Photovoltaik – erleben, verstehen, anwenden Fortbildung für Physiklehrer an Mittelschulen Königsbrück, 27.11.08 Dipl.-Phys. Ronny Timmreck Wer ist leXsolar? z Der Spezialist für Lehrmittel zu Erneuerbaren Energien z Hersteller von leXsolar-Experiment Æ dem Experimentiersystem zur Photovoltaik, Elektrik, Halbleiter- und Festkörperphysik entstanden aus einem Schülerprojekt beim Wettbewerb „Jugend forscht“ z z Gewinner des Worlddidac Award 2 Gliederung I. Theoretische Einführung 1. 2. 3. 4. Einführung in die Photovoltaik (PV) Physikalische Grundlagen der PV Daten und Fakten Marktdaten zur PV II. Experimente 1. 2. 3. Unterrichtsziele Das Experimentiersystem leXsolar-Experiment Experimente 3 1. Einführung in die Photovoltaik (PV) 1.1 Definition 1.2 Die PV im Spektrum der regenerativen Energien 1.3 Energiebilanz der Erde 4 1.1 Definition Photovoltaik ist die direkte Umsetzung von Lichtenergie in elektrische Energie. Die PV ist eine regenerative Energiequelle 5 1.2 Die PV im Spektrum der regenerativen Energien Sonnenenergie Windenergie Wasserkraft Biomasse Solare Einstrahlung Umweltwärme Radioaktive Zerfallsenergie im Erdinneren Erdwärme Rotationsenergie der Erde Gezeitenenergie 6 1.3 Energiebilanz der Erde 7 2. Physikalische Grundlagen der PV 2.1 2.2 2.3 2.3 2.5 Grundbedingungen Konzepte Halbleitersolarzellen Die Entstehung des Photostroms Aufbau 8 2.1 Grundbedingungen für die Funktion von Solarzellen 1) Die Strahlung muss eingefangen werden (Absorption) 2) Die Lichtabsorption muss zur Anregung beweglicher negativer und positiver Ladungsträger führen 3) Die Ladungen müssen getrennt werden absorbierendes Material Umwandlung von Lichtteilchen (Photonen) in Ladungsträgerpaare 9 2.2 Konzepte und Materialien für die PV Es gibt verschiedene Materialien und Konzepte, mit denen sich die Bedingungen von 2.1 erfüllen lassen, z.B.: z organische Verbindungen – hoch absorbierende Verbindungen wie z.B. Zink-Phthalocyanin Æ organische Solarzellen z Elektrochemische Farbstoff-Solarzelle Æ Grätzel-Zelle z Halbleiter – z.B. Silizium (Si), Galliumarsenid (GaAs), Cadmiumtellurid (CdTe) oder Germanium (Ge) – am besten erforscht und am meisten verbreitet sind Halbleitersolarzellen (Marktanteil ~100%) – unter den Halbleitern ist Silizium der wichtigste Rohstoff für die Solarzellenfertigung (Anteil ~99%) 10 2.3 Grundlagen: Eigenschaften von Halbleitern Leitungseigenschaften z z z Geringe elektrische Leitfähigkeit (kleiner als Metall aber größer als z.B. Plastik) Leitfähigkeit sinkt bei sehr niedrigen Temperaturen auf Null ab Leitfähigkeit steigt tendenziell mit der Temperatur und bei Beleuchtung (Photoleitung) Leitungsband Energie Energielücke Eg verbotene Zone Valenzband 11 Anregung von Ladungsträgern z z z ¾ ¾ Durch Absorption eines Lichtteilchens (Photons) kann ein Elektron aus dem Valenzband in das Leitungsband gehoben werden Das Elektron kann sich als negative Ladung im Leitungsband bewegen Im Valenzband fehlt nun ein Elektron. Diese Fehlstelle verhält sich wie ein positiv geladener Ladungsträger (vgl. Luftblase im Wasserrohr). Sie wird als Loch bezeichnet Beleuchtung führt zur Anregung von Elektron-Loch-Paaren Bedingung (1) und (2) erfüllt! Leitungsband Energie Energielücke Eg hf Valenzband 12 Dotierung von Halbleitern z z z Silizium hat vier Elektronen in seiner äußersten Schale Im Siliziumkristall bildet jedes Außenelektron ein Elektronenpaar mit einem Außenelektron des Nachbaratoms Dotierung heißt Verunreinigung (Einbau von Fremdatomen) n-Dotierung: (z.B. mit Phosphor) p-Dotierung: (z.B. mit Bor) 13 p/n-Übergang z z z z p-Halbleiter und n-Halbleiter im Kontakt Elektronen aus dem n-Gebiet und Löcher aus dem p-Gebiet mischen sich im Grenzgebiet (Diffusion) und löschen sich gegenseitig aus (Rekombination) Es entsteht eine von Ladungsträgern verarmte Zone Die zurückgebliebenen Dotanden verursachen ein elektrisches Feld (Raumladungszone) neutrale Gebiete: gleiche Zahl an freien Ladungsträgern und ortsfesten, geladenen Dotanden Zeichenerklärung: Raumladungszone: nur ortsfeste, geladene Dotanden ortsfeste Dotanden (z.B. Phosphor und Bor) freie Ladungsträger (Elektronen und Löcher) 14 2.4 Entstehung des Photostroms z z z z z Erzeugung eines Elektron-Loch-Paares in der Verarmungszone durch ein Photon Elektron wird von positiver Raumladung zum n-Gebiet gezogen Loch wird von negativer Raumladung zum p-Gebiet gezogen Das Elektron-Loch-Paar wird in der Raumladungszone getrennt Bedingung (3) erfüllt Licht 15 Absorption außerhalb der Raumladungszone z z z Wird ein Photon außerhalb der Verarmungszone absorbiert, entsteht dort ein Ladungsträgerpaar, auf das zunächst keine Kraft wirkt Die Ladungsträger werden durch die thermischen Schwingungen des Halbleiterkristalls umhergestoßen, d.h. sie führen willkürliche Bewegungen aus Gelangen sie dabei zufällig in die Raumladungszone, werden sie dort getrennt und tragen auch zum Photostrom bei. p-Gebiet Raumladungzone n-Gebiet 16 2.5 Aufbau einer Si-Solarzelle Æ Animation 17 3. Daten und Fakten z Typische Wirkungsgrade: – – – z Energierücklaufzeiten: – – – z monokristalline Si-Zelle: 16% polykristalline Si-Zelle: 14% organische Solarzelle: 4% (Forschung) abhängig von der Technologie (mono- oder polykristallin) aktuell: 3-6 Jahre Prognose 2010: ~2 Jahre Die Einheit Wp: (Watt peak) – – – die Solarzellenleistung ist beleuchtungsstärkeabhängig zur Vergleichbarkeit wird die Spitzenleistung Wp (peak: engl. Spitze) herangezogen Wp gibt die Leistung einer Solarzelle bei Normbedingungen an z z z 1000W/m² Einstrahlungsleistung Genormtes Spektrum (AM1,5) 25°C 18 4. Marktdaten zur PV x kumulierte installierte Leistung z z z mehr als Verzehnfachung in 10 Jahren Prognose 2012: 45 GW zum Vergleich: Kraftwerksleistung in Deutschland: ~70 MW 19 II. Experimente 1. Unterrichtsziele der Experimente Kennen lernen der Solarzelle als Spannungsquelle z Kennen lernen der Solarzelle als Halbleiterbauelement z Verständnis der physikalischen Grundlagen der PV Æ ideologiefreie Einschätzung der Technologie und deren Potentials z Die Solarzelle als Spannungsquelle für ElektrikGrundlagenversuche nutzen z 20 2. Das System leXsolar-Experiment z Verfügbar in verschiedenen Ausstattungen: z Hauptbestandteile: – – – – – z Grundeinheit Solarmodule Beleuchtungsmodul diverse Steckmodule optionale Erweiterungen: - “Messen ohne Messgeräte - leXsolar-Brennstoffzelle Funktionsweise (virtuelle Experimente starten) 21 3. Experimente z z z z z z z Experiment M 1.1: Untersuchungen am leXsolar Stecksystem Experiment M 1.2: Vergleich von Reihen- und Parallelschaltung der Solarzellen mit dem leXsolarHupenmodul Experiment M 3.1: Abschattung von Solarzellen bei Reihenschaltung 1 Experiment L 1: Reihen- und Parallelschaltung von Solarzellen Experiment L 10.1: Abschattung von Solarzellen bei Reihenschaltung Experiment L 8.1: U-I-Kennlinie der Solarzelle Experiment L 9: Temperaturabhängigkeit der Solarzelle 22 Experiment M 1.1: Untersuchungen am leXsolar-Stecksystem x x x x x x x x x x x x 23 Experiment M 1.2: Vergleich von Reihen- und Parallelschaltung der Solarzellen mit dem leXsolar-Hupenmodul x x x x x x 24 Experiment M 3.1: Abschattung von Solarzellen bei Reihenschaltung 1 x z x die abgeschattete Solarzelle verbraucht den Strom der anderen beiden 25 Experiment 1: Reihen- und Parallelschaltung von Solarzellen z Ergebnis: -Reihenschaltung: Die Spannungen addieren sich Die Stromstärke bleibt konstant -Parallelschaltung: Die Stromstärken addieren sich Die Spannung bleibt konstant z Erklärung: -siehe Verhalten von Spannung und Stromstärke im verzweigten und unverzweigten Stromkreis -folgt aus den Kirchhoff‘schen Gesetzen 26 Experiment 10.1: Abschattung von Solarzellen bei Reihenschaltung z Ergebnis: - z Erklärung: - z Wird bei einer Reihenschaltung von drei Solarzellen eine abgedeckt, so sinkt die Leistung um weit mehr als 1/3 der Ausgangsleistung Schaltet man eine Diode parallel zur abgedunkelten Solarzelle fällt die Leistung nur um den Anteil der abgedunkelten Wenn die Solarzelle abgedunkelt wird, hat sie einen sehr hohen Innenwiderstand (Sperrrichtung!) Ein großer Teil der Leistung der anderen beiden Solarzellen wird durch die abgedunkelte verbraucht Wird eine Diode parallel geschaltet, so fungiert sie als „Umleitung“ für den Strom Anwendung: - Bei großen Anlagen müssen solche Dioden (Bypass-Dioden genannt) eingebaut werden, um Verluste durch Teilverschattung zu vermeiden 27 Experiment 8.1: Kennlinie und Füllfaktor der Solarzelle Ergebnis: - - Die Solarzelle gibt nur an einem Punkt Ihrer Kennlinie (also nur bei einer bestimmten Spannung) ihr maximale Leistung ab! Um eine optimale Ausbeute zu erzielen, muss in der Praxis der MPP immer neu eingestellt werden 28 Ergebnis: Füllfaktor - Der Füllfaktor ist das Verhältnis der beiden schraffierten Flächen Der Füllfaktor ist ein Maß für die Qualität einer Solarzelle Je näher er an 100% liegt (je näher die Kennlinie also einem Rechteck kommt), desto besser ist die Solarzelle 29 Experiment 9: Temperaturabhängigkeit der Solarzellenleistung z Ergebnis: Entgegen den Erwartungen sinkt die Leistung mit steigender Temperatur. z Erklärung: - Durch die höhere Temperatur sind die Ladungsträger stärker thermisch angeregt Das durch die Dotierung eingebaute elektrische Feld kann deshalb weniger Ladungsträger „einfangen“ Dieser Effekt überwiegt den der höheren Leitfähigkeit! 30 Weitere Informationen z leXsolar-CD – – z leXsolar-Schülerhefte leXsolar-Lehrerhefte Kontakt: leXsolar GmbH c/o Technische Universität Dresden 01062 Dresden Besucheranschrift: König-Bau der TU Dresden, 3. Etage www.leXsolar.de Ihr Ansprechpartner: Ronny Timmreck Tel.: 0351 – 41 38 99 60 [email protected] 31