-Schritten weitermachen. Messen Sie solange, bis Sie an drei verschiedenen Stellen in etwa den gleichen Pegel ermitteln. Verschieben Sie dazu den Reiter auf der Dreikantschiene und lesen Sie auf der Skala die Entfernung ab. Der Abstand zwischen Lautsprechermembran und -gitter ist auf dem Kassettenrekorder angegeben. Zum Schallpegelmegerat: Verwenden sie die Einstellungen langsam und linear. Fangen Sie im hochsten Mebereich 90 an, und verringern Sie ihn solange (erst 60, dann 30), bis Sie einen deutlichen Zeigerausschlag sehen konnen. Der Mewert ergibt sich als Summe der Mebereichsbasis (30dB, 60dB oder 90dB) und des an der Skala abgelesenen Wertes. Verwenden Sie den Spiegel oberhalb der Skala um den Wert parallaxenfrei abzulesen. Schauen Sie dazu so auf das Megerat, da der Zeiger sein Spiegelbild verdeckt. 4. Zeichnen Sie ein doppelt-logarithmisches x-I -Diagramm. Beachten Sie dabei, da Ihre Schallpegelwerte (in dB) die Schallintensitat bereits logarithmiert wiedergeben. Versuchen Sie durch die Skalierung der Achsen das Papier moglichst gut 70 5. Akustik auszunutzen. Es mu dabei weder der Nullpunkt der Intensitat noch der des Ortes in dem Diagramm zu sehen sein. 5. Beschreiben und erklaren Sie den Verlauf der Kurve. Schatzen Sie den Hallradius rHall der Versuchsanordnung ab. Schallgeschwindigkeit in Luft Die Schallgeschwindigkeit soll aus der Laufzeit eines Schallsignals in Luft bestimmt werden. 1. Verwenden Sie die Dreikantschiene als Laufstrecke und die beiden auf Reitern montierten, kleinen, weien Mikrophone. 2. Zum Messen der Laufzeit dient das Programm Schallgeschwindigkeit. Nach dem Einschalten des Rechners loggen Sie sich als Benutzer Akustik ohne Pawort ein. Es erscheint dann automatisch das Hauptmenu, in dem Sie zwischen den Programmen Analyse und Schallgeschwindigkeit wahlen oder das Programm beenden konnen. Drucken Sie den Button Schallgeschwindigkeit, um dieses Modul zu starten. 3. Messen Sie die Schallaufzeit fur eine Strecke von l = 5cm 4. Stellen Sie dazu die beiden Mikrophone in diesem Abstand voneinander auf. 5. Starten Sie die Messung, indem Sie den Button Messung drucken. 6. Sie haben nun 5 Sekunden Zeit, ein Schallsignal durch den Zusammensto der beiden Metallkugeln zu erzeugen. Achten Sie dabei insbesondere darauf, da die Klickstelle und die beiden Mikrophone auf einer Geraden liegen, denn nur dann ist die Strecke zwischen den Mikrophonen gleich dem Weg des Schallsignals. 7. Nach Ablauf der 5 Sekunden Aufnahmedauer zeigt das Programm die von den beiden Mikrophonen registrierten Signale an. Es erkennt dabei automatisch, wann exakt der Knall registriert wurde und stellt am Bildschirm nur den relevanten Ausschnitt der Signale dar. Sie sollten daher zwei zuerst ruhige Signale sehen, die (zeitlich leicht versetzt) plotzlich heftig ausschlagen. Wiederholen Sie die Messung, falls der Knall nicht eindeutig zu identizieren sein sollte. Suchen Sie in den beiden Signalen zwei sich entsprechende Stellen (z.B. jeweils das erste Maximum) und markieren sie diese mit den beiden Markern. Lesen Sie die Zeitdierenz ab. Die Zeiten (die x-Achse ist die Zeitachse) werden in Sekunden angegeben. Dahinter steht eventuell eine Einheit, z.B. m fur Milli- und u fur Micro. 123.4m bedeutet also 123,4 Millisekunden oder 0,1234 Sekunden. 5.4 Versuchsdurchfuhrung 71 Mit dem Button Skalierung konnen Sie die Darstellung der Kurve auf dem Monitor optimieren. Die Skalen werden dann automatisch so eingeteilt, da die Kurven die ganzen Fenster einnehmen. 8. Wiederholen Sie diese Messung (Schritte (4) bis (7)) fur Abstande von l = 10cm, 20cm, 40cm, 60cm, 70cm und 80cm. 9. Zeichnen Sie ein Weg-Zeit-Diagramm auf Millimeterpapier und berechnen Sie aus den gemessenen Werten die Schallgeschwindigkeit. Hinweis: Das Programm erkennt den Klick anhand eines Triggers. Sollten Sie Probleme haben, weil der Trigger nicht auslost, andern Sie den Wert im Feld Trigger. Fragen Sie dazu Ihren Betreuer. 5.4.2 Analyse von Schall Im zweiten Teil des Praktikums sollen Sie die Wellennatur von Schall und typische Wellenphanomene wie die U berlagerung zweier Wellenfelder kennenlernen. Einfuhrung in die Fourier-Analyse Machen Sie sich mit dem Programm Analyse und der Fourier-Analyse vertraut. Lassen Sie sich dazu von Ihrem Betreuer drei Stimmgabeln geben, von denen sich zwei untereinander um ca 50Hz und von der dritten um etwa 90Hz bis 120Hz. unterscheiden sollen. 1. Starten Sie das Programm Analyse. (Beenden Sie das Programm Schallgeschwindigkeit, wenn Sie es noch nicht getan haben, um ins Hauptmenu zuruckzukommen.) 2. Schlagen sie eine Stimmgabel an und setzen Sie sie auf die Holzkiste auf. Richten Sie das groe Mikrophon auf den Resonanzkorper und schalten Sie es ein. 3. Mit dem Button Aufnahme konnen Sie die Aufnahme starten. Es werden durchgangig ca. 50ms lange Samples aufgenommen und (fast) in Echtzeit Fourieranalysiert. Im Fenster Signal wird das Schallsignal und im Fenster Spektrum das berechnete Fourier-Spektrum angezeigt. Wenn Sie ein schones Signal (Sinus-Signal mit einem Peak im Spektrum) sehen, konnen Sie durch erneutes Drucken des Aufnahme-Buttons die Aufnahme anhalten. 4. Messen Sie mit Hilfe des Markers im Fenster Signal die Dauer einer vollen Schwingung. (Messen Sie zum Beispiel den Abstand zwischen zwei benachbarten Maxima.) Es steht allerdings nur ein Marker zur Verfugung, so da Sie zweimal messen und die zwei Zeiten voneinander abziehen mussen. Berechnen Sie daraus die Frequenz der Schwingung. 72 5. Akustik 5. Lesen Sie nun (ebenfalls mit Hilfe eines Markers) im Fenster Spektrum die Frequenz der Schwingung ab. 6. Vergleichen Sie nun die unter Punkt (4) berechnete und die unter (5) abgelesene Frequenz mit der auf der Stimmgabel angegebenen. 7. Wiederholen Sie die Schritte (2) bis (6) nun fur die anderen beiden Stimmgabeln. 8. Versuchen Sie, aus den Ergebnissen die Grenzen der Leistungsfahigkeit des Programms zu erkennen. Diese konnen Sie bei guter Kenntnis der Fourier-Analysis vielleicht selbst erklaren. Fragen Sie anderenfalls Ihren Betreuer. Schwebungen Nun sollen Sie zwei reine Sinustone zu einer Schwebung uberlagern. Stimmgabeln als Musterbeispiel Mit den Stimmgabeln aus dem vorigen Versuch sollen Sie nun Schwebungen erzeugen und charakterisieren. 1. Schlagen Sie die zwei ahnlichen Stimmgabeln an und setzen Sie sie zusammen auf den Resonanzkorper auf. 2. Starten Sie wie vorhin die Aufnahme. 3. Um die Schwebung moglichst schon zu sehen, sollten Sie das Mikrophon von oben auf die Kiste richten, und links und rechts davon je eine Stimmgabel stellen. Bewegen Sie die Stimmgabeln so lange zum Mikrophon hin oder von ihm weg, bis beide Peaks im Fenster Spektrum in etwa gleich hoch sind und stoppen Sie dann die Aufnahme, wenn Sie die Schwebung gut sehen. 4. Beschreiben Sie das Spektrum (eventuell unter Angabe von Frequenzen, die Sie wie oben mit dem Marker messen konnen) und damit die Art der U berlagerung. 5. Messen Sie mit dem Marker im Fenster Signal die Dauer der Schwebung und bestimmen Sie so die Schwebungsfrequenz. 6. Bestimmen Sie ebenso die Schwingungsfrequenz indem Sie die Schwingungsdauer messen. Welcher grundsatzliche Unterschied besteht zwischen Schwebungs- und Schwingungsfrequenz ? 7. Berechnen Sie zum Vergleich die Schwebungs- und die Schwingungsdauer aus den Frequenzangaben auf den beiden Stimmgabeln. 8. Beschreiben Sie kurz, was Sie horen. Welche Frequenz(en) haben der Ton oder die Tone, die Sie horen ? 5.4 Versuchsdurchfuhrung 73 9. Drucken Sie das Signal und das Spektrum aus, indem Sie den Druck-Button betatigen. Zeichnen Sie die Schwebungs- und die Schwingungsdauer in den Ausdruck ein. 10. Wiederholen Sie die gesamte Aufgabe (Schritte (1) bis (9)) mit einer anderen Stimmgabelkombination. Schwebungsfrequenz im horbaren Bereich Tiefe Tone sind uber groe Entfernungen weiter horbar als hohe. Deswegen mochte man Schisbruchigen eine Pfeife mitgeben, die moglichst tiefe Tone erzeugt. Wollte man einen tiefen Ton direkt erzeugen, wurde die Pfeife (Orgelpfeife) sehr unhandlich. 1. Als Signal dient hier eine Rettungspfeife, wie sie an Schwimmwesten getragen wird. Nehmen Sie wie oben das Signal auf. Das ist jedoch nicht ganz einfach und verlangt ein gewisses Geschick. 2. Messen Sie die Einzelfrequenzen und berechnen Sie Schwebungs- und Schwingungsfrequenz. Welche Frequenz(en) liegen im horbaren Bereich? 3. Drucken Sie auch hier wieder das Signal aus und zeichnen Sie die Schwingungsund Schwebungsdauer ein. 4. Was horen Sie ? Konnen Sie die beiden hohen Frequenzen noch (vielleicht sogar getrennt) wahrnehmen? Das Mehrfrequenzwahlverfahren als Anwendung Das Mehrfrequenzwahlverfahren (MFV) ist eine Anwendung der Schwebung in der Signaltechnik. Die Anrufbeantworterfernabfrage ist nichts anderes als das Wahlmodul eines modernen Telephons, das die Signale nicht direkt auf die Leitung gibt, sondern per Lautsprecher horbar macht, damit diese von einem anderen Telephon aus in die Leitung eingespeist werden konnen. 1. Messen Sie die Einzelfrequenzen der von den einzelnen Tasten erzeugten Signale und versuchen Sie, das hinter dem MFV stehende System zu erkennen. Sie mussen dazu nicht unbedingt alle Tasten ausprobieren. 2. Sobald Sie das System verstanden haben lassen Sie sich von einem Kollegen eine Taste vorspielen und erraten Sie diese anhand der vom Computer vorgenommenen Frequenzanalyse. Tone, Klange und Gerausche Tone Mit Tonen hatten Sie ja schon reichlich zu tun. Was genau ist ein Ton? Pfeifen Sie in das Mikrophon und betrachten Sie das Spektrum Ihres Pfeifens. Wurden Sie das Pfeifen als Ton bezeichnen? 74 5. Akustik Klange Nehmen Sie Signal und Spektrum folgender Klange, die Sie auf der Praktikumskasette nden, auf. Stoppen Sie dazu die Aufnahme dann, wenn ein stabiles Spektrum zu erkennen ist. Versuchen Sie bei den Instrumenten, einen reinen Ton zu erwischen. Passen Sie den angezeigten Bereich des Spektrums so an, da Sie alle Frequenzanteile des Signals sehen konnen. Charakterisieren Sie die Spektren kurz und drucken Sie sie aus. 1. Zwei Rechtecksignale mit unterschiedlichen Frequenzen Warum sieht das Rechtecksignal auf dem Computer gar nicht so \rechteckig" aus? 2. Bratsche 3. Cello 4. Querote 5. Singen Sie in das Mikrophon. Schaen Sie es, einen sauberen Klang zu singen? 6. Wenn Sie sich (freiwillig) noch andere Klange "ansehen\ wollen, nden Sie auf der Praktikumskassette noch die Klange von drei verschiedenen Weinglasern und einer Rohrenglocke. Gerausche Rauschen ist nicht gleich Rauschen. Man kann verschiedene Arten von Rauschen nach ihrer spektralen Zusammensetzung unterscheiden. 1. Beobachten Sie die Spektren von "rosa\ und "weiem\ Rauschen eine Zeit lang, drucken Sie die beiden Spektren aus und vergleichen Sie sie. Die Frequenzachse sollte dabei die Frequenzen bis etwa 6 kHz umfassen. 2. Wenn Sie Zeit haben konnen Sie auch noch die Pegel in den Oktavbandern mit dem Schallpegelmegerat ermitteln. Fragen Sie dazu Ihren Betreuer. 3. Vergleichen Sie die beiden Spektren und versuchen Sie die Begrie "rosa\ und wei\ zu erklaren. "Tip: Aus welchem anderen Bereich der Physik kommen diese Begrie? Was bedeuten Sie dort? 4. Vergleichen Sie auch die beiden Horeindrucke. Nach der Denition ist auch die menschliche Stimme ein Gerausch. Sprechen Sie in das Mikrophon und bestimmen Sie die Tonlage Ihrer Stimme. 5.4.3 Rezeption von Schall - Psychoakustik Im letzten Teil des Praktikums sollen Sie die Rezeption des Schalls durch den Menschen und die Problematik einer zu hohen Larmbelastung kennenlernen. 5.4 Versuchsdurchfuhrung 75 Audiometrie In der Audiometrie wird Ihr Gehor getestet. Sie bekommen einen Ton mit einer festen Frequenz vorgespielt, der so lange lauter wird, bis Sie ihn wahrnehmen. Hortest Testen Sie mit dem Audiometer ein Ohr. (Siehe Audiometeranleitung). Zeichnen Sie dabei ein Frequenz-Lautstarke Diagramm Ihrer Horschwelle. In jeder Gruppe ubernimmt ein Praktikant die Rolle des Arztes und der andere die des Patienten. Larmschutz Untersuchen Sie nun die Wirksamkeit von Ohrenstopseln, die z.B. in der Produktion als Gehorschutz dienen. Die Wirksamkeit von Gehorschutzeinrichtungen wird durch die Dampfung charakterisiert, unter der man die Abschwachung des Schallsignals versteht, die die jeweilige Gehorschutzeinrichtung bewirkt. So bedeutet eine Dampfung um z.B. 25 dB, da ein Schallsignal von ursprunglich 50 dB bzw. 125 dB nach der Dampfung nur noch einen Schallpegel von 25 dB bzw. 100 dB hat. 1. Benutzen Sie einen Ohrenstopsel in dem Ohr, das Sie vorher getestet haben. Warten sie nach dem Einfugen des Gehorschutzes in den Gehorgang ca. funf Minuten, bis er sich an Ihren Gehorgang angepat hat und diesen wirklich dicht verschliet. 2. Fuhren Sie mit diesem Ohr den Hortest noch einmal durch. 3. Ermitteln Sie die Dampfungscharakteristik des Gehorschutzes, indem Sie fur jede Frequenz die Dampfung ausrechnen. Um die Dampfung durch den Gehorschutz zu kompensieren mu die Schallquelle einige dB lauter sein. Ihre (gemessene) Horschwelle liegt daher um diesen Betrag hoher als bei der Messung ohne Ohrstopsel. 4. Zeichnen Sie ein Frequenz-Dampfungs-Diagramm. In welchem Frequenzbereich ist die Dampfung am starksten ? Gehorschadigung Dieser Versuch ist freiwillig. Wenn Sie wollen, konnen Sie das Frequenz-Lautstarke-Diagramm aufnehmen, nachdem Sie Ihr Gehor vorubergehend geschadigt haben, und die Art der Schadigung beschreiben. Fragen Sie dazu Ihren Betreuer. Larmbelastung Messen Sie verschiedene Gerauschkulissen auerhalb des Praktikumsraumes, z.B. in einem Horsaal, in einer Maschinenhalle, in der Cafeteria, auf der Strae oder in einem anderen Raum mit dem Schallpegelmegerat in A- und unbewerteter Messung. 76 5. Akustik 5.5 Aufgaben und Fragen Beantworten Sie in Ihrem Versuchsprotokoll folgende Fragen: 1. Zur Schallwelle : Welche Wellenlange hat ein Sinuston von 100 Hz, 440 Hz, 1 kHz, 10 kHz in Luft? 2. Zum Schallpegel : Ein Motorrad erzeuge einen Schalldruckpegel von 80 dB(A) (a) Welchen Schallpegel erzeugen zwei Motorrader? (b) Wie viele Motorrader erzeugen einen Schallpegel, der als doppelt so laut (d.h. ca. 90 dB(A) ) empfunden wird? 3. Zum Schalldruck : Welcher Schalldruck p und damit welcher Schallpegel L herrschen in einem (theoretisch) absolut ruhigen Raum (d.h. bei keiner noch so geringen Bewegung der Luft)? 4. Zur Lautstarkewahrnehmung : Um welchen Faktor mu der Schalldruck p bei der Frequenz 31,5 Hz groer sein als bei 1 kHz, damit man den Ton gerade noch hort (Vgl. Abbildung 5.3)? 5. Zur Schwebung : Sie uberlagern zwei gleichlaute Schallquellen, die jeweils harmonische Schwingungen mit 1 = 999 Hz und 2 = 1000 Hz aussenden. Wie lautet die Schwingungsfrequenz, wie die Schwebungsfrequenz der resultierenden Schwebung? Welche Frequenz hat der Ton, den Sie horen? Wie oft pro Sekunde schwillt dieser an? 6. Zur Bewertung von Schallpegelmessungen : Bei welchen Anwendungen ist die Angabe von bewerteten Pegeln (in dB(A) oder phon) sinnvoll, bei welchen die unbewertete Messung? 7. Zum Kundtschen Rohr : Zeichnen Sie eine Skizze des Kundtschen Rohres mit Sandbergen. Zeichnen Sie auch die Schallwellen ein und berechnen Sie aus der Demonstrationsmessung die Schallgeschwindigkeit in Luft. 8. Zur Schallgeschwindigkeit in verschieden Gasen : Erklaren Sie den "Mickey-Mouse\-Eekt beim Einatmen von leichten Gasen wie Wassersto oder Helium.