Museumsjournal 1991/10

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OÖ. MUSEUMSJOURNAL —
BEILAGE ZUM OÖ. KULTURBERICHT
Impressum:
MI: Land Oberösterreich
Hsg.: Amt der oö. Landesregierung, OÖ. Landesmuseum
Schriftleitung: Doz. Dr. Spela, Dr. Dimt
Layout: Mag. Luckeneder
Druck: Amtsdruckerei des Landes OÖ.
Salzherstellung: OÖ. Landesmuseum
Die Sandbiene Andrena
rufizona IMHOFF neu für Oberösterreich
Nur wenigen ist bekannt, daß in Österreich
mehr als 610 verschiedene Bienenarten beheimatet sind. Zwischen 4 mm und fast 3 cm
bewegt sich das Größenspektrum heimischer
Bienen und nur eine dieser vielen Species trägt
den Namen Honigbiene. Mit Ausnahme eben
dieses "Haustieres" Honigbiene sind alle Bienenarten in ihrer Erhaltung auf sich selbst gestellt und wen verwundert es, daß viele dieser
Formen in ihrem Bestand bedroht sind? Manigfaltige Ursachen, in der Hauptsache jedoch die
sukzessive Zerstörung der Natur engen den
Lebensraum dieser für die Bestäubung vieler
unserer Blumen, Sträucher und Bäume so wichtigen Lebewesen ein. Als Behausung dienen
den Wildbienen nicht die uns bekannten Bienenstöcke, sondern Höhlungen verschiedener
Art, die in Holz, Boden, Pflanzenstengel etc. als
Wohnraum adaptiert werden. Die aggressive
Kultivierungssucht unserer Gesellschaft beschleunigt den Rückgang vieler Insektenarten
und dadurch auch den der Wildbienen. Nur
wenige naturbelassene Wiesen mit ihren typischen Pflanzengesellschaften werden somit zu
einer Art Wildbienenreservat, das imstande ist,
seinen Bewohnern Nistgelegenheit und ausreichend artspezifisches Futter anzubieten. Die
insektenkundliche Abteilung des OÖ. Landesmuseums und verschiedene Mitarbeiter aus der
ihr angeschlossenen Entomologischen Arbeitsgemeinschaft (Kons. Andreas W. Ebmer, Kons.
Dr. Josef Gusenleitner, Kons. Max Schwarz
etc.), versuchen nun seit Jahren den österreichischen Wildbienenbestand zu erforschen und
ihre Veränderung zu dokumentieren. Sämtliche Beobachtungsdaten werden mittels EDV
gespeichert und sollen nach Abschluß des Projektes publizistisch ausgewertet werden. Trotz
intensiver Studien überrascht es immer wieder,
für Oberösterreichs Fauna neue Arten zu entdecken. Einer dieser Neufunde gelang der
Museumsmitarbeiterin Frau Anna Roth am 20.
Juli 1991 entlang der Straße zwischen Reichenthal und Summerau im nördlichen Mühlviertel.
Sie entnahm das Tier einer Blüte der pfirsichblättrigen Glockenblume (Campanula persicifolia) und brachte es ins Landesmuseum, wo es
als Sandbiene der Art Andrena rufizona IMH.
identifiziert wurde. Um den Lebensraum kennenzulernen und Nachschau auf eventuelle
weitere Tiere dieser Art zu halten, suchte ich am
24. Juli 1991 den Fundort auf und konnte zusätzliche Exemplare wiederum ausschließlich
auf Glockenblumen (auch auf Campanula pattila) beobachten. Der Lebensraum, eine NWexponierte Wiesenböschung (s. Abb. ) war noch
nicht gemäht, sodaß noch eine Reihe an Futterpflanzen zu sehen war. Da die Sandbiene Andrena rufizona für die Versorgung ihrer Nachkommen, nach den bisherigen Beobachtungen
zu urteilen, ausschließlich Pollen aus verschiedenen Glockenblumenarten benötigt, hätte eine
zu dieser Zeit zu befürchtende Wiesen-Mahd
Lebensraum von A. rufizona
Foto: F. Gusenleitner
gleichzeitig auch den Abbruch der Futterversorgung der im Boden angelegten Nester zur
Folge gehabt. Eine sofortige Kontaktaufnahme
mit dem Gemeindesektretär der Gemeinde
Reichenthal, Herrn Elmecker, ergab, daß die
für den Wiesenschnitt zuständige Straßenmeisterei ersucht wurde, erst im September, also zu
einem Zeitpunkt, wo die neuen Nestanlagen
fertiggestellt und das Muttertier gestorben ist,
die notwendigen Mäharbeiten durchzuführen.
Die Sandbienenart Andrena rufizona, eine durch
den rotgefärbten Hinterleib und durch kurze
schwarze Spindelhaare am Mesonotum auffällige 11 mm große Art, scheint im Bereich des
Fundortes ein relativ begrenztes Areal zu besiedeln, da in der näheren und weiteren Umgebung
in den vergangenen Jahren schon mehrmals
und intensiv der Wildbienenbestand untersucht
wurde, ohne auf diese Species zu stoßen. Leider
konnten noch keine Nestanlagen ausfindig
gemacht werden, sowie kein Hinweis auf etwaige für diese Bienengruppe typischen Parasiten aus der Bienengattung Nomada. Diesbezüglich gibt es auch in der Literatur noch keinen
Anhaltspunkt.
Zur Gesamtverbreitung der Art kann man derzeit folgendes bekanntgeben. Es sind insgesamt
nur wenige meist mitteleuropäische Fundorte
publiziert worden. Die Art gilt als alpin, konnte
aber auch außerhalb der Hochgebirge (Österreich, Schweiz, Südtirol) in Deutschland (Harz,
Starnberg, Allgäu, München!), in derCSFR(z.
B. Budweis), Polen, Ostfrankreich, spanische
Pyrenäen, sowie in der ehemaligen UdSSR
nachgewiesen werden. Aus Österreich selbst
liegen ebenfalls nur sehr spärliche Funddaten
vor. Erstmalig wurde sie vom berühmten Bienenforscher Dalla Torre 1877 aus Nordtirol
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dest in verschiedenen Alpinregionen Österreichs
ein Nachweis noch zu erwarten ist, wenngleich
eine Population größeren Ausmaßes bisher nur
durch Dr. Warncke 1982 bei München in der
Allacher Steppe festgestellt werden konnte.
Zusammenfassend kann festgehalten werden,
daß der vorliegende Nachweis der
Sandbienenart Andrena rufizona als faunistische Rarität einzustufen ist und daß die Aufrechterhaltung des oben genannten Lebensraumes (Verhinderung der Düngung sowie nur
einmalige jährliche Mahd im September) eine
wesentliche Voraussetzung zur Bestandessicherung darstellt. Eine verstärkte Rücksichtsnahme auf Fauna und Flora durch einerseits
reduzierte Mahd und andererseits zeitlich begrenzten gänzlichen Mähverzicht, wäre auch
für viele andere Lebensräume und Kleinstlebensräume Oberösterreichs zu wünschen.
F. Gusenleitner
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in
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"Küstai" (Nähe Innsbruck) bekannt, wo er eine
im Holz eines Glockenstranggehäuses einer
Kapelle nistende Kolonie entdeckte!? Ebenfalls für Nordtirol, aus Obergurgl, gelang Univ.Doz. Dr. W. Schedi (Innsbruck) der Nachweis
der Art vom 8. Juli 1967 ( 1 Männchen). In der
Sammlung der Bundesanstalt für Pflanzenschutz
Wien befinden sich Exemplare von A rufizona
von Nordtirol, Obladis, 1386 m (S. Landeck),
12. Juni 1921 (beide Geschlechter) vermutlich
vom Biologen Clement gesammelt. Weitere
österreichische Angaben existieren nur aus
Osttirol neueren Datums von Ainet (Nähe Lienz)
vom 21. Juli 1988 (Weibchen) und 6. Juli 1988
(Männchen) leg. A. Kofier. Die bisher getätigten Funde lassen die Vermutung zu, daß zumin-
-4. rufizona IMH. W
WALLIS, ZENEGGEN,
21. 7. 87
FOTO: P. WESTRICH
Nachweis von A.
rufizona IMH. im
Mühlviertel
Botanikertreffen im
Almtal
Die südböhmische botanische Arbeitsgemeinschaft mit Sitz am Jihoceské Muzeum in Budweis hat sich am 22.3.1990 mit der Bitte um
Austausch von Fachbüchern, Vorträgen und
gemeinsamen Exkursionen durch Böhmen und
Österreich an uns gewandt. Zur Zeit des Prager
Frühlings waren derartige Kontakte bereits
aufgenommen worden, waren aber nur von
kurzer Dauer. Weil nicht absehbar war, wie
lange diesmal die Freiheit dauern würde, haben
wir umgehend 8 Botaniker auf die Wurzeralm
eingeladen, wo bei herrlichem Wetter vom 8. 14. 8. 1990 Exkursionen von den Mitarbeitern
der böhmischen und oberösterreichischen
Arbeitsgemeinschaften durchgeführt wurden.
Bald darauf trafen wir uns in Südböhmen, um
gemeinsam zu botanisieren. Die Schlößer Hluboka und Ohrada wurden besucht. In Ohrada
konnte eine sehenswerte
Ausstellung über Jagd,
Fischerei und Forstwirtschaft besichtigt werden.
Außerdem befinden sich
dort naturwissenschaftliche Sammlungen, darunter ein ansehnliches Herbar. Der neue Direktor gab
mir die Bewilligung es
einzusehen. Ich wollte
meinen Augen nicht trauen, im Sammlungsraum
lagen bestens erhalten und
noch im Originalzustand
die lange verschollenen
100 Faszikel des Steyrer
Apothekers Ch. BRITTINGER (1795—1869) und
separat davon das Herbar
von Anton TANNICH, dem
Verfasser einer Flora
Böhmens, der nach dem
II. Weltkrieg nach Oberösterreich kam und am
7. 12. 1967 in Freistadt
starb!
Dieses Jahr haben bereits
9 oberösterreichische Botaniker vom Budweiser
Kollegen St. KUCERA eine 3-tägige Führung
durch die abgelegenen Moore an der südböhmisch-bayrischen Grenze erhalten. Für die
Exkursion in Oberösterreich war heuer das
Gebiet um den Almsee vorgesehen, weil diese
Gegend floristisch noch keineswegs ausreichend
durchforscht ist. Einen Schwerpunkt dieses Zu-
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sammentreffens sollte deshalb die Florenkartierung bilden. Um zu möglichst guten wissenschaftlichen Ergebnissen zu kommen, wurden
Spezialisten aus Wien (Prof. Dr. H. NIKLFELD,
Dr. W. GUTERMANN, Dr. L. SCHRATT U. a.), Graz
(Prof. Dr. H. TEPPNER), Jena (Dr. L. LEPPER) und
Laibach (Prof. Dr. T. WRABER) eingeladen. 13
böhmische Botaniker (Doz. Dr. V. SKALICKY,
Dr. L. HROUDA, Dr. J. VAVRA, Dr. K. MARHOLD,
Dr. V. ZILA, V. CHAN, DOZ. Dr. K. KUBAT, Dipl.Biol. St. KUCERA, Dr. Z. NEUHÄUSLOVA, Dipl.Ing. M. STECH, I. SUCHY, Dipl.-Päd. J. SVARC, J.
TOUSL) und die Mitarbeiter der OÖ. Botani-
schen Arbeitsgemeinschaft haben die Tage vom
16.-21.7.1991 genutzt, täglich Exkursionen
gemacht und mit den Spezialisten regen Gedankenaustausch gepflegt.
Über 800 Blütenpflanzenarten wurden in den
wenigen Tagen rund um den Almsee gefunden.
Darunter so seltene Arten wie Hammarbya
paludosa
(=Weichorchis), die JANCHEN
(1959:875) in Oberösterreich schon für ausgestorben gehalten hat oder Botrychium virginianum (=Virginischer Rautenfarn), Arten bei deren
Anblick selbst hartgesottene Botaniker die Gänsehaut
bekommen. Von Botrychium virginianum (L.)
SW. lag im Herbarium des
OÖ. Landesmuseums bisher nur 1 Beleg aus Oberösterreich, den S. REZABEK
im Juli 1898 "beim Aufstieg zum Hutterer Boden
(Reitsteig) im Walde" gesammelt hatte. In der "Systematischen Aufzählung
der im Erzherzogthume
Oesterreich ob der Enns
bisher beobachteten samenlosen Pflanzen (Kryptogamen)" geben J.S.
POETSCH & K . B . SCHIEDER-
MAYR (1872:374) noch einen Fund an, den K.B.
PRESL "auf Waldwiesen des
Botrychium virginianum/L.) Sw im
Almtal
Foto: F. Speta
Berges Pyrn bei Spital, an
den Grenzen Oberösterreichs und Steyermarks,
sehr selten" gemacht hat.
Karl B. PRESL war Kustos
der botanischen Sammlungen des böhmischen Nationalmuseums in Prag.
Er hat den Fund 1847 in seiner Schrift "Die Gefässbündel im Stipes der Farm" unter dem
Namen B. anthemoides als neue Art veröffentlicht. Bald darauf hat MILDE (1858:96) die
Bestimmung revidiert ("Ueber Botrychium matricariaefolium AL. BR., B. simplex HITCHC. U.
B. anthemoides PRESL. - Österr. Bot. Z. 8:94-96,
1858) und die österreichischen Botaniker aufgefordert, auf diese bisher übersehene, höchst
merkwürdige Art genauer achtzugeben. Auch
HEUFLER hat in den "Sitzungsberichten der Verh.
zool.-bot. Vereins Wien" 7:161 ( 1857) die oberösterreichischen Botaniker und speziell den
Kryptogamenforscher POETSCH gebeten, den
sensationellen Fund PRESL'S ZU bestätigen. H.W.
REICHARDT hat zu diesem Zwecke eigens noch
die Originalbeschreibung PRESL'S abdrucken lassen. Offensichtlich ist es damals niemanden
gelungen, die Art wiederzufinden. Daß sie nun
von Lisi Steinwendtner, der Frau des Vorsitzenden der Botanischen Arbeitsgemeinschaft
am OÖ. Landesmuseum, gerade beim Treffen
der böhmisch-oberösterreichischen Botaniker
in der Wolfau am 18.7.1991 gefunden wurde,
ist ein pikanter Zufall. Es zeigt aber einmal
mehr auf, daß die Botaniker Böhmens von
Anfang an so manches zur Kenntnis der Flora
Oberösterreichs beigetragen haben. Die neu
begonnene Zusammenarbeit möge diese alte
Tradition wieder aufleben lassen.
halten, durch ein starkes Nervengift sind sie
aber in der Lage ihre Opfer zu lähmen. Zusätzliche Enzyme im Gift bewirken eine beschleunigte Verdauung der Nahrung bereits außerhalb des Schlangenkörpers.
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Wesentlich häufiger als über giftige Zähne oder
Stacheln werden Giftstoffe allerdings passiv
eingesetzt. Sie werden entweder selbst synthetisiert oder über die Nahrungskette aufgenommen und im Körper gespeichert. Diese Gifte
werden meist erst bei Bedrohung oder infolge
einer Verletzung freigesetzt. Speziell im marinen Bereich findet man besonders häufig Toxine, die noch dazu zu den giftigsten zählen, die
man kennt. So geht aus einer Untersuchung am
australischen Barriere-Riff hervor, daß 73 %
vorwiegend exponiert lebender wirbelloser
Tierarten wie Schwämme, Hohltiere, Stachel-
Es ist geplant, eine vollständige Aufzählung
der Funde im Almtal bald in den "Linzer biol.
Beiträgen", der Zeitschrift der Botanischen
Arbeitsgemeinschaft am OÖ. Landesmuseum,
zu veröffentlichen.
F. Spela
Tiergifte — Gifttiere
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Sind Menschen in Unfälle mit Gifttieren verwickelt, so ist das immer als eine Abwehrreaktion zu interpretieren, da der Mensch für sämtliche Gifttiere eine zu große und damit unverwertbare Beute darstellt. Gewandte Schwimmer unter den Fischen, durch Panzer geschützte
Kriechtiere wie Schildkröten oder Krokodile,
die Vögel, die durch ihre Flugfähigkeit Gefahren leicht entrinnen, ferner die Säugetiere mit
Ausnahme des Schnabeltieres und einiger Spitzmäuse, sie sind alle nicht giftig, sondern haben
andere Waffen, Verteidigungs- oder Fluchtstrategien entwickelt. Giftige Fische zählen
dagegen häufig zu den wenig beweglichen oder
bodenlebenden Arten. Auch die giftigen Kröten, Frösche und Salamander sind keine schnellen Läufer und besitzen eine zarte, verletzliche
Haut. Die außerordentliche Giftigkeit einiger
tropischer Frösche ist primär als Schutz gegen
die im feucht-warmen Klima zahlreich auftretenden Mikroorganismen zu sehen, für die die
ständig feuchte Haut einen idealen Nährboden
darstellen würde. Von den Reptilien sind neben
der langsamen Krustenechse viele Schlangen
giftig. Durch den Verlust ihrer Gliedmaßen
fehlt ihnen die Möglichkeit ihre Beute festzu-
häuter und Seeschnecken eine toxische Wirkung gegenüber Fischen entfalten. Hingegen
weisen nur 25 % der verborgen lebenden Arten
diese Eigenschaften auf. Die Giftigkeit einzelner Tierarten ist daher als eine Anpassung an
ihren Lebensraum zu sehen und nicht als eine
Bedrohung für den Menschen. Es ist im Gegenteil leider so, daß diese Tiere aufgrund ihrer Eigenschaften einer besonderen Verfolgung ausgesetzt waren und immer noch sind. Unheimlich sind Gifttiere nur so lange man sie und ihre
Biologie nicht oder nur falsch kennt. Bei näherer Betrachtung kann man nämlich feststellen,
daß die meisten - zumindest für den Menschen
- ganz ungefährlich, dafür aber außerordentlich
interessant sind. Zu diesem weiten Thema findet ab 16. Oktober 1991 eine Ausstellung im
OÖ. Landesmuseum Francisco Carolinum statt,
bei der anhand größtenteils lebender Tiere ein
Eindruck der weiten Verbreitung von Giften im
Tierreich vermittelt werden soll. Neben vielen
Exoten sollen aber auch die heimischen Vertreter in der Darstellung ihrer Biologie und Ökologie nicht zu kurz kommen.
s
Weigi
Eine QuallenBeobachtung aus
Oberösterreich
Es sind schon 12 Jahre vergangen, als am 23.
August 1979 in den Oberösterreichischen
Nachrichten ein Quallenvorkommen im Badesee Feldkirchen bekanntgegeben wurde. Am 6.
September dieses Jahres bekam ich von Dr.
Günter Müller (Amt der OÖ. Landesregierung,
Abt. Gewässerschutz) ein Glas mit zwei Exemplaren der Süßwassermeduse (=Qualle) Cra-
spedacusta sowerbii LANK. Am 9. September
fuhren Mitarbeiter des OÖ. Landesmuseums
zum angegebenen Fundort, einem Baggersee
bei Alkoven, und brachten zahlreiche weitere
Medusen mit ins Museum, wo sie in ein Aquarium eingesetzt wurden.
Obwohl die Tiere eine Größe von ca. 2 cm
besitzen, gibt es höchstwahrscheinlich nur sehr
wenige Oberösterreicher, die diese Lebewesen
aus eigener Beobachtung kennen.
Zoologisch gesehen, gehören diese nur sporadisch auftretenden Tiere zum Tierstamm der
Hohltiere (Coelenterata) Unterstamm Nesseltiere (Cnidaria) und hier zur Klasse der Hydromedusen (Hydrozoa).
Die Nesseltiere bestehen aus nur 2 Zellschichten, zwischen die, wie in unserem Fall, Galertmasse eingelagert ist. Die nun in Oberösterreich wiedergefundene Meduse ist nicht die
einzige Erscheinungsform dieser Spezies. Sie
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Craspedacusta sowerbii LANK, aus
einem Baggersee bei Alkoven
(Fundort siehe Bild unten)
Fotos: F. Gannì
wechselt in einer Art Generationswechsel zwischen einer geschlechtlichen Ausbildungsform
(Meduse) und einer bei unserer Art sehr unscheinbaren, nur schwer zu identifizierbaren 1
- 2 mm großen flaschenförmigen ungeschlechtlichen Polypengeneration (siehe Grafik).
Nesseltiere, die nur in der Polypenform und
hier auch unter Ausbildung von Geschlechtszellen auftreten, dürften auch in unseren Gewässern, wenn auch noch nicht beobachtet, in
mehreren Arten vorkommen. Eine Medusengeneration tritt jedoch global betrachtet im Süßwasser nur bei Craspedacusta sowerbii auf,
während im Meer etwa 800 verschiedene Formenbeschrieben wurden. Süßwassermedusen wurden in
Europa erst 1880, aus Brasilien eingeschleppt, entdeckt,
und sind derzeit weltweit an
mehreren Standortengefunden
worden. Jahreszeitlich findet
man die milchigweißen Tiere,
mit je nach Alter bedingter
Anzahl von Fangarmen (Tentakeln) (bis zu 400!) im Monat
Juni beginnend, während die
letzten Exemplare im September wieder verschwinden. Die
Geschlechtsreife erlangen die
getrennt geschlechtlichen
Tiere schon in relativ jungem
Alter, Ei und Samenzellen
werden ins Wasser abgegeben
und die sich daraus entwikkelnde bewimperte Planulalarve setzt sich kurze Zeit später
fest, um wieder einen Polypen
zu entwickeln. Dieser vermehrt sich durch Querteilung
und Frustelbildung. Durch Knospenbildung entsteht dann wiederum eine Medusengeneration.
Medusen bewegen sich pulsierend vorwärts
S3
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unter Anwendung des Rückstoßprinzipes und
leben sowohl in stehenden als auch fließenden
Gewässern. Bei Betrachtung der Ernährungsform erklärt sich auch der Name Nesseltier. So
einfach der Körperbau dieser Tiere auch ist, so
kompliziert sind die für den ganzen Tierstamm
charakteristischen Nesselkapseln, die hauptsächlich an den Tentakeln sitzen und mit deren
Hilfe verschiedene Insektenlarven, Wasserflöhe, etc. gelähmt werden. Mit den Tentakeln
wird die gelähmte Beute sodann der Mundöff-
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Generationswechsel (Vermehrungskreislauf) der Hydrozoen
Weibliche Meduse
Geschlechtl.
Generation
Befruchtung
der Eizelle im
Wasser
Festsitzende
junge Meduse
mit Tentakeln
Knospende
Meduse
Ungeschlechtl.
^vegetative)
Generation
nung zugeführt. Durchschlagkapseln, Klebekapseln und Wickelkapseln heißen die ihre
Funktion andeutenden Nesselkapseltypen, die
jedoch, obwohl bei Meeresformen teilweise
tödlich giftig, bei Süßwassertieren der menschlichen Haut keinen Schmerz zufügen können.
Bezüglich der Verbreitung und des Vorkommens von Craspedacusta sowerbii in Oberösterreich muß zugegeben werden, daß mit
Ausnahme zweier Artikeln in den Oberösterreichischen Nachrichten (1971, 1979), wo die
Art aus Feldkirchen bzw. aus einem Altarm der
Donau bei Aschach bekannt geworden ist, keine schriftlichen Aufzeichnungen existieren. Der
neue Fundort bei Alkoven, der den Ausschlag
für diesen Artikel ergab, ein von Herrn Gerold
Laister (Naturkundliche Station der Stadt Linz)
gemeldeter Fund vom Badeteich Saxen/Dornach vom 2.9.1991, sowie eine Beobachtung
aus dem Ausee bei Asten aus dem Vorjahr
durch Herrn Franz Essi ergänzen das spärliche
Nachweisregister. Die Seltenheit läßt sich eventuell dadurch erklären, das einerseits die Medusengeneration möglicherweise nicht jährlich
zur Ausbildung gelangt und andererseits die
nur 1 - 2 mm großen Polypen schlichtweg übersehen werden. Jeder Hinweis aus der Bevölkerung über ein Vorkommen dieser nicht zu verwechselnden Lebewesen kann dazu beitragen,
etwas Licht auf Oberösterreichs Quallenwelt
zu werfen.
F. Gusenleitner
Tschernobyl-Kinder
im Linzer
Schloßmuseum
z
OS
©
Bisherige Nachweise von Süßwasserquallen in OÖ.
Seit Anfang September 1991 verbringen 14
Kinder aus der Umgebung von Tschernobyl
(Dobrusch/Gomelgebiet/Weißrußland) im
Alter von 9-12 Jahren einen vierwöchigen
Aufenthalt bei Pflegeeltern in Hellmonsödt bei
Linz. Auch der Fotograf des OÖ. Landesmuseums, AR. Franz Gangl und seine Gattin, hatten sich spontan als "Pflegeeltern" zur Verfügung gestellt und die neunjährige Elena liebevollst in ihrer Familie aufgenommen. So ist es
nicht verwunderl ich, daß ein Besuch im Schloßmuseum Linz in die Wege geleitet wurde. Am
10. September fanden sich die kleinen Weißrussen mit ihrer Betreuerin Ludmilla aus Minsk,
ihren Pflegeeltern und neugefundenen österreichischen Freunden ein und machten sich mit
den alten Kulturen Perus bekannt. Frau Dr.
Marion Jershowa, eine gebürtige Linzerin,
konnte als Dolmetscherin gewonnen werden.
Nach einem kurzen Rundgang durch die Ausstellung, bei dem die Kinder insbesondere mit
den "Highlights" und auch mit Erzählungen
über das Leben im alten Peru vertraut gemacht
Interessantes zur "InkaPeru "-Ausstellung
SCHLOSSMUSEUM LINZ
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Öffnungszeiten für die Schauräume
im I. und 2. Stock:
Die—Fr9—17Uhr,
Sa/So/Fei 10—16
Öffnungszeiten für
INKA-PERU-AUSSTELLUNG:
Mo 11—18, Di—So 9—18, Do —2Qh
Die Panflöte, in Südamerika Zampona genannt,
ist auch heute noch ein Instrument, das in jeder
südamerikanischen Musikgruppe vertreten ist.
Zahlreiche Größen und Formen sind bekannt
und werden gespielt. Eine der schönsten Figuren in der noch bis 8. Dezember im Linzer
Schloßmuseum laufenden Großausstellung
"Inka-Peru — Indianische Hochkulturen durch
drei Jahrtausende" ist ein Doppelgefäß in Form
eines Panflötenspielers. Es entstammt der Vicus-Kultur, aus der Frühen Zwischenzeit 500 v.
— 400 n.Chr. Gerade diese Kulturstufe entwik-
Tolja zeigt stolz
seinen "MocheKrieger" aus
Plastillin.
Frau Dr. Marion
Jershowa aus
Linz half bei der
Überwindung der
Sprachprobleme.
Rogelio Antezana aus Cochabamba/
Bolivien mit der Zampona und das
Doppelgefäß der Vicus-Kultur
wurden, ging es unter Anleitung unserer Kindergärtnerin Roswitha Weber ans Basteln im
Kinderbetreuungsraum. Mit großer Begeisterung wurden Ohrscheiben und Ketten aus Goldfolie gefertigt, die beiden 10jährigen Buben
Tolja und Alexej formten jeder einen MocheKrieger aus Plastillin, die sie dem Museum als
Erinnerung an Ihren Besuch schenkten.
Nach einem Aufenthalt von mehr als zwei Stunden ging es dann wieder zurück nach Hellmonsödt, erfüllt mit neuen, faszinierenden Eindrükken.
H. Dimt
kelte eine Vorliebe für Musikerdarstellungen.
Das Gefäß ist ein Beweis dafür, daß sich die
Panflöte in den zentralen Andenkulturen bereits sehr früh großer Beliebtheit erfreute. Die
Verzierung weist die neue Technik der Negativmalerei auf.
Aus der Nasca-Kultur, die im Zeitraum 100700 n. Chr. an der Südküste Perus entstanden
war, sind Panflöten aus Ton erhalten. Musikwissenschaftliche Untersuchungen ergaben, daß
die Nasca-Künstler es verstanden haben, Instrumente herzustellen, die die gleiche Tonleiter verwenden. Meist sind diese Tonflöten aus
9 Pfeifen zusammengesetzt. Beispiele solcher
Panflöten aus Ton sind ebenfalls in der Ausstellung vertreten. Im Monat Oktober wird gleich
zweimal Liebhabern südamerikanischer Musik die Möglichkeit geboten, die Panflöte live
mit der bolivianischen Gruppe "Kollana" zu
genießen, und zwar am 2. und 17. Oktober,
jeweils um 19 Uhr.
\- rancisco-Carolinum
"Robert Schuster"
5.9. 1991—6. 10. 1991
"Gottfried Salzmann"
12.9. 1991 — 3 . 11. 1991
Südamerika, mit seinen schneebedeckten Gipfeln, die eine Höhe über 6000 m aufweisen, ist
aber auch ein Eldorado der Bergsteiger. Am
10. und 24. Oktober 1991, um 19 bzw. 19.30
Uhr, schildern zwei oberösterreichische Bergsteiger in Lichtbildervorträgen ihre faszinierenden Erlebnisse in den Bergen von Ecuador
bis Argentinien, wobei auch die jeweiligen
Länder mit ihrer Bevölkerung nicht zu kurz
kommen.
"Gifttiere der Welt"
15. 10. 1991 — 15.3. 1992
"Inka-Peru"
12.5. 1991—8. 12. 1991
"Mozart in Linz"
26.9. 1991—27. 1. 1991
Veranstaltungsprogramm :
Mittwoch. 2. Oktober.
19 Uhr:
(Änderungen vorbehalten!)
Ausstellungen
Veranstaltungen im Museum Francisco-Carolinum
Cecilia und Walter Witzany (Linz):
"Reiseland Peru-Bolivien"
7. 10. 1991, 18.30 Uhr
Pilzbestimmungsabend
Lichtbildervortrag mit Musikuntermalung der "Grupo Kollana"
10. 10. 1991, 19.00 Uhr
Botanische Arbeitsgemeinschaft
Donnerstag. 10. Oktober.
19 Uhr:
Rudolf Wurzer (Naturfreunde Linz):
"Faszination Südamerika —
24. 10. 1991, 19.00 Uhr
Prof. Dr. R. Krisai, Braunau, und Konsulent R.
Lenzenweger, Ried/I.:
Diavortrag: "Wald und Moor am Ende der
Welt. Vegetationskundliche Notizen aus Feuerland".
Berge, Land und Leute von Argentinien bis Ecuador"
Farblichtbildervortrag in
Doppelprojektion und Überblendtechnik
Donnerstag. 17. Oktober.
19 Uhr:
Beatriz Bauer Berrios (Instituto del
Turismo Boliviano, Wien) und die
bolivianische Musikgruppe "Kollana"
"Musik und Tanz in Bolivien"
28. 10. 1991, 18.30 Uhr
Pilzbestimmungsabend
hntomologische Arbeitsgemeinschaft
4. 10. 1991, 19.00 Uhr
Arbeits- und Determinationsabend
18. 10. 1991, 19.00 Uhr
Arbeits- und Determinationsabend
Ornithologische Arbeitsgemeinschaft
Lichtbildervortrag
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OS
Donnerstag. 24. Oktober.
19.30 Uhr:
Josef Ollmaier
(Österr. Alpenverein, Ried i.L):
"Eis am Äquator"
Lichtbildervortrag
fcd
10. 10. 1991, 19.00 Uhr
Norbert Pühringer, Scharnstein: Diavortrag:
"Das Almtal und seine Vogelwelt".
24. 10. 1991, 19.00 Uhr
Arbeitsabend
Veranstaltungen im Schloßmuseum Linz
Inka-Peru-Ausstellung
Siehe nebenstehenden Veranstaltungskalender!
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