Migros Magazin Nr. 41 / 11 OKTOBER 2010 (deutsch)

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BESSER LEBEN MIX
Migros-Magazin 41, 11. Oktober 2010
SEX & LIEBE
| 109
09
Nicht nur
Menschen-,
auch Rhesusaffen haben
ein Selbstbewusstsein.
Sexsucht nimmt zu
Bilder Keystone, Shutterstock, bab.ch
Haufenweise Pornos: Im Web
nur einen Klick weit entfernt.
Drei bis sechs Prozent der
Bevölkerung leiden unter
Sexsucht. Und es werden immer
mehr. Diese besorgniserregende
Entwicklung beobachten
Experten in Europa und in den
USA. Vielen Betroffenen wurde
das World Wide Web zum
Verhängnis: Der uneingeschränkte Zugang zu pornografischen Inhalten spielt
bei der Ausbreitung der
Sexsucht eine wichtige Rolle.
Zirka vier Fünftel der Betroffenen sind Männer, ein Fünftel
Frauen. Sexsüchtige Menschen
sind in ihrer Lebensführung
stark eingeschränkt. Sie können
weder am Arbeitsplatz noch in
ihrer Freizeit an etwas anderes
als Sex denken. Sexsucht ist
eine Suchterkrankung wie
Alkohol- oder Spielsucht.
Trotzdem erfahren Sexsüchtige
von der Gesellschaft bisher
wenig Mitleid und Verständnis.
TIERE
«Ich bin ich, im Fall!»
S
ogar Rhesusaffen haben ein
Bewusstsein für ihr eigenes
Selbst: Sie scheinen sich in
ihrem Spiegelbild zu erkennen.
Das beobachteten Wissenschafter
der amerikanischen University of
Wisconsin-Madison. Normalerweise ignorieren Tiere ihr eigenes
Abbild, dem sie auf einer glatten
Wasseroberfläche oder in einem
Spiegel begegnen. Oder sie halten
das, was sie sehen, für einen Eindringling und reagieren entweder
aggressiv oder unterwürfig. Bisher
wurde nur bei einigen wenigen
Tieren wie Menschenaffen, Delfinen und Krähenvögeln beobachtet, dass sie von ihrem Abbild im
ONLINE-UMFRAGE: PSYCHOLOGIE
Selbstgespräche machen stark
Me
Menschen, die laut mit sich selbst sprechen, können sich besser kontrollier
lieren. Selbstgespräche spielen beispielsweise eine wichtige Rolle, um
be
besonders impulsives Verhalten zu dämpfen und in produktive Bahnen zu
le
lenken. Das fanden Wissenschafter der kanadischen University of Toronto
Sc
Scarborough heraus. Zwar werden Monologe in der Psychologie und
Ps
Psychiatrie bei mehreren Krankheiten beobachtet und treten häufig bei
Pe
Persönlichkeitsstörungen
und Psychosen auf. Mit ihrer Studie wollten die
Fa
Fachleute
jedoch herausfinden, ob Selbstgespräche für psychisch
ge
gesunde
Menschen hilfreich sein können.
Ist gut für die Selbstkontrolle:
Mit sich selber reden.
Neue Frage auf www.migrosmagazin.ch
Was denken Sie, wenn jemand laut vor sich hin spricht? ➔ Diese Person ist
nicht ganz dicht. ➔ Das ist mutig. ➔ Er oder sie telefoniert.
Spiegel auf sich selber schliessen
und sich davon zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper
anregen lassen. So viel Zuwendung, wie einige Menschen ihrem
Spiegelbild widmen, wurde allerdings bislang noch bei keiner Tierart beobachtet. Daniel Schifferle
Quelle: www.wissenschaft.de
Frage von letzter Woche
Was tun Sie bei Kopfschmerzen?
So haben unsere Leserinnen und Leser
geantwortet.
24 %
Ich versuche mit bewusster
Entspannung Linderung
herbeizuführen.
45 %
31 %
Ich nehme
Schmerzmittel.
Ich warte, bis
sie vergehen,
ohne gleich zu
Tabletten zu
greifen.
110 | Migros-Magazin 41, 11. Oktober 2010
Was bleibt
ist das Leid
der Tiere
J
onathan Carpenter kämpft an
vorderster Front. Der Umweltschützer und Biologe aus Louisiana hat in den ersten Tagen nach
der Explosion der Bohrinsel Deepwater Horizon eine Organisation
von Studenten gegründet. Die
Student Coalition to Help the Oil
Leak Relief, kurz Scholr, wollte
sich im Kampf gegen die Katastrophe engagieren. «Es war mir sofort klar, dass dies die Umweltkatastrophe meines Lebens war –
und sie passierte genau vor meiner
Haustür», erinnert er sich.
Die Untersuchungen
werden teilweise behindert
Darum wollte er die Kräfte bündeln und gut organisieren. Inzwischen zählt die Gruppe mehr als
2000 Mitglieder. Einzeln oder in
kleineren Teams versuchen sie,
die Auswirkungen des Öldesasters
auf die Tierwelt zu protokollieren.
So wie auch das Greenpeace-Schiff
«Arctic Sunrise» (siehe Interview
auf Seite 115), wo wechselnde
Teams von Wissenschaftern verschiedene Aspekte der Ölkatastrophe untersuchen.
Obschon Jonathan Carpenter
als Scholr-Präsident viele Mitglieder im Rücken hat, werden ihm
die Untersuchungen schwer gemacht. «Ich kriege zum Beispiel
von offiziellen Stellen die Erlaubnis, eine Vogelinsel zu besuchen.
Doch vor Ort heisst es dann, ich
müsse eine andere Bewilligung
haben. Und man weist uns weg.»
Doch die Katastrophenhelfer lassen nicht locker. Biologe Carpenter betont: «Uns ist aufgefallen,
dass es heute viel weniger Vögel
als früher hat. Da die Tiere ihre
ölverschmutzten Federn zu putzen versuchten, haben sie ihre
Leber und Nieren geschädigt. Sie
sterben einen langsamen Tod. Es
sieht so aus, als wäre eine grosse
Population in unserer Region
gestorben.»
Alarm gibt es auch wegen der
Zwergseepferdchen, die ihren Lebensraum im Küstengewässer am
Golf haben. Umweltschützer befürchten, dass diese nur zwei Zentimeter grossen Tierchen aussterben könnten, da ihr Lebensraum
durch die Ölpest fast gänzlich zerstört worden ist. Sie halten sich
zwischen Seegras im seichten
Wasser am Ufer auf. Ein Teil des
Seegrases wurde wegen des Öls
abgefackelt. Die überlebenden
Pflanzen am Ufer können
nicht recht gedeihen, weil
Bild Keystone/AP Photo/Charlie Riedel
Das Ölleck im Golf von Mexiko ist gestopft,
das Interesse am Unglück schwindet.
Alles in Ordnung also? Mitnichten. Für die Tiere
hat die Katastrophe erst begonnen.
BESSER LEBEN TIERE
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Kaum Überlebenschancen: Putzt der
Pelikan sein Gefieder,
gelangt das Öl in
den Magen und
vergiftet das Tier.
Das Drama im Golf von Mexiko
Die Bohrinsel Deepwater Horizon versank nach einer
Explosion am 20. April im Meer. An mindestens drei
Stellen ist danach in 1500 Meter Tiefe Öl ausgetreten.
Erst am 4. August gelang es der verantwortlichen
Ölgesellschaft BP das Bohrloch mit Schlamm zu
verstopfen. Seither soll kein Öl mehr ausgetreten sein.
Zwischen April und August sind rund 780 Millionen
Liter Öl der Sorte Louisiana Sweet Crude ins Meer
gesprudelt. Die grösste Ölpest der amerikanischen
Geschichte hat das empfindliche Ökosystem im Golf
von Mexiko noch für Jahre geschädigt.
Migros-Magazin 41, 11. Oktober 2010
BESSER LEBEN TIERE
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«In Louisiana
wird
Umweltschutz
ganz klein
geschrieben.»
Jonathan Carpenter, Biologe
Öl an ihnen klebt. Ein Ausweg aus ihrer nunmehr
feindlichen Umgebung ist für die
kleinen Seepferdchen kaum möglich, denn sie sind schlechte
Schwimmer. Ausserdem schliessen Männchen und Weibchen
einen Bund fürs Leben und haben
nur wenige Nachkommen.
Ein grosses Fischsterben um
Bayou Chaland in Louisiana lässt
Umweltschützer ebenfalls aufhorchen. Es ist noch unklar, ob das
Sterben direkt mit dem Öl zusammenhängt oder mit Sauerstoffarmut, bedingt durch die hohe
Aktivität von Mikroben, die das Öl
zersetzen sollen.
Da schützt der beste
Panzer nicht: Eine
Schildkröte schluckt Öl
(oben). Die Reinigung
eines Pelikans ist
aufwändig, die Überlebenschancen
sind gering (unten).
Umweltschützer wurden in
ihrem Tun zurückgeworfen
Mehr Glück im Unglück haben
verschiedene Schildkrötenarten.
Ausgerechnet während des Höhepunkts der Ölpest suchten sie die
Strände auf, um ihre Eier abzulegen. Freiwillige sammelten die
Eier ein und brüteten sie in einem
Lagerhaus aus. Die frisch geschlüpften Schildkröten sollten
dann an sauberen Stränden ausgesetzt werden. Für Jonathan Carpenter ist nichts
Die mit Öl
verklebten
Muscheln
sterben und
gelangen in die
Nahrungskette,
wo sie weitere
Tiere töten.
Verseuchte Vögel überleben kaum
Laut Schätzungen des WWF
sind 400 bis 600 Tierarten von
der Ölpest bedroht. Vögel: vor
allem Weisskopfseeadler und
braune Pelikane, Basstölpel und
Seeschwalben. Fische: Blauflossenthunfische, Haie,
Seepferdchen. Meeressäugetiere wie Pottwale, die nur im
Golf von Mexiko leben, sowie
Delfine. Ausserdem Meeresschildkröten. Auch Vögel, die
gereinigt werden, haben kaum
Überlebenschancen: 99 Prozent sterben innert weniger
Tage, weil ihre Gefiederstruktur
zerstört ist. Oder sie sind
vergiftet, weil sie beim Säubern
Öl verschlucken, und krepieren
an Nieren- und Leberschäden.
BESSER LEBEN TIERE
Migros-Magazin 41, 11. Oktober 2010
Freiwillige sammeln
Schildkrötenbabys ein
(oben). Weniger Glück
hatten viele Fische,
die kläglich
verendeten (unten).
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DAS SAGT DER EXPERTE
Dave Walsh, Pressesprecher von Greenpeace International, zurzeit auf der «Arctic Sunrise» im Golf von Mexiko.
«Wir fanden immer noch Öl»
Dave Walsh, woran arbeiten
die Wissenschafter zurzeit?
Wir haben unweit der untergegangenen Bohrinsel Deepwater
Horizon mehr als 1000 Meter
unter der Meeresoberfläche an
Bojen Mikrofone installiert, um
die Stimmen von Pottwalen
aufzunehmen. Wir möchten sie
mit früheren Aufnahmen
vergleichen, um festzustellen,
wie gross die Population noch
ist.
Werden Sie in Ihrer Arbeit
behindert?
Nein, das kann man nicht sagen.
BP hält sich zurück. Wir konnten
bis auf neun Seemeilen an den
Unglücksort heranfahren.
Der nächste Schritt?
Wir sind im Moment in Galveston, Texas, und laden Equipment. Wir möchten feststellen,
wo genau das Öl im Wasser
treibt. Denn das Öl stammt nicht
von einem Tankerleck und
schwimmt an der Oberfläche,
sondern es kommt aus den
Tiefen des Meers.
Konnten Sie noch Öl an den
Stränden finden?
Nicht an der Oberfläche. Doch
als wir in einem Schutzgebiet,
wo Schildkröten ihr Nest legen,
30 Zentimeter tief gegraben
hatten, fanden wir Öl.
Wann erwarten Sie Resultate
der Forschungsarbeit?
Zum Schluss unserer Aktion
werden wir mit einem ZweiSitzer-Unterseeboot den
Meeresgrund untersuchen. Bis
die Wissenschafter alle Daten
ausgewertet haben, wird es
aber noch rund zwei Monate
dauern.
Bilder Greenpeace
Die «Arctic Sunrise»
untersucht die
Schäden der Ölpest.
mehr wie früher. «Ich bin
ein Umweltschützer. Ich
möchte, dass die Welt grüner wird.
In meinem ganzes Leben ging es
darum, die Umwelt zu schützen.
Nun ist alles kaputt. Mein ganzes
Leben hat sich wegen der Katastrophe geändert.» Er bedauert, dass
in den USA das Umweltbewusstsein nicht so entwickelt ist wie in
der Schweiz. Für ihn ist die Katastrophe im Golf von Mexiko nicht
ein Problem von BP, sondern von
allen, die Erdöl verbrauchen.
«Wenn wir nichts tun, dann können wir auch von niemandem Hilfe erwarten. In Louisiana haben
sich alle an den Anblick von Ölraffinerien gewöhnt. Umweltschutz
wird hier ganz klein geschrieben.
Doch das Öl wird ausgehen. Jetzt
muss man handeln. Darum engagiere ich mich. Wir müssen so weit
kommen, dass globale Ökonomie
und globale Ökologie Hand in
Hand gehen. Wir brauchen alternative Energien.»
Texte Dagmar Steinemann
Den Langzeitfolgen auf der Spur
Das 50 Meter lange Greenpeace-Schiff «Arctic Sunrise» ist am 12. August aufgebrochen, um die Folgen der
BP-Ölpest zu dokumentieren.
Eine der besorgniserregenden
Erkenntnisse: In den Planktonund Blaukrabbenlarven, die
eine wichtige Funktion in der
Nahrungskette erfüllen, ent-
deckten die Forscher Spuren
von Öl-Corexit-Tröpfchen.
Die umstrittene Chemikalie
Corexit hatte BP sowohl
in der Wassersäule als auch
an der Wasseroberfläche
eingesetzt, um das Öl in
kleinste Tröpfchen zu zersetzen und es unter der
Wasseroberfläche zu halten.
BESSER LEBEN IN FORM
Migros-Magazin 41, 11. Oktober 2010
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«Ich habe heute noch
Angst, vor der Kamera
andere zu enttäuschen.»
Kurt Aeschbacher,
TV-Moderator.
Die Angst des Künstlers
vor dem Lampenfieber
Weiche Knie, zitternde Hände, rasender Puls: Lampenfieber hat schon jeder einmal erlebt. Die
Angst vor dem Auftritt ist aber nicht nur schlecht. Sie kann auch zu Höchstleistungen führen.
R
outinier Kurt Aeschbacher
(61) leidet heute noch Qualen vor der TV-Kamera.
Schauspielerin Sabina Schneebeli
(47) benötigte ein intensives Coaching, um ihre Auftrittsängste in
den Griff zu kriegen. Ganz anders
Komiker Viktor Giacobbo (58),
den das Lampenfieber erst richtig
auf Touren bringt
Die Angst, vor Publikum zu
versagen, hat viele Gesichter. Und
sie trifft «Normalsterbliche» in
weniger ambitiösen Situationen
genauso. Muss Petra in der Schule
einen Vortrag halten, wird sie
Tage vorher von Bauchweh und
Schweissausbrüchen geplagt. Was,
wenn sie während des Vortrags
den Faden verliert, sich vor den
Zuhörern lächerlich macht? Auch
Mario, der heute die Autofahrprüfung bestehen möchte, hat Lampenfieber: Kann er das Gelernte in
der entscheidenden Stunde abrufen? Hat er seine zitternden Hände unter Kontrolle? Die Art
und Weise, wie Menschen
BESSER LEBEN IN FORM
Migros-Magazin 41, 11. Oktober 2010
Lampenfieber erleben, ist
sehr individuell. «80 Prozent der Menschen reagieren mit
Nervosität und Angst, wenn sie
im Aufmerksamkeitsfokus einer
Gruppe stehen», sagt Irmtraud
Tarrn (60), Psycho- und Musiktherapeutin und Herausgeberin
des Buchs «Lampenfieber – stark
sein unter Stress.»
Trotz der hohen Zahl Betroffener ist und bleibt Lampenfieber
ein Tabuthema. Viele erklären es
zur Privatsache. Denn: Wer gesteht schon gerne seine Schwächen ein? Auf diese Weise wird
jedoch verschleiert, dass Lampenfieber nicht das Problem Einzelner
ist, sondern das einer Leistungsgesellschaft, die hohe Erwartungen an das Individuum stellt. Wir
befinden uns bei jedem öffentlichen Auftritt in einer Bewährungssituation, wo neben unseren
Stärken auch Schwächen ans Tageslicht kommen.
Dass auch ein Profi nach 30 Jahren Fernseherfahrung noch unter
Lampenfieber leiden kann, zeigt
das Beispiel von Kurt Aeschbacher. «Ich habe heute noch Angst,
andere Menschen mit dem zu enttäuschen, was ich vor der Kamera
oder auf der Bühne leiste. Dabei
spielen meine hohen Erwartungen an mich selber eine entscheidende Rolle», gesteht der Berner
Moderator.
Bilder Schweizer Fernsehen
Differenziertes, rasches
Denken verlangsamt sich
Was passiert mit uns konkret,
wenn das Lampenfieber überhand
nimmt und man die Situation
nicht mehr im Griff hat? «Lampenfieber ist eine ganz natürliche
Reaktion unseres Körpers auf drohende Gefahr», erklärt Expertin
Irmtraud Tarr. «Physiologisch betrachtet ist Lampenfieber eine
Form von Stress, für die der Körper zusätzliche Energiereserven
bereitstellt.» Konkret heisst das:
Die Stresshormone Adrenalin und
Noradrenalin werden unter Stress
vom vegetativen Nervensystem in
rauen Mengen ausgeschüttet.
Das Problem dabei ist, dass
gleichzeitig die Aktivität des
Grosshirns herabgesetzt und das
differenzierte, rasche Denken
verlangsamt wird. «Als Folge
dieser Stressreaktion stehen dem
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Menschen zwei Verhaltensweisen
zur Verfügung: Flucht oder Angriff.» Nach Meinung von Tarr ist
Angst ein kostbares, sinnvolles
Alarmsignal. «Angst ist keine
Schwäche, sondern eine gesunde
Fähigkeit, die uns zur Suche nach
einer neuen, geeigneten Verhaltensweise führt.»
Leichtes Lampenfieber
kann Energien freisetzen
«Meine Auftrittsangst
war für mich eine
massive Einschränkung.»
Sabina Schneebeli, Schauspielerin.
«Die Anspannung
hilft mir bei der
Konzentration.»
Viktor Giacobbo, Komiker.
Was tun gegen Lampenfieber?
➔ Verdrängen Sie Lampenfieber nicht, sondern versuchen Sie
zu ergründen, vor was Sie Angst haben.
➔ Bereiten Sie sich gründlich vor. Sitzt das Vorzutragende, wird
der Denkprozess weniger beansprucht. Das ist wichtig,
denn durch das Lampenfieber ist die Hirntätigkeit verlangsamt.
➔ Sie müssen nicht perfekt sein, die Zuhörer sind auch «nur»
Menschen.
➔ Üben Sie den Auftritt vor Freunden und Bekannten.
➔ Stellen Sie sich einen inneren Beistand — Mentor, Verbündeter, Helfer — vor. Das gibt Sicherheit.
Ab wann Lampenfieber zum Störfaktor oder gar als Krankheit empfunden wird, darüber muss wohl
jeder Einzelne selber entscheiden.
Für Irmtraud Tarr ist es unter anderem eine Frage der Intensität.
Eine professionelle Therapie beziehungsweise ein Coaching empfiehlt sie, wenn die Angst chronisch oder nicht mehr handhabbar
ist und in keinem Verhältnis zur
geforderten Aufgabe steht. Wie
etwa bei Sabina Schneebeli.
Die Schauspielerin liess sich
wegen ihres chronischen Lampenfiebers coachen: «Meine Auftrittsangst stellte für mich eine
berufliche Einschränkung dar.
Heute ist mein Lampenfieber
weitgehend verschwunden. Ich
erlebe auf der Bühne eine neue
Freiheit.»
Obwohl die meisten Menschen
Lampenfieber hassen, gibt es zahlreiche Studien und Meinungen,
die belegen, dass Lampenfieber
auch positive Auswirkungen haben kann. In leichtem und nicht
überhand nehmendem Grad ist es
leistungsfördernd und wirkt wie
ein natürliches Aufputschmittel.
Dies bestätigen diverse Profisportler und Künstler. «Wenn ich die
Bühne betrete, spüre ich eine gewisse Anspannung, die ich nicht
Fieber nennen kann, ohne die
aber auch eine Konzentration auf
die Performance nicht möglich
wäre», sagt etwa Kabarettist Viktor Giacobbo.
Susanne Aebersold
www.migrosmagazin.ch
Von der Vorbereitung bis zum
Vortrag: So meistern Sie Auftritte
trotz Lampenfieber.
BESSER LEBEN GARTEN
Migros-Magazin 41, 11. Oktober 2010
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MEIN GARTEN
Haia Müller, Gartenexpertin,
über Pflanzen, die sich
melden, wenn sie Durst haben.
Lehrlinge pflegen
und bepflanzen
den Prachtsgarten
in Morges.
Bild Keystone, Prisma
Grüne Talkrunde
Vor Kurzem habe ich über
Menschen geschrieben, die
mit ihren Pflanzen sprechen.
Jetzt kehrt das Grünzeugs
den Spiess um und meldet
sich selber zu Wort.
Möglich machen das drei
smarte junge Informatiker.
Sie haben unter dem Namen
Koubachi eine iPhone-Applikation entwickelt, über die
sich in Zukunft meine Banane,
das Einblatt und der Elefantenfuss melden werden,
wenn sie Durst haben. Wie?
Sie werden mir ganz einfach
auf mein Handy eine Nachricht schicken. Bis es so
weit ist, muss ich allerdings
einige Vorarbeit leisten.
Zum Beispiel eingeben in
welcher Klimazone ich lebe.
Das ist ja noch einfach.
Danach werde ich aufgefordert, die Pflanzen zu giessen
und dann wieder zu melden,
sobald die Erde trocken ist.
Auch dafür gibts eine
Anweisung. Die Computerspezialisten, allesamt keine
grünen Profis, empfehlen
keine aufwendigen Feuchtigkeitsmessgeräte, sondern
greifen auf eine urtümliche
Methode zurück: Finger fünf
Zentimeter in die Erde
stecken und die Feuchtigkeit
spüren. Falls Sie mich also
in nächster Zeit mit einem
rabenschwarzen Trauerrand
unter dem Nagel meines
Zeigefingers antreffen,
wissen Sie jetzt, weshalb das
so ist.
Den Frühling
vorbereiten
Blumenzwiebeln sind friedliche Zeitbomben. In ihnen steckt alles
für die grosse Farbexplosion im nächsten Frühling.
I
m Herbst hat Stanley Mathey
alle Hände voll zu tun. Über
120 000 Blumenzwiebeln setzt
der Werkmeister mit seiner Gartencrew im Parc de l’Indépendence
in Morges VD jeden Herbst. Der
Prachtsgarten lockt im Frühling
mit der eindrücklichsten Tulpenblüte der Schweiz zahlreiche
Besucher an.
Zum Glück hat Mathey viele
Helfer: «Es sind die Lehrlinge der
Stadt, die sich jedes Jahr neue
Muster ausdenken und die Zwiebeln in grafischen Mustern pflanzen.» Damit die farbenprächtige
Schau möglichst lange dauert,
pflanzt er auch Narzissen, Hyazinthen, Traubenhyazinthen, die bereits ab März blühen.
Blumenzwiebeln sind Kraftpakete: Alles, was die Frühlingsblüher brauchen, steckt in den
unscheinbaren Knollen. Sie sind
anspruchslos, gedeihen in fast jedem Boden, selbst in sandiger Erde.
Und sie halten der Kälte des Winters stand. Im Schatten von Gehölzen fühlen sich Lerchensporn,
Buschwindröschen und Märzen-
becher wohl. Wildtulpen halten
karge Böden im Steingarten problemlos aus. Grossblütige Tulpen,
Narzissen und Hyazinthen hingegen lieben eine nahrhafte Erde.
Bunt gemischt oder
einfarbig ein Hingucker
Nur Staunässe mögen die Zwiebeln nicht. Bei sehr lehmiger Erde,
rät Stanley Mathey, etwas Sand
oder kleine Kiesel als Drainage ins
Loch zu geben. Als Faustregel gilt,
die Zwiebeln doppelt so tief zu
pflanzen, wie sie gross sind. Die
Tulpen lassen mit ihrer Farben-
vielfalt viel gestalterischen Freiraum. Ob als einfarbiges Grüppchen, bunt gemischt im Beet oder
in strenger Linie als Einzelblüten
zwischen Vergissmeinnicht – sie
sind immer ein Hingucker. Stanely Mathey rät, die Zwiebeln in
ein Körbchen zu geben und an der
Pflanzstelle auszuleeren: «So, wie
sie zufällig fallen, setzt man sie
dann auch. Das wirkt besonders
natürlich.»
Haia Müller
Das Tulpenfest in Morges dauert
sechs Wochen ab Mitte April.
Infos unter: www.morges-tourisme.ch
Blütenpracht im Schichtbetrieb
Zwiebelblüher können gut auch in Töpfe gepflanzt werden. Damit
die Zwiebeln nicht unter Staunässe leiden, müssen die Töpfe
Abzugslöcher haben. Die Knollen können gut in mehreren Lagen
übereinander geschichtet werden: Zum Beispiel zuunterst späte
Tulpen, darüber in die Zwischenräume Narzissen und zuoberst
Traubenhyazinthen oder Krokusse. Bis zur Blüte stellt man die
Töpfe nahe an die Hauswand und deckt sie mit einem Vlies ab. So
kann man sich mehrere Wochen über die Frühlingsblüher freuen.
122 |
BESSER LEBEN AUTO
Ihr Lieblingskäse...
Subaru Impreza XV: Offroader-Optik und sparsamer Motor.
*Sortiment kann je nach Migros Genossenschaft variieren.
hat einen neuen Namen.
Kleines Herz in
breiter Brust
Nun bietet auch Allradspezialist Subaru
einen Kompakten im Offroaderkleid an.
Fazit: Die XV-Variante des Impreza überzeugt.
I
Cœur de Lion gibts in Ihrer Migros*
n Zeiten ökologischen Verantwortungsbewusstseins wünschen sich viele Autokäufer ein
wenig SUV-Flair, ohne gleich
«echte» Geländewagen erwerben
zu müssen. Dem kommt die Industrie mit sparsamen Offroadern
entgegen. Und mit Autos, die nur
so tun, als seien sie SUV.
Verblüffend, dass Subaru mit
dem Impreza erst jetzt folgt: Den
Mittelklassewagen Legacy gibt es
bereits seit Jahren als Outback genannte Version im SUV-Stil. Wie
jener trägt der offiziell als Sondermodell geführte Impreza XV
markentypischen Allradantrieb –
und als eines der Allradautos
schlechthin wirkt er auch durchaus stimmig mit wuchtigen Anbauteilen und retuschierter Front.
An der für Feldwege ausreichenden Bodenfreiheit hat Subaru
nichts geändert. Wohl aber am
leicht überarbeiteten Fahrwerk,
das sich beim XV auf Asphalt mit
prima Reisekomfort bei unveränderter Kurvenfreude bewährt.
Beim XV hat der Kunde die
Wahl zwischen zwei 150-PS-Motoren. Gegen den Diesel hat der
lebendige Benziner keinen Stich
– der Boxerdieselmotor glänzt ohne Anfahrschwäche mit kräftigem
Antritt, souveränem Durchzug.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis
ist verlockend, denn im XV steckt
vieles, was anderswo extra kostet
– von Sportsitzen bis zur Klimaautomatik. Zum grosszügigen
Platzangebot gesellt sich ein gut
verarbeitetes Cockpit. Kurz: Mit
dem XV gibts viel Lifestyle gepaart
mit nicht weniger Alltagstalent.
Timothy Pfannkuchen
STECKBRIEF
Subaru Impreza XV 2.0DX AWD
Motor/Antrieb: VierzylinderTurbodiesel, 1998 cm³, 150 PS,
6-Gang-Schaltgetriebe,
Allradantrieb.
Fahrleistungen: 0—100 km/h
in 9,0 s, Spitze 203 km/h.
Abmessungen: L x B x H =
4,43 x 1,77 x 1,52 m, Kofferraum
301—1216 l, Gewicht 1580 kg.
Verbrauch: 5,8 l/100 km
(Werksangabe), CO2-Ausstoss
(Werksangabe) 152 g/km.
Energieeffizienz B.
Preis: ab 33 900 Franken.
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