WETTBEWERB NEUBAU RATHAUSSTRASSE 1 – 1010 WIEN

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ARCHITEKTUR UND GEBÄUDEHÜLLE
Das Thema eines neuen Gebäudes im Rathauskarree steht im Spannungsfeld der beiden Möglichkeiten, entweder
das diesem zugrunde liegende Regelwerk zu akzeptieren und darzustellen, oder es als überkommen zu betrachten
und aus diesem auszubrechen. Wir glauben jedoch, dass es möglich ist, diese scheinbaren Gegensätze miteinander
zu versöhnen. Zunächst sehen wir keinen Grund eine herausstechende volumetrische Ausformulierung, vor allem in der
Höhe, hier anzubieten. Dazu fehlt schlicht der Genius Loci, der dies verlangen, geschweige denn ein Programm, das dies
gestatten würde. Dennoch kann man nach Freiheiten forschen, die sich innerhalb der so stark gegebenen
Rahmenbedingungen auftun und für Verbesserungen sowohl für den Stadtraum als auch für die Gebäudetypologie
des gewünschten Neubaus sorgen. Ganz wesentlich für eine solche Weiterentwicklung ist die Betrachtung des
Freiraums; einerseits jenes dreiecksförmigen Richtung Josefsstadt, andererseits jenes am Ende der Rathausstraße. Der
Wunsch, letzteren neu zu artikulieren und zu definieren, führte entscheidend zu neuen Freiheitsgraden für das Projekt.
Das vorliegende Projekt reflektiert also in mehrfacher Hinsicht die gegebene Situation, sowohl in Bezug auf die
historische Vorgabe, als auch in Bezug auf die nun bestehende Entwicklung. So wurde ein Gebilde hoher Komplexität
mit dennoch klar verständlicher Artikulation geschaffen, das mit gewissermaßen spielerischem Zugang in den Dialog
mit den umgebenden Blockstrukturen und deren Dachlandschaft eingeht.
Verschiedene, gedanklich singulare Einzelmodelle werden durch einen jeweils nächsten Schritt überformt und letztlich
zum ausformulierten Gesamtgebilde gefügt. Äußere Form ist dabei genauso prägend wie logische innere Funktionen.
Der Blockrand des Rathauskarrees wird also entlang der Auerspergstraße wieder hergestellt. Die Verlängerung der
Kante entlang der Landesgerichtsstraße trifft sich mit jener der Auerspergstraße exakt am Kreuzungspunkt mit der
Doblhoffgasse um die Grundgeomtrie wieder aufzunehmen.
Ebenso wird die Flucht der Stadiongasse wieder hergestellt. Die derzeit "verschmierte" Verbindung mit der Josefstädter
Straße wird zugunsten einer klar artikulierten und historisch richtigen Gelenkssituation aufgegeben.
Beide Wiederaufnahmen einstiger Linienführungen bedürfen jedoch einer Gegensteuerung in der dreidimensionalen
volumetrischen Ausbildung, um einerseits an dogmatischer Strenge zu verlieren, andererseits jedoch um auf seitdem
gewachsene Gegebenheiten (Verkehrsführung) und neu projektierte Situationen (Höhenentwicklung) reagieren zu
können.
Das Gebäude ragt nun über den bestehenden Gehsteig der Stadiongasse, um einerseits die gewünschte städtebauliche
Kante abzubilden, andererseits um den Verkehrs- und Bewegungsfluss nicht zu behindern. Die Traufkante von 26
Metern wird jedoch demonstrativ eingehalten.
Die erwähnte Kante entlang der Auerspergstraße wird auf Straßenebene bewusst nicht von der aufgehenden Fassade
des Baukörpers eingehalten, sondern von der darüber liegenden Dachfigur. Die Fassadenflucht dreht sich artikuliert
früher als sozusagen notwendig, um einerseits den charakteristischen Knick in der Auerspergstraße besonders zu
artikulieren und andererseits den Eckrisalit des Nachbarhauses freizuspielen. Somit ragt die Dachfigur scheinbar
frei in den Straßenraum, wiewohl sie doch einfach nur die Blockkante nachzeichnet. Dem Eckrisalit jedoch wird so ein
besonderes Vis-a-vis mit vergleichbarer Höhe gegenübergestellt und gleichzeitig wird der Beginn der Doblhoffgasse
- die Mittelachse des Parlamentsgebäudes (!) - durch die Überhöhung betont.
Eine Strategie des Vorragens und Zurückweichens in die Rathausstraße ist ein weiterer wesentlicher Gedanke.
Einerseits soll damit am Ende der sich bisher totlaufenden Straße ein diese abschließender Platz gebildet werden, der
wie selbstverständlich auch ins Innere des Gebäudes leitet. Zudem wurde angestrebt, ein wesentlich schlankeres
Gebäude als bisher mit Bezug auf den gegenüberliegenden Baukörper zu entwickeln und den Verlust durch eine
Flächenmehrung entlang der Doblhoffgasse wieder auszugleichen. Dabei macht man sich den Umstand zu Nutze, dass
die gegenüber liegenden Gebäude ebenfalls im Eigentum der Stadt Wien sich befinden und gegen ein Abweichen
von der bauklassenbedingten Straßenbreite im Zuge des Widmungsverfahrens keine Einwände zu erwarten sind.
Lediglich die gesetzlich vorgesehenen Lichteinfallswinkel finden selbstverständlich Berücksichtigung, erzeugen
aber in kreativer Art und Weise einen spitzwinkeligen Gebäudeabschluss, der dem Gegenüber in ungewohnter Weise
beachtliche Nähe kommt, dabei den erwähnten Platzabschluss ausbildet, und gleichzeitig dennoch nichts von der
notwendigen Belichtung wegnimmt.
Dies Prinzip könnte freilich mehrmals, mindestens jedoch auch an der anderen Gebäudeecke angewendet werden. Davon
jedoch nimmt das Projekt Abstand und will sich vielmehr am in der Stadiongasse gegenüber liegenden Gebäude
orientieren. Aus diesen beiden Bedingnissen entsteht eine geschwungene Fassade, die durch ihre Topologie auch
jene der Dachfigur einleitet. Schlussendlich blendet diese wie selbstverständlich in die bestehende
Dachlandschaft ein und wird zu einer zeitgemäßen Interpretation der umliegenden historischen Dachformen.
Die Fassade versteht sich als eine Neuinterpretation gründerzeitlicher Reliefierung, die zum Zeitpunkt der Erbauung
des Rathauskarrees ihren Höhepunkt erlebte. Freilich wird nicht die Tektonik von vertikal orientierten Fenstern und deren
Rahmung sowie der hierarchisch geordneten, horizontalen Gliederung in Sockel-, Mittel- und Dachzone wiederholt,
sondern eine streifenförmige Schichtung, die energetisch sparsame und im Hinblick auf heutige
Computerarbeitsplätze entblendete Arbeits- und Bürolandschaften erlaubt. Diese Schichtung wird jedoch - auch um
Eigenverschattung zu fördern - stark betont und soll dadurch in Tiefe und Körnung in Dialog mit dem Dekor der
gründerzeitlichen Fassaden - ursprünglich ja ebenso aus funktionalen Gründen, zum Beispiel zum Schutz der Fassaden,
entwickelt - treten.
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BAUPHYSIK
NACHHALTIGKEIT UND ENERGIEEFFIZIENZ
Die Errichtung des Objektes soll in Passivhaushausstandard mit einer tiefer gehenden Optimierung aller Gebäudebereiche
erfolgen. Die Bauweise an sich wird schon grundlegend zur bestmöglichen Erzielung dieser Standards angelegt. Ein hoher
Anteil an Massivbauteilen spielt dabei eine erhebliche Rolle.
So wird insbesondere die Fassade in einem optimierten System aus opaken und transparenten Teilen realisiert. Der
Kontext der Ringstraßenarchitektur (siehe Projektbeschreibung Architektur) legt diese Fassadenart mit signifikantem
Auftreten von massiven Elementen nahe, und so treffen architektonisch städtebauliche Konzeptidee und der Anspruch
nachhaltigen Energiehaushalts geradezu ideal aufeinander.
Der Glasanteil wird mit Bezug auf den notwendigen Lichteintrag begrenzt, um die gesetzlichen Vorgaben und technischen
Richtlinien zu erfüllen.
Die Verglasung ist eine thermisch optimierte Fassade mit öffenbaren, dreifachverglasten Fensterelementen. Die
Aufteilung von transparenten und opaken Elementen wird im Verhältnis von 40:60 für den Wettbewerb angenommen,
soll dann freilich mit entsprechenden Simulationsmodellen im Zuge der Weiterbearbeitung im Wechselspiel von
Lichteintrag und Energiehaushalt optimiert werden. Dabei wird die genaue Auswahl der Isolierglastechnologie eine
entscheidende Rolle spielen.
Andererseits soll eine außenliegende Verschattung (elektronisch gesteuert, automatische Aktivierung bei hoher
Sonneneinstrahlung) eine Reduzierung des außeninduzierten Kühlbedarfs ermöglichen.
Im Hinblick auf die sommerliche Überwärmung und damit auf den Kühlbedarf wurde bei der Konzeption der Fassaden
besonderes Augenmerk auf speicherwirksame Massen gelegt und die opaken Bauteile nicht in Leichtbau, sondern in
Massivbauweise angedacht. Sowohl Parapete, als auch Sturzausbildungen sind massiv ausgebildet, die Decken sollen an
der Untersicht in Massivbauweise erhalten bleiben.
Damit ist nicht nur Bauteilaktivierung ideal möglich, sondern auch freie Kühlung in Form von Nachtablüftung: über
temperaturdifferenzgesteuerte Öffnungen möglichst im Bereich der Deckenunterkanten tritt kühle Nachtluft ein, streicht
über die Deckenunterseite und die anderen Bauteile und wird – teils durch freie Konvektion - über den Luftraum des
Atriums mittels Überströmöffnungen abgeführt. Tagsüber können die abgekühlten Bauteile sodann wieder allfällig
aufkommende Wärme absorbieren.
Die sonnenstandsaktive Steuerung schließt frühmorgens die Öffnungen ostseitig und fährt den Sonnenschutz herunter,
die anderen Fassadenrichtungen folgen dem Temperaturverlauf bzw. Sonnenlauf folgend.
Bei anhaltender Wärmeentwicklung bleiben die Fenster geschlossen. Eine Lüftungsanlage gewährleistet im Sommer den
hygienischen Luftwechsel und liefert frische und gekühlte Luft in alle Gebäudebereiche.
In den Übergangszeiten – insofern es die Außentemperaturen zulassen - wird die thermodynamische Wirkung im Atrium
zur natürlichen Durchlüftung des Gebäudes herangezogen, die Einströmöffnungen bzw. Überströmventile werden
demgemäß regulierend angesteuert, dass Zugerscheinungen vermieden werden.
Grundsätzlich wird die Anschaffung von energieeffizienten Bürogeräten (Laptop, Monitor, usw.) empfohlen. Diese geben
eine geringere Abwärme ab und reduzieren somit die Gefahr einer Überwärmung im Sommer. Somit muss auch weniger
gekühlt werden und die Betriebskosten für die Geräte sind geringer.
Als Maßnahmen für den thermischen Komfort im Winter sind folgende Optimierungen vorgesehen:
•
geringe Differenz zwischen innerer Oberflächentemperatur und Raumtemperatur durch hohe Dämmstärken und
3fach Verglasung der Fenster
•
Begrenzung der Temperaturunterschiede der Oberflächentemperatur von Raumumgebungsflächen zur
Vermeidung von Strahlungsasymmetrie
•
keine Zugerscheinungen (keine kalte Luft von außen durch undichte Stellen in der Gebäudehülle; Lüftungsanlage
-> Mindesteinblastemperatur 16,5 °C)
Ein kompakter Baukörper, hohe Luftdichtheit mit n 50<0,6 1/h und die optimierten U-Werte der thermischen Hülle machen
im Zusammenspiel mit der effizienten Wärmerückgewinnung der Lüftungsanlage die Erreichung des
Passivhausstandards möglich.
Bezüglich Raumakustik sind die Parameter in Bezug auf Bauteilaktivierung zu konstituieren. Zum Erhalt der
Massivbauteile, also zur Vermeidung abgehängter Decken sind raumakustisch wirksame Elemente insbesondere im
Bereich von Trennwandsystemen und Möblierung angedacht.
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TECHNISCHE GEBÄUDEAUSRÜSTUNG
GANZHEITLICHES ENERGIEKONZEPT
Allgemeine Systembeschreibung der technischen Gebäudeausrüstung zur Raumkonditionierung
Die Wärmeversorgung in einem Wärmeverbund erfolgt einerseits für Normal- und Niedertemperatur durch eine
Fernwärme-Übergabestation (wenn möglich in zweistufiger Ausführung) zur maximalen Rücklauf-Abkühlung und
andererseits entsprechend der tatsächlichen Möglichkeiten durch eine Nutzung der Heizwärme aus dem Grundwasser
mittels Wärmepumpe mit Ansaug- und Schluckbrunnen und/oder aus dem Erdreich über Tiefenbohrungen unterhalb der
bestehenden Gründung. Zusätzlich erfolgt eine Einbindung von vorhandenen Abwärmesystemen wie den Kondensatoren
der Gastro-Kälte und den Kondensatoren von Split-Klimageräten zur Kühlung von EDV-und Verteilerräumen.
Es sind Heizungs-Regelgruppen für die Regelkreise der aktiven Bauteile und der Fußbodenheizung sowie für die
Lüftungsanlagen ausgeführt.
Die Kälteversorgung erfolgt einerseits über die Wärmepumpe, die im Kühlfall als Kältemaschine betrieben werden kann
und die anfallende Kondensationswärme an das Grundwasser und/oder an das Erdreich abgibt und andererseits über eine
Absorbtions-Kältemaschine, die aus der Fernwärme-Übergabestation betrieben wird. Die Versorgung erfolgt dabei über
einen Kälte-Pufferspeicher und drehzahlgeregelte Hauptpumpen. Daraus ergibt sich die Möglichkeit zur Nutzung einer
freien Kühlung über die aktiven Bauteile direkt aus dem Grundwasser bzw. dem Erdreich und der optionalen
Spitzenlastabdeckung über die Kältemaschine.
Es sind Kälte-Regelgruppen für die Regelkreise aktive Bauteile sowie für die Lüftungsanlagen ausgeführt.
Beschreibung des Systems und der Funktionsweise der Heizung
Der Wärmeverbund ist mit einem Normaltemperaturnetz für die Warmwasserbereitung über dezentrale WarmwasserLadestationen, sowie einem Niedertemperaturnetz für die Raumheizung über die aktiven Bauteile, Fußbodenheizung und
die Lüftungsanlagen mittels gleitender Zulufttemperatur ausgeführt. Die Versorgung erfolgt dabei über den
Pufferspeicher und drehzahlgeregelte Hauptpumpen.
Die raumweise Regelung erfolgt bei den Heizkörpern über Thermostatventile, bei den Nachheizregistern über
Zonenventile und bei den aktiven Bauteilen über Zonenventile mit Umschaltung Heizen/Kühlen.
Beschreibung des Systems und der Funktionsweise der Kühlung
Die Raumkühlung erfolgt über die aktiven Bauteile und die Lüftungsanlagen mittels gleitender Zulufttemperatur.
Elektrotechnische Räume werden bei Bedarf mit Raumklimageräten ausgerüstet. Die Versorgung erfolgt dabei über einen
Pufferspeicher und drehzahlgeregelte Hauptpumpen.
Die raumweise Regelung erfolgt bei den Nachkühlregistern über Zonenventile und bei den aktiven Bauteilen über
Zonenventile mit Umschaltung Heizen/Kühlen.
Beschreibung des Systems und der Funktionsweise der mechanischen Belüftung:
Die einzelnen Bereiche sind grundsätzlich entsprechend ihrer Nutzung und Anforderung mit zentralen, mechanischen
Lüftungsanlagen mit Wärme- und wo erforderlich Feuchte-Rückgewinnung sowie den erforderlichen Heiz- und
Kühlregistern für die einzelnen Zonen ausgestattet. Die Lüftungsanlagen sind für einen Betrieb mit Umluft (außer in
Räumen mit Geruchsemissionen) und für einen Betrieb zur Sommernachtskühlung vorgesehen und mit energiesparenden
Ventilatoren ausgerüstet.
Die Luftverteilung in die einzelnen Zonen erfolgt über variable Volumenstromregler über die Luftqualität und die
Raumtemperatur. Die maximale Luftmenge je VVS-Regler kann entsprechend der Grundrissnutzung auch nachträglich
angepasst werden.
Die Brandschutzklappen sind mit Stellmotoren zur Brandfallsteuerung ausgestattet.
Die Zulufteinbringung erfolgt über Quellluftauslässe oder Induktionsauslässe, die Abluft wird über Lüftungsgitter
abgesaugt. Die Außenluft wird vor Sonneneinstrahlung geschützt angesaugt, die Fortluft wird über Dach ausgeblasen.
Die Sanitärräume sind mit dezentralen, mechanischen Abluftanlagen ausgestattet. Die Fortluft wird über Dach
ausgeblasen. Der Einbau von Wärmerückgewinnungsanlagen wird entsprechend der wärmetechnischen
Notwendigkeiten und dem wirtschaftlichen Nachweis vorgenommen.
Beschreibung des Systems der Sanitäranlage:
Die Wasserversorgung erfolgt aus dem örtlichen Wassernetz über eine Wasserzähleranlage mit Wasserfilter und
erforderlicher Wasseraufbereitung.
Die Warmwasserbereitung erfolgt für Gastro-Bereiche und Waschräume dezentral über Durchfluss-Ladesysteme,
versorgt aus dem Heizungs-Pufferspeicher. Die Warmwasserbereitung der Büro-Sanitärgruppen erfolgt dezentral über
elektrische Untertischspeicher.
Beschreibung des Systems und der Funktionsweise der Elektroversorgung und Beleuchtung:
Die Elektroverteilung erfolgt ausgehend von der Niederspannungshauptversorgung über bereichsweise Unterverteiler in
den jeweiligen Kernen.
Das Beleuchtungskonzept ist auf die unterschiedlichen Nutzungen und Anforderungen der verschiedenen Bereiche
abgestimmt. Die Lichtsysteme werden vorwiegend mit LED-Leuchten sowie mit Leuchtstofflampen und elektronischen
Vorschaltgeräten ausgestattet, wodurch ein energieeffizienter Betrieb ermöglicht wird.
Die Fluchtweg- und Sicherheitsbeleuchtungsanlage wird mit Leuchten in LED-Technik ausgeführt.
Mess-, Steuer- und Regelanlage:
Die haustechnischen Anlagen werden über eine Mess-, Steuer- und Regelanlage ausgeführt als freiprogrammierbare,
modulare DDC-Anlage mit GLT-Funktion und Farbgrafik-Bedienstation zentral überwacht.
Die Regelung der Luftmengen in den einzelnen Zonen und der Raumtemperaturen, die Licht- und Sonnenschutzsteuerung
erfolgt über busfähige Einzelraum-Regelungssysteme (EIB, DALI, LON).
Maßnahmen zur Steigerung der energetischen Effizienz
Die Maßnahmen zur Energieeinsparung und zum Einsatz von alternativen Energiesystemen sind grundsätzlich
vorstehend angeführt. Verwendung finden dabei die folgenden Systeme:
-
Primärseitige Rücklaufnutzung der Fernwärme
-
Abwärmenutzung von inneren Raumlasten
-
Geothermische Energienutzung aus dem Grundwasser und dem Erdreich
-
Hocheffiziente Wärmerückgewinnung
-
Adiabatische Kühlung
-
Aktive Bauteile zur Raumheizung und Raumkühlung
-
Sommernachtskühlung über natürliche und mechanische Lüftung
-
Energieeffiziente Beleuchtungssysteme und LED-Lichtsysteme
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FREIRAUMGESTALTUNG
Das landschaftsarchitektonische Konzept basiert auf der Idee einer der Verschränkung zwischen Innen und Außen.
In Anlehnung an die Formensprache der Architektur kann der Außenraum als die urbane Interpretation einer von Wind
und Wasser geschliffenen Landschaft betrachtet werden, die sich durch Glasfassaden und Eingänge hindurch bis in
das Innere des Gebäudes erstreckt. Als homogenes und richtungsloses Oberflächenmaterial wird gestockter Beton mit
ockerfarbenem Zuschlag eingesetzt, der die heterogenen Bereiche (Platz, Gasse, Gehsteige, Innenraum) in einer
gestalterischen Einheit fasst. Die fließende Oberflächengestaltung im Außenraum und die differenzierten
Erdgeschoßhöhen im Innenraum ermöglichen sowohl einen vollständig barrierefreien Anschluss an den umgebenden
baulichen Bestand, als auch in die Erdgeschoßbereiche des Gebäudes hinein. Die Zonierung des Außenraumes und die
Lenkung des fuß- und radläufigen Verkehrs erfolgt durch Auffaltungen bzw. abgestufte Einschnitte in der
Oberfläche. Im Außenraum östlich des Gebäudes (Rathausstraße) wird eine Platzsituation mit einem lichten Kiefernhain
geschaffen. Der Platz selbst erweitert sich durch die Glasfassade hinein in die Mall. Entlang der Fassade schneidet sich
eine ebene Fläche in den leicht Richtung Doblhoffgasse ansteigenden Platz. Diese definiert einen Terrassenbereich für die
innen angelagerte Gastronomie. Der Kiefernhain ist direkt an eine aufgefaltete Kante angelagert die als Sitzmöglichkeit
genutzt werden kann. Im Bereich der Doblhoffgasse stehen der freie Blick auf den Mittelrisaliten des Parlaments
und die räumliche Lenkung des Fußgänger und Radverkehrs im Mittelpunkt der Gestaltung.
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INNENRAUM - INNENEINRICHTUNG
Der Innenraum des gegenständlichen Projektes versteht sich als Verdichtung des Außenraumes in mehrerlei Hinsicht. Die
im Äußeren angelegten Schwünge und Kurven erfahren eine dynamisierte Steigerung in der Ausformung der öffentlichen
Bereiche, in der Erschließung und im Luftraum des Atriums.
Die Merkmale des Freibereiches der platzförmigen Erweiterung der Rathausstraße finden ihre nahtlose Fortsetzung im
Zugangsbereich der Shopping-Mall, aufgeklappte Ebenen und Rampen sind Teil eines topologischen Ganzen, das sich bis
zur Auerspergstraße durchschiebt. Einer Landschaft gleich, die das Gebäude umspült und sich im Inneren voll entfaltet,
generiert sich die Oberfläche dieses Areals. Die Besucherinnen und Benutzerinnen des Gebäudes werden aufgenommen
in eine Kontinuität von Raum und Bewegung.
Sowohl außen als auch innen werden die Niveauunterschiede zwischen den Grundgrenzen damit spielerisch überwunden
und gleichsam bewusst gemacht.
Von der Rathausstraße her wird durch die versetzten Ebenen der Blick der Besucherinnen nach unten in die offenen
Zonen des Untergeschoßes, der Shopping-Mall, gelenkt. Von hier aus steigt das Atrium als großzügiger Luftraum auf und
erhebt sich bis an die oberste Kante des Daches. Ein Glasdach bringt Zenit-Licht in die Mitte des Komplexes.
Die versetzt wechselnden Erschließungsgänge in den jeweiligen Obergeschoßen geben dem Raum eine besondere
Raffinesse, nämlich einen partiell doppelgeschossigen Effekt. Umgekehrt bekommt auch der Blick nach unten mehr Tiefe
und erfährt abwechselnde Eindrücke.
Der Gesamtkomplex wird über zwei unterschiedliche Liftgruppen erschlossen. Einerseits führt eine Gruppe aus den
Garagenebenen bis ins Erdgeschoß. Hier liegt das Umsteigerelais auf die andere Liftgruppe, die die Bürogeschoße oben
erschließt. Dabei passiert man das Empfangspult, wo die entsprechenden Zutrittsberechtigungen erteilt werden. Auch
der Eingang von der Auerspergstraße her führt direkt auf den Empfang zu. Das Foyer wird an diesem Punkt von der Größe
her sehr effizient konzentriert, bietet aber zugleich einen guten Überblick über die Gesamtanlage. Anschließend daran
sind bereits – mit Zugang von außen (von der Auerspergstraße her) und von innen – Geschäftsflächen angeordnet.
Das obere Foyer ist mit dem etwas tiefer liegenden Foyerbereich von der Rathausstraße her mit einer offenen Stiege bzw.
mit einer Rampe verbunden. Der Lift aus der Garage funktioniert hier als Durchlader. Das untere Foyer bietet eine
großzügige Präsentations- und Verteilungszone, an die auch die Rolltreppen zum Untergeschoß anschließen. Für die
Bereiche zur Stadiongasse hin wie auch zu den ruhigen Außenzonen der platzförmigen Aufweitung der Rathausstraße
sind Gastronutzungen angedacht. Hier wird das räumliche Konzept auch auf das Nutzungskonzept übertragen: Innenund Außenraum werden gleich und zugleich bespielt. Die Qualität des Außenraumes ist in der Beschreibung desselben
erläutert.
Im Untergeschoß befinden sich großräumige Geschäftsflächen, als auch Shops mittlerer Größen bzw. teilbare Einheiten.
Die Obergeschoße weisen eine besonders hohe Flexibilität hinsichtlich Größen und Teilbarkeit auf. Die beiden Kerne
tragen das Ihre dazu bei. Auch die Einheiten innerhalb der Abschnitte sind flexibel und den zeitgemäßen Bürostandards
entsprechend zu organisieren.
Das gesamte Objekt ist somit einerseits kompakt, aber doch vielfältig und äußerst flexibel zu nutzen.
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TRAGWERKSPLANUNG
Tragwerksplanung / Statisches System / Bauteile
Für das tragwerksplanerische Konzept wird der Entwurf in 2 Teile gegliedert, Neubau und Bestand. Als Bestand sollen die
Kellerwände und die Bodenplatte erhalten bleiben. Diese dienen als Baugrubensicherung und Gründung für den Neubau.
Der Neubau soll in Massivbauweise erstellt werden. Stahlbetonstützen, -decken und zwei -kerne bilden die tragenden
Elemente.
Lastabtrag
Der Lastabtrag erfolgt auf klassische Weise: Vertikale Lasten werden über Stützen und Wände auf den Bestand
(Kellerwände, Bodenplatte) abgeleitet. Horizontale Lasten werden über die Deckenscheiben in die Stahlbetonkerne
eingeleitet. Decken + Kerne bilden hierbei die horizontale Aussteifung des Gebäudes.
Durch die symmetrische Anordnung der zwei großen Stahlbetonkerne wird eine optimale Wirkung auf die Aussteifung
des Gebäudes erzielt. Zusätzlich haben die durchgehenden Wände einen besonders begünstigenden Einfluss auf die
Aussteifung.
Als Deckensystem werden punktgestützte Stahlbetonflachdecken verwendet. Diese werden aufgrund der max,
Spannweite von ca. 8 m mit einer Deckenstärke von ca. 30 cm ausgeführt. Für die Decken werden somit keine Unterzüge
benötigt.
Die Stahlbetonstützen werden in mehreren Stützenreihen angeordnet. Aufgrund der Geometrie des Gebäudes sind die
der Fassade folgenden Stützen schräg ausgebildet. Die aus den schrägen Stützen resultierenden Horizontalkräfte werden
durch die Stahlbetonkerne aufgenommen.
Aufgrund der Auskragungen im Erdgeschoss ist es nötig an einigen Stellen eine Kombination aus Zug- und Druckstützen
zu verwendet. Vertikale bzw. schräge Stützen nehmen als Zugglieder (➀) die Last der Druckstützen (➁) am Ende der
Auskragungen auf und Leiten diese in eine bis zur Gründung durchgehende Stütze (➂) ein.
Besonderheiten
Zur Aufnahme der hohen Durchstanzlasten sind an wenigen ausgewählten Stellen „Geilinger Pilze“ an der Schnittstelle
Stütze-Decke notwendig. Durch diese Maßnahmen können schlankere Stützen sowie Flachdecken ohne lokale
Plattenverdickungen gewährleistet werden. Weitere Vorteile dieses Systems sind u.a. auch einfache Montage und
einfache Lagerhaltung.
Beim Abriss der bestehenden Kellerdecken wird die seitliche Halterung der Kellerwände gegen Erddruck entfernt. Um die
Kellerwände im Bauzustand gegen den seitlich drückenden Erddruck abzusichern werden schräge Abstützungen auf die
bereits vorhandene Bodenplatte abgestellt. Diese Maßnahme erspart eine aufwendige Verankerung der Kellerwände
(= Baugrubensicherung) in den seitlichen Baugrund.
Die bisherige Bodenplatte ist nicht für die neu entstehenden Stützen bemessen. Deshalb ist es nötig die Bodenplatte unter
den neuen Stützen zu verstärken. Hierfür steht folgende Variante zur Verfügung:
Die Bodenplatte wird unter der Stütze großflächig aufgebrochen und die Bewehrung zum Teil freigelegt. Anschließend
wird ein massives Fundament errichtet, welches die Lasten der Stütze in den Baugrund leiten kann.
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