6 panorama > essay „Die Ozonschicht stabilisiert sich“ FCKW schädigt die Ozonschicht und wurde 1987 verboten. Jetzt erholt sich die Stratosphäre. Wissenschaftler rund um Jörg Mäder von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich haben einen direkten Zusammenhang nachgewiesen. Sein Fazit: Die Menschheit kann Klimakatastrophen in den Griff bekommen, wenn sie nur will. Die Sorge um die Natur ist nicht der Grund, warum ich mich ökologisch verhalte. Ich liebe die Natur, aber ich habe keine Angst um sie. Im Gegenteil, sie wird uns problemlos überleben. Mir ist es aber wichtig, dass wir Menschen in der Natur gut leben können. Je stärker und schneller sie sich verändert, desto schwieriger und aufwendiger ist es für uns, uns anzupassen. Ökologisches Verhalten ist für mich daher eine simple ökonomische Konsequenz. Das Thema Ozonloch ist ein erfreuliches Beispiel, wie die komplexen chemischen Vorgänge in der Natur hinreichend genau verstanden wurden. Ausgangspunkt sind die Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), die früher als Kältemittel in Kühlschränken, als Treibgas für Sprühdosen sowie als Reinigungs- und Lösungsmittel eingesetzt wurden. Sie sind chemisch stabil, nicht brennbar und für den Menschen ungiftig, technisch gesehen ideale Kühl- und Löschmittel sowie Treibgase. Doch was in Theorie und Labor korrekt erscheint, kann sich in der Natur als Irrtum erweisen. Durch ihre hohe Stabilität gelangen FCKW bis in die oberen Schichten der Atmosphäre. Dort werden sie vom Licht der Sonne gespalten und setzen einen katalytischen Prozess in Gang, der Ozon abbaut. Das Ozon der Stratosphäre ist aber für die Dr. Jörg Mäder, Institut für Atmosphäre und Klima, ETH Zürich, sieht im FCKW-Verbot ein bemerkenswert gelungenes Beispiel eines Umweltabkommens. Natur von essenzieller Bedeutung. Ohne Ozon wäre die Erdoberfläche der krebserregenden UV-Strahlung der Sonne schutzlos ausgesetzt. Davor wurde schon Mitte der Siebzigerjahre gewarnt, doch verhallten diese Rufe ungehört. Die Situation änderte sich erst 1985, als mit spektakulären Messungen über der Antarktis der Begriff Ozonloch die Welt wachrüttelte. Schließlich wurde 1987 mit dem Montrealer Protokoll die Verwendung von FCKW international stark eingeschränkt und in späteren Abkommen vollständig verboten. Infolgedessen nimmt die Konzentration der FCKW seit Mitte der Neunzi- gerjahre in der Stratosphäre ab. Da aber auch natürliche Prozesse die Dicke der Ozonschicht beeinflussen, brauchte es noch weitere zwölf Jahre an Messungen, um die Wirkung des Montrealer Protokolls nachzuweisen. Genau dies ist uns nun gelungen. Wir können zuversichtlich sein, dass sich die Ozonschicht stabilisiert, ja sogar erholt. Die vollständige Genesung wird zwar je nach Breitengrad noch 30 bis 80 Jahre dauern, aber wir sind auf dem richtigen Weg. Ökologisches Verhalten heißt für mich nicht, dass wir Menschen nur Gast auf der Erde sind und gefälligst nichts anfassen sollen. Wir sind ein Teil des Ganzen wie alle anderen Lebewesen auch. Wir sind auch bei Weitem nicht die Einzigen, die diese Welt sichtbar gestalten. Man denke nur an Biberdämme, die nicht nur lokal wirken, sondern den Wasserhaushalt ganzer Regionen beeinflussen können. Was uns unterscheidet, ist jedoch die Fähigkeit, die Folgen unserer Taten abzuschätzen. Wir können planen und bewusst entscheiden. Wir können Verantwortung übernehmen, und wir sollten es auch. Das Beispiel Ozon zeigt aber: Wir müssen die Natur stetig beobachten, um eventuelle Fehler zu entdecken und zu korrigieren – wie mit dem Protokoll von Montreal. Das ist nicht immer einfach, aber es ist das Richtige. Und vor allem: Es ist möglich.