Ägyptische Sammlung – Antikensammlung Diese Abteilung des Museums entstand zwischen 1810 – 1904, meist durch Spenden von weitgereisten Badener Mitbürgern und Kurgästen (bzw. Mitbürgerinnen und Kurgastinnen). Sie umfasst etwas über 200 Objekte, die zum Großteil im Rollettsaal („Museum eines Museums“) ausgestellt sind. Hier zwei prominente Beispiele: Der Liebling unserer Kinder: die ägyptische Mumie Georg Mautner Ritter v. Markhof brachte sie 1896 als ganz besonderes Souvenir aus Ägypten mit. Sie stammt aus der Ortschaft Busna, und wurde dort von dem deutschen Archäologen Brugsch Pascha in einem Tempel des Pharaos Seti I. gefunden. Der Sarg ist etwa 3300 Jahre alt (18. Dynastie). Nach der Inschrift ruhte darin „Techi, die Herrin des Hauses“. Eine wissenschaftliche Untersuchung ergab jedoch, dass die heute vorhandene Mumie von einem ca. 50-jährigen Mann stammt und vor etwa 2300 Jahren (Ptolemäerzeit) bestattet wurde. Ein Fall von Wiederverwendung eines schönen Sarkophags? Vielleicht. Der Museumschef hätte aber eine näherliegende Erklärung: Man hatte wohl einer besonders gut zahlenden Kundschaft, dem Herrn Mautner-Markhof, eine besonders gut erhaltene Mumie in einen besonders schönen Sarkophag gelegt! Tausend Jahre zyprischer Keramik Im Jahre 1886 wurde Vincenz v. Weitmann, Inhaber des Schlosses Gutenbrunn in Baden, von einem wandernden Antiquitätenhändler in Wien hereingelegt. Der Schurke verkaufte dem ahnungslosen Gutsbesitzer und Kunstsammler 28 Gefäße von den Ausgrabungen Schliemanns in Troja und Mykene! Schliemanns Name war damals in aller Munde, und so schenkte der glückliche Käufer die schönen Stücke voll stolz dem Rollettmuseum. Dort gehörten sie über 100 Jahre lang zu den meistbewunderten Stücken der Antikensammlung, bis im Jahre 2002 eine Untersuchung durch Experten die bittere Wahrheit an den Tag brachte: Die 25 erhaltenen Gefäße hatten weder Schliemann noch Troja oder Mykene je gesehen! Paradoxerweise erhöhte das aus heutiger Sicht ihren Wert. Es stellte sich nämlich heraus, dass es sich vielmehr um eine ausgesprochen gute Auswahl zyprischer Keramik von der Mittelbronzezeit bis in die früharchaische Epoche (1800/1600 – 850/600 v.Chr.) handelt! Im Jahre 1886 freilich scheint der gerissene Händler für den Namen Schliemann mehr bekommen zu haben, als die ganze Sammlung damals wert war … Literatur Silvia EINAUDI, „ … für die Seele der Herrin des Hauses Thj“. Ein mumienförmiger Sarg aus dem Badener Rollettmuseum. In: Biblos. Beiträge zu Buch, Bibliothek und Schrift. Herausgegeben von der Österreichischen Nationalbibliothek, Bd.46/1 (1997), 5 – 18. Rudolf MAURER, Elfriede HASLAUER, Michaela ZAVADIL, Ulrike HORAK †, Hauptsache: Eine Mumie im Wohnzimmer. Ägypten, Zypern, griechisch-römische Antike und die Sammlerleidenschaft im 19. Jahrhundert. Katalog der Antiken des Rollettmuseums in Baden (= Nilus. Studien zur Kultur Ägyptens und des Vorderen Orients, Bd. 5, Wien 2002)