Schönheitsforschung - Die Schönheit der Frau aus Sicht der Evolution

Werbung
Schönheitsforschung
Fragen und Überlegungen
Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit dem Thema „Schönheit der Frau“ aus einem
evolutionären Blickwinkel. Da mich die meisten gängigen Thesen in der Schönheitsforschung
nicht überzeugen, würde ich es begrüßen, wenn Sie sich die Zeit nähmen, meine
nachfolgenden Überlegungen kritisch zu beurteilen.
Ich habe festgestellt, dass fast alle Veröffentlichungen auf Jugendlichkeit, Kindchenschema,
Symmetrie, eine schmale Taille, makellose Haut und Durchschnittlichkeit, wie sie durch
Morphing sichtbar wird (Dr. Gründl, Regensburg), als die wichtigsten Schönheitsmerkmale
verweisen. Diese Merkmale werden als ein zwingender Hinweis auf Fruchtbarkeit und
intaktes Immunsystem bzw. Gesundheit betrachtet.
Die Annahme, dass die Schönheit der Frauen in erster Linie ein Hinweis auf Fruchtbarkeit
und Gesundheit sein soll, überzeugt mich vor allem in Bezug auf Fruchtbarkeit nicht. Nach
meiner Meinung ist damit die Bedeutung der Schönheit evolutionär keinesfalls ausreichend
erklärt. Bei meinen Überlegungen habe ich natürlich berücksichtigt, dass die sexuelle
Selektion zum Teil eigenen Gesetzen unterliegt.
Selbst Karl Grammer von der Fakultät für Lebenswissenschaften der Universität Wien musste
im Rahmen der Karl von Frisch Lectures zugeben, dass die Frage, ob schöne Menschen auch
tatsächlich die gesünderen sind, noch nicht klar beantwortet werden kann. Um diese Frage
eindeutig beantworten zu können, müsste es eine eindeutige Definition von biologischer
Fitness geben ...
In der Evolutionären Psychologie ist es eine gängige These, dass Schönheit ein äußerlich
sichtbares Signal für Gesundheit und Fruchtbarkeit ist. Die darauf aufbauende Theorie, dass
Männer Frauen nur dann schön finden, wenn sie instinktiv erkennen, dass eine Frau fruchtbar
und gesund ist, kann jedoch nach meiner Ansicht nicht ganz richtig sein bzw. es muss noch
andere wichtige Argumente geben.
Folgende Fragen werden meiner Meinung nach von der Schönheitsforschung nur
unzureichend beantwortet:
Warum werden heutzutage in unserem Kulturkreis sehr schlanke Frauen meist als schön
empfunden? (Hier würde ich gerne ein alternatives Modell vorstellen.)
Warum haben Frauen meist eine ausgeprägte Taille und warum wird diese als schön
empfunden? (Bisherige Erklärungen erscheinen mir unbefriedigend.)
Warum haben nicht alle Frauen volle Lippen, einen hohen Östrogenspiegel, kindchenhafte
Gesichtszüge usw.?
Sind Frauen mit diesen Merkmalen gesünder und fruchtbarer?
Wenn Schönheit evolutionär ein so großer Fitnessvorteil sein soll, warum gibt es dann nicht
nur schöne Menschen?
Wenn zu früheren Zeiten weniger schöne Frauen weniger Nachkommen hatten, warum sind
diese Frauen dann nicht im Laufe der Evolution ausselektiert worden? Müssten nicht nach den
Gesetzen der Evolution die Merkmale für mangelnde Schönheit längst verschwunden sein?
Weniger fruchtbare und somit weniger schöne Frauen müssten daher längst ausselektiert sein
und fast alle Frauen müssten schön sein bzw. schön erscheinen, wenn Fruchtbarkeit angeblich
in der Steinzeit so wichtig war und in Form von Schönheit sichtbar sein soll.
Warum sind Frauen unterschiedlich fruchtbar, wenn Fruchtbarkeit so wichtig sein soll?
Warum zeigen Frauen angeblich Fruchtbarkeit in Form von Schönheit, wenn sie teilweise nur
mäßig fruchtbar sind?
Ist die maximale Fruchtbarkeit einer Frau immer ein Vorteil für den Erhalt bzw. die
Weitergabe der Gene des Mannes.
Könnten für einen Mann, statt Fruchtbarkeit der Frau, nicht andere Eigenschaften von
Bedeutung sein, die für den Erhalt seiner Gene wichtig sind?
Warum gibt es Frauen, die Fett vorzugsweise an der Taille statt an den Hüften ansetzen,
obwohl sie dies weniger schön erscheinen lässt? Ist dies ein Zeichen für
Krankheitsanfälligkeit oder mangelnde Fruchtbarkeit? Aber selbst wenn dem so wäre, aus
welchem Grund sollte die Evolution es zulassen, dass Frauen ihre mangelnde Fruchtbarkeit
und ihre Krankheitsanfälligkeit für alle sichtbar zur Schau stellen? Warum sollte nach den
Gesetzen der Evolution Leben entstehen, das keinen genetischen Fortbestand hat? Ist es im
Sinne der Natur, dass diese Frauen ausselektiert werden? Und wenn das ein Ziel der Natur
wäre, warum? Und aus welchem Grund ist Leben, das ein Opfer der Selektion sein müsste,
immer noch anzutreffen?
Wenn Frauen ohne oder mit nur wenig Taille etwas weniger fruchtbar sein sollten und das
über die Figur auch zeigen, so spielt das keine besondere Rolle. Hohe Fruchtbarkeit bzw.
viele Geburten kann nicht der beste Weg sein, um die Gene des Mannes zu erhalten.
Warum sollten nicht weniger fruchtbare Frauen durch ein schönes Gesicht und eine schmale
Taille, wenn dies Fruchtbarkeit signalisieren soll, die Männer “täuschen“? (Mimikry).
Fast jedes Lebewesen versucht, sich dem möglichen Geschlechtspartner gegenüber so positiv
wie möglich darzustellen und benutzt auch Schwindel als evolutionäre Strategie. Zum
Beispiel versuchen einige Frauen die Männer zu täuschen, indem Sie Fett an den Hüften
ansetzen, um ein breites Becken vorzutäuschen.
Täuschung als evolutionäre Überlebensstrategie ist beim Menschen ebenso anzutreffen wie in
der Tierwelt. Dabei ging (und geht) es stets darum, einen möglichst attraktiven Partner zu
finden, denn nur mit einem attraktiven Partner hatte eine Frau gute Voraussetzungen, ihre
Gene über die nächsten Generationen zu erhalten.
Selbst wenn eine Frau weniger gesund und fruchtbar sein sollte, wird dies nach den Gesetzen
der Evolution meist verborgen bleiben, soweit sie dies durch Schönheit (Gesicht und Figur)
kaschieren kann.
Schönheit muss noch eine wichtigere Bedeutung haben als Fruchtbarkeit und Gesundheit!
Werden Gene für Schönheit mit Genen für eine bestimmte Wesensstruktur gekoppelt vererbt?
Wenn eine schöne Frau andere Wesenseigenschaften hat als eine weniger schöne Frau, so
liegt dies, nach meiner Meinung, zum Teil an der Genetik und zum Teil an der Tatsache, dass
sich das soziale Umfeld schönen Frauen gegenüber anders verhält. Sobald die Natur
Schönheit als Strategie gefunden hatte, spielte es im Laufe der Zeit immer weniger eine Rolle,
warum eine Frau schön empfunden wird und ob sie sich in der Wesensstruktur von anderen
Frauen unterscheidet. Eine schöne Frau war und ist erfolgreicher, wenn es darum geht, andere
Menschen für sich zu gewinnen, und dies war in der Steinzeit sicher nicht anders (was war
zuerst da, die Henne oder das Ei?).
Einen Zusammenhang zwischen bestimmten Gesichts- und Körpermerkmalen und den
zugehörigen Wesenseigenschaften konnte ich in meiner psychotherapeutischen Tätigkeit
feststellen. Ich denke hier nicht an die Merkmalsbeschreibungen der Psychophysiognomik,
sondern es handelt sich ausschließlich um eigene Beobachtungen.
Leider konnte ich in der Literatur keine befriedigenden Aussagen über den Zusammenhang
von Schönheit und den damit verbundenen Wesenseigenschaften finden.
Hier ein Beispiel, warum Männer bestimmte Frauen schön finden:
Sicher kam es in der Steinzeit häufig vor, dass ein Mann bei einem Jagdunfall oder bei
kriegerischen Auseinandersetzungen vorzeitig ums Leben kam. Wenn es einer Frau gelang,
nach dem vorzeitigen Tod ihres Mannes ihre und somit auch seine Kinder gut zu versorgen,
dann verringerte diese Frau das Risiko, dass die Gene ihres verstorbenen Mannes ausstarben.
Somit erschien diese Frau schön und begehrenswert. Auch zu Zeiten der Jäger- und
Sammlergesellschaften war eine Frau wahrscheinlich häufig mit ihren Kindern auf sich
alleine gestellt, zum Beispiel wenn ihr Mann vorzeitig ums Leben kam. Somit erschien eine
Frau, die ihre Kinder auch ohne Mann versorgen konnte, schöner als eine Frau, die nach dem
Tod ihres Mannes die Kinder nicht mehr so gut versorgen konnte und oft nicht verhindern
konnte, dass ihre Kinder sozial abstiegen oder schlimmstenfalls nicht mehr bis zum
geschlechtsreifen Alters überlebten. Eine selbständige Frau war weniger auf die
Unterstützung eines Mannes angewiesen und konnte sich daher genügend Zeit nehmen, einen
neuen Partner zu suchen, der bereit war, auch ihre bisherigen Kinder zu versorgen. Schöne
Frauen verstanden und verstehen es meist gut, andere Menschen für ihre Interessen zu
gewinnen und deshalb konnte sie sich bei der Suche nach einem neuen Partner mehr Zeit
lassen. Ein neuer Mann hingegen achtete darauf, dass seine eigenen Gene weitergegeben und
seine Kinder (im Verhältnis zu seinen Stiefkindern) bevorzugt wurden. Daher bestand das
Risiko, dass ein Mann, der eine Beziehung mit einer Frau einging, die bereits Kinder hatte,
die Stiefkinder schlechter behandelte und schlechter versorgte, als seine leiblichen Kinder.
Wenn eine Frau nach dem Tod ihres Partners sich wieder einen neuen Mann suchte, waren
ihre Kinder vor allem dann gefährdet, schlecht behandelt oder sogar misshandelt zu werden,
sobald weitere Kinder mit dem neuen Mann gezeugt wurden. War dagegen eine Frau in der
Lage, ihren Kindern auch ohne Mann einen guten Start ins Leben zu ermöglichen, dann
konnte sie sich Zeit lassen, um einen passenden Partner zu suchen, der auch ihre Kinder aus
der vorherigen Beziehung gut versorgen würde. Eine Frau erschien schön, wenn sie aufgrund
ihrer Wesenseigenschaften dem Mann bei der Weitergabe seiner Gene von Nutzen war.
Wie bereits erwähnt, deuten meine Beobachtungen darauf hin, dass die Wesenseigenschaften
einer Frau auch heute noch eine Rolle dabei spielen, ob sie als schön empfunden wird. Einige
Wesenseigenschaften scheinen nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten mit Körper- und
Gesichtsmerkmalen verbunden zu sein. Deshalb erkennt ein Mann auch heute noch unbewusst
ehemalige vorteilhafte Aspekte im Wesen der betreffenden Frau und empfindet sie schön,
auch wenn heute Schönheit wahrscheinlich nicht mehr so sehr an Wesenseigenschaften
gebunden ist wie zu früheren Zeiten.
Schon immer waren schöne Frauen meist besser in der Lage, mit ihren Kindern auch ohne
Mann gut durchs Leben zu kommen. Diese Tatsache lässt sie attraktiver werden und somit
schöner erscheinen.
Aufgrund der allgemein bekannten Tatsache, dass weniger die Fruchtbarkeit der Frau von
Bedeutung war, sondern viel mehr, wie viele ihrer Kinder lange genug überlebten, um selbst
wiederum möglichst viele und möglichst ranghohe und bis zum Ende der Geschlechtsreife
überlebende Nachkommen zu zeugen, sind unterschiedliche Strategien entstanden. Hierfür
gibt es viele Beispiele.
Bei Interesse würde ich Ihnen gerne meine Überlegungen bezüglich der oben aufgeworfenen
Fragen und weitere Modelle vorstellen. Mit vielen der bisher veröffentlichten Erklärungen
kann ich mich nicht zufrieden geben. (Siehe Buchautor: Ulrich Renz; Titel: Schönheit EINE
WISSENSCHAFT FÜR SICH.)
Wenn ich hier noch nicht versuche, alle gestellten Fragen aus meiner Sicht zu beantworten, so
liegt das an dem notwendigen Umfang meiner Ausführungen.
Für Ihre kritische Meinung wäre ich Ihnen sehr dankbar.
Mit freundlichen Grüßen
Werner Fischer
Ahornweg 1
84177 Gottfrieding
Tel.: 08731/73099
Herunterladen