Brustkrebs ist ein bösartiger Tumor (Karzinom) der Brustdrüse (Mamma). Er ist die häufigste Krebsart bei Frauen im Alter zwischen 30 und 60 Jahren. <C 50> Brustkrebs Mammakarzinom Früherkennung, Diagnostik und Prognose Häufigkeit, Ursachen, Symptome Derzeit erkrankt in Deutschland ca. jede 8. Frau im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs, während auf Männer lediglich ca.1% aller Brustkrebserkrankungen entfällt. Statistisch gesehen ist die Zahl der Neuerkrankungen in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen, was vermutlich auf die zunehmend längere Zeit der Fruchtbarkeit und hormonelle Einflüsse sowie auf äußere Faktoren wie fettreichere Ernährung und gestiegenen Alkoholkonsum zurückzuführen ist. Darüber hinaus hat die Zunahme routinemäßiger mammografischer Verfahren auch häufiger zur Diagnose einer Brustkrebserkrankung geführt, die vor Jahrzehnten noch unerkannt geblieben wäre. Ca. 5-10% aller Brustkrebserkrankungen sind auf Gendefekte zurückzuführen, die prinzipiell an die Nachkommen vererbt werden können. Brustkrebs führt in der Mehrzahl der Fälle erst in fortgeschrittenen Stadien zu sichtbaren Symptomen wie z.B. eingezogene Haut, Orangenhautbildung, bleibende Hautrötung, Asymmetrien der Brust, Entzündung der Brustwarze, blutiger Ausfluss oder Bildung von Geschwüren. Da eine möglichst frühzeitige Erkennung eines Mammakarzinoms die Chancen seiner Heilung deutlich verbessert, sind im Rahmen einer europäischen Leitlinie entsprechende Früherkennungsprogramme geschaffen worden, die neben der routinemäßigen Tastuntersuchung der Brust und der Lympfabflussgebiete auch eine sog. Mammografie der Brust umfassen. Die Mammografie basiert in der Regel auf einem Röntgenverfahren („Goldstandard der Mammografie“), in speziellen Fällen auch auf Ultraschall- und kernspintomografischen Verfahren. Bei auffälligen Befunden erfolgt eine Sicherung der Diagnose mittels einer Nadelgewebeentnahme. Für die anschließende Therapie sind vor allem die folgenden diagnostischen Werte wichtig: Alter der Erkrankten, Größe des Tumors, Nachweis einer Tumorinvasion in Lymph- und Blutgefäße, Zahl der befallenen Lymphknoten, Abwesenheit von Fernmetastasen Abb.: Durchführung einer Röntgenin anderen Organen, hormonelle mammografie Ansprechbarkeit des Tumors (Nachweis des Östrogen- und/oder Progesteronrezeptors) im Hinblick auf eine hormonelle Therapie (s.u.) und Umfang des Wachstumsfaktorrezeptors HER-2 im Hinblick auf eine Antikörpertherapie (s.u.). 1. Chemotherapie Für die unterstützende (adjuvante) Therapie nach der Operation stehen vor allem anthrazyklinhaltige Kombinationen als Standard und - für den Fall eines ausgedehnten Befalls der Achsel-Lymphknoten - taxanhaltige Substanzen zur Verfügung. Therapie 2. Hormonelle (endokrine) Therapie Jede Patientin sollte grundsätzlich bei nachgewiesenem hormonell ansprechbarem Mammakarzinom (s. Diagnostik) endokrin behandelt werden. Bei Patientinnen vor der Menopause (d.h. vor den „Wechseljahren“) ist Tamoxifen als Standard anzusehen. Nach der Menopause sollten Anti-Aromatasewirkstoffen (AAW) Bestandteil des endokrinen Therapiekonzeptes sein. Nach Abschluß einer 5-jährigen Therapie mit Tamoxifen kann in bestimmten Situationen, insbesondere bei befallenen Lymphknoten, die Fortsetzung der endokrinen Therapie mit einem Aromatasehemmstoff über weitere 5 Jahre sinnvoll sein. Zur Brustkrebs-Therapie gehören standardmäßig die operative Entfernung des bösartigen Tumors (ggf. auch der befallenen Achsel-Lymphknoten) sowie eine individuell angepasste Röntgenbestrahlung der verbliebenen Brust über einen Zeitraum von ca. 6 Wochen. In jüngster Zeit sind für die Teilbestrahlung der engeren Tumorregion neue leistungsfähige Techniken entwickelt worden, die seit einigen Jahren auch im Homburger Universitätsklinikum zum Einsatz kommen1. Grundsätzlich sollte eine Brusterhaltung in 70-80 % aller Fälle erzielt werden, ggf. auch unter Einsatz einer einige Wochen vorher durchgeführten sog. „neoadjuvanten“ Therapie zur Verkleinerung des Tumors. Sollte bei der Operation die Abnahme der Brust (Ablatio Mammae) erforderlich sein, können Brust-Rekonstruktionen mit Hilfe von Prothesen oder durch Muskeleigengewebe vorgenommen werden. Brustkrebs gilt als eine Systemerkrankung, da der Krankheitsverlauf im Wesentlichen durch das Verhindern einer Fernmetastasierung in andere Organe bestimmt wird. Daher bedarf es in vielen Fällen einer umfassenden Systemtherapie in Abhängigkeit der oben genannten Faktoren, wobei folgende Stadien zu unterscheiden sind: 3. Antikörpertherapie Bei ca. 15-20% aller Patientinnen lässt sich an den Karzinomzellen eine erhöhte Menge des sog. “HER-2“-Rezeptors feststellen, über den durch eine gezielte Antikörpertherapie mit der Substanz Trastuzumab die Zellteilung und damit das Wachstum der Krebszellen stark verringert werden. Vor oder parallel zur Antikörpertherapie muss eine Chemotherapie durchgeführt werden. Autor: Prof. Dr. med. Achim Rody 1 Vgl. Beitrag „Strahlentherapie bei Brustkrebs“. Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin Onkologische Ambulanz: Prof. Dr. Achim Rody, stellv. Klinikdirektor [email protected] Tel.: 06841 / 16 - 28122 Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin Direktor: Prof. Dr. Erich-Franz Solomayer Universitätsklinikum des Saarlandes www.uks.eu/frauenklinik Definition