Mehrsprachigkeit ist das Salz in der Suppe des Unterrichts Juni 16 Britta Kuppek- Mehrsprachigkeit Bitte ordnen Sie sich einer der verschiedenen Ecken zu: 1. Ich habe als erste Sprache Deutsch (L1) gelernt 2. Ich habe als erste Sprache Deutsch (L1) und parallel mindestens eine andere Sprache (L1) gelernt 3. Ich habe als erste Sprache eine (oder mehrere) andere Sprache/n (L1) gelernt und später erst Deutsch (L2) Juni 16 Britta Kuppek- Mehrsprachigkeit Sprachenvielfalt ist heutige gesellschaftliche Realität Juni 16 Britta Kuppek- Mehrsprachigkeit Was halten Sie von diesem Antrag der CSU aus dem Jahr 2014? Diskutieren Sie kurz mit Ihrem rechten Nachbarn, ihrer rechten Nachbarin „Integration durch Sprache Ein gesellschaftliches Miteinander funktioniert nur, wenn alle dieselbe Sprache sprechen. Deshalb erwarten wir von jedem Migranten, dass er die deutsche Sprache lernt. …………………………………………. Wer dauerhaft hier leben will, soll dazu angehalten werden, im öffentlichen Raum und in der Familie deutsch zu sprechen.“ [Leitantrag der CSU, Quelle: BR] Juni 16 Britta Kuppek- Mehrsprachigkeit Bitte diskutieren Sie kurz mit Ihrem/Ihrer linken NachbarIn „Dass ich Italienerin bin, habe ich nicht gerne gezeigt. Man hat es auch kaum gemerkt. Nur wenn meine Mutter in die Schule kam – da habe ich mich immer ein bisschen geschämt.“ Juni 16 Britta Kuppek- Mehrsprachigkeit „Ich habe zwar sieben ausländische Kinder in meiner Klasse, aber die machen überhaupt keine Probleme.“ Juni 16 Britta Kuppek- Mehrsprachigkeit 1.Gründe für die Förderung der Mehrsprachigkeit in der Schule • L1 und kulturelle Wurzeln sind Teil der Persönlichkeit und Identität und bedürfen deshalb einer Würdigung (motivationspsychologisch) • Große Bedeutung der Schule und für die Biographie und Sozialisation eines Menschen (Selbstkonzept) • Sprache entscheidet über Bildungschancen (siehe BICS und CALP) • pädagogische Grundhaltung: Mehrsprachigkeit als förderwürdige Chance, nicht als Defizit Juni 16 Britta Kuppek- Mehrsprachigkeit 2.Herausforderungen für die Schulen • qualifizierte Fortbildungen für LehrerInnen • durchgängige sprachliche Förderung der SchülerInnen (bes. auf weiterführenden Schulen!) • individuelle Förderung durch selbständiges Lernen • viel Toleranz, Ich-Stärke, Belastbarkeit und offene Haltung der Lehrkraft, interkulturelle Kompetenz, Umdenken hinsichtlich der Planung von Unterricht (unsere Kultur vorstellen), sprachliches Vorbild, Ehrlichkeit und Stellungnahme, Überprüfung eigener Vorurteile Juni 16 Britta Kuppek- Mehrsprachigkeit • Ausgleich der sozialen Benachteiligung (vs. kulturellen) durch Schaffung von vielfältigen Sprechanreizen • Eltern ermutigen, mit ihren Kindern in der Muttersprache zu sprechen und vorzulesen • Im Unterricht allen Sprachen Wertschätzung und Interesse entgegenbringen •Grundstrom „gelebter“ und impliziter Multikulturalität (Gestaltung des Schulhauses, Bibliothek, Begrüßungsrituale, Thematisierung von Rassismus, Flucht, Kriegserfahrungen usw.) Juni 16 Britta Kuppek- Mehrsprachigkeit • Besuch des herkunftssprachlichen Unterrichts unterstützen • Bücher in mehreren Sprachen bereitstellen • Möglichkeiten zum Dolmetschen wahrnehmen Juni 16 Britta Kuppek- Mehrsprachigkeit 2. „Besonderheiten“ von Schülerinnen und Schülern mit Deutsch als L2 • Teilhabe an zwei Kulturen führt zu „Mischidentität“ oder „Leben zwischen zwei Kulturen und zwei Sprachen“ • bei der Konfrontation verschiedener Normen können sich Konflikte entzünden • schmerzliche Erfahrung: in beiden Ländern ist man „Ausländer“ Juni 16 Britta Kuppek- Mehrsprachigkeit • parallel Deutsch lernen und schulischen Stoff in Deutsch verarbeiten • soziale Beziehungen mit geringen Sprachkenntnissen aufbauen • neue Umgebung mit neuen Gepflogenheiten, Werten • starker Wunsch nach Integration in der Bezugsgruppe Juni 16 Britta Kuppek- Mehrsprachigkeit • Niveau der L1 und L2 hängt von versch. Herkunfts- und Sozialisationsfaktoren ab • Kinder, deren L1 wenig gefördert ist, haben schwaches Fundament für die L2 • meistens räumliche Trennung von L1 und L2 • Negatives Selbstkonzept aufgrund des Vergleichs mit L1-Lernern • Ausbildung sogenannter „Lernersprachen“ als Zwischenschritt Juni 16 Britta Kuppek- Mehrsprachigkeit Interferenzen: kreative Übergangsphänomene • „falsche“ Transferbildung: Übertragung der L1 Struktur auf die L2 • Code-switching: Wechsel zwischen Sätzen (geistige Leistung vs. Defizit) • Code-mixing: Wechsel innerhalb eines Satzes • Übergeneralisierungen • Borrowing: Einfügen einzelner Wörter • Kanak-Sprak: bewusst kreativer Umgang Juni 16 Britta Kuppek- Mehrsprachigkeit Ein Beispiel für Borrowing • Mein Leben ist eine giving-story. Ich habe verstanden, dass man contemporary sein muss, das future-Denken haben muss. Meine Idee war, die hand-tailored-geschichte mit neuen Technologien zu verbinden. Und für den Erfolg war mein coordinated concept entscheidend, die Idee, dass man viele Teile einer collection miteinander combinen kann. Aber die audience hat das alles von Anfang an auch supported. Der problembewusste Mensch von heute kann diese Sachen, diese refined Qualitäten mit spirit eben auch appreciaten. Allerdings geht unser voice auch auf bestimmte Zielgruppen. Wer Ladyisches will, searcht nicht bei Jill sander. Man muss Sinn haben für effortless, das magic meines Stils. (Jil Sander 1999) Juni 16 Britta Kuppek- Mehrsprachigkeit BICS und CALP • Basic Interpersonal Communication Skills • Cognitiv Academic Language Proficiency • Gefahr der Fossilierung und doppelten Halbsprachigkeit Juni 16 Britta Kuppek- Mehrsprachigkeit Juni 16 Britta Kuppek- Mehrsprachigkeit 5.4 Einflussfaktoren auf den Zweitspracherwerb Motivation Fähigkeit Juni 16 Gelegenheit Britta Kuppek- Mehrsprachigkeit Stolpersteine der deutschen Sprache (vgl. Yvonne Decker) 1. Lautaneignung: Vokale • Bedeutung von Länge/Kürze: Hüte, Hütte; Miete, Mitte; • Nichtexistenz in anderen Sprachen/Unterscheidung schwierig: Umlaute; Unterschiede ü-ie; ö-e Konsonanten • Unterscheidung von „sch“ und „ss“: Tasse- Tasche • Unterscheidung und Artikulation „ch“: ich- ach • Konsonantenhäufung: z.B. Sprossvokal (Brief- B(i)riff; schwer- sch(e)wer Juni 16 Britta Kuppek- Mehrsprachigkeit Wortschatz • Fehlendes Weltwissen • Wortbildung durch Komposition: Donaudampfschifffahrtsgesellschaft • Bedeutungsänderung der Verben durch Präfigierung: an-/aus-/zu/auf-/ vor-/nach-/mit-/hin-/vermachen • Substantivierung von Verben und Adjektiven: das Schwimmen, das Schreiben, die Schöne • Fachwortschatz Juni 16 Britta Kuppek- Mehrsprachigkeit Syntax (vgl. Grießhaber 2010) • Bruchstückhafte Äußerungen ohne finites Verb: „lachen Witz“ • Finites Verb an 2. Stelle: „Er lacht über den Witz.“ • Finites Verb und infiniter Verbteil: „Er muss über den Witz lachen.“ • Subjekt nach finitem Verb nach vorangestellten Adverbialien oder Deiktika: „Dann muss er über den Witz lachen.“ „Dort lachte er über den Witz.“ • Nebensatz mit finitem Verb in Endstellung: „Der Witz ist so lustig, dass er lachen muss.“ Juni 16 Britta Kuppek- Mehrsprachigkeit • Artikel: Auslassung, diffuse Deklination • Adjektivdeklination: ein schönes Junge; ein kleine Tisch, ein alten Mann • Plural: Kindern, Häusern… • Präpositionen: Lang-und Kurzformen (im, beim); Deklination nach Präpositionen (auf den; auf dem) • Verben: starke Verben mit Vokaländerung, trennbare Verben, Modalverben Juni 16 Britta Kuppek- Mehrsprachigkeit 6.2 Sachanalyse: Genus • Natürliches Geschlechtsprinzip (männliche, weibliche Wesen) • Semantisches Prinzip (Monatsnamen, Jahreszeiten, Tageszeiten m./Obst, Gemüse meist w.; Ausnahme: Apfel, Pfirsich) • Silbisches Prinzip (Zweisilber auf –e: 90% w; Einsilber: 60% m) • Lautliches Prinzip (Wö. auf –el,-en,-er: 65% m.) • Morpholog. Prinzip ( Wö. mit –ich,-ig,-ling,-ist,-or,-ant: m.; Wö. mit –chen, -lein, -nis: n. Wö. mit –ei, -in, -heit, -keit, -ung, -schaft, -ik, -ine sind w; Juni 16 Britta Kuppek- Mehrsprachigkeit 6.3 Genus und Kasus im Deutschen maskulin Nominativ der, ein Akkusativ den, einen Dativ dem, einem Genitiv des, eines neutrum das, eine das, ein dem, einem des, eines Juni 16 Britta Kuppek- Mehrsprachigkeit feminin die, eine die, eine der, einer Plural die, --die, --den,--- der, einer der, --- Schiffe versenken Stelle auf das obere Spielfeld genau 4 Schiffe Ein Schiff mit vier Feldern Zwei Schiffe mit zwei Feldern diagonal senkrecht Ein Schiff mit drei Feldern waagerecht Zwei Schiffe mit einem Feld Auf dem unteren Spielfeld kannst du mit einem Kreuz einzeichnen, wo du schon hingeschossen hast. Du kannst auch mit einem Kreis markieren, wo du ein Schiff getroffen hast. Bei einem Treffer darfst du noch einmal schießen. Wer als erster alle Schiffe versenkt hat, hat gewonnen. Verwende beim Spiel folgende Redemittel: Trägst du einen grünen Hut? Trägst du den grünen Hut? Hast du ein blaues Kleid an? Hast du das blaue Kleid an? Juni 16 Britta Kuppek- Mehrsprachigkeit 6.4 Pluralbildung im Deutschen Form Beispiele -e -e mit Umlaut keine Endung Könige, Briefe Mäuse Mädchen, Wagen - en - er - er mit Umlaut Bären, Menschen Lichter, Lieder Männer, Wälder keine Endung mit Umlaut -s Väter, Gräben Omas, Hochs und Tiefs Juni 16 Britta Kuppek- Mehrsprachigkeit