LANDKREIS COBURG Montag, 27. Dezember 2010 „Bei Diskussion umWesterwelle warten wir ab“ Herr Dr. Herbert, wie bewertet die Coburger FDP die Position des umstrittenen Bundesvorsitzenden Guido Westerwelle? Dr. Ulrich Herbert: Wir sehen die Diskussion um unseren Bundesvorsitzenden ganz gelassen und warten ab. Derzeit kommt die meiste Kritik aus Gliederungen unserer Partei, die im nächsten Jahr Wahlen zu bestehen haben. Wir sehen natürlich, dass gegen Guido Westerwelle geschossen wird. Andererseits darf man nicht vergessen, dass er bei der Bundestagswahl 2009 einen ganz großen Erfolg eingefahren hat. Und man muss, bevor man eine Führungspersönlichkeit absetzen will, eine Alternative haben. Vielleicht entwickelt sich die noch. Ich meine aber, dass Westerwelle sehr falsch interpretiert wird. ? ? Wo konkret? Als er sich mit Hartz-IV-Empfängern auseinander gesetzt hat, haben sich viele zu Unrecht angegriffen gefühlt. Das ist nachvollziehbar. Dass bei Hartz IV jedoch nicht alles Gold ist, was glänzt, muss man auch sehen. Aber ich räume ein: Kritische Töne gegen Guido Westerwelle gibt es natürlich. Man hört auch in der Coburger FDP immer wieder, er müsste sich selbst aus der Schusslinie nehmen. ? Die Umfragewerte der FDP gehen in den Keller. Woran liegt das? Auch an den Problemen mit und um Guido Westerwelle, der sich einer teilweise aggressiv geführten Auseinandersetzung stellen muss. Aber das ist nur ein Teil, mit dem die Entwicklung zu begründen ist. Dazu gehört, dass die Bundesregierung von CDU, CSU und FDP im vergangenen Jahr Startschwierigkeiten hatte. Und der Rückgang der Sympathiewerte liegt auch daran, dass die FDP bislang ihre Versprechen nicht durchsetzen konnte, das Steuerrecht zu vereinfachen und die Steuerlast für die Bürgerinnen und Bürger zu verringern. Fragen: Martin Fleischmann „Vögel werden zu Vegetariern“ Redaktion Landkreis Coburg: Telefon: 09561/850-128 Telefax: 09561/850-294 Mail: [email protected] Was können Gartenbesitzer tun, um den Vögeln das Leben zu erleichtern. Sinnvolle Maßnahmen wären zum Beispiel an den Apfelbäumen ein paar Früchte hängen zu lassen. Auch Stauden und Kräuter wie Mohn, Karde oder Königskerze erst im Frühjahr zurückschneiden, die Früchte sind bei Zaunkönig oder Stieglitz sehr begehrt. Eine fruchtende Birke im Garten wird die Vögel magisch anziehen. Und wenn ein Laubhaufen mal liegen bleiben darf, können die Amsel oder das Rotkehlchen dort bestimmt ein paar Insekten finden. Grundsätzlich sollten wir uns im Garten mehr auf unsere heimischen Bäume und Sträucher besinnen. Weniger Thuja oder Essigbaum dafür mehr Holunder, Hasel oder Schneeball. In unseren Breiten überwintern zahlreiche Vogelarten. Wie schützen sich diese Tiere vor der Kälte? Höhlenbrüter wie Meisen, Kleiber oder Spechte überwintern in Baumhöhlen und Nistkästen. Baumläufer und Zaunkönige wärmen sich dabei gegenseitig, indem sich mehrere Tiere im gepolsterten Innenraum einer Nisthöhle eng aneinander schmiegen. Großvögel (Greife, Wasservögel oder Reiher) sind durch ihr Federkleid so gut isoliert, dass sie alleine überwintern können. Das relativ große Körpervolumen verhindert ein rasches Auskühlen. Im Sommer gibt es genug Insekten, Samen und Körner. Was fressen die Vögel im Winter? Viele Insektenjäger ziehen ab in südlichere Breiten, da sie bei uns nicht genügend Nahrung finden. Kohl- oder Blaumeisen können ihre Ernährung einfach auf vegetarische Kost umstellen. Körner, Samen und Beeren gibt es bei uns im Winter eigentlich ausreichend. So sind Vogelbeeren bei Amseln oder Birken- und Erlensamen beim Zeisig sehr beliebt. Der Kernbeißer schätzt Hainbuchensamen und Bucheckern und der Eichelhäher, wie der Name verrät, ernährt sich überwiegend von Eicheln, welche er im Herbst zu tausenden versteckt hat. Unsere heimischen Bäume und Sträucher spielen also eine wichtige Rolle fürs Überleben der Vögel im Winter. Ist es sinnvoll, die Vögel im Winter zu füttern? Bei geschlossener Schneedecke oder sehr kalten Temperaturen ist das Füttern absolut sinnvoll. Gerade in Städten, wo die Parks und Gärten sehr aufgeräumt sind und deshalb Interview Spatzen laben sich an einem Futterspender. Bei geschlossener Schneedecke ist es sinnvoll, Vögel zu füttern. wenig Nahrung bieten, leiden die Tiere im Winter unter Futtermangel. Durch den hohen Energiebedarf sind gerade kleinere Vögel auf sehr fettreiche Kost angewiesen. Hier kann der Mensch das fehlende Nahrungsangebot durch Vogelfutter ersetzen. Wo schlafen die Vögel? Viele Vögel ziehen sich in Baumhöhlen oder Nistkästen zurück (Höhlenbrüter), andere übernachten frei in der Deckung eines Baumes, nahe am Stamm oder im dichten Astwerk (Finken, Drosseln). Wieder andere (Sperlinge, Amseln) nutzen Nischen an Gebäuden, im vom Menschen gestalteten Umfeld. Wasservögel halten sich auf der Wasserfläche auf, so lange diese nicht zufriert. Handfeste Schlägerei So erreichen Sie uns Bergfinken, Zeisige oder Seidenschwänze bei uns beobachten, die vor dem skandinavischen Winter nach Mitteleuropa ausweichen. Im Januar ruft der Landesbund für Vogelschutz (LBV) zur „Stunde der Wintervögel auf“. Warum es sinnvoll ist, Vögel zu beobachten und zu zählen, erklärt Alexander Ulmer. Meldungen Weitramsdorf – Mit Strafanzeigen wegen Körperverletzung gegen zwei junge Männer endete ein Polizeieinsatz am Sonntagmorgen in der Coburger Straße in Weitramsdorf. Eine Gruppe junger Leute wartete in der Ortsmitte auf ein Taxi. Zwischen einem 18-jährigen Mann und einem 26-Jährigen entwickelte sich nach einer verbalen Auseinandersetzung schließlich eine handfeste Schlägerei. Während der eine zunächst seinem Kontrahenten mit der Faust ins Gesicht schlug und der Getroffene dadurch eine Platzwunde erlitt, revanchierte sich dieser mit einem Faustschlag in den Magenbereich, teilte die Polizei am Sonntag mit. Die Polizeibeamten vermittelten zwischen den beiden stark angetrunkenen Männern und stellten den Frieden wieder her. Dennoch müssen sich beide jetzt mit Strafanzeigen auseinandersetzen. Seite 15 Gimpel, Sperling und Co: Menschen können helfen 3 Fragen an Dr. Ulrich Herbert, Kreisvorsitzender der FDP in Coburg COL1 Alexander Ulmer, Leiter der LBV-Geschäftsstelle in Coburg Können Minustemperaturen den Vögeln gefährlich werden? Nur wenn es plötzlich ganz extrem kalt wird. Dann können z.B. Enten und Schwäne im Eis festfrieren. Ansonsten gefährdet nicht die Kälte das Überleben der Wintervögel, sondern alleine der Nahrungsmangel. Wenn zum Beispiel eine kleine Blaumeise immer genügend Futter findet, dann kann sie mit dieser Energie die kältesten Temperaturen überstehen. Sie verbrennt dann einfach die Kalorien zu Körperwärme durch ihren Stoffwechsel und hält dadurch die Körpertemperatur aufrecht. Ist es sehr kalt, dann muss sie wegen ihres relativ kleinen Körpervolumens aber sehr viel Nahrung aufnehmen, um die Temperatur halten zu können. Dann ist Winterfütterung für sie eine große Hilfe. Bei sehr starken Kälteeinbrüchen weichen auch Standvögel nach Süd- und Westeuropa aus und überbrücken die ganz kalte Phase dort. Wir können im Winter dann auch typische Nordeuropäer wie Der Landesbund für Vogelschutz ruft auch dieses Jahr die „Stunde der Wintervögel“ aus. Worin liegt der Sinn, wenn die Wintervögel gezählt werden? Unsere Umwelt befindet sich in einem rasenden Wandel. Viele Tierarten verschwinden aus unseren Parks und Gärten, neue wandern ein. Dadurch, dass sich über viele Jahre zahlreiche Menschen an der Aktion beteiligen, lassen sich schleichende Veränderungen in der heimischen Vogelwelt gut aufspüren. Nur durch die hohe Teilnehmerzahl, wurde man im Januar 2010 auf die Invasion des Erlenzeisigs aus Nordeuropa aufmerksam. Allgemein lässt sich auch der Trend feststellen, dass Zugvögel wie Mönchsgrasmücke oder Hausrotschwanz bei uns in zunehmender Zahl überwintern. Durch die Meldungen lassen sich erstmals zahlenmäßige Ausmaße dieser Entwicklung belegen. Nicht zu verachten ist auch der pädagogische Sinn. Wie viele Kinder oder Erwachsenen kennen denn noch unsere heimischen Vögel. Hier bietet sich, bei einer interessanten und spaßigen Sache, die Chance, mehr über unsere gefiederten Freunde zu lernen und dabei noch tolle Preise zu gewinnen. Wo kann ich mich informieren? Das Naturkunde-Museum Coburg und der Landesbund für Vogelschutz Coburg bieten eine Vorbereitung auf die Stunde der Wintervögel an. Am 4. und 5.Januar 2011, in der Zeit von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr, werden im Naturkunde-Museum die häufigsten Wintervögel gezeigt und erklärt. Sie bekommen dort auch Tipps zur Bestimmung und zur Fütterung der Vögel. Der Meldebogen zur „Stunde der Wintervögel“ wird am 6 Januar in der Neuen Presse abgedruckt. Das Gespräch führte Martin Fleischmann Piepmätze im Garten erforschen Coburg – Vögel zu füttern macht vielen Spaß. Bei Kälte und Schnee kommen die gefiederten Tiere ans Futterhaus, man kann sie aus nächster Nähe betrachten. Und diese Beobachtungen können helfen, die Vögel im Winter zu erforschen. Darum veranstaltet der Landesbund für Vogelschutz – Verband für Arten- und Biotopschutz (LBV) 2011 zum dritten Mal bayernweit die „Stunde der Wintervögel“. Sie findet vom 6. bis 9. Januar statt. 2010 zählten fast 18 000 Menschen an einem Tag 515 000 Vögel. Tausende Internetnutzer verfolgten in der Live-Tabelle das spannende Rennen der Vögel um die besten Plätze. Am Ende gewann der Haussperling vor der Kohlmeise und der Amsel. Das außergewöhnliche Ereignis der letzten Zählung war zweifellos der Masseneinflug des Erlenzeisigs nach Bayern. In diesem Winter kamen so viele Erlenzeisige – wahrscheinlich aus Skandinavien – in Bayern an, dass der Vogel mit fast 30 000 Meldungen unter die Top 10 der bayerischen Wintervögel aufrückte. Im Alpenvorland lag der Vogel in einigen Landkreisen sogar auf Platz zwei oder drei. Denn er „strandet“ bei seinem Zug nach Südwesten an den unüberwindlichen Alpen. Sehr viele Beobachter sahen den Erlenzeisig das erste Mal in ihrem Leben, so dass die Geschäftsstellen des LBV häufig Bestimmungshilfe leisteten. Die riesige Datenmenge hilft, wichtige Fragen zu beantworten. Wie passen sich Vögel an die futterarme Jahreszeit an? Welche Vögel werden durch Winterfütterung gefördert, welche nicht? Wie wirkt sich der Klimawandel auf das Verhalten der (Zug)vögel aus? Nicht zuletzt hofft der LBV, mit der Aktion besonders Familien für die Natur zu begeistern. Eine Untersuchung hat gezeigt, dass Kinder im Schnitt nur noch vier einheimische Vögel kennen. Kinder, die mit einem Vogelhäuschen aufwuchsen, kannten dagegen deutlich mehr. Vogelfütterung im Winter bringt das direkte Lebensumfeld näher, macht es lebendiger und bildet einen Ausgleich zu den Herausforderungen der globalisierten Welt. 쮿 Bis zum 6. Januar stellt Alexander Ulmer in der Neuen Presse täglich einen Wintervogel vor. Heute: der Gimpel (siehe unten). ————— www.lbv.de Der Gimpel mag gerne Rosinen Der Gimpel (Pyrrhula pyrrhula) ist im Volksmund unter dem Namen Dompfaff bekannt. Mit seiner schwarzen Kopfplatte und der roten Brust ist er gut zu erkennen. Da er sich aber überwiegend in den Baumkronen aufhält ist er schwer zu entdecken. Als Nahrung bevorzugt er Beeren und wenn diese im Norden Europas rar werden, können große Stunde der Wintervögel Harte Zeiten für Mäusejäger Greifvögel und Eulen leiden unter der geschlossenen Schneedecke. Landwirte und Kirchen können helfen. Coburg – Durch den schneereichen und langen Winter 2009/2010 ist die Schleiereulen-population im Landkreis Coburg nahezu zusammengebrochen. Nur sieben erfolgreiche Bruten gab es dieses Jahr im Landkreis. „Der jetzige frühe Wintereinbruch könnte den über viele Jahrzehnte aufgebauten Schleiereulenbestand endgültig zusammenbrechen lassen“, erklärt Alexander Ulmer vom LBV.. Schleiereule, Turmfalke, Mäusebussard und andere leiden unter der geschlossenen Schneedecke. Denn Freut sich über offene Dachböden: die Schleiereule. Foto: Borok für die Mäusejäger ist ihre Hauptnahrung fast unerreichbar. Gerade gefährdete Arten wie die Schleiereule nehmen jetzt gern menschliche Hilfe an. So kann man ihnen Zugang zu Scheunen, Maschinenhallen, Kirchen oder Dachböden verschaffen. Dort finden sie nicht nur Unterschlupf, sondern können auch Mäuse und andere Kleinsäuger jagen. Das nützt auch dem Menschen. Andere Mäusejäger wie Turmfalke oder Mäusebussard profitieren davon, wenn an sonnigen oder geräumten Stellen Stroh, altes Obst etc. ausgestreut wird. Dadurch werden Mäuse angelockt, die dann für Greifvögel und Eulen leichter erreichbar sind. Der Landesbund für Vogelschutzappelliert: Unterstützen Sie die faszinierenden Vögel – sie brauchen die Hilfe des Menschen. NP-Serie über Vögel mit Alexander Ulmer, Leiter der Geschäftsstelle des Landesbundes für Vogelschutz (LBV). Scharen dieser Vögel nach Bayern kommen. Der scheue Waldvogel kann mit etwas Glück durch Rosinen oder Sonnenblumenkerne ans winterliche Futterhaus gelockt werden. (Morgen: die Schwanzmeise) Der Gimpel. Foto: Bosch