Sanierung und Umbau Werkstattgebäude Bericht des Architekten Das Werkstattgebäude in späthistorischen Stil wurde 1903 erbaut und liegt zurückversetzt von der Uttigenstrasse direkt an der Bahnlinie Thun-Bern in unmittelbarer Nähe zu einem eingeschossigen Gebäude ähnlicher Bauart und aus derselben Zeitepoche. Der Bau besteht aus einem zweigeschossigen Mitteltrakt mit Satteldach und zwei eingeschossigen flach gedeckten Seitenflügel. Auffallend sind die Zierelemente wie Fensterbogen in Backstein und die gute Gestaltung der Dachuntersicht. Das Gebäude wurde ursprünglich als Giesserei und Schmiede erstellt und genutzt. Der zugehörige Kamin war zum Zeitpunkt der Sanierung bereits abgebrochen. Im Obergeschoss befinden sich seit einem früheren Umbau Büros. Infolge Umstrukturierung innerhalb der RUAG wurde die Werkstatt im Erdgeschoss für eine Büronutzung frei. Zum Zeitpunkt der Planung waren die genaue Belegung und die spezifischen Anforderungen der zukünftigen Benutzer noch unklar. Sicher war man sich aber bei allen Beteiligten, Bauherrschaft, Denkmalpflege und Architekt über die Qualität des Gebäudes und, dass die bestehende Bausubstanz erhalten und gepflegt werden muss. Durch den Restaurator wurden Farbuntersuchungen durchgeführt, welche Aufschluss über das ursprüngliche Farbkleid gaben. Anhand dieser Angaben und teilweise noch vorhandenen Plänen sowie einer einzelnen, weitgehend ursprünglichen Türe, konnte das originale Erscheinungsbild des Gebäudes rekonstruiert werden. Die Fassade wurde in den ursprünglichen Farben gestrichen. Die Fenster sind nach heutigem Stand mit Isolierverglasung gefertigt und abgeleitet vom rekonstruierten Bestand gestaltet. Zusätzlich wurden aussen liegende Stoffstoren als Sonnenschutz montiert. Beim Einbau der Büros wurde die Struktur des Gebäudes nicht verändert. Im Eingangsbereich waren in einem ersten Projekt die zusätzlich erforderlichen Toiletten mit angrenzender Cafeteria in einem nebenliegenden Raum vorgesehen. Während der Planung musste die Belegung geändert und das Projekt den neuen Bedürfnissen angepasste werden, weshalb in der ausgeführten Variante Toiletten und Teeküche in einem Einbau zusammengefasst wurden und die Cafeteria neu in der Eingangshalle liegt. Grundriss Projekt Grundriss ausgeführt Adrian Bühler dipl. Architekt FH/HTL Allmendstrasse 62 3600 Thun Tel 033 223 29 10 Fax 033 222 02 49 Die Toilettenanlage mit Teeküche ist als selbständiges Objekt gestaltet. Die möbelähnliche Gestaltung in Holzwerkstoff mit seidenglänzender Oberfläche unterstreicht den Kontrast der Kurzlebigkeit technischer Installationen zu den massiven und beständigen Mauern. Dieser Projektgedanke ist mehr als eine architektonische Idee: die Erfahrung zeigt uns, dass derartige Gebäude während einer verhältnismässig langen Lebendsauer verschiedene Veränderungen erfahren. Der Einbau ist bewusst reversibel ausgeführt und kann ohne Zerstörung der Struktur entfernt oder verändert werden. In der Eingangshalle wurde ein rötlicher Bodenbelag verlegt, welcher dem Raum einen öffentlichen, beinahe platzartigen Charakter verleiht. Die Büroböden sind im Gegensatz mit textilem Bodenbelag ausgeführt und vermitteln eine intimere Atmosphäre. Die notwendigen Abtrennungen einzelner Büros wurden mit Glastrennwänden geschaffen, welche einerseits lichtdurchlässig sind, anderseits durch streifenweise Beschichtung auf Sichthöhe die erforderliche Privatheit gewährleisten. Alle Einbauten sind als nachträgliche Eingriffe klar ablesbar und unterstreichen die klare Struktur des Gebäudes. Der Umbau in einem Gebäude mit historischer Substanz erfordert von allen Beteiligten, nebst Fachwissen, Interesse und Verständnis für das Gebäude, den Willen unübliche Lösungen zu erarbeiten und auszuführen, sowie die Bereitschaft, sich den Vorgaben des Gebäudes unterzuordnen. Nur dadurch kann die bestehende Substanz mit ihren Qualitäten erhalten bleiben und dank gezielten Eingriffen heutigen Ansprüchen gerecht werden. Thun 20.01.2006, erg. 26.08.2010bü Adrian Bühler dipl. Architekt FH/HTL Allmendstrasse 62 3600 Thun Tel 033 223 29 10 Fax 033 222 02 49