Foguang University - Friedrich-Alexander

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Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Erfahrungsbericht Auslandsstudium
Persönliche Angaben
Name, Vorname:
Enz, Christoph
Studiengang an der FAU:
Sinologie/Politische Wissenschaft M.A.
E-Mail:
[email protected]
Gastuniversität:
Foguang Shan Kloster (Gaoxiong), Foguang University (Yilan)
Gastland:
Taiwan
Aufenthaltszeitraum
(WS, SS oder Jahr):
08/2012
Erfahrungsbericht über den Studienaufenthalt zur Feldforschung für meine
Magisterarbeit über Humanistischen Buddhismus am Foguang Shan Kloster in
Gaoxiong, Taiwan: von Christoph Enz (Sinologie/Politische M.A.)
Die Anregung zu dieser Studienreise bekam ich von der inhaltlichen Betreuerin für
meine Magisterarbeit, Frau Dr. Esther-Maria Guggenmos. Sie empfahl mir, als
teilnehmender Beobachter am einmonatigen „Woodenfish“- Programm (Humanistic
Buddhist Monastic Life Program) vom 15.7. bis zum 13.8.2013 in Gaoxiong, Taiwan,
teilzunehmen, welches jährlich vom Foguang Shan Kloster veranstaltet wird und an
Studenten der Religionswissenschaften oder verwandten Disziplinen aus der ganzen
Welt gerichtet ist. Das Programm dauert insgesamt einen Monat und legt den Fokus
neben Einführung in das Klosterleben in Verbindung mit täglicher Meditationspraxis
auf eine intensive akademische Auseinandersetzung mit der buddhistischen Lehre
und ihrer kulturellen und historischen Einbettung. Dabei setzt Foguang Shan
einerseits auf traditionelle Methoden der Disziplin und Praxis, passt sich jedoch in
Bezug auf die theoretische Auseinandersetzung mit der Lehre an westliche Lehr- und
Lernmethoden an. Ziel des Programms ist es nicht, die Teilnehmer zum Eintritt ins
Klosterleben zu bewegen oder zum Buddhismus zu bekehren, sondern die
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buddhistische Lehre durch ein Netzwerk positiver Verbindungen international zu
verbreiten.
Planung:
Das Programm ermutigt Studenten und Akademiker zwischen 18 und 35 aus allen
Ländern und allen Fachrichtungen zur Bewerbung. Voraussetzung ist Interesse am
Buddhismus oder irgendein Bezug dazu. Die Bewerbung für das Programm
erforderte ein Motivationsschreiben und ein Transskript der Universität. Das
Programm nimmt jedes Jahr 50-60 Teilnehmer auf, die Zahl der Bewerber liegt im
Durschnitt etwas darüber. Aufgrund der Überzahl der US-Teilnehmer hat man als
Nicht-US-Bürger erhöhte Chancen, da die Veranstalter auf mehr Diversität setzen.
Für Taiwan braucht man als Deutscher kein Visum zu beantragen, wenn der
Aufenthalt nicht länger als 90 Tage dauert.
Nach der Ankunft am Flughafen in Taipeh ging es direkt weiter mit dem Expresszug
nach Gaoxiong, wo ich noch eine Nacht im Hostel wohnte. Am nächsten Morgen
wurde ich von den Staff-Mitgliedern des Programms direkt am Hostel mit dem Auto
abgeholt und zum etwa eine Stunde entfernten Kloster gefahren.
Die Kosten für Unterbringung und Verpflegung wurden von Foguang Shan
übernommen, die Teilnehmer mussten ca. 200 USD für Uniformen, Poloshirts und
andere Ausgaben bezahlen. Das PROMOS—Stipendium deckte mit 900 EURO
ziemlich genau meine Transportkosten (Flug und Zug in Taiwan).
Das Programm setzte sich aus vier Segmenten zusammen:
1. Das Youth Seminar on Life and Chan.
Dieses 4-tägige Seminar dient als eine Kommunikationsplattform für junge Studenten
aus aller Welt, um das Bewusstsein für Umweltschutz und soziale Werte zu erhöhen.
Die Ziele des Seminars formulieren sich folgendermaßen:
Using the Three Acts of Goodness (Do good deeds; Speak good words; Think good
Thoughts) of Humanistic Buddhism as the guiding philosophy:
(1) Provide a communication platform for outstanding and talented youths worldwide.
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(2) Encourage the development of an attitude of providing service, mutual assistance
and benefit to others in modern day youth through discussion in various topics such
as culture, education, environmental and spiritual preservation.
(3) Promote social harmony, world peace, and new social values in the new century.
(4) Offer an opportunity to learn and practice Ch’an (Meditation) inside a traditional
Buddhist
monastery,
through
which
self-exploration,
inner
peace,
spiritual
awareness, and discovery of positive energies are achieved.
Die Kosten des Seminars wurden inklusive Unterbringung und Verpflegung komplett
von Foguang Shan übernommen und es nahmen über 1000 Studenten aus über 40
Ländern aus allen fünf Kontinenten teil.
Über die Hälfte der Teilnehmer stammten aus der VR China (Nanjing University,
Beijing University, Yangzhou University u.a.).
Alle Teilnehmer waren in komfortablen Mehrbettzimmern untergebracht, die
vegetarischen Mahlzeiten wurden zusammen mit den Nonnen und Mönchen im
Speisesaal eingenommen.
Am ersten Tag fand eine Willkommensveranstaltung mit verschiedenen Rednern und
Kennenlern-Spielen statt, bei der den Teilnehmern des Seminars der Ablauf und die
zu befolgenden Regeln im Kloster erklärt wurden.
Der täglich festgelegte Stundenplan (5.20 Uhr - 22Uhr) bestand aus Vorlesungen,
Seminaren und Diskussionsrunden zu Themen wie Emotionaler Intelligenz,
Umweltschutz, Spiritualismus, Erfolg, buddhistische Psychologie und die Anwendung
von Zen im täglichen Leben. Die Auswahl der Lektoren bestand aus Foguang
Geistlichen, u.a. auch Großmeister Xingyun und aus namhaften Persönlichkeiten aus
der Wirtschaft und der akademischen Welt. Die Vorlesungen waren meistens auf
English oder wurden simultan übersetzt. Zur spirituellen Kultivierung bekamen die
Teilnehmer Einführungen in Meditation, buddhistischem Gesang und SutraKalligraphie. Am vierten Tag wurde der 2011 von Foguang Shan fertiggestellte
Buddha Memorial Center, ein riesiges buddhistisches Kulturdenkmal/Museum in der
Nähe des Hauptklosters, besichtigt.
2. Kulturelle Tour durch Taiwan:
Im Anschluß an das Youth Seminar on Life and Chan für alle folgte für eine 4-tägige
kulturelle Tour in Reisebussen über die Insel. Tagsüber besuchten wir humanitäre
Einrichtungen des Ordens (z.B. Schulen, Altersheime), einen Naturpark und
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verschiedene Museen. Unterwegs wurde in Foguang Shan Zweigtempeln in
Mehrbettzimmern übernachtet.
3. Meditationsretreat
Während der nächsten 8 Tage fand ein Zen-Meditationsretreat statt, bei dem die
Teilnehmer streng nach Klosterregeln lebten. Die Mahlzeiten wurden gemeinsam mit
den Nonnen und Mönchen eingenommen und es herrschte durchgängiges
Redeverbot (außer in Notfällen). Der Tagesablauf bestand aus bis zu zehn Stunden
Meditation (Sitz- und Gehmeditation). Während der Mahlzeiten wurden die
Teilnehmer abwechselnd zum Küchendienst eingeteilt, nachmittags auch mit
anderen Arbeiten betraut. Ziel ist es, während des Retreats Sinneseindrücke von
außen zu minimieren, um den Verstand zu beruhigen. Vor dem Retreat und bei den
abendlichen Dharma-Talks wurden Theorie und Umsetzung der Zen-Lehre vermittelt.
4. Akademischer Teil (12 Tage)
Das vierte Element des Woodenfish Programms bestand aus Vorlesungen an der
Foguang Universität in Jiaoxi, Yilan. Wie die Studenten des buddhistischen Colleges
wurden lebten die Teilnehmer auch hier nach den buddhistischen Etiketten. Wir
waren in großzügigen Zweibettzimmern untergebracht und wie auch zuvor war
Meditation fester Bestandteil des Tagesablaufs. Die Lehre beinhaltete neben
grundlegenden Vorlesungen über die Entwicklung, Geschichte und verschiedenen
Formen des Buddhismus auch Themen wie chinesische Philosophie,
Religionsverständnis in West & Ost, die Tzu Chi Comapssion Relief Foundation,
Digital Dharma, das Prajnaparamita Sutra und Andere. Außerdem bekamen wie eine
Einführung in die Theorie und Praxis des Reinen-Land Buddhismus. Jeden Tag gab
es drei Vorlesungsblöcke. Zum besseren Verständnis und Vertiefung der Themen
gab es nach jeder Vorlesung Q&A-Sessions und Diskussionsrunden bei denen
Unklarheiten ausgeräumt wurden. Nach der ersten Woche hatten wir einen Tag zur
freien Verfügung, um die Insel auf eigene Faust zu erkunden.
Die Verpflegung während des Aufenthalts war komplett vegetarisch und äußerst
abwechslungsreich, enthielt mannigfaltige Fleischimitate und wird zubereitet nach
den Richtlinien der traditionellen chinesischen Medizin. Beim Küchendienst hatten
die Teilnehmer ausreichende Gelegenheiten, Rezeptideen zu sammeln.
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Zurückblickend betrachtet brachte diese einmonatige intensive Auseinandersetzung
mit dem Humanistischen Buddhismus nicht nur die für meine Magisterarbeit
benötigten Einblicke und Daten über die Legitimation und Wirkungsweise des
engagierten Buddhismus, sondern auch persönliche Vorteile, die auf einem besseren
Verständnis des Menschen in Interaktion mit seiner Umwelt fußen. Die Einhaltung
der klösterlichen Disziplin in Verbindung mit intensiver Fokussierung auf das
Bewusstsein durch Meditationspraxis eröffnen den Teilnehmern zahlreiche
Gelegenheiten, sich selbst zu beobachten, zu hinterfragen und Tugenden wie
Genauigkeit, Geduld, Konzentrationsfähigkeit, Höflichkeit etc. zu kultivieren. Der dicht
geplante Tagesablauf war teilweise sehr strapaziös, zeigte den Teilnehmern
dennoch neue Maßstäbe bezüglich effizienter Zeitnutzung auf.
Eine ausführlichere Beschreibung des Programms und eine Zusammenfassung
meiner Erkenntnisse in einem breiteren Kontext finden Sie in meiner Magisterarbeit:
Gei ren fangbian“ 給人方便- Eine empirische Studie zur Rolle 'Geschickter Mittel' in
der Buddhismuskonzeption des Klosters Foguang Shan 佛光山.
Weitere Informationen über das Woodenfish-Programm finden Sie unter:
http://www.woodenfish.org/hbmlp
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