660_722_BIOsp_0610.qxd 708 22.09.2010 10:18 Uhr Seite 708 K A R R I E R E , KÖ P F E & KO N Z E P T E Berufsbild Als Biologe in einem international tätigen Chemiekonzern DR. GUNVOR POHL -APEL DR. HOLGER BENGS – BIOTECH CONSULTING, FRANKFURT A. M. ó „Ich habe Biologie aus Spaß und Interesse am Fach studiert“, erklärt Dr. Matthias Conrad. Der promovierte Biologe ist seit einigen Jahren bei der BASF SE in Ludwigshafen beschäftigt. Zwar macht die Biologie inzwischen nur noch einen geringen Teil seiner Tätigkeit aus, aber von seinen naturwissenschaftlichen Kenntnissen profitiert er auch heute. Entscheidung gegen eine universitäre Laufbahn Zunächst schwankte Conrad bei der Wahl seines Studienfaches zwischen der Medizin und der Biologie und entschied sich schließlich für ein Biologiestudium an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Nach Beendigung seines Studiums bot sich ihm die Gelegenheit, in einem gut ausgestatteten Labor über ein zellbiologisches Thema zu promovieren. Sein Versuchstiertier war der Zebrabärbling, Danio rerio, ein Modellorganismus für die Entwicklungsbiologie. Mit den unterschiedlichsten molekularbiologischen Methoden versuchte Conrad, das Geheimnis bestimmter gewebespezifischer Zellskelettproteine zu lüften. „Das Thema war sehr spannend, ich habe sehr vielfältige Techniken erworben und angewendet. Besonders die Lehre, die mit meiner Stelle verbunden war, hat mit sehr viel Spaß gemacht.“ Obwohl ihm viel an Forschung und Lehre lag, entschied sich Conrad aus familiären Gründen gegen eine Hochschullaufbahn. „Das universitäre System in Deutschland ist unsicher. Man hangelt sich von Zeitvertrag zu Zeitvertrag und nach spätestens zwölf Jahren muss der Ruf auf eine Professur erfolgt sein. Das bedeutet nicht, dass es in der Industrie keine Unsicherheiten gibt, vielleicht sind diese sogar noch größer. Aber es wäre für mich sehr belastend gewesen, in einem abgesteckten Zeitraum eine vernünftige Position an der Hochschule finden zu müssen.“, kommentiert Conrad seine Entscheidung in die Industrie zu wechseln. Vom einem KMU zum internationalen Konzern Seine ersten Berufserfahrungen sammelte Conrad in einem mittelständigen Biotechnologieunternehmen mit 60 Mitarbeitern, für das er im Außendienst tätig war. Dort hat er Produkte aus der Laborwelt vertrieben und durfte die Kunden auch wissenschaftlich beraten. Dadurch war der Bezug zur Biologie und zum Studium noch recht eng. „Das war eine sehr gute erste Berufserfahrung außerhalb der Universität.“ Parallel lief noch die Bewerbung bei der BASF in Ludwigshafen. Als er von dort ein Angebot erhielt, wechselte er nach einem dreiviertel Jahr. Obwohl dort Naturwissenschaftler ihre Karriere meist in der Forschung beginnen, stieg Conrad untypisch in dem Arbeitsgebiet „Transportsicherheit und Gefahrgutüberwachung“ ein. Zunächst hatte er keine Berührungspunkte zur Biologie. Nach viereinhalb Jahren wechselte er in den Unternehmensbereich „Feinchemie“. Seine Aufgabe bestand nunmehr in der Steuerung des Geschäftsfeldes der Futtermittelenzyme. Er war zuständig für strategisches Marketing und das Produktportfolio, beides Themen mit großem betriebswirtschaftlichem Bezug. Die nötigen betriebwirtschaftlichen Kenntnisse erwarb er sich durch innerbetriebliche Seminare und Kurse sowie während der Tätigkeit. Inzwischen hat Conrad noch einmal innerhalb seines Geschäftsbereiches gewechselt und die globale Verantwortung für die Produktgruppe der organischen Säuren zur Konservierung im Futtermittelbereich übernommen. „Trotz meiner inhaltlichen Entfernung von der Biologie hilft mir meine naturwissenschaftliche Ausbildung im Berufsalltag sehr.“ Globale Tätigkeit Rückblickend ist Conrad glücklich über seine Entscheidung, keine universitäre Laufbahn eingeschlagen zu haben. Er hat einen globalen Job und ist viel in der Welt unterwegs. Englisch spricht er verhandlungssicher, das ist eine wesentliche Voraussetzung für seine Tätigkeit. Präsentationen und Vorträge werden in Englisch gehalten. Am deutschen Standort wird wegen der vielen ausländischen Kollegen ebenfalls viel Englisch gesprochen. Seine Arbeitstage sind ausgefüllt und die Arbeitsbelastung ist recht groß. „Die Arbeit ist anstrengend und ich habe oft mehr als eine 40-Stunden-Woche. Doch mein Arbeitsgebiet ist sehr abwechslungsreich und macht mir viel Spaß.“ Seine globale Tätigkeit empfindet er als Herausforderung, der er gerne begegnet. „Durch meine Reisen habe ich viele Länder und ihre Kulturen kennen gelernt. Das hat meinen Horizont erweitert und ist eine große Bereicherung meines Lebens.“ ó Korrespondenzadresse: Dr. Matthias Conrad BASF SE Global Business Unit Nutrition Ingredients D-67117 Limburgerhof Tel.: 0621-60-28277 [email protected] BIOspektrum | 06.10 | 16. Jahrgang