Kurzfassungen der Vorträge F. Lempio: Entwicklung elektronischer Rechenmaschinen Die Erfindung des elektronischen Digitalrechners: ein historischer Prozess mit vielen Verdächtigen, drei Angeklagten und einem Urteil. Der Vortrag behandelt die Frage, wer den ersten elektronischen Digitalrechner konstruiert hat. Die Antwort auf diese Frage ist sicher vielschichtig und wirft ein Licht auf die frühe Computerentwicklung, Prioritätsfragen und die damit verbundenen menschlichen Schwächen und wirtschaftlichen Interessen. P. Baptist, M. Ehmann, C. Miller: Dynamische Arbeitsblätter – ein Weg zum eigenständigen Lernen Wie kann Schülern Geometrie anschaulich und verständlich vermittelt werden? Dieses Ziel lässt sich u.a. mit Hilfe sog. dynamischer Arbeitsblätter erreichen. Grundlage für diese Art von Unterrichtsmaterialien bildet die Mathematiksoftware GEONExT, die hierzu in HTML-Seiten integriert wird. In Verbindung mit Text, Bildern, Links und anderen Webelementen entstehen dann dynamische Arbeitsblätter und Lernumgebungen. Konzeption und Einsatzmöglichkeiten werden anhand von Beispielen erläutert. G. Wieland: Reichhaltige Lernumgebungen in der elementaren Algebra (Schwierigkeiten und Möglichkeiten im Anfangsunterricht der Algebra) Aktiv-entdeckendes und soziales Lernen ist schon seit längerer Zeit Thema der Mathematikdidaktik. Wenn diese Art des Lernens Erfolg versprechend sein soll, dürfen sich Neuerungen nicht allein an neuen Unterrichtsformen orientieren, sondern auch das Fach muss neu durchdacht werden. Dies kann zu mathematisch reichhaltigen Lernumgebungen führen. Am Beispiel der elementaren Algebra der Sekundarstufe I werden Angebote und erste Erfahrungen aus dem Schweizer Projekt “mathbu.ch” vorgestellt und kommentiert. Ebenso wird aufgezeigt, wie algebraisches Denken formal geübt werden kann. Vernetzungen von Algebra mit Geometrie und Sachrechnen werden ebenso zur Sprache kommen. B. Kümmerer: Knoten, Stationen einer mathematischen Theorie Knoten finden sich in Ornamenten der keltischen Kunst und die Geschichte vom Gordischen Knoten ist sprichwörtlich. Aber warum beschäftigen sich Mathematikerinnen und Mathematiker mit Knoten? Um neue Knoten für die Seeleute zu finden oder Strickmuster zu entwerfen? Der Weg der Mathematik zu den Knoten ist verschlungener. Navigationsprobleme der weltreisenden Seefahrer führten Carl Friedrich Gauss zu den Knoten. Später sollten Knoten das System der chemischen Elemente ordnen. Und wir alle verdanken unser Leben der Tatsache, dass seit vielen Millionen Jahren jede Zelle bei ihrer Teilung ein Entknotungsproblem löst, dem die Mathematik erst in den letzten fünfundzwanzig Jahren auf die Spur kommt – und dies als einen ihrer großen Fortschritte im 20. Jahrhundert ansieht: V. Jones erhielt für seine Entdeckung neuer Knoteninvarianten 1990 die Fieldsmedaille. Die Knotentheorie zeigt exemplarisch, dass Mathematik mehr ist als Rechnen und Jonglieren mit Zahlen. Mathematische Probleme entstehen oft außerhalb der Mathematik und ihre Lösung haben häufig weitere und unerwartete Anwendungen: Ein Blick auf die Entwicklung der Knotentheorie lässt eine Trennung in reine und angewandte Mathematik fragwürdig erscheinen. Und nicht zuletzt ermöglicht die Knotentheorie schon mit Schulwissen einen Einblick in ein spannendes Gebiet moderner Mathematik.