SÜDWESTRUNDFUNK SWR2 Wissen – Manuskriptdienst Darwins

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SÜDWESTRUNDFUNK
SWR2 Wissen – Manuskriptdienst
Darwins Erbe
Evolution – Fluss des Lebens (1)
Autoren: Anja Petersen und Gábor Paál
Redaktion: Detlef Clas
Regie: Günter Maurer
Sendung: Samstag, 02. Mai 2009, 8.30 Uhr, SWR2
Wiederholung: Montag, 26. Juli 2010, 8.30 Uhr, SWR2
Bitte beachten Sie:
Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt.
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Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR.
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Dieses Manuskript enthält Textpassagen in [Klammern], die in der ausgestrahlten
Sendung aus Zeitgründen gekürzt wurden.
1
MANUSKRIPT
Radioakademie-Intro
Evolution – Fluss des Lebens. Darwins Erbe. Von Anja Petersen und Gábor Paál.
Regie:
ATMO-1-Motorboot: vorher beginnen und in den Absatz reinziehen
Erzählerin:
Langsam nähert sich unser Motorboot dem Hafen von Puerto Baquerizo Moreno.
Zwischen den ankernden Booten stürzen Blaufußtölpel wie Pfeile ins türkisfarbene
Wasser, um Fische zu erbeuten. Aus der Ferne ist das heisere Bellen von Seelöwen zu
hören, die auf dem Landungssteg dösen. Der kleine verschlafene Hafenort ist die
Hauptstadt der Galápagos-Inseln.
Regie:
ATMO-2-Seehunde, Seehundbellen in Pause zwischen den Absätzen zu hören, dann
ATMO-3-Fußmarsch
Erzählerin:
Von der 4.000-Seelen-Gemeinde führt ein staubiger Weg durch karge Vegetation
entlang der felsigen Küste. Lediglich die roten Kehlsäcke der balzenden Fregatt-VogelMännchen verleihen der Landschaft etwas Farbe. Nach einer halben Stunde
Fußmarsch erreichen wir eine kleine Bucht. Hier erinnert eine Statue an den berühmten
Naturforscher Charles Darwin, der am 17. September 1835 zum ersten Mal seinen Fuß
auf die Galápagos-Inseln setzte. Über diesen Moment sollte er später in seinem
Reisebericht schreiben:
Regie:
ATMO-4-Küste, Seelöwen, Seevögel: bis zum Endes des Blockes
Zitator 1:
Nichts könnte weniger einladend sein als der erste Eindruck. Ein zerklüftetes Feld
schwarzer Basaltlava ist überall von verkümmertem, sonnenverbranntem Buschwerk
bewachsen, das kaum Zeichen von Leben aufweist. Die trockene, ausgedörrte, von der
Mittagssonne aufgeheizte Oberfläche verlieh der Luft etwas Dumpfes und Drückendes
gleich der aus einem Backofen: Wir meinten, selbst die Büsche röchen unangenehm.
Erzählerin:
Etwas mehr als einen Monat blieb der Vater der Evolutionstheorie während seiner
fünfjährigen Weltreise in dem pazifischen Inselreich, ritt auf Riesenschildkröten und
sammelte wertvolles Material für seine späteren Studien.
Regie:
Atmo wegblenden
Cut 1.:
Also ich denke, dass die Reise mit der Beagle sicher ein Schlüsselerlebnis für Darwin
gewesen ist, die für seine ganze wissenschaftliche Zukunft die Weichen gestellt hat.
2
Sprecher:
Jörg Rheinberger, Direktor am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in
Berlin.
Cut 2.:
[Also wir müssen ja nicht davon ausgehen, dass für Darwin die Evolutionstheorie in
voller Blüte schon da gewesen wäre oder dass er sie mit auf die Reise genommen
hätte, keineswegs.] Aber es haben sich für ihn einfach Fragen gestellt, die er bis dahin
in dieser Schärfe noch nicht gesehen hatte, und die dann auf eine [konsistente] Lösung
drängten.
Sprecherin:
Zwischen Darwins Reise mit der Beagle, einem Schiff für Vermessungen, und der
Veröffentlichung seines Buches über den Ursprung der Arten liegen mehr als zwanzig
Jahre. Wenn die Reise etwas zu seiner Theorie beigetragen hat, dann deshalb, weil sie
ihm veranschaulicht hat, dass es da draußen, in der Natur, offene Fragen gibt, die auf
eine Antwort warten. Die Antworten selbst hat ihm die Expedition nicht geliefert. Die
sind erst im Laufe der Jahre danach in ihm gereift.
Sprecher:
Und auch diese Antworten – das komplizierte Gebäude der Evolutionstheorie –
entstanden nicht aus heiterem Himmel. Es ist sogar bemerkenswert, was alles an
Erkenntnissen, an Puzzleteilen schon vorhanden war. [Man könnte sagen: Viele
Grundpfeiler standen; was fehlte, war das gemeinsame Dach.] In den hundert Jahren
vor Darwins Revolution hatten die Wissenschaftler schon so viele neue Einsichten in die
Natur gewonnen! Da hatten die Geologen gezeigt, dass die Erde eine bewegte und eine
viel längere Geschichte hinter sich hat als es die Schöpfungsgeschichte nahelegte. Sie
hatten gezeigt, dass der Planet sich wandelt. Sie hatten Muschelschalen in
Gesteinsablagerungen hoch im Gebirge gefunden und Versteinerungen von
merkwürdigen Tieren, die offenbar ausgestorben sind. Von unglaublichen
Drachengestalten, die man schließlich Dinosaurier nannte: „schreckliche Echsen“.
Sprecherin:
Auch der Begriff „Naturgeschichte“ entstand in dieser Zeit – ohne dass dabei jemand an
Evolution dachte. Die Vergangenheit und das Wesen des Planeten begann man erst zu
erahnen. Alexander von Humboldt bereiste die Welt und beschrieb die Natur, die
belebte ebenso wie die unbelebte. Er stellte Überlegungen zu ihrer Geschichte an. Er
warf zum Beispiel die Frage auf, warum die Kontinente Südamerika und Afrika der Form
nach so ähnlich, aber in Klima und Vegetation so unterschiedlich sind. Humboldt
spekulierte, dass die Sahara deshalb eine Wüste sei, weil dort vor geraumer Zeit eine
große Sintflut die Pflanzendecke davongespült habe. Solche Mutmaßungen zeigen, auf
welch – buchstäblich: sintflutlichem – Stand die Wissenschaft von der Natur damals
war.
Sprecher:
Sintfluten, große Katastrophen – das war der erste Ansatz der Naturforscher, um alles
Mögliche zu erklären: die Versteinerungen von fremdartigen Urwelt-Tieren, oder die
Ansammlung großer Gesteinsblöcke mitten in der Landschaft. Dass diese Moränen die
Hinterlassenschaften eiszeitlicher Gletscher sein könnten, ahnte noch niemand – auch
sie wurden zunächst als Hinterlassenschaften einer Sintflut gedeutet. Doch dann kamen
zwei Landsleute Charles Darwins, James Hutton und Charles Lyell, und räumten mit
3
solchen Vorstellungen auf: Sie predigten Kontinuität: Die Geologen sollten es sich nicht
zu bequem machen und einfach irgendwelche Katastrophen in der Vergangenheit
erfinden – vielmehr sollten sie davon ausgehen, dass alle Vorgänge, die die Erde in der
Vergangenheit geprägt haben, sie noch heute gestalten. Das Schlagwort hieß:
Aktualismus. Und just dieses damals gerade relativ frisch erschienene Lehrbuch von
Charles Lyell hat Darwin mit auf die Reise genommen. Sodass sich für Darwin die
Frage stellte: Könnten auch die Prozesse, die die Vielfalt der Lebewesen
hervorgebracht haben, noch immer wirksam sein?
Regie:
ATMO-5-Vögel und Zikaden: in den Absatz reinziehen
Erzählerin:
Noch heute tragen die Finken der Galápagos-Inseln den Namen des englischen
Naturgelehrten. Millionenfach erwähnt und abgebildet, gelten die spatzengroßen Vögel
mit ihrem Sammelsurium an Schnabelformen als Musterbeispiel für Darwins ArtEntstehungstheorie. Die geschichtsträchtigen Vögel stehen auch unter Beobachtung
der Mitarbeiter der Charles-Darwin-Forschungsstation, die im nebelverhangenen
Hochland von Santa Cruz drei große Netze aufgestellt haben. [Die feinen schwarzen
Nylon-Fäden bilden eine unsichtbare Wand im üppigen Grün der Vegetation.] Ein
ratterndes Tonband spult im Abstand von wenigen Sekunden den Gesang eines
Baumfinken-Männchens ab – das monotone Trällern soll die Tiere in die Falle locken.
Regie:
ATMO-6-Tonband: Atmo in der Pause hochziehen und bis Ende des nächsten OTs
leise hören lassen.
Erzählerin:
Bereits nach wenigen Minuten fliegt der erste Darwin-Fink ins Netz, eine Minute später
der zweite.
Cut 3. (Birgit Fessl)
[Da ist wieder einer reingefallen. Gut, den müss’ ma gleich holen, der ist ziemlich weit
oben, da müssen wir das Netz runterholen. Das ist ein kleiner Baumfink. Ganz typisch.]
So leicht grünlich-gelb, sonst recht zierlich. Und ganz eindeutig ein Jungvogel, weil er
ganz orange ist, der Schnabel. Aber super, der ist noch nicht richtig ausgewachsen. Die
Flügel sind auch noch etwas klein. Sehr hübsch!
Erzählerin:
Vorsichtig befreit die Biologin Birgit Fessl den zappelnden Vogel aus dem
engmaschigen Nylon-Netz. Anschließend bugsiert sie den Vogel in ein kleines
Papiersäckchen, um ihn zu wiegen; danach nimmt sie ihn wieder heraus, um seinen
Schnabel zu vermessen.
Regie:
ATMO-7-Vogelfangen-vermessen: Beginnt mit einem Warnruf des Vogels, bitte in der
Pause kurz stehen lassen, in den nächsten Absatz reinziehen
Erzählerin:
Nach knapp zwei Stunden haben die Forscher 21 Vögel gefangen, vermessen und
wieder freigelassen – darunter fünf Arten von Darwin-Finken. [Zurück in ihrem Büro in
4
Puerto Ayora deutet Fessl auf ein Plakat, das alle 13 auf Galápagos vorkommenden
Finken-Arten zeigt. Manche existieren nur auf einer einzigen Insel, andere wiederum
leben verstreut über den ganzen Archipel.] Doch alle Darwin-Finken sehen sich
verblüffend ähnlich, nur in der Schnabelform variieren sie enorm: Manche Schnäbel
sind fein wie Pinzetten, andere gleichen langen Greifzangen.
Regie:
ATMO-5-Vögel und Zikaden: leise im Hintergrund bis Ende des Blockes hören lassen
Cut 4. (Birgit Fessl)
Die Urväter der Darwin-Finken sind vor ca. 3 Millionen Jahren vom Kontinent
herübergeweht worden. Das war wahrscheinlich eine relativ kleine Gruppe von
mindestens 30 bis maximal 150 Tieren. Die haben dann schauen müssen, wie sie dort
überleben. Und von dieser Art haben sich dann wahrscheinlich mit der Zeit einfach
dann verschiedene Schnäbeltypen entwickelt.
Erzählerin:
Wer heute an Darwin denkt, dem kommen unweigerlich die nach ihm benannten Finken
in den Sinn: Beide scheinen zusammenzugehören – wie Newton und der Apfel oder
Galileis Experimente am schiefen Turm von Pisa. [Irgendwer hat die Legende
verbreitet, Darwin sei beeindruckt gewesen von den Finken und ihren Schnäbeln, dass
ihm seine Evolutionstheorie sofort aufblitzte. In Wirklichkeit hielt Darwin die Finken
zunächst für nichts Besonderes. Erst nach seiner Rückkehr nach England erkannte
Darwin, welche Bedeutung diese Tiere für ihn haben könnten.
In seinem überarbeiteten Reisebericht schreibt er 1845:
Zitator 1:
Wenn man diese Abstufung und strukturelle Vielfalt bei einer kleinen, eng verwandten
Vogelgruppe sieht, möchte man wirklich glauben, dass von einer ursprünglich geringen
Zahl an Vögeln auf diesem Archipel eine Art ausgewählt und für verschiedene Zwecke
modifiziert wurde.]
Regie:
Atmo weg
Sprecher:
Als die Theorie in Darwin heranreifte, sah es in der Biologie noch ähnlich aus wie in der
Geologie. Auch hier wussten die Naturforscher zwar schon eine ganze Menge, ohne
aber daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Da hatte der Schwede Carl von Linné ein
Ordnungssystem für Tiere und Pflanzen entwickelt, das noch heute angewandt wird.
Ein Ordnungssystem, das Organismen nach Ähnlichkeit sortierte und ähnliche Tiere
und Pflanzen gemeinsamen Klassen zuordnete. Von hier, so scheint es, wäre es nur
ein kleiner Gedankenschritt gewesen zu vermuten, dass unter diesen ähnlichen
Organismen auch eine echte Verwandtschaft besteht, dass sie gemeinsame Wurzeln
haben – aber vor diesem kleinen Schritt stand eine Denkblockade: Zu Darwins Zeiten
war es allgemeiner Konsens, dass der Schöpfer die Lebewesen einmal geschaffen hat
und sie sich danach nicht mehr verändert haben. Immerhin, es gab ein paar Forscher,
die Verdacht geschöpft hatten. Da war vor allem Jean-Baptiste de Lamarck, der
erkannte, dass sich Tiere in Anpassung an die Umwelt verändern. Allerdings stellte er
es sich so vor, dass ein Tier aufgrund von äußeren Einflüssen bestimmte Organe
besonders benutzt – dass etwa die Giraffe ihren Hals streckt, um an hohe Äste zu
5
kommen, der Hals dadurch länger wird und, wenn die Giraffe Kinder bekommt, sich
diese Langhalsigkeit unmittelbar auf den Nachwuchs überträgt.
Sprecherin:
[Ähnliche Vorstellungen äußerte Darwins eigener Großvater, Erasmus Darwin – ein
Naturforscher und renommierter Arzt, der, nebenbei, der Schriftstellerin Mary Shelley
als Vorlage für die Titelfigur ihres Romans „Frankenstein“ gedient haben soll.]
Doch all diejenigen, die bereits die Veränderbarkeit der Tier- und Pflanzenwelt
erkannten, hatten eines gemeinsam: Sie haben zwischen den Arten keine Verbindung
gesehen. Keinen Stammbaum mit gemeinsamen Wurzeln. Und sie haben den
eigentlichen Motor der Veränderung nicht verstanden – das kam alles erst mit Darwin.
Nach seiner Theorie verdanken die Giraffen ihre langen Hälse nicht den Streckübungen
ihrer Eltern. Vielmehr haben sich diejenigen Giraffen, die ohnehin schon längere Hälse
hatten, in ihrer Umwelt bewährt und erfolgreicher fortgepflanzt. Wenn heute Giraffen
lange Hälse haben, dann also deshalb, weil die Natur eine Auslese getroffen hat.
Sprecher:
Hätten darauf nicht Forscher schon lange vor Darwin kommen können? Schließlich ist
es dem Menschen schon in der Steinzeit gelungen, wilde Tieren und Pflanzen zu
verändern und für seine Zwecke zu züchten. Jeder vernünftige Mensch sah: Ein
Hausschwein sieht anders aus als ein Wildschwein. Und die Menschen wussten: Wenn
man von einem Weizenfeld die Samen der längsten Ähren auswählt und neu sät, sind
die Ähren in der nächsten Generation im Schnitt länger. Erst Darwin kam auf den
Gedanken, dass auch die Natur eine Zuchtwahl betreibt – nur eben unbewusst und
ohne Zielvorgabe. Genau so nennt er es ja auch: Das Wort Evolution benutzt er nicht,
er spricht von „natürlicher Zuchtwahl“. Aus heutiger Sicht liegt diese Parallele scheinbar
so nahe – nicht jedoch für die Menschen zu Darwins Zeiten, so der
Wissenschaftshistoriker Jörg Rheinberger.
Cut 5.:
Es ist ja auch so, und das muss auch die Erfahrung der Züchter auch gewesen sein,
dass wenn man nicht außerordentlich aufpasst, dann gibt es auch wieder so etwas wie
eine Rückkehr der hoch gezüchteten Arten und Varietäten in ihre verwilderten Formen,
sodass alles wieder verloren gehen kann. Insofern ist das Züchten alleine noch keine
Garantie dafür, auf die Evolutionsidee kommen zu können. [Geschweige denn zu
sagen, jetzt nehmen wir mal das, was die Züchter da machen als Analogie und gehen
davon aus, dass die gesamte Natur als solche die Funktion eines anonymen Züchters
übernimmt, nichts anderes ist ja dann die natürliche Selektion.]
Regie:
ATMO-5-Vögel und Zikaden: vor dem Absatz beginnen, kann leise bis zum Ende des
ganzen Blockes zu hören sein
Erzählerin:
Wie einst Darwin, staunen heute noch viele Touristen über die seltsamen Geschöpfe
der Galápagos-Inseln. In Millionen von Jahren haben sich viele Tier- und Pflanzenarten
auf dem abgelegenen Archipel zu einzigartigen Formen entwickelt. Kein Wunder, dass
dieses stammesgeschichtliche Versuchslabor Darwin einige Denkanstöße für seine
später entwickelte Evolutionstheorie lieferte. „Der Archipel ist das Reich der
Riesenschildkröten“, erklärt die Naturführerin Fernanda Davila und deutet auf eines der
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Reptilien. Mit seinem riesigen Panzer und den schuppigen Beinen wirkt das gut einen
Meter lange Tier wie ein Wesen aus längst vergangener Zeit.
Regie:
ATMO-8-Zischen-Riesenschildkröte; sollte in einer kurzen Pause zu hören sein
Cut 6. (Davila)
The sound that we heard was from a giant tortoise … free to come to the farm at any
time.
Voice over (w):
Der Laut, den wir gerade gehört haben, stammt von einer Riesenschildkröte. Wir haben
sie ein bisschen erschreckt, [weil wir ihr zu nahe gekommen sind]. Die Tiere leben hier
nicht in Gefangenschaft. Sie können jederzeit auf die Farm kommen und sie wieder
verlassen.
Erzählerin:
Dutzende von Tieren lassen sich zur Paarungszeit auf der Rinder-Farm Las Primicias
im Hochland der Insel Santa Cruz beobachten. Das heißere Stöhnen der Männchen
durchdringt die Luft – es soll nach Angaben von Darwin noch in einer Entfernung von
mehr als 90 Metern vernehmbar sein.
Regie:
ATMO-09-STÖHNEN: sollte in der Pause kurz zu hören sein, kann in den nächsten OT
reingezogen werden
Cut 7. (Davila)
By this animals it is difficult to know … looks like E.T. maybe. LACHEN
Voice over (w):
Bei diesen Tieren ist es schwierig, das genaue Alter anzugeben. Anhand der Größe
würde ich sagen, dass dieses hier etwa 70 Jahre alt ist. Sie können 150 bis 200 Jahre
alt werden. Dies ist ein Männchen. Es hat einen Panzer, der mit ihm wächst, und lange
Beine, die wie Elefantenfüße aussehen. Außerdem hat es einen sehr langen Hals und
ein schönes Gesicht, das vielleicht ein bisschen wie E.T. aussieht.
Erzählerin:
Tatsächlich haben Besucher – die einer Riesenschildkröte begegnen – das Gefühl,
einem Wesen aus dem All ins Gesicht zu schauen. Angeblich sollen die Tiere den
amerikanischen Regisseur Steven Spielberg zu seiner Film-Figur E.T. inspiriert haben,
mit der er Anfang der 1980er-Jahre seinen Kino-Erfolg feierte. Auf Darwin wirkten die
Reptilien hingegen wie „vorsintflutliche Wesen“. In seinem Reisebericht „Die Fahrt der
Beagle“ erinnerte er sich an seine Abenteuer:
Zitator 1:
Es amüsierte mich immer, wenn ich eines dieser großen Ungeheuer auf seinem
gemächlichen Marsch überholte und es in dem Moment – da ich an ihm vorüberging –
Kopf und Beine einzog und tief zischend mit einem harten Schlag wie tot auf die Erde
plumpste. Einige Male setzte ich mich einer auf den Rücken, und wenn ich ihr dann ein
paar Mal hinten auf ihren Panzer klopfte, erhob sie sich und lief los – doch fand ich es
sehr schwierig, das Gleichgewicht zu halten.
7
Regie:
Atmo weg
Sprecher:
Das Gleichgewicht. Die Frage nach dem Gleichgewicht spielte auch eine entscheidende
Rolle. Die Jahrzehnte vor Darwins Revolution waren nicht nur geprägt von
bahnbrechenden Entdeckungen in der Naturgeschichte, auch das Wirtschafts- und
Sozialleben wurde nun Gegenstand systematischer Untersuchungen, und dabei ging es
sehr viel um Gleichgewichte und Ungleichgewichte. So war der führende britische
Geologe James Hutton eng befreundet mit dem schottischen Ökonom Adam Smith, der
erstmals die komplexen Wechselwirkungen im Wirtschaftsleben analysierte. Die
Mathematik des Gebens und Nehmens. Smith gilt heute als Begründer der
Volkswirtschaftslehre. Er beschrieb, wie in einer Welt, in der alle zunächst nur auf den
eigenen Vorteil bedacht sind, durch die unsichtbare Hand des Marktes am Ende
Fortschritt und Wohlstand entstehen. Ersetzt man nun „Markt“ durch „Natur“, dann sind
die Parallelen zur Evolutionslehre, die Darwin später entwickeln sollte, unübersehbar.
Cut 8.:
Aus der Naturbeobachtung allein folgt bei Darwin gar nichts.
Sprecherin:
Meint der Biologe und Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer.
Cut 9.:
Sondern ohne den Blick auf die menschliche Gesellschaft wäre Darwin gar nicht auf die
Idee gekommen. Und das finde ich ganz zentral, um ein Verständnis für Darwin zu
bekommen, dass dieser Gedanke der Evolution nicht aus der Natur kommt, sondern
aus der menschlichen Gesellschaft.
Sprecher:
Darwin erwähnt auch ausdrücklich ein Buch, das sein Denken nachhaltig geprägt hat:
Den berühmten Aufsatz von Thomas Malthus über eine drohende
Bevölkerungsexplosion.
Cut 10.:
Malthus sagt, dass die Zahl der Menschen schneller zunimmt als die Menge der
Nahrungsmittel, die die Menschen ernähren können. Die Frage ist: Wann kommt es
zum Kampf um das Überleben in dieser menschlichen Bevölkerung, und das ist das
Stichwort, das Darwin brauchte: Kampf ums Überleben, also gewissermaßen eine
Auseinandersetzung zwischen verschiedenen Gruppen in der Gesellschaft um die
verfügbaren Ressourcen. Diesen Gedanken kann er natürlich ganz leicht auf die Finken
übertragen. So wie er sich vorstellt, dass Menschen um knapp werdende
Nahrungsmittel kämpfen, so kämpfen auch Finken um knapp werdende Nahrungsmittel.
[1838 schreibt Darwin in sein Tagebuch, jetzt habe er die Grundtheorie, mit der er
arbeiten kann, nämlich das, was man später im Deutschen etwas martialisch „Kampf
ums Dasein“ nannte. Also sozusagen das Bemühen, am Leben zu bleiben.
Regie:
Atmo-4-Küste, Seelöwen, Seevögel: vor dem ersten Absatz beginnen und leise bis zum
Ende des ganzen Blockes ziehen
8
Erzählerin:
Santa Cruz, eine kleine Bucht – dicht gedrängt liegen Seelöwen in der Sonne und
brüllen, daneben tummelt sich eine Gruppe von Meerechsen, etwa 80 an der Zahl. Der
Naturforscher Darwin zeigte sich von diesen Mini-Drachen wenig angetan. In sein
Reisetagebuch notiert er:
Zitator 1:
Sie sind hässlich anzusehen, von schmutzig schwarzer Färbung, dumm und träge in
ihren Bewegungen.
Erzählerin:
Und für die Naturführerin Fernanda Davila sehen die bis zu 1,70 Meter langen Tiere aus
wie Relikte aus einer längst vergangenen Zeit.
Cut 11. (Davila) frei stehend:
The group that we have in front of us ... is about 30 or 40 marine iguanas. Male and
females together.
Voice over (w)
Vor uns haben wir eine Gruppe von 30 oder 40 Meerechsen. Es sind sowohl Männchen
als auch Weibchen darunter.]
Erzählerin:
Wer die Galápagos-Inseln besucht, fühlt sich wie im Garten Eden: Meerechsen sitzen
arglos auf den Wegen und selbst die brütenden flugunfähigen Kormorane drehen nicht
einmal den Kopf, wenn Touristen in ihre Nähe kommen. Die Zahmheit ist die Folge des
Insel-Lebens: Ohne größere Raubfeinde wie Füchse oder Wölfe brauchten die Tiere
nicht wachsam zu sein und verloren im Laufe von Jahrmillionen jede Scheu – auch vor
dem Menschen, der erst im 19. Jahrhundert begann, den Archipel zu besiedeln.
Regie:
ATMO-10-Pfiff-Blaufußtölpel: in kleinen Pause kurz hören lassen
Cut 12. (Davila)
I think that is one of the few places where you can take pictures ... that’s the reason why
they are so friendly.
Voice over (w):
Hier ist eine der wenigen Gegenden auf der Welt, wo man Tiere aus nächster Nähe
fotografieren kann. Sie wissen, dass Touristen immer frisches Wasser dabei haben.
Deswegen sind sie auch so zutraulich.
Erzählerin:
Das Verhalten der Tiere erstaunte auch Darwin als er nacheinander die Inseln
Floreana, San Cristóbal, Santiago und Isabela besuchte. In seinem Reisebericht notiert
er:
Zitator 1:
Die Vögel näherten sich oftmals so weit, dass man sie mit einer Rute und manchmal
auch, wie ich selbst es versucht habe, mit einer Mütze oder Kappe töten konnte. Eine
Flinte ist hier beinahe überflüssig, denn mit dem Lauf stieß ich einen Falken von einem
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Ast. [Einmal, als ich auf der Erde lag, ließ sich eine Spottdrossel auf dem Rand eines
Kruges nieder, den ich in der Hand hielt, und trank in aller Seelenruhe Wasser daraus.
Sie ließ es zu, dass ich das Gefäß vom Boden aufnahm, während sie darauf saß.]
Regie:
Atmo weg
Sprecher:
Die Evolutionstheorie hat selbst eine Evolution durchlaufen. Vieles von dem, was
Darwin einst formulierte, hat sich weiterentwickelt. Darwin wusste noch nichts von
Genen und den Regeln der Vererbung. Und er ahnte zwar, dass es einen Stammbaum
des Lebens gibt, aber die Versteinerungen früher Tiere und Pflanzen waren noch längst
nicht so gut erforscht, dass er diesen Stammbaum wirklich hätte rekonstruieren konnte.
Sprecherin:
Auch haben Biologen inzwischen entdeckt, dass in der Evolution nicht nur Organismen
ums Überleben wetteiferten und sich die Arten nicht immer nur auseinanderentwickelt
haben, sondern dass sie auch Symbiosen eingehen können. Ein entscheidender Schritt
der Evolution bestand etwa darin, dass einzellige Lebewesen zu größeren
verschmolzen. So waren die heutigen Mitochondrien und Chloroplasten, die
Energielieferanten der heutigen Tier- und Pflanzenzellen – viele Jahrmillionen isoliert
lebende Einzeller, die von anderen Einzellern einverleibt wurden. Auch wir verdanken
einen Teil unseres heutigen Erbguts nicht unseren Vorfahren, sondern Viren, die sich in
grauer Vorzeit in die Erbsubstanz eingeschmuggelt haben. Biologen betrachten all
diese neuen Erkenntnisse nicht als Widerspruch zu Darwins Weltbild, sondern als
Erweiterung, Verfeinerung und Vertiefung, denn das Grundprinzip bleibt: Nur das, was
sich bewährt, hat Bestand.
[Cut 13.:
Das ist ja auch das schöne an der Evolutionstheorie, dass seit Darwin das Feld nie zur
Ruhe gekommen ist. Weil es eben einen Reichtum an Fragestellungen erzeugt hat, an
denen ganze Kohorten von Wissenschaften heute noch arbeiten.]
Sprecher:
Manches von Darwins Lehre gilt heute als überholt, sagt Jörg Rheinberger, Direktor am
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. Etwa seine Vorstellung, wie
Eltern ihre Eigenschaften auf Kinder übertragen.
Cut 14.:
Na, er hat sich vorgestellt, dass sämtliche Körperteile irgendwie so kleine Keimchen
produzieren, die dann sich in den Reproduktionsorganen sammeln und sich dann dort
wieder en miniature zusammensetzen und einen Organismus bilden.
Sprecherin:
Hier hat sich Darwin geirrt. Man könnte auch sagen: Dieser Zweig seiner Theorie ist
ausgestorben. Auch manche der ursprünglichen Deutungen stimmen so nicht mehr:
Darwins Theorie wurde lange Zeit so interpretiert, dass die Evolution eine stetige
Entwicklung hin zu immer besser angepassten Tieren und Pflanzen war. Auch dieses
Bild ist überholt: Menschen sind evolutionär betrachtet nicht besser angepasst als all
die Quallen, Käfer oder Bakterien, die den Menschen höchstwahrscheinlich überleben
werden. Auch sonst ging es in der Evolution keineswegs immer Richtung Fortschritt. Es
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gab zahlreiche Weichenstellungen, bei denen die Evolution genauso einen anderen
Weg hätte nehmen können, als den, den sie eingeschlagen hat.
Sprecher:
Hätte auch die Evolutionstheorie selbst eine ganz andere Richtung nehmen können?
Denn das ist typisch für große Denker wie Darwin: Sie entwerfen nicht nur eine große
Theorie, sondern geben ihrem Entwurf auch ihre persönliche Note, etwa indem sie sich
unbemerkt auch in bestimmten Detailfragen festlegen. So prägten Darwin und seine
Freunde in der Geologie das Bild einer gemächlichen, kontinuierlichen Evolution. Die
Vorstellung von erdgeschichtlichen Katastrophen wurde über Bord geworfen.
Inzwischen ist klar, dass es tatsächlich mehrere Katastrophen gab, die große
Einschnitte in der Evolution bedeuteten und in deren Folge sich die Arten immer wieder
neu entwickelt haben. Und selbst der alte Lamarck wird heute wieder ein bisschen
rehabilitiert: Wie Forschungen der vergangenen zehn Jahre zeigten, scheint es in
bestimmten Fällen doch möglich, dass Lebewesen auf Umweltveränderungen mit
körperlichen Veränderungen reagieren und sich diese Veränderungen unmittelbar in die
nächste Generation übertragen können. Bislang sind hier nur Einzelbeispiele bekannt,
deshalb gehen die Biologen im Moment noch nicht davon aus, dass solche Vorgänge
die Evolution entscheidend mitgeprägt haben.
Sprecherin:
Was wäre gewesen, wenn nicht Darwin, sondern irgendein anderer die
Evolutionstheorie formuliert hätte? Zum Beispiel Darwins Zeitgenosse Alfred Wallace.
Dieser hatte tatsächlich unabhängig von Darwin ähnliche Überlegungen angestellt, war
dabei aber durch völlig andere Bilder inspiriert. Nicht wie Darwin durch die Tier- und
Pflanzenzüchtung und die Ökonomie, sondern durch die Erfindung der Dampfmaschine,
die in Darwins Jugendjahren gerade ihren Siegeszug feierte. Der Clou bei der
Dampfmaschine ist, dass sie sich selber regelt und alle Unregelmäßigkeiten
automatisch unterbindet. So schrieb Wallace:
Zitator 2:
In ähnlicher Weise kann im Reich der Tiere kein unausgeglichener Mangel jemals
irgendeine auffällige Größe erreichen, weil er sich schon auf der allerersten Stufe
bemerkbar machen würde, in dem er die Existenz erschweren und fast mit Sicherheit
das Aussterben bedeuten würde.
Sprecherin:
Wallace dachte also weniger im Bild des Kampfes als vielmehr in Regelkreisen –
ähnlich wie in der Ökologie, nur dass es das Wort damals noch nicht gab. [Hätte
Wallace die Evolutionstheorie auf seine Weise weiter entwickelt, so spekulierte einmal
der Biologe Gregory Bateson, hätte sich möglicherweise auch das systemischökologische Denken nicht erst im späten 20. Jahrhundert durchgesetzt, sondern
hundert Jahre früher. Wer weiß.]
Regie:
ATMO-5-Vögel und Zikaden: vor dem Absatz beginnen, kann leise bis zum Ende des
ganzen Blockes zu hören sein
Erzählerin:
Dutzend Touristen stehen vor einem Gehege der Charles-Darwin-Forschungsstation
auf Santa Cruz auf Galápagos und fotografieren die wohl berühmteste
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Riesenschildkröte der Welt. „Lonesome George“ – wie sie genannt wird – hat es sogar
ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft – als Vertreter der seltensten Tierart der
Welt.
Cut 15. (Marquez) (frei stehend)
Lo que esta aqui frente a nosotros es el coral … tortuga de la isla Pinta.
Voice over (m)
Wir befinden uns jetzt vor dem Gehege von „Lonesome George“. Er ist die letzte
überlebende Riesenschildkröte der Insel Pinta.
Erzählerin:
... erzählt Cruz Márquez, ein Mitarbeiter des Galápagos-Nationalparks. Als „Letzter
seiner Art“ ist „George“ im Laufe der Jahre zu einem Symbol für die Bedrohung der
Tier- und Pflanzenwelt des Inselreichs geworden. Bereits im 19. Jahrhundert schrieb
Darwin in einer Vorahnung in seinem Reisebericht „Die Fahrt der Beagle“:
Zitator 1:
Viele Tiere auf den Galápagos wie auch auf den Falklandinseln wurden vom Menschen
verfolgt und verletzt, und dennoch haben sie keine gesunde Furcht vor ihm gelernt. Aus
all dem können wir folgern, welches Unheil die Einführung eines neuen Raubtieres
auslösen muss.
Erzählerin:
Schon früh begann der Mensch, das „Versuchslabor der Evolution“ zu verändern.
Seefahrer, Piraten und später auch Siedler brachten Haustiere und fremdartige
Pflanzen auf die Galápagos-Inseln. Eine Katastrophe für das Ökosystem, das über
Jahrmillionen vom Rest der Welt abgeschnitten gewesen war. Verwilderte Ziegen
fraßen die Vulkan-Hänge kahl, Schweine wühlten die Eier der Meerechsen aus dem
Boden. Und den Riesenschildkröten wurde ihr schmackhaftes Fleisch zum Verhängnis.
Seefahrer schleppten ganze Schiffsladungen dieser Tiere weg. Als lebender Proviant
ließen sie sich leicht verstauen und übereinander stapeln. Erst 1959 erklärte die
Regierung von Ecuador Galápagos zum Nationalpark. Für einige Tiere kamen die
Schutzbemühungen zu spät: Drei der insgesamt 14 Unterarten der Riesenschildkröten
sind bereits ausgestorben, eine weitere steht knapp davor: Von ihr gibt es nur noch
„George“, der seit rund 40 Jahren in einem Gehege auf Santa Cruz lebt. In den 1980erJahren steckten Forscher ihm zwei Weibchen einer eng verwandten Unterart ins
Gehege.
Cut 16. (Marquez)
Algo más que se hizo ... el peso del animal de 110 kg hasta 85 kg.
Voice over (m):
Zusätzlich hat man das Tier auf Diät gesetzt, weil es zu dick war. Es bekam ein
spezielles Futter, das aus Pflanzen, Früchten der Opuntien-Kakteen, Vitaminen und
Eiweiß bestand. In der Folgezeit nahm er gehörig ab: Von 110 Kilogramm auf 85
Kilogramm.
Erzählerin:
Doch selbst das Abspecken half nichts: Jahrelang zeigte „George“ überhaupt kein
Interesse an den Weibchen – bis seine Wärter im Jahr 2008 mehrere Gelege in seinem
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Gehege fanden. Vorsichtig öffnet Márquez die Tür des klimatisierten Brutschranks und
zeigt auf etwa 13 golfball-große weiße Eier.
Regie:
ATMO-11-Inkubator-Pause: in der Pause kurz sehen lassen
Erzählerin:
Nach monatelangem Warten scheint sich mittlerweile die Hoffnung wieder zu
zerschlagen, dass „George“ doch noch Nachwuchs bekommt: Die Eier im Brutschrank
sind offenbar unbefruchtet. Mit „Lonesome George“ scheint ein weiterer Ast vom Baum
der Evolution zu verschwinden.
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