AUSSEN WIRTSCHAFT UPDATE KANADA

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AUSSEN
WIRTSCHAFT
UPDATE
KANADA
AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER TORONTO
April 2017
2
Eine Information des
AußenwirtschaftsCenters Toronto
Wirtschaftsdelegierter
Mag. Christian Lassnig
T +1 416 967 3348
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Mag. Guido Stock
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AUSSENWIRTSCHAFT UPDATE Kanada

Wirtschaftswachstum fiel 2016 mit 1,3% relativ gering aus

Prognosen für 2017-18 gehen von 2% Wachstum p.a. aus

Kanadischer Dollar weiterhin schwach gegenüber USD und EUR

Nach Marktbereinigung und mit steigendem Ölpreis entspannt sich die Lage der Ölindustrie

Zwei geplante Ölpipelines sollen Exportkapazitäten steigern

Infrastrukturinvestitionen sollen neue Wachstumsimpulse geben

Österreichische Exporte fallen im Jahr 2016 um 4,9%

2016 war ein starkes Jahr für österreichische Investitionen in Kanada
Wirtschaftskennzahlen
Nominales Bruttoinlandsprodukt in Mrd. USD1
Bruttoinlandsprodukt/Kopf in US-Dollar2
Bevölkerung in Mio.3
Reales Wirtschaftswachstum in % 4
Inflationsrate in %5
Arbeitslosenrate in %6
Wechselkurs der Landeswährung (CAD) zu Euro; 100 CAD =in
Euro7
Warenexporte des Landes in Mrd. US-Dollar
Warenimporte des Landes in Mrd. US-Dollar
Wirtschaftsleistung des Landes, Weltwertung:8
2014
1.786
45.070
35,6
2,5
1,5
6,9
68
2015
1.553
44.148
35,9
1,2
1,9
6,9
70
2016
1.534
44.974
36,3
1,3
1,5
7,0
71
Prognose
für 2017
1.604
46.305
36,6
2,0
2,2
6,8
73
478,3
473,9
411,0
428,6
391,8
4189,3
428,8
446,8
Rang 10
Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich
2015
1.027
437,4
Österreichische Warenexporte in Mio. Euro
Österreichische Warenimporte in Mio. Euro
Ö Direktinvestitionen11, Stand 2015 (Mio. EUR):
Beschäftigte bei österr. Direktinvestitionen12: Stand 2014:
Direktinvestitionen aus CA in Ö13, Stand 2015 (Mio. EUR):
Beschäftige in Ö bei Direktinvestitionen aus CA14 Stand
2014:
Wichtigster Warenexportmarkt für Österreich:
1-6
7
8
9-14
882
2.583
1.878
857
Rang 22
Quelle: Economist Intelligence Unit
Quelle: lokale Nationalbank
Quelle: Weltbank
Quelle: Österreichische Nationalbank
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2016
977,1
324,6
Veränderung in %
-4,9%
-26,3%
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 1. Wirtschaftslage
Die Krise der Ölindustrie drückt das Wachstum
Trotz des sich langsam wieder nach oben bewegenden Ölpreises hat sich die kanadische Öl- und Gasindustrie noch nicht vom rapiden Preisverfall im Jahr 2014
und der damit einhergehenden Förderreduktion, Investitionsstopp und Mitarbeiterabbau erholt. Dieser Industriezweig gehört jedoch normalerweise zu den
Konjunkturmotoren der kanadischen Wirtschaft. Da auch 2016 ein positiver Effekt ausblieb, stützte sich das Wachstum auf den weiterhin stabilen Privatkonsum.
Regierung setzt
Wachstumsimpulse
Investitionsimpulse sind daher dringend notwendig, um die Wirtschaft voranzubringen. Die mit absoluter Mehrheit regierenden Liberalen unter Premierminister Justin Trudeau haben mit dem Budget 2016/2017 (das Fiskaljahr beginnt am
1.April) einen kräftigen Wachstumsimpuls gesetzt. Unter Inkaufnahme eines Defizits von 29,4 Mrd. CAD (letztendlich wurden es „nur“ 23 Mrd. CAD) sollten eine
Vielzahl großer Infrastrukturprojekte ins Rollen gebracht werden. Auch das föderale Budget für 2017/2018 sieht ein Defizit von 28,5 Mrd. CAD vor. In der
Budgetprojektion wird es auch in den kommenden Jahren Defizite geben, die
sich bis zum Jahr 2020/2021 auf 18,8 Mrd. CAD verringern.
Die föderale Regierung, aber auch die Provinzen und private Unternehmen investieren in den nächsten Jahren massiv in die Infrastruktur. Die meisten Projekte sollen bis 2020 realisiert/begonnen werden. Die größten Investitionen werden wie bereits in den letzten Jahren wieder im Energiesektor getätigt. Rund
57,5 Milliarden CAD sollen hier in 27 Projekte investiert werden. Im Bereich des
Transitwesens belaufen sich die Investitionspläne auf 39,8 Milliarden CAD, im
Verkehrswesen auf 39,1 Milliarden CAD und in Gebäude (hauptsächlich Gesundheits- und soziale Infrastruktur) sollen 17 Milliarden CAD investiert werden.
Der föderale Schuldenstand beträgt weiterhin nur 31% des BIP, die Verschuldung des Gesamtstaates unter Einrechnung der Schulden der Provinzen, Territorien und untergeordneter Gebietskörperschaften ist jedoch mit knapp 65 % des
BIP weit höher.
Am 29. November 2016 genehmigte die Regierung zwei große Ölpipelineprojekte,
die die kanadischen Exportkapazitäten wesentlich steigern werden. Es gibt allerdings noch zahlreiche ungelöste Konflikte entlang der geplanten Routen, die den
Bau der Pipelines stark verzögern könnten. Die Pipeline, die von Alberta an die
Küste von British Columbia führen wird, soll die asiatischen Märkte für kanadische Produzenten öffnen. Die Investitionen in die Erdölindustrie sollten 2017
wieder etwas an Fahrt aufnehmen, die letzten Entwicklungen insbesondere die
Einigung der OPEC Länder auf geringere Fördermengen deuten auf einen leichten Preisanstieg.
Der riesige US-Markt, der 75% aller kanadischen Exporte aufnimmt, hat mit
1,9% Wachstum im Jahr 2016 nicht die erhoffte Dynamik entwickelt. Mittelfristig
wird jedoch abzuwarten sein, wie es der US Wirtschaft unter neuer Führung gehen wird. Rohstoffpreise und die US-Wirtschaft bleiben die wesentlichsten Faktoren für die Dynamik der kanadischen Wirtschaft.
Prognose 2017
Die Infrastrukturinvestitionen sollten im Jahr 2017 erste Impulse für die Wirtschaft bringen und auch die Firmeninvestitionen werden 2017 endlich wieder
steigen (+0,7% 2017, +1,9% 2018), nachdem sie zwei Jahre in Folge gefallen sind
und auch die ohnehin bereits geringe Arbeitslosigkeit wird auf 6,8% fallen. Der
Privatkonsum wird auch 2017 steigen (+1,8%), trotz hoher Verschuldung der
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Haushalte. Für 2017 und 2018 wird ein Wachstum von jeweils etwas mehr als 2
Prozent vorausgesagt.
 2. Besondere Entwicklungen
Immobilienpreise
sollen eingebremst
werden
Preissteigerungen von bis zu 20 Prozent pro Jahr, Millionen für alte Bruchbuden,
Milliarden an ausländischem Kapital, die Immobilienmärkte in Vancouver und
Toronto waren und sind immer noch heiß.
Nun soll diesem ungezügelten Preisauftrieb ein Ende gesetzt werden. Den Anfang machte die Stadtverwaltung von Vancouver, die am 1.August 2016 eine 15prozentige Immobilienkaufsteuer für Ausländer/Nicht-ansässige einführte, dieser Maßnahme soll eine Leerstandssteuer folgen, die zusätzlich zur ohnehin erheblichen Grundsteuer jährlich anfällt.
Die föderale Regierung plant eine Besteuerung von Gewinnen aus Wertsteigerungen von Immobilien bei kurzfristiger Behaltedauer und schärfere Bestimmungen bei der Aufnahme von Hypotheken durch nichtansässige Personen. All
diese Maßnahmen sollen die Immobilienmärkte etwas abkühlen, denn immer
mehr Experten warnen vor einer Immobilienblase. Eine solche wäre jedoch nicht
mit der US-Immobilienblase 2008 zu vergleichen. Einerseits ist in Kanada mehr
Eigenkapital für den Immobilienkauf erforderlich, andererseits kann der Kreditnehmer nicht einfach aus dem Hypothekarvertrag austreten.
Öffnung nach Europa
mit CETA
Eine große Errungenschaft für Kanada ist das in Europa so umstrittene Wirtschaftsabkommen CETA (Comprehensive Economic and Trade Agreement) zwischen Kanada und der Europäischen Union. Die umfassende Erleichterung des
Marktzugangs für europäische Firmen in Kanada ist einzigartig. Mit keinem anderen Land/Ländergruppe hat Kanada ein derart weitgehendes Wirtschaftsabkommen ausgehandelt.
Kanada öffnet sich damit einer Wirtschaftsregion mit ähnlicher Wirtschaftskraft,
ähnlichen Standards in den Bereichen Soziales, Arbeitnehmerschutz oder Konsumentenschutz. CETA ist nach kanadischem Verständnis eine „Blaupause“ für zukünftige Abkommen. Die Diskussion über CETA verlief in Kanada ruhig und faktenbasiert. Einzig die derzeit noch stark geschützte kanadische Milchwirtschaft
und milchverarbeitende Industrie startete eine massive Kampagne gegen die mit
CETA einhergehende Marktöffnung in dieser Branche und hob dabei die hohe Qualität und die hohen Standards der kanadischen Produkte hervor.
CETA bringt massiven
Zollabbau mit sich,
z.B. bei Industriegütern…
Das CETA Abkommen wurde am 30. Oktober 2016 unterschrieben. Einer der wesentlichen Punkte des Abkommens ist die Reduzierung von Zöllen. Die Zolltarife
bei Industrieprodukten werden für beide Seiten zu 100% beseitigt, davon der allergrößte Teil bei Inkrafttreten (99,6% in Kanada, 99,4% in der EU). Die Zolltarife
auf einen kleiner Teil industrieller Güter wird über Stufenpläne (zwischen vier und
acht Jahre) abgebaut, dazu gehören z.B. Fahrzeuge zur Personenbeförderung von
mehr als 10 Passagieren, PKW, All Terrain Vehicles, bestimmte LKW-Typen und
verschiedene Schiffstypen.
…und stufenweise bei
den meisten Agrarprodukten und Lebensmitteln
Auch bei Agrarprodukten wird es zu einer wesentlichen Reduktion der Zölle kommen. Bei Milchprodukten wird das Zollfreikontingent für den Export aus der EU
nach Kanada wesentlich angehoben, was auch österreichischen Herstellern den
Zugang zum Markt erleichtern wird. Auch für Wein und Spirituosen werden neben
dem Zoll in weiterer Folge auch strukturelle Handelshemmnisse reduziert, d.h.
die in manchen Provinzen noch sehr strengen Alkoholmonopole sollen aufgelo-
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ckert werden. Beide Seiten haben in einigen sensiblen Bereichen keine Zollerleichterung gewährt. Für Kanada sind dies z.B. Geflügelfleisch, Milch oder Eier
(jeweils für die über Zugangsverpflichtung hinausgehende Mengen). Auf europäischer Seite ebenfalls Hühnerfleisch, gewisse Fleischsorten, Zuckermais oder Eier
(für über die Zugangsverpflichtung hinausgehende Mengen).
Kanada wird für bestimmte europäische und auch österreichische geografische
Herkunftsbezeichnungen die rechtlichen Schutzbestimmungen verstärken.
Abbau von technischen
Handelshemmnissen
Ein weiteres wesentliches Element des CETA Abkommens ist die Reduktion technischer Handelshemmnisse. Das Abkommen enthält Bestimmungen, die zu einer
größeren Transparenz und engeren Kontakten zwischen der EU und Kanada auf
dem Gebiet der technischen Vorschriften führen werden. Beide Seiten haben zudem vereinbart, die Kontakte und die Zusammenarbeit zwischen ihren Normungsgremien sowie ihren Prüf-, Zertifizierungs-und Akkreditierungsorganisationen weiter auszubauen. Kostspielige und zeitaufwändige doppelte Zertifizierungs- und Normierungsverfahren sollen so vermieden werden. Dies sollte vor
allem österreichischen Klein- und Mittelbetrieben, die im Maschinenbau tätig
sind, viele Kosten ersparen.
Zugang zu Ausschreibungen
Weiters wird die Teilnahme europäischer Firmen an öffentlichen Ausschreibungen in Kanada wesentlich erleichtert. Auch EU-Anbieter von Dienstleistungen
werden im Hinblick auf verbesserte Marktzugangsmöglichkeiten und Regulierungen profitieren. Das Prinzip der Nicht-Diskriminierung erleichtert ebenfalls den
Marktzugang für gegenseitige Investitionen.
Bald tritt CETA vorläufig in Kraft
Nach Verabschiedung des Gesetzesvorschlages Bill C-30 im kanadischen Parlament wird das Abkommen voraussichtlich ab 1. Juni oder 1. Juli 2017 vorläufig in
Kraft treten. Das bedeutet, dass diejenigen Bestimmungen, die in die Kompetenz
der Europäischen Union fallen, also v.a. die Bestimmungen zum Außenhandel,
also Zollabbau, sofort umgesetzt werden. Diejenigen Bestimmungen, die nicht in
die alleinige Kompetenz der EU fallen, wie z.B. die Einführung des umstrittenen
Schiedsgerichtshofes, müssen erst alle Nationalparlamente der EU-Mitgliedsstaaten passieren.
Der neue Präsident im
Nachbarland USA….
Die USA sind traditionell der wichtigste Verbündete Kanadas. Ausgezeichnete
politische Beziehungen mit den USA sind für Kanada von größter Wichtigkeit.
Während des US-Wahlkampfes hat sich der kanadische Premierminister Justin
Trudeau daher auch nicht dazu hinreißen lassen, Präferenzen für einen der beiden Präsidentschaftskandidaten zu äußern.
Die ersten persönlichen Gespräche zwischen Donald Trump und Justin Trudeau
fanden kurz nach der Wahl statt, ein erstes persönliches Treffen folgte am
13.Februar 2017. Zur bestmöglichen Pflege der bilateralen Beziehungen wurde
auch das kanadische Kabinett umgebildet. Die bisherige Handelsministerin
Christya Freelander, die auch in Europa wegen ihres Einsatzes für CETA bekannt
ist, wurde zur Außenministerin bestellt, zusätzlich ist sie für den Außenhandel
mit den USA zuständig. Ministerin Freelander verfügt über langjährige Erfahrung
als Journalistin in den USA.
US Präsident Donald Trump hat auch an einem seiner ersten Tage im Amt das
Veto seines Vorgängers gegen die grenzüberschreitende Pipeline Keystone XL ein Projekt, das für Kanada eine hohe strategische Bedeutung hat – aufgehoben.
… stellt NAFTA auf
dem Prüfstand
Präsident Trump hat bei den angekündigten NAFTA-Neuverhandlungen vor allem Mexiko im Visier. Was den Verlust von Arbeitsplätzen betrifft, sitzt Kanada
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nämlich mit den USA im selben Boot. Auch Kanada verlor tausende Jobs an Mexiko, besonders in der Automobilindustrie. Derzeit sind die Handelsbeziehungen
zwischen Kanada und den USA recht ausgewogen, die Kostenstruktur und das
Lohnniveau sind in beiden Staaten ähnlich.
Sollte sich für NAFTA keine Einigung ergeben, so deuten kanadische Politiker
bereits an, NAFTA für ein bilaterales Handelsabkommen mit den USA „opfern“
zu wollen. Eine Auflösung von NAFTA und ein besserer bilateraler Deal zwischen
den USA und Kanada als zwischen den USA und Mexiko könnte Kanada als Industriestandort noch attraktiver machen. Kanadas Außenhandel mit Mexiko ist
von einem hohen Handelsbilanzdefizit gekennzeichnet, hauptverantwortlich dafür ist der Automobilsektor, aber auch kanadische Unternehmen, die in den letzten Jahren ebenfalls massiv in Mexiko investiert haben. Kanada steht jedoch
weiterhin zu einem Freihandelsabkommen mit Mexiko.
Steuerwettbewerb mit
den USA?
TPP ist (noch) nicht tot
Klimaschutz gewinnt
wieder an Bedeutung

Mit großem Interesse verfolgt die kanadische Regierung auch die Steuerpläne
der neuen US-Administration. Die angekündigten Steuersenkungen für Unternehmen in den USA könnte auch die kanadische Regierung in Zugzwang bringen.
Trotz der Absage von Präsident Trump, dass sich die USA am Abkommen zur
Transpazifische Partnerschaft (TPP) beteiligt, scheint Kanada nicht abgeneigt,
das Wirtschaftsabkommen mit den verbliebenen Pazifikanrainerstaaten voranzutreiben. Dieses steht aber auch in Kanada in der Kritik, fürchtet man doch u.a.
um die Existenz der kanadischen Automobilindustrie.
Kanada hat 2011 das Kyoto-Protokoll aufgekündigt, im allgemeinen Hype um die
sprudelnden Einnahmen aus der Ölförderung trat der Klimaschutz in den Hintergrund. Die gegenwärtige Regierung hat das Umweltministerium nunmehr bewusst in „Ministry of Environment and Climate Change“ umbenannt, um die
Wichtigkeit des Klimawandels für die Regierung zu betonen. Jedenfalls hat Kanada das Paris-Protokoll unterzeichnet und damit ein weiteres Zeichen pro Klimaschutz gesetzt. Bis 2018 wird eine CO2 in Kanada eingeführt. Provinzen können zwischen cap-and-trade System oder einer Steuer auf CO2-Ausstoss (mindestens CAD 10/Tonne CO2) wählen.
3. Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich
Österreichische Exporte leiden unter dem
Investitionsrückgang
Nach zwei guten Jahren mit stetig steigenden Exporten mit Ergebnissen von jeweils über 1 Mrd. EUR, war die Entwicklung 2016 negativ, die Warenexporte sind
um 4,9 % i.Vgl. zu 2015 auf 977 Mio. EUR gesunken. Im ersten Quartal betrug der
Rückgang sogar über 11%, in den darauffolgenden Monaten konnten die österreichischen Exportunternehmen wieder etwas Boden gut machen.
Rückgänge ergaben sich bei Zulieferungen für die Ölindustrie, wie z.B. Nahtlosrohre oder der Exporte bei Kolbenverbrennungsmotoren, zweistellige Rückgänge
waren bei Maschinen und Anlagen oder Kraftfahrzeugen sowie leichte Rückgänge
bei bestimmten Lebensmitteln (Backmittel, zubereitete Lebensmittel) zu verzeichnen.
Andere Warengruppen, wie chemische Erzeugnisse, Arzneimittel, Kunststoffe und
Waren daraus, Holz, Getränke und sonstige Fertigwaren (Möbelteile, Messgeräte,
Kunststoffprodukte) zeigten teilweise hohe Zuwächse, genauso wie Schweinefleisch, Scharniere und Beschläge.
Für österreichische Warenlieferungen, die zu einem großen Teil aus Maschinen
und Anlagen bestehen, ist das Investitionsklima im jeweiligen Partnerland von
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entscheidender Bedeutung. Dieses sollte sich für Kanada in den nächsten Jahren
wieder verbessern.
Die direkten kanadischen Warenlieferungen nach Österreich sanken 2016 um
26,3 % auf 324,6 Mio. EUR im Vergleich zum Vorjahr. Die Rückgänge waren v.a. im
Aerospace-Bereich, bei Metallerzen und Aluminium zu verzeichnen, den drei
Hauptexportgruppen.
Kanadische Einfuhrstatistik zeigt positives
Bild
Die kanadische Außenhandelsstatistik zeigt einen Import an Waren österreichischen Ursprungs in Summe von 1,7 Mrd. CAD (ca. 1,2 Mrd. EUR) für das Jahr
2016. Abgesehen von den meist in bilateralen Außenhandelsstatistiken vorhandenen Abweichungen, zeugt dieser Unterschied davon, dass ein Teil der österreichischen Lieferungen über Drittländer abgewickelt wird. Alleine der Import an Nahrungsmitteln und Getränken aus Österreich wird mit 32 Mio. CAD (knapp 23 Mio.
EUR) ausgewiesen. Es bleibt abzuwarten, ob CETA einen Impuls für Direktlieferungen nach Kanada bringen wird.
Niederlassungen in
Kanada gewinnen an
Attraktivität
Der schwache kanadische Dollar ist auch ein guter Anreiz in Kanada zu investieren, besonders dann, wenn der gesamte nordamerikanische Markt bedient wird.
Produkterlöse in USD und Kosten in CAD sollten Kanada über Jahre hinaus zu einem attraktiven Standort in Nordamerika machen, wie einige Neugründungen österreichischer Niederlassungen im Jahr 2016 sowie die Übernahme einer im Automotive-Bereich tätigen kanadischen Firma durch die voestalpine ROTEC Gruppe
gezeigt haben. Die bereits mit der Tochterfirma Raufoss in Kanada ansässige
Neuman-Gruppe investiert knapp 50 Mio. CAD in den Standort in der Provinz
Quebec. Derzeit gibt es 122 österreichische Niederlassungen in Kanada, davon 13
Produktionsbetriebe.
Chancen mit CETA
Die Abschaffung der meisten Zölle und die Erhöhung der Zollfreikontingente bei
Milchprodukten sollten die Marktchancen für österreichische Produkte erhöhen.
Besonders bei Milchprodukten wie Käse sind die Zollfreikontingente sehr niedrig,
darüber hinaus gehende Mengen werden z.Z. noch mit prohibitiv hohen Zöllen von
bis zu 400% (!) belegt. Mit Einführung von CETA werden die Einfuhrkontingente für
Käse aus der EU schrittweise erhöht, innerhalb von sechs Jahren auf 16.000 Tonnen/Jahr versechsfacht. Das Zollkontingent für Industriekäse wird ebenfalls in
sechs Jahren auf 1.700 Tonnen angehoben Unabhängig von CETA haben die EU
und Kanada in den letzten Monaten Exportzertifikate für europäisches Fleisch
ausgearbeitet. Nach dem bereits möglichen Export von Schweinefleisch, Rindfleisch und Schweinefleischprodukten soll es sehr bald auch die nötigen Zertifikate für Rindfleischprodukte geben. Im Jahr 2016 belief sich der österreichische
Fleischexport nach Kanada auf ca. 1,6 Mio. EUR, davon war der Großteil Schweinefleisch.
Nachhaltigkeit als Zukunftsthema
Klimaschutz gewinnt in Kanada an Bedeutung, ein beherrschendes Thema ist
nachhaltiges Bauen, ein anderes erneuerbare Energie. Die kanadische Bauwirtschaft ist traditionell den US-amerikanischen Baustandards verpflichtet. Bei den
lange Zeit niedrigen Energiepreisen spielten Themen wie Energieeffizienz auch
kaum eine Rolle. Mittlerweile haben die Energiepreise (Strom, Gas, Treibstoff) in
einigen Provinzen Kanadas stark angezogen. In der Provinz Ontario z.B. haben
sich die Strompreise innerhalb von etwas mehr als 10 Jahren verdoppelt, dies ist
vor allem für einkommensschwache Familien ein immer größeres Problem. Für
die Bauwirtschaft bedeutet dies, sich dem Thema „nachhaltiges Bauen“ verstärkt
widmen zu müssen. Nur Provinzen mit einem hohen Wasserkraftanteil (z.B.
Quebec, Manitoba oder British Columbia) haben noch sehr günstige Energiepreise.
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Mit strengeren Baustandards steigt auch die Nachfrage nach hochwertigen Produkten. So haben einige österreichische Fensterhersteller bereits Nischenmärkte
in Kanada gefunden, neue Bauweisen -z.B. mit Kreuzlagenholz-Produkten aus
Österreich- werden eingesetzt und auch das Thema Biomasse wird für größere
Anwendungen im gewerblichen und kommunalen Bereich immer beliebter. Auch
dafür wird bereits Technologie aus Österreich verwendet.
Die oberösterreichische Firma Fronius ist auch in Kanada einer der führenden
Lieferanten von Wechselrichtern für Photovoltaik-Solaranlagen, durch die Zusammenarbeit mit Tesla bei der neuen Tesla-Powerwall ist die Firma eine zukunftsgerichtete und auch medienwirksame Partnerschaft eingegangen ist.
Veranstaltungen für
österreichische
Firmen in Kanada
2017-2018
Das AußenwirtschaftsCenter Toronto nahm im Februar 2017 auf der beliebten
Bildungsmesse „Recruit in Canada – Study Abroad“ in Toronto, Montreal und
Vancouver teil. Die österreichischen Teilnehmer (Universitäten, Fachhochschulen
und Lehrgangsanbieter) hatten dabei die Möglichkeit, kanadischen Studenten ihr
Programm im Rahmen von Fachvorträgen näherzubringen.
Ein weiteres aussichtsreiches Wachstumssegment gibt es bei den Zulieferungen
an den Flugzeugbausektor Kanadas. Es handelt sich um einen Industriecluster
mit insgesamt 210 Unternehmen (Bombardier als Leitbetrieb), die insgesamt jährlich einen Umsatz von 12 Milliarden CAD erzielen. Es gibt zwar schon einige österreichische Zulieferbetriebe auf diesem Sektor, das Potential ist aber bei weitem
noch nicht ausgeschöpft. Die Fachmesse AEROMART findet 2017 vom 4.-6. April
in Montreal statt, unter Beteiligung der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA statt.
Das Thema Mobility & Connected Vehicles wird im Jahr 2017 einen Schwerpunkt
in Kanada darstellen. Den Anfang macht die Zukunftsreise Automotive Connect
2017 in Zusammenarbeit mit dem AußenwirtschaftsCenter Chicago im Anschluss
an den SAE-World Kongress in Detroit. Am 6. und 7. April 2017 werden Institutionen und Forschungseinrichtungen entlang des „automotive corridor“ von Windsor
über Waterloo nach Hamilton besucht.
Highlight im Frühjahr 2017 ist der geplante Ministerbesuch von Landwirtschaftsminister Rupprechter. Das AußenwirtschaftsCenter Toronto veranstaltet hierfür
zwei Austria Showcases Lebensmittel und Wein in Toronto und Montreal am 11.
und 12. April 2017.
Auch im Jahr 2017 soll mit einer Teilnahme an einer der größten Lebensmittelmessen in Nordamerika, der SIAL Canada, vom 2.-4.Mai 2017 in Toronto Österreichs Lebensmittelindustrie Gelegenheit gegeben werden, sich im Hinblick auf
die Marktöffnung durch CETA bei den kanadischen Einkäufern und Importeuren zu
präsentieren.
Im Spätherbst geht es mit dem Thema Mobilität weiter, vom 29.10.-2.11.2017 ist
in Montreal der ITS World Congress anberaumt, die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA plant mit einem Gruppenstand teilzunehmen.
Die österreichische Kompetenz im Sektor Abfallwirtschaft wird bei der Canadian
Waste & Recycling Expo 2017 vom 8.11.-9.11.2017 in Toronto präsentiert. Das erfolgreiche Tourismusformat „Discover Austria“ findet ebenso wie die Beteiligung
an der Bildungsmesse „Recruit in Canada“ im Februar 2018 seine Fortsetzung.
Nach der SIAL 2018 in Montreal wird das AussenwirtschaftsCenter Toronto im
Juni 2018 nach einer Pause von zwei Jahren wieder an der Global Petroleum
Show in Calgary teilnehmen.
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