OÖ. MUSEUMSJOURNAL — BEILAGE ZUM OÖ. KULTURBERICHT Impressum: MI: Land Oberösterreich Hsg.: Amt der oö. Landesregierung, OÖ. Landesmuseum Schriftleitung: Doz. Dr. Spela, Dr. Dimt Layout: Mag. Luckeneder Druck: Amtsdruckerei des Landes OÖ. Salzherstellung: OÖ. Landesmuseum Die Sandbiene Andrena rufizona IMHOFF neu für Oberösterreich Nur wenigen ist bekannt, daß in Österreich mehr als 610 verschiedene Bienenarten beheimatet sind. Zwischen 4 mm und fast 3 cm bewegt sich das Größenspektrum heimischer Bienen und nur eine dieser vielen Species trägt den Namen Honigbiene. Mit Ausnahme eben dieses "Haustieres" Honigbiene sind alle Bienenarten in ihrer Erhaltung auf sich selbst gestellt und wen verwundert es, daß viele dieser Formen in ihrem Bestand bedroht sind? Manigfaltige Ursachen, in der Hauptsache jedoch die sukzessive Zerstörung der Natur engen den Lebensraum dieser für die Bestäubung vieler unserer Blumen, Sträucher und Bäume so wichtigen Lebewesen ein. Als Behausung dienen den Wildbienen nicht die uns bekannten Bienenstöcke, sondern Höhlungen verschiedener Art, die in Holz, Boden, Pflanzenstengel etc. als Wohnraum adaptiert werden. Die aggressive Kultivierungssucht unserer Gesellschaft beschleunigt den Rückgang vieler Insektenarten und dadurch auch den der Wildbienen. Nur wenige naturbelassene Wiesen mit ihren typischen Pflanzengesellschaften werden somit zu einer Art Wildbienenreservat, das imstande ist, seinen Bewohnern Nistgelegenheit und ausreichend artspezifisches Futter anzubieten. Die insektenkundliche Abteilung des OÖ. Landesmuseums und verschiedene Mitarbeiter aus der ihr angeschlossenen Entomologischen Arbeitsgemeinschaft (Kons. Andreas W. Ebmer, Kons. Dr. Josef Gusenleitner, Kons. Max Schwarz etc.), versuchen nun seit Jahren den österreichischen Wildbienenbestand zu erforschen und ihre Veränderung zu dokumentieren. Sämtliche Beobachtungsdaten werden mittels EDV gespeichert und sollen nach Abschluß des Projektes publizistisch ausgewertet werden. Trotz intensiver Studien überrascht es immer wieder, für Oberösterreichs Fauna neue Arten zu entdecken. Einer dieser Neufunde gelang der Museumsmitarbeiterin Frau Anna Roth am 20. Juli 1991 entlang der Straße zwischen Reichenthal und Summerau im nördlichen Mühlviertel. Sie entnahm das Tier einer Blüte der pfirsichblättrigen Glockenblume (Campanula persicifolia) und brachte es ins Landesmuseum, wo es als Sandbiene der Art Andrena rufizona IMH. identifiziert wurde. Um den Lebensraum kennenzulernen und Nachschau auf eventuelle weitere Tiere dieser Art zu halten, suchte ich am 24. Juli 1991 den Fundort auf und konnte zusätzliche Exemplare wiederum ausschließlich auf Glockenblumen (auch auf Campanula pattila) beobachten. Der Lebensraum, eine NWexponierte Wiesenböschung (s. Abb. ) war noch nicht gemäht, sodaß noch eine Reihe an Futterpflanzen zu sehen war. Da die Sandbiene Andrena rufizona für die Versorgung ihrer Nachkommen, nach den bisherigen Beobachtungen zu urteilen, ausschließlich Pollen aus verschiedenen Glockenblumenarten benötigt, hätte eine zu dieser Zeit zu befürchtende Wiesen-Mahd Lebensraum von A. rufizona Foto: F. Gusenleitner gleichzeitig auch den Abbruch der Futterversorgung der im Boden angelegten Nester zur Folge gehabt. Eine sofortige Kontaktaufnahme mit dem Gemeindesektretär der Gemeinde Reichenthal, Herrn Elmecker, ergab, daß die für den Wiesenschnitt zuständige Straßenmeisterei ersucht wurde, erst im September, also zu einem Zeitpunkt, wo die neuen Nestanlagen fertiggestellt und das Muttertier gestorben ist, die notwendigen Mäharbeiten durchzuführen. Die Sandbienenart Andrena rufizona, eine durch den rotgefärbten Hinterleib und durch kurze schwarze Spindelhaare am Mesonotum auffällige 11 mm große Art, scheint im Bereich des Fundortes ein relativ begrenztes Areal zu besiedeln, da in der näheren und weiteren Umgebung in den vergangenen Jahren schon mehrmals und intensiv der Wildbienenbestand untersucht wurde, ohne auf diese Species zu stoßen. Leider konnten noch keine Nestanlagen ausfindig gemacht werden, sowie kein Hinweis auf etwaige für diese Bienengruppe typischen Parasiten aus der Bienengattung Nomada. Diesbezüglich gibt es auch in der Literatur noch keinen Anhaltspunkt. Zur Gesamtverbreitung der Art kann man derzeit folgendes bekanntgeben. Es sind insgesamt nur wenige meist mitteleuropäische Fundorte publiziert worden. Die Art gilt als alpin, konnte aber auch außerhalb der Hochgebirge (Österreich, Schweiz, Südtirol) in Deutschland (Harz, Starnberg, Allgäu, München!), in derCSFR(z. B. Budweis), Polen, Ostfrankreich, spanische Pyrenäen, sowie in der ehemaligen UdSSR nachgewiesen werden. Aus Österreich selbst liegen ebenfalls nur sehr spärliche Funddaten vor. Erstmalig wurde sie vom berühmten Bienenforscher Dalla Torre 1877 aus Nordtirol FRANCISCO-CAROLINUM 4020 Linz. Museumstraße 14, Tel. 0732-77 44 82 Öffnungszenen: Die—Fr 9—/8, Sa/So/Fei 10—18, Mo geschlossen dest in verschiedenen Alpinregionen Österreichs ein Nachweis noch zu erwarten ist, wenngleich eine Population größeren Ausmaßes bisher nur durch Dr. Warncke 1982 bei München in der Allacher Steppe festgestellt werden konnte. Zusammenfassend kann festgehalten werden, daß der vorliegende Nachweis der Sandbienenart Andrena rufizona als faunistische Rarität einzustufen ist und daß die Aufrechterhaltung des oben genannten Lebensraumes (Verhinderung der Düngung sowie nur einmalige jährliche Mahd im September) eine wesentliche Voraussetzung zur Bestandessicherung darstellt. Eine verstärkte Rücksichtsnahme auf Fauna und Flora durch einerseits reduzierte Mahd und andererseits zeitlich begrenzten gänzlichen Mähverzicht, wäre auch für viele andere Lebensräume und Kleinstlebensräume Oberösterreichs zu wünschen. F. Gusenleitner Z OS O S W in S "Küstai" (Nähe Innsbruck) bekannt, wo er eine im Holz eines Glockenstranggehäuses einer Kapelle nistende Kolonie entdeckte!? Ebenfalls für Nordtirol, aus Obergurgl, gelang Univ.Doz. Dr. W. Schedi (Innsbruck) der Nachweis der Art vom 8. Juli 1967 ( 1 Männchen). In der Sammlung der Bundesanstalt für Pflanzenschutz Wien befinden sich Exemplare von A rufizona von Nordtirol, Obladis, 1386 m (S. Landeck), 12. Juni 1921 (beide Geschlechter) vermutlich vom Biologen Clement gesammelt. Weitere österreichische Angaben existieren nur aus Osttirol neueren Datums von Ainet (Nähe Lienz) vom 21. Juli 1988 (Weibchen) und 6. Juli 1988 (Männchen) leg. A. Kofier. Die bisher getätigten Funde lassen die Vermutung zu, daß zumin- -4. rufizona IMH. W WALLIS, ZENEGGEN, 21. 7. 87 FOTO: P. WESTRICH Nachweis von A. rufizona IMH. im Mühlviertel Botanikertreffen im Almtal Die südböhmische botanische Arbeitsgemeinschaft mit Sitz am Jihoceské Muzeum in Budweis hat sich am 22.3.1990 mit der Bitte um Austausch von Fachbüchern, Vorträgen und gemeinsamen Exkursionen durch Böhmen und Österreich an uns gewandt. Zur Zeit des Prager Frühlings waren derartige Kontakte bereits aufgenommen worden, waren aber nur von kurzer Dauer. Weil nicht absehbar war, wie lange diesmal die Freiheit dauern würde, haben wir umgehend 8 Botaniker auf die Wurzeralm eingeladen, wo bei herrlichem Wetter vom 8. 14. 8. 1990 Exkursionen von den Mitarbeitern der böhmischen und oberösterreichischen Arbeitsgemeinschaften durchgeführt wurden. Bald darauf trafen wir uns in Südböhmen, um gemeinsam zu botanisieren. Die Schlößer Hluboka und Ohrada wurden besucht. In Ohrada konnte eine sehenswerte Ausstellung über Jagd, Fischerei und Forstwirtschaft besichtigt werden. Außerdem befinden sich dort naturwissenschaftliche Sammlungen, darunter ein ansehnliches Herbar. Der neue Direktor gab mir die Bewilligung es einzusehen. Ich wollte meinen Augen nicht trauen, im Sammlungsraum lagen bestens erhalten und noch im Originalzustand die lange verschollenen 100 Faszikel des Steyrer Apothekers Ch. BRITTINGER (1795—1869) und separat davon das Herbar von Anton TANNICH, dem Verfasser einer Flora Böhmens, der nach dem II. Weltkrieg nach Oberösterreich kam und am 7. 12. 1967 in Freistadt starb! Dieses Jahr haben bereits 9 oberösterreichische Botaniker vom Budweiser Kollegen St. KUCERA eine 3-tägige Führung durch die abgelegenen Moore an der südböhmisch-bayrischen Grenze erhalten. Für die Exkursion in Oberösterreich war heuer das Gebiet um den Almsee vorgesehen, weil diese Gegend floristisch noch keineswegs ausreichend durchforscht ist. Einen Schwerpunkt dieses Zu- FRANCISCO-CAROL1NUM 4020 Linz, Museumstraße 14, Tel. 0732-77 44 82 Öffnungszeiten: Die—Fr 9—18, Sa/So/Fei 10—18, Mo geschlossen sammentreffens sollte deshalb die Florenkartierung bilden. Um zu möglichst guten wissenschaftlichen Ergebnissen zu kommen, wurden Spezialisten aus Wien (Prof. Dr. H. NIKLFELD, Dr. W. GUTERMANN, Dr. L. SCHRATT U. a.), Graz (Prof. Dr. H. TEPPNER), Jena (Dr. L. LEPPER) und Laibach (Prof. Dr. T. WRABER) eingeladen. 13 böhmische Botaniker (Doz. Dr. V. SKALICKY, Dr. L. HROUDA, Dr. J. VAVRA, Dr. K. MARHOLD, Dr. V. ZILA, V. CHAN, DOZ. Dr. K. KUBAT, Dipl.Biol. St. KUCERA, Dr. Z. NEUHÄUSLOVA, Dipl.Ing. M. STECH, I. SUCHY, Dipl.-Päd. J. SVARC, J. TOUSL) und die Mitarbeiter der OÖ. Botani- schen Arbeitsgemeinschaft haben die Tage vom 16.-21.7.1991 genutzt, täglich Exkursionen gemacht und mit den Spezialisten regen Gedankenaustausch gepflegt. Über 800 Blütenpflanzenarten wurden in den wenigen Tagen rund um den Almsee gefunden. Darunter so seltene Arten wie Hammarbya paludosa (=Weichorchis), die JANCHEN (1959:875) in Oberösterreich schon für ausgestorben gehalten hat oder Botrychium virginianum (=Virginischer Rautenfarn), Arten bei deren Anblick selbst hartgesottene Botaniker die Gänsehaut bekommen. Von Botrychium virginianum (L.) SW. lag im Herbarium des OÖ. Landesmuseums bisher nur 1 Beleg aus Oberösterreich, den S. REZABEK im Juli 1898 "beim Aufstieg zum Hutterer Boden (Reitsteig) im Walde" gesammelt hatte. In der "Systematischen Aufzählung der im Erzherzogthume Oesterreich ob der Enns bisher beobachteten samenlosen Pflanzen (Kryptogamen)" geben J.S. POETSCH & K . B . SCHIEDER- MAYR (1872:374) noch einen Fund an, den K.B. PRESL "auf Waldwiesen des Botrychium virginianum/L.) Sw im Almtal Foto: F. Speta Berges Pyrn bei Spital, an den Grenzen Oberösterreichs und Steyermarks, sehr selten" gemacht hat. Karl B. PRESL war Kustos der botanischen Sammlungen des böhmischen Nationalmuseums in Prag. Er hat den Fund 1847 in seiner Schrift "Die Gefässbündel im Stipes der Farm" unter dem Namen B. anthemoides als neue Art veröffentlicht. Bald darauf hat MILDE (1858:96) die Bestimmung revidiert ("Ueber Botrychium matricariaefolium AL. BR., B. simplex HITCHC. U. B. anthemoides PRESL. - Österr. Bot. Z. 8:94-96, 1858) und die österreichischen Botaniker aufgefordert, auf diese bisher übersehene, höchst merkwürdige Art genauer achtzugeben. Auch HEUFLER hat in den "Sitzungsberichten der Verh. zool.-bot. Vereins Wien" 7:161 ( 1857) die oberösterreichischen Botaniker und speziell den Kryptogamenforscher POETSCH gebeten, den sensationellen Fund PRESL'S ZU bestätigen. H.W. REICHARDT hat zu diesem Zwecke eigens noch die Originalbeschreibung PRESL'S abdrucken lassen. Offensichtlich ist es damals niemanden gelungen, die Art wiederzufinden. Daß sie nun von Lisi Steinwendtner, der Frau des Vorsitzenden der Botanischen Arbeitsgemeinschaft am OÖ. Landesmuseum, gerade beim Treffen der böhmisch-oberösterreichischen Botaniker in der Wolfau am 18.7.1991 gefunden wurde, ist ein pikanter Zufall. Es zeigt aber einmal mehr auf, daß die Botaniker Böhmens von Anfang an so manches zur Kenntnis der Flora Oberösterreichs beigetragen haben. Die neu begonnene Zusammenarbeit möge diese alte Tradition wieder aufleben lassen. halten, durch ein starkes Nervengift sind sie aber in der Lage ihre Opfer zu lähmen. Zusätzliche Enzyme im Gift bewirken eine beschleunigte Verdauung der Nahrung bereits außerhalb des Schlangenkörpers. FRANCISC0-CAR0L1NUM 4020 Linz, Museumstraße 14, Tel. 0732-77 44 82 Öffnungszeiten: Die—Fr 9—18, Sa/So/Fei 10—18, Mo geschlossen Wesentlich häufiger als über giftige Zähne oder Stacheln werden Giftstoffe allerdings passiv eingesetzt. Sie werden entweder selbst synthetisiert oder über die Nahrungskette aufgenommen und im Körper gespeichert. Diese Gifte werden meist erst bei Bedrohung oder infolge einer Verletzung freigesetzt. Speziell im marinen Bereich findet man besonders häufig Toxine, die noch dazu zu den giftigsten zählen, die man kennt. So geht aus einer Untersuchung am australischen Barriere-Riff hervor, daß 73 % vorwiegend exponiert lebender wirbelloser Tierarten wie Schwämme, Hohltiere, Stachel- Es ist geplant, eine vollständige Aufzählung der Funde im Almtal bald in den "Linzer biol. Beiträgen", der Zeitschrift der Botanischen Arbeitsgemeinschaft am OÖ. Landesmuseum, zu veröffentlichen. F. Spela Tiergifte — Gifttiere •< z on Sind Menschen in Unfälle mit Gifttieren verwickelt, so ist das immer als eine Abwehrreaktion zu interpretieren, da der Mensch für sämtliche Gifttiere eine zu große und damit unverwertbare Beute darstellt. Gewandte Schwimmer unter den Fischen, durch Panzer geschützte Kriechtiere wie Schildkröten oder Krokodile, die Vögel, die durch ihre Flugfähigkeit Gefahren leicht entrinnen, ferner die Säugetiere mit Ausnahme des Schnabeltieres und einiger Spitzmäuse, sie sind alle nicht giftig, sondern haben andere Waffen, Verteidigungs- oder Fluchtstrategien entwickelt. Giftige Fische zählen dagegen häufig zu den wenig beweglichen oder bodenlebenden Arten. Auch die giftigen Kröten, Frösche und Salamander sind keine schnellen Läufer und besitzen eine zarte, verletzliche Haut. Die außerordentliche Giftigkeit einiger tropischer Frösche ist primär als Schutz gegen die im feucht-warmen Klima zahlreich auftretenden Mikroorganismen zu sehen, für die die ständig feuchte Haut einen idealen Nährboden darstellen würde. Von den Reptilien sind neben der langsamen Krustenechse viele Schlangen giftig. Durch den Verlust ihrer Gliedmaßen fehlt ihnen die Möglichkeit ihre Beute festzu- häuter und Seeschnecken eine toxische Wirkung gegenüber Fischen entfalten. Hingegen weisen nur 25 % der verborgen lebenden Arten diese Eigenschaften auf. Die Giftigkeit einzelner Tierarten ist daher als eine Anpassung an ihren Lebensraum zu sehen und nicht als eine Bedrohung für den Menschen. Es ist im Gegenteil leider so, daß diese Tiere aufgrund ihrer Eigenschaften einer besonderen Verfolgung ausgesetzt waren und immer noch sind. Unheimlich sind Gifttiere nur so lange man sie und ihre Biologie nicht oder nur falsch kennt. Bei näherer Betrachtung kann man nämlich feststellen, daß die meisten - zumindest für den Menschen - ganz ungefährlich, dafür aber außerordentlich interessant sind. Zu diesem weiten Thema findet ab 16. Oktober 1991 eine Ausstellung im OÖ. Landesmuseum Francisco Carolinum statt, bei der anhand größtenteils lebender Tiere ein Eindruck der weiten Verbreitung von Giften im Tierreich vermittelt werden soll. Neben vielen Exoten sollen aber auch die heimischen Vertreter in der Darstellung ihrer Biologie und Ökologie nicht zu kurz kommen. s Weigi Eine QuallenBeobachtung aus Oberösterreich Es sind schon 12 Jahre vergangen, als am 23. August 1979 in den Oberösterreichischen Nachrichten ein Quallenvorkommen im Badesee Feldkirchen bekanntgegeben wurde. Am 6. September dieses Jahres bekam ich von Dr. Günter Müller (Amt der OÖ. Landesregierung, Abt. Gewässerschutz) ein Glas mit zwei Exemplaren der Süßwassermeduse (=Qualle) Cra- spedacusta sowerbii LANK. Am 9. September fuhren Mitarbeiter des OÖ. Landesmuseums zum angegebenen Fundort, einem Baggersee bei Alkoven, und brachten zahlreiche weitere Medusen mit ins Museum, wo sie in ein Aquarium eingesetzt wurden. Obwohl die Tiere eine Größe von ca. 2 cm besitzen, gibt es höchstwahrscheinlich nur sehr wenige Oberösterreicher, die diese Lebewesen aus eigener Beobachtung kennen. Zoologisch gesehen, gehören diese nur sporadisch auftretenden Tiere zum Tierstamm der Hohltiere (Coelenterata) Unterstamm Nesseltiere (Cnidaria) und hier zur Klasse der Hydromedusen (Hydrozoa). Die Nesseltiere bestehen aus nur 2 Zellschichten, zwischen die, wie in unserem Fall, Galertmasse eingelagert ist. Die nun in Oberösterreich wiedergefundene Meduse ist nicht die einzige Erscheinungsform dieser Spezies. Sie FRANC1SC0-CAR0UNUM 4020 Linz, Museumstraße 14, Tel. 0732-77 44 82 Öffnungszeiten: Die—Fr 9—/8, Sa/So/Fei 10—18, Mo geschlossen Craspedacusta sowerbii LANK, aus einem Baggersee bei Alkoven (Fundort siehe Bild unten) Fotos: F. Gannì wechselt in einer Art Generationswechsel zwischen einer geschlechtlichen Ausbildungsform (Meduse) und einer bei unserer Art sehr unscheinbaren, nur schwer zu identifizierbaren 1 - 2 mm großen flaschenförmigen ungeschlechtlichen Polypengeneration (siehe Grafik). Nesseltiere, die nur in der Polypenform und hier auch unter Ausbildung von Geschlechtszellen auftreten, dürften auch in unseren Gewässern, wenn auch noch nicht beobachtet, in mehreren Arten vorkommen. Eine Medusengeneration tritt jedoch global betrachtet im Süßwasser nur bei Craspedacusta sowerbii auf, während im Meer etwa 800 verschiedene Formenbeschrieben wurden. Süßwassermedusen wurden in Europa erst 1880, aus Brasilien eingeschleppt, entdeckt, und sind derzeit weltweit an mehreren Standortengefunden worden. Jahreszeitlich findet man die milchigweißen Tiere, mit je nach Alter bedingter Anzahl von Fangarmen (Tentakeln) (bis zu 400!) im Monat Juni beginnend, während die letzten Exemplare im September wieder verschwinden. Die Geschlechtsreife erlangen die getrennt geschlechtlichen Tiere schon in relativ jungem Alter, Ei und Samenzellen werden ins Wasser abgegeben und die sich daraus entwikkelnde bewimperte Planulalarve setzt sich kurze Zeit später fest, um wieder einen Polypen zu entwickeln. Dieser vermehrt sich durch Querteilung und Frustelbildung. Durch Knospenbildung entsteht dann wiederum eine Medusengeneration. Medusen bewegen sich pulsierend vorwärts S3 o e« unter Anwendung des Rückstoßprinzipes und leben sowohl in stehenden als auch fließenden Gewässern. Bei Betrachtung der Ernährungsform erklärt sich auch der Name Nesseltier. So einfach der Körperbau dieser Tiere auch ist, so kompliziert sind die für den ganzen Tierstamm charakteristischen Nesselkapseln, die hauptsächlich an den Tentakeln sitzen und mit deren Hilfe verschiedene Insektenlarven, Wasserflöhe, etc. gelähmt werden. Mit den Tentakeln wird die gelähmte Beute sodann der Mundöff- SCHLOSSMUSEUM LINZ 4020 Linz, Tummelplatz 10, Tel. 0732-7744 19 Generationswechsel (Vermehrungskreislauf) der Hydrozoen Weibliche Meduse Geschlechtl. Generation Befruchtung der Eizelle im Wasser Festsitzende junge Meduse mit Tentakeln Knospende Meduse Ungeschlechtl. ^vegetative) Generation nung zugeführt. Durchschlagkapseln, Klebekapseln und Wickelkapseln heißen die ihre Funktion andeutenden Nesselkapseltypen, die jedoch, obwohl bei Meeresformen teilweise tödlich giftig, bei Süßwassertieren der menschlichen Haut keinen Schmerz zufügen können. Bezüglich der Verbreitung und des Vorkommens von Craspedacusta sowerbii in Oberösterreich muß zugegeben werden, daß mit Ausnahme zweier Artikeln in den Oberösterreichischen Nachrichten (1971, 1979), wo die Art aus Feldkirchen bzw. aus einem Altarm der Donau bei Aschach bekannt geworden ist, keine schriftlichen Aufzeichnungen existieren. Der neue Fundort bei Alkoven, der den Ausschlag für diesen Artikel ergab, ein von Herrn Gerold Laister (Naturkundliche Station der Stadt Linz) gemeldeter Fund vom Badeteich Saxen/Dornach vom 2.9.1991, sowie eine Beobachtung aus dem Ausee bei Asten aus dem Vorjahr durch Herrn Franz Essi ergänzen das spärliche Nachweisregister. Die Seltenheit läßt sich eventuell dadurch erklären, das einerseits die Medusengeneration möglicherweise nicht jährlich zur Ausbildung gelangt und andererseits die nur 1 - 2 mm großen Polypen schlichtweg übersehen werden. Jeder Hinweis aus der Bevölkerung über ein Vorkommen dieser nicht zu verwechselnden Lebewesen kann dazu beitragen, etwas Licht auf Oberösterreichs Quallenwelt zu werfen. F. Gusenleitner Tschernobyl-Kinder im Linzer Schloßmuseum z OS © Bisherige Nachweise von Süßwasserquallen in OÖ. Seit Anfang September 1991 verbringen 14 Kinder aus der Umgebung von Tschernobyl (Dobrusch/Gomelgebiet/Weißrußland) im Alter von 9-12 Jahren einen vierwöchigen Aufenthalt bei Pflegeeltern in Hellmonsödt bei Linz. Auch der Fotograf des OÖ. Landesmuseums, AR. Franz Gangl und seine Gattin, hatten sich spontan als "Pflegeeltern" zur Verfügung gestellt und die neunjährige Elena liebevollst in ihrer Familie aufgenommen. So ist es nicht verwunderl ich, daß ein Besuch im Schloßmuseum Linz in die Wege geleitet wurde. Am 10. September fanden sich die kleinen Weißrussen mit ihrer Betreuerin Ludmilla aus Minsk, ihren Pflegeeltern und neugefundenen österreichischen Freunden ein und machten sich mit den alten Kulturen Perus bekannt. Frau Dr. Marion Jershowa, eine gebürtige Linzerin, konnte als Dolmetscherin gewonnen werden. Nach einem kurzen Rundgang durch die Ausstellung, bei dem die Kinder insbesondere mit den "Highlights" und auch mit Erzählungen über das Leben im alten Peru vertraut gemacht Interessantes zur "InkaPeru "-Ausstellung SCHLOSSMUSEUM LINZ 4020 Linz, Tummelplatz 10, Tel. 0732-77 44 19 Öffnungszeiten für die Schauräume im I. und 2. Stock: Die—Fr9—17Uhr, Sa/So/Fei 10—16 Öffnungszeiten für INKA-PERU-AUSSTELLUNG: Mo 11—18, Di—So 9—18, Do —2Qh Die Panflöte, in Südamerika Zampona genannt, ist auch heute noch ein Instrument, das in jeder südamerikanischen Musikgruppe vertreten ist. Zahlreiche Größen und Formen sind bekannt und werden gespielt. Eine der schönsten Figuren in der noch bis 8. Dezember im Linzer Schloßmuseum laufenden Großausstellung "Inka-Peru — Indianische Hochkulturen durch drei Jahrtausende" ist ein Doppelgefäß in Form eines Panflötenspielers. Es entstammt der Vicus-Kultur, aus der Frühen Zwischenzeit 500 v. — 400 n.Chr. Gerade diese Kulturstufe entwik- Tolja zeigt stolz seinen "MocheKrieger" aus Plastillin. Frau Dr. Marion Jershowa aus Linz half bei der Überwindung der Sprachprobleme. Rogelio Antezana aus Cochabamba/ Bolivien mit der Zampona und das Doppelgefäß der Vicus-Kultur wurden, ging es unter Anleitung unserer Kindergärtnerin Roswitha Weber ans Basteln im Kinderbetreuungsraum. Mit großer Begeisterung wurden Ohrscheiben und Ketten aus Goldfolie gefertigt, die beiden 10jährigen Buben Tolja und Alexej formten jeder einen MocheKrieger aus Plastillin, die sie dem Museum als Erinnerung an Ihren Besuch schenkten. Nach einem Aufenthalt von mehr als zwei Stunden ging es dann wieder zurück nach Hellmonsödt, erfüllt mit neuen, faszinierenden Eindrükken. H. Dimt kelte eine Vorliebe für Musikerdarstellungen. Das Gefäß ist ein Beweis dafür, daß sich die Panflöte in den zentralen Andenkulturen bereits sehr früh großer Beliebtheit erfreute. Die Verzierung weist die neue Technik der Negativmalerei auf. Aus der Nasca-Kultur, die im Zeitraum 100700 n. Chr. an der Südküste Perus entstanden war, sind Panflöten aus Ton erhalten. Musikwissenschaftliche Untersuchungen ergaben, daß die Nasca-Künstler es verstanden haben, Instrumente herzustellen, die die gleiche Tonleiter verwenden. Meist sind diese Tonflöten aus 9 Pfeifen zusammengesetzt. Beispiele solcher Panflöten aus Ton sind ebenfalls in der Ausstellung vertreten. Im Monat Oktober wird gleich zweimal Liebhabern südamerikanischer Musik die Möglichkeit geboten, die Panflöte live mit der bolivianischen Gruppe "Kollana" zu genießen, und zwar am 2. und 17. Oktober, jeweils um 19 Uhr. \- rancisco-Carolinum "Robert Schuster" 5.9. 1991—6. 10. 1991 "Gottfried Salzmann" 12.9. 1991 — 3 . 11. 1991 Südamerika, mit seinen schneebedeckten Gipfeln, die eine Höhe über 6000 m aufweisen, ist aber auch ein Eldorado der Bergsteiger. Am 10. und 24. Oktober 1991, um 19 bzw. 19.30 Uhr, schildern zwei oberösterreichische Bergsteiger in Lichtbildervorträgen ihre faszinierenden Erlebnisse in den Bergen von Ecuador bis Argentinien, wobei auch die jeweiligen Länder mit ihrer Bevölkerung nicht zu kurz kommen. "Gifttiere der Welt" 15. 10. 1991 — 15.3. 1992 "Inka-Peru" 12.5. 1991—8. 12. 1991 "Mozart in Linz" 26.9. 1991—27. 1. 1991 Veranstaltungsprogramm : Mittwoch. 2. Oktober. 19 Uhr: (Änderungen vorbehalten!) Ausstellungen Veranstaltungen im Museum Francisco-Carolinum Cecilia und Walter Witzany (Linz): "Reiseland Peru-Bolivien" 7. 10. 1991, 18.30 Uhr Pilzbestimmungsabend Lichtbildervortrag mit Musikuntermalung der "Grupo Kollana" 10. 10. 1991, 19.00 Uhr Botanische Arbeitsgemeinschaft Donnerstag. 10. Oktober. 19 Uhr: Rudolf Wurzer (Naturfreunde Linz): "Faszination Südamerika — 24. 10. 1991, 19.00 Uhr Prof. Dr. R. Krisai, Braunau, und Konsulent R. Lenzenweger, Ried/I.: Diavortrag: "Wald und Moor am Ende der Welt. Vegetationskundliche Notizen aus Feuerland". Berge, Land und Leute von Argentinien bis Ecuador" Farblichtbildervortrag in Doppelprojektion und Überblendtechnik Donnerstag. 17. Oktober. 19 Uhr: Beatriz Bauer Berrios (Instituto del Turismo Boliviano, Wien) und die bolivianische Musikgruppe "Kollana" "Musik und Tanz in Bolivien" 28. 10. 1991, 18.30 Uhr Pilzbestimmungsabend hntomologische Arbeitsgemeinschaft 4. 10. 1991, 19.00 Uhr Arbeits- und Determinationsabend 18. 10. 1991, 19.00 Uhr Arbeits- und Determinationsabend Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Lichtbildervortrag z OS Donnerstag. 24. Oktober. 19.30 Uhr: Josef Ollmaier (Österr. Alpenverein, Ried i.L): "Eis am Äquator" Lichtbildervortrag fcd 10. 10. 1991, 19.00 Uhr Norbert Pühringer, Scharnstein: Diavortrag: "Das Almtal und seine Vogelwelt". 24. 10. 1991, 19.00 Uhr Arbeitsabend Veranstaltungen im Schloßmuseum Linz Inka-Peru-Ausstellung Siehe nebenstehenden Veranstaltungskalender!