sai (Leit a K i k u Y ), e t e lsom (Tromp ung) e gge r n o H & t r e b u mmel, Sch r Basel e t a e Werke von Hu h T l a ic s 0 Uhr, Mu .3 9 1 – 6 .1 1 .1 9 Mi, Alison Ba Mi, 9.11.2016, 19.30 Uhr | Musical Theater Basel Besetzung Kammerorchester Basel 18.45 Uhr Einführung mit SRF2 Redaktor Florian Hauser Solistin Arthur Honegger (1892 - 1955) Sinfonie Nr. 2 für Streichchorchester und Trompete ad libitum Alison Balsom, Trompete Leitung I. Molto moderato – Allegro II. Adagio mesto III. Vivace ma non troppo – Presto Yuki Kasai Flöte Isabelle Schnöller Regula Bernath Oboe Andrey Godik Francesco Capraro Klarinette Markus Niederhauser Guido Stier Fagott Matthias Bühlmann Gordon Fantini Horn Konstantin Timokhine Mark Gebhart 1.Violine Yuki Kasai Barbara Bolliger Matthias Müller Valentina Giusti Denise Gruber Kazumi Suzuki Krapf 2.Violine Jana Karsko Mirjam Steymans-Brenner Vincent Durand Betina Pasteknik Cordelia Fankhauser Viola Danka Nikolic Bodo Friedrich Renée Straub Anne-Françoise Guezingar Cello Martin Zeller Georg Dettweiler Ekachai Maskulrat Kontrabass Stefan Preyer Daniel Szomor Johann Nepomuk Hummel (1778 - 1837) Konzert für Trompete in Es-Dur I. Allegro Con spirito II. Andante III. Rondo (Allegro molto) Pause Pauken Sebastiaan Molenaar Franz Schubert (1797 - 1828) Sinfonie Nr. 3 D-Dur D 200 I. II. III. IV. Adagio maestoso – Allegro con brio Allegretto Menuetto. Vivace – Trio Presto vivace Trompete Simon Lilly Jan Wollmann Offizieller Medienpartner 2 Programm 9.11.2016 | Balsom für die Seele 3 kulturell unabhängig vielseitig ProgrammZeitung Kultur im Raum Basel Alison Balsom Im Jahr 2013 wurde die Trompeterin Alison Balsom zur Gramophone Künstlerin des Jahres ernannt. Sie ist dreimalige ECHO Klassik-Preis sowie Classic BRIT Award Gewinnerin – unter anderem in der Kategorie Female Artist of the Year. Ausserdem erhielt sie den Nordoff Robbins O2 Silver Clef Award. Alison Balsom arbeitete bereits mit einigen der bekanntesten Dirigenten und Orchestern unserer Zeit zusammen, so beispielsweiAlison Balsom © Jason Joyce_April 2016 le mit Pierre Boulez, Lorin Maazel, Sir Roger Norrington, dem l'Orchestre de Paris, San Francisco Symphony, dem Philadelphia und dem London Philharmonic Orchestra. 2009 trat Alison Balsom zudem als Solistin bei der Last Night of the BBC Proms auf. Balsom spielt regelmässig mit weltweit bekannten Kammerensembles wie der Academy of Ancient Music, Il Pomo d'Oro und The English Concert zusammen. 2013 produzierte Balsom das von der Presse kritisch beleuchtete Musiktheater «Gabriel» im Shakespeare's Globe in London, in dem sie selbst als Protagonistin auftrat. Darüber hinaus hielt sie einen TEDtalk unter dem Titel «Music as a Healer» und eine Vorlesung am Somerville College der Oxford University über «Women in the Arts». Mit Leidenschaft setzt sie sich immer wieder für die musikalische Bildung und Erziehung ein. Jahresabo, 11 Ausgaben, CHF 82.– Schnupperabo, 3 Ausgaben, CHF 15.– Alison Balsom ist dafür bekannt, die Grenzen ihres Instruments zu erforschen. Zahlreiche Konzerte wurden nur für sie geschrieben. So brachte sie kürzlich erst das Werk «Lanterne of Light» von Guy Barker zur Uraufführung, darüber hinaus Bramwell Toveys «Songs of the Paradise Saloon» und Qigang-Chens «Joie Eternelle». Zu den Höhepunkten der Saison 2016/17 zählen Konzerte in der Wigmore Hall www.programmzeitung.ch/Abo 061 560 00 67 4 Programm 9.11.2016 | Balsom für die Seele 5 und Cambridge Corn Exchange sowie Konzerte mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra, dem Orchestre National de Toulouse und dem Zürcher Kammerorchester. Mit dem Kammerorchester Basel, Il Pomo d'Oro und The Balsom Ensemble wird Alison Balsom verschiedene Europatourneen unternehmen. Alison Balsom begann ihr Karriere als New Generation Artist von BBC Radio 3, was ihr regelmässige Auftritte mit allen BBC Orchestern ermöglichte. Sie studierte am Pariser Konservatorium und der Guildhall School of Music and Drama. Heute ist sie Ehrenmitglied und Gastprofessorin an der Guildhall und erhielt einen Ehrendoktortitel von der Anglia Ruskin Universität und der University of Leicester. Die Künstlerin gibt weltweit Meisterkurse, unter anderem an der Juilliard School und dem Curtis Institut. Alison Balsom ist seit 2001 Exklusivkünstlering von EMI Classics (heute: Warner Classics). Kammerorchester Basel Das Kammerorchester Basel gilt als eines der führenden Kammerorchester des internationalen Musiklebens. Einladungen in die bedeutendsten Konzerthäuser und Festivals weltweit prägen die Agenda ebenso wie die eigene Konzertreihe in Basel. Verschiedene Einspielungen bei renommierten Klassiklabels wie Sony, Deutsche Harmonia Mundi und Warner Classics, viele mit prominenten Preisen ausgezeichnet, zeugen von der exzellenten Qualität und Musizierlust des Basler Klangkörpers. Das innovative, künstlerisch unabhängige Ensemble sucht durch stete Entwicklung seines Klangbildes sowohl auf historischem als auch modernem Instrumentarium neue und weiterführende Wege der Interpretation. Diese Vielfalt wurde zum internationalen Markenzeichen. Das Kammerorchester Basel arbeitet mit Künstlern wie Maria João Pires, Sol Gabetta, Emmanuel Pahud, Andreas Scholl, Kristian Bezuidenhout, Isabelle Faust und Fazil Say zusammen. Als Artistic Partner fungiert Renaud Capuçon; er erarbeitet mit dem Orchester eigene Programme als Solist wie auch als Leiter und Kammermusiker. Eine fruchtbare Zusammenarbeit verbindet das Ensemble mit seinem Principal Guest Conductor Giovanni Antonini. Ein Höhepunkt ist der Beethoven-Zyklus, den das Orchester und der renommierte italienische Barockspezialist erarbeitet haben. «Hier entsteht ein Stück Zukunft», schrieb die NZZ über die historisch informierten Interpretationen. Sie wurden 2008 in der Kategorie «Bestes Ensemble» mit dem ECHO Klassik Preis gekürt. Unter Antoninis Leitung wird das Kammerorchester Basel im Wechsel mit dem italienischen Ensemble «Il Giardino Armonico» bis ins Jahr 2032 alle 107 Sinfonien Joseph Haydns aufführen und auf CD einspielen. Eine weitere integrale Aufführung und Einspielung ist in den kommenden drei Jahren geplant: Franz Schuberts Sinfonien unter der Stabführung Heinz Holligers. Neben der Wiener Klassik und Barockprogrammen setzt sich das Orchester für die Zeitgenössische Musik ein. Jährliche Kompositionsaufträge und die Mitwirkung bei «Basel Composition Competition» zeugen von diesem Engagement. Seit Januar 2013 ist die Clariant International Ltd. Presenting Sponsor des Kammerorchester Basel. Kammerorchester Basel © Heike Kandalowski 6 Programm 9.11.2016 | Balsom für die Seele 7 «Balsom für die Seele» Seelenqual Klagend der erste Satz, klagend der zweite, klagend selbst der virtuose dritte Satz, der sich immer mehr verdichtet, verschachtelt und verknotet, bis die Solotrompete eine sanfte, befreiende Choralmelodie über das Gewimmel legt: Eine kleine Hoffnung in der Dunkelheit, eine kleine Hommage an das grosse Vorbild Johann Sebastian Bach. Eingebettet ist dieses Licht aber in Düsternis. Im Kriegsjahr 1941 ist Arthur Honegger Anfang 50 und resigniert, verzweifelt, erschüttert. Nichts ist mehr übrig von der wilden Aufbruchstimmung der zwanziger Jahre, als er, wie viele seiner Zeitgenossen, von der Welt der Maschinen fasziniert war, von der Schnelligkeit und dem Sport: damals fand diese Begeisterung Ausdruck in Werken wie dem Rollschuhballett «skating rink», «rugby» oder dem eruptiven Lokomotivenstück «Pacific 231», in vielen Filmmusiken und ganz allgemein in einer grossen Lust an der Klangmasse. In den dreissiger Jahren macht sich in Honegger aber zunehmend ein Skeptizismus breit, er beginnt sich für Religion zu interessieren, schreibt sarkastische Konzertkritiken und polemische Reflexionen, in denen er den Kulturbetrieb angreift, die Verkümmerung des Repertoires, den fehlenden Mut der Veranstalter, die Trägheit und Visionslosigkeit seiner komponierenden Kollegen. Und nun also die 2. Sinfonie. Auch sie ist, wie die anderen vier Sinfonien Honeggers, ein Auftragswerk: Für das zehnte Jubiläum des Basler Kammerorchesters 1936 bittet Paul Sacher Honegger um ein neues Werk. Daraus wird aber nichts, Honegger hat Anlaufschwierigkeiten, verwirft Ideen, lässt Skizzen liegen. 1940 schreibt Honegger lakonisch (und mit nur minimal schlechtem Gewissen): «Ich wollte Dir schon seit langer Zeit schreiben; aber ich muss Dir gestehen, dass ich wegen der traurigen Ereignisse, die wir erleben, etwas niedergeschlagen war.» Sachers wohlwollend-diplomatische Antwort muss Honegger aber derart aufmuntern, dass er sich wieder an die Arbeit macht. Im Dezember 1941 trifft die Partitur bei Sacher ein (und der kann sie dann endlich am 18. Mai 1942 zum ersten Mal aufführen, nun allerdings nicht mit dem Basler Kammerorchester, sondern mit dem Collegium Musicum in Zürich). «Ich habe kein Programm, keine literarische oder philosophische Begebenheit gesucht», schreibt Honegger zu seiner Sinfonie. «Wenn dieses 8 Programm 9.11.2016 | Balsom für die Seele Werk eine gewisse Ergriffenheit auslöst, so liegt der Grund darin, dass sie sich mir auf ganz natürliche Weise aufgedrängt hat. Denn ich drücke meine Gedanken durch die Musik aus, und vielleicht, ohne dass ich mir ihrer selbst gänzlich bewusst bin. Als bezeichnende Einzelheit kann ich mich nur noch an eine Sache erinnern: dass ich keine Kohlen hatte und dass mein großes Atelier mit den hohen Glasfenstern noch sehr eisig zu Beginn des Jahres 1941 war.» Und: «Ich wollte in diesem Werk die Auflehnung des modernen Menschen gegen die Flut der Bar- Arthur Honegger (1928), Agence de presse barei, der Dummheit, des Leidens, Meurisse – Bibliothèque nationale de France des Maschinismus, der Bürokratie symbolisieren, die uns seit einigen Jahren bestürmt.» Der Choral, mit dem die Trompete am Ende des 3. Satzes die Geigenmelodie verdoppelt, «ist nur eine Stütze für die Melodie in langen Noten der ersten Geiger, die sonst durch die Polyphonie der andern Instrumente mit gleicher Klangfarbe übertönt zu werden drohen. Je nach den Verhältnissen kann diese Trompete durch eine Oboe oder eine Klarinette ersetzt werden. Das Timbre spielt keine entscheidende Rolle. Es handelt sich um nichts anderes, als wenn man bei der Orgel ein neues Register zieht.» – Ein Register, mit dem sich die Solistin bestens warmspielen kann, um dann im nächsten Stück selbst alle Register zu ziehen. Seelenheil Eigentlich gibt es nur zwei klassische: das Trompetenkonzert von Josef Haydn (äusserst beliebt bei Wettbewerben und Probespielen) und das Es-Dur-Konzert von Johann Nepomuk Hummel. Das sind die beiden berühmten Trompetenkonzerte der Klassik. Zum Glück wurden sie geschrieben, denn die Zeit damals war ausgesprochen ungünstig: die grosse barocke Glanzzeit der Trompete ist vorbei, sie ist als Soloinstrument verschwunden, ist nur noch eins von vielen anderen Orchesterinstrumenten und darf lediglich noch ihre Farbe dazugeben als Signalin- 9 Auch für Alison Balsom ist das Konzert ein alter Bekannter. Als Kind schon, bald nachdem sie sich als Siebenjährige für die goldene Königin der Blasinstrumente entschieden hatte, war sie ihm begegnet und hat es seitdem unzählige Male gespielt. Seit sie mit entwaffnender Selbstverständlichkeit, technischer Meisterschaft und kluger Musikalität in die ehemals männliche Domäne der Trompeterei eingestiegen ist, verhilft sie ihrem Instrument beständig zu neuer Aufmerksamkeit, spielt die vielen Barockstücke, die wenigen (die beiden) klassischen Konzerte, vermisst zwar die grossen romantischen Virtuosenkonzerte aus dem 19. Jahrhundert, erweitert ihr Repertoire aber in andere Richtungen: sucht in Archiven nach Raritäten, macht sich selber Arrangements oder vergibt Aufträge an zeitgenössische Komponisten. Die dann doch recht zeitnah auch aufgeführt werden. Nicht wie damals … 10 Programm 9.11.2016 | Balsom für die Seele MUSIC. PURE. Klassische Musik. 24 Stunden am Tag. Ohne Werbung. Leichte Moderation. Ein breiter Querschnitt aus den verschiedensten Epochen und unterschiedlichsten Stilrichtungen der klassischen Musik, sowie Schweizer Künstlern bestimmt das Programm. radioswissclassic.ch 11 David Zinman: Keystone/Priska Ketterer; Anne-Sophie Mutter: Keystone/Frank Augstein; Emmanuel Pahud: Warner Classics/Josef Fischnaller strument oder Verstärkerin lauter Stellen. Warum? Zum einen wegen ihres beschränkten Tonumfangs, zum anderen wegen ihrer Herrschaftssymbolik. In Zeiten von Aufklärung und langsamer Abkehr vom Feudalismus ist diese nicht mehr sehr gefragt. Nun aber kommt der Wiener Trompeter Anton Weidinger ins Spiel: Er ist ein begnadeter Virtuose, Hofkapellmeister bei Fürst Esterházy und Erfinder. Er entwickelt die Klappentrompete und macht es so möglich, auch in tieferen Lagen chromatische Läufe zu spielen, Johann Nepomuk Hummel (ca. 1814), was auf der Naturtrompete bisGoethe-Museum Düsseldorf her kaum denkbar war. Zwar bleibt die Klappentrompete eine recht kurze Episode der Trompetengeschichte (bald folgt ihr die Ventiltrompete und gegen die kann sie sich nicht behaupten), aber Hummel ist, wie auch sein Kollege Joseph Haydn, derart entzückt von den neuen Möglichkeiten dieser Klappentrompete, dass er sich an die Arbeit macht. Das Ergebnis ist so bestechend, dass bis heute kein Trompeter, keine Trompeterin an diesem Bravourstück von Johann Nepomuk Hummel vorbei kommt. Seelenglut Ja, damals. Eine schöne Kritik war zu lesen in der «Musical Times»: «Diese Sinfonie zeigt schon einen grossen Fortschritt gegenüber ihren Vorgängerinnen. Obwohl sie nur wenige Monate nach der Zweiten entstand, ist sie ein reifes, aber darüber hinaus originelles Werk. Der erste Satz ist durchwegs bezaubernd, der zweite voll schlichter Anmut und höchst melodiös, während das Finale wiederum ein Meisterstück ist.» Lesen konnte sie Franz Schubert aber nicht mehr, denn die Kritik erFranz Schubert. Lithografie von C. Helfert nach schien erst 1881, Jahrzehnte Josef Kriehuber (postum) nachdem Schubert gestorben war: erst jetzt war die Sinfonie zum ersten Mal öffentlich und vollständig zu hören, wie so viele andere seiner Werke konnte Schubert sie zu Lebzeiten nicht erleben. Als er sie komponiert, diese 3. Sinfonie, ist Schubert 18 Jahre alt. Er arbeitet mit ungeheurer Geschwindigkeit: Zwar unterbricht er die Arbeit am ersten Satz für einige Zeit, aber nur, weil er kein Notenpapier mehr hat. Nach der Unterbrechung braucht er noch acht Tage für den Rest der Sinfonie. Und er geht neue Wege: Die langsame Einleitung verzahnt er mit den schnellen Entwicklungen im Satz, was man in der Wiener Klassik von Haydn, Mozart und Beethoven noch nicht findet. Harmonisch experimentierfreudig gibt sich Schubert und bricht das vorgegebene Regelwerk immer wieder auf. Leicht ist diese Musik, licht und voller Lebenslust («ein Werk der Jugend und ihres vergnügt lärmenden Tatendrangs, der sich regt und bewegt, ohne sich noch um Ziel und Erfolg Grosses zu kümmern», beschreibt später der Kritiker Eduard Hanslick das Werk). Mit dem majestätischen, ja dramatischen Anfang legt Schubert erst eine falsche Fährte. Dann aber mischen sich helle Flöten- und Streicherklänge in die Düsternis, ein humorvolles, rhythmisch sehr lebhaftes Thema hebt an, einfach, aber nicht naiv, das Drama mutiert zur 12 Programm 9.11.2016 | Balsom für die Seele Komödie und Schubert entfesselt (ein Jahr vor Rossinis «Barbier von Sevilla») eine vorwärtsstürmende Energie, die es mit jeder italienischen Opernouvertüre aufnehmen kann. Es ist ja erstaunlich: Als junger Komponist tritt Schubert in eine Welt ein, die so etwas wie musikalisch «ausabonniert» ist: ein paar Wiener Strassen entfernt von ihm wohnt Beethoven, fabriziert fortwährend Meisterwerke – soll, darf, kann, muss man dagegen antreten? Mit jugendlichem Feuer und leichtfüssiger Ungezwungenheit macht Schubert genau das: Unter all seinen jungen komponierenden Kollegen ist er der einzige, der sich auf die Auseinandersetzung mit den Grossen einlässt, mit Haydn, Mozart und Beethoven. Was wohl auch mit der Psychologie zu tun hat, eine Übermacht der Vorbilder dadurch abzubauen, indem man sie erprobt. Schubert wächst daran. Bis 1819 schreibt er 6 Sinfonien, 4 Sonaten, 11 Sonatenfragmente. Er macht sich spielerisch vertraut mit der grossen Form. Als er 25 Jahre alt ist, gibt es eine dramatische Wende in seinem Schaffen: Auf Teufel komm raus versucht er es jetzt mit Opern (hat aber nie recht Erfolg damit), er schreibt seine grosse As-Dur-Messe und er entwickelt den Typus der Grande Sonate: Die a-Moll-Sonate ist ein sinfonisches Stück, das vorausgreift auf Bruckner. Aber was ist die Wende? Was rüttelt Schubert 1822 so auf? Manche sagen, es war die Krankheit. 1822 erfährt Schubert, dass er Syphilis hat, wird sich seiner eigenen Endlichkeit bewusst und komponiert mit verzweifelter Anstrengung. Plötzlich werden die Werke viersätzig, plötzlich wendet sich Schubert ganz gezielt den grossen Formen zu. 1827 stirbt Beethoven (mit Mitte 50), und für den dreissigjährigen Schubert ist das wie ein Befreiungsschlag: Beethoven, der grosse Schatten, ist plötzlich verschwunden – und Schubert verdoppelt seine Anstrengungen der letzten Jahre: Er entwickelt einen Schaffensrausch. Das grosse G-Dur-Streichquartett und die gigantische G-Dur-Klaviersonate entstehen nun, das Es-Dur-Klaviertrio und die grosse Es-Dur-Messe, das Streichquintett C-Dur und schliesslich im September 1828 die drei sinfonischen Klaviersonaten c-Moll, A-Dur und B-Dur. Und daneben auch noch die Winterreise und die Heinelieder. Schubert will ins Grosse und Weite, er ahnt die Musik des 19. Jahrhunderts voraus, er ahnt Bruckner voraus. Dabei entwirft er vollkommen andere Klangwelten als Beethoven. Früher nannte man das «monothematisch». 13 42 2016 Aber ist es das? Sind es nicht eher Klangsphären, die von kleinen Tonzellen ausgehen und aus ihnen ganze Stücke entwickeln? Bei Beethoven gibt es selbst im grössten Chaos noch den Trost der Ordnung, Beethoven ist der Architekt. Schubert dagegen ist der Schlafwandler. Alfred Brendel meinte mal, seine Musik würde – auf gut österreichisch – «passieren». Wenn Schubert da hätte weitermachen können, wo er mit Anfang 30 aufhören musste, hätte er als Sechzigjähriger bei der Uraufführung des «Tristan» dabei sein können. Aber ob Wagner dann den Tristan geschrieben hätte? Was uns mit Musikern verbindet, ist die Liebe ZUR PERFEKTEN KOMPOSITION. Wie viel vom späten Schubert, der einem beim Hören oft genug den Boden entzieht, steckt schon im frühen? Vielleicht mehr als wir ahnen. Florian Hauser Geschenk-Abo Kammerorchester-Frühling zu Weihnachten CHF 150.- | 110.- | 75.- nacht klang kost probe + Abo Konzert Nr. 5 + Abo Konzert Nr. 7 + Kostprobe am 27.2.2017 + 1 Nachtklang nach Wahl (ausser Silvester) rze Zeit u k r ü f r u Verkauf n 8.1.2017 – 6 1 0 2 . 1 15.1 Tickets www.kulturticket.ch, Tel. 0900 585 887 (1.20 CHF / Min) Bider & Tanner – Ihr Kulturhaus in Basel, +41 61 206 99 96 | www.kammerorchesterbasel.ch 14 Programm 9.11.2016 | Balsom für die Seele DAS IST CLARIANT: LEIDENSCHAFTLICHER FÖRDERER DER KÜNSTE Das perfekte Zusammenspiel von Harmonie, Tempo und Rhythmus erschafft Musik, die uns alle bewegt. Fast wie bei uns: Denn wenn wir etwas bewegen wollen, entstehen aus Engagement, Know-how und Forschung innovative Lösungen für die Spezialchemie, die Emissionen senken, Rohstoffe sparen – und nachhaltig Wert schaffen. Das ist uns wichtig. 15 Nächste Konzerte «Balsom für die Seele» – Unterwegs Do, 10.11., 19.30 Uhr Olten, Stadttheater | Fr, 11.11., 19.30 Uhr Zürich, Tonhalle Sa, 12.11., 19.00 Uhr Neumarkt, Reitstadel | So, 13.11., 20.00 Uhr Stuttgart, Liederhalle Mo, 14.11., 20.00 Uhr München, Prinzregententheater | Do, 15.11., 19.30 Uhr Wien, Musikverein Alison Balsom Trompete, Yuki Kasai Leitung «Nachtklang» Fr, 18.11., 22.00 Uhr Basel, Ackermannshof Tamás Vásárhelyi Violine, Christoph Dangel Cello, Alex Wäber Percussion, Salomé im Hof Klavier und Sprecherin Musik und Texte von Arvo Pärt, Eric Satie und John Cage «Kostprobe» Di, 22.11., 12.30 Uhr Basel, Volkshaus Maria João Pires Klavier, Trevor Pinnock Leitung Robert Schumann: Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 54 «Die Schottische» – Unterwegs Mi, 23.11., 20.00 Uhr Freiburg, Konzerthaus | Do, 24.11., 19.30 Uhr Luzern, KKL Maria João Pires Klavier, Trevor Pinnock Leitung Werke von Franz Schubert, Robert Schumann und Felix Mendelssohn-Bartholdy «Pace Verità Porpora» – Abo und Unterwegs Do, 1.12., 19.30 Uhr Basel, Martinskirche (Abo-Konzert) | So, 4.12., 17.00 Uhr Villars-sur-Glâne, Église paroissiale | Mo, 5.12., 20.00 Uhr Hamburg, Laeiszhalle Nuria Rial Sopran, Roberta Invernizzi Sopran, Terry Wey Contratenor, Martin Vanberg Tenor, Marc-Olivier Oetterli Bass, Stefano Barneschi Leitung Nicola Antonio Porpora: «Il Verbo in carne» – Weihnachtsoratorium Vorverkauf www.kulturticket.ch | www.kammerorchesterbasel.ch Impressum Herausgeber Kammerorchester Basel Text Florian Hauser Redaktion , Satz Nadin Zeisse 16 Programm 9.11.2016 | Balsom für die Seele Design Stadtluft Druck Hornberger Druck GmbH