Die Sonatenform bei Mozart und Beethoven

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KLASSIKKENNENLERNEN
8.520040
Dr. Stefan Schaub
KLASSIKKENNENLERNEN
Die Sonatenform
bei Mozart und Beethoven
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In der Reihe KLASSIKKENNENLERNEN sind bereits folgende Titel erschienen:
NX 8.520039: Faszination Klavierkonzert
NX 8.520041: Das Genie Bachs in der Matthäus-Passion
Die für die CD „Die Sonatenform bei Mozart und Beethoven“ verwendeten
Musikbeispiele finden Sie auf folgenden NAXOS-CDs:
Bach, H-Moll-Messe: 8.550585-6
Mozart, Kleine Nachtmusik: 8.550026
Mozart, KK Nr. 18 KV 456: 8.550205
Mozart, KK Nr. 9 KV 271: 8.550203
Mozart, KK Nr. 17 KV 453: 8.550205
Mozart, Sinf. Nr. 28 KV 200: 8.550164
Mozart, Sinf. Nr. 33 KV 319: 8.550264
Mozart, KK Nr. 26 KV 537: 8.550209
Mozart, Sinf. Nr. 40 KV 550: 8.550164
Mozart, KK Nr. 20 KV 466: 8.550434D
Mozart, KK Nr. 15 KV 450: 8.550210
Beethoven: Sinfonie Nr. 8: 8.550407
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Die Sonatenform bei Mozart und Beethoven
Track 1: Vom Strengen Satz zur Empfindsamkeit
9:04
Track 2:
6:22
Was versteht man in der Wiener Klassik
unter einem "Thema"?
Track 3:
Der Kontrast wird zum Kompositionsprinzip
Track 4:
Wie die Themen in der Durchführung verarbeitet werden
8:47
Track 5:
Rückkehr auf einer anderen Ebene: Die Reprise
4:38
Track 6:
Die Coda: Höhepunkt und Abschied
2:30
Track 7:
Der erste Satz der 8. Sinfonie von Beethoven:
Ein musikalisches Puzzle
2:08
Track 8:
Puzzle-Teil eins: Die Durchführung
2:32
Track 9:
Puzzle-Teil zwei: Die Coda
27:27
2:41
Track 10: Puzzle-Teil drei: Die Reprise
2:45
Track 11: Die Teile werden ergänzt und zusammengefügt
9:00
71:56
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Die Sonatenform bei Mozart und Beethoven
Ein unscharfer Begriff
"Sonatenform" ist ein unglücklicher Begriff, der sich in der Sprache der Musiker und
Musiktheoretiker eingebürgert hat und nicht mehr zu tilgen ist. Das Formprinzip, das
damit gemeint ist, kommt nämlich nicht nur in der Sonate vor, sondern in fast jedem ersten
Satz einer Sinfonie, eines Streichquartetts oder Klavierkonzertes. Vor allem in der
Wiener Klassik, also bei Haydn, Mozart und Beethoven, aber auch in der Romantik bis
weit in das 20. Jahrhundert hinein.
Die Sonatenform wurde nicht "erfunden", so wenig wie jemals eine lebendige Sprache
erfunden worden ist. Das musikalische Denken, das sich in der Sonatenform ausdrückt,
hat sich um 1740 in ganz Europa entwickelt, dem großen Umbruchszeitalter, als sich in
der Musik der Übergang "vom Strengen Satz zur Empfindsamkeit" ereignete: dem
Wechsel vom Barock zur Klassik. Allerdings gab es herausragende Vorreiter, die diesem neuen Prinzip die entscheidenden Impulse gaben: Das waren einmal die beiden
großen Komponisten-Söhne von Johann Sebastian Bach: Carl Philipp Emanuel und
Johann Christian. Als regelrechte "Avantgarde" des frühklassischen Zeitalters gilt die
"Mannheimer Schule" um Johann Stamitz. Joseph Haydn hat den Klassischen Stil und
damit auch das Komponieren in der Sonatenform ganz entscheidend zu seinem ersten
Höhepunkt geführt, den Mozart und Beethoven schließlich aufgegriffen und mit ihrer
persönlichen Handschrift ausgestattet haben. Die Auseinandersetzung mit der
Sonatenform geht aber noch weiter - bis tief ins 20. Jahrhundert hinein.
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(Einleitung; meist langsames Tempo)
EXPOSITION
Hauptthema
(Dramatisierende) Überleitung
Seitenthema
(Dramatisierender) Epilog
➝ fakultativ
➝ Haupttonart
➝ Tonartenwechsel
➝ Seitentonart
➝ Abschluß in der
Seitentonart
DURCHFÜHRUNG
Thematisch-motivische Arbeit. Das Auseinandernehmen und Neukombinieren von Material
aus der Exposition: in gewisser Weise das Herzstück der Sonatenform. Oft spannungsgeladene
Rückführung zum Hauptthema, das in der Haupttonart steht ("Sog zur Reprise").
REPRISE
Hauptthema
(Dramatisierende) Überleitung
Seitenthema
(Dramatisierender) Epilog
➝ Haupttonart
➝ Haupttonart (!)
(in Moll-Sätzen
gleichnamige
Dur-Tonart)
➝ Abschluß der
Reprise in der
Haupttonart
CODA als Schlussteil
Eine Coda kann fehlen; sie hat bei Beethoven oft den Charakter einer "zweiten Durchführung".
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Schematismus oder kreative Individualität?
Beschreibt man die Sonatenform als Modell, erscheint es auf den ersten Blick als
abstraktes, formales Schema. In Reinform ist es so nie realisiert worden. Trotzdem ist
es wichtig, dieses Schema zu kennen und im Gedächtnis abzuspeichern. Denn die
"Geschichte der Sonatenform" ist die fortgesetzte Auseinandersetzung von
Komponisten mit diesem Modell. Was ein Haydn damit macht, klingt anders als wenn
Mozart in der Sonatenform komponiert. So verwendet Haydn beispielsweise oft das
Hauptthema nach der Überleitung noch einmal als Seitenthema - allerdings (siehe
Schema) steht es jetzt in der Seitentonart. Damit ist für ihn das Kriterium für eine
gelungene Exposition nicht der Themenwechsel, sondern der Wechsel der Tonart!
Beethoven wiederum, und nach ihm Schubert, Schumann, Brahms und viele andere,
formulieren das Hauptthema, wenn es zu Beginn der Reprise wieder erscheint, anders.
Sie wollen dasselbe mit anderen Worten sagen, ja noch mehr: Beethoven war klar
geworden, dass die Sonatenform etwas darstellt, was man als eine organische
Entwicklung auffassen muss. Nach allem, was dem Thema im Verarbeitungsteil, der
Durchführung, passiert ist, kann man nicht einfach zur Tagesordnung zurückkehren, als
ob nichts geschehen wäre. Man muss dem Thema anmerken, dass es etwas "erlebt" hat!
So wie ein Mensch mit fünfzig auch nicht mehr so tun kann, als ob er wieder zwanzig
wäre - obwohl er immer noch derselbe ist.
So hat jede Zeit, jeder Komponist, ja bei diesem oft jedes einzelne Werk, das in der
Sonatenform steht, eine eigene Individualität. Würde die Sonatenform nur schematisch
angewendet, wäre sie nicht von Bedeutung. Indem sie aber in immer neuen Gestalten
auftritt, wird das "Komponieren in der Sonatenform" für den Aktiv-Hörer, der in der
Lage ist mitzuverfolgen, was im Einzelnen passiert, zu einer spannenden Geschichte.
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Spaß am aktiven Hören: Ein musikalisches Puzzle
Wenn ich erleben möchte, was Beethoven in einer Durchführung macht, muss ich
zuerst die Exposition kennen, in der das Themenmaterial vorgestellt wird. Man kann
aber auch einmal den Spieß umdrehen: Man hört sich zuerst einmal die Durchführung
oder die Coda an, so oft, bis man sie fast mitpfeifen kann. Später hört man die Reprise,
in der einem vieles, was man in der Durchführung bruchstückhaft gehört hat, als geregeltes Ganzes erscheint. Hat man auch die Reprise gut im Ohr, nimmt man sich den
Satz endlich von Anfang an vor: Nun hat man endlich die Chance nachzuvollziehen,
dass die Reprise gar keine "Wiederholung" der Exposition ist, sondern eine wesentliche Umgestaltung. Denn es gibt einen ständigen Vergleich zwischen der Exposition,
die man gerade hört, und dem, was man von der Reprise in Erinnerung hat. Und dabei
kann es ganz schön knirschen…
Da man im Normalfall selten oder nie die Möglichkeit hat, einen Sonatenformsatz einmal in seinen Einzelteilen und diese dann auch noch in umgestellter Reihenfolge zu
hören, soll dies auf dieser CD mit Hilfe eines musikalischen Puzzles möglich gemacht
werden. Hören Sie den ersten Satz der 8. Sinfonie von Beethoven mit anderen Ohren!
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