Oberst Chabert – Wikipedia - Deutsch

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Oberst Chabert – Wikipedia
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Oberst Chabert
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Oberst Chabert ist eine Erzählung von Honoré de Balzac. Sie erschien unter dem Titel
La Transaction zum erstmals 1832 in der Zeitschrift L'Artiste und im selben Jahr in einem
Sammelband unter dem Titel Le Comte Chabert. 1835 wurde die Erzählung unter dem
Titel La Comtesse à deux Maris im Rahmen des Romanzyklus La comédie humaine als
Band V der Szenen aus dem Pariser Leben veröffentlicht. Später nahm sie Balzac in den
Abschnitt Szenen aus dem Privatleben auf.[1]
Inhaltsverzeichnis
1
2
3
4
5
6
7
Inhalt
Stellung in der Comédie humaine
Ausgaben
Verfilmungen
Oper
Einzelnachweise
Weblinks
Inhalt
Oberst Graf Hyacinthe Chabert wurde im Vierten Koalitionskrieg auf dem Feldzug
Napoleons nach Ostpreußen in der Schlacht bei Preußisch Eylau (1807) schwer
verwundet. Er wurde für tot gehalten und bestattet, konnte sich aber aus dem Massengrab
befreien und wurde von Bauern gesund gepflegt. Nach einer langen Odyssee nach Paris
zurückgekehrt konnte er seine Identität nicht nachweisen, da er mittlerweile offiziell
(sogar durch den Kaiser selbst) für tot erklärt worden war. Seine vermeintliche Witwe
hatte in der Zwischenzeit den Grafen Ferraud geheiratet (von dem sie auch zwei Kinder
bekommen hatte) und mit Hilfe von Chaberts Vermögen eine anerkannte Stellung in der
Pariser Gesellschaft eingenommen. Sie hat daher keinerlei Interesse, die Rückkehr des
Obersten anzuerkennen, während der völlig verarmte Chabert über keine Mittel verfügt,
um einen Prozess zur Anerkennung seiner Rechte zu führen. In seiner Not wendet sich
Chabert an den Advokaten Derville (damit beginnt die Erzählung). Er kann Derville für
sich einnehmen, so dass dieser nicht nur bereit ist, die Angelegenheit Chaberts zu
übernehmen, sondern ihm auch noch Mittel zum Lebensunterhalt vorstreckt. Auf Grund
eines möglicherweise langwierigen Prozesses rät Derville allerdings zu einem Vergleich
mit der Gräfin Ferraud.
Derville sucht die Gräfin auf, um mit ihr darüber zu verhandeln. Er hat unterdessen deren
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schwache Stelle erkannt, denn der Graf Ferraud hat seinerseits ein Interesse an der
Aufhebung der Ehe, weil er dann Aussicht auf eine vorteilhaftere Partie und Einsetzung
in den Pairsstand hat. Die Gräfin ist daher grundsätzlich zu einem Vergleich bereit, bei
dem ihre zweite Ehe anerkannt wird und Chabert eine Leibrente aus seinem Vermögen
erhält. Als sie acht Tage später bei Derville zum Abschluss der Vereinbarung erscheint,
erklärt sie jedoch, dass die verlangte Leibrente mit 24.000 Francs zu hoch sei. Damit
erscheint ein Prozess unvermeidlich.
Als Chabert die Kanzlei verlässt, passt ihn die Gräfin ab und nimmt ihn in ihr Landhaus
mit, wo sie ihn mehrere Tage beherbergt und ihm die verzweifelte Gattin und Mutter
vorspielt, die vor allem an das Wohl ihrer Kinder denke. Chabert lässt sich tatsächlich
einspinnen und ist schon bereit, ohne Derville einen für ihn sehr ungünstigen Vertrag zu
unterzeichnen, durch den er letzten Endes seinen Namen und sein gesamtes Vermögen
ohne Gegenleistung verlieren würde. Im letzten Augenblick erkennt Chabert die Intrige.
Angewidert von der Niedertracht seiner Frau verzichtet er freiwillig auf Namen und
Vermögen. Als Derville, der glaubt, Chabert habe sich stillschweigend mit der Gräfin
Ferraud verglichen, bei dieser seine Auslagen geltend machen will, lässt diese ihm
mitteilen, Chabert habe zugegeben, ein Hochstapler zu sein. Derville trifft Chabert einige
Zeit später bei Gericht, wo dieser als Landstreicher verurteilt wird. In einem kurzen
Gespräch erkennt Derville jedoch, dass Chabert kein Betrüger ist, sondern ein
Ehrenmann, den seine Frau um alles gebracht hat. Viele Jahre später (1840) trifft Derville
Chabert ein letztes Mal in einem Armenasyl, wo der ehemalige Oberst in seinen letzten
Jahren dahinvegetiert. Derville schließt die Erzählung mit den Worten: "… sämtliche
Gräuel, die die Romandichter zu erfinden glauben, bleiben noch hinter der Wirklichkeit
zurück …"
Stellung in der Comédie humaine
Im Mittelpunkt der Erzählung steht die für die comédie humaine typische Konfrontation
eines lauteren, durch und durch ehrenhaften Charakters mit einem egoistischen, vor
keiner Gemeinheit zurückschreckenden Gegner, dem er letztlich unterliegen muss. Oberst
Chabert wird aus der Perspektive des Anwalts Dervilles erzählt, so dass Balzac seine
eigenen Erfahrungen aus seiner kurzen Tätigkeit bei einem Advokaten einfließen lassen
kann, aber auch, insbesondere gegen Schluss, allgemeine Betrachtungen über das
Rechtswesen und die moralische Verfassung der Gesellschaft. "Unter den frühen Werken
ist Oberst Chabert neben Le curé de Tours (…) dasjenige, in dem Balzac die schärfste
Kritik an Grausamkeit und Egoismus einer trivialen Gesellschaft übt. Der Romantiker,
den er in anderen Werken nicht verleugnen kann, scheint hier restlos ausgeschaltet."[2]
Chabert tritt in der Comédie humaine sonst nicht in Erscheinung; die Gräfin Ferraud hat
noch eine Nebenrolle im Roman Die Beamten. Derville gehört, wie die Ärzte Desplin und
Biancon, als Musterbeispiel von Integrität und Kompetenz zu den zentralen Figuren des
Zyklus und taucht in insgesamt 12 Werken auf, z.B. in Vater Goriot, Gobseck oder Glanz
und Elend der Kurtisanen.
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Ausgaben
Die menschliche Komödie, Hg. Ernst Sander, 12 Bände, Goldmann, München
1971-72. Taschenbuchausgabe Btb, Berlin 1998, Band III
Diogenes, Zürich, 1981, ISBN 3257204515
Insel, Frankfurt 1996, ISBN 3458336125
Verfilmungen
1911 : Le Colonel Chabert, von André Calmettes und Henri Pouctal
1920 : Il colonnello Chabert, von Carmine Gallone
1932 : Mensch ohne Namen (Un homme sans nom), von Gustav Ucicky und Roger
Le Bon, in deutscher und französischer Sprachversion
1943 : Le Colonel Chabert, von René Le Hénaff
1994 : Die Auferstehung des Colonel Chabert (Le Colonel Chabert), von Yves
Angelo, mit Gérard Depardieu und Fanny Ardant
Oper
Oberst Chabert, Hermann Wolfgang von Waltershausen, Uraufführung 18. Januar
1912 in Frankfurt am Main.
Einzelnachweise
1. Honoré de Balzac: La comédie humaine, zwölfbändige Gesamtausgabe, Band III,
Goldmann, S. 575 ff
2. Kindlers Literatur Lexikon in 25 Bänden, dtv München 1974, Band 6, S. 2081f
Weblinks
Oberst Chabert im Projekt-Gutenberg (http://gutenberg.spiegel.de/buch/4867/2)
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Oberst_Chabert&
oldid=147816756“
Kategorien: Literarisches Werk Literatur (Französisch) Literatur (19. Jahrhundert)
Roman, Epik Werk von Honoré de Balzac
Diese Seite wurde zuletzt am 8. November 2015 um 08:59 Uhr geändert.
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