1 2 3 Die Energie, die die Sonne per Kernfusion freisetzt und abstrahlt, bildet nicht nur die Grundlage irdischen Lebens -- sie ist auch die Mutter fast aller anderen Energieformen auf der Erde: Sonnenwärme treibt den Wasserkreislauf an und verursacht Winde, Wellen und Strömungen. Die Sonne ließ auch die Biomasse wachsen, die vor Jahrmillionen zu fossilen Brennstoffen wurden. Zudem ist Sonnenlicht kostenlos, wird noch viele Milliarden Jahre leuchten und das, wenn auch in unterschiedlicher Intensität, rund um den Globus. Sonnenlicht direkt in elektrischen Strom zu verwandeln, ist eine der elegantesten Methoden der Energieerzeugung. 4 Der photovoltaische Effekt wurde bereits 1839 von Alexandre-Edmond Becquerel entdeckt. Trotz der bereits frühen Entdeckung des Effektes, wurde die erste Silicium-Solarzelle erst 1954 durch Chapin, Fuller und Pearson in den Bell Laboratories entwickelt. Bald darauf wurde der erste Satellit mit einer Zelle von weniger als einem Watt Leistung in das Weltall geschickt. Aufgrund der hohen Kosten entstand ein breites Interesse an der terrestrischen Anwendung der Technik erst während der Ölkrise in den 70er Jahren. Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass Photovoltaik wegen der vielfältigen Einsatzmöglichkeit und des beträchtlichen technologischen Entwicklungspotential zu den wichtigsten Möglichkeiten der Nutzung regenerativer Energiequellen zu zählen ist. Neben der Solarenergie gibt es noch weitere Arten der Stromerzeugung durch regenerative Energiequellen. Beispielhaft möchten wir folgende Arten nennen: - Erdwärme - Gezeitenenergie - Sonnenenergie - Windenergie 5 6 Bauelemente, die durch Absorption elektromagnetischer Strahlung elektrischen Strom erzeugen können, heißen Solarzellen. Die meisten der heute käuflichen Solarzellen sind Halbleiterbauelemente, und davon ist der überwiegende Teil aus kristallinem Silicium. Im Folgenden werden wir zunächst an diesem Material Aufbau und Wirkungsweise beispielhaft erläutert. Die Wirkungsweise einer Solarzelle lässt sich folgendermaßen knapp beschreiben: - die Solarzelle absorbiert Licht (elektromagnetische Energie); - in der Solarzelle entstehen (zusätzliche) bewegliche positive und negative Ladungsträger (innerer Photoeffekt); - ein elektrisches Feld in der Solarzelle trennt diese Ladungsträger; - an den Anschlussklemmen entsteht eine elektrische Spannung. Diese photovoltaische Spannung führt bei einem angeschlossenen elektrischen Verbraucher zu einem elektrischen Strom und damit zu einer Zufuhr elektrischer Energie, die letztlich vom absorbierten Licht herrührt. Eine der Grundvoraussetzungen für das Zustandekommen des photovoltaischen Effektes in einer Solarzelle ist also das Vorhandensein eines inneren elektrischen Feldes. Es kommt durch den Kontakt zweier unterschiedlicher Halbleiterschichten zustande und wird pn-Übergang genannt. 7 In diesem Bild sehen wir den prinzipieller Aufbau einer Solarzelle. Die klassische Silizium-Solarzelle besteht aus einer ca. 0,001 mm dicken nSchicht, welche in das ca. 0,6 mm dicke p-leitende Si-Substrat eingebracht wurde. Den Übergang zwischen n-Schicht und p-Substrat nennt man p-nÜbergang oder einfach Grenzschicht. Die n-Schicht ist so dünn, damit das Sonnenlicht besonders in der Raumladungszone am p-n-Übergang absorbiert wird. Das p-leitende Si-Substrat muss dick genug sein, um die tiefer eindringenden Sonnenstrahlen absorbieren zu können und um der Solarzelle mechanische Stabilität zu geben. 8 Diese Grafik veranschaulicht einen p-n-Übergang ohne außen angelegte Spannung Der p-n-Übergang als wesentlicher Teil einer Si-Solarzelle wird technisch z.B. so erreicht, dass man von einem n- oder p- leitenden Grundmaterial ausgeht und bei Temperaturen um 850 °C das jeweils komplementäre Dotierungsmaterial eindiffundieren lässt. Dadurch wird die jeweilige Grunddotierung in dieser Schicht überkompensiert. Als Ergebnis der Dotierung befinden sich im n-Gebiet sehr viele Elektronen, im pGebiet dagegen sehr viele Löcher. Diesen Konzentrationsunterschied versuchen die Ladungsträger auszugleichen. Es ergeben sich Diffusionsströme von Elektronen aus dem n-Gebiet zum p-Gebiet und von Löchern aus dem p-Gebiet zum n-Gebiet. So entstehen an der Grenzschicht im Donatorbereich positive Ladungen, im Akzeptorbereich dagegen negative Ladungen. Über die Grenzfläche hinweg erstreckt sich also ein elektrisches Feld. Dieses wiederum verursacht nun seinerseits Feldströme beider Ladungsträgersorten, die den Diffusionsströmen entgegen gerichtet sind. Im Gleichgewicht, ohne Bestrahlung und ohne das Anlegen einer äußeren Spannung an die Solarzelle, kompensieren sich die jeweiligen Diffusions- und Feldströme von Löchern und Elektronen, der Gesamtstrom durch die Grenzfläche wird zu 0. Im Bereich der Grenzfläche entstehen so Gebiete mit ortsfesten elektrisch positiven und negativen Überschussladungen und einem Mangel an beweglichen Ladungsträgern. Diese Feld- oder Raumladungszone ist also sehr hochohmig. 9 Legt man nun von außen eine Spannung an die Zelle, so kann man dadurch die Feldströme beeinflussen. Üblicherweise wird die Spannung positiv gerechnet, wenn der Pluspol der Spannungsquelle mit der p-Seite der Solarzelle verbunden wird. Das Anlegen einer positiven Spannung zwischen p- und n-Gebiet (Durchlaßspannung) vergrößert den Diffusionsstrom, nicht jedoch den Feldstrom: Es fließt ein Netto- Diffusionsstrom von Elektronen und Löchern durch den p-nÜbergang. Erhöht man die angelegte Spannung soweit, das die genauso groß ist wie die Diffusionsspannung, so wird der Strom nur noch durch die Bahnwiderstände begrenzt. Legt man zwischen p- und n-Gebiet dagegen eine negative Spannung an (Sperrspannung), so nimmt der Diffusionsstrom ab, und es kommt zum Überwiegen der Feldströme. Es fließt ein elektrischer Nettostrom, dessen Richtung der Durchlassrichtung umgekehrt ist. Dieser Sperrstrom (Dunkel- oder Sättigungsstrom) ist sehr klein. 10 Die Schilderung zeigt, dass die unbeleuchtete Solarzelle eine Halbleiterdiode darstellt, deren Verhalten im Idealfall mit der Diodengleichung von Schockley beschrieben wird, gleiches gilt für die bestrahlte Solarzelle: I = Diodenstrom (A) Is = Sperrstrom (A) U = Spannung (V) q = Elementarladung (As) k = Boltzmann-Konstante (J/K) T = Temperatur (K) IL = Photostrom (A) 11 Dieses Merkmal des Solarmoduls lässt sich mittels der Aufnahme der Dunkelkennlinie des Solarmoduls beobachten. So ist eine Mindestspannung nötig, um die Sperrschicht abzubauen und den Stromfluss zu ermöglichen. Dazu schaltet man das Solarmodul in Durchlassrichtung und legt von außen eine Spannung U an. Hierbei muss das Solarmodul verdunkelt werden, da die Umgebungshelligkeit das Ergebnis verfälschen würde. Gemessen wird dann der Stromfluss durch den Halbleiter in Abhängigkeit von der angelegten Spannung. 12 Wie in dem Chart zu erkennen ist, steigt bei Erhöhung der Spannung U die Stormstärke I nicht linear an, sondern es ist erst eine Spannung von mindestens 0,7V notwendig um überhaupt eine messbare Stromstärke zu erhalten. Ist die Sperrschicht vollständig abgebaut, so steigt der Strom I linear weiter an (hier ab ca. 3,5V) 13 Schauen wir uns nun die Solarzelle unter Bestrahlung an. Ein typischer Prozess sieht z.B. so aus: Ein Photon mit einer genügend hohen Energie durchquert die ersten sehr dünnen Schichten und wird schließlich im p-Gebiet absorbiert. Dabei entsteht ein Elektron-Loch-Paar. In dem p-Gebiet sind die freien Elektronen gegenüber den Löchern in der Minderheit: sie sind hier die Minoritätsträger. Diese Minoritätsträger diffundieren im p-Gebiet, bis sie ins Grenzgebiet der Feldzone gelangen, wo sie durch die Feldkräfte beschleunigt werden, so dass sie auf die Emitterseite der Zelle gelangen können. Dieses Phänomen führt also zur Ladungsträgertrennung. Vorbedingung ist, dass die Diffusionslänge der Elektronen ausreicht, um die Grenze der Feldzone zu erreichen. Kürzere Diffusionslängen führen zur Rekombination. Die Photonenenergie ist dann für die Stromerzeugung verloren. Auch im n-Gebiet kann durch Photonenabsorption ein Ladungsträgerpaar entstehen. Hier sind aber die Löcher in der Minorität. Reicht ihre Diffusionslänge aus, die Grenze der Feldzone zu erreichen, werden sie beschleunigt und gelangen so in das p-Gebiet. Es ist wohl nun mehr offensichtlich, dass durch das Vorhandensein des inneren elektrischen Felds bei einem p-n-Übergang die Ladungsträger bei Lichteinfall getrennt werden können. Als Ergebnis des Elektronenflusses zur n-Region und der Wanderung der Löcher zur p-Region kommt es im Vergleich zur unbestrahlten Solarzelle zu einem Elektronenüberschuss in der n- und einem Elektronen mangel in der p-Region. Verbindet man nun diese beiden Regionen galvanisch über einen Lastwiderstand, so fließen Elektronen aus dem n-Gebiet in den äußeren Kreis und Elektronen aus dem äußeren Kreis in die p-Basis, wo sie mit Löchern rekombinieren. 14 Mit Hilfe der Hellkennlinie lässt sich abschätzen bei welcher Spannung das Solarmodul betrieben werden muss um die höchstmögliche Ausgangsleitung zu liefern. Dieser Punkt wird Maximum Power Point (MPP) genannt. Zur Bestimmung der Hellkennlinie muss man für verschiedene Widerstände R die Spannung U und die Stromstärke I ermitteln. 15 Dieses Chart zeigt die gemessene Hellkennlinie. Wie man sieht handelt es sich auch hierbei um keinen linearen Zusammenhang zwischen dem Strom I und der Spannung U. 16 Um nun den MPP zu bestimmen, wird die Leistung P = U * I über der Spannung aufgetragen. Wie in dem Chart zu sehen ist, wird die Leistung P des Solarmoduls bei einer Spannung U von ca. 2,5 V maximal. In diesem Fall bringt das Solarmodul eine Leistung von 669,5 mW. 17 Heute übliche Silicium Solarzellen haben eine Größe von 100 mm x 100 mm und geben, je nach Sonneneinstrahlung, einem Strom von ca. 1,0 A bis 4,0 A bei einer Spannung von 0,4 V bis 0.8 V eine Leistung von 0,4 W bis 3,2 W ab. Um aus Solarzellen Solarmodule zu erstellen, gibt es die Möglichkeiten die Solarzellen in Reihe oder Parallel zu verschalten. Bei der Parallelschaltung werden die Strömstärken addiert und die Spannung bleibt etwa bei der Spannung der Einzelzelle, deswegen ist sie eher unüblich. Bei der Reihenschaltung von Solarzellen werden die Spannungen addiert und die Stromstärke bleibt etwa bei der Stromstärke der Einzelzelle. Dies ist die gängige Methode. Verbreitet sind Solarmodule mit 36, 54 oder 108 Solarzellen, die entsprechend bis zu 100 W Leistung erbringen können. Zusammengeschaltete Solarzellen sollten in etwa die gleichen elektrischen Kennwerte aufweisen bzw. aus einer Baureihe stammen. Die Ausgangleistung von Solarzellen ist stark von der Temperatur der Zelle abhängig. Pro Grad Temperaturerhöhung sinkt die Spannung um mehr als 0,5 %, der Strom steigt um ca. 0,05 %. Für die Leistung wirkt sich gerade die Spannungsabhängigkeit stark aus, die Leistung sinkt also um ca. 0,5 %, wenn die Zelle um 1 Grad wärmer wird. Handelsübliche Silicium-Solarzellen besitzen heute einen Wirkungsgrad von ca. 20%. Damit hergestellte Solarmodule erreichen einen Gesamtwirkungsgrad von ca. 17%. 18 19 Mit den heute verfügbaren Anlagentechniken gibt es verschiedene Möglichkeiten eine Photovoltaik-Anlage einzusetzen. Es gibt auf der einen Seite die Möglichkeit die Energie, die man nicht selber verbraucht in das öffentliche Netz einzuspeisen, und auf der anderen Seite eine Insellösung, in der man überschüssige Energie in Akkumulatoren speichert um sie später abrufen zu können. 20 Die teilweise Einspeisung ins öffentliche Netz funktioniert wie folgt: Die Solarmodule erzeugen aus der Sonnenenergie Gleichstrom. Dieser wird anschließend durch ein sog. Netzkopplungsgerät in Wechselspannung umgewandelt und direkt an das mit dem öffentlichen Stromnetz verbundenem Wohnhaus eingespeist. Die Solaranlage versorgt ab diesem Zeitpunkt alle elektrischen Verbraucher des Haushaltes. Sollte die benötigte Energie aus der PV-Anlage nicht ausreichen, wird zusätzliche Energie aus dem öffentlichen Netz bezogen. Andersherum wird überschüssiger Solarstrom, in Zeiten in denen die Anlage mehr Energie erzeugt als benötigt wird, in das öffentliche Netz über einen sog. Einspeisezähler eingespeist. Die Vergütung je eingespeister kWh beträgt zur Zeit (abhängig von der Leistung der Anlage) zwischen 0,54 € und 0,574 €. Je leistungsstärker die Anlage umso geringer die Vergütung. Neben der Möglichkeit den PV-Strom selbst zu nutzen, gibt es auch die Möglichkeit, den gesamten Strom in das öffentliche Netz einzuspeisen und den selbst benötigten Strom ausschließlich vom Versorgungsunternehmen zu beziehen. Neben den „normalen“ Problemen wie z.B. der Ausrichtung der Module oder den einzelnen Bauverordnungen bei netzgekoppelten PV-Anlagen, gibt es weitaus schwerer wiegende Probleme mit der technischen Realisierung von Insellösungen. 21 Wie die Grafik veranschaulicht, ist die Anzahl der Sonnenstunden über das gesamte Jahr nicht gleichverteilt. In den Monaten in denen man viel Energie benötigt, scheint die Sonne weniger und in den Monaten mit einer hohen Anzahl von Sonnenstunden wird weniger Energie benötigt als produziert. Hierin liegt das größte Problem der Insellösungen. In den Zeiten geringer Sonnenstunden benötigt man zur Deckung des Energiebedarfs ein zusätzliches Stromaggregat. Auf der anderen Seite lässt sich die Energie der sonnenreichen Monate nicht Effektiv speichern um sie in den energiereichen Monaten abzurufen. Daher sind Insellösungen für den Privathaushalt faktisch ungeeignet. 22 Neben der Ungleichverteilung der Sonnenstunden über das Jahr, spielt auch der geographische Standort einer PV-Anlage eine wichtige Rolle. Während wir in Städten wie Stuttgart und Aachen nur knapp 1300 bis 1500 Sonnenstunden im Jahr haben, ist hingegen in Freiburg oder Berlin eine erhöhte Verteilung der Sonnenstunden zu registrieren. Hier können wir ein Plus von ca. 500 bis 700 Sonnenstunden zusätzlich pro Jahr verzeichnen. 23 24 Photovoltaik-Anlagen haben auf den ersten Blick eine schlechte CO2-Bilanz. Laut dem Technology Review hat die Herstellung von Solarzellen im Jahr 2006 für einen zusätzlichen Kohlendioxidausstoß von ca. 400.000 Tonnen geführt. Die TU Berlin hat dafür die energetische Amortisationszeit von Solarzellen berechnet. Ergebnis: Es dauert 25 bis 57 Monate bis Solarzellen die Energie erzeugt haben, die für die Produktion nötig war. Die technische Universität Berlin hat weiter berechnet, dass die Produktion von angenommenen 750 MW Photovoltaik-Modulen in Deutschland im Jahr 2006 1,5 Mio. Tonnen an CO2-Emissionen verursacht hat. Gegengerechnet mit dem erzeugten Solarstrom aus 2.000 MW installierter Solarstrom-Leistung (1,1 Mio t. CO2-Einsparung) ergibt sich die bereits genannte Differenz von 400.000 zusätzlichen Tonnen an CO2 durch Photovoltaik. Das auf den ersten Blick möglicherweise erschreckende Rechenergebnis ergibt sich daraus, dass Solarstrom erst seit wenigen Jahren boomt. Kalkuliert man mit der zu erwartenden Lebensdauer von 30 Jahren, so produzieren Solarzellen bis zu 14x mehr Energie als die Produktion der Zellen verbraucht hat. Die TU hat auch die Lebensdauer überprüft und kommt zu dem Schluss, dass 30 Jahre Lebenserwartung im Durchschnitt realistisch ist. Die Solarmodulhersteller geben in den meisten Fällen bereits 25 Jahre Leistungsgarantie. 25 Die Tabelle zeigt den gesamten Lebenszyklus einer Anlage. Bei Kernkraftwerken: Uranbergbau, Brennelementherstellung und Bau des Kraftwerkes. Bei Wind, Solar, Wasserkraft: Bau des Kraftwerkes. Bei Braunkohle, Steinkohle, Erdgas analog zusätzlich zu den Emissionen beim Betrieb. 26 Das Schaubild zeigt den Anteil der einzelner Bereiche des öffentlichen Lebens an der Gesamtemission in Deutschland. 27 Zum Recycling von Silizium-Solarzellen haben mehrere Firmen verschiedene Verfahren entwickelt. Das Hauptproblem liegt zur Zeit in der Demontage der Solarzelle in ihre verschiedenen Bestandteile. Da das Solarmodul keine giftigen Stoffe enthält, verbleiben keine gefährlichen Abfälle. Die Bor- oder Phosphorverbindungen liegen in vernachlässigbaren Mengen vor. Insbesondere weist der Recyclingprozess eine positive Energiebilanz auf, d.h. selbst wenn das Silizium je nach Verfahren nicht mehr für Solarzellen verwendet werden kann, sondern in anderen Bereichen z.B. in der Metallindustrie verwendet werden muss, ist der Energieaufwand für das Recyceln geringer als für die Herstellung von neuem Silizium aufgewendet werden müsste. 28 29 Der effektive Einsatz von Photovoltaik-Anlagen ist stark Standortabhängig. Deutschland gehört zu den Ländern, in denen die Deckung des Grundenergiebedarfs nicht durch die heutige Technik der Photovoltaik gedeckt werden kann. Andere Länder die eine konstantere Sonneneinstrahlung aufweisen scheinen hierfür besser geeignet. Trotzdem sollte man nicht davor zurückschrecken in diese Technik zu investieren. Bei der Photovoltaik handelt es sich, wie schon zu Beginn des Vortrages gesagt, um die eleganteste Art direkt aus der Sonne Energie zu erzeugen. Dazu kommt noch, dass die Sonne keine Rechnung schickt! In Deutschland wird fast ein Zehntel der verbrauchten Energie aus erneuerbaren Quellen gewonnen. Der Anteil der aus Wind, Sonne, Biomasse und anderen regenerativen Quellen gewonnenen Energie ist 2007 von 8,0 auf 9,1 Prozent gestiegen. Bei Strom stieg der Anteil von 11,8 auf 14,3 Prozent. Deutschland ist führend beim Ausbau erneuerbarer Energien. Diese Entwicklung ist auch mit positiven Effekten für die Wirtschaft verbunden. Windräder aus Deutschland werden in den USA, in China und Australien aufgestellt; in der Photovoltaik und bei Biogasanlagen spielen deutsche Hersteller in der ersten Weltliga. Diese Erfolgsgeschichte ist eng mit dem erneuerbarenEnergien-Gesetz verbunden, dass eine Abnahmepflicht zu Fixpreisen für Ökostrom vorsieht. Zur Zeit ist die Branche aber immer noch abhängig von staatlicher Unterstützung. Regenerative Energien können nur in einem ausgewogenen Mix mit der herkömmlichen fossilen Energieerzeugung, zur Deckung des Gesamtenergiebedarfes, eingesetzt werden. Klar ist: Durchsetzen werden sich Öko-Energien nur, wenn sie irgendwann ohne den Schutz des Staates auskommen. 30 31 Photovoltaik ist zu teuer: Bei Anlagen die Solarstrom ins öffentliche Stromnetz einspeisen, liegen die tatsächlichen Investitionskosten erheblich unter den Anlagekosten. Die Anlage hat sich nach einer bestimmten Zeit durch Stromeinspeisung und gesetzlich vorgeschriebene Vergütungen zu Mindestpreisen quasi selbst finanziert. Die Zeit nach der sich die Anlage selbst finanziert hat, kann mit einer Kalkulationstabelle ermittelt werden. Zur Herstellung der Solarzellen wird mehr Energie benötigt als die Solarzellen während ihrer Lebensdauer liefern können. Richtig ist, dass früher erheblich mehr energieintensiv hergestelltes Silizium zur Herstellung der Zellen eingesetzt wurde als heute. Durch die Herstellung von Solarzellen mit immer dünneren Siliziumscheiben kann man in Mitteleuropa davon ausgehen, dass heute hergestellte Solarzellen in den ersten 4 Jahren mehr Strom erzeugt haben, als bei Ihrer Herstellung benötigt wurde. Bei Garantiezeiten von 25 Jahren und einer durchschnittlich zu erwartenden Lebensdauer von über 30 Jahren kann diese ContraBehauptung als nicht mehr zeitgemäß angesehen werden. Der Einsatz von Photovoltaik erfordert die Verwendung von kurzlebigen, umweltschädlichen Hilfsaggregaten (z.B. Bleiakkus). Die Verwendung von kurzlebigen, umweltschädlichen Hilfsaggregaten betrifft nur sogenannte Inselsysteme (d.h. der Solarstrom wird nicht ins öffentliche Stromnetz eingespeist, sondern in Akkus gespeichert; der Wirkungsgrad von Inselsystemen ist durch die Akkus niedriger als bei Netzeinspeisesystemen). Bei den lukrativen Netzeinspeisesystemen werden keine umweltschädlichen und kurzlebigen Hilfsaggregate benötigt. 32 Der Wirkungsgrad der Solarzellen ist zu gering. Für die Berechnung der Wirtschaftlichkeit von Anlagen spielt der Wirkungsgrad nur eine untergeordnete Rolle. Solarzellen mit dem höchsten Wirkungsgrad führen nicht zwangsläufig zur höchsten Rentabilität. Entscheidend ist das Verhältnis von Investitionskosten zu Stromertrag. Das Sonnenlicht wird von modernen Silizium Solarzellen zu ca. 15% in Strom umgewandelt. Solarstrom kann nur einen unbedeutenden Anteil an der Stromversorgung liefern. Momentan liegt der Solarstromanteil in Deutschland unter 1%. Bereits heute können jedoch in unseren Breiten Häuser mit Photovoltaik gebaut werden, die mehr Energie liefern als ihre Bewohner verbrauchen (sogenannte Plusenergiehäuser). Die zunehmende Anzahl von Förderprogrammen zur Photovoltaik in anderen europäischen und asiatischen Ländern beweist, dass das Solarstrompotenzial international zunehmend erkannt wird. 33 Die Einspeisung von Solarstrom in das öffentliche Netz erzeugt keinerlei Emissionen und ist ein hervorragendes Umweltinvestment. Jede Photovoltaikanlage führt zu einer Verringerung des Ausstosses von Treibhausgasen durch die Einsparung von Kohle, Öl und Gas. Mit dem Umweltinvestment Photovoltaik lassen sich gesetzlich abgesicherte Renditen erwirtschaften. Die Netzeinspeisung von Solarstrom erfolgt zuverlässig mit minimalem technischen und räumlichen Aufwand. Ein zur Netzeinspeisung taugliches System besteht nur aus Solarzellen mit Halterungen, Kabel mit Steckern, Wechselrichter (dient zur Wandlung von Gleichstrom in Wechselstrom) und geeichtem Stromzähler (Akkus sind nicht erforderlich). Die Montage einer typischen Dachanlage kann innerhalb von ein bis zwei Tagen abgeschlossen werden. 34 Durch eine eigene Photovoltaikanlage kann man zukünftigen Strompreiserhöhungen gelassen entgegensehen. Die erneuerbaren Energien erlangen zunehmende Bedeutung. Nach Ablauf der 20-jährigen Einspeisegarantie wird der Gesetzgeber mit großer Wahrscheinlichkeit Rahmenbedingungen festlegen, um das Potential der existierenden Netzeinspeisesysteme weiter zu nutzen. Als untere Grenze für die Einspeisevergütung wäre sicherlich der dann zu zahlende Stromverbrauchspreis denkbar. Bei einer langfristigen überdurchschnittlichen Steigerung des Strompreises gegenüber heute (durch die Verknappung von fossilen Energieträgern und dem Ausstieg aus der Kernspaltung ist damit zu rechnen), könnte der Photovoltaik Betreiber mit überdurchschnittlichen Mehreinnahmen rechnen. Eine eigene Photovoltaikanlage kann bezahlbare Mobilität in der Zukunft ermöglichen. Der Jahresertrag einer 5 kWp Photovoltaikanlage ermöglicht mit heute verfügbaren Elektroautos eine Reichweite von 25000 km. Die Nutzung von Solarstrom als "Kraftstoff" führt nicht zur Verknappung von Ackerflächen und steigenden Nahrungsmittelpreisen durch den verstärkten Anbau von Energiepflanzen. Die Rodung von Regenwäldern zur Gewinnung von Anbauflächen für die Palmölproduktion entfällt ebenfalls. 35 36 37