Norddeutsches Kompetenzzentrum für Nachhaltiges Bauen, Verden Balance Nachhaltiges Bauen liegt im Trend. Um dies noch tiefer zu erforschen und zu fördern, wurde kürzlich ein Kompetenzzentrum in Verden fertiggestellt. Eine innovative Glasfassade, die auch statische Funktionen übernimmt, leistet einen entscheidenden Beitrag, dieses Ziel zu erreichen. Nachhaltigkeit ist das aktuelle Postulat. In der Architektur bedeutet das, den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks, vor allem in Bezug auf Ökologie und Ökonomie, auszubalancieren und zu optimieren. Bereits mit Beginn der Planung wird ein umfassendes Konzept entwickelt, das alle Phasen dieses Zyklus berücksichtigt, bis hin zum Rückbau am Ende. Dabei werden die Auswirkungen auf alle betroffenen Ressourcen betrachtet, sei es die lokale und globale Umwelt, Flächenverbrauch, Energieeffizienz, aber auch Soziokultur und Generationengerechtigkeit etc.. Das Kompetenzzentrum des Norddeutschen Zentrums für Nachhaltiges Bauen - NZNB hat im Sommer 2014 seine Arbeit aufgenommen. Das Gebäude weist einige außergewöhnliche baukonstruktive Details auf. Die Wärmedämmung besteht aus Strohballen. Die Glasfassade wurde mit dem innovativen System UNIGLAS® | FACADE realisiert. Das Norddeutsche Zentrum für Nachhaltiges Bauen – NZNB – hat es sich zur Aufgabe gemacht, das vorhandene Fachwissen zu vernetzen, weiter auszubauen und zu fördern. Alle am Bauprozess Beteiligten sind angesprochen: Planer, Baustoffhersteller, Ausführende, Nutzer und Endkunden, Entwickler, Forscher und Ingenieure. Fachwissen und Ergebnisse werden durch Information, Beratung, Qualifizierung und Schulung vermittelt. Das Kompetenzzentrum Die einzelnen, vorgefertigten Holz-Glas-Verbundelemente des Glasfassaden-Systems UNIGLAS®|FACADE bestehen aus einer Isolierglasscheibe und einer patentierten FurnierholzKoppelleiste, beide verbunden mit einem Spezialklebstoff. Die CO2-Werte bei der Herstellung sind gegenüber herkömmlichen Glas-Fassaden um 43% verringert. Als zentrales Gebäude des NZNB hat das Kompetenzzentrum als erster Bauabschnitt seine Arbeit aufgenommen. Darin befinden sich hauptsächlich Büro-, und Ausstellungsflächen sowie Tagungs- und Besprechungsräume. Drei quaderförmige, unterschiedlich hohe Baukörper sind ineinander verwoben. Der zentrale, fünfgeschossige Quader ist leicht schräg nach Süd-Ost ausgerichtet. Obwohl das Gebäude und seine Funktionen eher unspektakulär erscheinen, sind einige baukonstruktive Details sehr außergewöhnlich. Dämmung mit Strohballen Das Modellprojekt liefert erstmalig den Beweis, dass eine Wärmedämmung mit Strohballen im mehrgeschossigen Gewerbebau möglich ist. Dabei übernimmt – dem Fachwerkbau vergleichbar – ein Holzständerwerk die statischen Funktionen. Die Gefache sind mit „handelsüblichen“, quaderförmigen Strohballen aus Kleinballenpressen gedämmt. Seit Mitte 2014 hat nun auch das Deutsche Institut für Bautechnik – DIBt – für den Baustoff Stroh als Wärmedämmung die „allgemeine bauaufsichtliche Zulassung“ erteilt. Die bisher notwendige „Genehmigung im Einzelfall“ entfällt damit. Neben der Dämmtechnik sieht das energetische Konzept eine innovative Haustechnik und verschiedene Energiegewinnungssysteme vor. Innovative Glasfassade Ein baukonstruktives Highlight des Kompetenzzentrums ist die Glasfassade. Gläser mit mehreren energetischen Funktionen haben sich seit langem bewährt. Das innovative System UNIGLAS® | FACADE revolutioniert jedoch die Konstruktion von Structural Glazing Fassaden. Aus mehreren Gründen: □ Holz-Glas-Verbundelemente Die einzelnen, vorgefertigten Holz-Glas-Verbundelemente – HGV – bestehen aus einer Isolierglasscheibe und einer patentierten Koppelleiste aus 12 mm starkem Birkenfurnierholz, beide verbunden mit einem Spezialklebstoff. Die CO2-Werte bei der Herstellung sind gegenüber herkömmlichen Glas-Fassaden um 43% verringert. □ Tragwerk, Statik Die Elemente in der Glasebene wie auch die Pfosten-Riegel-Konstruktion sind kraftschlüssig miteinander verbunden, bilden so gemeinsam das Tragwerk und übernehmen statische Funktionen – vergleichbar mit verklebten Autoscheiben, die die Karosserie aussteifen. Bei Gebäuden mit bis zu zwei Geschossen ist UNIGLAS®|FACADE sogar darauf ausgelegt, die Windaussteifung des Bauwerks zu gewährleisten. Dies untersuchten und bestätigten unabhängige Prüfinstitute. Dadurch können alle konstruktiven Teile erheblich schlanker dimensioniert werden. Geringerer Materialeinsatz dient ebenfalls der Nachhaltigkeit. Die UNIGLAS®|FACADE Elemente sind komplett im Werk vorgefertigt, werden montagefertig an die Baustelle geliefert und mit einem Hebezeug versetzt. Durch das Ineinandergreifen der gezahnten Koppelleiste lassen sich die UNIGLAS®|FACADE Elemente schnell, problemlos und einfach einpassen. □ Montage UNIGLAS® | FACADE Elemente sind komplett im Werk vorgefertigt und werden montagefertig an die Bau-stelle geliefert. Zur Montage genügen Hebezeug und Akkuschrauber. Anschließend werden lediglich die schmalen Fugen versiegelt. Fertig. Bei einer Reparatur lassen sich die einzelnen Elemente problemlos austauschen. □ Wärmedämmung Die wärmedämmende Ebene der Glas-Elemente ist nur durch die Versiegelung unterbrochen. Die Pfosten-Riegel-Konstruktion liegt vollständig geschützt auf der „warmen“ Seite. Damit entfallen komplizierte Wärmebrückendetails. Insgesamt konnte in Verden der Primärenergiebedarf der Fassade von 407 kWh/m² auf 209 kWh/m² gegenüber einer herkömmlichen Konstruktion mit Aluminiumprofilen gesenkt werden. Damit wird der Passivhaus-Standard problemlos erreicht, großenteils sogar übertroffen. □ Gestaltung, Ästhetik Die statische Verbindung und konsequent thermische Trennung des Systems UNIGLAS®|FACADE eröffnet völlig neue Perspektiven im Structural Glazing: Im Inneren ist eine filigrane Konstruktion mit unsichtbaren Details sichtbar. Von außen wird eine optisch ungestörte, durch feine grafische Linien gegliederte Glashaut wahrgenommen. Die intelligente Planung und Umsetzung des Kompetenzzentrums in Verden zeigen, dass die Balance zwischen allen Aspekten der Nachhaltigkeit, nicht nur zwischen Ökologie und Ökonomie, gelungen ist. Daten und Fakten Norddeutsches Zentrum für Nachhaltiges Bauen, Kompetenzzentrum Architekt: Trägerschaft: Architekten für Nachhaltiges Bauen Frido Elbers, Thomas Isselhard, Dirk Scharmer Ökologisches Zentrum Verden e.V. Aufteilung: Büro, Besprechung: Ausstellung: Fertigstellung: ca. 840 m² ca. 500 m² 2014 Glas-Daten: Herstellung und Ausführung: Wärmedurchgangskoeffizient: g-Wert: Lichttransmissionsgrad: Fläche: Anzahl der Scheiben-Elemente: Anzahl emaillierter Scheiben: UNIGLAS®|FACADE FRERICHS GLAS GMBH Siemensstraße 15-17 D-27283 Verden (Aller) www.frerichs-glas.de U = 0,7 W/m²K, Passivhausniveau 50 % 70 %. 185 m² 129 23