MEDIEN ■ MODEN ■ MEDIZIN Langzeitstudie aus Grossbritannien: 20-Jahres-Überleben mit angeborenen Missbildungen Angeborene Anomalien sind in westlichen Gesamthaft betrug das 20-Jahres-Überleben Ländern die führende Todesursache bei bei mit mindestens einer Anomalie behaf- sehr jungen Kindern. Zwar haben medizi- teten Individuen 85,5 Prozent, 89,5 Prozent nische Entwicklungen auch hier grosse betrug es für kardiovaskuläre Missbildun- Fortschritte gebracht, über das Langzeit- gen, 79,1 Prozent für Chromosomenaberra- überleben ist aber nur wenig bekannt. Hier tionen, 93,2 Prozent für fehlerhafte Ausfor- bietet eine Studie, die anhand der Daten mungen des Urogenitalsystems und 83,2 eines britischen Registers von Geburtsfeh- Prozent für Magen-Darm-Missbildungen. lern (UK Northern Congenital Abnormality Mit einem 20-Jahres-Überleben von 97,6 Pro- Survey, NorCAS)durchgeführt und die mit zent hatten Kinder mit Lippen-Gaumen-Miss- den verfügbaren Mortalitätsdaten in Ver- bildungen eine sehr gute Lebenschance. bindung gebracht wurden, reiches Zahlen- Anomalien des Nervensystems beeinträch- material. Die Studie benutzte verschiedene tigten die Prognose hingegen entscheidend, statistische Modelle um das 20-Jahres-Über- hier errechneten die Autoren ein 20-Jahres- leben bei 13 758 zwischen 1983 und 2003 Überleben von 66,2 Prozent. Einem gesell- und ihrer Untergruppen dürften für die registrierten Kindern mit angeborenen Ano- schaftlichen Trend folgend nahm der Anteil Beratung betroffener Familien und die malien zu berechnen, wovon knapp 11 000 von Schwangerschaftsabbrüchen im Ver- Planung des zukünftigen Pflegebedarfs Lebendgeburten waren. Nicht weiter über- lauf der Beobachtungsperiode von 12,4 auf wichtige Hinweise liefern. raschend hängt die Überlebenschance sehr 18,3 Prozent signifikant zu. Die ausführli- stark vom kongenital betroffenen Organsys- chen Tabellen der Originalpublikation zum tem und der Form der Missbildungen ab. Überleben kongenitaler Anomaliegruppen Inoperables Pankreaskarzinom: neoadjuvante Therapie hilft ziert wurden, zeigen, dass es durch Chemo- malignen Tumorkrankheiten. Lange ver- therapie und/oder Strahlentherapie bei etwa läuft der Krebs symptomlos und ist dann einem Drittel der Patienten gelingt, den bei Diagnosestellung oft bereits so weit Tumor so zu verkleinern, dass anschliessend fortgeschritten, dass eine chirurgische Ent- doch noch eine Tumorresektion vorgenom- fernung bei mindestens 80 Prozent der men werden kann. Diese Patienten haben Betroffenen nicht mehr möglich ist. Die postoperativ eine fast genauso hohe Überle- Operation ist aber die einzige wirksame bensrate wie die Leidensgenossen, die sofort Therapieoption, ohne den Eingriff sterben operiert werden können. Aber auch die die Patienten durchschnittlich nach etwa Operation ist letztlich oft nicht kurativ. Die einem halben Jahr. Patienten sterben etwa durchschnittlich Allerdings kann einigen Patienten mit pri- knapp zwei Jahre nach dem operativen Ein- mär inoperablem Tumor durch eine neo- griff. Fazit der Autoren: Bei inoperablem adjuvante Therapie noch geholfen werden. Pankreaskarzinom sollte eine neoadjuvante Das hat eine Arbeitsgruppe um Jörg Kleeff Therapie angeboten werden und bei An- vom Klinikum rechts der Isar der Techni- sprechen die Frage der Operabilität neu schen Universität München anhand einer geprüft werden. Allerdings müssten die systematischen Analyse von mehr als Ergebnisse noch in randomisierten Studien 100 Studien bei mehr als 4300 Patienten bestätigt werden; auch gilt es noch, die best- zeigen können. Die Ergebnisse, die kürzlich mögliche neoadjuvante Therapie für diese im «open access»-Journal «PLoS Medicine» Patientengruppe zu definieren. 380 ARS MEDICI 10 ■ 2010 Quelle: Lancet 2010; 375: 649–656. DOI: 10.1016/S01406736(09)61922-X EMA fordert Verbot von Bufexamac Das Pankreaskarzinom zählt zu den hoch- (doi:10.1371/journal.pmed.1000267) publi- ■ H.B. ■ U.B. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hat empfohlen, Medikamenten mit dem Wirkstoff Bufexamac die Zulassung zu entziehen. Als Grund nennt die EMA, die auf Anfrage des deutschen Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) tätig wurde, das hohe Risiko von Kontaktallergien, die zum Teil schwer und generalisiert verlaufen. Dem steht ein bis heute nicht zuverlässig nachgewiesener Nutzen gegenüber. Bufexamac gehört zu den nichtsteroidalen Antiphlogistika und wird seit den Siebzigerjahren in verschiedenen dermatologischen und proktologischen Externa eingesetzt. In einigen EUMitgliedstaaten sind bufexamac-haltige Externa allerdings schon seit Jahren nicht mehr auf dem Markt oder stehen unter Rezeptpflicht. In der Schweiz ist Bufexamac noch als Parfenac® Creme und Salbe im Handel.