Schweine bei Laune halten - Fachhochschule Südwestfalen

Werbung
SCHWEINEHALTUNG
Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben
Schweine bei Laune halten
le werden etwa 15 bis 20 cm he­
rausgezogen. Wenn der Splint wieder losgelassen wird, rastet er ein
und fixiert die Trommel.
Einen Tag nach der Freigabe neuen
Seiles waren diese oft „entdreht“,
aber noch nicht deutlich kürzer.
Ab dem zweiten Tag wurden die
Stricke dann von den Schweinen
abgefressen, sodass eine Einraststufe nachgestellt werden musste.
Innerhalb des ersten Versuchsdurchgangs wurde das vorhandene Material (jeweils 7 m Seil) nicht
aufgebraucht. Die Schweine nutzten die Beschäftigungsmöglichkeit
über den gesamten Mastverlauf intensiv, besonders nach der Freigabe von neuem Seilmaterial.
Muss es immer Stroh sein? Welches Beschäftigungsmaterial wirklich attraktiv
für Schweine ist, hat die FH Soest in zahlreichen Einzelversuchen analysiert.
Fotos: Ziron
Stroh aus dem Eimer zupfen
Seilenden mit dem Maul greifen und kauen ist für Schweine sehr attraktiv – vor allem, wenn aus der Vorratstrommel des
Spielomaten immer wieder frisches Material nachgeschoben wird. Die Trommel ist mit sieben Seilen à 7 m bestückt.
D
as Schwein ist ein Rüsseltier: Wühlen, Beißen, Nagen,
Kauen und Erkunden stehen
bei ihm hoch im Kurs. In einstreulosen Haltungssystemen haben die
Tiere wenige Möglichkeiten, diese
Verhaltensweisen auszuleben.
Kauen, wühlen, fressen
In der Natur verbringen sie bis zu
zehn Stunden am Tag mit der Nahrungssuche. Im Stall hingegen ist
die Futterration in wenigen Minuten aufgefressen. Dadurch fehlt
den Tieren Beschäftigung. Dies
birgt die Gefahr von Verhaltensstörungen bis hin zu Aggressionen
der Tiere untereinander.
Als Ersatz für Nahrungssuche und
Erkunden spielen Beschäftigungsmöglichkeiten eine wichtige Rolle.
Bei den Schweinen soll vor allem
der Geruchs-, Geschmacks- und
Tastsinn angesprochen werden.
Raufutter ist dafür besonders gut
geeignet, da es bekaut, bewühlt
und gefressen werden kann.
Gleichzeitig erfüllt es ernährungsphysiologische Funktionen.
Im Rahmen verschiedener Projekte
haben Wissenschaftler und Stu-
denten der Fachhochschule Südwestfalen in Soest unterschiedliche Beschäftigungsmöglichkeiten
für Schweine getestet. Dazu statteten sie in Praxisbetrieben in Nordrhein-Westfalen einzelne Buchten
mit verschiedenen Beschäftigungsobjekten aus. Um das Verhalten der Tiere ohne den Störfaktor
Mensch zu beobachten, nahmen
sie mehrere 24-Stunden-Videos im
Stall auf. So konnte digital am
Computer ausgewertet werden,
wie häufig und wie lange die
Schweine sich mit den Materialien
in der Mast beschäftigt haben.
Es können sich bis zu vier Tiere
gleichzeitig mit den Seilen beschäftigen. Das Material wird von
den Schweinen nicht nur gekaut,
sondern auch abgebissen und gefressen. Auf dem Boden lagen keine oder nur sehr selten Faserstücke. Zum Nachdosieren wird ein
Splint herausgezogen und die Sei-
Bei der Fun Box von Meier-Brakenberg handelt es sich um einen frei
hängenden Edelstahl-Eimer, der
mit Stroh oder ähnlichem Material
befüllt wird. Durch vier kleine Öffnungen am unteren Rand können
die Tiere nach und nach gehäckseltes Stroh herausziehen. Langstroh
ist nicht geeignet. Die Größe der
Öffnungen lässt sich verstellen.
Für die Untersuchung war eine
Fun Box in einer 25er-Mastbucht
installiert. An sechs über die Mastphase verteilten Tagen zeichneten
die Forscher das Geschehen in der
Bucht auf.
Das Strohhäcksel wurde täglich
frisch nachgefüllt. Die Schweine
zeigten hohes Interesse an dem Eimer, das auch nach einigen Tagen
nicht nachließ. Meist beschäftigte
sich dort ein Tier. Zwischen 121
und 150 Kontakte pro Tag wurden
verzeichnet. Zwei Tiere gleichzeitig betätigten sich zwischen 12und 78-mal pro Tag an dem Spielzeug. Am 80. Masttag wurde ein
Spitzenwert von knapp 500 Tierkontakten in 24 Stunden registriert.
Seile von der Spule ziehen
Beim Spielomat (GFS Top-Animal
Shop) sind auf einer kleinen
Stahltrommel sieben Sisal- oder
Baumwollseile mit einer Länge
von je 7 m und einer Stärke von je
1 cm nebeneinander aufgewickelt.
Die Tiere können nur die Seilenden kauen, der Rest liegt geschützt in der Box. Der Landwirt
teilt jeweils so viel Seillänge zu,
wie die Tiere verbrauchen.
Im Versuch zeigte das Spielgerät
eine sehr hohe Nutzungsfrequenz.
49 / aus
2016der Wochenblatt-Folge 49/2016
30Beitrag
Ein
Durch einstellbare Öffnungen können die Schweine Strohhäcksel aus der
Fun Box ziehen. Dieses wurde täglich frisch nachgefüllt.
www.wochenblatt.com
SCHWEINEHALTUNG
Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben
Das richtige Wort
Der Spieligel war für die Schweine sehr interessant, aber den Zähnen der Mastschweine nicht gewachsen. In der Vormast
war der Verschleiß gering. Links der neue Igel, daneben nach zwei- bzw. vierwöchigem Einsatz, ganz rechts bei Mastende.
Das KA-Rondell wird in der Buchtenmitte montiert und vereint mehrere Beschäftigungsmöglichkeiten: saugen aus der offenen Tränkeschale, beknabbern von Seilen, Stroh zupfen und kauen aus der Raufe, scheuern am schrägen Holzbalken.
Die Fun Box ist somit ein sehr gutes Beschäftigungsobjekt, mit dem
sich die Tiere intensiv befassen.
Durch das herausgearbeitete Stroh
steht den Tieren zusätzlich Beschäftigungsmaterial zur Verfügung, das sie fressen können.
Den Igel zur Kugel kauen
Der Spieligel (GFS Top-Animal
Shop) ist eine Kugel aus NaturGummi mit zwölf „Stacheln“. In
der Untersuchung wurde er in einer Bucht mit 17 Mastschweinen
über einen Zeitraum von sechs
Stunden angeboten. Die Tiere
nutzten den Spieligel von Anfang
an sehr intensiv. Fast 80 % der beobachteten Zeit waren Tiere mit
dem Spieligel beschäftigt – bis zu
vier Tiere gleichzeitig.
Durch die Kombination von Mobilität und Rollvermögen bleibt der
Spieligel interessant für die
Schweine. Dank der „Stacheln“
verschmutzt er nicht so stark wie
ein Ball. Selbst jungen Tieren gelingt es, den Spieligel durch den
Stall zu rollen und darauf herumzubeißen. Durch die Bewegung
werden Buchtengenossen zum
Mitspielen animiert.
In der Ferkelaufzucht ist der Spieligel als Dauerbeschäftigung geeignet. Mastschweine oberhalb von
40 kg beknabbern den Spieligel
sehr stark, sodass er stark abnutzt,
wie man auf den Fotos erkennen
kann. Doch zur kurzfristigen Ablenkung und zusätzlichen Beschäftigung von unruhigen Mastgruppen eignet er sich sehr gut
auch bei Tieren jenseits der Vormast.
Erst spielen, dann saufen
Das KA-Rondell von Albersmeier
kombiniert eine offene Tränkestel-
le mit verschiedenen Beschäftigungsmöglichkeiten. Damit erfüllt
es gleich mehrere Anforderungen
der Initiative Tierwohl. Bei der untersuchten Variante waren an der
Tränke eine zusätzliche Strohraufe, Seile und ein Scheuerbalken
montiert. Die Positionierung in der
Buchtenmitte sorgte dafür, dass
mehrere Schweine gleichzeitig
saufen konnten und Tränke und
Spielgeräte nicht so schnell verschmutzten.
Die Schweine fanden die offene
Wasserfläche des KA-Rondells,
das in einer 24er-Mastbucht installiert war, sehr interessant. Innerhalb von 24 Stunden suchten im
Mittel 242-mal einzelne Tiere die
Tränke auf. Raufe, Seile und
Scheuerbalken wurden deutlich
seltener genutzt.
Sonne, Stab oder Ring?
In einer Mastbucht mit 17 Schweinen führten die Studenten einen
Wahlversuch mit vier verschiedenen
Beschäftigungsobjekten
durch. Die einzelnen Objekte hingen im Abstand von rund 30 cm
jeweils an einer 75 cm langen Kette mit einer Dicke von 6 mm. Aufgezeichnet wurden jeweils 4 mal
24 Stunden in der Vor-, Mittel- und
Endmast. Folgende Alternativen
(alle aus dem GFS Top-Animal
Shop) wurden verglichen:
Im Wahlversuch konnten die Schweine sich zwischen Beißstab, -sonne oder
-ring entscheiden, zeigten aber keine eindeutigen Präverenzen.
Ein Beitrag aus der Wochenblatt-Folge 49/2016
Beschäftigungsmöglichkeiten
sind Materialien oder Gegenstände in der Haltungsumwelt,
an denen die Schweine wichtige
Verhaltensweisen wie Beißen,
Kauen, Nagen, Erkunden, Wühlen und Hebeln gezielt ausführen können. Synonym werden
Begriffe verwendet wie: Beschäftigungsmaterialien, -geräte, -techniken und -vorrichtungen. Umgangssprachlich heißt
es oft auch Spielzeug oder -gerät. Folgende Kategorien sind zu
unterscheiden:
■ Strukturierte organische Materialien wie zum Beispiel: Stroh,
Heu, Gras, Torf, Rinde, Hobelspäne, Sägemehl, Holz, Papier,
Baumwoll- oder Sisalseile oder
Jutesäcke. Angeboten werden
können diese über den Boden,
Raufen und andere Behälter.
■ Ketten, Kettenkreuze und
Kettenkarusselle in Kombination
mit Holz oder anderen Materialien wie Kunststoff, Kautschuk
oder Pressling mit Holzanteil.
■ Den rosa Aroma-Beißstab kennzeichnet seine glatte Oberfläche.
Als einziges Produkt im Test beansprucht der Stab den Geruchs- und
Geschmackssinn der Schweine
durch ein Himbeer-Aroma.
■ Die blaue Beißsonne aus Kunststoff hat eine blumenartige Form
und einen Durchmesser von knapp
20 cm. Sie besteht laut Hersteller
aus lebensmittelechtem und beißzähem Kunststoff. Die Oberfläche
ist sehr rau.
■ Die Beißsonne gibt es auch aus
organischem Material. Dann besteht sie aus Holzmehl, gemahlenen Zuckerrohrpflanzen, Harzen
und Pigmenten.
■ Der rote Beißring ist ein Ring
aus beißzähem Kunststoff mit
mehreren Streben und einem
Durchmesser von 180 mm. Die
Oberfläche ist glatt.
Während die Ferkel in der Vormast
die Spielobjekte häufig kontaktierten, ließ das Interesse mit zunehmendem Alter nach, wie Übersicht 1 zeigt. Die Tiere bevorzugten
im Wahlversuch keines der zur
Verfügung stehenden Materialien
klar. Deutliche Unterschiede gab
es beim Verschleiß. Der Beißstab
zeigte mit Abstand die größten Abnutzungserscheinungen.
Tipp: Die Landwirte sollten das
Spielzeug nicht am letzten Kettenglied aufhängen, sondern vier
bis sechs Glieder darunter baumeln lassen. Das kommt bei allen
49 / 2016
31
www.wochenblatt.com
wiederkamen
2 Wie oft die Schweine
Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben
SCHWEINEHALTUNG
Nutzungshäufigkeit – durchschnittliche Kontakte pro Tier in 24 Stunden
33
er
n
a)
it
st
ts
ns
Be
Be
iß
iß
so
st
nn
ab
e
(m
(K
u
iß
Ar
om
to
nn
so
ha
iß
nd
KA
KA
ff)
e
le
n
rs
c
se
el
nd
el
lW
as
lH
ol
el
zb
lS
al
ei
ke
le
fe
KA
KA
Ro
Ro
nd
nd
el
un
lR
de
au
n)
t
as
M
St
at
(6
ie
Sp
Spielzeug-Hits für Schweine
Wählt man die Beschäftigungsdauer, ist die Rangierung etwas anders.
In Übersicht 3 schneiden Spieligel,
Stallsanierung
20
18
16
14
hoch
12
10
8
mittel
6
4
2
gering
0
12
10
9
8
6
5
2
er
n
a)
om
st
iß
Ar
it
(m
(K
Be
iß
st
ab
e
iß
so
nn
or
Be
Be
of
st
st
so
un
iß
rs
Be
g.
se
f)
e
nn
e
ch
ke
al
zb
Ro
nd
el
lW
as
ol
el
nd
KA
Ro
al
n
le
ei
el
lH
nd
Ro
Wasserschale des KA-Rondells
und Spielomat am besten ab. Mit
ihnen haben sich die Schweine im
Schnitt mindestens zehn Minuten
täglich beschäftigt. Raufe, Seile
6
5
1
lS
au
lR
un
Ro
KA
KA
de
fe
n)
t
nd
el
l
ah
St
KA
x
Bo
St
n
Fu
18
(6
Organisches Beschäftigungsmaterial kann gut in hängenden
Behältern angeboten werden.
• Neben klassischem Raufutter eignen sich auch Seile gut als
organisches Material.
• Offene Tränkeschalen sind
attraktiv für Schweine.
• Aber auch mit anderen Materialien wie dem Spieligel beschäftigen sich die Tiere intensiv.
Wie viele Minuten täglich sich die Schweine mit den Objekten beschäftigen
as
•
suchten Varianten zusammen, so
fällt auf, dass der Spielomat, der
Spieligel, die Fun Box und die offene Wasserfläche am intensivsten von den Tieren genutzt wurden. Übersicht 2 zeigt, dass täglich über 20 Kontakte pro Schwein
mit dem entsprechenden Beschäftigungsmaterial erfasst wurden.
Dabei ist die Anzahl der Tiere in
der Bucht berücksichtigt. Alle
Werte beziehen sich auf 24 Stunden mit Ausnahme des Spieligels,
der nur sechs Stunden beobachtet
wurde.
3 Kein Spielzeug fesselt über Stunden
el
Auf den Punkt gebracht
Beißstern
M
Schweinen, aber insbesondere in
der Ferkelaufzucht gut an. Fasst
man die Ergebnisse aller unter-
Beißstab
lig
Beißsonne
at
org. Beißsonne
ie
0
19
m
23
20
lo
24
48
38
ie
44
Sp
42
38
40
lo
ie
Sp
n
Fu
60
lig
66
l
ah
St
m
x
Bo
el
77
75
14
12
4
4
gering
Sp
Kontakthäufigkeit in 24 Stunden
80
Endmast
Be
10
Mittelmast
96
7
or
g.
Vormast
100
18
14
Ro
120
mittel
21
20
Ro
1 Vormastschweine spielen gern
Nutzungshäufigkeit in der Versuchsbucht (Mittelwert aus je 5 x 24 Stunden)
29
24
Be
hoch 30
und Holzbalken des KA-Rondells
wurden nur wenig genutzt.
Prof. Dr. Martin Ziron, Fachbereich
Agrarwirtschaft der Fachhochschule
Südwestfalen, Soest
AS-SCHWEINESPALTENBODEN
ALTENBODEN NACH
N
DIN EN 12737
Bauen
mit Beton
Fachberatung in Sachen Maststall-Sanierung
vom Gülleschieber bis zur Fütterung
- eigene Produktion -
Belastbar bis 250 kg
Sauber, hygienisch, tiergerecht
Getestet und zertifiziert
49401 Damme Tel. 05491 96670
www.krebeck.com
[email protected]
Das steht fest!
Schalungssteine
aus Schwerbeton
05/11
www.suding.de
SUDING Beton- und Kunststoffwerk GmbH
D-49456 Lüsche . Tel. 0 54 38/94 10-0
Fax 0 54 38/94 10-20 . [email protected]
System Pallmann N+F
Für Güllegruben, Güllekanäle, Keller
Siloanlagen, Hallenbau, Stützwände
Wandstärken von 11,5 bis 42,0 cm
Höhen: 19,9 und 24,9 cm
Zulassung und DIN 11622
Qualität – Stein auf Stein.
Ihr Baustoffhandel, unser Partner!
Betonwerk Pallmann GmbH
21739 Dollern
. Tel. 04163/8153 0
www.betonwerk-pallmann.de
PALLMANN
BETONWERK
Ein Beitrag aus der Wochenblatt-Folge 49/2016 32
49 / 2016
www.wochenblatt.com
Herunterladen