C A D / V IS U A L ISIE R U N G Realisierung eines energieautarken Hauses das prinzip thermoskanne In Zeiten stetig steigender Kosten für Rohstoffe und Energie steht das nachhaltige Planen, Bauen und Betreiben von Gebäuden im Fokus. Doch auch angesichts der Endlichkeit der Ressourcen offenbart sich für Architekten und Ingenieure zunehmend die Notwendigkeit, auf eine materialund ressourcenschonende Planung umzustellen. Ein Architekt, der bereits auf langjährige Erfahrung im Bereich Green Building zurückblickt, ist Jens Hirschberg aus Schwäbisch Hall. ler Heiztechnik nicht mehr als 15 kWh/m2a beträgt. Die wenige Energie, die dennoch über die Hülle verloren geht, wird über pas­ sive Solarenergie oder mit Hilfe von Strom erzeugt. Für eine kontrollierte Belüftung der Räume sorgt eine Lüftungsanlage, die gleich­mäßig Frischluft hineinbefördert und wiede­rum die gleiche Menge an verbrauchter Luft absaugt. „Insbesondere aufgrund der steigenden Heizkosten spüren wir eine wach­ sende Nachfrage nach energieeffizienten Häusern. Auch bei bestehenden Immobilien denken viele darüber nach, diese nach den neuesten Energiestandards umrüsten zu las­ sen“, erklärt Hirschberg. Außenperspektive des "Cliffhanger" Ressourcenoptimierte Planung Seit Gründung seines Archi­tek­ tur­büros hirschberg architek­ ten im Jahr 1998 hat sich Jens Hirsch­berg auf den Neubau von Passivhäusern und die energe­ tische Gebäudesanierung im Be­ stand spezialisiert. „Alles fing mit dem Bau meines eige­nen Hauses an. Damals habe ich festgestellt, dass es für die Kom­ ponenten im Bereich ökologi­ sches Bauen so gut wie keine Hersteller gibt. Hier sahen wir eine Marktlücke und haben des­ wegen von Anfang an auf die energieeffiziente Bauweise der Passivhäuser gesetzt“, erläu­ tert Jens Hirschberg. Seitdem hat das Architekturbüro mehr als 50 Passivhäuser geplant und realisiert. 28 1/2009 „Neben der Schwierigkeit, Hersteller für unsere Bauteile zu finden, war es anfangs auch sehr mühsam, Berechnungen für ein Passivhaus zu erstellen. Auch die Bedienbarkeit der damaligen Softwareprogramme war bei der Komplexität der Projekte alles andere als kom­ fortabel. Seit sechs Jahren arbeiten wir jedoch mit Lösungen von Nemetschek und sind damit für die Herausforderungen im Planungsalltag optimal gerüstet“, so Hirschberg. Optimal gedämmt Das Passiv- oder Nullenergiehaus benötigt im Vergleich zum Niedrigenergiehaus bis zu 80 % weniger Heizenergie. Diese Einsparung wird allein durch seine beiden Grundprinzipien erreicht: Wärmeverluste vermeiden und freie Wärmegewinnung optimieren. Dies funktio­ niert über eine optimal gedämmte Hülle, die dafür sorgt, dass keine Energie entweicht und somit der Energieverbrauch bei minima­ Aus der Idee, höchste ökologische Ansprüche mit einer außergewöhnlichen Architektur zu verbinden, resultiert das neueste Projekt von hirschberg architekten. „Uns stand ein Grund­stück am Hang eines brachliegenden Wein­berges zur Verfügung. Hier Standard zu bauen, wäre nur mit einem hohen fi­ nanziellen Einsatz möglich gewesen. Aus der Überlegung heraus, an dieser Stelle ein Gebäude mit überschaubarem Aufwand und Kosten zu realisieren, entstand das Projekt „Cliffhanger“.“ Dabei han­delt es sich um ein Wohnhaus in Form eines roten Würfels, das vornüber gekippt in die Steillage des Wein­ berges hineingehängt wird. Abgesehen von der außergewöhnlichen Architektur und Lage geht auch das Ener­gie­konzept des Gebäudes über das von Hirsch­berg bisher Geplante hinaus. Denn der „Cliff­hanger“ soll sich als erstes energieautarkes Haus in Schwäbisch Hall über Solarenergie komplett selbst ver­ C A D / V IS U A L ISIE R U N G Innenansicht mit dem Bad im Hintergrund Blick in die Küche sorgen. Da die Planung von Passivhäusern vielschichtig ist und erfahrungsgemäß ein hohes Maß an Genauigkeit erfordert, ver­ traute der Archi­tekt bei diesem Projekt auf die Planungssoftware von Nemetschek. Die komplexe Werk- und Detailplanung erfolgte zunächst in 2D. Anschließend wurden die zwei­dimensionalen Detailzeichnungen in spe­zielle Wärmesimulationsprogramme einge­ geben. Für Präsentationszwecke bildeten hirsch­berg architekten das Modell später drei­dimensional in Allplan ab und erzeug­ ten über die Schnittstelle zur Visua­li­sie­rungs­ software Cinema 4D wirklichkeits­getreue Ani­ ma­tionen. „Die besondere Her­aus­­forderung war zu zeigen, dass man ein Null­­energie­haus mit entsprechenden Pla­nungswerkzeugen an jedem Standort bauen kann. Mit den Soft­ware­ lösungen von Nemetschek waren wir darüber hinaus in der Lage, besonders kosten- und res­ sourcenoptimiert zu planen“, so Hirschberg. Pla­nungspartnern nutzte das Archi­tekt­urbüro die Schnittstellen von Allplan. „Dadurch, dass der Statiker mit der glei­chen Soft­ware arbei­ tete, hatten wir eine ähn­liche Struktur, auf die wir aufbauen konnten. Läs­ti­ges Neuzeichnen, Umkopieren oder Hin- und Her­schieben von Daten blieb uns somit erspart.“ Auch in den USA soll das außergewöhnli­ che Projekt in die Tat umgesetzt werden. Derzeit laufen die Abschlussverhandlungen, den „Cliffhanger“ auf einem ähnlichen Hang­ grund­stück in Santa Cruz, Kalifornien, zu errichten. „Kalifornien gilt als wichtiges Kom­ petenzzentrum für energieeffizien­tes Bauen und bietet uns eine optimale Plattform, unser Know-how auch international bekannt zu ma­ chen“, schließt Jens Hirsch­berg. Sven Elbl, Leiter Produktmanagement, Nemetschek Allplan GmbH, München Blick in den Wohnbereich Neue Werkzeuge für „Green Buildings“ Nemetschek Allplan setzt in der neuen Version seiner 3D-Pla­nungssoftware Allplan auf ökologisches Planen und Bauen: Allplan 2009 ent­hält auf Energieeffizienz und Nach­ haltigkeit ausgelegte Werk­ zeuge – beispiels­weise für die Planung von Photovoltaikund Solar­an­la­gen oder einen Energie­indi­kator zur Schnell­ analyse von energetischen Sa­ nie­­rungs­maß­nahmen. Zu­sätz­ lich lassen sich mit der neuen Version Energie­ausweise direkt aus dem Gebäudemodell her­ aus ab­leiten. Optimierter Datenfluss Im April dieses Jahres begannen die Erd­ar­bei­ ten für den „Cliffhanger“. Auch die Fens­ter-, Wand- und Dachelemente des Passiv­hauses werden bereits im Werk vorgefer­tigt. Da die einzelnen Elemente danach nur noch auf der Baustelle zusammengesetzt werden müssen, wird das Gebäude bereits nach dreiwöchiger Bauzeit bezugsfertig sein. „Durch die detail­lierte Planung mit All­ plan haben wir einen qualitativ hohen Vorfertigungsgrad der Bauteile erreicht. Damit lässt sich das Passivhaus, ähn­lich wie bei einem Fahrzeug, in kürzes­ter Zeit end­ montieren“, so Jens Hirschberg. Für einen rei­ bungs­losen Informationsfluss zwischen den 29 1/2009