Klinikum der Universität Düsseldorf

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Klinikum der Universität
Düsseldorf
Neurochirurgische Klinik und Poliklinik und
Abteilung für Neuroradiologie
Informationsblatt zur Wahl der Behandlung von arteriovenösen Gefäßmissbildungen des
Gehirns
Grundsätzliches
Kleine Gefäßmissbildungen des Gehirnes (arteriovenöse Malformationen) lassen sich heute endovaskulär, operativ oder mit Gamma-KnifeBestrahlung behandeln. Größere Malformationen können durch eine
Kombination dieser Behandlungsformen behandlet werden. Alle
Behandlungsformen sind heute akzeptiert. Die eine oder die andere
Behandlung ist nicht allgemein besser oder schlechter. Die
Behandlungen unterscheiden sich aber bezüglich Aufwand und
Belastung, aber auch durch ihre Effektivität hinsichtlich Ausschaltung
des Blutungsrisikos der Missbildung und Besserung einer eventuell
vorliegenden Epilepsie. Die Wahl der Behandlungsform muss deshalb
aufgrund dieser Vor- und Nachteile erfolgen. In bestimmten Fällen kann
auch eine Kombination der verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten
sinnvoll sein. In einigen Fällen ist auch eine abwartende Haltung
gerechtfertigt, aber dies ist abhängig von Faktoren wie stattgehabte
Blutung oder Alter des Patienten, da das Blutubngsrisiko von solchen
Faktoren abhängt. Die Abwägung des Blutungsrisikos im natürlichen
Verlauf und der Behandlungsrisiken muss individuell im Gespräch mit
dem Neurochirurgen erfolgen.
Endovaskuläre Behandlung
Besonderheiten und Spezifische Vorteile
Die Katheterbehandlung erlaubt prinzipiell eine wenig invasive
Behandlung ohne Öffnung des Kopfes. Allerdings wird die Behandlung
ebenfalls in Allgemeinnarkose durchgeführt. Das Blutungsrisiko ist nur
ausgeschaltet, wenn die Gefäßmissbildung vollständig verschlossen
werden kann. Sonst muss noch eine Operation oder Gamma-KnifeBehandlung
angeschlossen
werden.
Häufig
sind
mehrere
Therapiesitzungen notwendig. Bei größeren Malformationen ist die
Chance, mit der endovaskulären Behandlung alleine eine Heilung zu
erreichen, leider gering. Das Behandlungsrisiko im Sinne einer
bleibenden Schädigung durch Blutung oder Hirninfarkt beträgt bei den
kleinen Gefässmissbildungen etwa 3-10%. Die Erholungsphase nach
Embolisation alleine ist relativ kurz. Die Entlassung kann einige Tage
nach dem Eingriff erfolgen. Häufig bestehen noch Kopfschmerzen
während 1-2 Wochen. Danach können aber Arbeit und Sport wieder
aufgenommen werden. Nach 6 Monaten wird eine Kontrollangiographie
empfohlen, um die dauerhafte Ausschaltung der Gefäßmissbildung zu
bestätigen.
Spezifische Nachteile
Die Unsicherheit, eine vollständige Ausschaltung zu erreichen, ist der
Hauptnachteil. Ob die endovaskuläre Behandlung eine eventuelle
Epilepsie günstig beeinflusst, ist nicht gesichert. Die Chancen einer
vollständigen Heilung durch die Katheterbehandlung alleine betragen
zwischen 15% und 30%.
Mikrochirurgie
Spezifische Vorteile
Die mikrochirurgische Behandlung garantiert eine sofortige
vollständige Ausschaltung des Blutungsrisikos. Die Operation wird in
Allgemeinnarkose durchgeführt und erfordert einen postoperativen
Krankenhausaufhalt von einer Woche. Vor Entlassung wird nochmals
eine Kontrollangiographie durchgeführt. Mit Entlassung ist die
Behandlung abgeschlossen. Eine Erholungszeit von 4-8 Wochen bis
zur Wiederaufnahme der normalen beruflichen und anderen
Aktivitäten empfiehlt sich im allgemeinen. Die Chancen einer
vollständigen Ausschaltung betragen fast 100%. Die Mikrochirurgie
führt auch zu einer Verminderung der Anfallsneigung bei Epilepsie.
Bei nur wenigen stattgehabten Anfällen kann mit einer 85%-igen
Wahrscheinlichkeit einer langfristigen Anfallsfreiheit gerechnet
werden. Bei chronischer Epilepsie beträgt nach Operation die Chance
einer langfristigen Anfallsfreiheit noch etwa 50%.
Spezifische Nachteile
Die relative Belastung durch die Operation und die notwendige
Erholungsphase sind die spezifischen Nachteile der operativen
Behandlung. Das Risiko eines bleibenden neurologischen Defizits
hängt von der Größe und Lage der AVM ab und beträgt bei den
kleineren AVM (Spetzler-Martin Grad I&II) etwa 5%.
Radiochirurgie
Spezifische Vorteile
Die radiochirurgische Behandlung ist die am wenigsten belastende
Behandlung, kommt aber nur bei kleinen AVM in Frage. Die
Einmalbestrahlung kann ambulant, ohne Narkose durchgeführt werden.
Berufliche und die anderen normalen Aktivitäten können am nächsten
Tag wieder aufgenommen werden. Das Behandlungsrisiko einer
Strahlenschädigung der Umgebung der Gefäßmissbildung beträgt etwa
5%. Diese tritt erst einige Monate bis Jahre nach der Behandlung auf.
Allgemeine Bestrahlungsfolgen wie Haarausfall treten nicht auf. Die
radiochirurgische Behandlung hat ebenfalls einen nachgewiesenen
günstigen Einfluss auf eine begleitende Epilepsie.
Spezifische Nachteile
Der Behandlungserfolg tritt erst nach einer Zeit von 6 Monaten bis 3
Jahren auf. Das Blutungsrisiko ist also nach der Behandlung nicht sofort
ausgeschaltet. Ein komplettes Verschwinden der Gefäßmissbildung
kann auch nicht unbedingt erwartet werden. Ganz kleine Missbildungen
mit einem Durchmesser von unter 1cm verschliessen sich mit einer
Wahrscheinlichkeit von 90% komplett. Bei 3cm grossen
Gefäßmissbildungen liegt die Chance eines Komplettverschlusses aber
unter 60% - 70%.
Prof. Dr. H.-J. Steiger
Neurochirurgische Klinik
Universitätsklinikum Düsseldorf
Moorenstr.5
40225 Düsseldorf
Tel. 0211 811 7911
Email: steiger@
uni-duesseldorf.de
Priv. Doz. Dr. A. Petridis
Neurochirurgische Klinik
Universitätsklimnikum Düsseldorf
Moorenstr. 5
40225 Düsseldorf
Tel. 0211 8107439
Email: Athanasios.Petridis@
med.uni-duesseldorf.de
Prof. Dr. B. Turowski
Abteilung für Neuroradiologie
Universitätsklimnikum Düsseldorf
Moorenstr. 5
40225 Düsseldorf
Tel. 0211 8117946
Email: bernd.turowski@
med.uni-duesseldorf.de
PD Dr. J. Maciaczyk
Radiochirurgie
Neurochirurgische Klinik
Universitätsklimnikum Düsseldorf
Moorenstr. 5
40225 Düsseldorf
Tel. 0211 8107330
Email:
[email protected]
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