Balsom für die Seele - Kammerorchester Basel

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Alison Ba
Mi, 9.11.2016, 19.30 Uhr | Musical Theater Basel
Besetzung Kammerorchester Basel
18.45 Uhr Einführung mit SRF2 Redaktor Florian Hauser
Solistin
Arthur Honegger (1892 - 1955)
Sinfonie Nr. 2 für Streichchorchester und Trompete ad libitum
Alison Balsom, Trompete
Leitung
I. Molto moderato – Allegro
II. Adagio mesto
III. Vivace ma non troppo – Presto
Yuki Kasai
Flöte
Isabelle Schnöller
Regula Bernath
Oboe
Andrey Godik
Francesco Capraro
Klarinette
Markus Niederhauser
Guido Stier
Fagott
Matthias Bühlmann
Gordon Fantini
Horn
Konstantin Timokhine
Mark Gebhart
1.Violine
Yuki Kasai
Barbara Bolliger
Matthias Müller
Valentina Giusti
Denise Gruber
Kazumi Suzuki Krapf
2.Violine
Jana Karsko
Mirjam Steymans-Brenner
Vincent Durand
Betina Pasteknik
Cordelia Fankhauser
Viola
Danka Nikolic
Bodo Friedrich
Renée Straub
Anne-Françoise Guezingar
Cello
Martin Zeller
Georg Dettweiler
Ekachai Maskulrat
Kontrabass
Stefan Preyer
Daniel Szomor
Johann Nepomuk Hummel (1778 - 1837)
Konzert für Trompete in Es-Dur
I. Allegro Con spirito II. Andante III. Rondo (Allegro molto)
Pause
Pauken
Sebastiaan Molenaar
Franz Schubert (1797 - 1828)
Sinfonie Nr. 3 D-Dur D 200
I. II. III. IV. Adagio maestoso – Allegro con brio
Allegretto
Menuetto. Vivace – Trio
Presto vivace
Trompete
Simon Lilly
Jan Wollmann
Offizieller Medienpartner
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Programm 9.11.2016 | Balsom für die Seele
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kulturell
unabhängig
vielseitig
ProgrammZeitung
Kultur
im Raum Basel
Alison Balsom
Im Jahr 2013 wurde die Trompeterin Alison Balsom zur Gramophone Künstlerin des Jahres ernannt. Sie ist dreimalige ECHO
Klassik-Preis sowie Classic BRIT
Award Gewinnerin – unter anderem in der Kategorie Female Artist of the Year. Ausserdem erhielt sie den Nordoff Robbins O2
Silver Clef Award.
Alison Balsom arbeitete bereits
mit einigen der bekanntesten Dirigenten und Orchestern unserer
Zeit zusammen, so beispielsweiAlison Balsom © Jason Joyce_April 2016
le mit Pierre Boulez, Lorin Maazel, Sir Roger Norrington, dem
l'Orchestre de Paris, San Francisco Symphony, dem Philadelphia und
dem London Philharmonic Orchestra. 2009 trat Alison Balsom zudem als Solistin bei der Last Night of the BBC Proms auf. Balsom
spielt regelmässig mit weltweit bekannten Kammerensembles wie
der Academy of Ancient Music, Il Pomo d'Oro und The English Concert zusammen.
2013 produzierte Balsom das von der Presse kritisch beleuchtete
Musiktheater «Gabriel» im Shakespeare's Globe in London, in dem sie
selbst als Protagonistin auftrat. Darüber hinaus hielt sie einen TEDtalk unter dem Titel «Music as a Healer» und eine Vorlesung am Somerville College der Oxford University über «Women in the Arts». Mit
Leidenschaft setzt sie sich immer wieder für die musikalische Bildung
und Erziehung ein.
Jahresabo, 11 Ausgaben, CHF 82.–
Schnupperabo, 3 Ausgaben, CHF 15.–
Alison Balsom ist dafür bekannt, die Grenzen ihres Instruments zu
erforschen. Zahlreiche Konzerte wurden nur für sie geschrieben. So
brachte sie kürzlich erst das Werk «Lanterne of Light» von Guy Barker zur Uraufführung, darüber hinaus Bramwell Toveys «Songs of the
Paradise Saloon» und Qigang-Chens «Joie Eternelle». Zu den Höhepunkten der Saison 2016/17 zählen Konzerte in der Wigmore Hall
www.programmzeitung.ch/Abo
061 560 00 67
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Programm 9.11.2016 | Balsom für die Seele
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und Cambridge Corn Exchange sowie Konzerte mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra, dem Orchestre National de Toulouse
und dem Zürcher Kammerorchester. Mit dem Kammerorchester Basel, Il Pomo d'Oro und The Balsom Ensemble wird Alison Balsom verschiedene Europatourneen unternehmen. Alison Balsom begann ihr
Karriere als New Generation Artist von BBC Radio 3, was ihr regelmässige Auftritte mit allen BBC Orchestern ermöglichte. Sie studierte am Pariser Konservatorium und der Guildhall School of Music and
Drama. Heute ist sie Ehrenmitglied und Gastprofessorin an der Guildhall und erhielt einen Ehrendoktortitel von der Anglia Ruskin Universität und der University of Leicester. Die Künstlerin gibt weltweit
Meisterkurse, unter anderem an der Juilliard School und dem Curtis
Institut.
Alison Balsom ist seit 2001 Exklusivkünstlering von EMI Classics
(heute: Warner Classics).
Kammerorchester Basel
Das Kammerorchester Basel gilt als eines der führenden Kammerorchester des internationalen Musiklebens. Einladungen in die bedeutendsten Konzerthäuser und Festivals weltweit prägen die Agenda
ebenso wie die eigene Konzertreihe in Basel. Verschiedene Einspielungen bei renommierten Klassiklabels wie Sony, Deutsche Harmonia Mundi und Warner Classics, viele mit prominenten Preisen ausgezeichnet, zeugen von der exzellenten Qualität und Musizierlust des
Basler Klangkörpers. Das innovative, künstlerisch unabhängige Ensemble sucht durch stete Entwicklung seines Klangbildes sowohl auf
historischem als auch modernem Instrumentarium neue und weiterführende Wege der Interpretation. Diese Vielfalt wurde zum internationalen Markenzeichen. Das Kammerorchester Basel arbeitet mit
Künstlern wie Maria João Pires, Sol Gabetta, Emmanuel Pahud,
Andreas Scholl, Kristian Bezuidenhout, Isabelle Faust und Fazil Say
zusammen. Als Artistic Partner fungiert Renaud Capuçon; er erarbeitet mit dem Orchester eigene Programme als Solist wie auch als Leiter und Kammermusiker.
Eine fruchtbare Zusammenarbeit verbindet das Ensemble mit seinem
Principal Guest Conductor Giovanni Antonini. Ein Höhepunkt ist der
Beethoven-Zyklus, den das Orchester und der renommierte italienische
Barockspezialist erarbeitet haben. «Hier entsteht ein Stück Zukunft»,
schrieb die NZZ über die historisch informierten Interpretationen. Sie
wurden 2008 in der Kategorie «Bestes Ensemble» mit dem ECHO Klassik Preis gekürt. Unter Antoninis Leitung wird das Kammerorchester
Basel im Wechsel mit dem italienischen Ensemble «Il Giardino Armonico» bis ins Jahr 2032 alle 107 Sinfonien Joseph Haydns aufführen und
auf CD einspielen. Eine weitere integrale Aufführung und Einspielung
ist in den kommenden drei Jahren geplant: Franz Schuberts Sinfonien
unter der Stabführung Heinz Holligers. Neben der Wiener Klassik und
Barockprogrammen setzt sich das Orchester für die Zeitgenössische
Musik ein. Jährliche Kompositionsaufträge und die Mitwirkung bei «Basel Composition Competition» zeugen von diesem Engagement.
Seit Januar 2013 ist die Clariant International Ltd. Presenting Sponsor
des Kammerorchester Basel.
Kammerorchester Basel © Heike Kandalowski
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Programm 9.11.2016 | Balsom für die Seele
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«Balsom für die Seele»
Seelenqual
Klagend der erste Satz, klagend der zweite, klagend selbst der virtuose
dritte Satz, der sich immer mehr verdichtet, verschachtelt und verknotet, bis die Solotrompete eine sanfte, befreiende Choralmelodie über
das Gewimmel legt: Eine kleine Hoffnung in der Dunkelheit, eine kleine
Hommage an das grosse Vorbild Johann Sebastian Bach. Eingebettet
ist dieses Licht aber in Düsternis. Im Kriegsjahr 1941 ist Arthur Honegger Anfang 50 und resigniert, verzweifelt, erschüttert. Nichts ist mehr
übrig von der wilden Aufbruchstimmung der zwanziger Jahre, als er,
wie viele seiner Zeitgenossen, von der Welt der Maschinen fasziniert
war, von der Schnelligkeit und dem Sport: damals fand diese Begeisterung Ausdruck in Werken wie dem Rollschuhballett «skating rink»,
«rugby» oder dem eruptiven Lokomotivenstück «Pacific 231», in vielen
Filmmusiken und ganz allgemein in einer grossen Lust an der Klangmasse. In den dreissiger Jahren macht sich in Honegger aber zunehmend ein Skeptizismus breit, er beginnt sich für Religion zu interessieren, schreibt sarkastische Konzertkritiken und polemische Reflexionen,
in denen er den Kulturbetrieb angreift, die Verkümmerung des Repertoires, den fehlenden Mut der Veranstalter, die Trägheit und Visionslosigkeit seiner komponierenden Kollegen.
Und nun also die 2. Sinfonie. Auch sie ist, wie die anderen vier Sinfonien
Honeggers, ein Auftragswerk: Für das zehnte Jubiläum des Basler
Kammerorchesters 1936 bittet Paul Sacher Honegger um ein neues
Werk. Daraus wird aber nichts, Honegger hat Anlaufschwierigkeiten,
verwirft Ideen, lässt Skizzen liegen. 1940 schreibt Honegger lakonisch
(und mit nur minimal schlechtem Gewissen): «Ich wollte Dir schon seit
langer Zeit schreiben; aber ich muss Dir gestehen, dass ich wegen der
traurigen Ereignisse, die wir erleben, etwas niedergeschlagen war.»
Sachers wohlwollend-diplomatische Antwort muss Honegger aber
derart aufmuntern, dass er sich wieder an die Arbeit macht. Im Dezember 1941 trifft die Partitur bei Sacher ein (und der kann sie dann
endlich am 18. Mai 1942 zum ersten Mal aufführen, nun allerdings
nicht mit dem Basler Kammerorchester, sondern mit dem Collegium
Musicum in Zürich).
«Ich habe kein Programm, keine literarische oder philosophische Begebenheit gesucht», schreibt Honegger zu seiner Sinfonie. «Wenn dieses
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Programm 9.11.2016 | Balsom für die Seele
Werk eine gewisse Ergriffenheit
auslöst, so liegt der Grund darin,
dass sie sich mir auf ganz natürliche Weise aufgedrängt hat. Denn
ich drücke meine Gedanken durch
die Musik aus, und vielleicht, ohne
dass ich mir ihrer selbst gänzlich
bewusst bin. Als bezeichnende
Einzelheit kann ich mich nur noch
an eine Sache erinnern: dass ich
keine Kohlen hatte und dass mein
großes Atelier mit den hohen
Glasfenstern noch sehr eisig zu
Beginn des Jahres 1941 war.»
Und: «Ich wollte in diesem Werk
die Auflehnung des modernen
Menschen gegen die Flut der Bar- Arthur Honegger (1928), Agence de presse
barei, der Dummheit, des Leidens, Meurisse – Bibliothèque nationale de France
des Maschinismus, der Bürokratie symbolisieren, die uns seit einigen Jahren bestürmt.» Der Choral,
mit dem die Trompete am Ende des 3. Satzes die Geigenmelodie verdoppelt, «ist nur eine Stütze für die Melodie in langen Noten der ersten
Geiger, die sonst durch die Polyphonie der andern Instrumente mit
gleicher Klangfarbe übertönt zu werden drohen. Je nach den Verhältnissen kann diese Trompete durch eine Oboe oder eine Klarinette ersetzt werden. Das Timbre spielt keine entscheidende Rolle. Es handelt
sich um nichts anderes, als wenn man bei der Orgel ein neues Register
zieht.» – Ein Register, mit dem sich die Solistin bestens warmspielen
kann, um dann im nächsten Stück selbst alle Register zu ziehen.
Seelenheil
Eigentlich gibt es nur zwei klassische: das Trompetenkonzert von Josef
Haydn (äusserst beliebt bei Wettbewerben und Probespielen) und das
Es-Dur-Konzert von Johann Nepomuk Hummel. Das sind die beiden
berühmten Trompetenkonzerte der Klassik. Zum Glück wurden sie geschrieben, denn die Zeit damals war ausgesprochen ungünstig: die
grosse barocke Glanzzeit der Trompete ist vorbei, sie ist als Soloinstrument verschwunden, ist nur noch eins von vielen anderen Orchesterinstrumenten und darf lediglich noch ihre Farbe dazugeben als Signalin-
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Auch für Alison Balsom ist das Konzert ein alter Bekannter. Als Kind
schon, bald nachdem sie sich als Siebenjährige für die goldene Königin
der Blasinstrumente entschieden hatte, war sie ihm begegnet und hat
es seitdem unzählige Male gespielt. Seit sie mit entwaffnender Selbstverständlichkeit, technischer Meisterschaft und kluger Musikalität in
die ehemals männliche Domäne der Trompeterei eingestiegen ist, verhilft sie ihrem Instrument beständig zu neuer Aufmerksamkeit, spielt
die vielen Barockstücke, die wenigen (die beiden) klassischen Konzerte, vermisst zwar die grossen romantischen Virtuosenkonzerte aus
dem 19. Jahrhundert, erweitert ihr Repertoire aber in andere Richtungen: sucht in Archiven nach Raritäten, macht sich selber Arrangements
oder vergibt Aufträge an zeitgenössische Komponisten. Die dann doch
recht zeitnah auch aufgeführt werden. Nicht wie damals …
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Programm 9.11.2016 | Balsom für die Seele
MUSIC. PURE.
Klassische Musik. 24 Stunden am Tag. Ohne Werbung. Leichte Moderation.
Ein breiter Querschnitt aus den verschiedensten Epochen und unterschiedlichsten
Stilrichtungen der klassischen Musik, sowie Schweizer Künstlern bestimmt das
Programm.
radioswissclassic.ch
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David Zinman: Keystone/Priska Ketterer; Anne-Sophie Mutter: Keystone/Frank Augstein; Emmanuel Pahud: Warner Classics/Josef Fischnaller
strument oder Verstärkerin lauter
Stellen. Warum? Zum einen wegen ihres beschränkten Tonumfangs, zum anderen wegen ihrer
Herrschaftssymbolik. In Zeiten
von Aufklärung und langsamer
Abkehr vom Feudalismus ist diese nicht mehr sehr gefragt. Nun
aber kommt der Wiener Trompeter Anton Weidinger ins Spiel: Er
ist ein begnadeter Virtuose, Hofkapellmeister bei Fürst Esterházy
und Erfinder. Er entwickelt die
Klappentrompete und macht es
so möglich, auch in tieferen Lagen
chromatische Läufe zu spielen,
Johann Nepomuk Hummel (ca. 1814),
was auf der Naturtrompete bisGoethe-Museum Düsseldorf
her kaum denkbar war. Zwar
bleibt die Klappentrompete eine
recht kurze Episode der Trompetengeschichte (bald folgt ihr die Ventiltrompete und gegen die kann sie sich nicht behaupten), aber Hummel ist, wie auch sein Kollege Joseph Haydn, derart entzückt von den
neuen Möglichkeiten dieser Klappentrompete, dass er sich an die Arbeit macht. Das Ergebnis ist so bestechend, dass bis heute kein Trompeter, keine Trompeterin an diesem Bravourstück von Johann Nepomuk Hummel vorbei kommt.
Seelenglut
Ja, damals. Eine schöne Kritik war
zu lesen in der «Musical Times»:
«Diese Sinfonie zeigt schon einen
grossen Fortschritt gegenüber ihren Vorgängerinnen. Obwohl sie
nur wenige Monate nach der
Zweiten entstand, ist sie ein reifes, aber darüber hinaus originelles Werk. Der erste Satz ist durchwegs bezaubernd, der zweite voll
schlichter Anmut und höchst melodiös, während das Finale wiederum ein Meisterstück ist.» Lesen
konnte sie Franz Schubert aber
nicht mehr, denn die Kritik erFranz Schubert. Lithografie von C. Helfert nach
schien erst 1881, Jahrzehnte
Josef Kriehuber (postum)
nachdem Schubert gestorben
war: erst jetzt war die Sinfonie
zum ersten Mal öffentlich und vollständig zu hören, wie so viele andere
seiner Werke konnte Schubert sie zu Lebzeiten nicht erleben.
Als er sie komponiert, diese 3. Sinfonie, ist Schubert 18 Jahre alt. Er arbeitet mit ungeheurer Geschwindigkeit: Zwar unterbricht er die Arbeit
am ersten Satz für einige Zeit, aber nur, weil er kein Notenpapier mehr
hat. Nach der Unterbrechung braucht er noch acht Tage für den Rest
der Sinfonie. Und er geht neue Wege: Die langsame Einleitung verzahnt er mit den schnellen Entwicklungen im Satz, was man in der
Wiener Klassik von Haydn, Mozart und Beethoven noch nicht findet.
Harmonisch experimentierfreudig gibt sich Schubert und bricht das
vorgegebene Regelwerk immer wieder auf. Leicht ist diese Musik, licht
und voller Lebenslust («ein Werk der Jugend und ihres vergnügt lärmenden Tatendrangs, der sich regt und bewegt, ohne sich noch um
Ziel und Erfolg Grosses zu kümmern», beschreibt später der Kritiker
Eduard Hanslick das Werk).
Mit dem majestätischen, ja dramatischen Anfang legt Schubert erst
eine falsche Fährte. Dann aber mischen sich helle Flöten- und Streicherklänge in die Düsternis, ein humorvolles, rhythmisch sehr lebhaftes Thema hebt an, einfach, aber nicht naiv, das Drama mutiert zur
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Komödie und Schubert entfesselt (ein Jahr vor Rossinis «Barbier von
Sevilla») eine vorwärtsstürmende Energie, die es mit jeder italienischen Opernouvertüre aufnehmen kann.
Es ist ja erstaunlich: Als junger Komponist tritt Schubert in eine Welt
ein, die so etwas wie musikalisch «ausabonniert» ist: ein paar Wiener
Strassen entfernt von ihm wohnt Beethoven, fabriziert fortwährend
Meisterwerke – soll, darf, kann, muss man dagegen antreten? Mit jugendlichem Feuer und leichtfüssiger Ungezwungenheit macht Schubert genau das: Unter all seinen jungen komponierenden Kollegen ist
er der einzige, der sich auf die Auseinandersetzung mit den Grossen
einlässt, mit Haydn, Mozart und Beethoven. Was wohl auch mit der
Psychologie zu tun hat, eine Übermacht der Vorbilder dadurch abzubauen, indem man sie erprobt. Schubert wächst daran. Bis 1819
schreibt er 6 Sinfonien, 4 Sonaten, 11 Sonatenfragmente. Er macht sich
spielerisch vertraut mit der grossen Form. Als er 25 Jahre alt ist, gibt es
eine dramatische Wende in seinem Schaffen: Auf Teufel komm raus
versucht er es jetzt mit Opern (hat aber nie recht Erfolg damit), er
schreibt seine grosse As-Dur-Messe und er entwickelt den Typus der
Grande Sonate: Die a-Moll-Sonate ist ein sinfonisches Stück, das vorausgreift auf Bruckner. Aber was ist die Wende? Was rüttelt Schubert
1822 so auf? Manche sagen, es war die Krankheit. 1822 erfährt Schubert, dass er Syphilis hat, wird sich seiner eigenen Endlichkeit bewusst
und komponiert mit verzweifelter Anstrengung.
Plötzlich werden die Werke viersätzig, plötzlich wendet sich Schubert
ganz gezielt den grossen Formen zu. 1827 stirbt Beethoven (mit Mitte
50), und für den dreissigjährigen Schubert ist das wie ein Befreiungsschlag: Beethoven, der grosse Schatten, ist plötzlich verschwunden –
und Schubert verdoppelt seine Anstrengungen der letzten Jahre: Er
entwickelt einen Schaffensrausch. Das grosse G-Dur-Streichquartett
und die gigantische G-Dur-Klaviersonate entstehen nun, das
Es-Dur-Klaviertrio und die grosse Es-Dur-Messe, das Streichquintett
C-Dur und schliesslich im September 1828 die drei sinfonischen Klaviersonaten c-Moll, A-Dur und B-Dur. Und daneben auch noch die Winterreise und die Heinelieder. Schubert will ins Grosse und Weite, er
ahnt die Musik des 19. Jahrhunderts voraus, er ahnt Bruckner voraus.
Dabei entwirft er vollkommen andere Klangwelten als Beethoven. Früher nannte man das «monothematisch».
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Aber ist es das? Sind es nicht eher Klangsphären, die von kleinen
Tonzellen ausgehen und aus ihnen ganze Stücke entwickeln? Bei
Beethoven gibt es selbst im grössten Chaos noch den Trost der Ordnung, Beethoven ist der Architekt. Schubert dagegen ist der Schlafwandler. Alfred Brendel meinte mal, seine Musik würde – auf gut
österreichisch – «passieren». Wenn Schubert da hätte weitermachen
können, wo er mit Anfang 30 aufhören musste, hätte er als Sechzigjähriger bei der Uraufführung des «Tristan» dabei sein können. Aber
ob Wagner dann den Tristan geschrieben hätte?
Was uns mit Musikern
verbindet, ist die Liebe
ZUR PERFEKTEN
KOMPOSITION.
Wie viel vom späten Schubert, der einem beim Hören oft genug den
Boden entzieht, steckt schon im frühen? Vielleicht mehr als wir ahnen.
Florian Hauser
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Programm 9.11.2016 | Balsom für die Seele
DAS IST CLARIANT:
LEIDENSCHAFTLICHER FÖRDERER DER KÜNSTE
Das perfekte Zusammenspiel von Harmonie, Tempo
und Rhythmus erschafft Musik, die uns alle bewegt.
Fast wie bei uns: Denn wenn wir etwas bewegen
wollen, entstehen aus Engagement, Know-how
und Forschung innovative Lösungen für die Spezialchemie, die Emissionen senken, Rohstoffe sparen –
und nachhaltig Wert schaffen.
Das ist uns wichtig.
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Nächste Konzerte
«Balsom für die Seele» – Unterwegs
Do, 10.11., 19.30 Uhr Olten, Stadttheater | Fr, 11.11., 19.30 Uhr Zürich, Tonhalle
Sa, 12.11., 19.00 Uhr Neumarkt, Reitstadel | So, 13.11., 20.00 Uhr Stuttgart,
Liederhalle Mo, 14.11., 20.00 Uhr München, Prinzregententheater |
Do, 15.11., 19.30 Uhr Wien, Musikverein
Alison Balsom Trompete, Yuki Kasai Leitung
«Nachtklang»
Fr, 18.11., 22.00 Uhr Basel, Ackermannshof
Tamás Vásárhelyi Violine, Christoph Dangel Cello, Alex Wäber Percussion,
Salomé im Hof Klavier und Sprecherin
Musik und Texte von Arvo Pärt, Eric Satie und John Cage
«Kostprobe»
Di, 22.11., 12.30 Uhr Basel, Volkshaus
Maria João Pires Klavier, Trevor Pinnock Leitung
Robert Schumann: Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 54
«Die Schottische» – Unterwegs
Mi, 23.11., 20.00 Uhr Freiburg, Konzerthaus | Do, 24.11., 19.30 Uhr Luzern, KKL
Maria João Pires Klavier, Trevor Pinnock Leitung
Werke von Franz Schubert, Robert Schumann und Felix Mendelssohn-Bartholdy
«Pace Verità Porpora» – Abo und Unterwegs
Do, 1.12., 19.30 Uhr Basel, Martinskirche (Abo-Konzert) | So, 4.12., 17.00 Uhr
Villars-sur-Glâne, Église paroissiale | Mo, 5.12., 20.00 Uhr Hamburg, Laeiszhalle
Nuria Rial Sopran, Roberta Invernizzi Sopran, Terry Wey Contratenor,
Martin Vanberg Tenor, Marc-Olivier Oetterli Bass, Stefano Barneschi Leitung
Nicola Antonio Porpora: «Il Verbo in carne» – Weihnachtsoratorium
Vorverkauf
www.kulturticket.ch | www.kammerorchesterbasel.ch
Impressum
Herausgeber
Kammerorchester Basel
Text
Florian Hauser
Redaktion , Satz Nadin Zeisse 16
Programm 9.11.2016 | Balsom für die Seele
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