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Bochum, 08.03.2017
Spannungssensible Farbstoffe
Gedanken leuchten lassen
RUB-Forscher untersucht Bewegung im Gehirn
Wie nimmt das Gehirn Bewegungen wahr? Diese Frage untersucht PD Dr. Dirk Jancke an
der Ruhr-Universität Bochum mit einem speziellen optischen Verfahren. In einer
Sonderrubrik der Fachzeitschrift „Neurophotonics“ beschreibt Jancke die Erkenntnisse,
die er dank spannungssensibler Farbstoffe erzielen konnte, und ehrt gleichzeitig Prof.
Amiram Grinvald - einen der wichtigsten Forscher auf diesem Gebiet.
Wenn die Spannung steigt
Dem Neuroinformatiker Dirk Jancke geht bei seiner Forschung regelmäßig ein Licht auf und
das nicht nur im übertragenen Sinn: Er verwandelt in seinem Labor die Aktivität von
Gehirnzellen in Licht. Dazu nutzt der Wissenschaftler fluoreszierende Farbstoffe mit einer
speziellen Eigenschaft: Sie reagieren auf die Änderung von elektrischer Spannung in ihrer
Umgebung, indem sie stärker oder schwächer leuchten. Wird also eine Zelle im Gehirn aktiviert,
so steigt die elektrische Spannung über der Zellmembran und der Farbstoff fluoresziert
stärker. Das bildgebende Verfahren mit den spannungssensiblen Farbstoffen nennt sich
„Voltage-Sensitive Dye Imaging“ oder kurz VSDI. Seine Entdeckung ebnete den Weg zu vielen
neuen Erkenntnissen in den Neurowissenschaften. „Spanungssensible Farbstoffe ermöglichen
uns die zurzeit beste raumzeitliche Auflösung für unsere Beobachtungen. Das heißt, man kann
damit einen größeren Teil des Gehirns gleichzeitig in Millisekunden betrachten.“, so Jancke.
Forschung an optischen Illusionen
Den Umgang mit VSDI lernte der Neurowissenschaftler während seiner Zeit als Postdoktorand
im Labor von Prof. Amiram Grinvald am Weizmann Institute of Science in Israel. „Er ist einer der
Pioniere in der Arbeit mit spannungsabhängigen Farbstoffen. In meiner Zeit als Postdoc in
seinem Labor habe ich sehr davon profitiert.“, so Jancke. Am Weizmann-Institut konnte Jancke
mithilfe von VSDI beobachten, wie sich eine Erregungswelle in der visuellen Großhirnrinde
ausbreitet, wenn das Gehirn Bewegungen verarbeitet. Statt einer echten physikalischen
Bewegung setzte Jancke damals auf eine optische Täuschung, die die Bewegung nur
simulierte. Seine Forschung an solchen Illusionen führt er heute im Optical Imaging Lab an der
Ruhr-Universität Bochum fort und konnte seine vorherigen Erkenntnisse bestätigen. So stellte
Jancke beispielsweise fest, dass das Gehirn einen schnellen Kontrastwechsel an Konturen als
Bewegung interpretiert. Das passiert, weil die Information für einen Lichtwechsel von Hell nach
Dunkel schneller verarbeitet wird, als die Information für einen Wechsel von Dunkel nach Hell.
SONDERFORSCHUNGSBEREICH 874 · PROF. DR. D. MANAHAN-VAUGHAN, Sprecherin
ÖFFENTLICHKEITSARBEIT · Judith Merkelt · Ruhr-Universität Bochum · Gebäude FNO 01/110
Universitätsstraße 150 · D-44801 Bochum · Fon +49 (0)234 / 32-26603 · Fax +49 (0)234 / 32-14490
E-Mail: [email protected] · WWW.RUB.DE/SFB874
So entsteht eine asymmetrische Erregungswelle zwischen benachbarten Orten im Gehirn, die
man durch VSDI sichtbar machen kann. Jancke ist gespannt, welche Vorgänge in neuronalen
Netzwerken er zukünftig mit spannungssensiblen Farbstoffen beobachten kann, und glaubt,
dass optisch-basierte Verfahren noch viele weitere Einblicke in die Funktionsweise des Gehirns
ermöglichen werden.
Förderung
Die Forschungsergebnisse stammen unter anderem aus einem Teilprojekt des
Sonderforschungsbereiches 874 an der Ruhr-Universität Bochum. Der interdisziplinäre
Forscherverbund wird seit 2010 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und
untersucht die Verarbeitung von Sinneseindrücken im Gehirn.
Originalveröffentlichung:
D. Jancke (2017): Catching the voltage gradient—asymmetric boost of cortical spread
generates motion signals across visual cortex: a brief review with special thanks to Amiram
Grinvald. Neurophotonics, DOI: 10.1117/1.NPh.4.3.031206.
Link zur Publikation:
http://neurophotonics.spiedigitallibrary.org/article.aspx?articleid=2603516
Kontakt:
PD Dr. Dirk Jancke
Optical Imaging Lab
Institut für Neuroinformatik
Ruhr-Universität Bochum
Tel: 0234 32 27845
[email protected]
Text: Judith Merkelt
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