BESSER LEBEN MIX Migros-Magazin 41, 11. Oktober 2010 SEX & LIEBE | 109 09 Nicht nur Menschen-, auch Rhesusaffen haben ein Selbstbewusstsein. Sexsucht nimmt zu Bilder Keystone, Shutterstock, bab.ch Haufenweise Pornos: Im Web nur einen Klick weit entfernt. Drei bis sechs Prozent der Bevölkerung leiden unter Sexsucht. Und es werden immer mehr. Diese besorgniserregende Entwicklung beobachten Experten in Europa und in den USA. Vielen Betroffenen wurde das World Wide Web zum Verhängnis: Der uneingeschränkte Zugang zu pornografischen Inhalten spielt bei der Ausbreitung der Sexsucht eine wichtige Rolle. Zirka vier Fünftel der Betroffenen sind Männer, ein Fünftel Frauen. Sexsüchtige Menschen sind in ihrer Lebensführung stark eingeschränkt. Sie können weder am Arbeitsplatz noch in ihrer Freizeit an etwas anderes als Sex denken. Sexsucht ist eine Suchterkrankung wie Alkohol- oder Spielsucht. Trotzdem erfahren Sexsüchtige von der Gesellschaft bisher wenig Mitleid und Verständnis. TIERE «Ich bin ich, im Fall!» S ogar Rhesusaffen haben ein Bewusstsein für ihr eigenes Selbst: Sie scheinen sich in ihrem Spiegelbild zu erkennen. Das beobachteten Wissenschafter der amerikanischen University of Wisconsin-Madison. Normalerweise ignorieren Tiere ihr eigenes Abbild, dem sie auf einer glatten Wasseroberfläche oder in einem Spiegel begegnen. Oder sie halten das, was sie sehen, für einen Eindringling und reagieren entweder aggressiv oder unterwürfig. Bisher wurde nur bei einigen wenigen Tieren wie Menschenaffen, Delfinen und Krähenvögeln beobachtet, dass sie von ihrem Abbild im ONLINE-UMFRAGE: PSYCHOLOGIE Selbstgespräche machen stark Me Menschen, die laut mit sich selbst sprechen, können sich besser kontrollier lieren. Selbstgespräche spielen beispielsweise eine wichtige Rolle, um be besonders impulsives Verhalten zu dämpfen und in produktive Bahnen zu le lenken. Das fanden Wissenschafter der kanadischen University of Toronto Sc Scarborough heraus. Zwar werden Monologe in der Psychologie und Ps Psychiatrie bei mehreren Krankheiten beobachtet und treten häufig bei Pe Persönlichkeitsstörungen und Psychosen auf. Mit ihrer Studie wollten die Fa Fachleute jedoch herausfinden, ob Selbstgespräche für psychisch ge gesunde Menschen hilfreich sein können. Ist gut für die Selbstkontrolle: Mit sich selber reden. Neue Frage auf www.migrosmagazin.ch Was denken Sie, wenn jemand laut vor sich hin spricht? ➔ Diese Person ist nicht ganz dicht. ➔ Das ist mutig. ➔ Er oder sie telefoniert. Spiegel auf sich selber schliessen und sich davon zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper anregen lassen. So viel Zuwendung, wie einige Menschen ihrem Spiegelbild widmen, wurde allerdings bislang noch bei keiner Tierart beobachtet. Daniel Schifferle Quelle: www.wissenschaft.de Frage von letzter Woche Was tun Sie bei Kopfschmerzen? So haben unsere Leserinnen und Leser geantwortet. 24 % Ich versuche mit bewusster Entspannung Linderung herbeizuführen. 45 % 31 % Ich nehme Schmerzmittel. Ich warte, bis sie vergehen, ohne gleich zu Tabletten zu greifen. 110 | Migros-Magazin 41, 11. Oktober 2010 Was bleibt ist das Leid der Tiere J onathan Carpenter kämpft an vorderster Front. Der Umweltschützer und Biologe aus Louisiana hat in den ersten Tagen nach der Explosion der Bohrinsel Deepwater Horizon eine Organisation von Studenten gegründet. Die Student Coalition to Help the Oil Leak Relief, kurz Scholr, wollte sich im Kampf gegen die Katastrophe engagieren. «Es war mir sofort klar, dass dies die Umweltkatastrophe meines Lebens war – und sie passierte genau vor meiner Haustür», erinnert er sich. Die Untersuchungen werden teilweise behindert Darum wollte er die Kräfte bündeln und gut organisieren. Inzwischen zählt die Gruppe mehr als 2000 Mitglieder. Einzeln oder in kleineren Teams versuchen sie, die Auswirkungen des Öldesasters auf die Tierwelt zu protokollieren. So wie auch das Greenpeace-Schiff «Arctic Sunrise» (siehe Interview auf Seite 115), wo wechselnde Teams von Wissenschaftern verschiedene Aspekte der Ölkatastrophe untersuchen. Obschon Jonathan Carpenter als Scholr-Präsident viele Mitglieder im Rücken hat, werden ihm die Untersuchungen schwer gemacht. «Ich kriege zum Beispiel von offiziellen Stellen die Erlaubnis, eine Vogelinsel zu besuchen. Doch vor Ort heisst es dann, ich müsse eine andere Bewilligung haben. Und man weist uns weg.» Doch die Katastrophenhelfer lassen nicht locker. Biologe Carpenter betont: «Uns ist aufgefallen, dass es heute viel weniger Vögel als früher hat. Da die Tiere ihre ölverschmutzten Federn zu putzen versuchten, haben sie ihre Leber und Nieren geschädigt. Sie sterben einen langsamen Tod. Es sieht so aus, als wäre eine grosse Population in unserer Region gestorben.» Alarm gibt es auch wegen der Zwergseepferdchen, die ihren Lebensraum im Küstengewässer am Golf haben. Umweltschützer befürchten, dass diese nur zwei Zentimeter grossen Tierchen aussterben könnten, da ihr Lebensraum durch die Ölpest fast gänzlich zerstört worden ist. Sie halten sich zwischen Seegras im seichten Wasser am Ufer auf. Ein Teil des Seegrases wurde wegen des Öls abgefackelt. Die überlebenden Pflanzen am Ufer können nicht recht gedeihen, weil Bild Keystone/AP Photo/Charlie Riedel Das Ölleck im Golf von Mexiko ist gestopft, das Interesse am Unglück schwindet. Alles in Ordnung also? Mitnichten. Für die Tiere hat die Katastrophe erst begonnen. BESSER LEBEN TIERE | 111 Kaum Überlebenschancen: Putzt der Pelikan sein Gefieder, gelangt das Öl in den Magen und vergiftet das Tier. Das Drama im Golf von Mexiko Die Bohrinsel Deepwater Horizon versank nach einer Explosion am 20. April im Meer. An mindestens drei Stellen ist danach in 1500 Meter Tiefe Öl ausgetreten. Erst am 4. August gelang es der verantwortlichen Ölgesellschaft BP das Bohrloch mit Schlamm zu verstopfen. Seither soll kein Öl mehr ausgetreten sein. Zwischen April und August sind rund 780 Millionen Liter Öl der Sorte Louisiana Sweet Crude ins Meer gesprudelt. Die grösste Ölpest der amerikanischen Geschichte hat das empfindliche Ökosystem im Golf von Mexiko noch für Jahre geschädigt. Migros-Magazin 41, 11. Oktober 2010 BESSER LEBEN TIERE | 113 «In Louisiana wird Umweltschutz ganz klein geschrieben.» Jonathan Carpenter, Biologe Öl an ihnen klebt. Ein Ausweg aus ihrer nunmehr feindlichen Umgebung ist für die kleinen Seepferdchen kaum möglich, denn sie sind schlechte Schwimmer. Ausserdem schliessen Männchen und Weibchen einen Bund fürs Leben und haben nur wenige Nachkommen. Ein grosses Fischsterben um Bayou Chaland in Louisiana lässt Umweltschützer ebenfalls aufhorchen. Es ist noch unklar, ob das Sterben direkt mit dem Öl zusammenhängt oder mit Sauerstoffarmut, bedingt durch die hohe Aktivität von Mikroben, die das Öl zersetzen sollen. Da schützt der beste Panzer nicht: Eine Schildkröte schluckt Öl (oben). Die Reinigung eines Pelikans ist aufwändig, die Überlebenschancen sind gering (unten). Umweltschützer wurden in ihrem Tun zurückgeworfen Mehr Glück im Unglück haben verschiedene Schildkrötenarten. Ausgerechnet während des Höhepunkts der Ölpest suchten sie die Strände auf, um ihre Eier abzulegen. Freiwillige sammelten die Eier ein und brüteten sie in einem Lagerhaus aus. Die frisch geschlüpften Schildkröten sollten dann an sauberen Stränden ausgesetzt werden. Für Jonathan Carpenter ist nichts Die mit Öl verklebten Muscheln sterben und gelangen in die Nahrungskette, wo sie weitere Tiere töten. Verseuchte Vögel überleben kaum Laut Schätzungen des WWF sind 400 bis 600 Tierarten von der Ölpest bedroht. Vögel: vor allem Weisskopfseeadler und braune Pelikane, Basstölpel und Seeschwalben. Fische: Blauflossenthunfische, Haie, Seepferdchen. Meeressäugetiere wie Pottwale, die nur im Golf von Mexiko leben, sowie Delfine. Ausserdem Meeresschildkröten. Auch Vögel, die gereinigt werden, haben kaum Überlebenschancen: 99 Prozent sterben innert weniger Tage, weil ihre Gefiederstruktur zerstört ist. Oder sie sind vergiftet, weil sie beim Säubern Öl verschlucken, und krepieren an Nieren- und Leberschäden. BESSER LEBEN TIERE Migros-Magazin 41, 11. Oktober 2010 Freiwillige sammeln Schildkrötenbabys ein (oben). Weniger Glück hatten viele Fische, die kläglich verendeten (unten). | 115 DAS SAGT DER EXPERTE Dave Walsh, Pressesprecher von Greenpeace International, zurzeit auf der «Arctic Sunrise» im Golf von Mexiko. «Wir fanden immer noch Öl» Dave Walsh, woran arbeiten die Wissenschafter zurzeit? Wir haben unweit der untergegangenen Bohrinsel Deepwater Horizon mehr als 1000 Meter unter der Meeresoberfläche an Bojen Mikrofone installiert, um die Stimmen von Pottwalen aufzunehmen. Wir möchten sie mit früheren Aufnahmen vergleichen, um festzustellen, wie gross die Population noch ist. Werden Sie in Ihrer Arbeit behindert? Nein, das kann man nicht sagen. BP hält sich zurück. Wir konnten bis auf neun Seemeilen an den Unglücksort heranfahren. Der nächste Schritt? Wir sind im Moment in Galveston, Texas, und laden Equipment. Wir möchten feststellen, wo genau das Öl im Wasser treibt. Denn das Öl stammt nicht von einem Tankerleck und schwimmt an der Oberfläche, sondern es kommt aus den Tiefen des Meers. Konnten Sie noch Öl an den Stränden finden? Nicht an der Oberfläche. Doch als wir in einem Schutzgebiet, wo Schildkröten ihr Nest legen, 30 Zentimeter tief gegraben hatten, fanden wir Öl. Wann erwarten Sie Resultate der Forschungsarbeit? Zum Schluss unserer Aktion werden wir mit einem ZweiSitzer-Unterseeboot den Meeresgrund untersuchen. Bis die Wissenschafter alle Daten ausgewertet haben, wird es aber noch rund zwei Monate dauern. Bilder Greenpeace Die «Arctic Sunrise» untersucht die Schäden der Ölpest. mehr wie früher. «Ich bin ein Umweltschützer. Ich möchte, dass die Welt grüner wird. In meinem ganzes Leben ging es darum, die Umwelt zu schützen. Nun ist alles kaputt. Mein ganzes Leben hat sich wegen der Katastrophe geändert.» Er bedauert, dass in den USA das Umweltbewusstsein nicht so entwickelt ist wie in der Schweiz. Für ihn ist die Katastrophe im Golf von Mexiko nicht ein Problem von BP, sondern von allen, die Erdöl verbrauchen. «Wenn wir nichts tun, dann können wir auch von niemandem Hilfe erwarten. In Louisiana haben sich alle an den Anblick von Ölraffinerien gewöhnt. Umweltschutz wird hier ganz klein geschrieben. Doch das Öl wird ausgehen. Jetzt muss man handeln. Darum engagiere ich mich. Wir müssen so weit kommen, dass globale Ökonomie und globale Ökologie Hand in Hand gehen. Wir brauchen alternative Energien.» Texte Dagmar Steinemann Den Langzeitfolgen auf der Spur Das 50 Meter lange Greenpeace-Schiff «Arctic Sunrise» ist am 12. August aufgebrochen, um die Folgen der BP-Ölpest zu dokumentieren. Eine der besorgniserregenden Erkenntnisse: In den Planktonund Blaukrabbenlarven, die eine wichtige Funktion in der Nahrungskette erfüllen, ent- deckten die Forscher Spuren von Öl-Corexit-Tröpfchen. Die umstrittene Chemikalie Corexit hatte BP sowohl in der Wassersäule als auch an der Wasseroberfläche eingesetzt, um das Öl in kleinste Tröpfchen zu zersetzen und es unter der Wasseroberfläche zu halten. BESSER LEBEN IN FORM Migros-Magazin 41, 11. Oktober 2010 | 117 «Ich habe heute noch Angst, vor der Kamera andere zu enttäuschen.» Kurt Aeschbacher, TV-Moderator. Die Angst des Künstlers vor dem Lampenfieber Weiche Knie, zitternde Hände, rasender Puls: Lampenfieber hat schon jeder einmal erlebt. Die Angst vor dem Auftritt ist aber nicht nur schlecht. Sie kann auch zu Höchstleistungen führen. R outinier Kurt Aeschbacher (61) leidet heute noch Qualen vor der TV-Kamera. Schauspielerin Sabina Schneebeli (47) benötigte ein intensives Coaching, um ihre Auftrittsängste in den Griff zu kriegen. Ganz anders Komiker Viktor Giacobbo (58), den das Lampenfieber erst richtig auf Touren bringt Die Angst, vor Publikum zu versagen, hat viele Gesichter. Und sie trifft «Normalsterbliche» in weniger ambitiösen Situationen genauso. Muss Petra in der Schule einen Vortrag halten, wird sie Tage vorher von Bauchweh und Schweissausbrüchen geplagt. Was, wenn sie während des Vortrags den Faden verliert, sich vor den Zuhörern lächerlich macht? Auch Mario, der heute die Autofahrprüfung bestehen möchte, hat Lampenfieber: Kann er das Gelernte in der entscheidenden Stunde abrufen? Hat er seine zitternden Hände unter Kontrolle? Die Art und Weise, wie Menschen BESSER LEBEN IN FORM Migros-Magazin 41, 11. Oktober 2010 Lampenfieber erleben, ist sehr individuell. «80 Prozent der Menschen reagieren mit Nervosität und Angst, wenn sie im Aufmerksamkeitsfokus einer Gruppe stehen», sagt Irmtraud Tarrn (60), Psycho- und Musiktherapeutin und Herausgeberin des Buchs «Lampenfieber – stark sein unter Stress.» Trotz der hohen Zahl Betroffener ist und bleibt Lampenfieber ein Tabuthema. Viele erklären es zur Privatsache. Denn: Wer gesteht schon gerne seine Schwächen ein? Auf diese Weise wird jedoch verschleiert, dass Lampenfieber nicht das Problem Einzelner ist, sondern das einer Leistungsgesellschaft, die hohe Erwartungen an das Individuum stellt. Wir befinden uns bei jedem öffentlichen Auftritt in einer Bewährungssituation, wo neben unseren Stärken auch Schwächen ans Tageslicht kommen. Dass auch ein Profi nach 30 Jahren Fernseherfahrung noch unter Lampenfieber leiden kann, zeigt das Beispiel von Kurt Aeschbacher. «Ich habe heute noch Angst, andere Menschen mit dem zu enttäuschen, was ich vor der Kamera oder auf der Bühne leiste. Dabei spielen meine hohen Erwartungen an mich selber eine entscheidende Rolle», gesteht der Berner Moderator. Bilder Schweizer Fernsehen Differenziertes, rasches Denken verlangsamt sich Was passiert mit uns konkret, wenn das Lampenfieber überhand nimmt und man die Situation nicht mehr im Griff hat? «Lampenfieber ist eine ganz natürliche Reaktion unseres Körpers auf drohende Gefahr», erklärt Expertin Irmtraud Tarr. «Physiologisch betrachtet ist Lampenfieber eine Form von Stress, für die der Körper zusätzliche Energiereserven bereitstellt.» Konkret heisst das: Die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin werden unter Stress vom vegetativen Nervensystem in rauen Mengen ausgeschüttet. Das Problem dabei ist, dass gleichzeitig die Aktivität des Grosshirns herabgesetzt und das differenzierte, rasche Denken verlangsamt wird. «Als Folge dieser Stressreaktion stehen dem | 119 Menschen zwei Verhaltensweisen zur Verfügung: Flucht oder Angriff.» Nach Meinung von Tarr ist Angst ein kostbares, sinnvolles Alarmsignal. «Angst ist keine Schwäche, sondern eine gesunde Fähigkeit, die uns zur Suche nach einer neuen, geeigneten Verhaltensweise führt.» Leichtes Lampenfieber kann Energien freisetzen «Meine Auftrittsangst war für mich eine massive Einschränkung.» Sabina Schneebeli, Schauspielerin. «Die Anspannung hilft mir bei der Konzentration.» Viktor Giacobbo, Komiker. Was tun gegen Lampenfieber? ➔ Verdrängen Sie Lampenfieber nicht, sondern versuchen Sie zu ergründen, vor was Sie Angst haben. ➔ Bereiten Sie sich gründlich vor. Sitzt das Vorzutragende, wird der Denkprozess weniger beansprucht. Das ist wichtig, denn durch das Lampenfieber ist die Hirntätigkeit verlangsamt. ➔ Sie müssen nicht perfekt sein, die Zuhörer sind auch «nur» Menschen. ➔ Üben Sie den Auftritt vor Freunden und Bekannten. ➔ Stellen Sie sich einen inneren Beistand — Mentor, Verbündeter, Helfer — vor. Das gibt Sicherheit. Ab wann Lampenfieber zum Störfaktor oder gar als Krankheit empfunden wird, darüber muss wohl jeder Einzelne selber entscheiden. Für Irmtraud Tarr ist es unter anderem eine Frage der Intensität. Eine professionelle Therapie beziehungsweise ein Coaching empfiehlt sie, wenn die Angst chronisch oder nicht mehr handhabbar ist und in keinem Verhältnis zur geforderten Aufgabe steht. Wie etwa bei Sabina Schneebeli. Die Schauspielerin liess sich wegen ihres chronischen Lampenfiebers coachen: «Meine Auftrittsangst stellte für mich eine berufliche Einschränkung dar. Heute ist mein Lampenfieber weitgehend verschwunden. Ich erlebe auf der Bühne eine neue Freiheit.» Obwohl die meisten Menschen Lampenfieber hassen, gibt es zahlreiche Studien und Meinungen, die belegen, dass Lampenfieber auch positive Auswirkungen haben kann. In leichtem und nicht überhand nehmendem Grad ist es leistungsfördernd und wirkt wie ein natürliches Aufputschmittel. Dies bestätigen diverse Profisportler und Künstler. «Wenn ich die Bühne betrete, spüre ich eine gewisse Anspannung, die ich nicht Fieber nennen kann, ohne die aber auch eine Konzentration auf die Performance nicht möglich wäre», sagt etwa Kabarettist Viktor Giacobbo. Susanne Aebersold www.migrosmagazin.ch Von der Vorbereitung bis zum Vortrag: So meistern Sie Auftritte trotz Lampenfieber. BESSER LEBEN GARTEN Migros-Magazin 41, 11. Oktober 2010 | 121 MEIN GARTEN Haia Müller, Gartenexpertin, über Pflanzen, die sich melden, wenn sie Durst haben. Lehrlinge pflegen und bepflanzen den Prachtsgarten in Morges. Bild Keystone, Prisma Grüne Talkrunde Vor Kurzem habe ich über Menschen geschrieben, die mit ihren Pflanzen sprechen. Jetzt kehrt das Grünzeugs den Spiess um und meldet sich selber zu Wort. Möglich machen das drei smarte junge Informatiker. Sie haben unter dem Namen Koubachi eine iPhone-Applikation entwickelt, über die sich in Zukunft meine Banane, das Einblatt und der Elefantenfuss melden werden, wenn sie Durst haben. Wie? Sie werden mir ganz einfach auf mein Handy eine Nachricht schicken. Bis es so weit ist, muss ich allerdings einige Vorarbeit leisten. Zum Beispiel eingeben in welcher Klimazone ich lebe. Das ist ja noch einfach. Danach werde ich aufgefordert, die Pflanzen zu giessen und dann wieder zu melden, sobald die Erde trocken ist. Auch dafür gibts eine Anweisung. Die Computerspezialisten, allesamt keine grünen Profis, empfehlen keine aufwendigen Feuchtigkeitsmessgeräte, sondern greifen auf eine urtümliche Methode zurück: Finger fünf Zentimeter in die Erde stecken und die Feuchtigkeit spüren. Falls Sie mich also in nächster Zeit mit einem rabenschwarzen Trauerrand unter dem Nagel meines Zeigefingers antreffen, wissen Sie jetzt, weshalb das so ist. Den Frühling vorbereiten Blumenzwiebeln sind friedliche Zeitbomben. In ihnen steckt alles für die grosse Farbexplosion im nächsten Frühling. I m Herbst hat Stanley Mathey alle Hände voll zu tun. Über 120 000 Blumenzwiebeln setzt der Werkmeister mit seiner Gartencrew im Parc de l’Indépendence in Morges VD jeden Herbst. Der Prachtsgarten lockt im Frühling mit der eindrücklichsten Tulpenblüte der Schweiz zahlreiche Besucher an. Zum Glück hat Mathey viele Helfer: «Es sind die Lehrlinge der Stadt, die sich jedes Jahr neue Muster ausdenken und die Zwiebeln in grafischen Mustern pflanzen.» Damit die farbenprächtige Schau möglichst lange dauert, pflanzt er auch Narzissen, Hyazinthen, Traubenhyazinthen, die bereits ab März blühen. Blumenzwiebeln sind Kraftpakete: Alles, was die Frühlingsblüher brauchen, steckt in den unscheinbaren Knollen. Sie sind anspruchslos, gedeihen in fast jedem Boden, selbst in sandiger Erde. Und sie halten der Kälte des Winters stand. Im Schatten von Gehölzen fühlen sich Lerchensporn, Buschwindröschen und Märzen- becher wohl. Wildtulpen halten karge Böden im Steingarten problemlos aus. Grossblütige Tulpen, Narzissen und Hyazinthen hingegen lieben eine nahrhafte Erde. Bunt gemischt oder einfarbig ein Hingucker Nur Staunässe mögen die Zwiebeln nicht. Bei sehr lehmiger Erde, rät Stanley Mathey, etwas Sand oder kleine Kiesel als Drainage ins Loch zu geben. Als Faustregel gilt, die Zwiebeln doppelt so tief zu pflanzen, wie sie gross sind. Die Tulpen lassen mit ihrer Farben- vielfalt viel gestalterischen Freiraum. Ob als einfarbiges Grüppchen, bunt gemischt im Beet oder in strenger Linie als Einzelblüten zwischen Vergissmeinnicht – sie sind immer ein Hingucker. Stanely Mathey rät, die Zwiebeln in ein Körbchen zu geben und an der Pflanzstelle auszuleeren: «So, wie sie zufällig fallen, setzt man sie dann auch. Das wirkt besonders natürlich.» Haia Müller Das Tulpenfest in Morges dauert sechs Wochen ab Mitte April. Infos unter: www.morges-tourisme.ch Blütenpracht im Schichtbetrieb Zwiebelblüher können gut auch in Töpfe gepflanzt werden. Damit die Zwiebeln nicht unter Staunässe leiden, müssen die Töpfe Abzugslöcher haben. Die Knollen können gut in mehreren Lagen übereinander geschichtet werden: Zum Beispiel zuunterst späte Tulpen, darüber in die Zwischenräume Narzissen und zuoberst Traubenhyazinthen oder Krokusse. Bis zur Blüte stellt man die Töpfe nahe an die Hauswand und deckt sie mit einem Vlies ab. So kann man sich mehrere Wochen über die Frühlingsblüher freuen. 122 | BESSER LEBEN AUTO Ihr Lieblingskäse... Subaru Impreza XV: Offroader-Optik und sparsamer Motor. *Sortiment kann je nach Migros Genossenschaft variieren. hat einen neuen Namen. Kleines Herz in breiter Brust Nun bietet auch Allradspezialist Subaru einen Kompakten im Offroaderkleid an. Fazit: Die XV-Variante des Impreza überzeugt. I Cœur de Lion gibts in Ihrer Migros* n Zeiten ökologischen Verantwortungsbewusstseins wünschen sich viele Autokäufer ein wenig SUV-Flair, ohne gleich «echte» Geländewagen erwerben zu müssen. Dem kommt die Industrie mit sparsamen Offroadern entgegen. Und mit Autos, die nur so tun, als seien sie SUV. Verblüffend, dass Subaru mit dem Impreza erst jetzt folgt: Den Mittelklassewagen Legacy gibt es bereits seit Jahren als Outback genannte Version im SUV-Stil. Wie jener trägt der offiziell als Sondermodell geführte Impreza XV markentypischen Allradantrieb – und als eines der Allradautos schlechthin wirkt er auch durchaus stimmig mit wuchtigen Anbauteilen und retuschierter Front. An der für Feldwege ausreichenden Bodenfreiheit hat Subaru nichts geändert. Wohl aber am leicht überarbeiteten Fahrwerk, das sich beim XV auf Asphalt mit prima Reisekomfort bei unveränderter Kurvenfreude bewährt. Beim XV hat der Kunde die Wahl zwischen zwei 150-PS-Motoren. Gegen den Diesel hat der lebendige Benziner keinen Stich – der Boxerdieselmotor glänzt ohne Anfahrschwäche mit kräftigem Antritt, souveränem Durchzug. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist verlockend, denn im XV steckt vieles, was anderswo extra kostet – von Sportsitzen bis zur Klimaautomatik. Zum grosszügigen Platzangebot gesellt sich ein gut verarbeitetes Cockpit. Kurz: Mit dem XV gibts viel Lifestyle gepaart mit nicht weniger Alltagstalent. Timothy Pfannkuchen STECKBRIEF Subaru Impreza XV 2.0DX AWD Motor/Antrieb: VierzylinderTurbodiesel, 1998 cm³, 150 PS, 6-Gang-Schaltgetriebe, Allradantrieb. Fahrleistungen: 0—100 km/h in 9,0 s, Spitze 203 km/h. Abmessungen: L x B x H = 4,43 x 1,77 x 1,52 m, Kofferraum 301—1216 l, Gewicht 1580 kg. Verbrauch: 5,8 l/100 km (Werksangabe), CO2-Ausstoss (Werksangabe) 152 g/km. Energieeffizienz B. Preis: ab 33 900 Franken.