Wasser, Armut und Klimawandel Elke Herrfahrdt-Pähle und Imme Scholz Der Beitrag befasst sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt und die Wasserverfügbarkeit in Entwicklungs- und Schwellenländern. Der Schwerpunkt liegt auf der Darstellung der Effekte des Klimawandels auf Afrika. Dabei stehen die sozialen Implikationen für die armen Bevölkerungsschichten und die Auswirkungen auf die Armutsbekämpfung im Mittelpunkt der Betrachtung. Klimawandel, Wasser, Armutsbekämpfung, Entwicklungspolitik S eit einigen Monaten ist das Thema Klimawandel aus den Medien und der Berichterstattung in Deutschland und Europa nicht mehr wegzudenken. Hierbei sind insbesondere der sogenannte Stern-Bericht, der die ökonomischen Folgekosten des Klimawandels auf zwischen fünf und zwanzig Prozent des globalen Bruttosozialprodukts beziffert, sowie die Veröffentlichung des Vierten Sachstandsberichts des Intergovernmental Panel for Climate Change (IPCC) der Vereinten Nationen hervorzuheben. Weitere Beachtung wurde dem Thema im Sommer 2007 im Rahmen des G8-Gipfels unter deutscher Leitung in Heiligendamm zuteil. Ein anderes Schwerpunktthema in diesem Rahmen war die Armutsbekämpfung in Afrika und damit Themen wie der G8-Afrika-Aktionsplan, der Fortschritte in den Bereichen Frieden und Sicherheit, gute Regierungsführung, Entwicklung der Privatwirtschaft und Wasserversorgung vorsieht, die Erhöhung der Entwicklungshilfe für Afrika und die Afrika-Initiative der G8 zur Bekämpfung von Malaria, TuberkuElke Herrfahrdt-Pähle, geb. 1974, Volkswirtin, Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik. Schwerpunkte: Wassermanagement und Anpassung an den Klimawandel insb. in Zentralasien und Afrika. E-Mail: [email protected] Dr. Imme Scholz, geb. 1964, Abteilungsleiterin am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik. Schwerpunkte: Klimapolitik und nachhaltige Entwicklung insb. in Lateinamerika und Asien. E-Mail: [email protected] WeltTrends 57 (Winter) • 15. Jahrgang • 2007/2008 • S. 23–37 • © WeltTrends 24 Elke Herrfahrdt-Pähle und Imme Scholz lose und AIDS. Es ist jedoch nach wie vor selten, dass die beiden Themen Armutsbekämpfung und Klimawandel verknüpft und die Auswirkungen des Klimawandels in Afrika systematisch in Armutsbekämpfungsstrategien berücksichtigt werden. Es ist das Ziel dieses Beitrags, im Hinblick auf die Ressource Wasser hierzu einige grundlegende Überlegungen anzustellen. Die Analysen des IPCC zeigen, dass wir bis Ende des Jahrhunderts von einer deutlichen Erhöhung der durchschnittlichen globalen Temperaturen ausgehen müssen.1 Die Schätzungen beziehen sich auf Werte zwischen 1,8 und 6,4°C, mit denen klimatische, ökologische, soziale und ökonomische Auswirkungen sehr unterschiedlicher Intensität und Reichweite verbunden sind. Schon heute hat die Variabilität von Niederschlägen und die Frequenz von Dürren, Überschwemmungen und Hitzewellen sowie die Intensität extremer Wetterereignisse deutlich wahrnehmbar zugenommen. So konnte bereits für die mittleren und höheren Breitengrade der Nordhalbkugel eine Zunahme des Niederschlags um 5 bis 10% festgestellt werden, während man für die Tropen und Subtropen sowie für die mittleren Breiten der Südhalbkugel geringere Niederschläge konstatieren musste.2 Hinzu kommt nach Angaben des Stern-Berichts, dass aufgrund wachsender Emissionen bereits 2035 atmosphärische Konzentrationen erreicht sein könnten, die eine durchschnittliche Erwärmung über 2°C mit sich bringen würden – ein Wert, mit dem üblicherweise die Grenze des als noch beherrschbar geltenden Klimawandels beschrieben wird.3 Bei Temperaturerhöhungen zwischen 1 und 2°C muss bereits mit der irreversiblen Schmelze des Grönlandeises, mit einem spürbaren Anstieg des Meeresspiegels, einer signifikanten Veränderung der Wasserverfügbarkeit und der Niederschlagsmuster gerechnet werden. Da die Veränderungen groß- und kleinräumig sehr unterschiedlich sein werden und auch auf sehr unterschiedliche Bedingungen treffen, kann derzeit noch nicht beantwortet werden, wie negativ oder womöglich punktuell auch positiv sich diese Veränderungen beispielsweise auf die Kapazitäten für die Nahrungsmittelproduktion in Afrika auswirken werden. Ganz entscheidend hängt dies auch von lokalen Managementkapazitäten und -ansätzen ab. In den Regionen, die sich auf den Wandel nicht vorbereiten oder die den Wandel nicht bewältigen können, kommt es wahrscheinlich zu stark anwachsenden Migrationsströmen und einem höheren Risiko für gewaltsame Konflikte. Für Europa werden neben einem Temperaturanstieg als Folgen des Klimawandels z.B. die Zunahme von Dürren und Überschwemmungen vorhergesagt. Als Vorboten dieser Entwicklung können die anhaltenden Dürren 1 Vgl. IPCC 2007a, IPCC 2007b, IPCC 2007c. Vgl. Georgiyevsky/Shiklomanov 2003, S. 393. 3 Vgl. Stern 2006. 2 Wasser, Armut und Klimawandel 25 der letzten Jahre in südeuropäischen Ländern wie Portugal und Spanien angesehen werden, die sich negativ auf die Landwirtschaft und andere Wirtschaftszweige auswirken. Im Vergleich zu den in Europa zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels werden diese in Entwicklungs- und Schwellenländern noch deutlich stärker ausfallen und mit verheerenden Folgen verbunden sein. Die meisten vorliegenden Studien gehen davon aus, dass insbesondere Afrika am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffen sein wird; und das, obwohl dieser Kontinent nachweislich den geringsten Ausstoß an klimaschädlichen Gasen und damit den geringsten Anteil an den Ursachen des Klimawandels hat. Hinzu kommt, dass die Folgen des Klimawandels neben den Problemen, mit denen der Kontinent alltäglich zu kämpfen hat (wie Armut, Unterernährung, Infektionskrankheiten wie HIV/AIDS und schwache Wirtschaftsleistung), bisher sowohl bei afrikanischen Politikern als auch bei internationalen Geberorganisationen wenig Beachtung gefunden haben. Die genannten Probleme, die erhöhte Betroffenheit sowie die Tatsache, dass das Bewusstsein gegenüber dem neuen Problem Klimawandel bisher gering ist, tragen dazu bei, dass Afrika eine starke Verwundbarkeit (vulnerability) gegenüber den Folgen des Klimawandels aufweist. Der vorliegende Beitrag befasst sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt und die Wasserverfügbarkeit in Entwicklungs- und Schwellenländern. Der Schwerpunkt liegt auf der Darstellung der Effekte des Klimawandels auf Afrika. Dabei stehen die sozialen Implikationen für die armen Bevölkerungsschichten und die Auswirkungen auf die Armutsbekämpfung im Mittelpunkt der Betrachtung. Im nächsten Abschnitt wird zunächst auf den Nexus zwischen Wasserverfügbarkeit und Armut eingegangen. Nach dieser allgemeinen Übersicht folgt ein Überblick über die Verbindungen zwischen Klimawandel und der Verfügbarkeit von Wasser. Den letzten Teil bildet die Darstellung der wichtigsten Herausforderungen, die sich in diesem Zusammenhang für Entwicklungsländer ergeben sowie die Skizzierung der Handlungsoptionen für die Regierungen in den betroffenen Ländern und die (deutsche) Entwicklungszusammenarbeit. Wasser und Armut Wasser, sei es als Trinkwasser, als Wirtschaftsfaktor oder als Grundlage für den Erhalt von Ökosystemen, hat eine grundlegende Bedeutung für die Armutsbekämpfung. Heute haben ca. 1,1 Milliarden Menschen weltweit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, 2,6 Milliarden verfügen nicht über den Anschluss an 26 Elke Herrfahrdt-Pähle und Imme Scholz sanitäre Anlagen.4 Im Jahr 2004 hatten in Sub-Sahara Afrika 42% der Bevölkerung keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.5 Die direkte Folge dieser Unterversorgung sind die Verbreitung von wasserbedingten Krankheiten wie Typhus und Cholera sowie Durchfallerkrankungen. Jährlich sterben ca. zwei Millionen Menschen an den Folgen von Durchfallerkrankungen, die meisten von ihnen Kinder unter fünf Jahren.6 Darüber hinaus bedeutet die Verbreitung von durch Wasser übertragenen Krankheiten die Schwächung der Arbeitskraft und Schmälerung der Lebensqualität der betroffenen Bevölkerungsschichten, meist der Ärmsten. Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation könnten mit jedem Dollar, der in Trinkwasserversorgung und Sanitäranlagen investiert wird, je nach Region wirtschaftliche Gewinne zwischen vier und 34 Dollar generiert werden.7 Für die Versorgung mit Trinkwasser müssen in vielen Regionen Afrikas oft kilometerlange Strecken zu Fuß und ohne Hilfsmittel zurückgelegt werden.8 Oft sind Frauen und/oder Kinder für die Wasserversorgung zuständig, wodurch diese ohnehin sozial schwachen Bevölkerungsgruppen weniger Zeit für produktive Arbeit bzw. eine solide Schulbildung zur Verfügung haben. In den städtischen Räumen stehen den ärmsten Bevölkerungsschichten oftmals nur rudimentäre Versorgungseinrichtungen in den Straßen zur Verfügung. Viele sind daher auf die Versorgung mit Flaschenwasser angewiesen, das häufig um ein Vielfaches teurer ist als Leitungswasser. Neben seiner Funktion als Lebensmittel ist Wasser ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, besonders in Entwicklungs- und Schwellenländern, deren Bruttosozialprodukt in großem Maße von der Landwirtschaft generiert wird und die gleichzeitig stark von Bewässerungslandwirtschaft abhängen. Im globalen Durchschnitt werden 72% der genutzten Wassermenge für die Bewässerungslandwirtschaft verwendet.9 In semi-ariden oder ariden Entwicklungsländern beträgt dieser Anteil bis zu 90%.10 Somit stellt die (Bewässerungs-)Landwirtschaft einen der wichtigsten Wirtschaftssektoren in Entwicklungsländern dar. Eine dritte Funktion von Wasser im Zusammenhang mit Armut ist die Erhaltung von Ökosystemen. Wasser ist notwendig, um den Erhalt und Fortbestand von Ökosystemen wie Feuchtgebieten, Wäldern, Seen etc. zu gewährleisten. Diese wiederum leisten wichtige Ökosystemfunktionen besonders für die arme Bevölkerung wie die Verfügbarkeit von Nahrung und Wasser 4 5 6 7 8 9 10 Vgl. WHO 2007b. Vgl. United Nations 2007, S. 2; WHO 2007c. Vgl. WHO 2007b. Vgl. WHO 2007a. Vgl. Fuest/Laube 2004, S. 31. Vgl. Rosegrant/Cai/Cline 2002, S. 177. Vgl. Fuest/Laube 2004, S. 37. Wasser, Armut und Klimawandel 27 sowie Heilkräutern, sie dienen als Erholungsgebiete und zur Anziehung von Tourismus, auch stellen sie die Grundlage zur Erhaltung von Biodiversität dar. Aquatische Ökosysteme bilden zudem eine Art Puffer für Schwankungen im Wasserdargebot. Der Bedarf an solchen Puffern wächst mit der Tendenz immer größer werdender Variabilität der Niederschläge und Dürreperioden. Klimawandel und Wasserverfügbarkeit Der Begriff Klimawandel wird hier (im Gegensatz zur teilweise verwendeten breiten Definition, die sich in erster Linie auf die natürliche Variabilität des Klimas bezieht) in seiner engen Definition als Veränderung des Klimas, die durch anthropogene Aktivität hervorgerufen wurde, verwendet. Unter Klimawissenschaftlern hat sich in den letzten Jahren der Konsens herausgebildet, nach dem es als erwiesen gilt, dass die globale Durchschnittstemperatur in den letzten 100 Jahren stetig gestiegen ist. Dies bestätigt auch der jüngste Sachstandsbericht des IPCC, der eine Erwärmung um insgesamt etwa 0,74° Celsius feststellt.11 Als Ursache hierfür wurde in erster Linie der mit zunehmender Verbrennung von fossilen Energieträgern ebenfalls zunehmende Ausstoß von sogenannten Treibhausgasen wie CO2 identifiziert. Daneben sorgen andere Treibhausgase wie z.B. Methan, das u.a. durch die zunehmende Massentierhaltung und Reisproduktion entsteht, für steigende Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre. Die Veränderung des Weltklimas wird sich neben der Erhöhung der durchschnittlichen Temperaturen auch und in erster Linie auf den globalen Wasserkreislauf auswirken, der eng mit dem Klima verknüpft ist. In Bezug auf den Wasserkreislauf können verschiedene Auswirkungen des Klimawandels unterschieden werden. – Intensivierung des Wasserkreislaufs: eine direkte Folge der erhöhten Temperaturen ist die Zunahme der Verdunstung von Wasser aus den verschiedenen Wasserkörpern (Meeren, Seen, Flüssen etc.) und die damit verbundene Beschleunigung des Wasserkreislaufs.12 Es ist zwar dadurch nicht mehr Wasser im System vorhanden, die vorhandene Wassermenge wird aber schneller umgesetzt, sodass es auf ein Jahr gerechnet und global betrachtet zu einer Zunahme der Niederschläge kommt. – veränderte Niederschlagsmuster: mit dem Anstieg der durchschnittlichen Temperaturen und der Intensivierung des Wasserkreislaufs werden sich die Niederschlagsmuster in vielen Regionen verändern oder zumindest verschieben. Ehemals trockene Regionen können durch vermehrte Regenfälle betroffen sein, während regenreiche Gebiete einen Rückgang der Niederschläge verzeichnen können und zunehmend trockener wer11 12 Vgl. IPCC 2007d, S. 237. Vgl. Hoff 2006. 28 Elke Herrfahrdt-Pähle und Imme Scholz den. Vorausgesagt wird auch, dass in bestimmten Trockengebieten die Trockenheit zunehmen wird, so bspw. im südlichen Afrika oder in Südamerika. Somit wird die Variabilität des Klimas innerhalb von Dekaden zunehmen. – Zunahme von extremen Wetterereignissen: die oben beschriebenen Entwicklungen werden die Wahrscheinlichkeit für extreme Wetterereignisse wie Dürren und Hitzewellen, aber auch Starkregen und Hochwasser erhöhen. Dies hängt u.a. mit der bei höheren Temperaturen erhöhten Wasserdampfkapazität der Luft (d.h. ihrer Fähigkeit, Wasserdampf zu speichern) zusammen.13 Eine Zunahme an extremen Wetterereignissen, wie sie z.B. der Hurrikan Mitch 1998, die Überflutungen in Mozambique im Jahr 2000 oder auch das Elbehochwasser 2002 darstellten, ist die wahrscheinliche Folge. Diese Entwicklung ist gleichbedeutend mit einer Zunahme der Variabilität des Klimas innerhalb kürzerer Zeitabschnitte wie z.B. eines Jahres. – steigende Meeresspiegel: schließlich bewirken höhere Durchschnittstemperaturen eine Erwärmung der Meere und damit eine thermische Ausdehnung der ozeanischen Wassermassen, was steigende Meeresspiegel nach sich zieht. Auch das Schmelzen der Polkappen wird zu diesem Phänomen beitragen. Es ist wahrscheinlich, dass (neben der sich daraus ergebenden Gefährdung von Küstenstädten und landwirtschaftlich genutzter Flächen) mit der Erhöhung der Meeresspiegel salziges Meerwasser in Flussmündungen und Grundwasserreservoirs eindringt und diese damit für den Menschen nur noch eingeschränkt nutzbar oder sogar unbrauchbar werden.14 Einerseits werden sich somit längerfristige und dauerhafte Veränderungen ergeben, wie z.B. die Verschiebung von Klimazonen aufgrund steigender Temperaturen. Andererseits ist mit kurzfristigen und starken Schwankungen unterworfenen Veränderungen zu rechnen, die sich bisher kaum vorhersagen lassen, wie z.B. die Zunahme von Dürren und Überschwemmungen. Der letzte Punkt stellt bereits die Überleitung zu der Frage nach den Folgen dar, die diese Entwicklungen für die Armen in Entwicklungs- und Schwellenländern haben werden sowie die Frage nach den Herausforderungen, denen sie sich in der Zukunft werden stellen müssen. Herausforderung für Entwicklungs- und Schwellenländer Der Klimawandel stellt eine der größten Herausforderungen für die Armutsbekämpfung in Afrika dar. Die veränderten Klima- und Niederschlagsmuster 13 14 Vgl. Behmanesh 2006, S. 17. Vgl. Bals/Harmeling/Windfuhr 2007, S. 4, Hoff 2006. Wasser, Armut und Klimawandel 29 werden verschiedene Regionen Afrikas vor ganz unterschiedliche Probleme stellen. So geht man momentan generell davon aus, dass der Osten und das Zentrum Afrikas mit zwischen 8 und 15% stärkeren Niederschlägen zu rechnen haben werden, während der Süden und der Westen eher um 8 bis 15% trockener werden.15 Jüngere Forschungsergebnisse zeigen, dass ein für manche Regionen zu erwartender Rückgang der Niederschläge um etwa 10% sich in einer Verringerung der Wasserverfügbarkeit um teilweise mehr als 50% niederschlagen wird.16 Zusätzlich zu den bereits heute bestehenden Problemen in Entwicklungsländern werden bei einem globalen Temperaturanstieg von etwa 2,5°C voraussichtlich weitere 45-55 Millionen Menschen unter Hunger und Unterernährung leiden, es sei denn, es wird rechtzeitig in Anpassungsmaßnahmen investiert. Sollte der Anstieg auf maximal 2°C begrenzt werden können, bedeutet das laut Schätzungen immer noch, dass in der Folge weitere 1,5 Milliarden Menschen von Wasserknappheit bedroht sein werden.17 Doch nicht nur überregional, sondern auch innerhalb eines Landes können die Auswirkungen in einzelnen Regionen sehr unterschiedlich sein. Das zeigt das Beispiel Südafrika: Die Ergebnisse der südafrikanischen Forscher deuten darauf hin, dass die durchschnittliche Niederschlagsmenge im Land abnehmen wird und dass Trockenperioden im Mittel eine längere Dauer aufweisen werden. Gleichzeitig wird festgestellt, dass es zu regional sehr unterschiedlichen Tendenzen kommen wird. So wird der größere Westteil des Landes deutlich weniger Regen zu verzeichnen haben, während man für den gebirgigen Osten erhöhte Niederschläge prognostiziert.18 Zusätzlich zu diesen generellen Tendenzen wird erwartet, dass sich die Niederschläge mehr als in der Vergangenheit stärker auf wenige große Niederschlagsereignisse konzentrieren werden. Dies bedeutet, dass es neben einer generell geringeren Niederschlagsmenge zu einer Ausdehnung der Trockenperioden kommen kann. Gleichzeitig ist der Boden bei längerer Trockenheit weniger aufnahmefähig für größere Wassermassen, die dann an der Oberfläche ablaufen. Es kommt schneller zu Überschwemmungen und Bodenerosion und das wenige vorhandene Wasser kann nicht so produktiv genutzt werden. Von dieser steigenden kurzfristigen Variabilität des Klimas ist auch der in den meisten Entwicklungsländern größte Wassernutzer, die Landwirtschaft, stark betroffen und somit die Nahrungssicherheit massiv gefährdet. Wo überwiegend Regenfeldbau betrieben wird, sind Einschränkungen und Ernteeinbußen durch geringeren und unregelmäßigeren Niederschlag zu er15 Vgl. Milly et al. 2005 zitiert in Conway/Hepworth o.J. Vgl. Wit/Stankiewicz 2006, S. 1920. 17 Vgl. Bals/Harmeling/Windfuhr 2007, S. 4. 18 Vgl. Wit/Stankiewicz 2006, S. 1919; Francois Engelbrecht, pers. Mitteilung, 03.11.2006. 16 30 Elke Herrfahrdt-Pähle und Imme Scholz warten. Generell wird mit einem Rückgang der Agrarproduktion in Afrika gerechnet.19 Gleichzeitig steigt mit dem Bevölkerungswachstum die Nachfrage nach Nahrungsmitteln stetig an. Da die geeignetsten Flächen vielerorts bereits erschlossen sind, erhöht sich der Druck auf den Ausbau der im Gegensatz zum Regenfeldbau ertragreicheren Bewässerungslandwirtschaft und damit in vielen Fällen auch auf die Grundwasservorräte. Diesem Druck stehen die mit dem Klimawandel verbundenen zunehmenden Unsicherheiten bzgl. der Wasserverfügbarkeit gegenüber. So wird voraussichtlich die verminderte Verfügbarkeit von Oberflächenwasser auch in der Bewässerungslandwirtschaft zu spüren sein und zu Einschränkungen der Anbaufläche bzw. geringeren Erträgen führen. Der zu erwartende Übergang zur verstärkten Nutzung von Grundwasser in der Bewässerung stellt jedoch nur vorübergehend eine Linderung des Problems dar, da es wahrscheinlich ist, dass, wie oben erwähnt, die geringeren Niederschläge sich mittelfristig auch auf die Grundwasserressourcen negativ auswirken werden, sodass die verfügbare Menge an Grundwasser auch hierdurch abnimmt. Zudem werden in einigen Regionen Afrikas (v.a. im Norden des Kontinents) einige Grundwasserleiter bereits heute übernutzt.20 Aber auch mit den dauerhaft veränderten klimatischen Bedingungen ergeben sich für die Landwirtschaft neue Herausforderungen: optimale Aussaattermine verschieben sich, andere Bewässerungsmuster und -regime werden notwendig, wegen veränderter Wachstumsbedingungen für Pflanzen müssen neue oder andere Sorten angebaut bzw. andere Tierarten eingeführt werden etc. All dies stellt einen hohen Bedarf an Fortbildung und Einsatz von anderer Technik etc. dar und erfordert viel Flexibilität und eine hohe Lernbereitschaft von der Agrarberatung, den Universitäten und Agrarforschungseinrichtungen und nicht zuletzt von den Landwirten selbst. Neben diesen direkten Einflüssen wird es in der längeren Frist auch zur Verschiebung von Anbaugebieten kommen, da ganze Landstriche mit der erhöhten Temperatur weniger oder nicht mehr für landwirtschaftliche Nutzung geeignet sein werden, während andere, meist höher gelegene Regionen neu erschlossen werden können. Zusammen mit der geringeren Wasserverfügbarkeit stellen diese Tendenzen ein großes Konfliktpotenzial dar und können erhebliche Migrationsbewegungen nach sich ziehen. Bereits heute berichten Conway und Hepworth in Tansania von vermehrten (teilweise tödlichen) Konflikten um den Zugang zu knappen Wasserressourcen zwischen Viehzüchtern und Bewässerungslandwirten;21 ebenso wird der Klimawandel von manchen als Hauptursache des Konflikts in Darfur bezeichnet.22 Nicht ver19 Vgl. Bals/Harmeling/Windfuhr 2007, S. 10. Vgl. Schmidt i.E. 21 Vgl. Conway/Hepworth o.J. 22 Vgl. Faris 2007, zitiert in WBGU 2007. 20 Wasser, Armut und Klimawandel 31 gessen werden sollte an dieser Stelle, dass diese Probleme bereits seit Längerem bestehen und ursprünglich durch Missmanagement und nicht durch den Klimawandel ausgelöst wurden. Der Klimawandel verschärft allerdings die Problemlage in einem noch nicht bekannten Ausmaß, denn er wirkt in den meisten Regionen – so die Prognose – in die gleiche Richtung. Zu den direkten Auswirkungen der langfristig veränderten Wasserverfügbarkeit auf die Bevölkerung in Entwicklungsländern zählt die weitere Verschlechterung der Versorgung mit Trinkwasser, in deren Folge sich Krankheiten wie Typhus, Cholera etc. weiter ausbreiten werden.23 Dies wird zunächst in den Regionen, in denen Trinkwasser aus Oberflächengewässern wie Flüssen gewonnen wird und später auch dort, wo Grundwasser die Basis der Trinkwasserversorgung darstellt, spürbar werden. In Küstenstädten, die durch den steigenden Meeresspiegel direkt bedroht sind und die ihr Trinkwasser aus Grundwasservorräten gewinnen, muss durch das Eindringen von Salzwasser schon früher mit Beeinträchtigungen gerechnet werden. Hierbei wirken die geringere Quantität des Wassers und die verminderte Qualität, z.B. durch das Eindringen von Salzwasser in Grundwasser und Flüsse und die Verschmutzung durch Abwässer aus Haushalten und Industrie, zusammen und verstärken sich gegenseitig. Aber auch die stärkere kurzfristige Variabilität des Klimas wird sich auf die Wasserversorgung und damit auf die Gesundheit der Bevölkerung auswirken. Mit Überschwemmungen ist immer das Risiko verbunden, dass die Trinkwasseranlagen durch Eintrag von Fäkalien aus inadäquaten sanitären Einrichtungen oder Industrieabwässer verseucht werden. Umgekehrt verschärft die häufig geringe Wasserverfügbarkeit und -qualität während einer Dürre das Problem der Unterernährung und die Anfälligkeit der Menschen für Krankheiten.24 Auch Industrie und Wirtschaft müssen sich auf den Klimawandel einstellen. Bei Niedrigwasser in den Flüssen ist die Leistungskraft von Wasserkraftwerken vermindert, was zu Energieengpässen führen kann. Daneben wird sich die Wasserknappheit auch auf solche Industriezweige auswirken, die in hohem Maße auf Wasser als Produktionsfaktor angewiesen sind, wie z.B. der Bergbau. Neben diesen direkt mit dem Klimawandel verbundenen Herausforderungen bestehen auch eine Reihe indirekter Herausforderungen für Entwicklungsländer. Dazu zählt z.B. die häufig geringe oder schwache Anpassungskapazität dieser Länder, hervorgerufen durch schwache Regierungen, schwerfällige Bürokratien, Korruption etc. 23 Die Ausbreitung von Malaria in bisher nicht betroffene Hochgebiete wird ebenfalls mit dem Anstieg der Temperaturen erwartet. 24 Vgl. WHO 2007c. 32 Elke Herrfahrdt-Pähle und Imme Scholz Handlungsfelder und Entwicklungspolitik Die Kapazitäten der ärmsten Bevölkerungsschichten bzw. Länder, sich an die neuen Bedingungen anzupassen oder evtl. sogar davon zu profitieren, sind überwiegend um einiges geringer als in anderen Bevölkerungsgruppen bzw. Ländern, die über ein höheres Bildungsniveau, bessere finanzielle Möglichkeiten, enge politische Kontakte und Einflussmöglichkeiten sowie ein besseres soziales Netz verfügen. Nicht zuletzt wegen dieser verringerten Anpassungsfähigkeit muss armutsorientierte, integrierte und nachhaltige Wasserpolitik die Folgen des Klimawandels mit in den Blick nehmen, da sie sonst von diesen Folgen relativiert oder sogar zunichte gemacht werden kann. Das gilt insbesondere für den afrikanischen Kontinent, der am stärksten vom Klimawandel betroffen sein wird und gleichzeitig über das geringste Anpassungspotenzial verfügt. Die internationale Staatengemeinschaft hat sich mit den Millenium Development Goals (MDGs) zur Halbierung der Armut bis 2015 verpflichtet.25 Die meisten der in diesem Dokument formulierten Ziele weisen einen indirekten Bezug zur Ressource Wasser auf. So hängt die Erreichung des Ziels der Halbierung der Zahl der Hungernden angesichts schrumpfender Anbauflächen entscheidend von der Entwicklung der Bewässerung in der Landwirtschaft ab. Auch die Senkung der Kindersterblichkeit um zwei Drittel kann nur mit der Bekämpfung der häufigsten Todesursache, nämlich wasserbedingten Krankheiten wie z.B. Durchfall, erreicht werden. Das siebte Ziel der MDGs schließlich befasst sich direkt mit dem Thema Wasser und fordert u.a. eine Halbierung der Unterversorgung mit Trinkwasser und sanitären Anlagen. Der Klimawandel wird das Erreichen dieser Ziele zumindest erschweren, wenn nicht sogar unmöglich machen, wenn er nicht rechtzeitig in Projekten und Programmen berücksichtigt und integriert wird. Ohne entsprechende Vorbereitung und rechtzeitige Anpassung kann der Klimawandel katastrophale Folgen für die afrikanischen Länder und dort insbesondere für die armen Bevölkerungsschichten haben. Allerdings sind die konkreten Folgen des Klimawandels für einzelne Regionen noch schwer abzuschätzen, da sie von vielen ineinandergreifenden und sich gegenseitig verstärkenden Faktoren abhängen. Es wird aber heute schon deutlich, dass die Auswirkungen des Klimawandels auch innerhalb eines Landes sehr unterschiedlich ausfallen können, und zwar in Abhängigkeit vom Mikroklima, den bestehenden sozioökonomischen Ungleichheiten und der Fähigkeit öffentlicher und privater Akteure, vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Gleichzeitig wird eine zunehmende Variabilität des Klimas sowohl in der kurzen als auch in der mittleren Frist prognostiziert. Es ist jetzt 25 Vgl. United Nations 2005. Wasser, Armut und Klimawandel 33 an der Zeit und es ist auch jetzt schon möglich, Maßnahmen zu treffen, um mit der höheren Variabilität der Niederschläge und den höheren Temperaturen besser fertig zu werden und vorbeugende Maßnahmen in den verschiedenen Politikfeldern und Managementbereichen zu ergreifen. Hierzu gehört zum einen die Erwägung flexibler, dezentraler Lösungen gegenüber Großprojekten, so z.B. im Staudammbau und bei der Energieversorgung. Wenn anstatt eines Großprojekts mehrere kleinere Anlagen gebaut werden, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Trinkwasserversorgung massiv gestört wird, weil ein Trinkwasserreservoir durch veränderte oder verminderte Flussläufe in seiner Funktion beeinträchtigt wird. Eine Flexibilisierung beinhaltet auch die Anpassung von Governanceund Managementstrukturen in den betroffenen Bereichen wie z.B. Landwirtschaft, Industrie und Wasser, aber auch in den nur indirekt betroffenen Bereichen wie dem Tourismus. Neuere Ansätze im Wassersektor wie das Integrierte Wasserressourcenmanagement (IWRM) und das Adaptive Management (AM) bieten hierzu gute Einstiegspunkte. Integriertes Wasserressourcenmanagement ist als Konzept bereits seit mehreren Jahren international anerkannt und seine Umsetzung hat bereits in vielen Ländern, auch in Entwicklungs- und Schwellenländern, begonnen. Es geht hierbei v.a. um eine im Gegensatz zu früheren Ansätzen integrierte Betrachtungsweise ökonomischer, ökologischer und sozialer Aspekte von Wassermanagement und Wassernutzung sowie um die Integration der verschiedenen Wassermanagementbereiche, wie z.B. Grund- und Oberflächenwasser, Wasserqualität und Wasserquantität sowie um die Einbeziehung regulatorischer Aspekte des Wassermanagements (Dezentralisierung des Managements, Partizipation der Nutzer, Gestaltung der Wasserrechte etc.).26 Die den Maßnahmen zugrunde liegende Planungseinheit soll nicht administrativ definiert werden, sondern auf die Wasserressource bezogen sein, d.h. auf das Einzugsgebiet des Flusses oder Sees. Der Ansatz des adaptiven Managements weist einige Überschneidungen mit dem des IWRM auf, geht in mancher Hinsicht aber darüber hinaus. Adaptives Management betont die Flexibilität von Managementstrukturen, das Experimentieren mit verschiedenen Lösungsansätzen im Kleinen und das Lernen aus früheren Managemententscheidungen für Entscheidungen in der Zukunft. Hierzu gehören wie beim integrierten Management die Etablierung von Partizipationsmechanismen und die Dezentralisierung von Managementverantwortung, um die Nutzung von lokalem Wissen sicherzustellen und Frühwarnsysteme effektiv zu gestalten. Darüber hinaus spielt die flexible Gestaltung des rechtlichen Rahmens und der zuständigen Organisationen eine wichtige Rolle, um schnell und flexibel auf unvorhergesehene Ereignisse wie Dürren und Überschwemmungen reagieren zu können. Polyzentri26 Vgl. Herrfahrdt et al. 2006, S. 23. 34 Elke Herrfahrdt-Pähle und Imme Scholz sche Regierungsführung (polycentric governance), d.h. die Nutzbarmachung von Ressourcen und Managementpotenzial auch außerhalb des staatlichen Rahmens (durch die Einbeziehung von Bauernverbänden, Nichtregierungsorganisationen etc.), ist ebenfalls von Bedeutung. Die möglichen Einsatzbereiche der (deutschen) Entwicklungszusammenarbeit sind so vielfältig wie das gesamte Feld der Wasser- und Klimapolitik. Generelles Ziel muss es dabei sein, die Widerstandsfähigkeit (resilience) der Entwicklungs- und Schwellenländer gegenüber der zunehmenden Variabilität des Klimas zu erhöhen und sie im Idealfall in die Lage zu versetzen, von den langfristigen Veränderungen zu profitieren. Auf der lokalen Ebene konzentrieren sich bereits heute viele internationale Bemühungen auf die Dezentralisierung des Wassermanagements und die stärkere Partizipation der Wassernutzer. Dies geschieht z.B. durch die Bildung von sogenannten Wassernutzergemeinschaften (water user associations). Durch sie erhalten Wassernutzer die Möglichkeit, anstelle von staatlichen Behörden über die lokale Wasserallokation zu entscheiden, Konflikte beizulegen und kleinere Instandhaltungsmaßnahmen in Eigenregie durchzuführen. Weitere Ansätze bestehen in der Stärkung von alternativem Managementpotenzial und der Integration von Wissen aus Nichtregierungsorganisationen wie Bauernverbänden und Wassernutzergemeinschaften. Darüber hinaus spielen internationale Geber eine wichtige Rolle bei der Bereitstellung von technischem Gerät und dem Wissenstransfer, um bestehende Engpässe in technischer und personeller Ausstattung zu beheben. Auf nationaler Ebene hängt vieles von der Ausgestaltung des rechtlichen Rahmens im Wassersektor ab. Hier kann der südafrikanische Water Code als Beispiel dienen. Er gilt als eines der modernsten Wassergesetze, u.a. deshalb, weil er der Abstimmung mit den Wassernutzern und ihrer Partizipation große Bedeutung einräumt und weil er als Rahmenwerk sehr flexibel gestaltet ist. Eine Konkretisierung einzelner Teile ist jederzeit möglich, was die ständige Anpassung an neue Entwicklungen ermöglicht. Die Erarbeitung bzw. Aktualisierung von Katastrophenplänen und die Verbesserung von Katastrophenschutzorganisationen spielen hierbei eine wichtige Rolle. Sie müssen darauf vorbereitet sein, in Zukunft u.U. häufiger und schneller zu reagieren und sollten auch auf Situationen von bisher ungekannten Ausmaßen flexibel reagieren können. Erfahrungen in den Philippinen und anderen Entwicklungsländern zeigen außerdem, dass eine starke Verankerung des Katastrophenrisikomanagements in lokalen Strukturen wichtig ist, um die Kosten von Katastrophen zu senken und die Reaktionsfähigkeit vor Ort zu erhöhen.27 27 Vgl. Anemüller/Monreal/Bals 2006, Huq 2007. Wasser, Armut und Klimawandel 35 Weiterhin sollte die Integration oder zumindest Koordination verschiedener Wassermanagementeinheiten unterstützt werden. Ein erster Schritt in diese Richtung ist oft die Etablierung von Kommunikationskanälen zwischen relevanten Ministerien und der Aufbau von gemeinsamen Datenbanken, um die Verfügbarkeit und den Austausch von Informationen zu erhöhen. Auch hier ist die Verknüpfung mit untergeordneten Verwaltungsebenen sehr wichtig; bei grenzüberschreitenden Flussgebieten auch mit den Nachbarländern. Nicht zu unterschätzen ist außerdem die Rolle einer verbesserten Wasserinfrastruktur. Mit dem Erhalt natürlicher Speicher sowie dem Bau künstlicher Speicher für Wasser können raum-zeitliche Differenzen verstetigt oder, mit anderen Worten, ein „Zuviel“ an Wasser genutzt und ein „Zuwenig“ an Wasser ausgeglichen werden (ergänzende Bewässerung). Auf globaler Ebene ist es wichtig, die bereits bestehenden, aber nur unzureichend mit Finanzmitteln ausgestatteten verschiedenen Anpassungsfonds der Klimarahmenkonvention auszubauen und den Zugang zu ihnen für Entwicklungs- und Schwellenländer zu erleichtern. Mit Hilfe dieser Mittel werden die Länder in der Entwicklung von Anpassungsplänen und -politiken sowie bei der Finanzierung von deren Umsetzung unterstützt. Weiterhin wird es darauf ankommen, die Auswirkungen des Klimawandels als Querschnittsthema bei der Planung von entwicklungspolitischen Maßnahmen zu berücksichtigen und als Einflussfaktor mit einzubeziehen. Denn nur wenn Wasserpolitik und -management nicht nur die bereits zu beobachtende Variabilität des Klimas und v.a. der Niederschläge stärker berücksichtigen, sondern auch bereits heute geeignete Maßnahmen treffen, um sich auf die Unsicherheiten der Wasserverfügbarkeit in der Zukunft vorzubereiten, können sie zukunftsfähig im Sinne einer ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit sein. In Anker- oder Schwellenländern und in Ländern, die regionalen Wirtschaftszusammenschlüssen angehören (z.B. SADC), kann das zunehmend prekär werdende Dargebot an Wasser zudem ausgeglichen werden, indem Wasser durch den Handel mit Nahrungsmitteln aus wasserreichen Nachbarländern virtuell gehandelt wird. Zwar verlangt es eine gute Regierungsführung, um die vielfältigen Herausforderungen, die mit einem angepassten und sozial verträglichen virtuellen Wasserhandel verknüpft sind, zu meistern, aber in manchen Ländern, die unter absoluter Wasserknappheit leiden oder darauf zusteuern (wie Südafrika, China), sollte auch dieser Weg stärker in Betracht gezogen werden. 36 Elke Herrfahrdt-Pähle und Imme Scholz Literaturverzeichnis Anemüller, Sven/Monreal, Stephan/Bals, Christoph (2006): Globaler Klima-RisikoIndex 2006, Bonn, Germanwatch. Bals, Christoph/Harmeling, Sven/Windfuhr, Michael (2007): Klimawandel und Ernährungssicherheit: Trends und zentrale Herausforderungen – Erste Ergebnisse eines gemeinsamen Studienvorhabens, Stuttgart/Bonn, Brot für die Welt/Diakonie/Germanwatch. http://www.germanwatch.org/klima/klimern07.pdf. (Abgerufen am 19.6.2007). 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