Das neue Albertinum in Dresden Lichthof Eine schwebende Arche für die Kunst Seine Lage inmitten des historischen Ensembles entlang der Brühlschen Terrasse ist einzigartig, das vermittelt sich bereits auf den ersten Blick. Auch dass die Sammlungen, die im Albertinum untergebracht sind, Weltrang genießen, erkennt man sofort, ohne ein ausgewiesener Kunstexperte zu sein. Dass unserem Kunden Staab Architekten hier ein Geniestreich gelungen ist, erschließt sich allerdings auch dem architektur­ interessierten Besucher erst auf den zweiten Blick. Denn der spektakuläre Neubau des Zentraldepots, der als »Arche für die Kunst« quasi über dem Albertinum schwebt, ist von außen – da er nicht über die Firsthöhe hinausragt - gar nicht sichtbar, von innen vermittelt er zunächst den Eindruck einer ganz »normalen« Deckenkonstruktion. Aber wohl gerade darin manifestiert sich die Qualität der Lösung, die Staab Architekten für den historischen Bau und die Rettung seiner Kunstschätze entwickelt haben. Im August 2002 hatte das Jahrhunderthochwasser der Elbe auch das Albertinum bedroht. Die Depots im Untergeschoss des historischen Museumsbaus waren arg in Mitleidenschaft gezogen worden; unersetzliche Kunstschätze konnten buch­ stäblich erst in letzter Minute gerettet werden. Eine Katastrophe, die sich aber schon bald zu einer großen Chance für das Albertinum wenden sollte. Es war klar, dass eine neue bauliche Lösung für die hochwassersichere Unterbringung der rund 6.000 Bilder und Kunstwerke, die in den Depots lagerten, gefunden werden musste. So wurde 2004 ein Wettbewerb zur Gestaltung des Zentraldepots der Staatlichen Kunstsammlung Dresden ausgeschrieben, an dem sich weltweit 92 Architekten beteiligten und den Staab Architekten, die schon mit einigen Museumsbauten wie beispielsweise dem Neuen Museum in Nürnberg oder dem Domzil für die Sammlung Gunzenhauser in Chemnitz von sich Reden ge­macht hatten, für sich entscheiden konnten. Der Entwurf von Staab Architekten überzeugt durch Kühnheit und Zurückhaltung gleichermaßen. Als »raumhaltiges Dach«, als »aufgeständerte Arche Noah« beschreibt Volker Staab selbst den zweistöckigen Baukörper mit einer Nutzfläche von 3.450 qm, den er in das denkmalgeschützte Gebäude integriert, ohne wertvolle Bausubstanz zu verdecken oder gar zu beschädigen. Eine stählerne Fachwerkkonstruktion überspannt in einer Höhe von 17 Metern den Innenhof der Vierflügel­anlage und trägt wie eine Brücke den 60 Meter langen und 2.700 Tonnen schweren Baukörper, der auf einem neuen Aufzugsschacht und zwei Stützen, die hinter der Hoffassade tief ins Erdreich hineinragen, ruht. Eine technisch und ästhetisch einzigartige Lösung! Eine technisch und ästhetisch einzigartige Lösung Gläsernes Depot im Erdgeschoss Staab Architekten bringen nicht nur die Kunstwerke in luftige, garantiert flutsichere Höhen, sondern sie schaffen darüber hinaus einen überdachten Innenhof und mit diesem ein neues Gebäudezentrum. Durch zwei Lichtfugen zwischen dem historischen Gebäude und dem Ergänzungsbau gelangt viel Tageslicht in den Innenhof, der vormals kaum genutzt, nunmehr zu einer riesigen multifunktionalen, lichtdurch­ fluteten Halle geworden ist, in der Kassen, Cafeteria und ein Museumsshop untergebracht sind. Außerdem bietet dieses neue Foyer, von dem aus sich die verschiedenen Ausstellungstrakte erschließen, viel Raum für Kunst beispiels­ weise für große Skulpturen. Mit dem Neubau, in dem neben den Depots auch mo­ dernste Restaurierungswerkstätten Platz finden, ging eine Komplettsanierung des Gebäudes einher. Auch dabei gingen Staab Architekten mit größter Zurückhaltung vor. Die Neorenaissance­Fassade im Hof wurde behutsam restauriert, die erhaltenen historischen Ausstellungsräume weitgehend in ihrer ursprünglichen Gestalt belassen, so dass sie elegant und auf das Wesentliche beschränkt heute in neuem Glanz erstrahlen. Die Architektur überlässt hier die Hauptrolle ganz eindeutig der Kunst! Im Sommer 2010 wurde das Haus nach sechsjähriger Bauzeit wieder eröffnet. Lange von drangvoller Enge geprägt, waren hier bis 2004 auch die Schätze des Grünen Gewölbes zu bewundern, beherbergt das Albertinum heute »nur noch« zwei Museen: Die »Galerie Neue Meister« und die Skulpturen­ sammlung. Beide Sammlungen können ihre Bestände jetzt angemessen präsentieren und vieles zeigen, was jahrzehn­ telang in den Depots versteckt und damit den Augen der Besucher verborgen geblieben war. Das Büro Staab Architekten wird betreut von unserem Partner: GRAPHISOFT Center Berlin Norbert Sawatzki E­Mail: mail@graphisoft­berlin.de München/Dresden, Mai 2011 Fotos : © David Brandt Text: Angelika Keitsch Layout: FORM+ZEICHEN Staab Architekten GmbH Schlesische Str. 27 I 10997 Berlin www.staab-architekten.com A-KW-3-062012 www.graphisoft.de I www.graphisoft.at