Heller Hautkrebs Informationen für Patienten und Angehörige Liebe Leserinnen und Leser, in Deutschland erkranken jährlich fast 221.000 Frauen und Männer an hellem Hautkrebs. Das Basalzellkarzinom ist dabei die weltweit häufigste Tumorart. Und doch kennen viele diese Krebsart nicht. Die Tumoren bleiben nämlich oft lange unbemerkt – ganz einfach, weil die Betroffenen die Symptome nicht deuten können. In dieser Broschüre wollen wir Ihnen das Thema „heller Hautkrebs“ verständlich näherbringen. Auf einige Fachbegriffe können wir allerdings nicht verzichten. Alle verwendeten medizinischen Ausdrücke sind am Ende noch einmal in einem Glossar erläutert. Es soll Ihnen dabei helfen, Ihren Arzt besser zu verstehen. Auf den folgenden Seiten erklären wir Ihnen, wie heller Hautkrebs entsteht, woran man ihn erkennen kann und mit welchen unterschiedlichen Methoden wir Ärzte ihn behandeln können. Außerdem geben wir Ihnen Tipps zur Vorsorge und zeigen Ihnen, wie Sie sich selbst auf mögliche Anzeichen untersuchen können. Prof. Dr. Martin Leverkus, Universitätsmedizin Mannheim Ein Gespräch mit Ihrem Arzt kann und will dieser Ratgeber selbstverständlich nicht ersetzen. Er soll Ihnen vielmehr als Informationsgrundlage dienen. Suchen Sie immer den Dialog mit Ihrem Arzt, wenn Ihnen etwas unklar ist. Ich möchte Ihnen Mut machen: Früh erkannt ist heller Hautkrebs in den meisten Fällen gut behandelbar. Nur sehr selten streut er und bildet Metastasen. Für Ihren weiteren Weg wünsche ich Ihnen viel Kraft und Zuversicht – und hoffe, dass der Ratgeber einen kleinen Teil dazu beitragen kann. Ihr Prof. Dr. Martin Leverkus Leitender Oberarzt der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie Universitätsmedizin Mannheim und Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg Vorwort 03 03 Vorwort von Prof. Dr. Martin Leverkus Heller Hautkrebs 08 Die Haut 10 Was ist heller Hautkrebs? Therapien 24 Therapien bei hellem Hautkrebs 25 Chirurgische Verfahren 18 Interview mit Prof. Dr. Stephan Grabbe 04 6 Inhalt 27 Nicht-chirurgische Verfahren Leben mit der Erkrankung 22 28 42 31 44 Medikamentöse Therapien Interview mit Prof. Dr. Ralf Gutzmer 40 Nachsorge Interview mit Dr. Bianca Senf 36 Interview mit Patient Andreas H. 48 56 54 64 Hilfreiche Adressen Unsere Experten Glossar Impressum Inhalt 05 Heller Hautkrebs Oberhaut Pigmentzelle Basalmembran Haarzwiebel Lederhaut Blutgefäß Unterhaut Fettgewebe Die Haut besteht aus drei Schichten: Ober-, Leder- und Unterhaut. Als äußere Schutzhülle des Körpers nimmt sie mehrere Aufgaben gleichzeitig wahr. Die Haut Die Haut ist mit etwa zwei Quadratmetern Fläche das größte Organ des Menschen. Sie erfüllt gleich mehrere wichtige Funktionen: Wir atmen und fühlen über die Haut. Als äußere Schutzhülle wehrt sie außerdem Druck, Verletzungen, Keime und ultraviolette Strahlung ab. Sie speichert Wärme und reguliert die Körpertemperatur, indem wir schwitzen. Darüber hinaus wandelt die Haut mithilfe der UV-Strahlung ein körpereigenes Hormon in Vitamin D um, das die Knochen stärkt. Die drei Hautschichten Die Oberhaut ist die äußerste Schicht. Sie besteht im Ganzen aus drei Ebenen: Zuerst kommt die Hornschicht, danach folgen die 08 Heller Hautkrebs Stachelzell- und die Basalzellschicht. Die Oberhaut erneuert sich im Rhythmus von vier Wochen komplett, weil permanent Zellen in der Basalzellschicht produziert werden, an die Oberfläche drängen und alte Zellen dafür abgestoßen werden. In der Oberhaut sitzen auch die pigmentbildenden Zellen, die Melanozyten. Sie sorgen für den Farbstoff Melanin, der die Haut bräunt und sie damit vor der Sonne schützt. Die Lederhaut ist sehr elastisch und befindet sich zwischen Ober- und Unterhaut. Hier liegen Blut- und Lymphgefäße, Schweiß-, Duft- und Talgdrüsen sowie Haarfollikel und Nervenfasern. Die Unterhaut ist das Bindeglied zwischen Haut und Muskulatur. Sie setzt sich aus Fettgewebe, Blutgefäßen, Haarwurzeln und Nerven zusammen. Haar Schweißdrüse Nerv Blutgefäß UV-Strahlen verletzen die Haut Ungefähr ab dem 25. Lebensjahr zeigen sich erste Anzeichen dafür, dass die Haut altert. Sie wird dünner und verliert ihre Spannkraft, Fältchen treten auf. Stress, wenig Schlaf, Alkohol, Nikotin und Sonnenlicht hinterlassen ebenfalls ihre Spuren. Um die Haut vor UV-Strahlen zu schützen, produzieren die Melanozyten aus der Oberhaut das Pigment Melanin. Dennoch schädigen häufige, lange Sonnenbäder und insbesondere Sonnenbrände die Haut langfristig – und irreparabel. Oberhaut (Epidermis): Schirmt den Menschen von seiner Umwelt ab. Die Oberhaut besteht aus drei Ebenen: Hornschicht, Stachelzell- und Basalzellschicht. Lederhaut (Dermis, Corium): Das elastische Bindegewebe des Körpers. Sie ist eng mit der Oberhaut verbunden und gibt der Haut Halt. Unterhaut (Subcutis): Fettschicht, die Organe, Muskulatur und Knochen gegen Stöße abpolstert. Sie wärmt den Körper und speichert Energie. Heller Hautkrebs 09 Was ist heller Hautkrebs? Heller Hautkrebs entsteht fast immer an Körperstellen, die der UV-Strahlung über viele Jahre stark ausgesetzt waren, nämlich an den sogenannten Sonnenterrassen: an Nase, Stirn, Ohren, Nacken, Lippen, Wangen, Unterarmen, den Handrücken und der unbehaarten Kopfhaut. Zum hellen Hautkrebs zählen das Basalzellkarzinom (früher Basaliom) und das Plattenepithelkarzinom, auch spinozelluläres Karzinom genannt (früher Spinaliom oder Stachelzellkrebs). Vorstufen des Plattenepithelkarzinoms sind die aktinische Keratose und der Morbus Bowen. Basalzellkarzinom Das Basalzellkarzinom ist der häufigste bösartige Hauttumor und auch der häufigste Tumor überhaupt. Diese Krebsart entstammt den Basalzellen in der Oberhaut und/oder einem Bestandteil der Haarfollikel. Es wächst langsam, kann jedoch in das darunterliegende Gewebe einwachsen und Knorpel sowie Knochen zerstören. Der Tumor bildet nur extrem selten Tochtergeschwülste, die Metastasen. In 80 Prozent der Fälle tritt das Karzinom an Kopf und Nacken auf. Bei 15 Prozent entwickelt es sich am Rumpf und bei fünf Prozent an den Armen und Beinen. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 60 Jahren. Allerdings kommt das Basalzellkarzinom mittlerweile auch vermehrt bei jüngeren Menschen vor. Männer und Frauen sind etwa gleichermaßen davon betroffen. Das Basalzellkarzinom hat unterschiedliche Erscheinungsformen: Es zeigt sich häufig als leicht erhabener, derber Knoten mit einem perlschnurartigen Randsaum, entweder hautfarben oder gelb-rötlich. Außerdem führen deutlich sichtbare Blutgefäße ins 10 Heller Hautkrebs Tumorzentrum. Andere Formen sind mitunter kaum als Tumoren erkennbar, etwa rot-bräunliche Flecken oder Hautveränderungen, die wie Narben aussehen. Bleibt ein Basalzellkarzinom länger unbehandelt, können größere Geschwüre entstehen, die nässen, bluten und Krusten bilden. In diesem fortgeschrittenen Stadium kann das Karzinom in die tieferen Hautschichten und die darunter gelegenen Strukturen einwachsen und damit schwierig zu operieren oder zu bestrahlen sein. Gorlin-Goltz-Syndrom Eine besondere Ausprägung des Basalzellkarzinoms ist das Gorlin-Goltz-Syndrom oder auch Basalzellkarzinom-Syndrom, eine Erbkrankheit. Die Betroffenen entwickeln im Laufe des Lebens zahlreiche Basalzellkarzinome. Die Erkrankung geht unter anderem mit Skelettfehlbildungen und Zysten im Kiefer einher. Plattenepithelkarzinom Das spinozelluläre Karzinom ist der zweithäufigste bösartige Hauttumor. Er entstammt der Stachelzellschicht in der Oberhaut. Der Zusammenhang der Erkrankung mit UV-Strahlung ist noch eindeutiger als beim Basalzellkarzinom: Plattenepithelkarzinome entstehen hauptsächlich auf schwer lichtgeschädigter Haut. Der Tumor tritt vor allem an den Sonnenterrassen auf, beispielsweise im Gesicht, Plattenepithelkarzinom Basalzellkarzinom * * Morbus Bowen Aktinische Keratose ** * Bildquellen: * European Skin Cancer Foundation ** Klaus D. Peter, Gummersbach Heller Hautkrebs 11 „ In Deutschland erkranken pro Jahr fast 221.000 Menschen an hellem Hautkrebs, an schwarzem Hautkrebs leiden fast 30.000 Frauen und Männer (GEKID 2014). an der Stirn, an den Lippen oder an der Nase. In fortgeschrittenen Stadien kann das Plattenepithelkarzinom sich in angrenzende Lymphknoten, Knochen und Organe ausbreiten und dort Tochtergeschwülste bilden. Das passiert jedoch selten. Das durchschnittliche Erkrankungsalter von Männern und Frauen liegt bei 70 Jahren. Männer entwickeln öfter ein spinozelluläres Karzinom. Es ähnelt einer knotigen, schuppigen Warze und ist grau oder gelblich-braun. Wenn der Tumor weiter wächst, verhornt er immer mehr und kann spontan bluten. Das Hautkrebs-Screening Es gibt eine verlässliche Vorsorgeuntersuchung für Hautkrebs: das Hautkrebs-Screening. Bei dieser Maßnahme untersuchen speziell geschulte Ärzte den Körper auf Anzeichen dieser Erkrankung. Die Krankenkassen übernehmen für gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren alle zwei Jahre die Kosten – viele Kassen zahlen auch schon früher dafür. Ziel ist es, die Hautkrebsarten „malignes Melanom“, „Basalzellkarzinom“ und „Plattenepithelkarzinom“ Aktinische Keratosen treten flächig als raue, schuppige Stellen auf. Sie sind hautfarben bis rötlich verhornt und eher spür- als sichtbar. möglichst frühzeitig zu erkennen. In der Regel führen Haus- oder Hautärzte das Screening durch. Vor der Untersuchung spricht der Arzt mit Ihnen über Ihren gesundheitlichen Zustand. Im Anschluss bittet er Sie, sich vollständig zu entkleiden. Das ist 12 Heller Hautkrebs „ Bösartige Tumorerkrankungen werden als Krebs bezeichnet. Hautkrebs ist der Überbegriff für verschiedene Tumoren der Haut. nötig, weil Hautkrebs selbst am After oder an den Genitalien auftreten kann. Der Mediziner wird Sie dann gründlich untersuchen. Dabei schaut er unter anderem auf die Kopfhaut, in den Mund, zwischen die Zehen und unter die Füße. Hat Ihr Hausarzt das Screening durchgeführt, wird er Sie bei einem Verdacht zu einem Hautarzt, einem Dermatologen, überweisen. Der Dermatologe untersucht Sie erneut und entscheidet über das weitere Aktinische Keratose Die aktinische Keratose gilt als eine Vorstufe (Präkanzerose) des Plattenepithelkarzinoms und kann – unbehandelt – zu einem spinozellulären Karzinom werden. Der Übergang ist fließend. Aktinische Keratosen zeigen sich auf Hautpartien, die viel der Sonne ausgesetzt waren: im Gesicht, auf der unbehaarten Kopfhaut, an den Ohren oder auf den Handrücken. Aktinische Keratosen treten flächig als raue, schuppige Stellen auf. Sie sind hautfarben bis rötlich verhornt und zu Beginn eher spür- als sichtbar. Da sie den sogenannten Altersflecken ähneln, bleiben sie oft lange Zeit unbehandelt. Vorgehen. Sobald Sie selbst feststellen, dass sich eine Stelle an Ihrer Haut oder ein Leberfleck verändert haben oder Sie diesbezüglich unsicher sind, sollten Sie einen Arzt aufsuchen – unabhängig davon, wie lange Ihr letztes Hautkrebs-Screening zurückliegt. Morbus Bowen Wie die aktinische Keratose gilt der Morbus Bowen als eine Vorstufe des Plattenepithelkarzinoms. Er bildet sich an den Unterschenkeln, am Rumpf, im Gesicht, an den Fingern und darüber hinaus an Stellen, die kaum dem Sonnenlicht ausgesetzt waren. Die Krebszellen befinden sich nur in der Heller Hautkrebs 13 Oberhaut. Der Morbus Bowen hat mehrere mögliche Ursachen: starke UV-Strahlung, regelmäßiger Kontakt mit chemischen Stoffen wie Arsen oder Teerprodukten und bestimmte Warzenviren. Der Morbus Bowen ist durch eine flache, schorfige, rötlichbraune Erhebung auf der Haut gekennzeichnet. Die Stelle hat ein unregelmäßiges Muster, sie kann nässen und verkrusten. Der schwarze Hautkrebs Ein malignes Melanom, der schwarze Hautkrebs, ist der gefährlichste Hauttumor. Er entsteht, wenn sich pigmentbildende Zellen (Melanozyten) in bösartige Zellen umwandeln. Schwarzer Hautkrebs tritt überall am Körper auf – sogar an Stellen, die kaum oder so gut wie nie in der Sonne sind, beispielsweise im Genitalbereich. Maligne Melanome entwickeln sich aus einem bestehenden Die sechs Hauttypen Ein achtsamer Umgang mit der Sonne ist besonders wichtig. Wie lange Sie sich gefahrlos in der Sonne aufhalten können, hängt von Ihrem Hauttyp ab. Der US-amerikanische Dermatologe Thomas Fitzpatrick (1919-2003) entwickelte 1975 ein Schema, mit dem er sechs Typen unterschied. Die Einteilung richtet sich nach äußeren Erscheinungsmerkmalen wie der Haut- und Haarfarbe und danach, wie die Haut auf Sonne bzw. UV-Strahlung reagiert (siehe Seite 16). Leberfleck oder spontan auf gesunder Haut. Darüber hinaus können sie an Schleimhäuten wie beispielsweise in der Nase vorkommen, denn dort gibt es ebenfalls pigmentbildende Zellen. Maligne Melanome bilden sehr früh Metastasen: Das sind Tochtergeschwülste, die sich im ganzen Körper ausbreiten können. Detaillierte Informationen über das maligne Melanom finden Sie in der Broschüre „Schwarzer Hautkrebs – Informationen für Patienten und Angehörige“, die Sie auf der Internetseite www.roche.de bestellen oder Die UV-Strahlung Die ultraviolette (UV-)Strahlung der Sonne teilt sich in drei Arten: UV-A-, UV-B- und UV-C-Strahlen. Sie sind für das menschliche Auge unsichtbar und werden in der Einheit Nanometer gemessen. Je kurzwelliger bzw. energiereicher die Strahlen sind, desto schädlicher sind sie für Menschen. Während UV-A- und UV-B-Strahlen in unterschiedlicher Intensität auf die Erde treffen, wird die UV-C-Strahlung bereits in der Atmosphäre komplett gefiltert. herunterladen können. utkrebs Schwarzer Ha für Patiente Informationen und Angehörige n Vorwort 14 Heller Hautkrebs 1 Selbstuntersuchung der Haut Gesicht Kopfhaut Gucken Sie auch Nehmen Sie einen in/hinter die Ohren und Kamm zur Hilfe. kontrollieren Sie Zunge und Zahnfleisch. Brust und Bauch Arme Heben Sie die Brust Kontrollieren Sie auch auch an. Ellenbogen und Achsel. Hände Rücken Prüfen Sie Handflächen Stellen Sie sich vor einen und -rücken, Fingernägel Spiegel, um Nacken, und Unterarme. Schultern und Ohren zu sehen. Nutzen Sie einen Handspiegel. Beine und Füße Po und Beine Im Sitzen prüfen Sie die Prüfen Sie die Rückseite Vorderseite von Beinen, Fuß- der Schenkel. Verwenden sohlen, -rücken und -nägeln. Sie dafür einen Handspiegel. Vergessen Sie den Genitalbereich nicht. Heller Hautkrebs 15 keltischer Typ nordischer Typ mediterraner Typ dunkler Typ schwarzer Typ sehr helle, empfindliche Haut helle, empfindliche Haut mittelhell bräunlich, wenig empfindlich dunkel, wenig empfindlich schwarz, wenig empfindlich Bräunung der Haut keine langsam einfach und langsam schnell und tief keine keine Sommersprossen stark oft keine keine keine keine Haare rotblond hell braun dunkelbraun oder schwarz schwarz schwarz Augen hell hell hell oder dunkel dunkel dunkel dunkel innerhalb von etwa 10 Minuten innerhalb von etwa 20 Minuten innerhalb von etwa 30 Minuten innerhalb von etwa 45 Minuten innerhalb von etwa 60 Minuten innerhalb von etwa 90 Minuten Haut Auftreten von Sonnenbrand ohne Schutzmaßnahmen Mischtyp Quelle: Vgl. www.hautkrebs-screening.de UV-A-Strahlen erreichen die Erdoberfläche relativ ungehindert. Sie regen die Produktion von Melanin an, des Farbstoffs, der die Haut bräunt. Deshalb werden künstliche UV-A-Strahlen in Solarien eingesetzt. Sie dringen aber auch bis in die Lederhaut vor und zerstören das Bindegewebe. Die Haut verliert ihre Geschmeidigkeit, altert schneller und bekommt Falten. Weiterhin schädigen UV-A-Strahlen das Erbgut in den Zellen der Oberhaut. UV-B-Strahlen gelangen zu etwa zehn Prozent auf die Erde, den Großteil schluckt die Ozonschicht. Für die Oberhaut sind diese Strahlen besonders gefährlich. Die Verletzungen zeigen sich zunächst in Form 16 Heller Hautkrebs eines Sonnenbrands, der in verschiedenen Schweregraden auftreten kann – die Haut wird rot, heiß und schwillt an. Gravierender sind jedoch die nachhaltigen Schäden in den Zellen: Jahre später können aus ihnen bösartige Krebszellen werden. Das Risiko für Hautkrebs steigt mit der Menge der aufgenommenen UV-Strahlung und jedem einzelnen Sonnenbrand. Generell wirkt die Strahlung in den Bergen, am Meer und am Äquator stärker. Im Sommer ist bei klarem Himmel zudem mehr Strahlung messbar als an einem bewölkten Wintertag. Umgang mit der Sonne: Die wichtigsten Schutzmaßnahmen Unabhängig von Ihrem Hauttyp sollten Sie die folgenden Regeln beachten, um das Risiko einer Hautkrebserkrankung durch den Einfluss der Sonne zu verringern. Vermeiden Sie jede Rötung der Haut. Meiden Sie die Sonne zwischen 11 und 15 Uhr. Tragen Sie langärmlige Kleidung, die dichtgewebt ist und locker sitzt. Tragen Sie eine Kopfbedeckung. Eine breite Krempe schützt Augen, Ohren, Gesicht und Nacken. Setzen Sie eine Sonnenbrille mit UV-A- und UV-B-Schutz auf. Cremen Sie – egal zu welcher Jahreszeit – alle unbedeckten Körperstellen dick mit Sonnencreme ein, die Ihrem Hauttyp entspricht (mindestens 25; mit UVA- und UV-B-Schutz). Sie können auch eine Tagescreme mit integriertem Lichtschutzfaktor verwenden. Tragen Sie die Creme 30 Minuten vor dem Aufenthalt in der Sonne auf. Wählen Sie eine wasserfeste Sonnencreme, wenn Sie baden gehen möchten. Denken Sie daran, den Schutz danach wieder aufzufrischen. Ziehen Sie sich vor dem Baden ein T-Shirt über. Verzichten Sie auf Solariumbesuche. Heller Hautkrebs 17 „Je früher wir erkennen, können wir einen Hautkrebs desto besser ihn behandeln“ Prof. Dr. Stephan Grabbe leitet die Haut­­­­­­­­­­­­k­linik der Universitätsmedizin Mainz. Der Dermatologe erklärt, woran er hellen Hautkrebs erkennt und wer besonders gefährdet ist. Hat die Anzahl der an Hautkrebs erkrankten Menschen zugenommen? Eindeutig ja! Das gilt vor allem für die hellhäutige Bevölkerung. Dieser Trend ist in den letzten dreißig Jahren klar aus den Statistiken ablesbar und weiterhin ungebrochen. Wir gehen davon aus, dass dies zum Teil an den veränderten Freizeitgewohnheiten liegt – Menschen halten sich mehr in der Sonne auf. Ob jemand erkrankt, hängt davon ab, wie viel UV-Licht er im Laufe seines Lebens aufnimmt. Wir müssen uns die Haut wie ein Fass vorstellen. Wenn es überläuft, hat man, bildlich gesprochen, Hautkrebs. Prof. Dr. Stephan Grabbe, Direktor der Hautklinik und Poliklinik der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Heller Hautkrebs ist die häufigste Krebsart. Warum tritt er bei so vielen Menschen auf? Ob jemand erkrankt, hängt einerseits davon ab, wie viel UV-Licht er im Laufe seines Lebens aufnimmt. Andererseits sind genetische Faktoren verantwortlich, also Dinge, die uns in die Wiege gelegt wurden. Dazu gehört in erster Linie der Hauttyp. Wir müssen uns die Haut wie ein Fass vorstellen, in das eine bestimmte Menge Wasser hineinpasst. Wenn das Fass überläuft, Heller Hautkrebs 19 hat man, bildlich gesprochen, Hautkrebs. Bei hellen, empfindlichen Hauttypen ist das Fass kleiner und früher voll. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, einen hellen Hautkrebs zu entwickeln. Der Grund ist logisch: Je älter eine Person wird, desto mehr Sonnenlicht bekommt sie ab. Wie lässt sich das Hautkrebsrisiko senken? Indem ein vernünftiger Umgang mit der Sonne gepflegt wird. Das bedeutet nicht, ihr fernzubleiben, sondern sich seinem Hauttyp entsprechend zu verhalten. Ganz wichtig: unbedingt Sonnenbrände vermeiden! Das geht am besten mit Textilien. Unbedeckte Körperstellen sollten mit Sonnencreme eingerieben werden, vornehmlich das Gesicht und die Handrücken. Diese beiden Partien sind der Sonne ständig ausgesetzt. Daher ist es auch sinnvoll, täglich einen Lichtschutzfaktor aufzutragen. In Tagescremes für Frauen ist er meist schon enthalten. Bei den Männern ist das tägliche Eincremen längst nicht so verbreitet. Das ist ein Grund, weshalb sie öfter Hautkrebs haben. Ist das der einzige Grund? Nein, Männer bekommen in der Regel insgesamt mehr Sonne ab – zum Beispiel im Job. Dachdecker, Bauarbeiter oder Landwirte, die hauptsächlich draußen arbeiten, sind der UV-Strahlung ständig ausgesetzt. Unter anderem deshalb wird Hautkrebs in Zukunft für bestimmte Berufsgruppen als Berufskrankheit anerkannt. Warum und in welchen Abständen sollte man zum Hautkrebs-Screening gehen? Je früher wir einen Hautkrebs erkennen, desto besser können wir ihn behandeln. Die gesetzlichen Krankenkassen raten, ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre ein Hautkrebs-Screening wahrzunehmen. Das ist eine 20 Heller Hautkrebs generell gute Empfehlung. Menschen, die sehr helle Haut haben, vielleicht bereits Hautkrebs oder eine Vorstufe hatten, sollten sich natürlich öfter untersuchen lassen. Woran kann ein Laie eine auffällige Hautpartie erkennen? Bildet sich eine rote, schuppende, erhabene Stelle, die innerhalb von drei Monaten nicht abheilt, sondern eher größer wird, sollte das ein Arzt untersuchen. Insbesondere, wenn sie dort auftritt, wo viel Sonnenlicht hingelangt, könnte dies ein Hinweis auf hellen Hautkrebs sein. Bei einem offenen Geschwür ist der Gang in die Arztpraxis erst recht angezeigt. Für den schwarzen Hautkrebs gilt es, alle Muttermale im Auge zu behalten: bestehende Leberflecke aber auch solche, die neu aufgetreten sind. Man sollte schauen, ob sie sich in Form oder Farbe verändern. Männer bekommen in ­­ der Regel mehr Sonne ab. Mit welchen Untersuchungen können Sie feststellen, ob jemand hellen Hautkrebs hat? Um eine Stelle als verdächtig einzustufen, reicht oft schon der Blick mit dem geschulten Auge. Man kann ergänzend Hilfsmittel wie das Dermatoskop nutzen, eine Art Lupe. Erscheint eine Partie auffällig, entnehmen wir ein kleines Stückchen Haut. Das Verfahren heißt Biopsie. Die Probe wird dann unter dem Mikroskop analysiert: Das ist die histologische Untersuchung. Anschließend wissen wir, ob die Hautveränderung gutartig, eine Krebsvorstufe oder wirklich heller Hautkrebs ist. Von auffälligen Hautveränderungen sollte immer eine Probe ins Labor gegeben werden. Dahinter kann sich auch mal eine seltene, gefährliche Hautkrebsart verbergen. Wie unterscheiden sich die einzelnen Formen des hellen Hautkrebses vom Aussehen her? Das Plattenepithelkarzinom geht überwiegend aus einer aktinischen Keratose hervor. Sie zeigt sich als gerötete, schuppende Stelle, die sich über Monate bis Jahre langsam verdickt. Bleibt sie unbehandelt, wird daraus irgendwann ein Plattenepithelkarzinom. Es kann erhaben und mit fest haftenden Schuppen belegt sein. Mitunter entsteht daraus ein Geschwür: Der innere Teil zerfällt und ein Randwall bleibt übrig. Das Basalzellkarzinom schuppt dagegen nicht und ist durch eine halbkugelige Wölbung gekennzeichnet. Erweiterte Äderchen ziehen sich von außen nach innen. Das Zentrum kann ebenfalls zu einem Geschwür zerfallen.­ Was passiert nach der Diagnose? Was für ein Tumor liegt vor, wo genau befindet er sich und wie groß ist er? Das sind drei ausschlaggebende Faktoren für die Therapieentscheidung. Ein weiterer Faktor ist die körperliche Verfassung des Patienten. Bei älteren Menschen kann ich nicht mehr alle Operationen durchführen, die ich bei jüngeren Leuten machen würde. Und umgekehrt: Strahlentherapien können auf Dauer auch Spätfolgen haben. Für einen 95-Jährigen ist das weniger relevant als für einen 45-Jährigen. Welche Behandlungsform wir wählen, beschließen wir immer individuell von Patient zu Patient. Oft reicht schon der Blick mit dem geschulten Auge. Basalzellkarzinome sind überwiegend heilbar. Trifft das auf alle Stadien zu? Dieser Krebs ist in der Regel gut zu behandeln. Bei fortgeschrittenen Basalzellkarzinomen sieht die Lage etwas anders aus: Das sind Tumoren, die wir mit einer Operation oder einer Strahlentherapie nicht vollständig beseitigen können. Fortgeschrittene Basalzellkarzinome wachsen in die Breite und können zusätzlich in die Tiefe vordringen. Da sie sich oftmals im Gesicht befinden, ist es möglich, dass sie in die Knochen, in ein Ohr, in ein Auge oder in die Nase einwachsen. Dann können wir eben nicht mehr so ohne Weiteres operieren, weil der Verlust eines Organs oder dessen Funk­tion zu befürchten wäre. Fortgeschritten sind Basalzellkarzinome außerdem, wenn sie Metastasen in anderen Körperregionen gebildet haben. Das kommt jedoch sehr selten vor. Bei diesen Tumoren hilft uns nun eine neue Substanzgruppe von Medikamenten maßgeblich weiter: Sie greifen zielgerichtet in den Stoffwechsel der Krebszellen ein. Dank ihnen können wir bislang gar nicht oder nicht ausreichend therapierbare fortgeschrittene Basalzellkarzinome behandeln. Heller Hautkrebs 21 Therapien Eine auffällige Hautpartie schaut sich der Arzt mit einem Dermatoskop noch einmal genauer an. Es gleicht einer Lupe mit einer hellen Lampe, mit der er nun auch die tieferen Schichten der Haut betrachten kann. Therapien bei hellem Hautkrebs Vielleicht haben Sie selbst eine auffällige Stelle bemerkt oder Ihr Dermatologe hat beim Hautkrebs-Screening etwas Klärungsbedürftiges entdeckt. Bei einem Verdacht entnimmt er einen Teil dieser Veränderung – das nennt man in der Fachsprache Biopsie. Wenn der Arzt die Stelle komplett herausschneidet, ist das eine sogenannte Exzision. Bei diesen Eingriffen müssen Sie keine Angst vor Schmerzen haben. Vorab erhalten sie eine lokale Betäubung, sodass Sie in der betroffenen Region nichts spüren. Das entnommene Gewebe reicht der Arzt dann zur Analyse ins Labor weiter. Hat sich der Verdacht auf hellen Hautkrebs in den Laboruntersuchungen bestätigt, gilt es nun, die passende Therapie zu finden. Die Chancen, geheilt zu werden, sind in der Regel gut. Sobald die Untersuchungsergebnisse vorliegen, spricht Ihr Arzt mit Ihnen über mögliche Therapien. Erkundigen Sie sich genau nach Ihrem Befund, den verschiedenen Behandlungsformen, Nebenwirkungen und Ihren Heilungschancen. Vielen Patienten hilft es, im Gespräch einen vertrauten Menschen an ihrer Seite zu wissen, mit dem sie die vielen neuen Informationen später noch einmal durchgehen können. Die Therapieentscheidung wird von mehreren Faktoren beeinflusst: • von der Art des Tumors und vom betroffenen Hautabschnitt, • von der Größe, Tiefe und Ausbreitung des Tumors, • vom Alter und gesundheitlichen Zustand des Patienten. 24 Therapien Ablauf einer Biopsie 1 2 3 Der Arzt entfernt das auffällige Gewebe (1). Dann wird es in Scheibchen geschnitten, auf Glasplättchen aufgetragen und eingefärbt (2). Bei der anschließenden Untersuchung im Labor prüft ein Pathologe mit dem Mikroskop, ob das Gewebe bösartig ist (3). Chirurgische Verfahren Mikrografische Chirurgie Die mikrografische Chirurgie gilt bei vielen Hauttumoren als Therapie der ersten Wahl. Der Arzt entfernt den Tumor meist unter einer örtlichen Betäubung. Zusätzlich schneidet er – um einen Sicherheitsabstand zu schaffen – den Tumor umgebende gesunde Haut heraus. Dieses Gewebe wird anschließend eingefärbt und begutachtet. Man spricht hier von einer histologischen Untersuchung. Unter dem Mikroskop wird dabei geprüft, ob sich in dem gesunden Gewebe Krebszellen befinden. Ist das der Fall, operiert der Mediziner erneut und entfernt gezielt die restlichen Tumorausläufer. Auch diese Proben gehen wieder zur Untersuchung ins Labor. Da die mikrografische Chirurgie mitunter mehrere Sitzungen umfasst, wird die Wunde zwischendurch abgedeckt. Sobald im Gewebe keine bösartigen Zellen mehr nachweisbar sind, verschließt der Arzt die Wunde endgültig. Je nach Größe der offenen Stelle muss er dafür eventuell ein Stück Haut von einer anderen Körperregion auf die operierte Stelle transplantieren. Mithilfe dieser schrittweisen Technik kann der Arzt den Tumor sowie umliegende Krebszellen sicher entfernen. So will er einerseits verhindern, dass bösartige Zellen übersehen werden, die sich weiter im Körper ausbreiten könnten. Andererseits schont er die gesunde Haut, indem nur so viel Gewebe wie unbedingt nötig herausgeschnitten wird. Kürettage Das Verfahren ist bei oberflächlichen Tumoren geeignet, die noch nicht in tiefere Hautschichten vorgedrungen sind. Nach einer lokalen Betäubung schabt der Arzt die Geschwulst von der Oberfläche ab: Dafür nutzt er entweder ein ringförmiges Skalpell oder eine Löffelkürette – das ist ein Therapien 25 scharfkantiger Löffel. Umliegendes Gewebe soll bei dieser Methode geschont werden. Nachteil des Verfahrens: Das Gewebe, das der Mediziner dabei gewinnt, kann anschließend nur eingeschränkt untersucht werden. Je nachdem, wie intensiv der Arzt die Kürettage durchführt, kann sich eine Narbe bilden. Laserchirurgie und Elektrokaustik Die Laserchirurgie und die Elektrokaustik eignen sich nur für flache, oberflächliche Tumoren. Innerhalb beider Verfahren kann der Arzt keine Gewebeproben für eine histologische Untersuchung gewinnen. Im Vergleich zur mikrografischen Chirurgie besteht sowohl bei der Kürettage als auch bei der Lasertherapie und der Elektrokaustik ein erhöhtes Risiko, dass der Tumor an derselben Stelle wieder auftaucht. Man spricht in diesem Fall von einem lokalen Rezidiv. Im Rahmen der Laserchirurgie entfernt der Mediziner das kranke Gewebe mit einem punktuellen Laserstrahl, einem Lichtskalpell. Vorab wird die betroffene Stelle örtlich betäubt. Die Wunde heilt langsam ab und es kann eine Narbe zurückbleiben. Für die elektrokaustische Therapie verwendet der Arzt ein Gerät, an dessen Spitze sich eine Schlinge, Kugel oder Nadel befindet. Durch starke Hitze, die der Elektrokauter per Strom erzeugt, trennt er das erkrankte Gewebe ab. Gleichzeitig wird die Blutung gestillt, da der Kauter die Blutgefäße verödet. Die Hautstelle wird vorher örtlich betäubt. Während der Behandlung können Schmerzen auftreten, später sind Narben möglich. Wundversorgung nach Operationen Hat der Arzt den Tumor entfernt, klebt er anschließend Transplantation stammt die Haut, die an der ein Pflaster auf die vernähte Wunde. Es sollte mehrere betroffenen Stelle eingesetzt werden soll, Tage dort verbleiben, die Fäden werden wenig später ge- häufig vom Oberschenkel oder aus der Leis- zogen. Verzichten Sie eine Zeit lang auf sportliche Akti- te. Dieses Spenderareal wird zugenäht oder vitäten und vermeiden Sie Wärme. Halten Sie die ope- verheilt von selbst wie eine Schürfwunde. rierte Fläche trocken, da auf feuchten Wunden leichter Die versetzte Haut muss in die ehemalige Infektionen entstehen können. Weitere Hinweise, wie Tumorwunde einwachsen. Ob die nach der Sie sich nach der Operation am besten verhalten soll- jeweiligen Operation entstehenden Narben ten, gibt Ihnen Ihr behandelnder Arzt. In einigen Fällen besonders versorgt werden müssen, ent- muss bei der Operation sehr viel Tumorgewebe entfernt scheidet Ihr Arzt. Wichtig ist, dass Sie die werden. Dann wird eine Hauttransplantation oder ein Narben der Sonne nur wenig aussetzen. anderes plastisch-chirurgisches Verfahren nötig. Bei der 26 Therapien Nicht-chirurgische Verfahren Die Strahlen- und die Kryotherapie setzen Ärzte eher selten bei Patienten mit hellem Hautkrebs ein. Denn auf diese Weise können sie den Tumor zwar zerstören, aber nicht immer vollständig entfernen. Von daher besteht die Gefahr, dass sie nicht alle Krebszellen erreichen und an derselben Stelle wieder ein Tumor entsteht. Beide Thera­pien wenden Mediziner nur bei Patienten an, deren Tumor sie nicht operieren können – entweder weil er dafür zu groß ist oder an einer schwer zugänglichen Körperstelle gewachsen ist, etwa am Augenlid, am Ohr oder an der Nase. Auch bei älteren Menschen, deren Gesundheit möglicherweise geschwächt ist, greifen Ärzte unter anderem auf die Strahlen- oder Kryotherapie zurück. Strahlentherapie Der Arzt bestrahlt den Tumor von außen mit energiereichen Strahlen. Sie schädigen die Krebszellen so stark, dass diese absterben. Dabei führt der Weg der Strahlen auch durch gesundes Gewebe. Anders als die Krebszellen erholen sich die gesunden Zellen größtenteils wieder. Um das Gewebe nicht zu überlasten, findet die Bestrahlung in mehreren Abschnitten statt. Die Strahlendosis ist gering und die Sitzungen dauern nur wenige Minuten. Wie lange die Therapie fortgesetzt wird, hängt von der Art, Größe und Ausbreitung des Tumors ab. In der behandelten Region entsteht oft eine Hautreizung, die einem Sonnenbrand ähnelt. Patienten berichten zudem von Müdigkeit, einem allgemeinen Krankheitsgefühl, Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit oder Kopfschmerzen. Kryotherapie (Kältebehandlung) Im Rahmen der Kryotherapie nutzt der Arzt flüssigen Stickstoff, zum Beispiel in Form von Spray. Damit vereist er den Tumor. Durch die extreme Kälte des Stickstoffs sterben die Krebszellen ab. Es bildet sich eine Kruste, die nach einiger Zeit von alleine abfällt. Das Verfahren ist schnell durchführbar, ist für Betroffene überwiegend gut verträglich und kann mehrfach wiederholt werden. Mediziner wenden die Kältebehandlung am häufigsten bei aktinischen Keratosen an. Auch im Fall einer Morbus-Bowen-Erkrankung können die Ärzte sie sinnvoll einsetzen. Während oder nach der Behandlung treten gelegentlich Blasen, Rötungen oder Schwellungen an der Haut auf. Schmerzen und ein brennendes Gefühl sind ebenfalls möglich. Die Wunden heilen teilweise langsam ab und es können sich Narben bilden. Die Strahlentherapie schädigt die Krebszellen so stark, dass sie schließlich absterben. Medikamentöse Therapien Zu den medikamentösen Behandlungen, auf die Ärzte beim hellen Hautkrebs zurückgreifen, gehörten bislang vornehmlich topische Therapien. Sie werden auch als örtliche oder lokale Behandlungen bezeichnet. Cremes, Salben und Gele sind typische Grundlagen dieser Therapieform. Anders als Tabletten oder Infusionen erreichen die Wirkstoffe nur die vom Tumor betroffene Hautpartie. Eine topische Therapie dauert im Vergleich zu chirurgischen Verfahren zwar länger, erzielt aber gute kosmetische Ergebnisse. Gerade großflächig geschädigte Hautregionen lassen sich so wirkungsvoll behandeln. Darüber hinaus kommt in seltenen Fällen eine Chemotherapie infrage. Für das fortgeschrittene Basalzellkarzinom ist ein neues Medikament in Tablettenform verfügbar: der sogenannte Hedgehog-Signalhemmer. Diclofenac-Hyaluronsäure-Gel Der Wirkstoff Diclofenac plus Hyaluronsäure steht in Form eines Gels zur Verfügung und hilft insbesondere­ Patienten mit flächenhaft auftretenden aktinischen 28 Therapien Keratosen. In 80 von 100 Fällen heilt die erkrankte Hautstelle weitgehend ab. Das Gel ist meist gut verträglich und leicht anzuwenden: Betroffene tragen es maximal drei Monate lang zweimal täglich auf. Ingenolmebutat-Gel Seit Ende 2012 ist in Deutschland ein Gel mit dem Wirkstoff Ingenolmebutat zugelassen. Er stammt aus der Garten-Wolfsmilch – eine Pflanzenart, die gemeinhin als Unkraut gilt. Wissenschaftler konnten nachweisen, dass Patienten mit aktinischer Keratose darauf ansprechen. Das Gel ist in verschiedenen Dosierungen erhältlich. Befindet sich die betroffene Stelle im Gesicht oder auf der Kopfhaut, ist das schwächer dosierte Gel zu empfehlen. Der Patient sollte die Stelle an drei aufeinanderfolgenden Tagen eincremen. Das stärker dosierte Gel eignet sich für Hautpartien unterhalb des Kopfes, etwa den Nacken, die Arme und Beine oder den Rumpf. Die Behandlungszeit beträgt dann nur zwei aufeinanderfolgende Tage. Ob die Therapie wirkt, kann der Arzt nach etwa acht Wochen beurteilen. Oftmals rötet sich die Haut, schuppt oder löst sich an den behandelten Stellen ab. Zudem können sich Blasen, Schorf oder Schwellungen bilden. Die Nebenwirkungen treten meist kurz nach Therapiebeginn auf und klingen nach zwei bis vier Wochen wieder ab. Imiquimod-Creme Die Behandlung mit einer ImiquimodCreme ist eine Immuntherapie. Der Wirkstoff Imiquimod aktiviert das körpereigene Immunsystem, die Krebszellen zu bekämpfen. Der Patient trägt die Creme über ein bis vier Monate drei- bis fünfmal wöchentlich auf die betroffenen Stellen auf. Wenn sich die Haut vorübergehend rötet, nässt und anschwillt, wirkt das Medikament: Das Immunsystem beginnt dann spürbar, sich gegen den Krebs zu wehren. Die Entzündung sorgt dafür, dass die Hautveränderung nach und nach vollständig­ abheilt. Die Imiquimod-Creme hilft bei aktinischen Keratosen und bestimmten Arten des Basalzellkarzinoms, unter anderem beim Gorlin-Goltz-Syndrom. Sie kann Nebenwirkungen verursachen: Die Haut kann sich röten, schuppen, nässen und verkrusten. Damit verbunden sind Juckreiz, Schmerzen und Brennen. Nach Auftragen einer Creme wird die Haut bei der photodynamischen Therapie bestrahlt. Photodynamische Therapie (PDT) Die photodynamische Therapie hat sich bei Tumoren bewährt, die nur bis zu einer bestimmten Tiefe in die Haut eingewachsen sind. Da sie gute Behandlungsergebnisse erzielt, gilt sie oftmals als Therapie der Wahl bei aktinischen Keratosen, Morbus Bowen und einigen Basalzellkarzinomen. Das Verfahren ist außerdem von Vorteil, wenn ausgedehnte, flächige Tumoren behandelt werden müssen – oder ein Bereich wie die Nasenspitze, bei dem ein chirurgischer Eingriff heikel wäre. Patienten mit einem Basalzellkarzinom oder Morbus Bowen wird empfohlen, die Therapie nach einer Woche zu wiederholen. Der Arzt befreit die betreffende Hautfläche im Vorfeld der Therapie per Kürettage von Krusten und Schüppchen. Danach trägt er dort eine Creme auf, die einen Stoff enthält, der vor allem die Krebszellen sehr lichtempfindlich macht. Mit einer Folie bedeckt, muss die Creme nun einige Stunden einziehen. Die Tumorzellen nehmen sie in dieser Zeit sehr viel stärker auf als die Therapien 29 „ Die örtliche Chemo- und Immuntherapie werden vor allem bei besonderen Arten des Basalzellkarzinoms eingesetzt. Chemotherapie Ärzte greifen auf eine Chemotherapie zurück, wenn ein Tumor Tochtergeschwülste gebildet hat: etwa in nahe gelegenen Lymphknoten, in benachbarten Knochen normalen Zellen. Anschließend bestrahlt der Mediziner die Stelle, zum Beispiel mit kaltem Rotlicht. Die bösartigen Zellen reagieren darauf und sterben ab. Im Verlauf der Bestrahlung verspüren viele Patienten Schmerzen, die sie aber größtenteils als problemlos einstufen. Die behandelte Fläche kann sich jedoch röten, nässen und Krusten bilden. Zudem kann die behandelte Haut helle oder dunkle Flecken aufweisen, die üblicherweise innerhalb von sechs Monaten wieder verschwinden. oder entfernten Organen wie Lunge oder Leber. Dies ist bei hellem Hautkrebs jedoch selten der Fall und betrifft – wenn überhaupt – das fortgeschrittene Plattenepithelkarzinom und das fortgeschrittene Basalzellkarzinom. Anders als eine Operation oder Cremes und Salben wirkt eine Chemotherapie auf den ganzen Organismus. Mediziner bezeichnen sie deshalb als systemische Therapie. Ziel ist es, das Wachstum der Tumorzellen zu hemmen und sie im besten Fall zu zerstören. Die Arznei- 5-Fluorouracil-Creme Cremes mit dem Wirkstoff 5-Fluorouracil, auch 5-FU genannt, sind vor allem bei aktinischen Keratosen, bestimmten Arten des Basalzellkarzinoms und beim GorlinGoltz-Syndrom effektiv. 5-FU ist ein zellschädigender Wirkstoff, der im Rahmen von Chemotherapien angewendet wird. stoffe der Chemotherapie heißen Zytostatika. Sie verteilen sich über die Blutbahnen im ganzen Körper. Der Patient erhält die Chemotherapie meist in regelmäßigen Abständen in Form einer Infusion. Eine Behandlung einschließlich der nachfolgenden Pause nennt man Zyklus. Die Therapie geht mit teilweise starken Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und körperlicher Erschöpfung einher. Weiterhin sind die Patienten anfällig für ansteckende Krankheiten, zum Beispiel Erkältungen. Es kann auch zu grippeähnlichen Symptomen, Leberschäden, Blutarmut und Haarausfall kommen. Dem Arzt stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, die den unerwünschten Begleiterscheinungen der Therapie vorbeugen oder sie erträglicher machen können. 30 Therapien Die Behandlung mit einer Creme bezeichnet man als lokale Chemotherapie, weil sie – im Gegensatz zur herkömmlichen Chemotherapie – nur an der Körperstelle wirkt, an der sie aufgetragen wird. Der Patient muss die Haut zwischen vier und sechs Wochen lang zweimal am Tag damit einreiben. Die Creme kann für den Körper belastend sein: Hauptsächlich leiden die Betroffenen unter schmerzhaften Entzündungen, Blasen, Juckreiz und Rötungen. „Eine Therapieoption für Menschen, denen wir bis jetzt nicht ausreichend helfen konnten“ Prof. Dr. Ralf Gutzmer ist leitender Oberarzt für operative Dermatologie und DermatoOnkologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Ein neues Medikament macht Hoffnung bei der Therapie des fortgeschrittenen Basalzellkarzinoms. Prof. Dr. Ralf Gutzmer hat Patienten im Rahmen von Studien bereits damit behandelt. Das Basalzellkarzinom ist der häufigste helle Hautkrebs. In welchem Stadium ist er gut behandelbar? Oberflächliche Basalzellkarzinome – in der Fachsprache superfizielle – können wir effektiv therapieren. Sie wachsen nur in den oberen Hautschichten. Gleiches gilt für Basalzellkarzinome, die nicht in tiefere Strukturen wie Knochen oder Organe eingedrungen sind. Diese Tumoren können wir gut operativ entfernen. Therapien 31 Wie wurde das fortgeschrittene Basalzellkarzinom bislang therapiert? Beim fortgeschrittenen Basalzellkarzinom hat der Tumor gestreut oder ist stark eingewachsen. Oftmals haben wir umfangreiche Operationen durchgeführt, die große Narben und bleibende Einschränkungen hinterließen. Wir mussten dabei auch schon mal ein Auge oder Knochen entnehmen. Die zweite Therapieoption ist eine Bestrahlung, und die dritte Möglichkeit ist eine Chemotherapie. Warum ist der Leidensdruck bei Patienten mit einem fortgeschrittenen Basalzellkarzinom besonders hoch? Patienten, die einen offenen, blutenden Tumor haben, sind sehr eingeschränkt. Entweder weil das Geschwür deutlich sichtbar ist oder einen unangenehmen Geruch verströmt. Durch den Blutverlust können sie zusätzlich geschwächt sein. Wenn das Basalzellkarzinom metastasiert, etwa in die Knochen, kommen Schmerzen hinzu. Der Hedgehog-Signal­hemmer richtet sich an Patienten mit einem fortgeschrittenen Basalzell­karzinom. Für die Therapie des fortgeschrittenen Basal­ zellkarzinoms ist seit Mitte 2013 ein Medikament zugelassen, das den sogenannten Hedgehog-Signalweg hemmt. Welche Funktion hat dieser Signalweg im Körper? Der Hedgehog-Signalweg ist wichtig für die Entwicklung des Embryos. Er wurde bei Fruchtfliegen entdeckt. Als man den Signalweg bei ihnen manipulierte, 32 Therapien veränderten sich die Embryos. Die Larven sahen aus wie Igel. Daher der Name: „Igel“ heißt auf Englisch „hedgehog“. Normalerweise schaltet sich der Signalweg wieder ab und spielt bei Erwachsenen eigentlich keine Rolle mehr. Es sei denn, er wird im Rahmen einer Tumorentstehung wieder angeschaltet – und das passiert bei praktisch allen Basalzellkarzinomen. Ist der Signalweg aktiv, regt er die Zellen zum Wachstum an. Sie teilen sich unkontrolliert und es bildet sich ein Tumor. Wie wirkt das Medikament? Der Hedgehog-Signalhemmer schaltet den Signalweg an einer bestimmten Stelle ab. Damit fällt der Wachstumsimpuls weg und die Zellen hören auf, sich zu teilen. Der Tumor schrumpft. Für welche Patienten kommt der Hedgehog-Signalhemmer infrage? Er richtet sich an Patienten mit einem fortgeschrittenen Basalzellkarzinom, also an diejenigen, deren Tumoren wir durch eine Operation oder eine Strahlentherapie nicht mehr in den Griff kriegen. Sie nehmen einmal täglich eine Tablette ein und erhalten das Medikament so lange, wie sie von der Therapie profitieren. Welche Nebenwirkungen können auftreten? Am häufigsten kommt es zu Muskelproblemen, zum Beispiel Krämpfen, Muskelkater oder Muskelschwäche. Weiterhin berichten Patienten, dass sie Geschmacksrichtungen „ Die meisten Betroffenen sprechen gut auf die Behandlung an. Durch das Medikament können die Beschwerden zurückgehen. Das erhöht die Lebensqualität der Patienten. wie „süß“ oder „salzig“ nicht schmecken können. Manche schmecken gar nichts mehr. Haarausfall ist ebenfalls möglich. Die vierte Nebenwirkung ist eine Mischung aus Abgeschlagenheit und Appetitlosigkeit. Darum verlieren die Patienten an Gewicht. Wir versuchen, sie im Gespräch gut auf die möglichen Nebenwirkungen vorzubereiten, und tauschen uns während der Behandlung auch immer wieder darüber aus, wie es ihnen ergeht. Die Patienten nehmen den Hedgehog-Signal­hemmer einmal täglich als Tablette ein. Was ist der Vorteil der neuen Therapie und welche Erfahrungen haben Sie damit gesammelt? Mit dem Hedgehog-Signalhemmer verfügen wir nun über eine Therapieoption für Menschen, denen wir vorher nicht ausreichend helfen konnten. Die meisten Betroffenen sprechen gut auf die Behandlung an. Sie haben mitunter große, offene Wunden, die bluten und riechen. Durch das Medikament können die Beschwerden zurückgehen. Das erhöht die Lebensqualität der Patienten. Worin liegt die Zukunft der Krebstherapie im Speziellen beim fortgeschrittenen Basalzellkarzinom? Wir müssen bessere und nebenwirkungsärmere Medikamente entwickeln. Das wird immer individueller: Man arbeitet Untergruppen heraus, bei denen gewisse Therapien wirken – Stichwort „individualisierte Medizin“. Die Hedgehog-Signalhemmer sind beim fortgeschrittenen Basalzellkar­ zinom ein erster Schritt in die richtige Richtung. Aber auch hier müssen wir versuchen weiterzukommen, indem wir neue Therapien entwickeln oder andere Kombinationen ausprobieren. Therapien 33 Hedgehog-Signalhemmer Signaleiweiß Zellhülle Was heißt Hedgehog? Das englische Wort „hedgehog“ bedeutet Signalübermittlung gestoppt „Igel“. Wissenschaftler hatten den Einfluss des Hedgehog-Signalwegs auf die embryonale Entwicklung erstmals bei der Fruchtfliege entdeckt. Da ihre Larven aufgrund einer Mutation wie Igel aussahen, erhielt der daran beteiligte Signalweg die Bezeichnung „Hedgehog“. Zellkern Bei den meisten Patienten ist im Tumorgewebe ein sonst abgeschalteter Signalweg aktiv, der für die Tumorentstehung verantwortlich ist. Der Hedgehog-Signalhemmer blockiert gezielt die Signalübermittlung und damit das Tumorwachstum. Therapie mit einem Hedgehog-Signalhemmer Basalzellkarzinome können häufig durch einen chirurgischen Eingriff oder durch ein nicht-operatives Verfahren entfernt werden. Manche Karzinome sind jedoch nicht für Operationen oder Bestrahlungen geeignet. Das ist der Fall, wenn die Funktion eines Organs, beispielsweise eines Auges oder Ohrs, verloren gehen könnte. Auch bei einem lange unbehandelten Karzinom, das sehr tief in die Haut eingewachsen ist, kommen diese beiden Therapien nicht mehr infrage. Ärzte sprechen dann von einem fortgeschrittenen Basalzellkarzinom. Sie unterscheiden zwei Formen: Beim lokal fortgeschrittenen Basalzellkarzinom hat der Tumor das umliegende Gewebe befallen. Das metastasierte Basalzellkarzinom hat sich dagegen in weiter 34 Therapien entfernte Bereiche des Körpers ausgebreitet und Metastasen – etwa in die Lunge – gestreut. Lange Zeit gab es für Patienten mit einem fortgeschrittenen Basalzellkarzinom keine angemessene Behandlungsform. Seit Juli 2013 steht ein neues Medikament zur Verfügung, der Hedgehog-Signalhemmer. Die Therapie setzt am Hedgehog-Signalweg an. Er befindet sich in jeder Zelle des menschlichen Körpers, sollte bei Erwachsenen jedoch abgeschaltet sein. Der HedgehogSignalweg sorgt während der Entwicklungsphase des Menschen im Mutterleib unter anderem dafür, dass sich verschiedene Gewebearten in der richtigen Größe, Lage und Zusammensetzung ausbilden. In den Hautzellen ist der Signalweg an der Entwicklung von Haarfollikeln und Talgdrüsen beteiligt. Schmerztherapie Basalzellkarzinome lösen selten tumorbedingte Schmerzen aus. Fortgeschrittene Plattenepithelkarzinome verursachen dagegen häufig Beschwerden, wenn sie in angrenzende tiefer gelegene Gewebe einwachsen oder Gewebe verdrängen. Der Hedgehog-Signalweg ist bei den meisten Erwachsenen nicht mehr aktiv. Ganz anders sieht es aber bei Patienten mit einem Basalzellkarzinom aus: Bei mehr als 90 Prozent ist im Tumorgewebe ein funktionierender Hedgehog-Signalweg nachweisbar. Durch Veränderungen (Mutationen) im Erbgut ist er wieder aktiv geworden und sendet Signale aus: Als Folge entsteht ein Tumor. Durch chirurgische Eingriffe oder andere Aufgabe des neuen Medikaments ist es, den Hedgehog-Signalweg lahmzulegen, damit er keine Botschaften mehr weiterleiten kann. Diese Blockade kann dazu führen, dass der Tumor langsamer wächst, kleiner wird oder sogar ganz verschwindet. Patienten mit einem fortgeschrittenen Basalzellkarzinom nehmen das Medikament einmal pro Tag als Tablette ein. Sie sollten die Einnahme nicht unterbrechen, ohne vorher mit ihrem Arzt gesprochen zu haben. Als Nebenwirkungen des Hedgehog-Signalhemmers können Muskelkrämpfe, Müdigkeit und Haarausfall auftreten. Möglich sind auch Appetitverlust, Gewichtsabnahme, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung und eine Veränderung oder der Verlust des Geschmacksempfindens. Wenn Sie Schmerzen haben, sollten Sie Therapieformen können bei allen Patienten Schmerzen auftreten. Der Arzt hat verschiedene Möglichkeiten, die Beschwerden mithilfe einer medikamentösen Therapie zu lindern. Er stimmt die Präparate gezielt auf die Beschwerden ab. Schmerzmedikamente gibt es in mehreren Darreichungsformen – zum Beispiel als Tabletten, Zäpfchen oder Spritzen. diese nicht tapfer erdulden, sondern Ihren Arzt frühzeitig darüber informieren. Unbehandelte Beschwerden sind auf Dauer nicht nur körperlich, sondern auch psychisch sehr belastend. Nehmen Sie Ihre Medikamente regelmäßig ein und nicht erst, wenn Sie wieder Schmerzen haben – Sie sollten nicht unnötig leiden. Therapien 35 „Ich habe viel zu lange gewartet“ Im Sommer 2011 erhielt Andreas H.* (57) die Diagnose „heller Hautkrebs“. Auf seiner ­Wange diagnostizierte die behandelnde Ärztin ein Basalzellkarzinom in fortgeschrittenem Stadium. Nachdem die erste Behandlung nicht den gewünschten Erfolg gebracht hatte, begann er im Zuge einer Studie im Juli 2012 eine medikamentöse Therapie mit dem Hedgehog-Signalhemmer. Bereits nach drei Monaten war der Tumor deutlich geschrumpft. Wie haben Sie von Ihrer Krankheit erfahren? Im August 2011 war ich das erste Mal beim Arzt. Ich hatte damals seit gut einem Jahr Probleme mit meiner rechten Wange. Mehrere Hautstellen waren entzündet und bluteten teilweise stark. Bis dahin sind die Wunden eigentlich immer von allein abgeklungen, und ich habe mir nichts weiter dabei gedacht. Dann wurden die Entzündungen größer und hörten nicht mehr auf zu bluten. Ein Bekannter im Sportverein sprach mich darauf an und riet mir, umgehend einen Arzt aufzusuchen. Also bin ich losgegangen: zunächst zum Hausarzt, der mich direkt an eine Hautärztin verwies. Ihr war sofort klar: Es handelt sich um hellen Hautkrebs. Sie schickte mich daher gleich in die nächstgelegene Uniklinik. Was passierte dann? Die Oberärztin in der Hautklinik erklärte mir, dass ich an einem fortgeschrittenen Basalzellkarzinom leide. Der Tumor war nicht tief in die Haut eingewachsen. Jedoch hatte er sich bereits über einen großen Teil meiner Wange ausgebreitet. Eine der Wunden lag sogar nur einen Zentimeter von meinem rechten Auge entfernt. Deshalb kam eine Operation zunächst nicht *Name von der Redaktion geändert Therapien 37 Juli 2012 Januar 2013 Die Bilder zeigen den positiven Verlauf der Behandlung: Im Juli 2012 begann Andreas H. eine medikamentöse Therapie mit dem Hedgehog-Signalhemmer. Bereits nach drei Monaten war der Tumor deutlich geschrumpft. Im Sommer 2013 sind nur noch kleine Narben zu erkennen. in Betracht. Meine Ärztin schlug darum vor, mit einer photodynamischen Therapie zu beginnen, das ist eine Art Bestrahlung mit Licht. Wie ging es Ihnen nach der Diagnose? Mir war bewusst: Ich muss dringend etwas un­­­­­­­­­­­ter­ nehmen und auf die Ärztin hören. Meine Familie und Freunde hatten mich auch schon seit Längerem gedrängt, die Stellen behandeln zu lassen. Da ich grundsätzlich selten zum Arzt gehe und mich nie ernsthaft krank fühlte, habe ich die Ratschläge und die Entzündungen im Gesicht nicht ernst genommen. Mit einer Krebsdiagnose hatte ich allerdings nicht gerechnet. Haben Sie sich vorher schon einmal mit dem Thema „Hautkrebs“ beschäftigt? Nein. Wenn ich besser informiert gewesen wäre, hätte­ ich die Sache sicher nicht so auf die lange Bank geschoben. Wie lief Ihre erste Behandlung ab? Die Ärztin hat die Haut zunächst mit einer Salbe behandelt. Dann wurde die Stelle mit Licht bestrahlt. Der Tumor ist dadurch zwar kleiner geworden, aber meine Ärztin zeigte sich mit dem Resultat unzufrieden. Sie war sich nicht sicher, ob sie mit einer Strahlentherapie 38 Therapien fortfahren oder doch operieren sollte. Glücklicherweise hatte sie eine weitere Alternative parat: Sie wusste von einem neuen Medikament, dem HedgehogSignal­hemmer, und verwies mich an einen Kollegen, der dieses Arzneimittel in einer Studie untersuchte. Hat sich das Basalzellkarzinom durch den Hedgehog-Signalhemmer verändert? Nach drei Monaten war der Tumor stark zurückgegangen. Ich durfte sogar das Wundpflaster ablegen, das ich vorher die ganze Zeit tragen musste, um die betrof­fene Stelle zu schützen. Zweimal pro Woche musste ich zu meiner Hautärztin im Ort, damit sie das Pflaster wechselte. Manchmal habe ich es zusätzlich zu Hause ausgetauscht. Umso erleichterter habe ich mich gefühlt, als es endlich voranging. Auch weil fremde Leute­ oft fragten: Was haben Sie denn da? So ein großes Pflaster fällt eben auf. Ich bin mit solchen Kommentaren selbstbewusst umgegangen – unangenehm war es aber trotzdem. „ Juli 2013 Gehen Sie regelmäßig zur Kontrolle? Ja. Der Arzt, der mir das neue Medikament seit Juli 2012 verabreicht, untersucht meine Haut alle vier Wochen, führt Bluttests durch und nimmt Gewebeproben. Vierteljährlich wird ein CT-Bild gemacht. So haben wir den Tumor genau im Blick und können rechtzeitig feststellen, ob er Metastasen gebildet hat. Wie vertragen Sie die Therapie? Sie ist nicht schmerzhaft – und das ist ein großer Vorteil gegenüber der ersten Behandlung. Das Medikament hat allerdings Nebenwirkungen. Mein Geschmackssinn ist stark beeinträchtigt. Vor allem Kaffee und Süßes schmecken anders als sonst. Herzhafte Lebensmittel wie Bratwurst oder Pommes sind hingegen unverfälscht. Ich habe Krämpfe in den Beinen – gerade morgens. Mein Haarwuchs hat sich ebenfalls verändert: Ich habe nur noch geringen Bartwuchs, meine Augenbrauen sind kaum zu sehen und meine Kopfhaare sind dünner geworden. Außerdem bin ich viel müder als früher. Die Therapie mit dem Hedgehog-Signalhemmer ist nicht schmerzhaft – und das ist ein großer Vorteil gegenüber der ersten Behandlung. Wie kommen Sie mit diesen Begleiterscheinungen zurecht? Ich passe mich an, indem ich mir zum Beispiel nachts mehr Schlaf gönne. Morgens nach dem Aufwachen bin ich besonders vorsichtig: Ich rekele mich nicht, damit ich keinen Krampf bekomme. Außerdem verzichte ich auf bestimmte Speisen, die merkwürdig schmecken. Die Krankheit erfordert insgesamt viel Disziplin. Wie geht es Ihnen momentan? Seit etwa einem halben Jahr fühle ich mich gut. Meine Lebensqualität hat sich deutlich verbessert. Ich muss nicht mehr so häufig zum Arzt, weil der Wundpflaster­ wechsel entfällt. Die Nebenwirkungen der aktuellen Therapie sind besser zu ertragen als die Schmerzen der ersten. Auch die Einnahme des Hedgehog-Signalhemmers als Tablette macht die Behandlung angenehmer. Gibt es etwas, das Sie anderen Betroffenen raten würden? Wenn man Hautveränderungen an sich bemerkt, sollte­ man sie sofort untersuchen lassen. Ich habe viel zu lange damit gewartet. Bei der Arztwahl braucht man sicherlich etwas Glück. Ich bin bei meinen Ärzten jeder­ zeit gut aufgehoben. Wer dieses Gefühl nicht teilen kann, sollte eine zweite oder dritte Meinung einholen. Therapien 39 Leben mit der Erkrankung Nachsorge Nach Abschluss der Behandlung wird Ihr Arzt Sie auf regelmäßige Kontrolltermine hinweisen. Mithilfe der Nachsorgeuntersuchungen kann er rechtzeitig feststellen, wenn ein Tumor erneut auftritt, sich ein Zweittumor zeigt oder sich Metastasen bilden. Denn trotz der Therapie kann es passieren, dass Ihre Krankheit in den folgenden Monaten oder Jahren noch einmal ausbricht. Bei hellem Hautkrebs ist die Haut meist von der Sonne geschädigt – und damit erhöht sich das Risiko eines Tumors an derselben (Rezidiv) oder einer anderen Stelle (Zweittumor). In welchem Rhythmus Sie die Nachsorge in Anspruch nehmen, hängt von der Art Ihrer Erkrankung ab. Patienten, denen ein Basalzellkarzinom entfernt wurde, sollten mindestens einmal jährlich zur Kontrolle gehen. In circa 70 Prozent der Fälle treten Rezidive in den ersten drei Jahren nach der Operation auf. Bis zu ein Drittel der Patienten mit Basalzellkarzinom entwickeln einen Zweittumor. Im Rahmen der Nachsorgeuntersuchungen wird sich der Arzt ausführlich mit Ihnen über Ihr körperliches und seelisches Befinden unterhalten, Sie nach Auffälligkeiten fragen und anschließend ein HautkrebsScreening durchführen. Gründliche Selbstuntersuchung Neben der Nachsorge beim Hautarzt ist es wichtig, dass Sie Ihren Körper regelmäßig selbst untersuchen. Kontrollieren Sie nicht nur die behandelte Stelle, sondern Ihre gesamte Hautoberfläche (siehe Seite 15). Wenn Sie Beschwerden haben oder sich unsicher sind, sollten Sie Ihren Arzt unbedingt schon vor dem nächsten Nachsorgetermin kontaktieren. Sonnenschutz ist das A und O Alle Patienten mit Hautkrebs sollten auf einen konsequenten Lichtschutz achten – und zwar immer. Tragen Sie daher entsprechende Kleidung, verwenden Sie Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor und halten Sie sich bevorzugt im Schatten auf. Nachso rge Weitere Tipps für Hau pass tkrebspa tienten zum Sonnenschutz erhalten Sie auf Seite 17. Der Nachsorgepass unterstützt Sie und Ihren behandelnden Angaben darüber, wann Sie – abhängig von der Arzt bei der Einhaltung und Dokumentation der Kontrollter- Krebsart und vom Krankheitsstadium – das mine. Die Ergebnisse der Untersuchungen werden hier re- nächste Mal zur Nachsorge gehen sollten. Sie gelmäßig eingetragen. So können Sie sich jederzeit einen können den Nachsorgepass im Internet unter Überblick verschaffen. Außerdem enthält der Nachsorgepass www.roche.de bestellen. 42 Leben mit der Erkrankung „Die Ratschläge unterschiedlich Menschen Dr. Bianca Senf hilft Krebspatienten und ­Angehörigen, ihre Ängste und Sorgen zu bewältigen. Dabei erlebt sie immer wieder, wie sehr Betroffene mit sichtbaren Tumoren unter unliebsamen Blicken leiden. Zu verstehen, warum wir kurzzeitig aufschrecken, wenn Menschen „anders“ aussehen, entlastet die Patienten enorm, sagt die Psychoonkologin. sind so wie die selbst“ Dr. Bianca Senf ist Leiterin der Psychoonkologie am Universitären Centrum für Tumorerkrankungen in Frankfurt am Main. Welche Gefühle ruft die Krebsdiagnose bei Patienten hervor? Menschen verbinden das Wort „Krebs“ in der Regel mit Sterben und Tod. Deshalb löst es bei den allermeisten Patienten erst mal Angst aus – ganz unabhängig von der Krebsart. Die Betroffenen befinden sich in einer akuten Stresssituation. Sie sind gar nicht in der Lage, den Befund einzuordnen. Patienten mit hellem Hautkrebs können deshalb genauso große Angst haben wie andere Krebserkrankte – obschon ihre Heilungschancen im Vergleich sehr hoch sind. Das hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Was belastet die Betroffenen am meisten? Im ersten Moment fürchten sie sich davor zu sterben. Wenn sie hören: „Heller Hautkrebs ist gut behandelbar und metastasiert selten“, legt sich dieses Gefühl und der Patient ist wirklich beruhigt. Danach kommt aber die Unsicherheit und es tauchen eine Menge Fragen auf: Wie geht es jetzt weiter? Muss ich in die Klinik? Wie sieht die Therapie aus? Je nachdem wo der Hauttumor sitzt, haben die Betroffenen auch Angst vor der Operation, vor Narben oder davor, anschließend entstellt zu sein. Leben mit der Erkrankung 45 Die Sonne gilt als häufigste Ursache von hellem Hautkrebs. Machen sich die Patienten Vorwürfe, weil sie sich früher möglicherweise ungeschützt in der Sonne aufgehalten haben? Sie setzen sich schon damit auseinander – Frauen allerdings mehr als Männer. Jeder sucht nach Gründen, warum er krank geworden ist. Der Umgang mit der Sonne spielt dabei eine zentrale Rolle. Wir dürfen die Schuldgefühle nicht wegreden, sondern müssen herausfinden, was sich hinter den Selbstvorwürfen verbirgt. Dabei kommt immer ein Stück Lebensgeschichte zum Vorschein. Die Sonnenstrahlung ist ein wichtiger Faktor, aber es gibt noch zahlreiche andere Umstände, auf die wir keinen Einfluss haben. Einige Betroffene lassen sich über viele Jahre nicht behandeln. Warum ist das so? Oftmals deuten sie die erkrankte Hautstelle falsch. Ein Großteil der Bevölkerung weiß nicht, wie ein Basalzellkarzinom ausschaut – das kann man niemandem vorwerfen: In der Öffentlichkeit wird heller Hautkrebs kaum thematisiert. Ein zweiter Grund ist die Angst vor einer Operation. Manche wissen sogar von ihrer Krankheit, jedoch wiegt der Gang in den OP-Saal für sie schwerer als ein Leben mit dem Hauttumor. Diese Personengruppe ist in der Regel gut informiert und geht davon aus, dass der Krebs nicht streut. Warum suchen Erkrankte schließlich doch einen Arzt auf? Meist drängen Angehörige den Betroffenen. Sie können nicht nachvollziehen, dass jemand die Wucherung nicht entfernen lassen möchte. Darüber hinaus machen sie sich natürlich Sorgen. Außenstehende nehmen einfach eine andere Perspektive ein: Die Person, die unter einer Hautkrankheit leidet, übersieht diese oft über kurz oder lang, da sie zum eigenen Körperbild gehört.­ 46 Leben mit der Erkrankung Was raten Sie Menschen, die sich schämen, weil sie einen sichtbaren Tumor oder Narben haben? Der Patient muss zunächst verstehen: Wir reagieren emotional noch immer so wie die Jäger und Sammler. Das heißt: Ein Teil unseres Gehirns springt auf Veränderungen in der Umwelt an. Wir sind so programmiert, dass alles Ungewohnte potenziell bedrohlich sein könnte. Deshalb schrecken wir kurzzeitig auf, wenn jemand „anders“ aussieht. Erkläre ich das den Patienten, fallen ihnen sofort Situationen ein, in denen sie sich ähnlich verhalten haben. Dann begreifen sie: Menschen gucken, weil sie gucken müssen. Weil sie sich in dem Moment vor Gefahren schützen. Diese Tatsache ist für viele sehr erleichternd. Im zweiten Schritt gilt es festzustellen, was dem Betroffenen im Alltag helfen könnte. Für den einen ist es am besten, wenn er die Körperstelle kaschiert. Für den anderen ist es jedoch von Vorteil, offen zu seiner Krankheit zu stehen. Die Ratschläge sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Als Psychoonkologin unterstützen Sie Krebspatienten und deren Angehörige im Umgang mit der Krankheit. Wie sieht diese Betreuung aus? In der Uniklinik Frankfurt können Betroffene sich jederzeit melden und Termine vereinbaren. Erfahrungsgemäß bekommen sie erst während der Behandlung ernst­hafte Probleme – sie leiden zum Beispiel unter anhaltender Schlaflosigkeit – und nehmen dann die Hilfe von Psychoonkologen in „ Betroffene übersehen die Wucherungen, weil sie irgendwann zum eigenen Körperbild gehören. Anspruch. Unsere Angebote reichen von einer wöchentlichen Sprechstunde über Einzel-, Paar- sowie Familiengespräche bis hin zu Kunsttherapie und Entspannungsübungen. In zertifizierten Hautkrebszentren sind Psychoonkologen ständig vor Ort und arbeiten sehr eng mit Ärzten und Pflegern zusammen. Zudem schätzen wir in jedem Erstgespräch ein, ob der Patient von einer ambulanten Psychotherapie profitieren ­könnte. Wir vermitteln bei Bedarf auch Therapeuten in seiner Nähe. Menschen gucken, weil sie gucken müssen. Patienten mit Gorlin-Goltz-Syndrom müssen damit leben, dass sich bei ihnen immer wieder neue Basalzellkarzinome entwickeln. Wie helfen Sie ihnen konkret? Wir analysieren gemeinsam, wie sie trotz der extremen Last ihre Lebensqualität erhalten oder verbessern können. Was tut ihnen gut, woran haben sie Freude? Zumeist sind es nicht die wiederkehrenden Karzinome, die so quälend sind, sondern ihre Bewertung. Eine Patientin sagte etwa, sie fühle sich aufgrund der Wucherungen im Gesicht nicht mehr attraktiv. Aber was macht Attraktivität für sie eigentlich aus? Sie wird schnell merken: Dieser Aspekt hängt nicht nur mit gutem Aussehen zusammen. Wir müssen also unsere Wertungen hinterfragen. Welche Rolle spielen Angehörige und Freunde? Eine riesengroße. Wir wissen aus Studien: Angehörige und nahestehende Freunde haben einen immensen Einfluss auf die Lebensqualität. Und wenn es um die Frage geht, was das Leben lebenswert macht, sind Angehörige ein entscheidender Faktor. Wo können Patienten einen geeig­ neten Psychoonkologen finden? Leider ist das Angebot in den meisten Kliniken noch sehr rar. Hinzu kommt: Viele Mediziner meinen, bei hellem Hautkrebs sei psychoonkologische Unterstützung nicht erforderlich. Damit bagatellisieren sie die Krankheit und unterschätzen die Sorgen der Betroffenen. Es gibt eine Reihe guter Websites, die Adressen vorhalten: die Deutsche Arbeitsgemeinschaft Psychoonkologie (dapo), der Krebsinformationsdienst und die Deutsche Krebsgesellschaft.* Ebenso lohnt es sich, bei Krebsberatungsstellen in der Nähe oder in Selbsthilfegruppen für Hautkrebspatienten nachzufragen. *Diese Adressen finden Sie auf den folgenden Seiten. Leben mit der Erkrankung 47 Hilfreiche Adressen Allgemein Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie (ADO) Robert-Koch-Platz 7 10115 Berlin Telefon: 030 / 24 62 53 - 39 E-Mail: [email protected] http://ado-homepage.de Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren e. V. (ADT) Kuno-Fischer-Straße 8 14057 Berlin Telefon: 030 / 326 787 26 Fax: 030 / 30 20 44 89 E-Mail: [email protected] www.tumorzentren.de Bundesverband der Organtransplantierten e. V. (BDO) Paul-Rücker-Straße 20-22 47059 Duisburg Telefon: 0203 / 44 20 10 (Mo-Do von 10-14 Uhr) Fax: 0203 / 44 21 27 E-Mail: [email protected] www.bdo-ev.de DermIS – Dermatology Information System Dermatologie-Informationsdienst in sieben Sprachen www.dermis.net Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Psychosoziale Onkologie e. V. (dapo) Arbeitsgemeinschaft für Psychoonkologie Ludwigstraße 65 (PSO) in der Deutschen Krebsgesell67059 Ludwigshafen schaft e. V. Telefon: 0700 / 20 00 66 66 Beate Liebing (Mo-Fr von 9-18 Uhr) Abteilung Medizinische Psychologie und E-Mail: [email protected] Medizinische Soziologie, Universität Leipzig Fax: 0621 / 670 288 58 Philipp-Rosenthal-Straße 55 www.dapo-ev.de 04103 Leipzig Telefon: 0341 / 97 15 407 Deutsche Dermatologische Gesellschaft Fax: 0341 / 97 18 809 Robert-Koch-Platz 7 E-Mail: [email protected] 10115 Berlin leipzig.de Telefon: 030 / 24 62 53 - 0 www.pso-ag.de Fax: 030 / 24 62 53 - 29 E-Mail: [email protected] www.derma.de 48 Hilfreiche Adressen Deutsche Hautkrebsstiftung German Skin Cancer Foundation Universitätsklinikum Frankfurt Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie Theodor-Stern-Kai 7 60590 Frankfurt am Main Telefon: 069 / 63 01 53 11 Fax: 069 / 63 01 51 17 E-Mail: [email protected] www.hautkrebsstiftung.de Deutsche Krebsgesellschaft e. V. Kuno-Fischer-Straße 8 14057 Berlin Telefon: 030 / 32 29 329 - 0 Fax: 030 / 32 29 329 - 66 E-Mail: [email protected] www.krebsgesellschaft.de ESCF – European Skin Cancer Foundation Schumannstraße 1b 10117 Berlin Telefon: 030 / 897 522 76 Fax: 030 / 897 522 74 E-Mail: [email protected] www.escf-network.eu/de Hiege-Stiftung gegen Hautkrebs Parkallee 43 20144 Hamburg Telefon: 040 / 413 53 758 Fax: 040 / 604 70 44 E-Mail: [email protected] www.hiege-stiftung-gegen-hautkrebs.de Infonetz Krebs Hotline: 0800 / 80 70 88 77 E-Mail: [email protected] Deutsche Krebshilfe e. V. Buschstraße 32 53113 Bonn Telefon: 0228 / 7 29 90 - 0 Fax: 0228 / 7 29 90 - 11 E-Mail: [email protected] www.krebshilfe.de INKA – Informationsnetz für Krebspatienten und Angehörige Geschäftsstelle c/o Selbsthilfe-Kontakt- und Beratungsstelle Mitte Perleberger Straße 44 10559 Berlin www.inkanet.de Deutsche Tumorzentren im Internet www.uniklinik-freiburg.de/cccf/ krebswebweiser/organisationen/ tumorzentren-onkologische-schwerpunkte.html Krebs-Kompass der Volker Karl OehlrichGesellschaft e. V. www.krebs-kompass.de Krebs-Webweiser Tumorzentrum Freiburg www.uniklinik-freiburg.de/cccf/krebswebweiser. html Hilfreiche Adressen 49 Hilfreiche Adressen Krebsinformationsdienst (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg Im Neuenheimer Feld 280 69120 Heidelberg Krebstelefon: 0800 / 420 30 40 (täglich von 8-20 Uhr) Rauchertelefon für Krebspatienten: 06221 / 42 42 00 (Mo-Fr von 14-17 Uhr) E-Mail: [email protected] www.krebsinformationsdienst.de Nationale Kontakt- und Informations­ stelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) Otto-Suhr-Allee 115 10585 Berlin Telefon: 030 / 31 01 89 - 60 (Di, Mi, Fr von 10-14 Uhr; Do von 14-17 Uhr) Fax: 030 / 31 01 89 - 70 E-Mail: [email protected] www.nakos.de TULPE e. V. Verein zur Betreuung und Hilfe für Hals-, Kopfund Gesichtsversehrte Vorsitzende: Doris Frensel Karl-Marx-Straße 7 37240 Calbe Telefon: 0157 / 74 73 26 55 E-Mail: [email protected] www.tulpe.org 50 Hilfreiche Adressen Tumorzentrum Freiburg CCCF Universitätsklinikum Freiburg Hausadresse: Sir-Hans-A.-Krebs-Straße 79106 Freiburg Infotelefon: 0761 / 270 71 510 oder -570 (Mo-Fr von 8-17 Uhr) Fax: 0761 / 270 33 98 0 E-Mail: [email protected] Krebsberatungsstelle: 0761 / 270 77 500 Fax: 0761 / 270 77 53 0 E-Mail: [email protected] www.uniklinik-freiburg.de/cccf.html Übersicht zertifizierter Hautkrebszentren www.oncomap.de Verein zur Bekämpfung des Hautkrebses e. V. Universitäts-Hautklinik Tübingen Liebermeisterstraße 20 72076 Tübingen Telefon: 07071 / 29 83 768 E-Mail: [email protected] www.hautkrebs.de Finanzielle Hilfen Schmerzen Härtefonds der Deutschen Krebshilfe e. V. Buschstraße 32 53113 Bonn Telefon: 0228 / 72 990 - 94 E-Mail: [email protected] www.krebshilfe.de/haertefonds.html Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. Bundesgeschäftsstelle Alt-Moabit 101 b 10559 Berlin Telefon: 030 / 39 40 96 89 - 0 Fax: 030 / 39 40 96 89 - 9 E-Mail: [email protected] www.dgss.org Sport Deutscher Olympischer Sportbund e. V. (DOSB) Otto-Fleck-Schneise 12 60528 Frankfurt am Main Telefon: 069 / 67 000 Fax: 069 / 67 49 06 E-Mail: [email protected] www.dosb.de Soziale Fragen Deutsche Rentenversicherung Bund 10704 Berlin Servicetelefon: 0800 / 10 00 480 70 (Mo-Do von 7.30-19.30 Uhr; Fr von 7.30-15.30 Uhr) E-Mail: [email protected] www.drv-bund.de Webguide Patienteninformation – Beratungs- und Hilfsangebote E-Mail: [email protected] www.patiententelefon.de Deutsche Schmerzhilfe e. V. Sietwende 20 21720 Grünendeich Telefon: 04142 / 81 04 - 34 Fax: 04142 / 81 04 - 35 E-Mail: [email protected] www.lagh-hamburg.de/schmerzhilfe.html Deutsche Schmerzliga e. V. Adenauerallee 18 61440 Oberursel Telefon: 06171 / 28 60 -53 (Mo, Mi, Fr von 9-12 Uhr) Fax: 06171 / 28 60 - 59 E-Mail: [email protected] www.schmerzliga.de Forum Schmerz im Deutschen Grünen Kreuz e. V. (DKG) Nikolaistraße 3 35037 Marburg E-Mail: [email protected] www.forum-schmerz.de Hilfreiche Adressen 51 Hilfreiche Adressen Palliativmedizin Vorsorge Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin e. V. Aachener Straße 5 10713 Berlin Telefon: 030 / 30 10 100 - 0 Fax: 030 / 30 10 100 - 16 E-Mail: [email protected] www.dgpalliativmedizin.de Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention e. V. (ADP) Cremon 11 20457 Hamburg Telefon: 040 / 20 91 3 - 160 Fax: 040 / 20 91 3 - 161 E-Mail: [email protected] www.unserehaut.de Hospiz Deutscher Hospiz- und PalliativVerband e. V. Aachener Straße 5 10713 Berlin Telefon: 030 / 82 00 758 - 0 Fax: 030 / 82 00 758 - 13 E-Mail: [email protected] www.dhpv.de Deutsche Stiftung Patientenschutz Geschäftsstelle Dortmund Europaplatz 7 44269 Dortmund Telefon Dortmund: 0231 / 73 80 73 - 0 Fax Dortmund: 0231 / 73 80 73 - 1 Telefon München: 089 / 20 20 81- 0 Telefon Berlin: 030 / 28 44 48 4 - 0 E-Mail: [email protected] www.hospize.de 52 Hilfreiche Adressen Hautkrebs-Screening Cremon 11 20457 Hamburg Telefon: 040 / 20 91 3 - 160 Fax: 040 / 20 91 3 - 161 E-Mail: [email protected] www.hautkrebs-screening.de Selbsthilfegruppen Hautkrebs in Deutschland Basaliome-Gorlin-Goltz e. V. Daniel Albers E-Mail: [email protected] www.shg-basaliome.de SHG – Selbsthilfegruppe Hautkrebs Freiburg Volker Hodel Telefon: 07641 / 57 10 61 E-Mail: [email protected] www.hautkrebs-freiburg.de Selbsthilfegruppe Hautkrebs Buxtehude Annegret Meyer Telefon: 04141 / 78 86 98 E-Mail: [email protected] www.shg-hautkrebs-buxtehude.de Selbsthilfegruppe Hautkrebs Chemnitz Christoph Hennig Telefon: 0371 / 23 03 12 E-Mail: [email protected] www.selbsthilfe.hautkrebszentrum-chemnitz.de Selbsthilfe Hautkrebs Berlin Anne Wispler Mobil: 0175 / 404 88 48 E-Mail: [email protected] www.selbsthilfe-hautkrebs.de Selbsthilfegruppe Hautkrebs Minden Silke Höinghaus Telefon: 05732 / 68 88 22 Mobil: 0171 / 704 72 42 E-Mail: [email protected] Buxtehude Anklam Berlin Minden Dresden Chemnitz Hüttenberg Freiburg Selbsthilfegruppe für Menschen mit Gorlin-Goltz-Syndrom (SHG-GGS) Iris Schultz, Gabriele Kurpanek E-Mail: [email protected] www.shg-ggs.de Forum: http://gorlin-goltz-syndromforum. forumprofi.de/index.php Selbsthilfegruppe Hautkrebs Dresden Katrin-Maria Starre-Münch Mobil: 0174 / 105 75 57 E-Mail: [email protected] www.selbsthilfe-hautkrebs.info Forum: www.selbsthilfegruppe-hautkrebsdresden.de Hilfreiche Adressen 53 Unsere Experten Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie Universitätsmedizin Mannheim und Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg Theodor-Kutzer-Ufer 1-3 68167 Mannheim Univ.-Prof. Dr. med. Martin Leverkus ist leitender Oberarzt der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Universitätsmedizin Mannheim und Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg. Als Leiter der Sektion für Molekulare Dermatologie ist er als Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten mit den Zusatzbezeichnungen „Allergologie“ und „Medikamentöse Tumortherapie“ mit molekularen Veränderungen bei der Tumorentwicklung vertraut. Außerdem leitet er die Allgemeine Ambulanz der Klinik. Prof. Martin Leverkus gehört zum Leitungsteam des Hauttumorzentrums Mannheim und ist auf die Erkennung und Behandlung von Hauttumoren wie dem Platten­ epithelkarzinom und dem Basalzellkarzinom spezialisiert. Seine weiteren Schwerpunkte sind entzündliche und durch Licht hervorgerufene Erkrankungen der Haut. Universitäts-Hautklinik Mainz Johannes Gutenberg-Universität Langenbeckstraße 1 55131 Mainz Univ.-Prof. Dr. med. Stephan Grabbe, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, ist seit 2007 Direktor der Hautklinik der Universitätsmedizin Mainz und des dortigen Hautkrebszentrums. Von 2003 bis 2007 war er Direktor der Universitäts-Hautklinik Essen. Zuvor arbeitete er von 1992 bis 2003 an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster – zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter, später als Professor für Dermatologie und Dermatoonkologie. Prof. Stephan Grabbe ist darüber hinaus Koordinator des Mainzer „Naturwissenschaftlich-Medizinischen Forschungszentrums“ (NMFZ) und der Graduiertenschule „TransMed“. Stellvertretend leitet er den Forschungsschwerpunkt „Immunologie“ der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und ist Mitglied des Vorstands des „Universitären Tumorcentrums Mainz“ (UCT). 54 Unsere Experten Univ.-Prof. Dr. med. Ralf Gutzmer ist leitender Oberarzt für operative Dermatologie und Dermatoonkologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Er leitet das dortige Haut-Tumor-Zentrum und das dermatologische Labor. Einer seiner Forschungsschwerpunkte sind neue Therapieansätze für Patienten mit Hauttumoren. Nach seinem Medizinstudium an der Medizinischen Hochschule Hannover ging er in die USA und trat eine Postdoc-Stelle am „Institute for Human Gene Therapy“ der University of Pennsylvania in Philadelphia an. Anschließend kehrte er an die Medizinische Hochschule Hannover zurück und spezialisierte sich auf die Bereiche Dermatologie und Dermatoonkologie. Prof. Ralf Gutzmer ist Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Fachgesellschaften und des Vorstands der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie (ADO). Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie Medizinische Hochschule Hannover Carl-Neuberg-Straße 1 30625 Hannover Standort Linden: Ricklinger Straße 5 30449 Hannover Dr. rer. med. Bianca Senf, Diplom-Psychologin, Psychologi­ sche ­Psychotherapeutin und zertifizierte Psychoonkologin der Deutschen Krebsgesellschaft, leitet seit 2011 die psychoonkologische Abteilung am Universitätsklinikum Frankfurt am Main. Von 2004 bis 2011 baute sie die Psychoonkologie in einem Schwerpunktkrankenhaus auf. Zuvor war sie fast zehn Jahre lang für die Deutsche Krebsgesellschaft tätig. Dort arbeitete sie unter anderem federführend an den Leitlinien für Krebsberatungsstellen mit. Von 2003 bis 2005 war Dr. Bianca Senf im Vorstand der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Psycho­soziale Onkologie aktiv. Hier setzte sie sich für eine bessere Versorgung der Patienten in Akutkliniken ein. Darüber hinaus führt sie seit 20 Jahren eine psychotherapeutische Privatpraxis und ist Mitbegründerin des Vereins Hilfe für Kinder krebskranker Eltern e. V., Frankfurt am Main. Universitäres Centrum für Tumorerkrankungen (UCT) Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität Psychoonkologie Theodor-Stern-Kai 7 60590 Frankfurt am Main Unsere Experten 55 Glossar A, B, C aktinische Keratose gutartige Hautveränderung, die als Vorstufe des Plattenepithelkarzinoms gilt. Aktinische Keratosen zeigen sich auf Hautpartien, die viel der Sonne ausgesetzt sind: auf der unbehaarten Kopfhaut, an den Ohren, im Gesicht oder auf den Handrücken. Anamnese Gespräch zwischen Arzt und Patient über dessen gesundheitliche Vorgeschichte und den bisherigen Verlauf seiner Erkrankung. Basalzellkarzinom/Basaliom häufigster bösartiger Hauttumor und auch der häufigste Tumor überhaupt. Entsteht in den Basalzellen der Oberhaut, und zwar an Hautpartien, die viel Sonnenstrahlung ausgesetzt sind, beispielsweise am Kopf. Wächst langsam, kann aber stark in das Gewebe eindringen und Knorpel sowie Knochen zerstören. Das Basalzellkarzinom bildet sehr selten Metastasen. benigne gutartig. Bestrahlung/Strahlentherapie Behandlung, bei der eine bestimmte Hautpartie des Patienten mit energiereichen elektromagnetischen Wellen bestrahlt wird. Die Strahlen zerstören die Erbsubstanz der Krebszellen, die dann absterben. 56 Glossar bildgebende Verfahren Untersuchungsmethoden, beispielsweise Ultraschall, Röntgen und Magnetresonanztomografie, mit deren Hilfe Ärzte Aufnahmen des Körperinneren erstellen. Biopsie Entnahme einer Gewebeprobe. Chemotherapie medikamentöses Therapieverfahren mit Zyto­ statika, das im ganzen Körper (systemisch) wirkt und die Vermehrung von Krebszellen hemmen soll. Wird den Patienten per Tablette oder Infusion verabreicht. Patienten mit Hauttumoren erhalten gegebenenfalls eine Creme mit Zytostatika. Diese Therapie wirkt lokal, also nur an einer bestimmten Stelle. Computertomografie (CT) Röntgenuntersuchung, die Querschnittbilder des Körpers liefert. D, E F, G Dermatologe Hautarzt. Fatigue Nebenwirkung medikamentöser Krebsbehandlungen, vor allem der Chemotherapie mit Zytostatika. Die Symptome sind beispielsweise Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Appetitlosigkeit. Dermatoskopie/Auflichtmikroskopie Untersuchungsmethode, bei der der Hautarzt sich eine auffällige Hautpartie mit dem Dermatoskop anschaut. Damit kann er auch die tieferen Schichten der Haut in Augenschein nehmen. Diagnose Feststellung einer Krankheit und gegebenenfalls ihrer Ursache. Diclofenac-Hyaluronsäure-Gel angewendet insbesondere bei Patienten mit flächenhaft auftretenden aktinischen Keratosen. Das Gel wird maximal drei Monate lang zweimal täglich aufgetragen. Elektrokaustik/Elektrodesikkation Verfahren, bei dem der Tumor durch starke Hitze abgetrennt wird. Hierzu verwendet der Arzt ein Gerät, an dessen Spitze sich eine Schlinge, Kugel oder Nadel befindet. Fernmetastasen Tumorzellen, die vom Ursprungstumor in andere Organe, in die Knochen oder ins zentrale Nervensystem (Gehirn) gewandert sind, sich dort angesiedelt haben und neue Zellverbände (Gewebe) bilden. 5-Fluorouracil-Creme (5-FU) lokale Chemotherapie, die vor allem bei aktinischen Keratosen, bestimmten Arten des Basalzellkarzinoms und beim Gorlin-Goltz-Syndrom effektiv ist. 5-FU ist ein zellschädigender Wirkstoff, der im Rahmen von Chemotherapien angewendet wird. Der Patient trägt die Creme zwischen vier und sechs Wochen lang zweimal am Tag auf. Gorlin-Goltz-Syndrom auch Basalzellkarzinom-Syndrom genannt, zeigt sich zumeist bereits in frühen Lebensjahren. Bei dieser Erbkrankheit entwickeln die Betroffenen im Laufe des Lebens zahlreiche Basalzellkarzinome. Glossar 57 Glossar H, I, K Hautkrebs-Screening Früherkennungsmaßnahme, um den Körper auf Anzeichen von Hautkrebs zu untersuchen. heller Hautkrebs Das Plattenepithelkarzinom und das Basalzellkarzinom zählen zu den hellen Hautkrebsarten. Hauttyp Einteilung, die sich nach äußeren Erscheinungsmerkmalen wie der Haut- und Haarfarbe richtet – und auch danach, wie die Haut auf Sonne bzw. UV-Strahlung reagiert. Der Hauttyp zeigt an, wie lange sich jemand gefahrlos ungeschützt in der Sonne aufhalten kann. histologische Untersuchung Analyse von Gewebeproben. Hedgehog-Signalhemmer medikamentöse Behandlung in Tablettenform, die sich gegen das fortgeschrittene Basalzellkarzinom richtet. Der Wirkstoff greift in den Stoffwechsel der Krebszellen ein und hemmt den sogenannten Hedgehog-Signalweg. Diese Blockade kann dazu führen, dass der Tumor langsamer wächst, kleiner wird oder sogar ganz verschwindet. Hedgehog-Signalweg Ansatzpunkt einer neuen medikamentösen Therapie gegen das fortgeschrittene Basalzellkarzinom. Der Hedgehog-Signalweg befindet sich in jeder Zelle des menschlichen Körpers. Er sorgt während der Entwicklungsphase des Menschen im Mutterleib unter anderem dafür, dass sich verschiedene Gewebearten in der richtigen Größe, Lage und Zusammensetzung ausbilden. In den Hautzellen ist er an der Entwicklung von Haarfollikeln und Talgdrüsen beteiligt. 58 Glossar Imiquimod-Creme hilft bei aktinischen Keratosen und bestimmten Arten des Basalzellkarzinoms, unter anderem beim Gorlin-Goltz-Syndrom. Der Patient behandelt die Stellen über ein bis vier Monate dreibis fünfmal wöchentlich mit der Creme. Ingenolmebutat-Gel hilfreich insbesondere bei Patienten mit aktinischer Keratose. Das Gel ist in verschiedenen Dosierungen erhältlich. Die Behandlungsdauer hängt von der gewählten Dosierung ab. Karzinom bösartiger Tumor. Kryotherapie (Kältebehandlung) Therapieform, bei der die Krebsgeschwulst mit flüssigem Stickstoff vereist wird. Die Krebszellen sterben dadurch ab. Anschließend bildet sich eine Kruste, die nach einiger Zeit von alleine abfällt. Kürettage Verfahren, bei dem der Arzt einen Tumor von der Hautoberfläche abschabt. Dafür verwendet er entweder ein ringförmiges Skalpell oder einen scharfkantigen Löffel. L, M, N Laserchirurgie Therapiemethode, bei der das kranke Gewebe mit einem punktuellen Laserstrahl, einem sogenannten Lichtskalpell, entfernt wird. Lederhaut (Dermis) zweite Hautschicht nach der Oberhaut. Die Lederhaut ist das Bindegewebe des Körpers. In ihr befinden sich Blut- und Lymphgefäße, Schweiß-, Duft- und Talgdrüsen sowie Haarwurzeln und Nervenfasern. Lokalrezidiv Wiederauftreten eines Tumors an derselben Stelle. Magnetresonanztomografie (MRT), Kernspintomografie bildgebendes Verfahren, das mittels starker Magnetfelder dreidimensionale Abbildungen des Körperinneren erstellt. maligne bösartig. Melanom bösartiger Tumor, der sich in den pigmentbildenden Zellen der Haut (Melanozyten) bildet. Wird auch schwarzer Hautkrebs genannt. Melanozyten pigmentbildende Zellen in der Oberhaut. Wenn sich Melanozyten in bösartige Zellen umwandeln, entsteht ein malignes Melanom. mikrografische Chirurgie chirurgisches Verfahren in mehreren Schritten: Der Arzt entfernt den Tumor und umliegendes gesundes Gewebe, das dann unter dem Mikroskop analysiert wird. Befinden sich noch Krebszellen darin, operiert der Arzt erneut. Auch die neu gewonnenen Hautproben gehen wieder ins Labor. Sobald im Gewebe keine bösartigen Zellen mehr nachweisbar sind, wird die Wunde endgültig verschlossen. Morbus Bowen Vorstufe des Plattenepithelkarzinoms. Morbus Bowen bildet sich an den Unterschenkeln, am Rumpf, im Gesicht, an den Fingern und darüber hinaus an Stellen, die kaum dem Sonnenlicht ausgesetzt waren. Mögliche Ursachen: regelmäßiger Kontakt mit chemischen Stoffen wie Arsen oder Teerprodukten, bestimmte Warzenviren und starke UV-Strahlung. Mutation Veränderung der Struktur des Erbgutes. Nachsorge regelmäßige Kontrolltermine nach Abschluss der Behandlung. Mithilfe der Nachsorgeuntersuchungen können Ärzte feststellen, ob ein Tumor an derselben Stelle erneut auftritt (Lokalrezidiv), sich ein Zweittumor an einer anderen Stelle zeigt oder sich Metastasen gebildet haben. In welchem Rhythmus die Termine stattfinden sollten, hängt von der Art der Erkrankung ab. Glossar 59 Glossar O, P Oberhaut (Epidermis) äußere Schicht des Körpers, in der sich die pigmentbildenden Zellen (Melanozyten) befinden. Außerdem besteht sie aus der Basalzell- und der Stachelzellschicht. photodynamische Therapie (PDT) oftmals Therapie der Wahl bei aktinischen Keratosen, Morbus Bowen und einigen Basalzellkarzinomen. Die betreffende Hautfläche wird per Kürettage von Krusten und Schüppchen befreit. Anschließend trägt der Arzt eine Creme auf, die einen lichtempfindlich machenden Stoff enthält. Sie muss einige Stunden einziehen. Ihr Wirkstoff wird in den Tumorzellen verstoffwechselt. Später wird die Stelle bestrahlt. Da die Tumorzellen die Creme sehr stark aufgenommen haben, reagieren sie auf das Licht und sterben ab. Gesunde Hautzellen können lediglich eine Art leichten Sonnenbrand davontragen. Plattenepithelkarzinom/spinozelluläres Karzinom/Spinaliom zweithäufigster bösartiger Hauttumor. Das Plattenepithelkarzinom entsteht in der Oberhaut und bildet nur selten Metastasen. Der Tumor tritt vor allem an den Sonnenterrassen auf, beispielsweise im Gesicht, an der Stirn, an den Lippen oder an der Nase. 60 Glossar Positronen-Emissions-Tomografie (PET) Untersuchungsmethode, bei der radioaktive Zuckermoleküle über eine Vene in den Körper geschleust werden. Da Tumorzellen einen hohen Energiebedarf haben, reichern sich die Moleküle vor allem in ihnen an. Das krankhaft veränderte Gewebe ist auf dem späteren PET-Bild deutlich sichtbar. Präkanzerose Veränderungen am Gewebe, die Vorstufen einer Krebserkrankung sein können. Primärtumor bei einem bösartigen, metastasierten Tumor die ursprüngliche Geschwulst, von der die Metastasen ausgegangen sind. Prognose Voraussage darüber, wie eine Erkrankung weiterverläuft. Psychoonkologe Arzt oder Therapeut, der eine spezielle Ausbildung zur Begleitung krebskranker Menschen absolviert hat und Patienten sowie Angehörige nach Feststehen der Diagnose psychologisch betreut. R, S, T Rehabilitation stationäre oder ambulante Maßnahmen nach einer Krankheit – etwa Krankengymnastik oder Entspannungsübungen –, die die körperliche Leistungsfähigkeit des Betroffenen wiederherstellen und Langzeitschäden verhindern sollen. Rezidiv Wiederauftreten eines Tumors; Rückfall. Rumpf zentraler Bereich des Körpers (ohne Kopf, Hals und Gliedmaßen). Schmerztherapie medikamentöse Therapie, die Ärzte speziell auf die Beschwerden ihrer Patienten abstimmen. schwarzer Hautkrebs der bösartigste Hautkrebs, auch malignes Melanom genannt. Sicherheitsabstand gesundes Gewebe, das der Arzt bei der Entfernung des Tumors noch zusätzlich rund um die betroffene Region entnimmt. Durch diese Maßnahme soll der Tumor vollständig entfernt und gleichzeitig ein Rückfall verhindert werden. Sonnenterrassen Bereiche des Körpers, die der UV-Strahlung sehr stark ausgesetzt sind: Nase, Stirn, Ohren, Nacken, Lippen, Wangen, Unterarme, Hand­ rücken und unbehaarte Kopfhaut. Stadieneinteilung (Staging) Anhand der TNM-Klassifikation können die Ärzte das Stadium der Krebserkrankung bestimmen. Die Einteilung ist wichtig für die Therapieplanung. systemische Therapie Behandlung, die auf den gesamten Organismus wirkt, beispielsweise eine Chemotherapie. Thoraxröntgen Röntgenuntersuchung des Brustkorbs. TNM-Klassifikation Einteilung des Tumorstadiums. Die TNM-­ Klassifikation gibt Auskunft über die Größe eines Tumors und über das Ausmaß seiner Verbreitung im befallenen Organ, in den Lymphknoten und im gesamten Organismus (Fern­metastasen, zum Beispiel in Lunge oder Gehirn): T = Tumorausdehnung, N = Lymphknotenbefall, M = Metastasierung. Tochtergeschwülste (Metastasen) entstehen, wenn sich Krebszellen vom Ursprungstumor lösen und über das Blutgefäßund Lymphsystem in andere Körperregionen vordringen. Tumor Gewebsgeschwulst, die durch vermehrtes Zellwachstum entsteht und gut- oder bösartig sein kann. Glossar 61 Glossar U Z Ultraschall (Sonografie) bildgebendes Verfahren, bei dem der Arzt mit einem Ultraschallkopf von außen Aufnahmen des Körperinneren erstellt. zielgerichtete Therapie wirkt direkt am Tumor und greift im Gegensatz zur Chemotherapie nicht den gesamten Körper an. Die Behandlung mit dem Hedgehog-Signal­ weg-Hemmer gehört zu den zielgerichteten Therapien. ultraviolette Strahlung (UV-Strahlung) Teil der elektromagnetischen Strahlung, die insbesondere die Sonne abgibt. Unterhaut (Subcutis) Bindeglied zwischen Haut und Muskulatur, schützt den Körper vor Kälte. UV-A-Strahlen ultraviolette, langwellige Strahlen, die tief in die Haut eindringen können. Sie gelangen bis in die Lederhaut (Dermis) und zerstören das Binde­ gewebe. Die Haut verliert ihre Geschmeidigkeit, altert schneller und bekommt Falten. UV-AStrahlen schädigen darüber hinaus das Erbgut in den Oberhautzellen und regen die Produktion des braunen Farbstoffs Melanin an. UV-B-Strahlen ultraviolette Strahlen, die kurzwelliger sind als UV-A-Strahlen und deshalb nicht so tief in die Haut eindringen können. Dennoch sind UV-B-Strahlen insbesondere für die Oberhaut gefährlich: Kurzfristige Verletzungen zeigen sich als Sonnenbrand. Die dabei geschädigten Zellen können später zu Krebszellen werden. 62 Glossar Zyklus Therapie, die in regelmäßig wiederkehrenden Abständen stattfindet. Zu einem Zyklus wird die Behandlung mitsamt der sich anschließenden Therapiepause gerechnet. Zytostatika Medikamente, die bei einer Chemotherapie eingesetzt werden. Über die Blutbahnen verteilen sie sich im ganzen Körper und schädigen sowohl den Ursprungstumor als auch dessen Tochtergeschwülste (Metastasen). Herausgeber Roche Pharma AG Grenzach-Wyhlen Redaktion und Gestaltung lege artis, Münster Titelbild Alexander Raths – Fotolia.com Fotos Hanna Neander, European Skin Cancer Foundation, Medizinische Hochschule Hannover, Klaus D. Peter, Gummersbach, iStockphoto.com/zoranm, Alexander Raths – Fotolia.com, iStockphoto.com/Schafer_Productions, iStockphoto.com/FotoShoot, iStockphoto.com/khoj_badami, iStockphoto.com/snapphoto, iStockphoto.com/RapidEye, iStockphoto.com/mmac72, iStockphoto.com/Snowleopard1, iStockphoto.com/bevangoldswain, iStockphoto.com/Yuri_Arcurs Illustrationen lege artis, Roche Pharma AG © 2015 www.roche.com