ligeti fauré strawinsky - Die Münchner Philharmoniker

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LIGETI
»Atmosphères«
BERG
»Lulu«-Suite
FAURÉ
Orchestersuite »Pelléas
et Mélisande«
STRAWINSKY
»Symphony in Three Movements«
HANNIGAN, Dirigentin & Sopran
Freitag
29_04_2016 20 Uhr
Samstag
30_04_2016 19 Uhr
A COMMITMENT FOR LIFE.
www.meisterschmuck.de
GYÖRGY LIGETI
»Atmosphères« für Orchester
ALBAN BERG
»Symphonische Stücke aus der Oper ›Lulu‹«
für Koloratursopran und Orchester
1. »Rondo«
2. »Ostinato«
3. »Lied der Lulu«
4. »Variationen«
5. »Adagio«
GABRIEL FAURÉ
»Pelléas et Mélisande«
Orchestersuite aus der Schauspielmusik op. 80
1. »Prélude«: Quasi adagio
2. »La Fileuse« (Die Spinnerin): Andantino quasi allegretto
3. »Sicilienne«: Allegro molto moderato
4. »La Mort de Mélisande«: Molto adagio
IGOR STRAWINSKY
»Symphony in Three Movements«
(Symphonie in drei Sätzen)
1. (ohne Tempoangabe)
2. Andante
3. Con moto
BARBARA HANNIGAN
Dirigentin und Sopran
118. Spielzeit seit der Gründung 1893
VALERY GERGIEV, Chefdirigent
PAUL MÜLLER, Intendant
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György Ligeti (1958)
György Ligeti: »Atmosphères«
3
Musik ohne Anfang
und Ende
MARTIN DEMMLER
ENTSTEHUNG
GYÖRGY LIGETI
(1923–2006)
»Atmosphères« für Orchester
György Ligeti komponierte sein Orchesterwerk »Atmosphères« im Frühjahr und Sommer 1961 im Auftrag des Südwestfunks
Baden-Baden für das seit 1921 bestehende
Festival für Neue Musik »Donaueschinger
Musiktage«.
WIDMUNG
»In memoriam Mátyás Seiber«: György
­Ligeti widmete die »Atmosphères« dem Andenken seines im Jahr zuvor bei einem
Auto­
unfall im Krüger-Nationalpark ums
­Leben gekommenen Freundes Mátyás György Seiber (1905–1960).
URAUFFÜHRUNG
LEBENSDATEN DES KOMPONISTEN
Geboren am 28. Mai 1923 in Dicsőszentmárton (heute: Tîrnăveni) im ungarischen
Teil Siebenbürgens (heute: Rumänien); gestorben am 12. Juni 2006 in Wien.
Am 22. Oktober 1961 in Donaueschingen im
Rahmen der »Donaueschinger Musiktage«
(Sinfonieorchester des Südwestfunks Baden­
Baden unter Leitung von Hans Rosbaud);
wegen des enormen Publikumsinteresses
mussten die »Atmosphères« noch im selben
Konzert wiederholt werden.
György Ligeti: »Atmosphères«
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VON UNGARN IN DIE WELT
In den mehr als 50 Jahren seines kompositorischen Schaffens hat sich György Ligeti
einer Vielzahl unterschiedlichster stilistischer Ansätze bedient. Ende der 40er Jahre begann er zunächst in der Nachfolge Béla
Bartóks und Zoltán Kodálys mit Adaptionen
ungarischer Volksmusik. Als der 1923 in
Siebenbürgen geborene Komponist dann
nach dem Ungarn-Aufstand in den Westen
floh, trug er sich bereits mit ganz anderen
ästhetischen Vorstellungen. 1957 wurde
Ligeti freier Mitarbeiter im Studio für elektronische Musik des Westdeutschen Rundfunks, in dem zu jener Zeit vor allem Karlheinz Stockhausen den Ton angab. Von den
Werken Stockhausens und Gottfried ­Michael
König ließ sich Ligeti zu eigenen elektronischen Werken inspirieren wie z. B. dem in
Fachkreisen viel beachteten Stück »Artikulation«. Doch bald darauf wandte er sich
wieder der Orchestermusik zu. In den späten 1950er und frühen 1960er Jahren entstanden die beiden groß angelegten Orchesterwerke »Apparitions« und »Atmosphères«. Der spektakuläre Erfolg dieser
Arbeiten machte Ligeti gewissermaßen von
einem Tag auf den anderen in der Musikwelt
berühmt.
BEWEGUNG UND STATIK
Kompositorisch setzte Ligeti in diesen Werken eine Idee um, die ihm bereits in Ungarn
vorgeschwebt hatte: Eine statische und
gleichzeitig in sich bewegte, schillernde
Musik, die auf traditionelle Kategorien wie
Melodik oder Metrik vollständig verzichtet.
Die Klangfarbe wird zum zentralen Parameter der Musik in Form von irisierenden
Klangflächen, die durch eine kontrapunktische Binnenfaktur miteinander verschmolzen werden. Ligeti drückte es so aus:
­ Typisch für diese Stücke ist: es gibt kaum
»
Zäsuren. Die Musik erweckt den Eindruck,
als ob sie kontinuierlich dahinströmen würde. Das formale Charakteristikum dieser
Musik ist die Statik.«
ZUSTÄNDE STATT EREIGNISSE
»Atmosphères«, mit einer Spieldauer von
nur neun Minuten und komponiert im Frühjahr und Sommer 1961, gilt heute als eines
der Schlüsselwerke der Neuen Musik und
erregte bei der Uraufführung in Donau­
eschingen im Oktober 1961 ungeheures
Aufsehen. Ligetis so revolutionäre wie einleuchtende Werkidee erwuchs aus der Erkenntnis, dass das streng serielle, jeden
einzelnen Materialaspekt normierende
Kompositionsverfahren Ende der 50er Jahre in eine Sackgasse geraten war. »In ›Atmosphères‹«, so der Komponist im Programmhefttext zur Uraufführung, »versuchte ich, das strukturelle kompositorische Denken, das das motivisch-thematische
ablöste, zu überwinden und dadurch eine
neue Formvorstellung zu verwirklichen. In
dieser musikalischen Form gibt es keine
Ereignisse, sondern nur Zustände; keine
Konturen und Gestalten, sondern nur den
unbevölkerten, imaginären musikalischen
Raum; und die Klangfarben, die eigentlichen
Träger der Form, werden – von den musikalischen Gestalten gelöst – zu Eigenwerten.«
MIKROPOLYPHONES GEFLECHT
Durch den Verzicht auf traditionelle Charakteristika wie Intervallprägnanz, rhythmisches Profil, durchhörbare Zeichnung
wurde der Weg frei zur Komposition des
Klangs selbst, seiner Farbigkeit und seiner
Dichte, seines äußeren Volumens und seiner
internen Textur. Aus der komplexen Ver-
György Ligeti: »Atmosphères«
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György Ligeti nimmt den Applaus nach der Uraufführung der »Atmosphères« entgegen
(22. Oktober 1961)
György Ligeti: »Atmosphères«
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flechtung einer Vielzahl von selbstständig
geführten Stimmen (die Partitur umfasst
über 60 Systeme und bis zu 87 Einzelstimmen), die freilich so dicht aneinander- bzw.
zusammenrücken, dass sie ihre Individualität einbüßen, resultiert eine »übersättigte« polyphone Struktur von irisierender
Statik. Ligeti hat für diese Satztechnik den
Begriff »Mikropolyphonie« geprägt.
FARBEN UND FLÄCHEN
Gleichwohl spielen sich auch hier – in einem
nach geläufiger Vorstellung extrem homogenen Feld – subtile Metamorphosen ab, die
den amorphen Klangfluss modellieren:
­Ruhende Cluster werden in oszillierende
Bewegungen versetzt, die an wuchernde
Wachstumsprozesse erinnern, Klangflächen
gleiten unmerklich von satten Streicher- in
metallische Bläserfarben über, Tonräume
gewinnen durch abgestufte Helligkeitsgrade quasi plastisches Relief. Vom leisen Einsetzen der Instrumente baut sich allmählich eine gigantische Klangwand kontinuierlich auf. Die deutlichste Zäsur markiert,
etwa in der Mitte des Stücks, der plötzliche
Absturz aus höchsten Registern der
Piccolo­flöten und Violinen in extreme Kontrabasstiefen – eine Stelle von verstörender Wirkung, die apokalyptische Assoziationen weckt. Dazu mag passen, dass Ligeti
sich während der Ausarbeitung von »Atmosphères« mit Gedanken an eine Totenmesse
trug und die Komposition dem Andenken
seines 1960 verstorbenen Freundes Mátyás
Seiber widmete.
GESPENSTISCHE INSEKTEN
Die vielen Einzelstimmen und die zum Teil
ungewöhnlichen Vorgaben des Komponisten
stellen für jeden Orchestermusiker eine
besondere Herausforderung dar. Wo andere
etwa ein »pianissimo« vorschreiben, verlangt Ligeti augenzwinkernd »leiser als
möglich« oder an anderer Stelle einen »unmerklichen« Einsatz. Die Struktur von »Atmosphères«, so erklärte Ligeti einmal in
einem Interview, stehe in Zusammenhang
mit Bildern aus einem seiner frühesten
Träume: Sein Kinderzimmer sei von riesigen
Spinnennetzen durchzogen gewesen, in denen sich gespenstische Insekten verfingen,
wodurch sich die Netze immer weiter verheddert hätten.
SCHWEBEN WIE EIN FLUGZEUG
Die Zielvorstellung, die Ligeti mit den »Atmosphères« verfolgte, zieht sich wie eine
Konstante durch sein gesamtes Schaffen.
Noch drei Jahrzehnte nach der Vollendung
des bahnbrechenden Werkes formulierte er:
»In unserer Wahrnehmung geben wir das
Verfolgen einzelner rhythmischer Sukzessionen bald auf, das zeitliche Geschehen
erscheint uns als etwas Statisches, in sich
selbst Ruhendes. Wenn diese Musik richtig
gespielt wird, also in richtiger Geschwindigkeit und mit richtiger Akzentuierung innerhalb der einzelnen Schichten, wird sie nach
einer gewissen Zeit ›abheben‹ wie ein Flugzeug nach dem Start: das rhythmische Geschehen, weil zu komplex, um im Einzelnen
verfolgt zu werden, geht in ein Schweben
über. Dieses Aufgehen von Einzelstrukturen in eine anders geartete globale Struktur ist eine meiner kompositorischen
Grundvorstellungen. Seit Ende der 50er
Jahre, also seit den Orchesterstücken ›Apparitions‹ und ›Atmosphères‹, verfolge ich
diese Idee.«
»ATMOSPHÈRES« IM WELTRAUM
Berühmt wurde die Partitur von »Atmosphères« auch dadurch, dass der Filmregis-
György Ligeti: »Atmosphères«
7
seur Stanley Kubrick Ligetis Musik – zusammen mit zwei anderen Werken des Komponisten und nicht zuletzt auch der Tondichtung »Also sprach Zarathustra !« von
Richard Strauss – als Soundtrack in seinem
Kinoklassiker »2001: Odyssee im Weltraum« einsetzte. Dort dienen die »Atmosphères« als »atmosphärische« Klangkulisse für ein fahrendes Raumschiff…
György Ligeti: »Atmosphères«
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Das Zauberreich
des Neinsagers
SUSANNE STÄHR
Ein »Jahrhundertkomponist« sei er gewesen, ein »Klassiker der Moderne«, ein
­»Magier«, eine Art »Gesamtkunstwerk«,
konnte man nahezu gleichlautend in den
Nachrufen lesen, als György Ligeti am
12. Juni 2006 in Wien gestorben war. Die
Bewunderung galt nicht allein dem Œuvre,
das, im Umfang eher schmal, fast nur aus
Meisterwerken besteht. Auch der Mensch
Ligeti, der unkonventionelle Denker und
kluge Analytiker, fand breite Würdigung:
seine einzigartige Begabung, über Musik zu
sprechen, seine Schlagfertigkeit, sein skurriler Humor, seine Neugierde und Weltoffenheit, seine Unbestechlichkeit, die ihn vor
jeder Vereinnahmung schützte. Ligeti war
ein Außenseiter, kritisch gegen den Zeitgeist und sich selbst. Er stand nicht unter
dem manischen Zwang, gefallen zu wollen,
geliebt werden zu müssen. Unbeirrbar ging
er seinen Weg, blieb niemals stehen: ein
Suchender bis zuletzt.
Es waren die existenziellen Erfahrungen
seiner ersten Lebensjahrzehnte, die ihn,
den 1923 in Siebenbürgen geborenen Sohn
einer ungarisch-jüdischen Familie, geprägt
und gewappnet hatten. Seine frühe Neigung
galt den Naturwissenschaften: Mathe­matik
und Physik wollte er 1941 – nach dem Abitur – studieren, doch als Jude blieb ihm die
Universität verschlossen. Deshalb schrieb
er sich am Klausenburger Konservatorium
ein, belegte Harmonielehre und Kontrapunkt, erlernte das Cello- und das Orgelspiel. Und nahm privaten Kompositions­
unterricht bei Pál Kadosa in Budapest. Als er
im Winter 1941/42 erstmals Werke von Béla
Bartók hörte, hatte er sein Erweckungs­
erlebnis: Der Musik allein galt fortan seine
Bestimmung. Doch die Zeitläufte durchkreuzten zunächst seine Pläne. Im Januar
1944 wurde György Ligeti als Mitglied einer
missliebigen Minorität zum Arbeitsdienst
einberufen, musste zentnerschwere Salzsäcke schleppen, Munitionsnachschub auf
offenem Feld verladen. Mehrfach ist er dem
Tod von der Schippe gesprungen. Einmal,
als er während eines Angriffs flach auf dem
Boden liegt, donnert ein sowjetischer Panzer nur 30 cm neben ihm vorbei. Und als er
in sowjetische Kriegs­gefangenschaft gerät,
gelingt es ihm zu entkommen, weil seine
Gefangenenkolonne im Chaos der Truppenbewegungen von einer zweiten Kolonne
durchschnitten wird und die Wachleute für
einen Moment den Überblick verlieren…
Fünf Tage lang schlägt er sich zu Fuß nach
György Ligeti: Komponistenportrait
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Klausenburg durch, 150 quälende Kilometer, um endlich die bittere Wahrheit zu erfahren: Sein Vater und sein jüngerer Bruder
sind von den Nazis ermordet worden, die
Mutter ist von der KZ­
-Inhaftierung gezeichnet. Und es quält ihn die Frage: »Warum habe gerade ich überlebt, mit welchem
Recht ?«
»Meine Muttersprache ist Ungarisch, ich
bin aber kein ganz echter Ungar, denn ich
bin Jude. Doch bin ich kein Mitglied einer
jüdischen Religionsgemeinde, also bin ich
assimilierter Jude. So völlig assimiliert bin
ich indessen auch nicht, denn ich bin nicht
getauft. Heute, als Erwachsener, lebe ich
in Österreich und in Deutschland und bin
seit langem österreichischer Staatsbürger.
Echter Österreicher bin ich aber auch nicht,
nur ein Zugereister, und mein Deutsch
bleibt lebenslang ungarisch gefärbt.« Wiewohl Ligeti immer Sehnsucht danach empfunden haben dürfte, eine klare Identität
zu entwickeln, hat er seine Position, keiner
Gruppe eindeutig anzugehören, im Verlaufe
seines Lebens als Vorteil und Luxus erlebt.
Sie gewährte ihm Unabhängigkeit und gab
ihm die Kraft, nein zu sagen. Das war schon
1950 so: Zoltán Kodály, der große Komponist und Weggefährte Bartóks bei der Erforschung der originären ungarischen
Volksmusik, hatte ihm angeboten, eine
Sammlung rumänischer Volkslieder zu erstellen und herauszugeben – und Ligeti
hatte den Mut, ihm abzusagen: Diese Arbeit
sei nichts für ihn – das sei ja wie Käfersammeln. Kodály sah es ihm nach und vermittelte ihm einen Lehrauftrag für Harmonie­
lehre und Kontrapunkt. Doch Ligeti erkannte rasch, dass es ihm in Ungarn verwehrt
bleiben würde, seiner eigentlichen Berufung, dem Komponieren, zu folgen. Selbst
Debussy und Ravel waren hier verboten,
von der Zweiten Wiener Schule ganz zu
schweigen: »Totalitäre Systeme mögen keine Dissonanzen.«
Als die sowjetischen Truppen 1956 den Aufstand auf den Straßen Budapests blutig
niederschlugen, saß Ligeti am Radio und
lauschte heimlich einer Übertragung von
Stockhausens »Gesang der Jünglinge«.
Nach Köln, wo Stockhausen wirkte, zog es
ihn längst, und er wagte den Schritt ins
Exil. Am 10. Dezember bestieg er einen Zug
gen Westen, gelangte noch in der Nacht
­illegal über die Grenze nach Österreich und
wurde wenige Monate später Mitarbeiter im
Studio für Elektronische Musik des WDR.
Vom Experimentieren mit Generatoren, Modulatoren und Zuspielbändern verabschiedete er sich aber schon nach kurzer Zeit:
Unzulänglich erschienen ihm die Apparaturen, und auch vom Serialismus, an den viele seiner Kollegen glaubten, wandte er sich
ab. Ligeti nahm andere klangliche Ideale ins
Visier, die er bald darauf mit seinen Orchesterwerken »Apparitions« und vor allem »Atmosphères« verwirklichte: eine unfassliche
Klangflächenmusik, die auf die herkömmlichen Parameter – Rhythmik, Intervalle, motivische Floskeln – völlig verzichtet. Ein
Erdbeben löste er in der Szene aus mit diesen Werken, man feierte ihn als Speerspitze
der Avantgarde – doch wieder lehnte Ligeti
die Rolle, die man ihm zuwies, kurz entschlossen ab. Eine Leitfigur und Lichtgestalt wollte er nicht werden. Die Postmoderne freilich, zu der ihn in den 80er Jahren
mancher rechnen wollte, nachdem Ligeti
sein Horntrio als »Hommage à Brahms« geschaffen und verschiedentlich der Tradition
gehuldigt hatte, wurde von ihm mit nicht
geringerer Ablehnung und Polemik bedacht.
Kaum notwendig zu erwähnen, dass Ligeti
auch resistent blieb gegen jede Ideologie
und selbst zu den 68ern Distanz hielt: Ein
Opfer der braunen wie der roten Diktatur,
György Ligeti: Komponistenportrait
10
war er gefeit davor, sich in Welterlösungsvisionen zu verlieren.
Als Kind träumte Ligeti von einem imaginären Reich, das er »Kilviria« nannte. Akribisch zeichnete er die Topographie dieses
Reiches, mit Bergen, Tälern und Siedlungen, ja er erdachte gar eine Sprache und
Grammatik für dieses Land der Phantasie.
Andererseits war er besessen von der Idee,
die chemische Formel des Hämoglobins zu
entschlüsseln. Diese beiden Pole, das Faible für Wissenschaft und Konstruktion auf
der einen und die Lust an Illusion und Utopie
auf der anderen Seite, haben die Persönlichkeit Ligetis nachhaltig geprägt, und sie
schlugen sich auch in seinem musikalischen
Schaffen nieder. Wenn man sich fragt, warum es gerade ihm gelungen ist, weit über
die Kreise der eingeweihten Kenner Neuer
Musik hinaus Popularität zu erlangen, liegt
hier der Schlüssel zur Antwort. Man kann
Ligetis Werke analytisch hören und staunen
über ihre musikalische Architektur, ihre
Kunst der Konstruktion. Oder aber man
lässt sich von ihm einfach an die Hand nehmen und folgt ihm in sein Zauberreich der
Klänge. Ligeti wusste es selbst: »Man kann
meine Musik sowohl sehr naiv als auch sehr
gebildet hören. Der Zugang ist eigentlich
offen.«
György Ligeti: Komponistenportrait
11
»Wirklichkeit der
Triebe und Gefühle«
MICHAEL KUBE
LEBENSDATEN DES KOMPONISTEN
ALBAN BERG
(1885–1935)
»Symphonische Stücke aus der Oper
›Lulu‹« für Koloratursopran und Orchester
1. »Rondo«
2. »Ostinato«
3. »Lied der Lulu«
4. »Variationen«
5. »Adagio«
Geboren am 9. Februar 1885 in Wien; gestorben am 24. Dezember 1935 in Wien –
Berichten der Familie zufolge jedoch
­bereits am 23. Dezember kurz vor Mitternacht.
ENTSTEHUNG
Nachdem Alban Berg im Frühjahr 1934 unter großem ökonomischem Druck das Particell seiner Oper »Lulu« beendet hatte,
stellte er noch vor Abschluss der Orchesterpartitur aus dem musikalischen Verlauf
der Oper eine Folge von insgesamt fünf
»Symphonischen Stücken« zusammen. Sie
sollten nicht zuletzt beim Publikum und bei
Intendanten den Weg für zukünftige Aufführungen der Oper ebnen: »Die U. E. will
das möglichst bald herausbringen, so daß
im Herbst alle Orchestervereinigungen (der
Welt !) sie spielen können… !« Dieses Verfahren hatte sich schon bei den »Drei
Bruchstücken aus ›Wozzeck‹« (1924) bewährt.
Alban Berg: »Lulu«-Suite
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WIDMUNG
GEGEN BÜRGERLICHE
SCHEINMORAL
Das »Lied der Lulu« (Nr. 3) war bereits Anton Webern (1883–1945) zu seinem 50. Geburtstag am 3. Dezember 1933 zugeeignet
worden, als Berg am 13. September 1934
schließlich die komplette Folge der »Symphonischen Stücke« Arnold Schönberg
(1874–1951) zu seinem 60. Geburtstag
widmete.
URAUFFÜHRUNG
Am 30. November 1934 in Berlin in der Berliner Staatsoper »Unter den Linden«
(Staatskapelle Berlin unter Leitung von
Erich Kleiber); trotz vielfacher Anfeindungen durch die nationalsozialistischen
Machthaber gelang es Erich Kleiber, der
schon 1925 den »Wozzeck« aus der Taufe
gehoben hatte, die Uraufführung der sog.
»Lulu«-Suite durchzusetzen, auf deren
­demonstrativen Erfolg eine Hetzkampagne
in der braunen Presse folgte.
Bereits kurz nach der Vollendung des »Wozzeck« hatte Alban Berg die Suche nach einem neuen Operntext aufgenommen. Die
Auswahl gestaltete sich allerdings ziemlich
schwierig: Auf der einen Seite ließ sich Berg
bei der Lektüre gerne von verschiedenen
Sujets begeistern, auf der anderen Seite
musste das Libretto die hochgesteckten
Erwartungen des Publikums, der Kritik und
des Komponisten selbst erfüllen. Schließlich schwankte Berg 1927 zwischen »Und
Pippa tanzt« (1906) von Gerhart Hauptmann (1862–1946) und den beiden LuluDramen von Frank Wedekind (1864–1918),
»Erdgeist« (1895) und »Die Büchse der
Pandora« (1904), die er selbst zu einem
Textbuch zusammenführte. Die mit der
Handlung einhergehenden drastischen
­Effekte, die auf die Bühne projizierte sexuelle Emanzipation und Selbstbestimmung
der Frau sowie das Vorführen der bürgerlichen Scheinmoral reizten Berg in besonderer Weise. Sorge bereitete ihm aber auch
»die Gewagtheit des Stoffes, die so groß
ist, daß es mir passieren könnte, daß ich
nach jahrelanger Arbeit ein Werk in der
Schublade hab’, das nur vor geladenem Publikum aufführbar ist«.
So stellt Lulu die »Wirklichkeit der Triebe
und Gefühle« dar; der Gesellschaft mit ihrer
heuchlerischen Moral und Prüderie aber
wird der Spiegel vorgehalten. Als verkörperter Sinnlichkeit verfallen ihr die Männer
reihenweise und kommen zu Tode. Schließlich verstrickt sich Lulu in der Doppelmoral,
sinkt zur Hure herab und wird letztlich
selbst Opfer eines Lustmörders… Im Zentrum der Oper (wie auch der »Symphonischen Stücke«) steht dabei das »Lied der
Lulu«, in dem sich das Geschehen brenn-
Alban Berg: »Lulu«-Suite
13
Alban Berg (um 1934)
Alban Berg: »Lulu«-Suite
14
spiegelartig fokussiert: »Wenn sich die
Menschen um meinetwillen umgebracht
haben, so setzt das meinen Wert nicht herab.«
SCHATTEN DER LETZTEN JAHRE
Wie für viele andere Künstler, Komponisten
und Musiker erwies sich auch für Alban Berg
das Jahr 1933 mit der Machtübernahme der
Nationalsozialisten als ein tiefgreifender
Einschnitt in die äußere wie innere Biographie. Dadurch, dass die Musik Arnold Schönbergs und seiner Schüler oftmals in voraus­
eilendem Gehorsam gebrandmarkt und damit von den Spielplänen der Opernhäuser
und Konzertprogramme zusehends verbannt wurde, sah sich Berg plötzlich eines
Gutteils seiner wirtschaftlichen Grundlage
beraubt. Hinzu kam, dass er sich kurz zuvor
mit dem Kauf des in ländlicher Abgeschiedenheit gelegenen idyllischen »Waldhauses« verausgabt hatte – um in Ruhe komponieren zu können. Besonders bedrückend
war für ihn der Umstand, dass sich der Verlag, der ihm ursprünglich mit einem monatlichen Vorschuss auf zukünftige Einnahmen
die Vollendung der »Lulu« erleichtern wollte, sich wegen der grundlegend veränderten
politischen Rahmenbedingungen ein Stück
weit zurückzog. So bat Berg seinen verehrten Lehrer Schönberg, der inzwischen in die
USA emigriert war, einen Weg zu finden, die
autographe Partitur des »Wozzeck« gegen
harte Devisen zu veräußern. Auch das berühmte Violinkonzert (1935), für das Berg
die Arbeit an der Partitur der »Lulu« unterbrach, verdankt sich quasi einer ökonomischen Notwendigkeit: Der für ein halbes
Jahr in Europa weilende Geiger Louis Krasner (1903–1995) bot für ein entsprechendes, kurzfristig binnen weniger Monate
fertig zu stellendes Werk die damals ansehnliche Summe von 1.500 Dollar…
Das Jahr 1935 wurde für Berg allerdings
auch zum Schicksalsjahr. Konnte er am 11.
Dezember 1935 noch die erfolgreiche Wiener Erstaufführung seiner »Symphonischen
Stücke aus der Oper ›Lulu‹« besuchen,
musste er wenige Tage später mit akuten
Schmerzen ins Krankenhaus. Ein Insektenstich aus dem Sommer hatte sich über die
Monate zu einem schmerzhaften Abszess
ausgeweitet, der schließlich aufbrach und
zu einer Blutvergiftung führte. Auch eine
Transfusion konnte nicht mehr die erhoffte
Wendung bringen. Nachdem sich Berg bei
dem Spender, einem einfachen Mann »aus
dem Volke«, persönlich für die Blutspende
bedankt hatte, bemerkte er zu seinem
nachmaligen Biographen Willi Reich noch
scherzhaft: »Wenn jetzt nur kein Operettenkomponist aus mir wird !«
MUSIKALISCHE NETZWERKE
Innerhalb von Alban Bergs zwar nicht sonderlich umfangreichem, dafür in jedem
Werk gewichtigem Schaffen nehmen die
Kompositionen für Orchester eine besondere Stellung ein. Neben den »Orchester­
liedern nach Texten von Peter Altenberg
op. 4«, der Konzert-Arie »Der Wein« und
dem Violinkonzert spannen die »Drei Orchesterstücke op. 6« (1914/15) wie auch
die »Symphonischen Stücke aus der Oper
›Lulu‹« (1934) ein ganzes Netz von Beziehungen auf: So widmete Berg die Stücke op.
6 seinem Lehrer Arnold Schönberg zu dessen 40. Geburtstag und bemerkte selbst
über den abschließenden Marsch: »Endlich
wieder ein langer Satz, nach so viel kurzem.
Er ist länger als die fünf Orchesterlieder
zusammen.« Vom Ausdruck, einzelnen Motiven und Gesten her erinnern diese Stücke
an die späten Symphonien Gustav Mahlers,
was wiederum Theodor W. Adorno zu der
Bemerkung veranlasste, dass »Bergs Mah-
Alban Berg: »Lulu«-Suite
15
lerischste Partitur die komplizierteste wurde, die er schrieb«.
Anders als bei den »Drei Bruchstücken aus
›Wozzeck‹« (1924), bei denen Berg in sich
geschlossene Nummern (der fertigen Oper)
für den Konzertsaal übernahm, handelt es
sich bei den »Symphonischen Stücken aus
der Oper ›Lulu‹« teilweise um eine bloße
Übernahme, teilweise um eine völlige Neufassung der entsprechenden Abschnitte
und teilweise um einen Vorgriff auf die noch
gar nicht fertig gestellte Opernpartitur. So
blieben bei der Einrichtung etwa rezitativische Einschübe, Dialoge oder andere Einwürfe außen vor. Zugleich geht mit dem
Verzicht auf vom Libretto vorgegebene
dramatische Einflüsse eine Vereinfachung
der Textur einher – eine Vereinfachung, die
zugleich ein musikalisches Konzentrat darstellt.
MEHR SYMPHONIE ALS SUITE
Von äußerster Intensität bestimmt, unterscheiden sich alle fünf Sätze durch einen
jeweils individuellen Ausdruckscharakter.
Und obwohl es sich um Entlehnungen aus
der Opernpartitur handelt, kann das Werk
schon seines Umfangs wegen kaum als
­Suite bezeichnet werden. Die großformale
Disposition mutet vielmehr symphonisch an
– mit zwei gewichtigen und weiträumig
konzipierten Ecksätzen: einem eröffnenden
Rondo und einem abschließenden, an Mahlers Melos erinnernden Adagio. Ferner umfassen zwei Scherzi wie in einem Bogen das
»Lied der Lulu«.
Mit dem eröffnenden »Rondo (Andante und
Hymne)« fügt Berg den Dialog zwischen
Lulu und Alwa (2. Akt, 1. Szene) sowie die
abschließende Hymne zu einem Satz zusammen – gleichsam als symphonisches
Konzentrat der musikalischen Substanz.
Die Musik wird dabei von jenen Worten befreit, die auf eigentümliche Art Körper und
Klang vermitteln: »Durch dieses Kleid empfinde ich Deinen Wuchs wie Musik. Diese
Knöchel: ein Grazioso; dieses reizende Anschwellen: ein Cantabile; diese Knie: ein
Misterioso; und das gewaltige Andante der
Wollust.« Das folgende »Ostinato«, das
symmetrisch um eine Spiegelachse gestaltet ist (ein stehender Klang mit einem Arpeggio im Klavier), vermittelte ursprünglich zwischen den beiden Szenen des 2.
Aktes, aus dem auch das im Zentrum stehende »Lied der Lulu« stammt. Wie sehr
sich Berg bei der Konzeption seiner Partituren historischen Formen verpflichtet
fühlte, mit ihnen auf gleichsam subkutaner
Ebene und als Reflex auf das Libretto den
musikalischen Verlauf strukturierte, erweist sich in den »Variationen« (insgesamt
vier); ursprünglich als Intermezzo zwischen
den beiden Szenen des 3. Aktes vorgesehen, mündet es in das Drehorgelsolo des
Bänkellieds. Das als Finale angelegte
­»Adagio« stellte Berg aus der letzten Szene der Oper zusammen – und unterlegte im
Schlussabschnitt der Flötenstimme die
letzten Worten der sterbenden Gräfin Geschwitz: »Mein Engel ! Laß dich noch einmal
sehn ! Ich bin dir nah ! Bleibe dir nah ! In
Ewigkeit.«
»HEIL MOZART !«
Auf eigentümliche, doch für die Zeit nach
1933 charakteristische Weise kreuzten sich
die Wege zweier Komponisten mit ihren jeweils aktuellen Opern und den daraus abgeleiteten symphonischen Partituren: auf
der einen Seite Alban Berg mit seiner
»Lulu«, auf der anderen Seite Paul Hindemith mit »Mathis der Maler«. Denn die
spektakuläre Uraufführung der »Mathis«-
Alban Berg: »Lulu«-Suite
16
Erich Kleibers Brief an Alban Berg mit der Zustimmung,
die »Lulu«-Suite in Berlin zur Uraufführung zu bringen
Alban Berg: »Lulu«-Suite
17
Symphonie mit den Berliner Philharmonikern unter Wilhelm Furtwängler am 12.
März 1934 wurde rasch zu einem Politikum.
Für Klärung wollte Furtwängler selbst sorgen, als er am 25. November 1934 auf der
Titelseite der »Deutschen Allgemeinen Zeitung« seinen Artikel »Der Fall Hindemith«
veröffentlichte. Nur fünf Tage später wurden in der Staatsoper unter der Leitung von
Erich Kleiber die »Symphonischen Stücke
aus der Oper ›Lulu‹« mit einhelligem Erfolg
uraufgeführt, wie sich Willi Reich erinnert:
»Nur eine gegnerische Stimme wurde laut:
Ein Mann – es war zudem noch ein zugereister Wiener – rannte durchs Parkett und
brüllte: ›Heil Mozart !‹ – Kleiber wandte
sich zu ihm um und antwortete: ›Sie irren
sich: das Stück ist von Alban Berg !‹«
Am 5. Dezember 1934, nur fünf Tage nach
der Uraufführung, wurde Erich Kleiber aus
den Diensten der Staatsoper entlassen. All
dies im Blick, proklamierte Joseph Goebbels
am 7. Dezember während der »Jahreskundgebung der Reichskulturkammer« im Berliner Sportpalast richtungsweisend für die
Kunstpolitik der kommenden Jahre: »Denn
der Nationalsozialismus ist nicht nur das
politische und soziale, sondern auch das
kulturelle Gewissen der Nation.« Schon zuvor, am 24. Oktober 1934, hatte Kleiber, die
sich zuspitzende Situation offenbar klar
vor Augen, in einem Brief Alban Berg mitgeteilt: »Dann kann nur passieren, daß es
[die Uraufführung der »Symphonischen
Stücke«] von ganz oben herunter verboten
wird – und das könnte und würde ich dann
natürlich nur mit meinem sofortigen Abgang beantworten. […] Ich habe Dich in Berlin ans Licht gebracht, ich habe Dich in der
neuen Welt vermittelt – wo für Dich kein
Platz ist, hab’ ich auch nichts zu suchen.«
Beide Opern erlebten schließlich am
Stadttheater Zürich ihre Uraufführung: Am
28. Mai 1938 Hindemiths »Mathis«, und
bereits ein Jahr zuvor, am 2. Juni 1937,
Bergs unvollendete Oper »Lulu«.
GESANGSTEXT FÜR DAS
SOPRANSOLO DES 3. SATZES
»LIED DER LULU«
Wenn sich die Menschen um meinetwillen
umgebracht haben,
so setzt das meinen Wert nicht herab.
Du hast so gut gewußt, weswegen Du mich
zur Frau nahmst,
wie ich gewußt habe, weswegen ich Dich
zum Manne nahm.
Du hattest deine besten Freunde mit mir
betrogen,
Du konntest nicht gut auch noch Dich
selber mit mir betrügen.
Wenn Du mir Deinen Lebensabend zum
Opfer bringst,
so hast Du meine ganze Jugend dafür
gehabt.
Ich habe nie in der Welt etwas anderes
scheinen wollen,
als wofür man mich genommen hat;
und man hat mich nie in der Welt für etwas
anderes genommen,
als was ich bin.
Textvorlage:
Frank Wedekind: »Erdgeist«,
Tragödie in vier Aufzügen
(4. Akt, 8. Szene)
Alban Berg: »Lulu«-Suite
18
Von der
Bühnenmusik zum
symphonischen Werk
CHRISTIAN KIPPER
LEBENSDATEN DES KOMPONISTEN
GABRIEL FAURÉ
(1845–1924)
»Pelléas et Mélisande«
Orchestersuite aus der Schauspielmusik
op. 80
1. »Prélude«: Quasi adagio
2. »La Fileuse« (Die Spinnerin): Andantino
quasi allegretto
3. »Sicilienne«: Allegro molto moderato
4. »La Mort de Mélisande«: Molto adagio
Geboren am 12. Mai 1845 in Pamiers (Département Ariège); gestorben am 4. November
1924 in Paris.
ENTSTEHUNG
Gabriel Fauré komponierte seine Schauspielmusik zu Maurice Maeterlincks Drama
für eine Londoner Aufführung in englischer
Sprache; sie entstand 1898, von Fauré
­lediglich im Particell notiert, das sein Schüler Charles Koechlin instrumentierte. Die
zunächst nur 3-teilige Orchestersuite wurde 1901 veröffentlicht, erst 1909 erschien
sie zusammen mit der berühmten »Sicilienne«; bei dieser Gelegenheit hat Fauré den
Orchestersatz selbst redigiert und die In­
stru­
m entationen von Charles Koechlin
grundlegend überarbeitet.
TEXTVORLAGE
»Pelléas et Mélisande«, fünfaktiges Schauspiel des belgischen Symbolisten Maurice
Maeterlinck (1862–1949); das 1892 entstandene und am 16. Mai 1893 im Pariser
Gabriel Fauré: »Pelléas et Mélisande«
19
Théâtre des Bouffes Parisiens uraufgeführte mystische Eifersuchts- und Ehebruchsdrama, dessen weitgehend ins Innere der
Personen verlegte Handlung an Wagners
»Tristan« erinnert, wurde um die Jahrhundertwende u. a. auch von Claude Debussy
(Oper), Jean Sibelius (Schauspielmusik)
und Arnold Schönberg (Symphonische Dichtung) vertont.
WIDMUNG
Winnaretta Singer (1865–1943), Erbin des
gleich­namigen amerikanischen NähmaschinenKonzerns und Gattin des französischen Kunstmäzens Edmond de Polignac, führte einen
berühmten Pariser Salon, in dem die wichtigsten Künstler der Zeit verkehrten.
URAUFFÜHRUNG
Uraufführung der Schauspielmusik: Am
21. Juni 1898 in London im »Prince of Wales
Theatre« (Orchester des »Prince of Wales
Theatre« unter Leitung von Gabriel Fauré).
Uraufführung der Orchestersuite: Am
3. Februar 1901 in Paris im Rahmen der
»Concerts Lamoureux« (Orchester der
»Concerts Lamoureux« unter Leitung von
Camille Chevillard).
MAURICE MAETERLINCKS
POETISCHE SPRACHE
Am 17. Mai 1893 fand in Paris die erste Aufführung von »Pelléas et Mélisande« des
belgischen Dichters Maurice Maeterlinck in
französischer Sprache statt. Claude Debussy, der an jenem Abend im Publikum saß,
fasste sofort den Entschluss, mit diesem
Theaterstück als Grundlage eine »Gegenoper« zu Wagners Musikdrama zu komponieren. Der nuancenreiche, mit Symbolen
überfrachtete Text von Maurice Maeterlinck lud geradezu zu einer Vertonung ein,
versucht er doch in der fremdartigen, mystifizierenden Darstellung des Gewöhnlichen
ein Stück weit das »Unaussprechliche«
auszudrücken, das seit der Romantik das
ureigene Feld der Musik gewesen war. So
schuf der spätere Nobelpreisträger mit
»Pelléas et Mélisande« die Vorlage nicht nur
zu Debussys Oper, sondern auch zur gleichnamigen symphonischen Dichtung von Arnold Schönberg und zu den Bühnenmusiken
von Jean Sibelius und Gabriel Fauré.
Schlagartig berühmt wurde Maeterlinck mit
seinen frühen Theaterstücken, die dem
­literarischen Symbolismus eines Stéphane
Mallarmé und Paul Verlaine folgten und deren kalkulierte Sprachmagie, geheimnisvolle Andeutungen und weitreichende Sinnesvermischungen aufgriffen. Mit dem Ziel, die
banale Alltagswelt zu poetisieren, beschwören Maeterlincks Verse eine versunkene, märchenhaft-geschichtslose Welt.
Dabei tauchen immer wieder dieselben
­Ornamente und Motive auf: Langes Haar,
goldene Ringe und Kronen schmücken die
filigranen Frauengestalten; verlassene
Parks, Verliese, Labyrinthe und Blindheit
sind die mysteriösen Chiffren für die Begegnungsängste mit dem Leben und der
Gabriel Fauré: »Pelléas et Mélisande«
20
Gabriel Fauré mit seinem Sohn Emmanuel (1889)
Gabriel Fauré: »Pelléas et Mélisande«
21
Unkenntnis der Bühnenfiguren ihrer eigenen Seelenzustände.
Doch nicht nur die Komponisten hörten die
Musikalität der Texte, die geradezu nach
einer Vertonung verlangten. 1895 lernte
die englische Schauspielerin Stella Patrick
Campbell (1865–1940) das Theaterstück
»Pelléas et Mélisande« kennen, das für sie
durch einen ihrer Freunde, Jack W. Mackail,
in die englische Sprache übersetzt worden
war. In ihren Memoiren sprach sie später
von einer wesentlichen Begegnung ihres
Lebens: »Noch bevor ich meine Augen geöffnet hatte, kannte ich Mélisande, als ob
sie ein Teil meiner selbst gewesen wäre. Ich
wusste, dass ich der Schönheit der Wörter
Farbe, Form und Klang würde geben können.« Um das Stück aufzuführen, wandte
sie sich an einen anderen großen Schauspieler jener Zeit, Johnston Forbes-Robertson,
aber auch an den Komponisten Gabriel Fauré: »Die notwendige Bühnenmusik war ein
sehr wichtiges Element«, schrieb Stella
Patrick Campbell, »und ich war sicher, dass
Gabriel Fauré der geeignete Komponist dafür wäre.«
ENGLISCHE PREMIERE MIT
FRANZÖSISCHER MUSIK
Die Begegnung zwischen der Schauspielerin
und dem Komponisten fand wahrscheinlich
während Faurés Londoner Aufenthalt im
Frühjahr 1898 statt. »Ich hatte seit meinem Besuch in Paris vor 17 Jahren kein
Französisch mehr gesprochen, aber ich
schlug mich irgendwie durch, als ich Herrn
Fauré die Stellen des Stückes vorlas, die
mir am meisten nach Musik zu verlangen
schienen. Der liebe Herr Fauré, wie verständnisvoll hörte er zu und mit welcher
Bescheidenheit sagte er, dass er sein Bestes geben würde… !«
Da die Londoner Premiere bereits für den
21. Juni desselben Jahres angesetzt war,
musste sich Fauré mit der Komposition beeilen. Die Partitur wurde im Mai 1898 fertig,
doch überließ er die Instrumentierung der
19 Musiknummern aus Zeitmangel seinem
ehemaligen Schüler Charles Koechlin
(1867–1950), der die Arbeit dann selbst in
höchster Eile erledigte. Fauré bedankte
sich dafür am 6. Juni 1898 mit einem
Schreiben, in dem er seinen jungen Mitarbeiter zur Premiere in London einlud: »Lieber Freund ! Ich kann Sie weder für Ihre
Zeit, noch für Ihre guten Ideen entschädigen. Aber erlauben Sie mir, Ihnen einen
kleinen Teil Ihrer Bahnkosten für eine kleine
Reise zu ersetzen, die ich sehr gerne in Ihrer Begleitung unternehme. Machen Sie mir
das Vergnügen und nehmen Sie diese sehr
kleine Gabe an, als käme sie von einem alten
Greis ! Und noch einmal tausend Dank. Ohne
Sie wäre ich niemals fertig geworden.«
Koechlin nahm die Einladung an und begleitete Fauré zur englischen Erstaufführung
von »Pelléas et Mélisande«. Der Komponist
dirigierte höchstselbst das kleine Orchester des »Prince of Wales Theatre« am Piccadilly. Der Erfolg war überwältigend und
bezog sich nicht nur auf die Verse von Maeterlinck, deren poetische Kraft besondere
Erwähnung in den Kritiken fand, sondern
auch auf die Bühnenmusik und deren Einklang mit dem gesamten Theaterstück.
TRAUMSEQUENZEN,
IN MUSIK GESETZT
Wahrscheinlich wurde das genaue Arrangement der einzelnen Nummern erst während
der Proben im Juni 1898 endgültig festgelegt. Lediglich die Hauptsätze – »Prélude«,
»Sicilienne«, »La Fileuse«, »La Chanson de
Mélisande« und »La Mort de Mélisande« –
Gabriel Fauré: »Pelléas et Mélisande«
22
hatten bereits vorher, vermutlich nach den
Angaben Patrick Campbells vom März 1898,
ihren festen Ort gefunden. Die übrigen
Nummern hingegen wiederholen oder variieren ohnehin das Material aus den Hauptsätzen und ließen sich daher leicht verschieben. Das »Prélude« des ersten Akts
zählt zu den ausdrucksstärksten Kompositionen Faurés. Es ist Traum- und Trauermusik zugleich, illustriert es doch den entrückten Zustand der Hauptpersonen, aber
auch das Einbrechen des Schicksals, womit
es auf die beiden Grundkomponenten des
Dramas hinweist.
Die »Sicilienne« hatte Fauré bereits 1893
als Opus 78 für Violoncello und Klavier komponiert und auch schon für seine Bühnenmusik zu Molières »Le Bourgeois Gentilhomme« verwendet. Sie erklingt zu Beginn
des zweiten Akts, jener bedeutsamen Szene am Brunnen, im Verlauf derer die fatale
Zuneigung zwischen Pelléas und Mélisande
offenbar wird. Die Musik entspricht hier
insofern dem Handlungsmoment, als sie
eine der wenigen Szenen eröffnet, in der die
ansonsten eher schwermütig gezeichnete
Protagonistin ihre ursprüngliche Unbeschwertheit und kindliche Einfalt zeigt.
Der folgende Hauptsatz, »La Fileuse«, erklingt zu Beginn des dritten Akts: In einem
Gemach des Schlosses sitzt Mélisande am
Spinnrad und unterhält sich mit Pelléas, bis
der kleine Yniold hinzutritt. Durch seine
unbedarft-naive Art teilt sich die Verlorenheit der beiden Protagonisten auf besonders eindrückliche Weise mit. Das »Lied am
Spinnrad« besaß zu jener Zeit eine lange
Gattungstradition, doch geht die Musik
durchaus auf das dramatische Geschehen
ein, indem sie die Genreszene mit melancholischen Tönen untermalt und damit auf
die metaphysische Komponente des Dramas
verweist. Der Satz unterhält dabei subtile
Beziehungen zu den übrigen Musiknummern, wie überhaupt alle Hauptsätze durch
Ähnlichkeiten ihres musikalischen Materials aufeinander bezogen sind.
Am Ende der ersten Szene des dritten Akts,
eben jener Szene am Spinnrad, stimmt
Mélisande halblaut ein Lied mit den beiden
Versen »Saint-Daniel et Saint-Michel,
Saint-Michel et Saint-Raphaël« an. Erst für
die folgende Szene am Turm jedoch sah der
Dichter ein vollständiges Lied vor. Die Originalausgabe zum Theaterstück (1892)
gibt die von Debussy vertonte Version wieder: »Mes longs cheveux descendent jusqu’au seuil de la tour«. In der Tat hatte
Maeterlinck für diese Szene mehrere Lieder
geschrieben und die Wahl der Hauptdarstellerin in Paris überlassen, die eine andere
Version wählte: »Les trois sœurs aveugles
ont leurs lampes d’or«. In den späteren
Ausgaben des Stücks hielt sich diese Fassung, die auch Gabriel Fabre – nicht Fauré –
für die erste Pariser Aufführung am 17. Mai
1893 in Musik gesetzt hatte. Sie diente als
Basis für die ziemlich freie englische Übersetzung, die Fauré vertonte: »The king’s
three blind daughters«.
Die Musik zu Mélisandes Tod bildet als Zwischenspiel vor dem fünften Akt den letzten
Hauptsatz der Bühnenmusik. Sie stützt
sich auf ein Motiv, das zunächst von den
tiefen Holzbläsern über einem TrauermarschRhythmus vorgetragen wird und sich deutlich auf »La chanson de Mélisande« und auf
das zweite Thema in »La Fileuse« bezieht.
Gabriel Fauré: »Pelléas et Mélisande«
23
FAURÉS SYMPHONISCHES
VERMÄCHTNIS
Wie bei seinen zuvor komponierten Bühnenmusiken stellte Fauré aus den Hauptsätzen
zu »Pelléas et Mélisande« eine symphonische Suite zusammen. Dabei griff er zunächst lediglich auf drei Stücke, das
»Prélude«, »La Fileuse« und »La Mort de
Mélisande«, zurück und überarbeitete
Koechlins Instrumentierung. So nahm der
Komponist eine Oboe, ein Fagott, zwei Hörner und eine Harfe hinzu, wodurch sich die
auf die Londoner Aufführung zugeschnittene
Besetzung vom Kammer- zum Symphonie­
orchester weitete; Fauré verstärkte also
die Klangeffekte und arbeitete die melodischen Konturen sowie das harmonische Gewebe stärker heraus. Der frische Ton, der
Koechlins Orchestrierung auszeichnete,
wich auf diese Weise einer dunkleren, nebulösen Atmosphäre.
erfolgreiche Aufführungen. Dennoch sagte
sich die Musik Faurés mit der Zeit von Maeterlincks Drama los, mit dem sie zuvor eine
so enge Beziehung gepflegt hatte, und erscheint heute als das Hauptvermächtnis
Gabriel Faurés auf dem Gebiet der Symphonik.
1901 veröffentlichte der Pariser Musikverlag Hamelle das dreisätzige Werk als »Suite
d’orchestre de ›Pelléas et Mélisande‹« op.
80. Die »Sicilienne« erschien 1909 zunächst, völlig separat, im selben Verlag und
wurde erst elf Jahre später auf Drängen
Faurés als nunmehr vierter Satz in die Orchestersuite eingefügt. Mitunter erklingt
heute noch ein fünftes Stück aus Faurés
Bühnenmusik, »La Chanson de Mélisande«,
dessen Instrumentation Koechlin 1936, also
zwölf Jahre nach dem Tod Gabriel Faurés,
ein weiteres Mal umarbeitete.
Die Orchestersuite ließ die (komplette)
Bühnenmusik zu »Pelléas et Mélisande«
zwar nicht völlig verschwinden, denn auch
in den folgenden Jahren erlebte sie einige
Gabriel Fauré: »Pelléas et Mélisande«
24
»Meine
Kriegssymphonie«
MARTIN DEMMLER
ENTSTEHUNG
IGOR STRAWINSKY
(1882–1971)
»Symphony in Three Movements«
(Symphonie in drei Sätzen)
1. (ohne Tempoangabe)
2. Andante
3. Con moto
Strawinsky wollte zunächst kein symphonisches Werk komponieren, sondern dachte
– wie schon bei »Petruschka« – an eine
Komposition mit konzertantem Soloklavier;
diese Konzeption prägt noch deutlich den
1942 entstandenen 1. Satz der Symphonie.
Der 2. Satz war ursprünglich als Musik zu
einer 1943 geplanten, aber zuletzt nicht
zustande gekommenen Verfilmung von
Franz Werfels Roman »Das Lied von Bernadette« konzipiert. Das Finale schließlich
entstand 1945.
WIDMUNG
LEBENSDATEN DES KOMPONISTEN
Geboren am 5. (17.) Juni 1882 in Oranienbaum (seit 1948 Lomonossow) bei St. Petersburg / Russland; gestorben am 6. April
1971 in New York / USA.
»Dedicated to the New York Philharmonic
Symphony Society«: Gewidmet der Trägergesellschaft der New Yorker Philharmoniker, die Strawinskys Symphonie zur Uraufführung angenommen hatte.
URAUFFÜHRUNG
Am 24. Januar 1946 in New York in der Carnegie Hall (New York Philharmonic Orchestra unter Leitung von Igor Strawinsky).
Igor Strawinsky: »Symphonie in drei Sätzen«
25
Igor Strawinsky (1946)
Igor Strawinsky: »Symphonie in drei Sätzen«
26
KINEMATOGRAPHISCHE MUSIK
»Meine Freiheit besteht darin, mich in jenem engen Rahmen zu bewegen, den ich mir
selbst für jedes meiner Vorhaben gezogen
habe. Je mehr Zwang man sich auferlegt,
umso mehr befreit man sich von den Ketten,
die den Geist fesseln.« Igor Strawinsky verstand das Komponieren zeitlebens als das
Lösen innermusikalischer Probleme. Die Gefühlsästhetik des 19. Jahrhunderts lehnte
er ab: »Nur die Musik vermag die musikalischen Probleme zu lösen. Keine literarische
noch visuelle Hilfe kann da von Interesse
sein. Das Spiel der musikalischen Elemente
ist das Wesentliche.« Und dennoch blieb
auch Strawinsky von den Zeitläuften nicht
unbeeinflusst.
Das wird nirgends deutlicher als in seiner
»Symphonie in drei Sätzen«, dem wahrscheinlich programmatischsten Instrumentalwerk, das er je geschrieben hat. Die
Komposition entstand in den Jahren des
Zweiten Weltkriegs. Und im Unterschied zu
den meisten seiner Werke hat Strawinsky
sich hier ausführlich zu den außermusikalischen Inspirationsquellen geäußert. Als
»meine Kriegssymphonie« hat er das Stück
einmal bezeichnet: »Jede Episode dieser
Symphonie ist in meiner Vorstellung mit
einem spezifisch kinematographischen Eindruck des Krieges verbunden.«
»ABSTOSSENDE BILDER«
Strawinsky hatte für dieses Werk zunächst
einen konzertierenden Klavierpart vorgesehen. In dem 1942 begonnenen 1. Satz tritt
die Klavierstimme noch stark hervor; sie ist
allerdings nicht sonderlich virtuos gehalten, sondern intensiviert zumeist den
durch die Schlaginstrumente betonten
Rhythmus. Der Satz wurde durch einen Do-
kumentarfilm über die »Politik der verbrannten Erde« in China angeregt. So hat
Strawinsky selbst hervorgehoben, der Mittelteil sei konzipiert als »eine Reihe instrumentaler Unterhaltungen, um eine kinematographische Szene zu begleiten, die
zeigt, wie die Chinesen auf den Feldern
arbeiten und graben.« Kompositorisch verwendet Strawinsky hier musikalische Gesten, die für seine neoklassizistische Schaffensphase typisch sind: die extreme Reihung kontrastierender Elemente, die
gleichsam hypnotische Wiederholung kurzer melodischer Fragmente, der große
rhythmische Erfindungsreichtum mit stets
wechselnden Akzentsetzungen und ein rascher Wechsel motivischer Ebenen, der an
Schnitttechniken des Films erinnert.
1943 hatte Franz Werfel den Komponisten
gebeten, die Musik für die Verfilmung seines Romans »Das Lied von Bernadette« zu
schreiben. Obwohl es zu dem Auftrag letztlich doch nicht kam, komponierte Strawinsky die Musik zur Schlüsselszene des Ro­
mans, in der Bernadettes Vision von der
Erscheinung der heiligen Jungfrau Maria
behandelt wird. Später verwandelte er diese Musik zum Mittelsatz seiner »Symphony
in Three Movements«: In dem elegischen
Andante steht statt des Klaviers die Harfe
im Zentrum des Geschehens, wobei sie vornehmlich mit Solostreichern und Holzbläsern kommuniziert.
Im letzten, erst 1945 entstandenen Teil der
Symphonie, konzertieren dann beide In­
strumente. »Der dritte Satz«, so der Komponist, »enthält eigentlich die Entstehung
eines Kriegskomplotts. Er ist meine musikalische Reaktion auf die Wochenschauen
und Dokumentarfilme mit im Stechschritt
marschierenden Soldaten. Der gleichmäßige
Marschtakt, die Instrumentierung für
Igor Strawinsky: »Symphonie in drei Sätzen«
27
Blechbläser, das groteske Crescendo in der
Tubastimme – all das steht in einem Bezug
zu diesen abstoßenden Bildern.«
KONZERT ODER SYMPHONIE ?
Igor Strawinskys »Symphonie in drei Sätzen« steht weniger in der symphonischen
Tradition des 19. Jahrhunderts, sondern
zeigt vielmehr eine gewisse Nähe zum barocken »Concerto«. Denn nicht die thematischmotivische Arbeit steht hier im Vordergrund, sondern die Balance zwischen kon­
trastierenden Episoden. Auch was die Großform der Symphonie angeht, so liegt Strawinsky die evolutionäre Dialektik, wie sie
für das 19. Jahrhundert charakteristisch
war, eher fern. Bei seiner »Symphonie in
drei Sätzen« handelt es sich also primär um
eine Kompilation von Einzelsätzen, die sich
nur schwer aufeinander beziehen lassen.
Trotz der programmatischen Bezüge hat
Igor Strawinsky auch bei diesem Werk da­
rauf beharrt, dass »Musik nichts ausdrückt«: »Komponisten arbeiten mit Noten
– das ist alles. Es ist nicht ihre Aufgabe
herauszufinden, wie und in welcher Form
sich das Weltgeschehen auf ihre Musik auswirkt.«
Igor Strawinsky: »Symphonie in drei Sätzen«
28
Barbara Hannigan
DIRIGENTIN UND SOPRAN
2011 debütierte Barbara Hannigan als Dirigentin am Pariser Théâtre du Châtelet mit
Strawinskys »Renard« und stand seitdem
u. a. am Pult des WDR Sinfonieorchesters
Köln, der Accademia Nazionale di Santa Cecilia und des Mahler Chamber Orchestra. Ihr
Dirigierdebüt am Amsterdamer Concertgebouw wurde als bestes klassisches Konzert
2014 mit dem Ovatie-Preis ausgezeichnet.
Die kanadische Künstlerin gastiert als Sängerin regelmäßig bei den Berliner Philharmonikern sowie bei zahlreichen anderen
führenden Orchestern weltweit. Dabei arbeitet sie mit Dirigenten und Regisseuren
wie Simon Rattle, Katie Mitchell, Andris
Nelsons, Vladimir Jurowski, Sasha Waltz,
Kirill Petrenko, Krszysztof Warlikowski,
Alan Gilbert, Andreas Kriegenburg, Antonio
Pappano und Esa-Pekka Salonen. Als geschätzte Interpretin zeitgenössischer Musik wirkte sie in über 80 Uraufführungen
mit. Intensiv arbeitete sie mit zeitgenössischen Komponisten wie Ligeti, Boulez, Dutilleux, Barry, Sciarrino, Benjamin und Abrahamsen zusammen.
Zu ihren Erfolgen als Sängerin zählen ihr
Debüt als Bergs »Lulu« am La Monnaie in
Brüssel, »La Voix Humaine« an der Pariser
Oper, Marie in Zimmermanns »Die Soldaten« an der Bayerischen Staatsoper, wofür
sie 2015 den Theaterpreis DER FAUST erhielt, Donna Anna in »Don Giovanni« wiederum am La Monnaie, Agnes in Benjamins
»Written on Skin« (in Aix-en-Provenve, am
Royal Opera House Covent Garden, an der
Pariser Opéra Comique und am Lincoln Center in New York) und vor kurzem die Titelrolle in Debussys »Pelléas et Mélisande«
beim Festival in Aix-en-Provence.
Das Magazin Opernwelt kürte Barbara Hannigan für ihre Auftritte in der Saison
2012/13 zur Sängerin des Jahres. Mehrfach preisgekrönt wurde die 2013 bei der
Deutschen Grammophon entstandene Aufnahme von Dutilleux' »Correspondances«
mit Esa-Pekka Salonen und dem Orchestre
de Radio France.
Die Künstlerin
29
Max Reger
und die Münchner
Philharmoniker
GABRIELE E. MEYER
VORSPIEL
Noch vor seinem ersten Auftritt als Dirigent
bei den Münchner Philharmonikern am 15.
Dezember 1905 (damals noch Kaim- bzw.
Konzertvereins-Orchester) hatte sich Max
Reger schon einen Namen als Komponist von
Orgelwerken, Liedern und Kammermusik gemacht. In einem Brief vom 5. November 1900
bittet der selbstbewusste Komponist den mit
ihm befreundeten Sänger Joseph Loritz, sich
bei Franz Kaim für eine Dirigentenstelle einzusetzen: »Wäre es für mich nicht möglich,
beim Kaimorchester als – sollte es sein –
letzter Dirigent unterzukommen ? Ich bin nun
zwei Jahre hier [in Weiden] und der allzulange Aufenthalt in der ›Wüste‹ taugt nichts !«
Kaim aber zeigte sich an einem Musiker ohne
einschlägige Erfahrung verständlicherweise
nicht interessiert. Nach der Übersiedlung in
die Haupt- und Residenzstadt Anfang September 1901 sah sich Reger zunächst heftiger Ablehnung seitens der »Neudeutschen
Schule« um Ludwig Thuille, Rudolph Louis,
Max Schillings u. a. ausgesetzt. Doch gelang
es ihm mit großer Beharrlichkeit, seine Musik als inzwischen anerkannter Liedbegleiter
und Kammermusikpartner auch auf diesem
Wege in München durchzusetzen, obwohl die
öffentliche Meinung über den Komponisten
weiterhin geteilt blieb. Gleichwohl schwärmten Konzertbesucher wie Kritiker von Regers
hochsensiblem und einfühlsamem Klavierspiel, mit dem er eigene und fremde Werke
in einer »schlechthin vollendeten Weise«
gestaltete. Zu Regers bevorzugten Mitstreitern gehörten neben dem Bariton Loritz die
Altistin Anna Erler-Schnaudt, der Geiger
Henri Marteau, der Pianist August Schmid-­
Lindner und das Hösl-Quartett. Auch wenn
in den Annalen der Philharmoniker nur zwei
Auftritte Regers verzeichnet sind, so waren
seine Werke ab 1909 bis zum Tod des Komponisten am 11. Mai 1916 sehr oft zu hören.
REGERS DEBÜT ALS DIRIGENT
1905 bestimmte der »Porges’sche Chorverein« Reger zum Nachfolger des im Februar
des Jahres verstorbenen bisherigen Leiters
Max Erdmannsdörfer. Auf dem Programm
des Konzerts vom 15. Dezember 1905, das
»in Verbindung mit dem Kaim-Orchester« im
Odeonssaal stattfand, standen Chor- und
Max Reger zum 100. Todestag
30
Orchesterwerke von Franz Liszt und Hugo
Wolf. Regers dirigentische Leistung sah sich,
man möchte fast sagen, zwangsläufig harscher Kritik vor allem von Seiten seines alten
Widersachers Rudolph Louis ausgesetzt, der
auch für die »Münchner Neuesten Nachrichten« tätig war. Dieser leitete seine Besprechung mit der Binsenweisheit ein, dass man
ein Musiker ersten Ranges sein kann, ohne
zum Dirigenten besonders befähigt zu sein,
demzufolge bei einem ersten Versuch auf
einem »bislang fremden Gebiete der ausübenden Tonkunst« eine vollkommene Leistung gar nicht erwartet werden könne. »Alles, das Eckige, Ungelenke und Ungeschickte der Bewegungen, die peinliche, von vornherein jede Freiheit in der Direktionsfüh­rung unmöglich machende Abhängigkeit
von der Partitur, der Mangel an jeglichen
An­zeichen für einen wahrhaft belebenden
und an­feuernden Einfluß auf die Ausführenden, all’ das beweist doch wohl, daß Reger,
dem sonst so phänomenal begabten Musiker, das angeborene Dirigententalent so
gut wie gänzlich mangelt. Das offen auszusprechen, halte ich umsomehr für Pflicht,
als es schade wäre, wenn eine solche Bega­
bung, der als Komponist, als Klavierspieler,
als Lehrer die weitesten und fruchtbarsten
Betätigungsgebiete offen stehen, ihre kostbare Zeit auf Bestrebungen verschwenden
würde, die schwerlich zu einem nachhaltigen Erfolge führen können.« Man kann sich
Regers Zorn auf seinen Intimfeind Louis
trotz dessen ausdrücklicher Anerkennung
für die sorgfältige Einstudierung der Chöre
lebhaft vorstellen. Aber auch die anderen
Stimmen beurteilten das Debüt eher skeptisch: »Das geborene Dirigiertalent, das
sich als solches gleich beim ersten Erscheinen am Pulte unzweifelhaft kundgibt, ist
Reger jedenfalls nicht.«
ZWISCHENSPIEL
Etwa zu derselben Zeit begann Reger vermehrt für große Besetzungen zu schreiben.
Fiel der erste Versuch, die »Sinfonietta« bei
der Münchner Erstaufführung durch das Kgl.
Hofopernorchester unter der Leitung von
Felix Mottl noch durch – worauf sich Regers
Schüler an Rudolph Louis mit einer nächt­
lichen Katzenmusik rächten, auf die der Kritiker mit »einem öffentlichen Dank an jene
Herren« reagierte, »welche ihm in so liebenswürdiger Weise Bruchstücke aus dem neues­
ten Werk ihres Meisters« nahegebracht hätten – , so wuchs das Interesse an den Werken
Regers doch stetig. In Ferdinand Löwes Chef­
dirigentenzeit wurden gleich vier symphonische Werke erstmals vorgestellt: »Symphonischer Prolog zu einer Tragödie« op. 108
(22. Nov. 1909), »Eine Lustspiel­ouvertüre«
op. 120 (4. April 1911), das »Konzert im alten Stil« op. 123 (18. Dez. 1912) und, am
29. Dezember 1913, »Eine Ballett-Suite«
op. 130. Außerdem erklangen, ebenfalls als
Münchner Erstaufführungen, das Violinkonzert op. 101 unter der Leitung von Ossip
Gabrilowitsch mit Alexander (eigentlich:
Aleksandr Ljwowitsch) Schmuller als Solisten (23. März 1912) und »Eine romantische
Suite« nach Eichendorff op. 125, die der
Dirigent Franz von Hoesslin aus der Taufe
hob (25. Okt. 1912).
REGERS ZWEITER AUFTRITT
Ende 1907 nahm »der wilde Oberpfälzer« –
er hatte von den Münchner Querelen um
seine Person nun endgültig genug – die Berufung zum Konservatoriumslehrer und Universitätsmusikdirektor in Leipzig an. Die
nachfolgenden Jahre seines Engagements
als Dirigent der Meininger Hofkapelle von
1911 bis 1914 ließen ihn, wie nicht nur sein
Schüler Alexander Berrsche feststellte, zu
Max Reger zum 100. Todestag
31
Max Reger zum 100. Todestag
32
einem »Orchesterleiter ersten Ranges« sowohl in künstlerischer als auch in organisatorischer Hinsicht reifen. Regers zweiter und
letzter Auftritt als Dirigent bei den Münchner Philharmonikern fiel allerdings in eine
Zeit, in der die Welt schon aus den Fugen
geraten war. Doch trotz kriegsbedingter
Schwierigkeiten konnte der Konzertbetrieb
in der Spielzeit 1914/15 noch in vollem Umfang aufrechterhalten werden. Auf dem Programm des von »Generalmusikdirektor Max
Reger« geleiteten 8. Abonnementskonzerts
am 1. Februar 1915 standen, neben Mozarts
»Haffner-Symphonie«, »Eine vaterländische
Ouvertüre« op. 140, »gewidmet dem deutschen Heere« und, ebenfalls als Münchner
Erstaufführung, die 1914 entstandenen »Variationen und Fuge über ein Thema von Mozart« op. 132. Vor allem dieses Werk wurde
mit großem Beifall bedacht. Die »Münchner
Neuesten Nachrichten« rühmten den »Reichtum an Polyphonie, wie er nur dem kontrapunktischen Genie Regers zu Gebote steht.
Daß dieses Werk trotz der außerordentlich
kunstvollen thematischen Arbeit auch prächtig klingt, beweist vor allem die schöne achte Variation. Es versteht sich bei Reger von
selbst, daß die über ein reizvolles achttaktiges Thema gehende Fuge glänzend gebaut
ist.« Fünf eigene Lieder, mit Reger am Klavier, und drei orchestrierte Brahms-­Lieder,
gesungen von Anna Erler-Schnaut, rundeten
das Programm ab. Der Komponist Max Reger
wurde ebenso gefeiert wie der Dirigent und
Liedbegleiter. Selbst der damals amtierende
Oberbürgermeister der Stadt München, Wilhelm von Borscht, sprach Reger seinen aufrichtigsten Dank aus: »Die grösste Anerkennung für Sie liegt in dem Erfolg, den Ihr
Auftreten bei uns zeigte: der Besuch unserer Abonnementskonzerte war mit Ausbruch
des Krieges noch nie so stark, wie bei Ihrem
Konzert, die Begeisterung des Publikums
für Ihre bewundernswerten Leistungen war
grösser und herzlicher denn je.«
NACHSPIEL
Die im Brief des Oberbürgermeisters ausgesprochene Erwartung, »Euer Hochwohlgeboren auch noch bei anderen Gelegenheiten in der Tonhalle begrüssen zu dürfen«,
erfüllte sich nicht mehr. Max Reger starb
mit nur 43 Jahren am 11. Mai 1916. Doch
sein gesamtes Orchesterwerk bildete bis in
die 40er Jahre einen festen Bestandteil innerhalb der philharmonischen Programm­
gestaltung, wobei es nach Regers Tod noch
zu weiteren Münchner Erstaufführungen
kam. So stellte Komponisten-Kollege Hans
Pfitzner die Orchesterfassung der 1904
ursprünglich für zwei Klaviere zu vier Händen komponierten »Variationen und Fuge
über ein Thema von Beet­hoven« op. 86 vor,
der »Gesang der Verklärten« op. 71 erklang
in einer Bearbeitung von Karl Hermann Pillney, die von Florizel von Reuter zu Ende ge­
führte »Symphonische Rhapsodie für Violine und Orchester« op. 147 erlebte 1932
ihre Uraufführung, der erste Satz des unvollendet gebliebenen lateinischen »Requiems« op. 145a seine philharmonische
Erstaufführung. Nach 1945 aber standen
zunächst ganz andere Komponisten im Vordergrund – Reger hatte ja bereits zu seiner
Zeit das Schicksal ereilt, mit seinem Schaffen zwischen alle Stühle geraten zu sein.
Dennoch hatte er innerhalb der zwischen
Schönberg, Strawinsky und der »Münchner
Schule« angesiedelten musikalischen Ex­
trembereiche einen ganz eigenen Weg gefunden. Regers unruhig oszillierende Harmonik und seine meisterliche Beherrschung
der Polyphonie, auch seine bisweilen »klassizistisch« anmutende Einfachheit lohnen
eine Wiederbegegnung allemal.
Max Reger zum 100. Todestag
33
Sonntag
29_05_2016 11 Uhr
7. KAMMERKONZERT
Münchner Künstlerhaus am Lenbachplatz
Mittwoch
01_06_2016 10 Uhr ÖGP
Mittwoch
01_06_2016 20 Uhr a
Donnerstag
02_06_2016 20 Uhr b
»ITALIENISCHE FEINKOST«
LUIGI BOCCHERINI
Quintett für Gitarre und Streichquartett
Nr. 4 D-Dur G 448 »Fandango-Quintett«
LUIGI CHERUBINI
Streichquartett Nr. 1 Es-Dur
MARIO CASTELNUOVO-TEDESCO
Quintett für Gitarre und Streichquartett
op. 143
WOLFRAM LOHSCHÜTZ
Violine
FLORENTINE LENZ
Violine
BURKHARD SIGL
Viola
JOACHIM WOHLGEMUTH
Violoncello
MARTIN MANZ
Gitarre
ALFREDO CASELLA
»Elegia eroica« für großes Orchester
BÉLA BARTÓK
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3
FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY
Symphonie Nr. 4 A-Dur op. 90
»Italienische«
GIANANDREA NOSEDA
Dirigent
FRANCESCO PIEMONTESI
Klavier
Freitag
10_06_2016 20 Uhr c
Samstag
11_06_2016 19 Uhr d
Sonntag
12_06_2016 19 Uhr h4
ANTON WEBERN
»Langsamer Satz« für Streichquartett
(1905), Bearbeitung für Streichorchester
von Gerard Schwarz
ALBAN BERG
»Sieben frühe Lieder«
ANTON BRUCKNER
Symphonie Nr. 6 A-Dur
(Originalfassung 1881)
PAAVO JÄRVI
Dirigent
OLGA PERETYATKO
Sopran
Vorschau
34
Die Münchner
Philharmoniker
1. VIOLINEN
Sreten Krstič, Konzertmeister
Lorenz Nasturica-Herschcowici,
Konzertmeister
Julian Shevlin, Konzertmeister
Odette Couch, stv. Konzertmeisterin
Lucja Madziar, stv. Konzertmeisterin
Claudia Sutil
Philip Middleman
Nenad Daleore
Peter Becher
Regina Matthes
Wolfram Lohschütz
Martin Manz
Céline Vaudé
Yusi Chen
Iason Keramidis
Florentine Lenz
2. VIOLINEN
Simon Fordham, Stimmführer
Alexander Möck, Stimmführer
IIona Cudek, stv. Stimmführerin
Matthias Löhlein, Vorspieler
Katharina Reichstaller
Nils Schad
Clara Bergius-Bühl
Esther Merz
Katharina Triendl
Ana Vladanovic-Lebedinski
Bernhard Metz
Namiko Fuse
Qi Zhou
Clément Courtin
Traudel Reich
BRATSCHEN
Jano Lisboa, Solo
Burkhard Sigl, stv. Solo
Max Spenger
Herbert Stoiber
Wolfgang Stingl
Gunter Pretzel
Wolfgang Berg
Beate Springorum
Konstantin Sellheim
Julio López
Valentin Eichler
VIOLONCELLI
Michael Hell, Konzertmeister
Floris Mijnders, Solo
Stephan Haack, stv. Solo
Thomas Ruge, stv. Solo
Herbert Heim
Veit Wenk-Wolff
Sissy Schmidhuber
Elke Funk-Hoever
Manuel von der Nahmer
Isolde Hayer
Sven Faulian
David Hausdorf
Joachim Wohlgemuth
Das Orchester
35
KONTRABÄSSE
Sławomir Grenda, Solo
Fora Baltacigil, Solo
Alexander Preuß, stv. Solo
Holger Herrmann
Stepan Kratochvil
Shengni Guo
Emilio Yepes Martinez
Ulrich Zeller
Hubert Pilstl
Mia Aselmeyer
TROMPETEN
Guido Segers, Solo
Bernhard Peschl, stv. Solo
Franz Unterrainer
Markus Rainer
Florian Klingler
FLÖTEN
POSAUNEN
Michael Martin Kofler, Solo
Herman van Kogelenberg, Solo
Burkhard Jäckle, stv. Solo
Martin Belič
Gabriele Krötz, Piccoloflöte
Dany Bonvin, Solo
David Rejano Cantero, Solo
Matthias Fischer, stv. Solo
Quirin Willert
Benjamin Appel, Bassposaune
OBOEN
PAUKEN
Ulrich Becker, Solo
Marie-Luise Modersohn, Solo
Lisa Outred
Bernhard Berwanger
Kai Rapsch, Englischhorn
Stefan Gagelmann, Solo
Guido Rückel, Solo
Walter Schwarz, stv. Solo
KLARINETTEN
Alexandra Gruber, Solo
László Kuti, Solo
Annette Maucher, stv. Solo
Matthias Ambrosius
Albert Osterhammer, Bassklarinette
FAGOTTE
Lyndon Watts, Solo
Jürgen Popp
Johannes Hofbauer
Jörg Urbach, Kontrafagott
HÖRNER
Jörg Brückner, Solo
Matias Piñeira, Solo
Ulrich Haider, stv. Solo
Maria Teiwes, stv. Solo
Robert Ross
Alois Schlemer
SCHLAGZEUG
Sebastian Förschl, 1. Schlagzeuger
Jörg Hannabach
HARFE
Teresa Zimmermann, Solo
CHEFDIRIGENT
Valery Gergiev
EHRENDIRIGENT
Zubin Mehta
INTENDANT
Paul Müller
ORCHESTERVORSTAND
Stephan Haack
Matthias Ambrosius
Konstantin Sellheim
Das Orchester
36
IMPRESSUM
TEXTNACHWEISE
Herausgeber:
Direktion der Münchner
Philharmoniker
Paul Müller, Intendant
Kellerstraße 4
81667 München
Martin Demmler, Susanne
Stähr,
Michael
Kube,
Christian Kipper und Gabriele E. Meyer schrieben
ihre Texte als Originalbeiträge für die Programmhefte der Münchner Philharmoniker. Stephan Kohler verfasste die lexikalischen Werkangaben und
Kurzkommentare zu den
aufgeführten
Werken.
Künstlerbiographie: nach
Agenturvorlage. Alle Rechte bei den Autorinnen und
Autoren; jeder Nachdruck
ist seitens der Urheber
genehmigungs- und kostenpflichtig.
Lektorat:
Christine Möller
Corporate Design:
HEYE GmbH
München
Graphik:
dm druckmedien gmbh
München
Druck:
Gebr. Geiselberger GmbH
Martin-Moser-Straße 23
84503 Altötting
BILDNACHWEISE
Abbildungen zu György
Ligeti: Ulrich Dibelius,
György Ligeti – Eine Monographie in Essays, Mainz
1994. Abbildungen zu Alban Berg: Rosemary Hilmar
(Red.), Alban Berg 1885 –
1935, Katalog zur Ausstellung der Österreichischen
Nationalbibliothek,
Wien
1985; Erich Alban Berg,
Alban Berg – Leben und
Werk in Daten und Bildern,
Frankfurt a. M. 1976. Abbildung zu Gabriel Fauré:
Robert Orledge, Gabriel
Fauré, London 1979. Abbildung zu Igor Strawinsky:
Robert Craft, A Stravinsky
Scrapbook
1940–1971,
Impressum
London 1983. Abbildung
»Max Reger in München«:
Musikabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek,
München. Künstlerphotographie: Elmer de Haas
(Hannigan).
TITELGESTALTUNG
»›Sie ward geschaffen
Unheil anzustiften, zu locken, zu verführen, zu
vergiften…‹ Lulu ist Opfer
und Täter zugleich. Eine
Femme Fatale, die mit ihren Reizen die Männerwelt
verführt und sich und ihr
Umfeld ins Verderben
treibt. In der abstrakten,
dreidimensionalen Visualisierung des Stücks ist
Lulu Zentrum des Geschehens – symbolisiert durch
das rote Logoelement, das
sowohl als Zeichen der
Gefahr als auch als Objekt
der Begierde und Liebe zu
verstehen ist. Lulu zieht
alle Blicke und Gefahren
ihrer dunklen Umwelt,
welche ihr schlussendlich
zum tödlichen Verhängnis
werden, auf sich.«
(Amadeus Weineck, Junior
Art Director – Heye GmbH,
2015)
Gedruckt auf holzfreiem und
FSC-Mix zertifiziertem Papier
der Sorte LuxoArt Samt
In freundschaftlicher
Zusammenarbeit mit
VALERY GERGIEVS
DAS FESTIVAL
DER MÜNCHNER
PHILHARMONIKER
—
PROKOFJEW-MOZARTMARATHON
GASTEIG
Freitag
11_11_2016
ERÖFFNUNGSKONZERT
VALERY GERGIEV
Samstag
12_11_2016
PROKOFJEW–MARATHON
ALLE KLAVIERSONATEN
PETER UND DER WOLF
TANZKONZERTE
Sonntag
13_11_2016
PROKOFJEW SYMPHONIEN
MOZART VIOLINKONZERTE
KARTEN AB JUNI 2016
MPHIL.DE
3
FÜ MU TA
R SI GE
AL K
LE
’15
’16
DAS ORCHESTER DER STADT
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