Backen aus den Zutaten einen schönen Kuchen

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SAMSTAG/SONNTAG, 12./13. NOVEMBER 2016
D4 Markt
VORARLBERGER
NACHRICHTEN
IM GESPRÄCH. Markus Graz, Walter Klocker und Thomas König, Typico GmbH Lochau
Walter Klocker, Markus Graz und Thomas König (v. l.) bilden das Dreier-Führungsgespann bei Typico in Lochau. Alle drei sind auch zu gleichen Teilen Eigentümer des Unternehmens.
„Backen aus den Zutaten
einen schönen Kuchen“
DAS GESPRÄCH FÜHRTEN
HANNA REINER UND
ANDREAS SCALET
hanna.reiner
andreas.scalet
@vorarlbergernachrichten.at
Markus Graz, Walter
Klocker und Thomas König
führen zu dritt die Geschicke
von Typico. Welchen spannenden Weg das Lochauer
Unternehmen geht und wieso es bei der Größe keine Einschränkung gibt, erzählen sie
im VN-Gespräch.
LOCHAU.
Sie bezeichnen Ihre Firma als
Kompetenzzentrum für textile
Kommunikation. Was kann
man darunter verstehen?
KÖNIG: Angefangen hat alles
mit großformatigem Digitaldruck. Dann kam die Konfektion dazu und wir brauchten
auch Aluminiumsysteme,
um die Produkte aufzuhängen. Das hat sich mit der Zeit
alles weiter und besser entwickelt. Heute sind wir sehr
viel mehr und betreiben für
Messen, Kongresse, Kunst,
Leuchtenindustrie, Innenarchitektur und Fassaden
textilen Leichtbau – bedruckt
oder unbedruckt. Unsere
Textilteile tragen immer in
einer Form zum Außenerscheinungsbild bei. So kam
es auch zu diesem Namen.
Wohin geht der Weg für Typico?
KÖNIG: Die besten Aussichten
für die Zukunft liefert die
Kombination aus Aluminium, das sehr leicht und einfach zu verarbeiten ist, sowie
Textil, mit dem man in sehr
großen Dimensionen bauen
kann. Das ist mit keinem
anderen Werkstoff möglich.
Man hat also Funktionalität
und Kommunikationsinstrument in einem. Wir haben
gerade die ersten Serien für
industrialisierte Leuchten
für Zumtobel produziert. Das
sind Großformatleuchten mit
fünf Metern Durchmesser,
die viele positive Eigenschaften hinsichtlich Gewicht,
Transportfähigkeit, Montage
und Wärmedurchlässigkeit
aufweisen.
KLOCKER: Die Kompetenz
führt dazu, dass wir so viel
Gespür dafür haben, dass
wir nicht nur das können,
was andere schon können,
sondern immer einen Schritt
weiterdenken. Wir machen
fast tagtäglich Dinge, die wir
noch nie gemacht haben.
Die Kunden sind so
vielfältig wie die
Geschäftsbereiche.
Das beste Marketing
sind die Projekte.
Was machen Ihre Mitbewerber?
Verfügen diese über ähnliches
Know-how?
GRAZ: Es gibt viele, die drucken. Aber wir drucken fast
nicht mehr. In unserer Bandbreite gibt es europaweit
vielleicht drei Mitbewerber,
aber in unterschiedlichen
Ausprägungen.
KÖNIG: Ich glaube, es gibt in
Europa niemanden, der in
so vielen unterschiedlichen
Bereichen als Systemlieferant arbeitet. Wir haben im
Gegensatz zu anderen, die
outsourcen, möglichst viele
Leistungen ins Haus geholt.
Dadurch haben wir viele
Vorteile. Wenn man weiß,
wie die Fertigungstechnik
ausschaut, konstruiert man
beispielsweise ganz anders.
ckenkonstruktion in nur fünf
Wochen realisiert. Normalerweise dauert das Monate.
Unser Name führt dazu, dass
die Leute wissen, wir können
das umsetzen. Dafür braucht
man aber auch ein gnadenloses Zeitmanagement.
Was bedeutet für Typico Innovation?
KÖNIG: Wir versuchen, ganz
schnell die Idee des Kunden
aufzuschnappen, stecken
unsere Köpfe zusammen und
backen aus allen Zutaten einen schönen Kuchen. Wenn
große Unternehmen auf uns
zukommen, dauert es bei uns
sehr viel weniger lang als bei
anderen.
KLOCKER: Für den Fahrzeughersteller MAN haben wir
für den Messestand einen
halben Kilometer 3-D-De-
Ihre Projekte haben teilweise
gigantische Ausmaße. Wird es
immer größer oder gibt es auch
für Ihr Angebot ein Limit?
KÖNIG: Nein, das gibt es
nicht. Wir hatten einmal eine
Anfrage für ein BMW-Logo
für die Wüste Gobi mit einer
Fläche von einem Quadratkilometer. Letztlich wurde
es aufgrund des Sandes aber
nicht realisiert.
GRAZ: Von der Größe her gibt
es keine Einschränkung, und
wenn, dann nur beim Transport oder der Aufhängung.
KLOCKER: Früher dachte
man, 50.000 Euro ist ein
großes Projekt, heute ist das
eher Tagesgeschäft. Es gibt
Messeprojekte, die beschäftigen uns kurzfristig sehr
heftig, und es gibt Projekte
im Architekturbereich, die
beschäftigen uns Jahre.
Wie weit strahlen Ihre Projekte? Wo werden sie realisiert?
KÖNIG: Wir wachsen nicht
dadurch, dass wir intensiv
nach neuen Kunden suchen,
Bei Typico wird zwar nach wie vor auch gedruckt, vielmehr versteht sich
das Unternehmen heute aber als Systemlieferant.
sondern indem wir mit unseren großen Kunden internationalisieren. Wenn man ein
Toyota-Messestand in Genf
macht, brauchen sie später
auch einen in Abu Dhabi.
Somit arbeiten wir mittlerweile global. Aktuell haben
wir gerade zwei Monteure im
Silicon Valley.
Gibt es ein Wunschprojekt?
Etwas, das Sie noch nicht
realisiert haben?
KÖNIG: Eine Jahreshauptshow
im Museum of Modern Art in
New York wäre schon was.
Generell spannend für uns
sind Projekte, die länger stehen als nur für den Zeitraum
einer Messe.
KLOCKER: Wir haben uns vor
zwei Jahren sehr viel gewünscht, und das ist eingetreten. Qualität und Knowhow aus Europas ist nach wie
vor gefragt. Man kann den
Erfolg genießen, muss aber
auch bescheiden sein.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit unter drei Geschäftsführern?
GRAZ: Wir waren zuerst zu
zweit, und zu dritt ist es fast
noch toller. Nicht nur dass
wir uns super verstehen,
so sind die Aufgaben auch
besser verteilt.
KLOCKER: Ein dreibeiniger
Stuhl steht wesentlich
besser. Ich habe es immer
geschätzt, dass wir von
Anfang an zu zweit waren
und unsere Kompetenzen
aufgeteilt und uns gegenseitig gestützt haben. Mit
Thomas König ist eine dritte
Stütze dazugekommen, auch
in Hinblick auf die Unternehmensnachfolge. Unsere
Zusammenarbeit ist sehr
erfreulich und zukunftsorientiert. Als Dreierteam ist
man unglaublich stark.
KÖNIG: Es braucht nicht nur
eine klare Kompetenzaufteilung, sondern genauso auch
die Kombination aus Erfahrung und jüngerem Sturkopf.
Zudem hat man zu dritt
eindeutigere Entscheidungskonstellationen. FOTOS: VN/PAULITSCH
Digitaler Großdruck ist
nur ein Geschäftsbereich
Als Manufaktur für
„textile Kommunikation“ hat sich Typico am
Weltmarkt etabliert.
LOCHAU. Die Erfolgsgeschichte
nahm Anfang der 90er-Jahre
ihren Lauf, als Walter Klocker
und Markus Graz darüber
nachdachten, ob denn in der
Wirtschaft nicht ein Bedarf
an großformatigen Drucken
besteht. Sie beschlossen,
nicht nur darüber nachzudenken, sondern starteten als
eine der weltweit ersten Digitaldruckereien für Großformate. Die Geräte dafür
entwickelte und baute der
Techniker Klocker selbst. Im
Laufe der inzwischen 24-jährigen Firmengeschichte hat
sich die Firma vom Drucker
zum Systemanbieter, oder
wie sich die inzwischen auf
70 Mitarbeiter angewachsene
Firma selbst bezeichnet, zum
„Kompetenzzentrum für textile Kommunikation“ weiterentwickelt.
Die Kompetenz ist wörtlich zu nehmen. Typico hat
Insourcing betrieben, und
im Hause selbst neben der
Druckerei eine Näherei sowie
eine Metallbauabteilung eingerichtet, welche die nötige
Flexibilität für kurzfristige
Aufträge und individuelle
Wünsche der Kunden bietet.
„Im weitesten Sinn dreht
sich alles um bedruckte, aber
auch unbedruckte Membrane, die mittels Aluminium-
Leichtbaukonstruktionen in
Form gebracht werden“, so
Thomas König.
Typico ist ein Handwerksbetrieb, der von der und für
die Innovation lebt, wie die
Besitzer sagen. „More of the
same“, also Serienfertigung,
ist nicht ihr Ding: „Wir freuen sich über jede neue Herausforderung“, sagt Walter
Klocker. Bei schwierigen
Aufträgen kommt deshalb
richtig Leben ins hochmotivierte Team. Die Firma ist in
den Bereichen Messebau, Architektur, Event , Kunst- oder
Lichtprojekte tätig, zu den
Kunden zählen alle bekannten Weltmarken „von A bis Z“
so Klocker.
Typico selbst hat sich zum
Systemanbieter entwickelt,
das Unternehmen „werbeflaechen24“, das selbstständig ist, aber die gleichen Eigentümer hat, funktioniert
ähnlich und ergänzt das Geschäft von Typico. Es bietet
via Internet Werbeflächen
in Flughäfen, Messebauten,
Stadien etc. an. Gebucht wird
im Netz: „Das war vom ersten
Tag an ein Erfolg.“
Kennzahlen
» Gegründet: 1992
» Geschäftsführer und Gesellschafter: Markus Graz, Walter
Klocker, Thomas König
» Mitarbeiter: 70
» Umsatz 2014/15: 13,5 Mill. Euro
» Export: rund 95 Prozent
» Standorte: Lochau, zwei Vertriebsniederlassungen
Zu den Personen
Der Erfolg hat drei Väter
LOCHAU. Gegründet
wurde
Typico als Firma „Schrift –
Bild – Service“ vom gelernten
Eletroniker Walter Klocker
(57) und dem damaligen Besitzer einer Reinigungsfirma,
Markus Graz (57), obwohl
ihnen der damalige Steuerberater davon abriet. Klocker
arbeitete zuvor in der Industrie, machte sich danach
selbstständig und entwickelte hochpräzise Maschinen.
Markus Graz wurde nach
der Absolvierung der Han-
delsschule selbstständig als
Reinigungsunternehmer. Die
Nachbarn taten sich zusammen und glaubten an ihre
Idee. Vor zehn Jahren holten
sie einen ehemaligen Kunden
ins Geschäft, „auch in Hinblick auf die Nachfolge“. Der
studierte Marketer Thomas
König ist seit zehn Jahren bei
Typico. Ihrer Ausbildung entsprechend agieren sie in der
Geschäftsleitung und sind zu
dritt „unglaublich stark“, wie
sie im Interview betonten.
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