Arbeitskreis für Ernährungsforschung Info Vegetarische Ernährung

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Arbeitskreis für Ernährungsforschung
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4/06
Vegetarische Ernährung immer beliebter
Das Land mit den meisten Vegetariern ist Indien mit ungefähr 20 %. England ist in Europa führend mit
10 % gefolgt von der Schweiz mit 9 % und Deutschland mit 8 %. In den USA gibt es etwa 4 % Vegetarier mit steigender Tendenz gerade bei jüngeren Menschen. Die vegetarische Ernährung ist gesellschaftsfähig geworden, in fast jedem Restaurant gibt es mindestens ein vegetarisches Gericht, das
Angebot an vegetarischen Lebensmitteln steigt. Seit einigen Jahren gibt es ein europäisches Vegetarismus-Label, das auf ovo-lakto-vegetarischen oder veganen
Produkten stehen kann. Anfang des 20 Jh. war die Pflanzenbutter (Pflanzenmargarine) eine Innovation, heute sind es milchähnlich aussehende Drinks von Soja
und Getreide sowie eine Vielzahl von Brotaufstrichen. Manche „Neu-Vegetarier“
greifen gern zu „fleischähnlichen“ Sojawürstchen, Hefepasteten, Weizeneiweißwurst oder Pilzpasten, die noch Anklang an den Geschmack tierischer Produkte
haben. Daneben bietet z.B. die indische Küche viele vegetarische Rezepte mit Hülsenfrüchten oder
die Mittelmeerküche mit den Gemüseaufstrichen in Olivenöl wie Bruschetta.
Die vegetarische Ernährung ist übrigens eine sehr alte Ernährungsform. Früher praktizierte man sie
aus religiösen Gründen, da so eine spirituelle Lebensweise leichter war. Gerade im Hinduismus mit
der Jogikultur ist sie verbreitet, aber auch bei buddhistischen Gruppen. Der buddhistische Mönch darf
kein Tier töten oder für den Tod eines Tieres verantwortlich sein. Allerdings kann er eine ihm angebotene eine Fleischspeise mitessen. Im Christentum kennt man den fleischfreien Freitag als Vorbereitung auf den Sonntag und die fleischfreie Fastenzeit vor Ostern, die ebenfalls religiöse Gründe hat.
Der Verzicht auf Fleisch erfolgte, um keinen Warmblütler mit beseeltem Blut zu verzehren, weil die
Begierden im beseelten Blut die Menschen von der religiösen Andacht ablenken würden. Fisch als
Kaltblütler galt als frei von Begierden im Blut, ebenso Milch, Eier und Honig. Seit dem 19.Jh entstanden viele vegetarische Gesellschaften in Europa. Alternative Ärzte wie z.B. M. O. Bircher Benner erkannten zuerst die gesundheitlichen Vorteile der vegetarischen Kost. Seit den drei großen VegetarierStudien in den achtziger Jahren des 20. Jh. wurde auch Kritikern deutlich, dass Vegetarier viele gesundheitliche Vorzüge aufweisen wie normale Blutfett- und Cholesterinwerte, normalen Blutdruck,
große Nierenbelastbarkeit, weniger Infekte wie Erkältungen, normales Körpergewicht und weniger
Verstopfung. Neue amerikanische Studien belegen diese Erkenntnisse und sehen auch keinen Mangel an Eisen, Calcium oder Eiweiß (http://www.eatright.org/ada/files/veg.pdf). Nur bei Veganern (tierisch eiweißfreie Kost, auch ohne Milch und Honig) ist – vor allem beim Verzehr industriell produzierter
Nahrung – auf Vitamin B 12 zu achten. Der Frischkost können dagegen noch Vitamin B 12 Reste von
Mikroorganismen anhaften (z.B. krause Petersilie).
Wichtig ist, dass sich jeder frei für solche Ernährung entscheidet, damit er nicht seelisch dem Fleisch
nachtrauert, denn gerade dies ist nicht gesund. Heute kennt man auch „fakultative“ Vegetarier, die mal
oder phasenweise ein Fischgericht oder Gemischtkost essen.
Neben der eigenen Gesundheit hilft die vegetarische Ernährung auch der Umwelt: die Massenproduktion an Tieren wird reduziert, weniger Gülle überdüngt die Äcker. Vegetarische Kost und ökologisches
Bewusstsein kamen im 20 Jh. zuerst bei der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise zusammen
(Demeter). Dies beruhte auf der Herkunft der Anthroposophie aus der Theosophischen Gesellschaft
und der vegetarischen Lebensreformbewegung. Später empfahlen auch die vegetarischen Gesellschaften Öko-Lebensmittel.
Literatur:
Petra Kühne: Vegetarische Ernährung und Anthroposophie. Literaturstudie. Bad Vilbel 2005. Euro 5,-
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