Projektbericht

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Wettbewerb NEUBAU RATHAUSSTRASSE 1, 1010 Wien 131
160012 PROJEKTBESCHREIBUNG ARCHITEKTUR UND GEBÄUDEHÜLLE Stadtraum Das Gebäudevolumen fügt sich in die Struktur des Rathauscarrées ein und übernimmt die Fluchten des vorgegeben Rasters ‐ ein Hybrid aus Block und Solitär. Die Fortführung der Straßenflucht der Josefstädter Straße im Erdgeschoß und 1.Obergeschoß erlaubt eine großzügige Durchwegung des vorhandenen Versatzes zur Stadiongasse. In den darüber liegenden Geschoßen rückt die Fassadenebene nach vorne, so dass sie auf die Kante des Nachbarn fluchtet und erneut Bezug auf das Rathauscarrée nimmt. Auch in der Doblhoffgasse und der Auerspergstraße rückt der Baukörper in den beiden unteren Geschoßen zurück und schafft einen großzügigen FußgängerInnenbereich. Durch einen Knick im Baukörper wird in der Rathausstraße eine platzartige Situation gebildet. Die so reduzierte Trakttiefe der neuen Bebauung kommt nicht nur der eigenen inneren Belichtung, sondern auch dem gegenüber liegenden Nachbarn zu gute. Das Gebäude übernimmt die im Rathauscarrée vorherrschende Traufhöhe von ca. 52 m über Wiener Null und staffelt sich mit zwei Dachgeschoßen zu einem dem Maßstab des Orts entsprechenden Bauvolumen. Gebäudestruktur Dem Standort und der Prägung des Gebäudes entsprechend wird besonderes Augenmerk auf die Gestaltung der inneren Erschließung, der Foyerbereiche und der Erdgeschoßzone gelegt. Durch einen zentralen Kern mit großzügigem Stiegenhaus, das einen vom Erdgeschoß bis ins oberste Dachgeschoß reichenden Luftraum aufweist, wird das Stadthaus vertikal erschlossen und bietet optimale Möglichkeiten zur Teilung in mehrere Büroeinheiten. Die Lifte befinden sich in einem vorgelagerten, geschützten Vorbereich, der im Brandfall durch angesteuerte Türen vom Stiegenhaus abgeschlossen wird. Auch das von der Stadiongasse und der Rathausstraße her zugängliche Foyer öffnet sich zu diesem Stiegenhaus und wird nur im Brandfall abgetrennt. Vom Eingang an der Ecke Stadiongasse/Auerspergstraße, der aufgrund der Nähe zum U‐Bahnausgang und zu den Straßenbahnhaltestellen die größere Nutzerfrequenz erwarten lässt, werden die Besucher über einen teilweise zweigeschossigen Foyer‐und Kommunikationsraum zum Empfangspult geleitet, von dem aus beide Zugänge und der Treppenantritt überblickt werden können. So entsteht im Zusammenspiel 1
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zwischen Foyer und Treppenhaus eine großzügige, offene Begegnungszone, die das Rückgrat des Gebäudes bildet. Mit Ausnahme des neben dem Foyerzugang in der Rathausstraße angeordneten Abgangs zum Nahversorgermarkt im 1. Untergeschoß, der auch als Zugang zur Tiefgarage für externe Nutzer dient, sind die restlichen Erdgeschoßflächen Nutzungen des städtischen Lebens vorbehalten und aktivieren den umliegenden Stadtraum. Gastronomie, Handel und großzügige Eingangsfoyers prägen das Bild. Fassade Das Erscheinungsbild des Gebäudes ist bestimmt durch die Überlagerung von städtebaulichen, gestalterischen, konstruktiven und funktionalen Ansätzen. Aus den städtebaulichen und gestalterischen Überlegungen kommt das körperhafte Bauvolumen mit strukturierter und räumliche Tiefe aufweisender Außenhaut, das sich in den Kontext der umgebenden Bebauung mit ihren stark gegliederten Fassaden einfügt. Ein funktionaler Ansatz ist die Abtragung der vertikalen Kräfte in der Außenwand, um störende Stützen in den Büroräumen zu vermeiden. Die Entscheidung, die Gebäudefluchten des Rathauscarrées aufzunehmen, bedingt ‐ um die das Gebäude umgebenden Fußgängerinnenbereiche nicht zu stark einzuengen ‐ das Einziehen der Fassaden der beiden unteren Geschoße. Die dadurch entstehenden Auskragungen werden konstruktiv durch eine 50cm starke Hohlraumdecke und die Vierendeelträger der Fassadewand bewerkstelligt. Um dieser Trägerkonstruktion ausreichende Steifigkeit zu verleihen, werden in den Hauptfeldern über die Geschoße hin lagemäßig variierende Nebenstützen eingeführt. Die starke Ordnung der primären Tragstruktur wird durch das versetzte Anordnen der Sekundärteile spielerisch variiert. Dieser Konstruktion aus 120cm breiten STB‐Bauteilen, die auch zur Vermeidung der vertikalen und, wo notwendig, horizontalen Brandübertragung dient, wird eine Fertigteilfassade aus bauphysikalisch wirksamen Dämmbeton vorgesetzt. Um der Wucht dieser Fassadenkonstruktion entgegenzuwirken, eine optimale Belichtung der Büros zu erzielen und die Blickbeziehung zwischen innen und außen zu verbessern, werden die umlaufenden Laibungen unter 45° abgeschrägt. Die Fassade changiert zwischen robuster Massivität und verglaster Offenheit. Die raue Oberfläche aus gestocktem Beton verstärkt die physische Präsenz des Baus und besitzt städtebauliche Bindekraft. 2
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Brandabschnitte‐Sicherheitstreppenhaus Da im 2. bis 6. OG die lt. OIB‐RL 2.3 zulässige Nettogrundrissfläche von 1.200 m² überschritten wird, werden in diesen Geschoßen je zwei Brandabschnitte ausgebildet, die an das zentrale Sicherheitstreppenhaus der Stufe 1 mit einer Druckbelüftungsanlage (Räumungsalarmkonzept) angeschlossen sind. Von jeden Punkt der jeweiligen Brandabschnitte kann dieses Sicherheitstreppenhaus in längstens 40 m erreicht werden. Zwischen den Betriebseinheiten und dem Sicherheitstreppenhaus ist ein geschützter Vorbereich mit Einbindung in die Druckbelüftungsanlage und 30‐fachem stündlichen Luftwechsel situiert. Dass zwei Brandabschnitten an nur ein Sicherheitstreppenhaus angebunden sind, entspricht der OIB – RL 2.3 und wurde in einer Vorbesprechung (anonym) mit Frau DI Eder (MA 37B) abgeklärt. Fluchtwegbreite Die lichte Fluchtwegbreite beträgt 240 cm und kann 240 Personen aus drei übereinander liegenden Geschoßen aufnehmen. Das entspricht einer Anzahl von 80 gleichzeitig anwesenden Personen pro Geschoß. Vertikaler Brandüberschlag In jedem Geschoss gibt es einen deckenübergreifenden Außenwandstreifen von 1,2 m Höhe in EI 90. Da das Fluchtniveau des obersten Geschosses unter 32 m liegt, muss keine automatische Löschanlage (Sprinkelung) vorgesehen werden. Belichtung, Beschattung Die städtebauliche Lösung, im Besonderen das Zurückweichen von der Straßenflucht der Rathausstraße und das Zurückstaffeln des Gebäudevolumens in den drei Dachgeschoßen, verbessert durchgehend die Belichtungssituation für die umliegenden Gebäude. Da die Gebäudehöhe die im Wiener Hochhauskonzept vorgegebene Höhe von 35m nicht überschreitet, ist kein Nachweis über die Verschattung (2‐Stundenschatten) von Nachbargebäuden zu führen. 3
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160012 PROJEKTBESCHREIBUNG INNENEINRICHTUNG Raster ‐ Struktur Durch den zentralen Erschließungskern und die lastabtragende Außenwand ergeben sich weitgehend stützenfreie, flexibel teilbare und gut belichtete Büroflächen, die für jede Art der Büroorganisation geeignet sind. Das Achsmaß des Bürorasters beträgt 130 cm. Erschließungszone ‐ Kern Der Liftvorbereich ist großzügig ausgelegt und öffnet sich mittels EI 90‐Verglasungen zu den Büroeinheiten. Der Bodenbelag wird, wie in den Foyerbereichen, als durchgehend verlegter eingefärbter Terrazzobelag ausgeführt. Büros Die Trennwände zwischen den Büroeinheiten sind als Gipskartonständerwände in Wohnungs‐
trennwandqualität vorgesehen. Innerhalb der Büroeinheiten werden die Wände zwischen Gang und Büroräumen als teilweise satinierte Nurglaskonstruktionen ausgeführt. Die beidseitig beschichteten Türblätter sitzen in gangseitig bündig versetzten Stahlzargen und schlagen flächenbündig ein. Die Trennwände zwischen den einzelnen Büroräumen werden aus mit Sperrholz beplankten Holzständerwänden errichtet und weisen auf jeweils einer Seite eine akustisch wirksamen Oberflächenbelag auf. Der Anschluss an die Außenwand wird mittels eines Glasschwerts durchgeführt. Um eine gute raumakustische Atmosphäre in den Büroeinheiten zu erhalte wird ein hochwertiger textiler Bodenbelag vorgesehen. 1
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160012 PROJEKTBESCHREIBUNG FREIRAUMGESTALTUNG Stadthaus Umfeld Ein großformatiger Plattenbelag als durchgängiges, von den Fassaden bis zu den angrenzenden Straßen hin verlaufendes Parkett folgt in seinem orthogonalen Raster dem Ordnungsprinzip des Rathauscarrèes und führt dieses in Form und Richtung bis zur Auerspergstraße weiter. Er unterstreicht die städtebaulich wichtige Funktion des Stadthauses als Gelenk im System „Glacis“, verschafft den dafür notwendigen, freien Raum in der Erdgeschoßzone um das Gebäude und verstärkt dessen Verortung im gewachsenen Stadtgefüge. Auch wird bewusst die Wettbewerbsfläche im Westen (an der Auerspergstraße) im eigenständigen (Grün)System der Restflächen der Glacisverbauung belassen. Die im Bereich der Rathausstraße zur Zeit bestehende „Begrünung“ wir zu einer flächigen, begeh‐ und nutzbaren Grünzone, einem urbanen „Paradiswandelgarten“, dessen Außenkante die Flucht der Fahrbahnbreite der Rathausstraße ab Stadiongasse aufnimmt. In der Verlängerung der Doblhoffgasse übernehmen im Bereich des orthogonalen Plattenbelags Sitzelemente Rhythmisierung und Sequenzierung, Baumpflanzungen ergänzen bzw. ersetzen an der Landesgerichtsstraße fehlende Raumkanten bzw. Raumgrenzen. Urbaner Paradiswandelgarten Die im Plattenbelag eingebettete Gitterrostfläche (z.T. Bereich für Haustechnik) und die darunter liegende Humusschicht ermöglichen, in Abhängigkeit von der Maschenweite des Gitterrostes, unterschiedlichste Bepflanzungs‐ und Gestaltungsmöglichkeiten (von Gräsern über schwach verholzende Kleingehölze und Heisterformen bis hin zu Baumpflanzungen). Als Hauptquerungen (= eingebetteter Haustechnikbereich) sowie als feingliedriges Wegesystem im gesamten Wandelgarten fungiert ein engmaschiger Gitterrost als begehbarer Wegebelag. Fixe Sitzelemente und frei stehende Sitzbereiche strukturieren im Zusammenspiel mit der Bepflanzung den Grünraum, lassen so vielseitige Räume entstehen und verschiedenste Nutzungen zu. Wettbewerb NEUBAU RATHAUSSTRASSE 1, 1010 Wien 131
160012 PROJEKTBESCHREIBUNG TRAGWERKSPLANUNG 3D‐Modell des statisch‐konstruktiven Systems der Obergeschoße 1
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Die Struktur wird in wirtschaftlicher Massivbauweise konstruiert. Unterzuglose, 240 mm starke, Flachdecken spannen über Punktstützen und Kerne. Zur Minimierung der Fassaden‐
randverformungen und zur einfachen Bewältigung der Auskragung werden die Parapete und Randstützen zu einem geschoßhohen Vierendeelträger zusammengefasst. An den Vor‐ und Rücksprüngen des Gebäudes werden die Flachdecken als stärkere Hohlkörperdecken ausgebildet. So beträgt die Stärke der Decke über dem ersten Geschoss 500 mm, die der Decke über dem sechsten Geschoß 300 mm. Die Aussteifung des Gebäudes erfolgt über die Erschließungs‐ und Haustechnikkerne. Die Fundierung erfolgt über das, dem äußeren Umfang nach, bestehende Tiefgeschoss. Unter den Kernen bzw. Innenstützen wird hier eine Nachfundierung mit Hochdruckbodenvermörtelung oder Mikropfählen vorgenommen werden. Zur Überprüfung der Tragwirkung wird das räumliche FE‐Modell ausgewertet. Der Vergleich der Verformungen unter quasiständigen Lasten in den Zeitpunkten Kurzzeit/Langzeit zeigt das hervorragende Tragverhalten der Struktur. 2
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Die Hauptspannnungstrajektorien in den Decken und Wänden und die Normalkräfte in den Trägern und Stützen unter Traglasten zeigen die Lastpfade der Struktur: 3
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160012 PROJEKTBESCHREIBUNG TECHNISCHE GEBÄUDEAUSRÜSTUNG Raumseitige Ausstattung Büros Die Kühlung erfolgt über oberflächennah verlegte Bauteilaktivierung der Betondecke in Kombination mit raumweiser Temperaturregelung. Die Heizwärmeabgabe erfolgt über Unterflurkonvektoren, die Regelung wird ebenso raumweise ermöglicht. Die Büroräume werden mit konditionierter Zuluft im Quellluftprinzip versorgt, die Abluft strömt über schallgedämmte Überströmöffnungen in den Gangbereich und wird zentral am Treppenhauskern abgesaugt. Die Raumregelung erfolgt automatisch über Variable Volumsstromregler und CO2‐ Sensoren. Die Beleuchtung erfolgt über tageslichtgeregelte Leuchten mit LED‐Leuchtmitteln, wodurch die Betriebszeit und die Wärmeleistung und somit die abzuführende Kühlenergie minimiert werden. Die Erschließungsebene für EDV/ Schwachstrom, Heizung und Zuluft ist der Doppelboden. Die Verteiler für Bauteilaktivierung, Brandmelder sowie Beleuchtung werden über eine in der Gangzone vorgesehene kleinräumige Abhängedecke bzw. Einlegen in der Betondecke erschlossen. Wärme‐ und Kälteerzeugung, Stromgewinnung Die Wärmeerzeugung erfolgt über einen Fernwärmeanschluss der Fernwärme Wien. Die Kälteerzeugung erfolgt trivalent über Grundwassernutzung zur Abdeckung ganzjährig anfallender Grundlasten (IT Kühlung), einer Kompressionskälteanlage mit ölfreien Turboverdichtern sowie über Free Cooling durch die Hybrid‐ Rückkühlanlage. Solarstrom wird über eine 500m2 bzw. 70kWp‐ Solarstrom‐ Anlage am Dach erzeugt und vorwiegend über Eigennutzung zur Bedarfsdeckung verwendet. Die Kälte‐ und Wärmezentrale sind ebenso wie die Rückkühler und die Lüftungszentrale im 1. UG situiert. Raumlufttechnische Anlagen Die Lüftungszentrale ist im 1. UG situiert und beherbergt sowohl die RLT Anlage für die Büros als auch jene für die Gewerbeflächen und die Küche. Die Luftverteilung erfolgt energieeffizient über EC‐ Ventilatoren in den Lüftungszentralen und ausreichend groß dimensionierte Verteilkanäle. RLT Anlage Büros: Die Büroflächen werden mit einer Vollklimaanlage versorgt. Die Wärmerückgewinnung (85% WRG) erfolgt regenerativ (Wärme‐ und Feuchterückgewinnung). Die Außenluft wird in der Lüftungszentrale mit mindestens Qualität F7 gefiltert. Bei Bedarf wird die Zuluft 1
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anschließend be‐ oder entfeuchtet und auf die Solltemperatur für Quellluft (2°C unter Raumtemperatur) gebracht. Um Kälte‐ und Rückkühlleistung einzusparen wird die sommerliche Entfeuchtung mittels DEC (Desiccant Cooling)‐ betrieben. Die Desorption (Trocknung) des Rotors wird mit Fernwärme auf einem Temperaturniveau von 65‐70°C (Primäranschluss) betrieben. In den Bürogeschossen erfolgt die Zulufteinbringung über Bodenquellluftdurchlässe, die Anbindeleitungen sind im Doppelboden untergebracht. Die Abluft strömt über schallgedämmte Überströmöffnungen in die Mittelzone und wird zentral je Kern abgesaugt und zur regegenerativen Wärmerückgewinnung geleitet. RLT Anlage Gewerbe: Die Gewerbeflächen werden mit einer Vollklimaanlage und rekuperativer Wärmerückgewinnung (zur Verhinderung von Geruchsverschleppung) versorgt. Gebäudeleittechnik Von der GLT werden alle Regelungsvorgänge zur Zielführung der Behaglichkeitsparameter im Innenraum (Temperatur, Feuchte, CO2‐ Pegel, tageslichtabhängige Kunstlichtregelung) sowie die Steuerungsfunktionen zur Eindämmung von Störgrößeneinflüssen (z.B. einstrahlungsabhängige Sonnenschutzsteuerung, witterungsgeführte Vorlauftemperatursteuerung) verwaltet. Daneben werden die Betriebsüberwachung der TGA geleistet und daraus folgende Störmeldungen abgesetzt. Die Datenvernetzung erfolgt über ein Bus‐ System zur Aufschaltung aller Sensoren, Sollwertgeber und Aktoren auf die zentrale Leittechnik, wo die Verarbeitung und Speicherung zum Zweck der Trendanalyse und zur Unterstützung des Energiemanagements geleistet wird. Eine Anwendersoftware soll die einfache Nutzerbedienung der GLT durch das Facility Management ermöglichen. Ebenso soll damit die Visualisierung der IST‐ Zustände bzw. der Trendaufzeichnung aller relevanten Steuerungs‐ und Regelungsparameter sowie die Energieumsätze auf Haupt‐ und Subzählerebene ermöglicht werden. 2
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160012 PROJEKTBESCHREIBUNG NACHHALTIGKEIT UND ENERGIEEFFIZIENZ NACHHALTIGKEIT Folgende Maßnahmen dienen der Nachhaltigkeit in Errichtung und Betrieb des Gebäudes: Nachhaltigkeit durch ökologische Materialien Rohbau: Einsatz von Slag Star‐ Beton (mit Sulfathüttenzement) bzw. ökologisch geprüftem Betonwerkstoff; Fassade: Dämmung mit Steinwolle, hinterlüftete Fassade bringt einfache Rückbaubarkeit und vollständige Materialtrennbarkeit; Ausbau/ Doppelboden: PVC‐freie Füße zur Schallentkopplung, Teppiche aus Recyclingfasern; Keine Verklebung der Teppichfliesen, Hohlraumdämmung aus Schafwolle; Ausbau/ Trennwände: ökologisch geprüfte Gipskartonplatten, Dämmung Mineralwolle Nachhaltigkeit durch hohe Nutzer/innen‐ Akzeptanz Behagliches Raumklima durch Bauteilaktivierung der Decken zum Kühlen + davon getrennte Heizwärmeabgabe über Unterflurkonvektoren, zugluftfreie Zulufteinbringung durch Quellluftdurchlässe, individuelle Regelbarkeit der Raumtemperatur, trotz automatischer Luftmengenregelung wird Nutzer/innen die Einflussnahme durch öffenbare Elemente gegeben. Hoher visueller Komfort wird durch innenliegenden Blendschutz und Außensonnenschutz mit Durchsichtmöglichkeit gesichert. Wirtschaftliche Nachhaltigkeit durch Vermietbarkeit, Umnutzbarkeit und geringe Lebenszykluskosten Eine (Unter‐)Vermietbarkeit in kleinen Einheiten (halbes Regelgeschoss) ist durch die Abtrennmöglichkeit gegeben, die Erschließung der Lüftung und der Schwachstrominstallationen im Doppelboden ermöglicht hohe Grundriss‐ Flexibilität und einfache Nachrüstbarkeit. ENERGIEEFFIZIENZ Auf Basis eines nachhaltigen Energiekonzeptes und durch die Nutzung stromsparender Technologien wird ein energieeffizienter Betrieb des Gebäudes sichergestellt: 1
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Eindämmung des Stromverbrauchs: Für Dienstleistungsgebäude repräsentiert der Strombedarf die größte Komponente an Primärenergiebedarf, weshalb auf stromsparende Maßnahmen besonders Augenmerk gelegt wird: Stromverbrauch Raumlufttechnik: Geringer Lüftungsstromverbrauch durch Qualitätskriterien in der Leistungsbeschreibung für die Auswahl der Lüftunggeräte: Auslegung auf niederen internen Druckverlust durch geringe Strömungsgeschwindigeit in Wärmetauscher und Filter, niederer SFP Wert, Bedarfsanpassung an die tatsächlich benötigte Luftfördermenge mit Luftqualitätsregelung über variable Volumenstromregelung Stromverbrauch Kunstlicht: geringer Beleuchtungsstromverbrauch durch tageslichtgeregelte LED‐ Beleuchtung an den Arbeitsplätzen Stromverbrauch Kälteerzeugung: geringer Stromverbrauch durch Grundlastabdeckung über Grundwasserkühlung im Direktkühlbetrieb, für Spitzenlastabdeckung Verwendung von hocheffizienter Verdichtertechnologie mittels ölfreien Turboverdichtern mit niedrigem COP 7‐10 Stromverbrauch Befeuchtung: Die Befeuchtung wird energieeffizient und stromsparend über Hochdruck‐ Zerstäubungsdüsen im Lüftungsgerät geleistet. Energiebedarf Warmwasserbereitung: Vermeidung von Verteil‐ und Speicherverlusten durch Verwendung von dezentralen Durchlauferhitzern in den Sanitäreinheiten Stromverbrauch Nutzer: Neben den genannten anlagentechnischen Maßnahmen stehen solche die Lerneffekte und sanfte „Erziehung“ der Nutzer/innen zu weniger Stromverbrauch bringen, im Fokus der Inbetriebnahmephase. 2
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160012 PROJEKTBESCHREIBUNG BAUPHYSIK UND GANZHEITLICHES ENERGIEKONZEPT Die energieeffiziente Gebäudehülle besteht aus Passivhauskomponenten und sorgt in Verbindung mit Wärme‐ und Feuchterückgewinnung in der Raumlufttechnik sowie passiven Maßnahmen zur Kühlung für minimierte Bedarfswerte für Strom und Wärme. Durch weitestmögliche Nutzung der lokalen erneuerbaren Energiequellen Grundwasser (zur Direktkühlung) und Solarstrom wird in Summe eine Energiebilanz nahe am Plusenergiegebäude erreicht. Gebäudehülle und passive Maßnahmen Eine hochwertige thermische Gebäudehülle mit U‐Werten von max. 0,15W/m2K und 3‐ Scheiben Wärmeschutzverglasung in Verbindung mit guter Luftdichtigkeit (nL50<1h‐1) und passiven Maßnahmen gegen Überwärmung (raumwirksame Bauteilspeichermassen in der Betondecke, Außenverschattung) bilden die Grundlage für behagliches Innenraumklima und energieeffiziente Gebäudekonditionierung. Kühlung und Entfeuchtung, Sommerbetrieb Die Bauteilaktivierung zum Kühlen der Büroflächen wird mit 18°C Vorlauf betrieben und ermöglicht sowohl eine effektive Nutzung des Grundwassertemperaturniveaus im Direktkühlbetrieb als auch hohes Potential an Free Cooling in der Übergangszeit und andererseits hohe EER/ESEER‐ Werte im Betrieb der Kältemaschinen. Für die Entfeuchtung wird anstatt einem mit niedrigen COP bzw. EER‐ Werten laufenden Kältemaschinebetrieb für die Erzeugung von 6°C‐ Kaltwasser ein fernwärmebetriebenes Desiccant‐ Cooling in der Raumlufttechnikzentrale betrieben, womit neben deutlicher Stromersparnis auch die Rückkühlleistung wesentlich gesenkt werden kann. Heizung und Befeuchtung, Winterbetrieb Die Wärmebereitstellung erfolgt über Fernwärme, womit die Unterflurkonvektoren in den Büros mit einer Auslegungs‐Vorlauftemperatur von 70°C gespeist werden. Die Befeuchtung wird energieeffizient und stromsparend über Hochdruck‐ Zerstäubungsdüsen im Lüftungsgerät bewerkstelligt. 1
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Strombedarfsabdeckung Photovoltaik Der Strombedarf wird vor allem durch die im Kapitel Energieeffizienz beschriebenen Maßnahmen gesenkt. Die am Dach positionierte 500m2 bzw. 70kWp‐ PV Anlage liefert Solarstrom primär zur Eigenbedarfsdeckung und in zweiter Linie zur Netzeinspeisung. Monitoring + Energiemanagement Mit einem Monitoring aller relevanten Energieströme wird die Basis für die Überprüfung der avisierten Ziele, der Systemoptimierung während der Inbetriebnahmephase sowie die Einführung eines Energiemanagement‐Systems (z.B. nach ISO 50001) geschaffen. 2
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