5. Fachtag "Mobile Dienste/MoDiBUS" "Entwicklungshemmende" Verhaltensmuster (Versuch einer Kategorisierung / Typisierung) (Wittrock nach Myschker 2002/2009) Hauptkategorien A. Kinder und Jugendliche mit externalisierenden, aggressiven, ausagierenden Verhaltensmustern häufig auftretende Verhaltensweisen ungesteuert aggressiv überaktiv, impulsiv, exzessiv streitend tyrannisierend regelverletzend aufmerksamkeitsbeeinträchtig Geringe Selbststeuerung/ -kontrolle! B. Kinder und Jugendliche Zurückgezogen, gehemmt, mit internalisierenden, ängstlich-gehemmten Verhaltensmustern freudlos, traurig, ängstlich interessenlos Schlafstörungen somatische Störungen Minderwertigkeitsgefühle (Freudlosigkeit ist ein hoher Prädiktor!) C. Kinder und Jugendliche mit sozial unreifen Verhaltensmustern leicht ermüdbar/ wenig belastbar Kontaktprobleme konzentrations- (und leistungs-) schwach Sprach- und Sprechentwicklungsstörungen Nicht altersgerechtes Verhalten (Achtung: zugrundeliegend ist dabei die Vorstellung, dass es ein "normales" Verhalten für jedes biologisches Alter gibt!) D. Kinder und Jugendliche mit sozialisiert delinquenten Verhaltensmustern planvoll (!) aggressiv verantwortungslos nicht normentsprechende Wertesysteme reizbar, leicht erregt, leicht frustriert reuelos Hohe Selbststeuerung/ -kontrolle! (Wittrock, 2011, Kategorisierung-Verhaltensmuster) Achtung: Meldungen zu ca. 22% für Mädchen und zu 7% zu internalisierenden Verhaltensmustern (B). Wie ist dies zu erklären? Internalisierende Verhaltensmuster: Allen "Angststörungen" ist gemeinsam, dass die Betroffenen übermäßig starke Ängste haben vor Dingen, vor denen Menschen ohne Angststörung keine oder in weit geringerem Maß Angst oder Furcht empfinden. Dabei erkennen die betroffenen Personen eventuell zeitweise, dass ihre Angst übermäßig oder unbegründet ist. "Selbstverletzendes Verhalten" Beobachtbares Phänomen mit erkennbaren Symptomen: Von kleinen zwanghaften Verletzungen (z. B. Finger-nagelränder) bis hin zu schweren Verletzungen Ursachen sehr unterschiedlich (insbesondere): Selbstunwerturteil ("Identifikation mit dem Aggressor" Bewältigungsform bei übermäßigem Stress und Misserfolg) / Selbstvergewisserung ("Ich blute also bin ich") Relativ verselbständigtes, verfestigtes Verhaltens-muster Aus lerntheoretischer Sicht sind des Weiteren drei mitbestimmende Faktoren in der konkreten Situation zu bedenken: Ist die Situation klar oder unklar (für die Person) Hat die Person in ihrem "Register" eine Vorerfahrung? Angenehm oder Unangenehm? Hat die Person für diese Situation ein Handlungsrepertoire? oder nach Lazarus folgende drei Phasen des Bewertungsprozesses: Gefahrrelevanz einer Situation? (primary appraisal) Möglichkeiten zur Gefahrenbeseitigung? (secondary appraisal) Gefahr größer als eigene Kräfte/Möglichkeiten? (reappraisal) Zum Zusammenhang von Angst und Leistung(-sfähigkeit): Angst hemmt Leistung, aber bei zu geringer Aktivierung (leichte Erregung) und bei zu hoher Aktivierung (bzw. Angst) ist die Leistungsfähigkeit einer Person eingeschränkt bzw. sogar vollkommen abhanden. Autismus Spektrum Störung Über das Störungsbild an sich herrscht Einstimmigkeit. Asperger Syndrom: Psychopathie (autistische), keine Intelligenzminderung, geringe Sprachstörung. "High Functioning Autism": Ähnliche Grundmuster wie beim Asperger Syndrom, aber deutliche "Inselbegabung". Zu beachten: Spezielle Klassenraumgestaltung ( „reizarme Klassen“) Reaktives Verhalten auf Problemkonstellationen, maladaptives Verhalten und Verhaltensstörungen sind strikt zu unterscheiden! Im Zentrum schulischen Bemühens (= Prävention und frühe Intervention) stehen das Verstehen der "Problemkonstellationen", das Verhindern der "Ausformung eines maladaptiven Verhaltens" bzw. die Verminderung/ Veränderung bereits ausgeformten "maladaptiven Verhaltens" bei manifestierten "Verhaltensstörungen" (= "Persönlichkeitsentwicklungsstörungen") ist die enge Kooperation mit einem Kinder- und Jugendlichenpsychiater bzw. einem klinischen Psychologen/Psychotherapeuten zwingen erforderlich.